fchristen-SvSgabestelle, welche sich ve? NiEhlenfK. 30 lVorwärtSspwition) und im Friseurgeschäft Otto Sevecke, Brehme- stratze 20, befinden, aufmerksam. Eine Leihgebühr wird nicht erhoben, sondern es hat jedes Kind nur beim Abholen des ersten Buche» 10 Pf. Pfand zu hinterlegen. Kalkberge- Rüdersdorf . Die letzte Gemeindevcrtreterfitzuug gab zunächst einer Aende- rnng der Hundesteuerordnung sowie des Ortsstatuts über die Rei- uigung öffentlicher Wege usw. ihre Zustimmung. Die Aufhebung der Wertzuwachssteuer, soweit dieselbe die Gememde betrifft, wurde «enehmigt.— Dem Bericht über den Stand der Bahnangelegen- eit ist zu entnehmen, daß die Prozeßsach« für die hiesige Gemeinde günstig steht.— Nach Verlesung des Voranschlages für 1914/15 wurde beschlossen, den Haushaltsplan erst in nächster Sitzung fest- !»setzen. DaS Gehalt des Gemeindevorstehers soll um 500 M. also auf 4000 M.) erhöht und für Reklamezwccke dem Bürger- verein ei» Betrag von 050 M. zur Verfügung gestellt werden. Rowawes. Pemeindevertreterfitzung. Der Bürgermeister teilte zunächst mit, daß er entsprechend den Forderungen der vom sozialdemo- kratischen Wahlverein Ende vorigen Jahres eingereichten Petition, betreffend Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit, sich an den Eisen- bahnminister mit den Ersuchen gewandt habe, bei Einstellung von Arbeitskräften am hiesigen Bahnbau vor allem ortsansässige Ar- beiter zu berücksichtigen. In dem hierauf ergangenen Bescheide weist der Minister darauf hin, daß die Arbeiten von Unternehmern ausgeführt werden, die verpflichtet seien, vor allem inländische Ar- beiter zu beschäftigen. Wie ihm bekannt sei, wären bisher auch hiesige Arbeiter sowie solche aus der Umgebung in größter Zahl beschäftigt worden, die allerdings bei Einstellung der Arbeiten wegen starken Frostes entlassen werden mußten. Nach Wiederaufnahme der Arbeiten würden die Unternehmer sicherlich auch weiterhin hiesige Beschäftigungsuchende berücksichtigen.— Die in der Sitzung vom 17. September v. I. beschlossene neue Friedhofs- und Fried- Hofsgebührenordnung soll den von den kirchlichen Körperschaften geäußerten Wünschen entsprechend dahin abgeändert werden, daß die Festsetzung der für Beerdigungen bestimmten Zeit im Einver- ständnis mit dem zuständigen Geistlichen erfolgt, ferner daß Be- erdigungen in einstündigen Abständen unter Zulassung von Ab- änderungen stattfinden. Mit der vorgeschlagenen Umbenennung des Wortes Leichenhalle in.Friedhofskapelle" erklärte sich die Ver- tretung gleichfalls einverstanden, die geforderte Mitwirkung der zuständigen Geistlichen bei Prüfung der Grabinschriften lehnte sie jedoch entschieden ab, weil, wie der Bürgermeister unter Berufung auf den Beschluß der Friedhofskommission ausführte, es sich ja nicht um.Kirchhöfe", sondern um.kommunale Friedhöfe" handelt, auf welchen es in der Macht der Gemeindeverwaltung liegt, anstößige Inschriften selbst beseitigen zu lassen. Die kirch- lichen Körperschaften hatten weiter beantragt, die Zeit für Be- erdigungen an Sonntagen zu erweitern oder aber die Beerdi- gungen an diesen Tagen ganz aufzuheben. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt. Die Schulordnung für die höheren Lehr- anstalten wurde dahin abgeändert, daß eventuelle Befreiung vom Schulgeld nicht gleichzeitig von der Zahlung der Gebühren für Benutzung der Schülerbibliothek entbindet.— Der letzt« Punkt: „Erste Lesung des Gemeindehau§halt»voranschlages für 1914", mußte von der Tagesordnung abgesetzt werden, da der Voranschlag noch nicht im Druck vorgelegt werden konnte. Bergfelde sNicderbarnim.) Die Sitoati»« der bevorstehenden Gemeindewahl beginnt sich zu klären. Die Annahme, daß sich diesmal eine selbständige .liberale" Gruppe im Grundbesitzerverein bemühen werde. unS die 3. Klasse und den Dörflern die 2. Klasse streitig zu machen, ist dahin. Unter dem diktatorischen Jnterimsvorsitz deS KriegervereinSoberhaupteS ist durch Vergewaltigung und Mund- totmochung einer Minderheit die Vorstandswahl vorgenommen und die sprichwörtliche„Einigkeit" hergestellt, nicht ohne daß bei dieser Gelegenheit der freundliche„Zufall" dem Hauptakteur eine Unterstützung von 00 M. für das Adreßbüchlein— eine Großstadt wie Bergfclde mit zirka 530 richtigen Seelen braucht ein solches dringend— einbrachte. daS dieser Herr Jahr für Jahr in die Well setzt. DaS Unglaublichste aber, waS die siegeStolle Mehr- heit sich leistete und womit sie Selbstentmannung begeht, ist die Bewilligung eines Wahlfonds von 50 M., welcher dem— Gemeindevorsteher überwiesen werden soll. Und zu diesem Bilde paßt die Mitteilung einer Wählerin der 3. Klasse, daß der Herr Gemeindevorsteher sie um die Vollmacht ersucht hat.— Mit Befriedigung sehen wir in diesen Symptomen die helle Angst der Ordnungsleute, unsere Hoffnung, den letzten Sitz der 3. Klasse zu erringen und so oder so Bresche in die 2. Klasse zu legen, könnte sich erfüllen. Nun, wir wollen unser Möglichstes tun. Aber werden die im G.-V. so schnöde an die Wand Gedrückten sich nicht wehren und die für sie recht günstige Situation in der 2. Klasse begreifen? Warten wir ab! Unsere Wähler ersuchen wir schon jetzt, keine Gelegenheit zur Agitation für die Wahl unserer Kan- didate« vorübergehen zu lassen, und zwar: des Schneiders und Eigentümer» Ludwig Heuer in der 2. Klasse und des Eigen. tümerS Georg Fischer in der 3. Klasse. DaS Stistungssest der Freiwilligen Feuerwehr eine hurrapatriotischc Demonstration? Am 21. d. M. findet das fünfte Stiftungsfest der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr statt und zwar im„Restaurant zur Treue", das uns bisher beharrlich zu Versammlungen verweigert wurde. Manche Freunde der Wehr müssen daher schon auS diesem Grunde leider der internen Feier fernbleiben. Uebrigens scheint' es nicht an Einflüssen zu fehlen, daS Fest mit Hurrapatriotismus zu verbrämen, denn unter den sich beteiligenden.Gemeindekörper- schaftea" darf natürlich der Kriegerverein nicht fehlen. An sich ist gegen eine solche Teilnahme nichts einzuwenden, wenn sie ohne Nebenabsichten geschieht. Unserer Personenkennlnis noch ist eine Anzahl aktiver Mitglieder durchaus nicht geneigt, sich willenlos zu .vaterländischen" Demonstrationen mißbrauchen zu lassen Es mutz deshalb von den Festarrangeuren erwartet werden, daß sie das Pro- gramm neutral gestalten und keiner politischen Richtung Gewalt antun.„Patriotischer " Singsang und byzantinischer Schnickschnack würde mit Recht den Protest ÄnderSdenlender herausfordern. Zu Nutz und Frommen vieler aber sei darauf hingewiesen, daß die aktiven Wehrleut« keineswegs jener zum Kadavergehorsam entarteten „militänschen" Disziplin untersteben und daß Versuche, die Feuer- wehrleut« etwa mit Htlse der Dienstordnung zu Handlungen oder Aeußerungen gegen ihre lleberzeugung zu presien, aussichtslos sind, da niemand auS Furcht vor Strafe zur Gesinnungsheuchelei ge- zwunge» ist. SpaudtM. Stadtverordnetenversammlung. Vor Eintritt in die TageS- ardnung Verla« der Vorsteher einen Antrag unserer Fraktion, wo- »ach die Stadtverordneten ersucht wurden, gemeinsam mit dem Magistrat beim Landtag« um Abschaffung de« HauSbe- sitzerprivileg»«nd um Einführung der geheimen Stimmabgab« für die Kommunalwahlen zu petitio- »iere ». Hebet den Antrag wird in nächster Sitzung verhandelt weichen. Die ersten Vorlagen betrafen die Vermietung von Hafen- terra in. Nach kurzer Debatte wurde einem Bertrag mit der Firma M. Weitzel-Berlin über Mietung eines Lagerplatzes im Südhafen zugestimmt und für Errichtung von Schuppenbauten und Ein- richtung des Platzes 52 300 M. bewilligt. Desgleichen wurde der Märkischen KieSzentral« Berlin ein Platz im Güdhafen von 1000 Quadratmetern zum Preise von 90 Pf. pro Quadratmeter und Aahr vermietet. Für den Bau des OberkhzeumS wurde eine Mehrbewilligung von 3848 M. für Ausführung der Erd- und Gründungsarbeiten verlangt. Wie Stadtv. Weber mitteilte, habe die Hochbaudeputation beschlossen, der hiesigen Firma Makowka den Zuschlag zu erteilen, trotzdem dieselbe 5000 M. mehr verlange wie eine auswärtige Firma, welcher der Magistrat den Zuschlag erteilen wolle. Ge- nosse Pieper wandte sich dagegen, der Firma Makowka den Zu- schlag zu erteilen, da diese Firma seinerzeit bei Abkarrung der Wälle ausländische Arbeiter bei sehr niedrigen Löhnen be- schäftigt habe. Ferner habe die Firma auch beim Rathausneubau fast nur auswärtige Arbeiter beschäftigt. Außerdem sei aber auch der Preisunterschied von 5000 M. bei einem Projekt von rnnd 50 000 M. zu hoch. Mit 25 gegen 21 Stimmen wurde der Firma Makowka der Zuschlag erteilt. Ein krasses Licht auf das Submissionswesen warfen die Be- ratungen über Zuschlagserteilung auf die Malerarbeiten für den Neubau der 3. Gemeindeschule. Wie der Berichterstatter mit- teilte, war die Arbeit auf 7250 M. veranschlagt. Nicht weniger als 13- Firmen hätten aber Angebote eingereicht, die zwischen 4309 M. und 0090 M. schwankten und unter dem Selbstkostenpreis blieben. Beschlossen wurde, der Firma Löwe, die 0791 M. ver- langt, den Zuschlag zu erteilen. Die Kiirbecwagensteuer zu beseitigen, die für das Recht zum Befahren der Bürgersteige erhoben wird, verlangte ein Antrag der Kommunalen Vereinigung. Stadtv. Habben begründete den An- trag damit, daß diese Steuer nur rund 2000 M. einbringe und hauptsächlich nur minderbemittelte Leute von der Steuer betroffen würden. Genosse Pieper wies darauf hin, daß seine Fraktion schon wiederholt den Antrag auf Aufhebung dieser unpopulärsten Steuer gestellt habe. Viele Arbeiterfrauen, die ihren Männern das Mittagessen nach der Arbeitsstätte brächten, müßten zu diesem Zweck mit dem Kinderwagen die Straße befahren. Viele armen Leute wären nun nicht in der Lage, die Steuer zu bezahlen, müß- ten also mit dem Kinderwagen den Fahrdamm benutzen und setz- ten sich dadurch großen Gefahren aus. Redner trat warm für Be- seitigung der Steuer ein. Oberbürgermeister Koeltze ersuchte, dieser unzeitgemäßen Steuer ein Mäntelchen umzuhängen, indem er behauptete, eine Kinderwagensteuer existiere überhaupt nicht. Es bestehe eine Polizeiverordnung vom Jahre 1891, wonach die Kinderwagen die Bürgersteige nur befahren dürfen, wenn sie dazu die Genehmigung besitzen und ein Nummernschild zum Preise von 1 M. jährlich haben, Wenn auch von den Stadtverordneten die Aufhebung der Steuer beschlossen wird, so müsse doch erst die Polizeiverordnung mit Zustimmung des Magistrats beseitigt wer- den, anderenfalls die Leute für Befahren der Bürgersteige bestraft würden. Ter liberale Stadtv. Dr. Kantorowicz wandte sich in auffälliger Weise sehr scharf gegen die Aufhebung der Kinderwagen- steuer und bezeichnete die Ausführungen eines Berliner Blattes in dieser Sache als„kompletten Blödsinn", auch sprach er von einer„verlogenen Agitation" mit der Kinderwagensteuer. Da Stadtv. Habben die letztere Aeußcrung auf die Kommunalver- einigung bezog, kam es zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen ihm und dem Stadtv. Dr. Kantorowicz. Mit großer Mehrheit wurde beschlossen, den Magistrat zu ersuchen, die Kinderwagen- steuer aufzuheben. lieber den Antrag unserer Fraktion, den Magistrat zu er- suchen, eine Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse der städti- schen Arbeiter vorzunehmen, referierte Genosse Pieck. Redner begründete den Antrag damit, daß seit einigen Jahren trotz der großen Erhöhung der Mieten und Lebensmittelpreise keine.Auf- besserung der Löhne stattgefunden habe. Weiter müsse die Arbeits- zeit verkürzt und an Stelle von Stundenlöhnen Tagelöhne einge- führt werden. Ferner wüpscht Redner die Regelung der Bezahlung der Ueberstunden. Der Antrag wurde einer gemischten Kommission überwiesen. Den zweiten Antrag unserer Fraktion, um den Gasverbrauch in allen Kreisen der Bevölkerung zu verbreiten, den Magisttat zu ersuchen, Koch-, Plättapparate und Beleuchtungsgegenstände dey Abnehmern leihweise gegen eine mäßige Gebühr zu überlassen, be- gründete gleichfalls Genosse Pieck. Redner wies darauf hin, daß diese Einrichtungen schon in vielen Städten eingeführt seien und dort den Gasverbrauch bedeutend gehoben hätten. Auch dem kleinsten Mann müsse es möglich gemacht werden. Gas zu be- nutzen.- Nachdem sich die Stadtv. Neusch und Dr Kantorowicz gegen den Antrag ausgesprochen hatten, wurde derselbe abgelehnt. Aus Antrag unserer Genossen wurde noch die Besprechung über den Bericht der Schutärzte aus die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetzt. Gerichtszeitung. Ein HtieatSschwindler und Einbrecher. In eine recht böse Lage ist ein in Charlottenburg in Stellung gewesenes älteres Dienstmädchen durch einen Schwindler ver- setzt worden, der gestern in der Person des Bäckers Hermann Max Wähncr vor der 5. Strafkammer des Landgerichts III stand. Das Mädchen war mit dem Angeklagten bekannt geworden, der zwar verheiratet ist, aber als ernster Heiratskandidat sich dem Mädchen gegenüber gerierte, indem er ihr vorredete, er stehe schon in Scheidung mit seiner Frau und einer Neuverheiratung werde auch bald nieb's mehr im Wege stehen. Tatsächlich hatte er eS. wie es in den meisten Fällen dieser Art zu registrieren ist, led:g- lich auf die Ersparnisse des Mädchens in Höhe von etwa 500 M. abgesehen, dit ihm auch bis auf den letzten Heller geopfert wurden, obwohl er sich nicht scheute, gelegentlich das Mädchen, wenn es ihm nicht zu Willen sein wollte, aufs ärgste zu mißhandeln. Er ging aber Wetter: bei einem Besuche, den er'in Abwesenheit der Herrschast seinem Opfer abstattete, öffnete er einen Schrank des Dienstherrn und stahl daraus 400 M.. ohne sich durch die War- nungen und Bitten des Mädchens stören zu lassen. Er selbst flüchtete dann nach Krotoschin , wo er verhaftet wurde. Für das Mädchen hatte dieses Liebesabenteuer recht schlimme Folgen: sie wurde gestern aus der Untersuchungshaft als Zeugin gegen ihren ehemaligen Liedhaber vorgeführt. Denn es ist inzwischen wegen des von Wähner begangenen Diebstahls ein Verfahren wegen Be- günstigung bzw. Hehlerei gegen sie eingeleitet worden. DaS Schöffengericht hatte den Angeklagten seinerzeit zu 1 Jahr 0 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafkammer sah mit Rücksicht auf die bewiesene Niedertracht des Angeklagten dem Mädchen gegenüber keine Veranlassung, das erste Urteil zu ändern. Es blieb bei den 1>b Jahren Gefängnis. Butterfälschung. In die Geschäftspraktiken eines Butterfälschers leuchtete eine Verhandlung hinein, welche die 134. Abteilung des Amtsgerichts Berlin-Mitte beschäftigte. Wegen wissentlichen Nahrungsmittel- Vergehens war der Butterengroshändler Gustav Tusinsky angeklagt. Der schon einmal wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittel- gesetz vorbestrafte Angeklagte betreibt seit längerer Zeit alS sogenannter Zwischenhändler ein Butterengrosgeschäft, indem er Butter in größeren Quantitäten bezieht und sie dann in kleineren Posten an die Tetailgeschäfte abgibt. Vom März v. I. ab wurden bei seinen Abnehmern wiederholt Buttcrproben entnommen, die bis zu einem Drittel mit Margarine versetzt waren, wie der Gerichts- chemiker Dr. Brause feststellte. Um dem Angeklagten von vornherein den Einwand, er habe die Butter schon verfälscht erhalten, abzu- schneiden, wurden auch die an ihn gelieferten Butterfässer auf ihren Inhalt untersucht. Nachdem festgestellt worden war. daß diese Butter unverfälscht war, wurde in seinen Geschäftsräumen eine Durchsuchung vorgenommen, bei welcher eine Mischmaschine vor- gesunden wurde, wie sie von den Butterfälschern stets benutzt wird. — Durch diese Manipulationen des Angeklagten waren den Ab» nchmern, zumeist kleine Kolonialwarenhändler, Vorkostgeschäste usw. arge Unannehmlichkeiten entstanden, da sie natürlich zuerst in de» Verdacht gerieten, die Butter selbst gefälscht zu haben.— Ter Staatsauwalt beantragte gegen den Angeklagten, der jede Schuld besttitt, 300 M. Geldstrafe. Das Gericht verurteilte ihn zu 200 M. Oleldstrafe und legte ihm die recht erheblichen Kosten des Verfahren» auf. unter denen sich allein für die zahlreichen chemischen Unter» suchungen ein Posten von 250 M. befindet. Bestraste Aufforderung von Soldaten zum Ungehorsam. Wegen Vergehens gegen§ 122 St. G.B. hat das Landgericht Kiel am 24. September v. I. den Kaufmann Hermann Ziegclcr zu drei Tagen Gefängnis verurteilt. Den Unteroffizieren und Ge- meinen der Kaiserlichen Marine war durch Tagesbefehl der Marine- station vom 30. November v. I. verboten worden, bei dem Ange- klagten, der Inhaber eines Militäreffektengeschäftes ist, zu kaufen, da er entgegen einer früheren Bestimmung den Soldaten Waren auf Kredit geliefert hatte. Der erwähnte Tagesbefehl, das an die Soldaten ergangene Verbot, ist dem Angeklagten auch bekannt ge- Wesen. Trotzdem versandte er an verschiedene Marinesoldaten Briese, in denen er sein Geschäft für den Bedarfsfall empfahl und um den Besuch bat. Da ihm bekannt war, daß den Soldaten ver- boten war, sein Geschäft zu betreten, so lag in diesem Schreiben eine Aufforderung zum Ungehorsam. Daß er sich der Rechtswidrig- keit seines Tuns bewußt war, hat das Gericht aus dem Umstände geschlossen, daß der Angeklagte die Soldaten, denen er seine Ofsertenbriefe geschrieben hatte, gebeten hat, Diskretion zu be- wahren und den Brief sofort zu vernichten. Gegen da» Urteil hatte der Angeklagte Revision eingelegt, mit der Begründung, jener Befehl, das erlassene Verbot zum Betreten seines Geschäfts, sei rechtsungültig und unwirksam gewesen: denn eine Verwaltung habe nicht das Recht, durch derartige Erlasse einen Geschäftsmann zu schädigen oder gar zu ruinieren. DaS Reichsgericht verwarf indessen am Tonnerstag die Revision als unbegründet. Mus aller Welt. Die genarrten Regensburger . Unter gewöhnlichen Sterblichen besteht der ehrwürdige Brauch, Geschenke nicht zu veräußern, wenn nicht gerade die äußerste Rot es gebietet. Von einer zwingenden Notlage kann jedoch im bayerischen Königshauie kaum die Rede sein, nachdem erst in allerjüngster Zeit eine beträchtliche Gebaltsaufbesierung erfolgt ist. Troydem kommt aus Regensburg die Kunde, daß das dortige K ö n i g S i ch l o ß mit seinem prächtigen Park an das Kloster der Clarisiinnen, die dort eine Filiale errichten wollen, verkauft worden sei. Aber diesen Königssitz hatte Ludwig I. von Bayern geschenkt bekommen! Di« gute und getreue Stadt Regensburg hatte damals den Ehrgeiz, wenigstens vorübergehend Residenz zu sein, und dem König, um ihn der Wohnungssorge zu entheben, das wertvolle städtische Grundstück schenlungsweise übergeben. Nun ist es in fremden Besitz über- gegangen, ohne daß die königslreuen Regensburger eine Ahnung und wenigstens die Gelegenheit hatten, es selbst zurückzukaufen. Sie find lehr betrübt, hatten sie doch jetzt gerade gehofft, daß der neue König zuweilen in Regensburg residieren u�ilde, um von dem Ge« schenk einen zweckentsprechenden Gebrauch zu machen Di« arme« Enttäuschten! Erst hatten sie keinen richtigen König, und nun haben sie auch kein Königsschloß mehr.... Ein opferwilliger Seelenhirte. In der in Bonn erscheinenden tlerilalen„Deutschen Reichs» zeitung" befand sich vor einigen Tagen dieses Inserat: Kath. Geistlicher ist bereit, gegen Erstattung der Unkosten(auch teilweise) für andere Perionen die Reise nach LourdeS mit dem Pilgerzug im Ma, d. I. zu unternehmen. Gest. Anfragen unter ü. 690 an die Ge'chäftSstelle baldigst erbeten. Also eine Heilung aus Fernwirkung I Ob dieser Wohltäter der Menschbeil wirtlich Dumme gesunden hat, die ihm die Reiielosten bezahlen, wisien wir nicht. Aber auch so macht sich das tlerilale «ulturbildchen schon sehr schön._ Korruption beim Eisenbahnbau in Kanada . Die„TimeS" melden aus Ottawa vom 16. d. Mls.: Die von der Regierung zur Untersuchung deS Baues der tranS - lontinentalen Grand-Trunl-Eisenbabn eingesetzte Kommission er» klärt in ihrem Bericht, der dem Unterhause vorgelegt worden ist. daß nicht weniger als hundert sechzig Millionen Mark bei diesem Bau zwecklos ausgegeben worden sind. Die Kommiision ichäyt die Kosten der Bahn aus rund neunhunderivierzig Millionen an Äopilal und Zinsen. Der Bericht tadelt, daß die Komratie, die vergeben wurden, zu groß waren, und daß die ganz« Arbeit nur elf Firmen übertragen wurde. Diese Firmen profitierten 35,2 Millionen Mark für einen Teil der Arbeiten, die sie weiter ver» gaben. Der Bau der Strecke in Neu-Brounichweig iei überhaupt nicht zu rechtfertigen und sei nur in Angriff genommen� worden, um der Regierung Wähler zu gewinnen' Kleine Notizen. Schwere Vettlebsunsällc. Beim Rangieren wurde in KottbuS am Doniierslag der Rangierer Reichel: überfahren und aus der Stelle getötet. Einige Stunden später fiel der Hilssschaffner K o s s i ck beim Besteigen einer Bremse herab und kam unter die Räder. Auch er wurde getötet. Beide Verunglückre waren ver« h e i r a r e l. Kosiick hinrerläßt auch Kinder. Opfer der Kälte. In New Dort her, scht seit einiger Zeit .indauernd strenge Kälte. Am Donnerstag find m der Stadt acht Menicken erfroren. Untergang eines Dampfers. Bus Kingston auf Jamaica wird gemeldet, daß der engliiche Dampfer, M i o w n" zwei Meilen von der Küste entfernt auf der Höhe von Shereham g e- i un ten sei. Der Kapilä» wurde gerettet. Acht Personen sind ertrunken. Gräßlicher Unfall. In den Walzwerken der Kruppschen Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen geriet Freitag morgen der mit Reparaturen beschäftigte Schlosser Oskar H« i d t m a n n in eine Spindel und wurde mehrere Male her»»g«- schleudert. AIS man die Maschin« stillegte, fand man den Verunglückten tot vor. Kopf, Arme und Beine waren vollständig vom Rumpf getrennt worden. Drei Mädchen überfahren und getötet. Freitag nachmittag wurden in Trohes(Frankreich ) drei Mädchen von 11 bis 12 Jahren aus dem Wege zur Schule beim Ueberschrerten der Gleise von einer Rangiermaschine erfaßt und überfahren. Alle drei wurden getötet. Neue Erdstöße in Nordamerika . Die Erdbewegung ,m Osten Nordamerikas ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Sowohl in Kanada wie in den Nordoststaaten der Union machten sich gestern nacht heftige Erdstöße bemerkbar.
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