Nr. 41. 31. Jahrgang.
Gewerkschaftliches.
Solidarität.
fizender: Grodeski; Schriftführer: Richter; Beifizer: Bölter, Beier, Hoppe, Gilhard und Gebhardt. Lohnbewegung der Arbeiter in den Besohlanstalten. In einer öffentlichen Versammlung, die der Zentralverband der Grimmig wütet die Strife! Tausende und Abertausende Schuhmacher am Montag nach dem„ Englischen Garten " einberufen liegen ohne Arbeit, ohne Brot auf der Straße. Aber auch hatte, nahmen die Reparaturarbeiter aus den Besohlanſtalten die, welche noch Arbeit haben, müssen diese vielfach unter den Stellung zu einer im Frühjahr dieses Jahres einzuleitenden Lohnungünstigsten Bedingungen ausführen. Nichts ist ja dem bewegung. Unternehmer willkommener, als wenn er unter dem Hinweis Tarif gekündigt haben. Nun müßten auch die Reparaturarbeiter Dally teilte mit, daß die Arbeiter aus der Maßbranche ihren auf die mächtig angeschwollene Reserve armee der Arbeitslosen ihre Forderungen stellen. 1910 wurde mit der Schuhmacherinnung Lohn- und Arbeitsbedingungen zu drücken vermag. Und und noch mit anderen Bereinigungen aus den Vororten ein Minimal dann die Zahl derer, die bei verkürzter Arbeitszeit tätig sind, tarif vereinbart. Die Innung, die eine Zwangsinnung ist, hat er die das Unternehmertum durch Verringerung der Arbeit aber flärt, einen Zwang auf Einhaltung des Tarifs bei den Mitgliedern auch des Lohnes an den Betrieb fesselt, um einen Stamm der Innung nicht ausüben zu können. geübter Arbeiter für den Eintritt der besseren Stonjunktur zu die Bezahlung der tariflichen Bestimmungen hinzuwirken. Ebenso Moralisch hat sich der Innungsvorstand jedoch verpflichtet, auf erhalten! So trifft das Elend der Krise nicht nur die direkt hat das Innungsschiedsgericht in Fällen, wo der Tarif nicht einArbeitslosen, sondern greift darüber hinaus beinahe in alle gehalten wurde, stets die betreffenden Arbeitgeber verurteilt. Kam Schichten der schaffenden Bevölkerung. Es ist keine Arbeiter es doch vor, daß die Woche bis 5 und 6 M. weniger bezahlt wurden, familie- insonderheit in Berlin davon verschont. als der Tarif vorschreibt. Und das bei den an und für sich schon äußerst erbärmlichen Löhnen. Redner schilderte auch, wie ungemein schwierig sich die Agitation unter diefer Arbeitergruppe gestalte. lohnes gefordert, da derfelbe ben heutigen Lebensverhältnissen durch In der Debatte wurde eine Erhöhung des jezigen Minimal aus nicht mehr entspreche. von Tarifbrüchen vorgebracht, desgleichen von unglaublichen ArbeitsIm übrigen wurden vielfache Beispiele räumen, Waichgelegenheiten usw. Es wurde noch mitgeteilt, daß die Firma Starl Stiller ihre Arbeiter einen Revers unterschreiben ließ, in dem sie sich verpflichten, für den Lohn zu arbeiten, den sie Von der Gewerkschaftskommission erhalten wir jetzt die in den aufgelösten Filialen vorher erhielten. Die Firma hat sich Angaben über die zu Weihnachten gezahlten Ertraunterstügungen damit einer Uebertretung der Vereinbarung schuldig gemacht. an die Arbeitslosen. Die Veriammlung beschloß gegen vier Stimmen, im Frühjahr in eine Propaganda zur Einleitung einer Lohnbewegung für die Reparaturarbeiter einzutreten.
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Es schien gewagt, als unter diesen Umständen Partei und Gewerkschaften die Arbeiter Berlins aufriefen, von dem Wenigen, was sie jetzt verdienen, noch etwas für den Weihnachtstisch der völlig Darbenden zu opfern. Aber der Nuf verhallte nicht umsonst. Die Solidarität der Berliner Arbeiterschaft hat sich glänzender denn je bewährt. In wenigen Wochen brachte das Proletariat Berlins beinahe eine halbe Million zusammen!
Es wurden an rund 29 245 Arbeitslose die Summe von 147 064. in bar ausgezahlt und außerdem für 91 502,69 m. in Waren und Lebensmitteln gegeben. Ferner kostete die Weihnachtsbescherung für zirka 20 000 Stinder 27 877,98 M.
Außer der von der Gewerkschaftskommission gezahlten Summe zahlten die Gewerkschaften Berlins noch an außerordentlichen Weihnachtsunterſtügungen die Summe bon 180 534,57 Mart, so daß eine Gesamtsumme von 446 979,24 Mark an die Arbeitslosen und deren Kinder zur Auszahlung gelangte.
berteilt.
Aus dem Fleischergewerbe. Die Fleischermeister Erner, Weichselstraße 49 und Dehmte, Johann- Huß- Straße 8 haben den Tarifvertrag der Fleischerorganisation anerkannt.
Die Tariftommiffion der organisierten Fleischergesellen. Deutsches Reich .
soeben den Fabrikhof betreten hatte, sah den Revolver plößlich auf fich gerichtet. Kurz entschlossen nahm B. eine in der Nähe liegende Rifte und stieß diese nach dem Arbeitswilligen. Der gefährliche Revolverheld fiel hierauf( ein bezeichnendes Spiel des Zufalls) in cine dem Arbeitswilligen den Revolver zu entwinden. Der Arbeits Abfallfiste. Nun sprang ein anderer Arbeiter hinzu und suchte willige drückte auf diesen Arbeiter die Schußwaffe ab. Die Kugel prallte glücklicherweise an einer Ledertasche, die der Arbeiter( es war ein verheirateter Streifender namens D.) in der Tasche trug. ab; fie hatte nur den Rock des D. zerfest und blieb in der Westenabschoß, sauste D. dicht am Kopfe vorbei. Diese Schüsse hatten tasche stecken. Eine dritte Kugel, die der wütende Arbeitswillige die ganze Fabrik in Aufregung gebracht. Man jah, daß D. getroffen war. Alles flüchtete. Ein beherzter jugendlicher Arbeiter, der gerade den Fabrikhof betrat( es war gleichfalls ein ehemaliger Streifer), faßte einen Besenstiel, eilte zu dem Arbeitswilligen und schlun diesem die Mordwaffe aus der Hand. Andere Arbeiter, die gleichansahen, eilten herbei, bläuten den Revolverhelden durch und überfalls eben zur Arbeit gehen wollten, und die den Vorgang noch gaben ihn der Polizei. Ihrem von jeher geübten Brauch treu, erhob Sie Nürnberger Anklagebehörde die Anklage nicht gegen den arbeitswilligen Revolverhelden, sondern gegen jene drei Arbeiter, die den gefährlichen Burschen unschädlich machten, und noch gegen zwei weitere Arbeiter dazu. Diese fünf streitenden Arbeiter, von denen zwei ganz unbeteiligt waren, mußten sich vor dem Nürnberger ein großes Zeugenaufgebot. Jedoch schon die von der AnklageSchöffengericht wegen Körperverlegung verantworten. Es erfolgte daß der Amtsanwalt die Anflage fallen laffen mußte, ehe noch die behörde geladenen Belastungszeugen machten derartige Angaben. von der Verteidigung geladenen Entlastungszeugen vernommen waren. Ein Vorarbeiter, der den arbeitswilligen Revolverhelden in seiner Abteilung hatte, schilderte diesen als unfähigen und unzuverlässigen Arbeiter, vor dem fich Zeuge fürchtete. Der Arbeitswillige sei ein ganz rabiater Mensch, von dem schon früher bekannt war, daß er stets einen Revolver trug. Die Angeklagten mußten auf Kosten der Staatstaffe freigesprochen werden. Mit Recht konstatierte der Verteidiger, daß sich das Verhalten des Arbeitswilligen als ein glatter Todschlagsversuch qualifiziere. Natürlich wird dieses gefährliche„ nüßliche Glement" bom Staatsanwalt trotz alledem verschont bleiben. Wenn jedoch die Reaktionärs und Koalitionsrechtsräuber wieder davon reden und schreiben, daß die Arbeitswilligen gezwungen sind, sich mit Waffen zu versehen, so wird man an dieser Nürnberger Fall erinnern müssen.
Ausland.
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Schneiderstreit in Gotha . Die Firma Rosenblatt( G.m.b..) Wieder ein arbeitswilliger Revolverheld. hat es abgelehnt, sich in der Kündigungswoche mit den bei ihr beWährend des letzten Pinselarbeiterstreikes, der im vorigen fchäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen zu einigen. Es ist nunmehr Man vergleiche mit diesem tatkräftigen Eingreifen der Jahre in Nürnberg tobte, fanden sich die zweifelhaftesten Elemente aur einmütigen Arbeitsniederlegung der 24 bei den Differenzen in Arbeiterschaft die zögernde Zurückhaltung des Bürgertums als Streifbrecher ein, die aus allen Richtungen der Windrose herbei- Frage kommenden Personen gekommen. Sie find sämtlich im und der Behörden dem doch nicht zu leugnenden Elend gegen- strömten. Diese nüßlichen Glemente benahmen sich gegenüber den Schneiderverband Organisierte. Der so brutal vom Zaune ge über! Streifenden in unerhört provozierender Weise und wurden durch brochene Kampf wird sicherlich nicht enden zumal die Löhne in Wahrlich hier ist vor aller Augen ein modernes Wunder das Verhalten der Polizei dazu geradezu animiert. Polizei und anderen Städten in der Branche höhere sind ehe die Firma er geschehen. Die Speisung der Zehntausende von den Krumen Arbeitswillige sowie das Unternehmertum, dessen Wünsche die klärt hat, daß die alten Lohnfäge weiter gezahlt werden. einer ärmlichen Mahlzett ist kein biblisches Geheimnis mehr. Bolizei in geradezu unglaublich gefälliger Weise respektierte, Der Messias Solidarität ist aufgestanden. Er hat die Brote brachten es fertig, den streifenden Arbeitern unzählige Strafprozesse aufzuhalsen, die immer noch nicht alle erledigt sind. Der ehemalige Friseur, spätere Gastwirt Fettger aus Regensburg , eine Und sie bekamen alle davon! berkrachte Griftenz, zog gleichfalls gen Nürnberg , um den fämpfen= Der„ Nordböhmische Volksbote" in Bobenbach bringt eine Extraden Binselmachern in den Rücken zu fallen. Einige Tage nach Be- ausgabe heraus mit einer ausführlichen Darstellung des grauenendigung des Streites, anfangs September vorigen Jahres, glaubte haften Verbrechens, dem der Genoffe Solinger zum Opfer fiel. Fettger, daß er auf dem Wege zur Arbeitsstätte der Pinselfabrik Johann Solinger, der erste Maschinenmeister der Parteidruckerei Die Puter beschäftigten sich in einer gutbesuchten Sektions- Schramm photographiert worden sei. Vor der Garderobe des Be- Gärtner u. Co. in Bodenbach, war der Vertrauensmann der versammlung mit dem Thema: Neue Bahnen der Lohntriebes angekommen, schimpfte der Arbeitswillige in der unflätigften ausgesperrten Buchdrucker von Tetschen- Bodenbach . In dieser bewegung". Die Ausführungen des Referenten Hante Weise auf die organisierten Arbeiter und nannte diese Gefindel, gipfelten in der Forderung, daß sich die Buyer mehr mit dem Tarif- Lumpenpad usw. Durch dieses provozierende Verhalten ließen sich Eigenschaft rief man ihn hinzu, als Steiling den Verfuch machte. gedanken befreunden müßten. Die sehr lebhafte und interessante einige ältere Arbeiter, die schon lange Jahre im Betrieb waren, den Arbeitswilligen Geltsch(?) aus Dresden (?) in Tetschen unterDistuision zeigte, daß die Buzzer heute durchweg dem Tarifgedanken hinreißen, dem Arbeitswilligen, der außerdem eine drohende Stel- zubringen. Sympathien entgegenbringen. Zur Erflärung fei erwähnt, daß die lung eingenommen hatte, ein paar Siebe zu verabreichen. Fettger Keiling war übelster Laune. Sein Ruf als Zuchthäusler war Buzzer bis jetzt ohne Tarif arbeiten und dabei auch ganz Grfled zog seinen Revolver und schoß blindlings auf Arbeiter, die an dem ihm vorausgeeilt. Der Hotelier Reindt der Stadt Prag " hatte liches, darunter den Achtstundentag, herausgeholt haben. Doch das Vorgang gar nicht beteiligt waren und die eben erst die Fabrik ihm am Abend bei der Einkehr den„ Volksboten" als Lektüre hinfrüher Gute hat sich in den Zeiten der schlechten Wirtschaftslage ins betraten. Gine Kugel schlug in eine Tür ein, durch die foeben ein gelegt und in diesem mußte er sein Strafregister finden. Wütend Gegenteil verwandelt. Da die Puzer feine festen Lohnfäge haben Werkmeister, der aus dem Bereich des gefährlichen Arbeitswilligen ( fie arbeiten nur in Afford), läßt sich leicht ermessen, was das fommen wollte, geflüchtet war. Es war nur ein Zufall, daß der warf er feinen Revolver auf den Tisch, so daß der ihn bedienende Unternehmertum diesen in schlechten Zeiten zu bieten beliebt. Werkmeister nicht von der Kugel getroffen wurde. Andere Wert- Kellnerlehrling freidebleich entfloh und den Besuchern des GastFür den Sektionsvorstand wurden sodann folgende Wahlvorschläge meister und Vorarbeiter flüchteten gleichfalls vor dem arbeits- lokals von dem Vorfall erzählte. So erfuhren die Buchdrucker daangenommen: 1. Vorsitzender: Lemme und Neumann; 2. Vor- willigen Revolverhelden. Ein organisierter Pinselmacher B., der von, die ihn in einem anderen Lokal gesucht hatten. Sie verlangten
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Kleines Feuilleton.
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Mufik.
Auf steht das Proletariat
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Und weist dem König feine Schranken!
Und ruhig siebt's die Polizei
In diesem staatsrechtlichen Eden,
Und die. Minister stimmen bei
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Notizen.
Anag
Berliner Volks- Chor: Mozart Abend. Happoldts stimmungsvoller, gut akustischer Stonzertsaal war am Montag gefüllt bis zum letzten Play. Das ist um so höher anzuschlagen, als die Bourgeoisie seit Jahrzehnten bei der Aufführung Mozarischer Opern Germania , den eisernen Besen! Das Martyrium der flaffischen" meistens durch ihre Abwesenheit zu glänzen pflegt. Aehnlich abBeugin aus dem Zabernprozeß, der Bigarrenhändlerin Evers, glimmt neigend verhält sie sich auch zu seinen für den Konzertiaal kompofort. Wiewohl täglich größere Bestellungen von guten Patrioten nierten Werken, es sei denn, daß berühmte Dirigenten oder Solisten einlaufen und die Stiftchen immer leerer werden, das Herz, das un- als Zugmittel mitwirken Anders denkt und handelt das Volk. Es verfäufliche Herz, bleibt voll. Und sie hat es vor furzem in einem will die Schöpfungen seiner unsterblichen Meister hören, wo und Kunstchronit. Bei Paul Cassirer ist eine neue AusBrief an eine schlesische Dame ein wenig ausgeschüttet. Sie hat wann immer sie ihm in echt künstlerischer Wiedergabe geboten stellung eröffnet. Sie bringt mit 46 Bildern von Waldemar Mösler ihrem Zorn die Luft gemacht, die bekanntlich Bigarren nicht immer werden. Diesmal war's ein Kammerkonzert in reinster Form, dem einen Ueberblick über das Wert dieses Stünstlers. Ferner enthält sie haben, und sie hat sich auch kein Deckblatt vor den Mund genommen. ein von Dr. A. Guttmann im Gewerkschaftshause gehaltener fast ebenso viele Werte von dem französischen Maler Odilon Redon Sie schreibt u. a.: Lehrvortrag über Mozarts Musifschaffen vorausgegangen war. Auf und Arbeiten von dem Bildhauer Wilhelm Lehmbrud. Wie hat Herr v. Reuter das Land hier geliebt und bewundert, dem Programm standen: Das Streichquartett Nr. 34 B- dur, Eine Ernst hädel Feier. Zu Ehren Ernst Sädels, wie viel Gutes hat er getan, auch die Frau Oberst war sehr gültig, auch Jagdquartett genannt, eine Sonate für Bioline und der am 16. Februar 80 Jahre alt wird, veranstalten die Berliner ich sah ihr mal zu, als fie ganz in der Früh mit ihrer Fräulein Klavier D- dur und das Klavierquartett Nr. 158 in G- moll. Monisten am 17. Februar im Kaiferiaal des Zoologischen Gartens Tochter spazieren ging, da tamen einige ganz arme Kinder daher, wie Mozart durch die Begründung der romantischen Oper, eine große Feier. Die Festreden halten Wilhelm Ostwald und Prof. die schrien, weil große Hunde famen, und die Damen gingen fofort insbesondere durch die Neugestaltung und Ausbildung der fomifchen Dr. Guenther- Freiburg. über die Straße und führten die Kinder fort. Immer sah ich Oper die großartigste musikalische Umwälzung hervorrief, so führte so schöne Handlungen von der Familie des Herrn Oberst und ihm. er in der Instrumentalmusik das von Josef Haydn Begonnene Ich bin deshalb auch so empört darüber, weil die Zaberner diefen weiter, indem er ihr die ganze Sprache feines Herzens mitteilte. charakterstarken und gerechten Mann so behandelt haben. Der Herr So ist denn auch in den obengenannten Werken ein berückender Oberst war zu gut. Hier bleiben kann ich nicht, das würde meine Glanz origineller Melodien ausgegoffen, dem sich niemand zu entGesundheit fosten. Hier gibt es auch noch lange keine Ruhe, diese ziehen vermag. Ausführende waren das Klinglerfche Streich Feiglinge sezen ihre Waulwurfsarbeit fort. Ein eiferner quartett und Robert Kahn ( Klavier). Nicht sobald wird ein Eine neue Bultandämmerung. Der italienische Besen müßte mal hier austehren, solange no idealerer Zusammenflang der Instrumente zu denken sein, als er Forscher Professor Calli meldet, daß er seit einiger Zeir eine Folge Zeit ist." hier zu Gehör tam. Die grazile Leichtigkeit des Mozartschen Musik- ungewöhnlicher farbiger Dämmerungserscheinungen beobachtet habe, Und ob auch die mutigen Patrioten der Frau Evers nicht nur in geistes wurde gerade durch die Behandlung des Bechsteinflügels das erste Mal Mitte Juli in Rom und dann ohne Unterbrechung, die Zigarrenfistchen, sondern auch pflichtschuldigst unter die Arme offenbar, dem der Spieler wundervoll gefärbte und meisterlich aus- wenn auch mit gewiffen Schwankungen der Helligkeit bis zur Mitte greifen, die Spezialmarte: Zaberner Feigling wühlt noch immer. geglichene Töne entlocte. Es war eine von feinstem Musikempfinden des Dezember. Er führt diese Erscheinungen auf den sehr heftigen Da müßte eben einmal ein eiserner Besen ausfehren, daß es nur so getragene schwungvoll- lebendige Wiedergabe, die denn auch bei den Ausbruch des japanischen Bultans Ajama zurück, der in der zweiten raucht. Die Zigarrenbändlerin Evers brennt danach. Hörern dankbaren Jubel auslöfte. Hälfte des Juni stattfand.
Baffermann zu Pferde. Die Stadt Mannheim hat vor einiger Zeit einen schmucken, neuen Führer herausgegeben, der neben dem Text allerlei Sehenswürdigkeiten der Stadt in fleinen, netten Bildern wiederspiegelt. In diesem Bildersaal ist eines, das ein Stüd Straße zeigt, oder eigentlich nur ein Haus, oder noch beffer: em paar Meter von einer Villa. Und vor diesem Hause hält ein Reiter in würdiger Ruhe, mit sinnender Miene, ein Reiter auf einem stattlichen Pferde. Keine Unterschrift verrät, mit welcher Mannheimer Sehenswürdigkeit uns dieses Bild da bekannt macht. Mit großem Wissensdurst behaftet, habe ich mich nach Sinn und Bedeutung des Bildes erkundigt, und mir ist die Antwort geworden, daß der Reiter mit der halb bedeutenden, halb sorgenvollbekümmerten Heldenpose der Abgeordnete Baffermann ist, der Führer der Nationalliberalen, ein Bürger Mannheims , ein Sohn einer alten Familie der Stadt zwischen Neckar und Rhein mit cinem Worte: ein Ruhm der Stadt, ein Stolz und eine Freude der Seinen. Ein Mann, wie man weiß, mit Ruhm und Ansehen bei allen Gutgesinnten so reich beladen, daß er dereinst seinem Denkmal sicher nicht entgehen kann.
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Run verstehe ich auch das Reiterbild in Mannheims schmuckem Führer: Freund Bassermann hält Generalprobe für sein fünftiges Denkmal ab.
Sumor und Satire.
Go' was tommt bei uns nicht vor! Die tücht'gen Herrn von Ar und Halm, Sie schäßen jetzt die Wucht der Massen. Sie rücken an aus Feld und Alm Und demonstrieren in den Gassen! Und welche Wendung unsrer Beit!- Sie wollen nicht nur schrei'n und reden, Zu zahlen auch sind sie bereit
In Schweden , teurer Freund, in Schweden ! Und hört! kann so' was denn gefchehn? Ist diefes son st schon dagewesen? Der König, fich recht aufzublähn, Mizachtet die Verfassungsthesen! Und er beginnt ganz eminent Mit starken Worten zu befehden Des Reichs erwähltes Parlament
In Schweden , teurer Freund, in Schweden !
Jedoch in unserm Drdnungsstaat
Kommt dadurch nicht das Recht ins Wanken.
ek.
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Die Benfur im Elsaß . Das elfäffische Dialektstüc D'r Quatorze Juillet" von Henry Lallemand, das von dem Elfäfftschen Theater in Colmar demnächst aufgeführt werden soll, ist vom Bezirkspräsidenten des Obereliaß berboten worden. Das Stück ist vor Jahresfrist bereits aufgeführt worden. Ist das schon die Wirkung des neuen Regiments?
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Auch eine Sprachmimose. Zu dem Thema, das neulich in diesen Spalten illustriert wurde, fchreibt uns ein Lefer: Neulich geriet ich bei Gelegenheit der Agitation auf einen der ent fernteren Berliner Vororte, dessen Bahnhofsverhältnisse mir noch unbekannt waren. Bei der Rückfahrt fand ich mich nicht gleich zu= recht und fragte einen Beamten, welcher der Uniform nach einer gehobenen Stlaffe anzugehören schien: Wo bekomme ich hier ein Billett?"
Ein gewöhnlicher Bahnsteigschaffner hätte mir Bescheid gegeben. Aber der Gehobene" war auch ein Deutschtümler. Er musterte mich berächtlich und sagte:
„ Eine Fahrkarte meinen Sie doch!" ,, Meinethalben eine Fahrkarte!"
Da hob er den Arm und zeigte tiefer in das Dunkel des Bahnhofstunnels hinein:" Dort, am Billettschalter!"
Das Ende der größten Kulturpalme. Die fast hundert Jahre alte, 32 Meter hohe Livistona im Balmenhause boit Herrenhausen bei Hannover , dem ehemaligen Schloßgut ver hannoverschen Könige, wird demnächst gefällt werden, weil sie" fast an das Glasdach des Gewächshauses stößt. Eine Erhöhung des Smehrfach durch Aufbauten erweiterten Glashauses ist mit Rücksicht auf die Tragfähigkeit der Fundamente nicht mehr möglich.