dacht werden. Der Wirkl. Geheime KriegsratMüller gab schließlich die Erklärung ab, ein B e d ü r f-ri iZV vor der großen' Strafrechtsreform durch ein Not-gesetz einzugreifen, sei nicht an jü er rennen.— Der sozialdemokratische Antrag wurde trotz diesesWiderspruchs angenommen. Bekannt ist, wie dann durchdas entschlossene Eingreifen der sozialdemokratischenFraktion nach dem Erfurter Schreckensurteil eine Milde-rung der Strafen für die schwersten Verbrechen gegendie Disziplin(Aufwiegelung und Aufruhr) erzwungenwurde. Der neueste Entwurf, der auch für einige kleinereDelikte die Mindeststrafen herabsetzt, scheint nur die selbst-verständlichen Folgerungen aus jenem Gesetz vom Ä. August 1913zu ziehen. Aber vielleicht waren noch andere Beweggründevorhanden. Die Vorlage bringt nämlich nicht bloßVerbesserungen, sondern auch Verschärfungen desgeltenden Rechts. Nach§ 106 des Militärstrafgesetzbuchs istneben der Gefängnisstrafe, die nicht unter 5 Jahren betragendarf,„auf Versetzung in die zweite Klasse desSoldatenstandes zu erkennen". Nachdem§ 110aaber, der durch das Gesetz vom 8. August 1913 geschaffenwurde, ist bei einem.�minder schweren Fall"zulässig, die Strafe bis auf sechs Monate Gefängniszu ermäßigen. Tie Ehren st rase(Versetzung indie zweite Klasse) ist ausgeschlossen. Bei den ZZ 107und 119 mußte bisher neben der erkannten Zuchthausstrafeauf Entfernung aus dem Heere erkannt werden. Auch hierfällt diese Ehrenstrafe durch§ 110a weg. Die Novelle willjetzt ermöglichen, daß„in den Fällen der§Z 106,107 und 110 die Versetzung in die zweiteKlasse des Soldaten st andes zulässig seinsoll."Neben einigen Verbesserungen bringt also der Entwurfwesentliche Verschlechtern ngen des-Gesetzesvom 8. August 1913, und die Reichstagsverhandlungenwerden bald zeigen, ob es nicht der Militärverwaltung geradeauf diesen Rückschritt ankommt.Der„Berliner SJokal-Auzeiger",der seit einigen Tagen unter der Leitung des RegierungSratS a. D.v. Krilger erscheint, steht nicht nur unter dem Einfluß der Regierung,auch die Grotzindustriellen haben sich matzgebenden Einfluß gesichert.Dem Konsortium, das das ganze Unternehmen von August Scherlkaufte, gehören z. B. an die Grotzmdustrielle» Haniel, vom. Rathund Brüning von den Höchster Farbwerken, serner Böuinger vonden Elberfelder Farbwerten._Ans zum Kampf gegen die Quertreiber.Der am letzten Sonntag vom Reichsausschuß des Zen-trums veröffentlichte„Aufruf an die Zentrumswähler" unddie in Bochum von den Delegierten der christlichen GeWerk-schaften gefaßte Resolution gegen die„Quertreiber" genügendein Kampfeifer der Kölner Richtung nicht. Die Bachemitenplanen weitere Maßnahmen gegen die sogenannten„Inte-gralen" des klerikalen Lagers. Am nächsten Sonntag soll inEssen eine große Demonstrationsversammlung des Zentrumsstattfinden, in der mehrere westdeutsche Zentrumsgrößen,darunter auch Herr Wacker aus Baden, mit den Quertreibernder Koppschcn Richtung Abrechnung halten wollen. Um dieSache möglichst pompös zu gestalten, soll diese Tagung ausverschiedenen Teilen Deutschlands durch Delegierte beschicktwerden. In der Ankündigung heißt es:..Wie einst an der Schwelle des neuen Deutschen Reiches, un.mittelbar vor dem Riesenkampf mit Frankreich, aber gleichseitigam Vorabende des gräßlichen kirchenpolitischen Konfliktes mitseinen tieffchmerzlichen Verheerungen, von Essen aus der Rufzur politischen Samlung ergangen ist, so soll auch Essen jetztwieder der Schauplatz der ersten gewaltigen Kundgebung dafürsein, daß das Zentrum, das vom Feinde niemals besiegt wurde.von falschen Freunden nicht in die Irre geführtund verraten werden soll."Offiziell geht es also gegen die„Quertreiber", tatsächlichaber hat die T.agung noch einen anderen Zweck. Man weißauch im KölnerLager recht wohl, daß Rom eine Art Ergänzungzu der Enzyklika Liuxulnri guackaiu beabsichtigt, und möchtediesem gegen die christlichen Gewerkschaften geplanten neuenSchlag gerne dadurch vorbeugen, daß man durch lautes Ge-schrei und Gekreische die römische Kurie in den Glauben ver-setzt, ein solcher Schritt würde in der deutschen katholischenBevölkerung auf schärfsten Protest stoßen._Dieser Meinung scheint auch die„integrale" KölnerKorrespondenz zu fein. Sie schreibt in ihrer letzten Nummer:„Nach der jüngsten Erklärung des Herrn Kardinal Kopp, dievon dem Briefe an den Grafen Oppersdorfs nichts Wesentlicheszurücknimmt, haben die„Kölner" wieder Mut bekommen. Siewollen jetzt einen Entscheidungskampf und in dieser ihrerKampfesstimmung lassen sie sich auch durch die jüngste päpstlicheDeSavouierung ihres Werkes in Oesterreich nicht stören. Ueberallhören wir den Ruf:„Wir lassen uns die Quertreibereien derIntegralen nicht mehr gefallen!"„Wir haben es gründlich satt!"„Jetzt mutz mit den Quertreibern gründlich aufgeräumt werden!"„Es mutz ganze Arbeit gemacht werden!"„Alles helfe! dieFührer vor die Front!" usw. So hieß es in Bochum, so heißtes in den Sitzungen des Kölner Kriegsrates, in der.KölnischenVolkszeitung" und im ganzen Kölner Blätterwalde.Die Aermsten! Was wollen sie denn machen? Etwa aufdie Streitfragen sachlich eingehen? Sie werden sich fein hüten!Wollen sie wieder mit persönlichen Mätzchen und Beleidigungenkommen? Damit verbittern sie nur den Streit und zwingen unszu Repressalien. W i r vermuten bei dem ganzen Ge-bahre» eine andere Absicht. Die Herren Kölner könnensich wohl denken, daß nach Essen, nach den: Gewerkschaftsprozctzund nach den bekannten jüngsten Ereignissen eine erneuteKundgebung Roms wahrscheinlich ist. Nun wollensie offenbar dem Vatikan ihre Kraft und ihre Entrüstung zeigenund ihn bange machen. Gegen die Integralen zieht manvom Leder, aber der römischen Kurie gilt der Hieb."Wie Dr. v. Heydebrand Reichstagsabgeordneterwurde.Die Wahlprüsungskommission des Reichstags prüfte in ihrerSitzung vom Mittwoch die Wahl der Abg. Dr. v. Heydebrand,der im Wahlkreise Militsch-Trebnitz mit einer Mehrheit von 1632Stimmen gewählt worden ist. In dem von den Nationalliberaleneingelegten Protest wird gesagt, daß von konservativer Seite mitMitteln gearbeitet worden ist, wie es nur selten in einem Wahl-kämpf geschehen sei. Alle bekannten unlauteren Mittel kamen inAnwendung: Saalabtreibung, Boykott, Stimmenlauf, Sprengungvon Versammlungen und amtliche Wohlbeeinflussung. Den Gast-Wirten wurde in ungezählten Fällen Geld dafür geboten, wenn sieihre Säle anderen Parteien nicht zur Verfügung stellten oderwenigstens die Uebertragung des HauSrechtes während der Dauerder Versammlung versagten, damit die unter Führung eines GutS-Ritzers organisierten Sprengkolonnen in Tätigkeit treten konnten.Diese Sprenglolonnen. die zumeist aus unfreiwilligen Teilnehmernbestanden, wurden von den Grotzgrundbesitzern auf Wagen meilenweit herbeigeholt. Die Folgen dieses Treibens waren tumultuöfeVersammlungen, Auflösungen, Attentate aus die liberalen Rednerund auf den nationalliberalen Kandidaten durch Stcinwürfe usw.Den Gastwirten wurde überdies auch die Polizeistunde angedroht,wenn sie den Sozialdemokraten ihren Saal zur Verfügung stellenwollten. In einer Reihe von Orten wurden bei den Wählern diegegnerischen Stimmzettel abgeholt und dafür solche von Heydebrandausgeteilt: Gemeindevorsteher schickten die Gemeindedioner mitFlugblättern von Haus zu Haus. Die Gutsarbeiter wurden ge-schlössen zum Wahllokal geführt und dort bis zur Stimmabgabeüberwacht, damit sie andere als Hcydebrandscho Stimmzettel nichtin die Hände bekamen. In einem Falle wird auch behauptet, daßder Wahlvorsteher die Wahlkuvcrts öffnete, die gegnerischen Stimm-zettel herausnahm und durch Hehdebrandsche Stimmzettel ersetzte.Obwohl Herrn v. Heydebrand infolge dieser Vorkommnisse einegrößere Zahl Stimmen abgezogen wurden, verblieb ihm jedoch einesolche Mehrheit, so daß die Kommission beschloß, von der Beweis-erhebung abzusehen und die Wähl für gültig zu erklären.Der Gnadenfonds.In der Mittwochsitzung des elsatz-lothringischen Landtags kambeim Etat der Finanzverwaltung auch die Debatte auf den Gnaden-fondS. Genosse Fuchs betonte, wenn der Kaiser Geschenke machenoder sich populär.machen wolle, solle er in die eigene Tasche greifen.Er halte es für eine unangebrachte Handlungsweise, daß man dieGroschen der elsatz-lothringischen Bevölkerung zu diesem Zweckeausgebe. Wenn vor zwei Jahren von der Regierung zugesagtwurde,' daß der Landtag eine Kontrolle über die ausgcgebenenGelder haben falle» so fei dos nicht eingetreten, denn es werdedem Hause nur eine oberflächliche Uebersicht über die Verausgabungder Gelder gegeben. Der ganze Gnadenfonds entspräche nicht demEmpfinden des elsatz-lothringischen Volkes. Es wäre auch schonlängst aus dem Budget gestrichen, wenn die Zentrumsfraktionnicht jedesmal umfalle.— Genosse Martin beantragte nament-liche Abstimmung über den Gnadenfonds.■ Ein interessantesIntermezzo spielte sich hierbei ab. als der Finanzmimster Köhlerden Führer der Liberalen, den Abgeordneten Wolff, zu sich heran-rief und auf ihn einredet«. Worauf Abgeordneter Wolfs erklärte,der Staatssekretär Gras v. Roedern solle doch eine Erklärung ab-geben; die Situation sei kritisch.In der namentlichen Abstimmung wurde der Gnadenfonds mit27 gegen 23 Stimmen angenommen. Während der ganzen Ver-Handlung schaute der neue Staatssekretär nervös um sich. Auffallend ist, daß namentlich von den Nationalliberalen die Abge-ordneten Kübler und Gilliot für den Gnadenfonds stimmten. DerAbgeordnete Kübler ist jener Nationalist, der vor einem halbenJahre von dem Lehrer Hildwein in Kolmar mit der Hundepeitschegezüchtigt wurde.- Dann wurde über den Bewilligungsfonds für Beamte, dereine Höhe von 85 000 M. hat, beraten. Hierbei beantragte derZentrumsführer, den Fonds um 25 Proz. zu streichen und eineNeuregelung in der Weise herbeizuführen, daß mehr Geld für dieWitwen und Waisen ausgegeben werde. Hauptsächlich rügte er,daß der Fonds nicht zu dem Zwecke verwendet werde, zu dem ereigentlich bestimmt sei, sondern daß mit ihm sehr viel Mißbrauchgetrieben werde. Diese 25 Proz. wären sicherlich gestrichen worden,wenn nicht von den Liberalen ein Vermittelungsvorschlag ein-gebracht worden wäre, die ganze Angelegenheit noch einmal derBudgetkommission zu überweisen.Englanü.Der Gouverueur pon Südafrika geht.London, 11. Februar. Im Unterhause erklärte Kolonial-staatSsekretär Harcourt. daß VrScount Gladstone vonseinem Posten als Generalgouverneur von Südafrika am Ende derSession des südafrikanischen Parlaments, also etwa im MonatJuni, zurücktreten werde. Der Rücktritt sei nur auf perfön-liche Gründe zurückzuführen. Gladstone habe Anfang vorigenJahres sein Entlaffungsgesuch eingereicht, jedoch auf dringendesErsuchen der Reichsregierung sich bereit erklärt, feinen Rücktrittaufzuschieben, der keine Beziehung zu den jüngsten Er-eignissen in Südafrika habe.Trotz der Versicherungen kann man annehmen, daß der Rück-tritt gerade in dem jetzigen Augenblick bekanntgegeben wird, umdie Empörung der englischen Arbeiter über die Deportation dersüdafrikanischen Streikführer zu beschwichtigen.Aenderungen im Kabinett.London, 11. Februar. Die Ernennung von JohnBurns zum Handels mini st er, von Master-mann zum Kanzler des Herzogtums Lancaster, von Hob-house zum Postminister und von Herbert Samuel zumPräsidenten des Kontrollamts für die Lokalverwaltung wirdamtlich bekanntgegeben.Handelsminister Buxton ist zum Generalgou-v e r n e u r von Südafrika ernannt worden.Mexiko.Jndianerausstand.London, II: Februar. Daily Chronicle meldet aus New Jork:In Mexiko verschlimmert sich die Lage infolge der Erhebungder Indianer, die alle Leitungen zu zerstören drohen, welchedie Hauptstadt mit Kraft und Licht versorgen. Durch die Er-Hebung werden besonders englische und andere ausländische Jnter-essen bedroht.Japan.Abflauen der Bewegung?Tokio, 11. Februar. Heute ist keine Spur von der gestri-gen Erregung mehr übrig, obgleich die Opposition ihre Aus-merksamkeit nun der Steuerfrage zuwendet und ihreAgitation durch das ganze Land tragen will, glaubt man doch,daß ihr das Rückgrat gebrochen sei und daß die Re>gierung die Krisis überstehen werde.Bei den gestrigen Unruhen wurden sechs Personenverwundet und 159 verhaftet. Der AbgeordneteK u r a b a r a, der vor dem Parlament eine Rede hielt, wurdevon Polizeibeamten mißhandelt.Mus üer Partei»Zur die Einigung der bulgarischen SozialiftenDas Internationale Sozialistische Bureau hatan die Sozialisten Bulgariens folgende Adresse ge-richtet:Seit vielen Jahren mutz die Internationale schmerzlich bewegteinem Bruderkriege der bulgarischen Sozialisten zusehen. Trotz derResolution des Amsterdamer Kongresses über die sozialistische Einig-keit, die von unseren französischen Genossen zurrst in die Tat um-gesetzt wurde und deren Befolgung von neuem durch die EinigungS-aktion der sozialistischen Parteien Großbritanniens bevorsteht, habenes die bulgarischen Parteien noch nickt für zweckmäßig erachtet,die nötigen Schritte zu emer gegenseitigen Verständigung zu tun.llnd während sie den Frieden unter den Völlern predigen� zerfleischen sie sich selbst untereinander und geben der' Welt das Schau«spiel ebenso finnloser wie ganz unbegründeter Streitigkeiten.Besonders bei den letzlen Wahlen wurden alle Leidenschaftenentfesselt. Beschuldigungen wurden an den Haaren herbeigezogen,die gegenseitigen Angriffe verdoppelten sich. Jetzt, nach Auflösungdes Parlaments sieben wir vor einer Fehde, die doch eine aus-schließlich gegen die Bourgeoisie geführte sein sollte.Werte Genossen I In Eurem Lande fehlt es auf allen Gebieten anGesetzen zu Gunsten der Arbeiterklasfe. Ihr lebt unter einemRegierungs'ystem, das eine Karikatur aus Freiheit und Demokratiedarstellt. Ein neuer Krieg kann obendrein die Balkanländer be-drohen, und Ihr iönnt weder zu zahlreich noch zu stark sein, um denmilitaristischen Kamps abzudämmen.Genossen beider Parteien! Wir haben das Recht, im Namender gesamien geeinten Internationale zu sprechen, wenn wir Euchbilten, den Spartungen ein Ende zu machen, die Euren Einflußmindern uud den Gegner mit Freude erfüllen. I« allen unserenParteien gibt es verschiedene Spielarten theoretischer Meinungen,und wir wären nicht Sozialisten, wenn wir nicht als freiprüfendeMänner versuchten, die Wahrheit aufzuspüren und unsere Taktikfestzulegen unter Berücksichtigung der wechselnden Ereignisse und dersich wandelnden Zeltumstände. Wir bilten Euch daher, auf uns zuhören und die Verständigung unter allen bulgarischen Sozialistenanzubahnen........Wenn die Einigung in diesem Augenblick noch schwierig ist, soführt wenigstens eine Verständigung für die Wahlenherbei. Stellt einander keine sozialistischen Kandidaten gegenüber.Ihr seid dazu ausersehen, zu wichtigen und vielleicht ausschlag-gebenden Faktoren in den nächsten Kämpfen zu werden. Ihr habtdaher kein Recht, unnützerweise Euere Kräfte und Euere. Macht zuvermindern, denn der Sieg der Demokratie im Osten bedeuteteine gewaltige Stärkung der Demokratie im Westen Europas, be-deutet den sicheren Triumph der modernen Ideen in der ganzenWelt.Für das Internationale Sozialistische Bureau!Der geschäfisführende Ausschuß:E. Vandervelde. E. Anseele. L. Bertranb.C. HuySmans, Sekretär.Landrius Leichenbegängnis.Paris, 9. Februar.(Eig/Äer.) Unter massenhafter Beteiligungder Parteigenossen wurde heute Emile Landrin zu Grabe getragen.Auch viele Angehörige anderer Parteien gaben ihm das Geleite.Der Pariser Gemeinderat und der Generalrat des Seine-Departe-ments hatten Kränze geschickt. Neben dem Leichenwagen schrittenGenosse Vaillant, der Vizepräsident des Gemeinderats, LeCorbeiller, der Generalsekretär der Seine-Präfektur, derGeneralsekretär der Polizeipräfektur und Genosse Berthaut, Ge-meinderat des 20. Arrondissements. Im Gefolge sah man dieDienstchefs der kommunalen und departementalen Behörden, Delc-gationen der Beamtenschaft usw. Aus dem Friedhof von Bagnolet,wo Ländern beerdigt wurde, sprachen der Präsident des Gemeinde»rats Chassaigne-Goyon, der Präsident des GeneralratsQ u e n t in, Vaillant, der alte Freund des Toten, I a u r« sund D u b r e u i l h. Die Leichenfeier war ein eindrucksvolles Zeug-nis der Liebe der Parteigenossen und der Hochschätzung, die der Toteauch bei den Gegnern erworben hatte.Unfallentschädigung für die Abonnenten der„Münchener Post".Wie unser Münchener Parteiblatt mitteilt, sollen nach Beschlußder dortigen Parteiinstanzen vom 1. April d. I. an seine Abonnentengegen Todesfall und Ganzinvalidität mit 1000 M. versichert werden.Die Partei hat bis jetzt mit aller Entschiedenheit die Abon-nentenversicherung der bürgerlichen Zeitungen bekämpft. Um sobedauerlicher ist es, daß ein Parteiblatt jetzt den gleichen Weg be-schreitet. Wenn angeblich Konkurrenzrücksichten dazu veranlaßthaben, so müssen einem sozialdemokratischen Parteiblatteandere Agitations- und Werbemittel zur Verfügung stehen als dieGeschäftspraktiken der kapitalistischen Presse. Das„HamburgerEcho" hat ganz recht, wenn es schreibt:„Seit die„Bolksfürsorge" ins Leben getreten ist, fehlt es dochnicht mehr an einer guten, billigen und reellen Perficherung.Jedenfalls halten wir es für ein bedenkliches Zeichen, wenn diesozialdemokratische Presse kein anderes Zugmittel mehr zur Ver-fügung hat, als die von unserer Partei bisher scharf bekämpfteAbonnentenversicherung."Auch die„Leipziger Volks zeitung" schreibt:„Dieser Schritt der Münchener Parteiinstanzen ist eine bewußteBrüskierung der Gesamtpartei. Denn der Parteiausschutz, der vorkurzem tagte,' hat mit überwältigender Mehrheit, mit 43 gegen2 Stimmen, die Münchener Genossen aufgefordert, die Abonnenten-Versicherung fallen zu lassen, als sie ihm den Plan unterbreiteten.Diese Stellung war gegeben. Die Sozialdemokratie hat das übleMittel der Abonnentenversicherung stets und überall mit Ent-schiedenheit bekämpft, die sozialdemokratische ReichstagSftattwn hatvor Jahren schon das gesetzliche Verbot beantragt! Die MünchenerParteiinstanzen fallen der Partei also in ihrem Kampfe gegen dieAbonnentenversicherung direkt in den Rücken....An die Vertretung der Gesamtpartei, an den Parteivorstandtritt jetzt die Aufgabe heran, den Skandal von München nach Mög-lichkert noch rückgängig zu machen. Ist das nicht möglich, so hat derParteftag zu sprechen."_Letzte Nachrichten.Stadtverordnetenwahlsieg in Görlitz.Görlitz, 11. Februar.(Privattelegramm des„Vor-wärt s".) In Görlitz waren die Stadtverordnetenwahlen vomNovember v. I., die mit dem Siege der Sozialdemokratie geendetchatten, auf Einspruch von nationalliberalen Stadtverordneten vonder Mehrheit für ungültig erklärt worden. Heute, Mittwoch.fanden die Neuwahlen statt, die nach einem heißen Kampfe derSozialdemokratie wieder den Sieg brachten. Auf die Liste derSozialdemokratie fielen 4150 Stimmen, auf die des bürgerlichenMischmasches 3995, sodaß die Sozialdemokraten miteiner Mehrheit von 150 Stimme» gewähltwurden. Gewählt sind sonach neun Sozialdemokraten. D i egesamte dritte Abteilung, insgesamt 20 Vertreter,ist im Befitze der Sozialdemokratie.Rücktritt Kokowtzows.Petersburg, 11. Februar.(W. T. B.) MinisterpräsidentKokowtzow ist zurückgetreten. Wahrschemlickjer Nachfolgerist der frühere Ministerpräsident Goremykin. DasFinanzportefeuille, das Kokowtzow bisher innehatte, wirdwahrscheinlich Bark erhalten.Der Streit um Homcrule.London, 11. Februar.(Unterhaus.) Bei vollbesetztemHause wurde heute die Debatte über Homerule fortgesetzt.Simon sprach für die Regierung. C a r s o n erklärte, datz einigesgewonnen sei, da die Regierung den Ernst der Lage einsehe. Wennder Versuch gemacht werde, Ulster zu zwingen, unter die Kontrolleeines Dubliner Parlaments zu kommen, so würde er ohne Rück-ficht auf persönliche Konsequenzen mit dem Volk von Ulster bisans Ende gehen in seiner Politik de? Wider»st andes. Redmond erklärte, die Verantwortlichkeit für dieUebernahnie der Initiative in bezug aus die Unterbreitung vonVorschlägen müsse der Opposition überlassen werden.(Beifall beiden Nationalisten.) Bulke ist mit der neuen Situation völligeinverstanden, und er werde nichts dazu tun, die Lage schwierigerzu gestalten; er werde keiner Anregung die Türe schließen; dieAusschließung Ulsters sei aber untunlich.