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fprechungen für die Kleinbauern und Handwerker- das j trugen das Gepräge der Lüge und böswilligen Erfindung hebe den Nothstand nicht, sondern schärfe ihn nur. Der so sichtbar an der Stirne, daß wir es für ausgeschlossen Redner ging dan auf den Gegensah zwischen Antisemitismus hielten, daß ein ernst zu nehmender Gegner denselben und Spiritismus ein, geißelte die Polizeiübergriffe gelegent- irgend eine Beachtung schenken könnte. Wie Figura zeigt, lich der Nothstandsversammlung am vorigen Donnerstag haben wir uns getäuscht.

und verlangte positive Maßnahmen, gesetzlichen Achtstunden- Sobald es sich um unsere Partei handelt, ist nichts so tag 2c. für die Arbeiter. Was bis jetzt von der viel- dumm und gemein, daß Leute vom Schlage eines Stumm gepriesenen Sozialreform von oben zu Tage gefördert wor- und Konsorten demselben nicht blinden Glauben entgegen­den, sei nur der Kanossagang der Staatsgewalt nach dem brächten. Schloßhof von Neunkirchen  ( Stumm).

Staatssekretär von Bötticher erklärte sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Derselbe gab einen partiellen Nothstand in einigen Bezirken zu, aber dieser sei nicht derart, daß von Reichs- oder Staatswegen ein­gegriffen werden müßte. Die Gemeinden hätten in einzelnen Fällen mit Erfolg intervenirt.

Was die Polizeiübergriffe am Friedrichshain   anbetrifft, so ist amtlich davon nichts zur Kenntniß des Herrn Ministers gekommen. Von den Mißhandelten hat sich weder auf dem Polizeipräsidium, noch beim Minister des Innern noch beim Reichskanzler jemand beschwert.

Der Minister weiß also nichts.

Es ist eben die alte Geschichte. Beschwert sich jemand über die Polizei, so dreht diese den Spieß um und veran laßt den Staatsanwalt Klage gegen den Beschwerdeführer zu erheben. Sehen die Mißhandelten aber aus diesem Grunde vom Beschwerdeweg ab, so erklären die maßgeben den Organe: es liegt ja keine Beschwerde vor, ergo ist nie­manden Uebles widerfahren.

Um aber unseren Lesern und allen ernst zu nehmenden Gegnern zu zeigen, welchen Blödsinn unbesehen hinzunehmen Freiherr v. Stumm bereit ist, sobald derselbe nur gegen uns ausgeheckt ist, lassen wir nachstehend die Aufstellung folgen. Dieselbe lautet:

Zwei Millionen deutscher   Arbeiter steuern jährlich 10 Mil­lionen Mark für die Sozialdemokratie. Diese Millionen werden folgendermaßen verwendet:

Gehalt für 50 der oberen Führer à jährlich 10 000 M. macht

Desgleichen für 300 solcher zweiter Güte à 5000 M.

Desgleichen für 500 folcher, die zu Wander­predigern und Reichstags- Abgeordneten ausgebildet werden sollen, à jährlich 3000 M.

Diäten an

à 3000 m.

·

40 Neichstags. Abgeordnete

500 000 m.

1 500 000

1 500 000

au bearbeiter. 120 000

350 Wahlbezirke te jährlich zu bearbeiten

à 10.000 m.

Insgemein zur Gründung von Zeitungen, Zuschuß zu Büchern, Broschüren, Flug­blättern, Streits.

1021

3 500 000

1880 000

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Da in dem anstehenden Falle es außerdem nur Arbeits­Iose waren, welche geschlagen und vergewaltigt wurden, so fümmert sich auch tein sonstiges Staatsorgan um die Sache. of 6 Summa 9 000 000 m. Thierschutzvereine bestehen Menschenschutzvereine wären nothwendiger, die giebt es aber nicht.

In der auf Antrag Singer stattfindenden Diskussion sprachen Richter, Stumm, Bebel und Möller( Dortmund  ).

Der König   von Neunkirchen   hielt seine schon oft vorgetragene Rede über die Sozialdemokratie, welche Mord und Todtschlag predige und in keiner Weise sich vom Anarchismus unterscheide, heute wieder einmal.

Die Rechnung schließt mit folgender bodenloser Nieder­trächtigkeit:

bleibt demnach noch übrig zu freier Verwendung rund eine Million!

Was damit geschieht, geht Euch Arbeiter nichts an, wollt Ihr es aber durchaus wissen, so müßt Ihr die Schatz meister der Partei fragen.

Jedenfalls aber werden damit noch Schaaren von jenen Leuten bezahlt, die sich zwar ,, Arbeiter" nennen, aber nichts

dann speziell auf die Ursachen des Nothstandes, die wunder- und mit solchem Gesindel muß man sich herumschlagen. bare Art, wie der preußische Staat denselben bekämpfe, ein.

Unser Genosse Bebel antwortete kurz darauf und ginganderes als Partei- Bummler" find." Mit solchen Argumenten bekämpft uns Herr v. Stumm

Das Vorgehen der Polizei gegen die Arbeitslosen griff Bebel in schärfster Form an, was den Minister v. Bötticher veranlaßte, dagegen Verwahrung einzulegen.

Nach der Rede Möller's wurde die Sigung auf morgen vertagt.-

Heute, nach drei Jahren, sei die beschlossene Sonntagsruhe Ein neues Sozialistengesetz ist das Ziel aller Heul­für die gewerblichen Arbeiter nicht durchgeführt, in den meiereien, zu denen die sogenannten anarchistischen" Staatswerkstätten, besonders beim Eisenbahnbetrieb, werden Attentate der letzten Zeit Anlaß gegeben haben. Im Lande die Löhne gedrückt und Arbeiter entlassen. des Blümchenkaffees ist das Geheimniß, das übrigens für uns nur ein Geheimniß war, von den Mitgliedern des Papagenolandtags und dem Leiter des Ministeriums aus­geplaudert worden. Den Anlaß gab die bekannte Angst­petition der 42 ordnungsparteilichen Gemeindevertretungen aus der Umgegend von Dresden  . Die erste Kammer, vor welche die Petition vorigen Freitag kam, drückte ihr Ent­Wo war Graf Euleuburg, der Vorgesetzte des Herrn zücken über den Inhalt der Petition aus, die jedem ehr­von Richthofen, der parlamentarisch einzig für die Vor- lichen Ordnungshafen aus der Seele geschrieben sei, gänge am Friedrichshain   verantwortliche Mann? Man erklärte eine Vermehrung der Landgendarmerie und fah ihn nicht am Bundesrathstische des Reichstages, kein sonstigen Regierungsgewalten für nothwendig, und wurde preußischer Minister war da zu sehen, alle glänzten sie von dem Ministerpräsidenten Herrn v. Metzsch   durch eine durch Abwesenheit, auch Miquel, dessen Steuerprojekte, die Rede beglückt, in der derselbe die Versicherung abgab, daß Quellen weiterer Arbeitslosigkeit, mit in die Debatte ge- die sächsische Regierung nicht blos die bestehenden Geseze zogen wurden. Dagegen lenkte ein anderer Mann die Auf- aufs schärfste gegen die Umsturzpartei, soll heißen die merksamkeit des Reichstages auf sich, ein Vorgänger des Sozialdemokratie in Anwendung bringen werde, sondern Grafen Eulenburg, jetzigen preußischen Ministers des Innern, auch auf Vermehrung der gesetzlichen Machtmittel be­Herr von Puttkamer  , der wohl mit anhören wollte, wie die dacht sei. Thaten der Männer im Reichstage beurtheilt werden, an deren Erziehung er so wesentlichen Antheil hat.-

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Die sächsische Regierung ist also für ein neues Sozia listengesetz was wir freilich schon längst wußten. Und Herr von Stumm greift in seiner ohumächtigen Wuth auch andere sind dafür nur daß der Plan noch nicht so darüber, daß die Reichsregierung fich noch immer nicht ent- offen dargelegt worden ist. Man sieht, wie schlecht es um schließen kann, ein neues Sozialistengesetz einzuführen, zu die Sache unserer Gegner, nach deren eigener Meinung, Kampfesmitteln gegen uns, deren Wahl wirklich Befürch- steht. tungen für die Zurechnungsfähigkeit des Allgewaltigen von Neunkirchen nahe Jegt.

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mir zu antworten, und dieser habe keinen Anlaß, mit mir den Kampf, den er gegen meinen Vater geführt, fortzuführen. Unter diesen Umständen wird es vielleicht für manchen, der meinen Brief auf die Autorität der Hamb  . Nachr." hin für unhöflich hält, von Interesse sein, daß ich in formeller Beziehung den Rath eines Herrn eingeholt habe, der die Schule der Höflichkeit in der Wilhelmstraße, noch bevor Fürst Bismarc deren Leitung aufgab, besucht hat. Dieser hielt den Brief für formell forrekt. Wenn die Thatsachen, die ich mittheilte, eine unhöfliche Sprache reden, so ist das natürlich nicht meine Schuld. Der Kampf gegen mich ist trotz der An­tündigung der Hamburger Nachrichten" mit Energie seitens des Fürsten Bismarc Bismarck in denjenigen Blättern, Die von ihm inspirirt werden, aufgenommen worden. Bunächst wurde der arme Hans Blum anonym desavouirt. Fürst Bismarck  , so hieß es, es, habe einzelne Stellen ( welche?) für ungenau erklärt, oder durch die Rhein  . Westf. 3tg." verbreitet, es sei wohl möglich, daß sich Fürst Bismarck   in seinem Urtheil über die finanziellen Verbindungen des Grafen Arnim damals geirrt habe." Wenn dieser Say einen Sinn haben soll, so bedeutet er, daß damals, als Fürst Bismarck   dem Dr. Blum von den Spekulationen des Grafen Arnim mit Baron Hirsch   erzählte, er sich geirrt hat. Damit wird zugegeben, daß Fürst Bismard moralisch für Blum's Fabeln verantwortlich ist. Nachdem diese Versuche, die Verantwortlichkeit des Fürsten Bismard zu besei­tigen, feinen durchschlagenden Erfolg erzielt hatten, wurde ver sucht, die öffentliche Aufmerksamkeit von dem Punkt, auf den es antommt, abzulenken, nämlich daß Fürst Bismarck   die Ehren­pflicht hat, selbst die Wahrheit zu sagen. Es wurden neue Märchen zu diesem Zweck in Umlauf gesetzt, wie z. B. daß Feldmarschall Manteuffel und mein Vater gegen Fürst Bismarck  sich verbündet hätten. Ich habe nicht für nöthig gehalten, diefen Eintagsfliegen, deren defensiven Werth Fürst Bismarck  wohl auch nicht sehr hoch geschätzt hat, Beachtung zu schenken. .. Ich bin der Ansicht, daß, wo es sich um die Erfüllung einer Ehrenpflicht handelt, Fürst Bismarck   fein Vorrecht hat, vielmehr gerade von ihm verlangt werden kann, daß er in allen Dingen ehrenhaft handelt. Fürst Bismarck   hat meinen Vater in jeder denkbaren Weise gerichtlich verfolgen lassen, außergerichtlich ihm und den Seinigen jeden möglichen Schaden zugefügt. Selbst nach dem Tode meines Vaters haben die Chikanen nicht aufgehört. Die Verfolgungen dehnten sich auf die allergleich­giltigsten Angelegenheiten aus und weder die Rücksicht auf die Beziehungen Deutschlands   zum Auslande noch auf die dem föniglichen Hause geschuldete Achtung und Dankbarkeit haben ihnen Echranken gesetzt. Jahrzehnte hindurch wurde, obgleich Fürst Bismarck   wußte, daß auch nicht ein Atom Wahrheit daran sei, in der dem Fürsten Bismarck ergebenen Presse die Fabel verbreitet, daß die Hofpartei mit meinem Vater gegen ihn intriguirt habe. Obgleich jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß auch nicht eine einzige Persönlichkeit bei Hofe angestellt war, die geeignet oder willig gewesen wäre, ein so gefährliches und ungehöriges Spiel zu verfuchen, ist diese Geschichtsfälschung, die jedes ernst­haften Hintergrundes entbehrt und für die, abgesehen von den Anschuldigungen des Fürsten   Bismard, nirgends eine einzige Thatsache angeführt werden konnte, allmälig eine fable con­venue geworden. Wiederholt mußten leitende Staatsmänner und Vertreter befreundeter Großmächte über das Ungehörige ihres und ihrer Familien Verkehr mit meinem Vater und seinen Angehörigen sich Belehrungen gefallen lassen und dann die offi ziösen Zeitungsschreiber sich den Kopf zerbrechen, um Gründe für unerwartet eintretende Bestimmungen zu erfinden. Ich meine, alles, was Fürst Bismarck  , ohne jeden Nutzen für sich und Deuschland, uns zu Leide gethan, tönnte seiner Ranküne genügt haben; er tönnte nun den Verunglimpfingen aller derer, die einst seinen Haß erregten, in der ihm ergebenen Presse, hinter deren Anonymität er seine moralische Verantwortlich­feit vergeblich zu verstecken sucht, endlich Salt gebieten. Alle Nebendinge, worauf die öffentliche Aufmerksamkeit in letzter Zeit abgelenkt worden ist, entbinden den fgl. Generalobersten Fürsten  von Bismarck   nicht der Ehrenpflicht, einfach die Wahr­heit zu sagen. Wenn er bei dieser Gelegenheit noch hinzu. fügen wollte, daß ihm seit 1876 bekannt ist, daß mein Vater nicht der Verfasser von Pro nihilo" ist, so würde nicht bloß in der ihm ergebenen Presse, sondern in der ganzen Welt unendlicher Beifall diese That lohnen.

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Friktionen im Bunde der Landwirthe. In der Ueber die Sonntagsruhe in den chemischen Fabriken Organisation der nothleidenden Agrarier gährt es, man So behauptete er heute gelegentlich der Nothstands- ist der Entwurf im Reichsamt des Junern nunmehr fertig will dies freilich nicht zugestehen, darum wird wacker los debatte, die Führer der Sozialdemokratie feien alles reiche gestellt. Im nächsten Jahrhunderte dürfte die Sonntags- dementirt, so wurde auch in Abrede gestellt, daß Miß­Leute geworden, und zwar aus den Beiträgen, die sie den ruhe in der deutschen   Industrie durchgeführt sein. helligkeiten zwischen dem ersten und zweiten Direktor, den Arbeitern angeblich zur Agitation u. s. w. abnehmen. Graf Arnim- Schlagenthin übersendet den Zeitungen Herren Suchsland und Aschendorf vorgekommen sind. Wir Als Beweis für seine Behauptung berief sich Stumm eine Erklärung zur Abwehr der Angriffe, die in der wissen aus authentischer Quelle, daß der zweite Direktor auf eine schon während der Wahlbewegung von Gegnern Bismarckpresse infolge seines Briefes an den Fürsten Aschendorf nun seine Stellung auf den 1. April gekündigt verbreitete Aufstellung über angebliche Einnahmen der sozial- Bismarck veröffentlicht wurden. Aus der Erklärung theilen hat. Sicher ist, daß die Herren sehr großen Werth darauf demokratischen Führer, welche Angaben der Vorwärts" wir Folgendes mit: legen, daß die Meinung obwalte, im Bunde der Landwirthe nicht widerlegt habe. Letzteres ist richtig; die Angaben herrsche volle Einigkeit, nun sollen aber außer Herrn jener Aufstellung waren so handgreiflich übertrieben und Aschendorf auch die geistigen Leiter, die Herren Dr. Gebel,

Möge fich Niemand schämen zu betteln, sobald es sich um eine hohe wichtige Sache handelt. Wir werden Alle betteln meine Damen, mit Begeisterung werden wir betteln!" Das wirkte; dröhnender Applaus folgte.

Die folgende Rednerin war die Schwester Hartmann's, die kleine reizende blonde Frau Betty Lufft. Sie versicherte, sie werde nicht allein Geld, sondern auch die künstlerische Mitwirkung ihres Gatten erbetteln.

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Die Hamb  . Nachr." haben erklärt, die Unhöflichkeit der Sprache, die ich geführt, verbiete dem Fürsten Bismarck

Leut'," schwäbelte sie wieder und lächelte überlegen. Sidonie nickte ihr zu.

In der That, es mußte so sein. So oft sich Frau Lufft mit ihrem Gatten öffentlich zeigte, und sie versäumte keine dieser Gelegenheiten, pflegten alle Blätter davon Notiz zu nehmen. Da fonnte man lesen: Meister Lufft mit seiner liebreizenden Gattin wurden vielfach bemerkt," oder: Die schöne Gemahlin unseres genialen Lufft wurde von Sr. Hoheit mit einer Ansprache ausgezeichnet," oder:" Frau Lufft trug ein weißes Brokatkleid en coeur geschnitten. Ihre formen­schönen Arme entbehrten des Schmuckes, eine stilvolle Neuerung, der Antike abgelauscht" u. s. w. mit Grazie... Die Arbeit ihres Mannes hatte die Frau berühmt gemacht und in die Mode gebracht. Ihrer Meinung nach war der Fall umgekehrt zu nehmen, und vielleicht hatte sie nicht ganz

Mein Mann ist zwar viel beschäftigt, er wird nicht wollen, aber dös nutzt ihm nix," fügte sie, in den süd­deutschen Dialekt übergehend, heiter hinzu. Damit wir Fraue   emal eine Universität friege, mag er sich nur ä biffle plage und i garantir für ihn." Wenn Frau Betty Lufft scherzhaft oder drollig sein wollte, und sie liebte das, dann schwäbelte sie. Es stand ihr allerliebst, sie. wußte es. Auch diesmal war der Unrecht. Effekt nicht ausgeblieben. Die ganze Versammlung be­jubelte das Versprechen, wie die lustige Art, in der es ge­geben wurde.

Die Präsidentin aber wie die Schahmeisterin konnten sich nicht enthalten, Frau Lufft um den Hals zu fallen und fie zu füssen, worauf die Sigung geschlossen wurde.

Frau Gebhart's Wagen erwartete sie am Thore. Darf ich Sie nach Hause bringen, liebe Betty?" fragte Sidonie ihre Freundin.

Die aber zog es vor, ein wenig in den Straßen zu bummeln.

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Well, dann schicke ich den Wagen nach Hause und gehe mit Ihnen."

Langsam wandelten sie dahin. Die eine groß und schlank, die andere klein und üppig. Beide die Hände in die Muffe gesteckt, mit ihren Schleppen die Straße fegend und lebhaft plauderud.

Alle Arbeit würde bei diesen Veranstaltungen auf sie entfallen, darauf mußten sie sich gefaßt machen, aber beide waren gewandt und energisch.

Wir werden die Tagesblätter für unser Unternehmen gewinnen müssen," meinte Sidonie. " Gelbstverständlich," erwiderte Betty, aber bitte, über Lassen Sie das nur mir- guck, dafür han i schon meine

Sie war jung, schön und amüsant. Sie verstand zu schmeicheln, zu lächeln, zu bitten selbst, aber auch, sich Airs zu geben und zu repräsentiren, wie es der Augenblick verlangte.

Ihr Mann hingegen war einfach und wahr und in gewissem Sinne auch einfältig. Ganz mit seinen Entwürfen beschäftigt, glaubte er, naiver Weise, seine Arbeit, sein ernstes Streben müßten genügen, ihn vorwärts zu bringen.

Aber seine besten Schöpfungen waren unbesprochen nnd unbemerkt geblieben, es fehlte ihm an Aufträgen und Er munterung.

Betty hatte indeß bald herausgefunden, was man thun müsse, um Erfolg zu haben.

Mit anerkennenswerther Geschicklichkeit war sie ihm zu Hilfe gekommen, und hatte sich Mühe und Kosten nicht ver­drießen lassen.

versammeln pflegten, und wohin es ihr sonst noch Spaß machte. Jmmer wohl ausgeruht, voll munterer Laune, von Huldigungen umgeben, unterhielt sie fich prächtig. Sie lächelte, wenn er versicherte, daß er nach diesen durch­schwärmten Nächten schlecht arbeiten könne. Es war ja doch nicht wahr, er arbeitete viel und immer mehr. Die Auf träge häuften sich und er mußte verdienen, dan die Haus­haltung verschlang große Summen. Frau Betty hatte be­gounen ihr Haus auf einem vornehmen Fuß einzurichten, wie es der Bedeutung ihres Mannes entsprach.

Die Damen waren in die Brienner Straße   ge kommen und noch immer plauderten sie von ihrem Unter­nehmen.

Betty versicherte, daß ihr Mann die Bilder stellen werde, aber sie wolle ihn auch dazu bringen, daß er die Kostüme und Stoffe auswähle.

Wir dürfen ihn nicht mehr locker lassen", sagte sie voll Eifer, ei, er soll nur auch einmal d'ran, er soll nur etwas zur Hebung der Frauenrechte thun, das ist er mir schuldig, ich hab' schon so viel für ihn gethan."

Das wird herrlich," sagte Sidonie vergnügt. Und ich hoffe, wir werden die Karten unter der Hand verkaufen und gar nicht affichiren müssen. Das Affichiren ist so gemein," setzte sie mit auffallender Bitterkeit hinzu, während sie sich einer Affichensäule näherten.

Unwillkürlich blieben ihre Blicke auf dem daselbst auf­geklebten Farbendruck haften, der in Lebensgröße das Bild einer spanischen Tänzerin zeigte.

Es war Signora Oliva, der Star der Saison, der im Kollosseum täglich für seine Bewunderer aufging.

so

Sie liebte ihren Mann nicht, sie hatte kaum Ver­ständniß für seinen Genius, aber sie liebte seinen Ruhm und bewachte ihn mit eifersüchtiger Strenge. Stets bedacht, sind ihn weiter auszubilden, gestattete sie nichts, das ihn ge­fährden konnte.

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D' Leut müsset stets von Einem was 3'schwäge habe," war ihr Wahlspruch. So schleppte sie den Mann überall mit, wo die Korpphäen der Wissenschaft und Kunst sich zu

Betty blieb in luftiger Neugier davor stehen und zwang ihre Freundin, ebenfalls Halt zu machen.

Weiß Gott  , ein Mordsweib diese Oliva, die Männer aber auch wie Besessene hinter ihr her." Betty lachte unter den sich ihr aufdrängenden Gedanken, dann fragte fie plöglich, ob Sidonie den neuesten Genies streich der Oliva kenne.

( Fortsetzung folgt.)