Damit schließt die Beratung dieser Antrüge.Tie preußische Tänenpolitik.Abg. Johanssen(fr!.):Die dänische Agitation in SchleSwig-Holstein ist im Wachsenbegriffen. DaS Ziel dieser Agitation ist Schürung des Deutschen-Haffes und Wiedervereinigung mit Dänemark. Die Regierung er-kennt den Ernst der Lage nicht und hat die dänische Agitation durchihr Schwanken g e st ä r k t. Auch die Parlamente hätten dieDeutschen wirksamer unterstützen sollen, auch die Prefle hat es hieranfehlen laffen. Die Regierung sollte den Zuzug von Reichs-dänen verbieten und den Dänen gegenüber keine Nachgiebig«keit zeigen.(Beifall rechts.)Abg. Nissen(Däne):Das Verbot der preußischen Regierung gegen Amundsenund seinen Vortrag mußte eine andere Kulturnation schwer der-letzen. Herr v. Kardorff sollte dafür sorgen, daß Preußen sichnicht wieder derartige Blamagen zuzieht. In einer FlensburgerVersammlung wurde der Berichterstatter der„Flensborg Avis" ge-zloungen, den Saal zu verlassen, weil er nicht a u f st e h e n wollte,als ein antidänisches Lied gesungen wurde. Als er hinausgingmutzte er sich vor groben Mißhandlungen schützen. DerStaatsanwalt lehnte aber einen Antrag auf Verfolgung der Schul-digen mit einer schnodderigen Redensart ab.(Vizepräsident Dr.P o r s ch bittet den Redner, etwas ruhigere Ausdrücke zu wählen.)Ferner haben wir Dänen uns über die bekannten Landungs-verböte dänischer Lustreisender durch die Behörden zu be-schweren. Wie ist ein solches Verhalten mit der internationalenHöflichkeit zu vereinbaren? Als sich die dänischen Lustreisenden,die in Sonderburg nicht landen durften, beim L a n d r a t beschwerenwollten, versteckte er sich hinter einem Bretterstall und freutesich wie ein kleiner Junge. Im Gegensatz dazu steht dieAufnahme der Deutschen in Dänemark.Der Landrat hat dem dänischen Ausflugsdampser nicht nur inSonderburg die Landung verboten, sondern ihn auch nur weiter-fahren lassen nach Angabe des Ziels!(Hört! hört! links. DieKonservativen und Nationalliberalen begleiten die Verlesung desUkases mit Beifallsrufe tCf Ein deutsches Flensburger Blattstellte fest, daß deutsche Ausflügler in Fredericia freundlich emp-fangen wurden und darunter war der Nordmarkenvorsitzende ausSonderburg. Sogar das Anbordgehen preußischerStaatsbürger wurde im Sonderburger Kreis verboten. ImApenrader Kreis war man etwas weniger ostelbisch.(Lachenrechts und bei den Nationalliberalen.) Aber die Landräte haltensich nicht ans Gesetz. Eine dänische Vortragende über Missions'Wesen wollte man zum Redeverbot noch ausweisen, bestand aber nichtdarauf, als man erfuhr, daß sie englische Staatsbürgerin war.(Hörtl hört! links.) Das Verbot an Direktor Falk, über dieFliegenplage zu sprechen, schadet uns nichts; wenn sich dieBehörden blamieren wollen— wir können sie daran nicht hindern!(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Das Reichsvcrsicherungs-gesetz wird uns gegenüber unausgesetzt übertreten.(Der Rednerbringt dafür Fälle vor, darunter einen, wo eine deutsche Versamm-lung acht Meilen weit die öffentliche Sicherheit bei einer dänischengefährden sollte. Dabei kommen bei uns Gewalttätigkeiten undWiderstand gegen die Staatsgewalt nie vor! Systematischwerden unsere geschlossenen Vereinsversammlungen überwacht.(Widerspruch des Abg. Hammer) Kennen Sie denn die Verhalt-nisse I(Zuruf Hammers.) Er ist da einmal durchgefahren!(GroßeHeiterkeit bei den Sozialdemokraten und Polen.) Ein L a n d r a that erklärt, daß das Alter nicht matzgebend ist für den Begriff.Jugendliche". Auf Grund von Verordnungen von 1817— 1839 verbietet man Turnunterrichte.(Vizepräsident P o r s ch: Dasgehört zum Kultusetat.) Und das soll Kulturarbeit sein! Ein Land-gerichtsvirektor Dr. Haber hat auch den Dänen jenseits derKönigsau den Kampf und uns die Enteignung angedroht. Vernünftige Deutsche verurteilen selbst diese Art, die die nationalenGegensätze im Norden schüren will, um daS Wahlglück der Konservatlven und Nationalliberalen zu verbessern. Durch gleiches Rechtwürden Sie zwar nichts erreichen, wozu wir uns nicht zwingenließen, daß wir unsere Sprache und Eigenart aufgeben, wohl abererträgliche Verhältnisse.(Bravo! bei den Polen und Sozialdemo-kraten.)Mg. Dr. Schifferer(natl.):Dieses Erinnerungsjahr für SchleSwig-Holstein sollte dieDeutschen mahnen, ihre Vorkämpfer im Norden zu stützen. DieNegierung tritt der energischen Arbeit der Dänen nicht e n tschlössen genug entgegen, was die Deutschen beunruhigt unddie Dänen anspornt. Gerechtigkeit und Entschiedenheit fordern wirvon der Regierung; mit Idealismus und Träumerei erzielt mankeine Erfolge. Das große Entgegenkommen beim Optantenvertraghat das Gegenteil des erwarteten Erfolgs geliefert und den Kampsnur verschärft. Auch führende fortschrittliche Blätter haben erklärt,daß Nachgiebigkeit um jedem Preis nicht zum Ziele führt. Einsgeschlossene Front avcr Deutschenin dieser Frage ist die Voraussetzung für eine wirksame Politik. Aufwirtschaftlichem, politischem und kulturellem Gebiete arbeiten dieDänen auf eine Wiedervereinigung mit Dänemark. Wir weisen dieUnterstellungen des dänischen Abgeordneten betreffend die Objekti-vität unseres Richterstandes entschieden zurück. Wir wenden unsnicht gegen die dänische Bevölkerung als solche und gegen ihreKultur und Sprache, sondern gegen den Mißbrauch dieser Kulturund Sprach« zu politischen Zwecken, die sich mit unserem natio-n a l e n I n te re s s e nicht vereinigen lassen. Vor allem sucht mandie Jugend in den dänischen Jugendorganisationen mit Haß gegendas Deutschtum zu erfüllen. Bei Nacht und Nebel holt man reichs-dänische Redner nach Schleswig herüber, die die Bevölkerung gegendie preußische Regierung aufreizen. Wir müssen die Regierunggegen die Versuche der Dänen, sie vor dem Auslande lächerlich zumachen, in Schutz nehmen. In immer größerem Umfange be-dient sich die dänische Agitation des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Boykotts. Vor den letzten Landtagswahlen hat man dendeutschen Gewerbetreibenden, die auf die dänische Kundschaft ange-wiesen sind, mit dem Boykott gedroht. Die Zustände in der Nord-mark sind für die Deutschen un er träglich und unvereinbarmit der Würde des Deutschen Reiches geworden.(Sehr richtig!rechts.) Die letzten Wahlen in Schleswig haben ein A n w a ch f e ndes dänischen Elementes gezeigt, wie wir es seit 1867nicht erlebt haben. Die Regierung hat es an der nötigen Energiefehlen lassen und der Minister hat einen schweren Fehler be-gangen, als er die Klagen der Deutschen in Schleswig als über-trieben bezeichnete. Die Ostmarkenpolitik muß ohne Rücksicht ausdie auswärtige gemacht werden. Leider ist der Minister auf diebrennende Frage der Staatenlosen nicht eingegangen. Durcheinen Vertrag mit Dänemark sollte sich diese» verpflichten, dieStaatenlosen zu dänischen Staatsbürgern zu machen. Gegenwärtigspielen die Staatenlosen in der dänischen Agitation eine bedeutendeRolle. Zur Beseitigung dieser Mißstände brauchen wir diePolitik einer starken Hand.(Beifall rcckits und bei den Nationalliberalen.— Lachen bei denDänen.) Planmäßig muß das Deutschtum in Schleswig vor allemdurch eine konsequente Bodenpolitik gestärkt werdenMinister v. Dallwitz:Der dänische Vergnügungsdampfer, dessen Landung in Sonder.bürg vom Landrat verboten wurde, sollte zahlreiche Reichsdäncnnach Schleswig befördern, die mit den preußischen Dänen ein Ver-brüderungsfest feiern und einen Demonstrationszug veranstaltenwollten. DaS Verbot war also berechtigt. Der Fall Amundsen istein vereinzelter Ausnahmefall, der in keinem inneren Zusammen-bang mit der Dänenpolitik der Regierung steht, da es sich ja umeinen Vortrag in norwegischer Sprache handelte. Jedenfalls be-deutet die Aufhebung des Verbotes keine Aenderung unserer Dänen-Politik.' Der Vorwurf des Abg. Schifferer, daß die Regierungnicht energisch genug gegen die Agitation der Dänen vorgegangen1 sei, ist unzutreffend. Die Staatsregierung wird es an einem syste-matischem Vorgehen gegen diese Agitation nicht fehlen lassen.Unsere Maßnahmen zur Stärkung des Deutschtums sind wirksamerals alle Polizeimaßregeln.Abg. Graf v. Baudissinschließt sich den Ausführungen der Abgg. Johanssen und Schiffereran und weist auf den engen Zusammenhang der südjütischen Ver-eine mit den Reichsdänen hin. Die Dänenpolitik läßt feit längererZeit den Eindruck der Stvtigkeit vermisssen. Boneiner festeren Politik erwarten wir bessere Zustände in der Nord-mark.Das Haus vertagt sich.Wgg. Schlfferer und Nissen(persönlich)wenden sich gegen einige Ausführungen des Ministers.Auf eine Anfrage des Abg. Hennings- Techlin(k.) erklärtder Präsident Graf v. Schwerin-Löwitz, daß nach Schlußder Generaldiskussion über den Etat des Ministeriums des Innerndie Anträge zugunsten der durch Hochwasser Geschädigten auf dieTagesordnung gesetzt werden sollen.Fortsetzung der Beratung des Etats des Innern: Montag11 Uhr.Schluß:%5 Uhr._Wirtschaftlicher Wochenbericht.Erweiterung der Deutschen Bank. Großbanken undBörsenhausse.Im Herbst vergangenen Jahres bereits war in Börsenkreisendavon die Rede, daß mehrere Großbanken die im Frühjahr 1914 zuerwartende Erleichterung des Geldmarktes ausnutzen würden, umKapitalserhöhungen vorzunehmen. Von allen Großbankenscheint indessen zunächst nur eine, die Deutsche Bank, diese Ab-sichl verwirklichen zu wollen. Die anderen Banken halten den Zeit-punkt noch nicht iür günstig. Einzelne von ihnen müssen sogarDividendenherabsetzungen vornebmen, weil das Bankgeschäft trotz derhohen Einsätze durch die Erschwerung des Kredits, durch Kurs-Verluste und sonstige Wirkungen des Konjunkturrückganges wenigerrentabel war als in den Vorjahren. So wird die Rationalbankihre Dividende um V, Prozent auf 6'/z Prozent heruntersetzen undder Schaaffhausensche Bankverein muß die Dividende sogar um2 Prozent bis auf 3 Prozent reduzieren. Diese für die betroffenenGroßbanken unangenehme Situation nutzt nun gerade dieDeutsche Bank aus, um ihrerseits durch eine Kapitalserhöhung ihreKonkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Diese Vermehrung ist umso bedeutiamer, als sie zur völligen Angliederung einer Tochterbank benutzt werden soll, die ihre Tätigkeit im Hauptfeldedes Schaaffhausenschen Bankvereins ausübti Schon seit 1897 stehtdie Bergisch-Märkische Bank in Elberfeld unter Kontrolleder Deutschen Bank. Die Großbank hat ihren Einfluß auf dieElberfelder Bank inzwischen verstärkt; sie besitzt heute mindestens50 Millionen von dem 89 Mill. Mark hohen Kapital der Provinz-bank. Jetzt plant die Deutsche Bank, ihr Tochterinstitut völlig aufzusaugen, sodaß die Bergbank als selbständiges Unternehmen ver-schwindet. Zunächst würde das nur wie ein Wechsel des Firme»'schildeS aussehen, denn auch heute leitet die Deutsche Bank in Wahr-heit das kleinere Institut. Aber tatsächlich gewinnt die BerlinerGroßbank durch den Namenswechsel der Bergbank mehr Einmalwerden Organisationskosten gespart, die in der Bilanz von Groß'banken einen immer größeren Passivposten einnehmen. Dann abergewinnt die kleinere Bank durch den Namenswechsel an Prestige.daS sich in reicheren Zufluß von Depositengeldern und Zunahme derGeschäftsverbindungen umsetzen wird. Die ungeheueren Macht'mittel. die hinter einer Großbank stehen, üben einegrößer« Anziehungskraft aus, wen» die Großbank unmiltelbar, ohne Zwischenglieder, die Verantwortung übernimmt.Gerade im rheinischen Industriegebiet, in dem die Bergisch-Märkische Bank arbeitet, wünscht nun die Deutsche Bank als solcheaufzutreten. Einfluß übt sie zwar in diesem Gebiet schon außerdurch die Bergbani auch durch die Rheinische Kreditbank(Mannheim)und die Essener Kreditanstalt auS. Aber ein offener Vorstoß wirdbesonders deshalb von der Leitung beabsichtigt, weil auchandere Großbanken dort eigene Filialen unterhalten. So fitzt dieDarmstädter Bank seit Anfang 1919 in Düsseldorf, die Diskontogesellschaft fett Ende 1911 in Essen a. Ruhr und der Schaaffhausensche Bankverein in Köln beabsichtigt, nach seinen Mißerfolgen inBerlin, sich wiederum vorzugsweise seinem alten Arbeitsgebiet, demrheinisch'westfälischen Jndustrierevier, zuzuwenden. Die Angliede-rung der Bergbank ist also ein Konkurrenzvorstoß, der vor-nehmlich gegen Schaasfhausen gerichtet ist. die gegenwärtigdurch den beträchtlichen Dividendenrückgang sich in schwächerer Positionbefindet. Die Bergbank, das drittgrößte Kreditinstitut in West'deutschland ist durch 35 Filialen und Depositenkassen ziemlich festmit dem Jndustrierevier verwoben und durch die geplante Fusiontritt die Deutsche Bank in diese vielfachen Beziehungen ein, die siemit ihren größeren Mitteln weiter ausbauen und wertvoller ge-stalten wird.Soviel bisher von der geplanten Transaktion bekannt ist,werden die Aktionäre der Bergbank für je fünf Bergaktien je dreiAktien der Deutschen Bank erhalten. Da die Deutsche Bank aber bereitsb9Millionen der Bergbankaktien besitzt, würden zum Umtausch des Restesvon 39 Millionen bei dem hohen Kursstand der Aktien der DeutschenBank(258 Proz.) höchstens noch 13 Millionen nötig sein. Wenn dieDeutsche Bank trotzdem ihr Kapital um 59 Millionen Mark erhöbenwill, so geht daraus die Abficht hervor, die Tätigkeit allgemeinzu erweitern. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, daßein Teil des neuen Kapitals zu besonderen Abschreibungen aufdie Bestände der Bergbant nötig sein wird. Die Bergbank hat inden letzten Jahren auf dem Terrain- und Baumarkt große Verlusteerlitten. Im Jabre 1911 mußte sie deshalb die Dividende von 8�/,auf 7 Proz. ermäßigen; im Jahre 1912 stieg die Dividende aller-dings wieder auf 7V, Proz.Die Pause zwischen der letzten Kapitalserhöhung(im Jahre 1995)und der jetzt geplanten der Deutschen Bank ist verhältnismäßig groß.Inzwischen haben auch andere Banken ihr Kapital auf 299 Millionengebracht: die Dresdner Bank(1919) und die Diskontogesellschaft(1911). Die Erhöhung auf 259 Millionen würde der DeutschenBank wieder einen großen Vorsprutig schaffen. Neben diesem Aktien-kapital verfügt die Bank noch über mehr als 119 Millionen offeneReserven. Nach der Verschmelzung mit der Bergisch- MärkischenBank werden sich Aktienkapital plus Reserve auf rund 479Millionen belaufen.(Die Bergbank verfügt heute über89 Millionen Kopital und 26 Millionen Reserven.) Dazu,treten an ftemden Mitteln, die von der Deutschen Bank verwaltetwerden, etwa 1999 Millionen. Die Großbank repräsentiert gegen-wärtig eine Kapitalsmacht von etwa 2255 Millionen, wobei dieMittel der zahlreichen Tochterinstitute noch nicht mitberücksichtigtworden sind. Da die Gesamtaktiva der Bergbank aus rund 489Millionen berechnet werden, wird sich die Kapitalsmacht der DeutschenBank auf 2685 Millionen oder fast 2»/« Milliarden erhöhen.Das nächstgrößte Institut, die Dresdner Bank, verfügt erst überein Kapital von 1443 Millionen. Das Uebergewicht der DeutschenBank geht auS diesen Zahlen klar hervor.Die gewaltige. Macht der Großbanken erklärt auch die vonbürgerlicher Seite zugegebene Tatsache, daß die Großbanken Endevergangenen JahrcS die Kurse von Dividendenpapieren absichtlichgedrückt haben. Der Zweck war dabei, das Vermögen der zur Zah-lung deS Wehrbeitrages Verpflichteten zu verringern. Nachdem 31. Januar 1913, der als Grundlage sür die Berechnung desWehrbeitrages galt, sind die Kurse dann gestiegen. Es notierten ander Berliner Börse:31. 12. 13 13. 2. 14Deutsche Bank. 248 258,75Dresdner Bank....... 159,9 157,75Berliner Handelsgesellschaft... 155,5 163,5Allgemeine Elektrizitäls- Gefells chaft 234,8 246,75Aumetz-Friede........ 157 168,5Bochumer Gußstahl...... 298,1 226,5Gelsenkirchen........ 183,9 195Harpen.......... 172,5 189,1Laurahütte......... 152 164,6Phönix.......... 234,1 244,4Die Kurssteigerungen müssen auffallen, weil die Konjunktur-aussichten sich im Winter weiter verschlechtert haben. Mehrere dergenannten Unternehmungen haben gerade jetzt Nachweise über ver-ringerte Betriebseinnahmen veröffentlicht. Die Erleichterung aufdem Geldmarkt und die Herabsetzung des Zinssatzes haben zwar inder gleichen Richtung der KurSerhöhung gewirkt, aber beideskündigte sich bereits im Herbst vorigen Jahres an, während dieBörsenhausse erst Anfang dieses Jahres einsetzte.flus aller Welt.Priester gegen üen„parstfal�.Die böhmischen und mährischen Kleriker hielten dieser Tagein Prag ihre Jahresversammlung ab, eucharistischer Priester-kongreß benannt. Bei dieser Gelegenheit wollte yaS tschechischeNationaltheater den schwarzen Herrschaften einen außergewöhnlichenKunstgenuß bereiten, indem eS WagnerS„ P a r s i f a l" auf denSpielplan setzte. Aber der Mensch denkt und der Priester lenkt.Die Theaterleitung fand bei den hoch- und ehrwürdigen schwarzenHerren nur wenig Verständnis und Würdigung, sie-widerstanden mannhaft den Lockungen der sündhaften Welt. AufVorschlag ihres Brünner Amtsbruders beschlossen die Prälatenund Bischöse. daß der Kongreß der„Parsifal"-Ausführung kemeS»falls geschlossen beiwohne. Die Oper sei nicht ftei von unsitt»lichen Stellen, sogar der Titelheld sei ein sträflicherSünder, der sich von den Blumenmädchen habe verführen lassenund verbotener Sinnes- und Fleischeslust allzu leicht zum Opfergefallen sei; kurzum, das Stück lasse mancherorts die richtige christ«liche Tugendhaftigkeit vermissen und sei also geeignet, das katho-lisch« Sittlichkeitsempfinden zu verletzten. Von den hohen Würden-trägern wohnten denn auch nur ein Abt und ein Bischof der Vor»führung bei. nur die niedere Geistlichkeit war zahlreicher erschienen-O sündhafte Welt! Da ist jahrelang die Wagnergemeinde nachBayreuth gepilgert, um sich an dem Weihespiel zu erbauen,ungezählte Tausende, denen die braunen Lappen nicht so lockersaßen, haben in den letzten Wochen Gelegenheit genommen, dasWerk kennen zu lernen und erst der böhmischen Geistlichkeit war«»vorbehalten, die Unsittlichkeit des„Parsifal" aufzudecken.Patriotismus im Ramsch.DaS»Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel� enthält i«seiner Nummer 34 vom 11. Februar 1914 folgendes interessanteInserat:Rrstauflage(gegen 39999 Expl.) einer in großen Auflagen abgesetzten guten)billigen und volkstümlichen Broschüre, welche die Regierung»»tätigkeit Sr. Majestät Kaiser Wilhelms II. ingemeinverständlicher Weise behandelt, besonderer Umstände halberganz oder geteilt billig abzustoßen.Gefl. Anfragen usw.Der»Geist der Zuchtlosigkeit" muß arg um sich gegriffen haben,wenn so volkstümliche Lektüre schon im Ramsch verkauft werden muß.Die Dummen werden nicht alle.Die Hamburger Polizei verhaftete eine in Sankt Pauli wohnendeKartenlegerin namens Anna E r n st, die es verstanden hat,zwei Dienstmädchen und einen Zahnarzt davon zu überzeugen,daß sie in Italien eine Erbschaft von 129 999 Mark zu er»warten hätte, die jedoch erst ausgeklagt werden müsse. Zu diesemZwecke gaben die Leichtgläubigen 5499 Mark her und kamen zuspät dahinter, daß sie einer Betrügerin zum Opfer gefallen waren-Einem der beiden Mädchen war unter den gleichen Versprechungenaußerdem von einer Kartenlegerin namens Gamm aus Altona2399 Mark abgenommen worden.Auf falscher Fährte.In der letzten Nummer der antisemitischen Wochenschrist„DerJjammer" sucht ein Stellungsloser mit folgendem Inserat Be»chäftigung:Nürnberger, der 29 Jahre Deutschland. Oesterreich. England,Frankreich, Schweiz, Holland, Belgien, Italien, Skandinavien.Rußland. Nord-Afrika bereiste, wünscht für Judengegner zureisen. Er kann sehr nützlich sein, da er die Juden selb stvon hinten erkennt, sich vor Verbrechen derselben zuschützen weiß, also auf seinem Weg nicht aufgehalten werden kann.Ganz alkoholenthaltsam. Offerten usw.Der Mann ist auf falscher Fährte. Solch ein menschliche»Wunder, der selbst von hinten sehen kann, kann sein Brotim Panoptikum leichter verdienen.Kleine Notizen.Die billigen Ausländer. Am Freitagabend wurde'dem DirektorSchul, von der Gewerkschaft Constanze bei Langenaubachim Westerwald durch einen seiner Arbeiter, einen Kroaten, inseinem Zimmer mit der Axt die Schädeldecke zer-t r ü m m e r t. Der Täter ist geflüchtet. Die Veranlassung zu derTat gab die Entlassung des Arbeiters. Der Zustand desDirektors Sckiulz ist hoffnungslos.Zwei Eisenbahnbcamte überfahren. Am Sonnabendvormittagwurden in Görlitz bei einer Rangierbewegung eines Triebwagenszwei Bahnunterhaltungsbeamte überfahren. Der eine, namensFischer, war sofort tot, der andere, namens Ludwig, hatVerletzungen erlitten, die jedoch nicht schwerer Natur zu seinscheinen.Ein verbrecherischer Anschlag. Wie aus Smien» gemeldetwird, wurden zwei Soldaten verhaftet, die im Verdachte stehen, inder dortigen Militärbäckerei in den Brotteig Vitriolgeschüttet zu haben.Di« Gefahren der Grube. Auf der 499- Meter- Sohle derFerdinand-Grube verunglückten zwei Bergarbeiter tödlich.Der Hauer Sawischoivsti, Vater von sechs Kindern, wurdevon herabstürzenden Kohlenmassen verschüttet und erschlagen. Derzweite Arbeiter, ein Galizicr, wurde von der elektrischen Lokomotiveerfaßt; ihm wurde der Brustkorb eingedrückt.— Durcheine Kohlengasexplosion in dem Schacht der NeurussischenGesellschaft in Jusowka sind acht Arbeiter leben?«gefährlich und fünf leicht verletzt worden.