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Damit schließt die Beratung dieser Antrüge. Tie preußische Tänenpolitik. Abg. Johanssen(fr!.): Die dänische Agitation in SchleSwig-Holstein   ist im Wachsen begriffen. DaS Ziel dieser Agitation ist Schürung des Deutschen  - Haffes und Wiedervereinigung mit Dänemark  . Die Regierung er- kennt den Ernst der Lage nicht und hat die dänische Agitation durch ihr Schwanken g e st ä r k t. Auch die Parlamente hätten die Deutschen   wirksamer unterstützen sollen, auch die Prefle hat es hieran fehlen laffen. Die Regierung sollte den Zuzug von Reichs- dänen verbieten und den Dänen gegenüber keine Nachgiebig« keit zeigen.(Beifall rechts.) Abg. Nissen(Däne): Das Verbot der preußischen Regierung gegen Amundsen und seinen Vortrag mußte eine andere Kulturnation schwer der- letzen. Herr v. Kardorff sollte dafür sorgen, daß Preußen sich nicht wieder derartige Blamagen zuzieht. In einer Flensburger  Versammlung wurde der Berichterstatter derFlensborg Avis" ge- zloungen, den Saal zu verlassen, weil er nicht a u f st e h e n wollte, als ein antidänisches Lied gesungen wurde. Als er hinausging mutzte er sich vor groben Mißhandlungen schützen. Der Staatsanwalt lehnte aber einen Antrag auf Verfolgung der Schul- digen mit einer schnodderigen Redensart ab.(Vizepräsident Dr. P o r s ch bittet den Redner, etwas ruhigere Ausdrücke zu wählen.) Ferner haben wir Dänen uns über die bekannten Landungs- verböte dänischer Lustreisender durch die Behörden zu be- schweren. Wie ist ein solches Verhalten mit der internationalen Höflichkeit zu vereinbaren? Als sich die dänischen Lustreisenden, die in Sonderburg   nicht landen durften, beim L a n d r a t beschweren wollten, versteckte er sich hinter einem Bretterstall und freute sich wie ein kleiner Junge. Im Gegensatz dazu steht die Aufnahme der Deutschen   in Dänemark  . Der Landrat hat dem dänischen Ausflugsdampser nicht nur in Sonderburg   die Landung verboten, sondern ihn auch nur weiter- fahren lassen nach Angabe des Ziels!(Hört! hört! links. Die Konservativen und Nationalliberalen begleiten die Verlesung des Ukases mit Beifallsrufe tCf Ein deutsches Flensburger   Blatt stellte fest, daß deutsche Ausflügler in Fredericia   freundlich emp- fangen wurden und darunter war der Nordmarkenvorsitzende aus Sonderburg  . Sogar das Anbordgehen preußischer Staatsbürger wurde im Sonderburger   Kreis verboten. Im Apenrader   Kreis war man etwas weniger ostelbisch.(Lachen rechts und bei den Nationalliberalen.) Aber die Landräte halten sich nicht ans Gesetz. Eine dänische Vortragende über Missions' Wesen wollte man zum Redeverbot noch ausweisen, bestand aber nicht darauf, als man erfuhr, daß sie englische Staatsbürgerin war. (Hörtl hört! links.) Das Verbot an Direktor Falk, über die Fliegenplage zu sprechen, schadet uns nichts; wenn sich die Behörden blamieren wollen wir können sie daran nicht hindern! (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Das Reichsvcrsicherungs- gesetz wird uns gegenüber unausgesetzt übertreten.(Der Redner bringt dafür Fälle vor, darunter einen, wo eine deutsche Versamm- lung acht Meilen weit die öffentliche Sicherheit bei einer dänischen gefährden sollte. Dabei kommen bei uns Gewalttätigkeiten und Widerstand gegen die Staatsgewalt nie vor! Systematisch werden unsere geschlossenen Vereinsversammlungen überwacht. (Widerspruch des Abg. Hammer) Kennen Sie denn die Verhalt- nisse I(Zuruf Hammers.) Er ist da einmal durchgefahren!(Große Heiterkeit bei den Sozialdemokraten und Polen  .) Ein L a n d r a t hat erklärt, daß das Alter nicht matzgebend ist für den Begriff .Jugendliche". Auf Grund von Verordnungen von 1817 1839 ver­bietet man Turnunterrichte.(Vizepräsident P o r s ch: Das gehört zum Kultusetat.) Und das soll Kulturarbeit sein! Ein Land- gerichtsvirektor Dr. Haber hat auch den Dänen jenseits der Königsau   den Kampf und uns die Enteignung angedroht. Ver­nünftige Deutsche verurteilen selbst diese Art, die die nationalen Gegensätze im Norden schüren will, um daS Wahlglück der Konser vatlven und Nationalliberalen zu verbessern. Durch gleiches Recht würden Sie zwar nichts erreichen, wozu wir uns nicht zwingen ließen, daß wir unsere Sprache und Eigenart aufgeben, wohl aber erträgliche Verhältnisse.(Bravo  ! bei den Polen   und Sozialdemo- kraten.) Mg. Dr. Schifferer(natl.): Dieses Erinnerungsjahr für SchleSwig-Holstein   sollte die Deutschen   mahnen, ihre Vorkämpfer im Norden zu stützen. Die Negierung tritt der energischen Arbeit der Dänen nicht e n t schlössen genug entgegen, was die Deutschen   beunruhigt und die Dänen anspornt. Gerechtigkeit und Entschiedenheit fordern wir von der Regierung; mit Idealismus und Träumerei erzielt man keine Erfolge. Das große Entgegenkommen beim Optantenvertrag hat das Gegenteil des erwarteten Erfolgs geliefert und den Kamps nur verschärft. Auch führende fortschrittliche Blätter haben erklärt, daß Nachgiebigkeit um jedem Preis nicht zum Ziele führt. Eins geschlossene Front avcr Deutschen  in dieser Frage ist die Voraussetzung für eine wirksame Politik. Auf wirtschaftlichem, politischem und kulturellem Gebiete arbeiten die Dänen auf eine Wiedervereinigung mit Dänemark  . Wir weisen die Unterstellungen des dänischen Abgeordneten betreffend die Objekti- vität unseres Richterstandes entschieden zurück. Wir wenden uns nicht gegen die dänische Bevölkerung als solche und gegen ihre Kultur und Sprache, sondern gegen den Mißbrauch dieser Kultur und Sprach« zu politischen Zwecken, die sich mit unserem natio- n a l e n I n te re s s e nicht vereinigen lassen. Vor allem sucht man die Jugend in den dänischen Jugendorganisationen mit Haß gegen das Deutschtum zu erfüllen. Bei Nacht und Nebel holt man reichs- dänische Redner nach Schleswig   herüber, die die Bevölkerung gegen die preußische Regierung aufreizen. Wir müssen die Regierung gegen die Versuche der Dänen, sie vor dem Auslande lächerlich zu machen, in Schutz nehmen. In immer größerem Umfange be- dient sich die dänische Agitation des gesellschaftlichen und wirtschaft­lichen Boykotts. Vor den letzten Landtagswahlen hat man den deutschen   Gewerbetreibenden, die auf die dänische Kundschaft ange- wiesen sind, mit dem Boykott gedroht. Die Zustände in der Nord- mark sind für die Deutschen un er träglich und unvereinbar mit der Würde des Deutschen Reiches geworden.(Sehr richtig! rechts.) Die letzten Wahlen in Schleswig   haben ein A n w a ch f e n des dänischen Elementes gezeigt, wie wir es seit 1867 nicht erlebt haben. Die Regierung hat es an der nötigen Energie fehlen lassen und der Minister hat einen schweren Fehler be- gangen, als er die Klagen der Deutschen   in Schleswig   als über- trieben bezeichnete. Die Ostmarkenpolitik muß ohne Rücksicht aus die auswärtige gemacht werden. Leider ist der Minister auf die brennende Frage der Staatenlosen nicht eingegangen. Durch einen Vertrag mit Dänemark   sollte sich diese» verpflichten, die Staatenlosen zu dänischen Staatsbürgern zu machen. Gegenwärtig spielen die Staatenlosen in der dänischen Agitation eine bedeutende Rolle. Zur Beseitigung dieser Mißstände brauchen wir die Politik einer starken Hand. (Beifall rcckits und bei den Nationalliberalen. Lachen bei den Dänen.) Planmäßig muß das Deutschtum in Schleswig   vor allem durch eine konsequente Bodenpolitik gestärkt werden Minister v. Dallwitz: Der dänische Vergnügungsdampfer, dessen Landung in Sonder. bürg vom Landrat verboten wurde, sollte zahlreiche Reichsdäncn nach Schleswig   befördern, die mit den preußischen Dänen ein Ver- brüderungsfest feiern und einen Demonstrationszug veranstalten wollten. DaS Verbot war also berechtigt. Der Fall Amundsen ist ein vereinzelter Ausnahmefall, der in keinem inneren Zusammen- bang mit der Dänenpolitik der Regierung steht, da es sich ja um einen Vortrag in norwegischer Sprache handelte. Jedenfalls be- deutet die Aufhebung des Verbotes keine Aenderung unserer Dänen- Politik.' Der Vorwurf des Abg. Schifferer, daß die Regierung nicht energisch genug gegen die Agitation der Dänen vorgegangen 1 sei, ist unzutreffend. Die Staatsregierung wird es an einem syste- matischem Vorgehen gegen diese Agitation nicht fehlen lassen. Unsere Maßnahmen zur Stärkung des Deutschtums sind wirksamer als alle Polizeimaßregeln. Abg. Graf v. Baudissin schließt sich den Ausführungen der Abgg. Johanssen und Schifferer an und weist auf den engen Zusammenhang der südjütischen Ver- eine mit den Reichsdänen hin. Die Dänenpolitik läßt feit längerer Zeit den Eindruck der Stvtigkeit vermisssen. Bon einer festeren Politik erwarten wir bessere Zustände in der Nord- mark. Das Haus vertagt sich. Wgg. Schlfferer und Nissen(persönlich) wenden sich gegen einige Ausführungen des Ministers. Auf eine Anfrage des Abg. Hennings- Techlin(k.) erklärt der Präsident Graf v. Schwerin  -Löwitz, daß nach Schluß der Generaldiskussion über den Etat des Ministeriums des Innern die Anträge zugunsten der durch Hochwasser Geschädigten auf die Tagesordnung gesetzt werden sollen. Fortsetzung der Beratung des Etats des Innern: Montag 11 Uhr. Schluß:%5 Uhr._ Wirtschaftlicher Wochenbericht. Erweiterung der Deutschen Bank. Großbanken und Börsenhausse. Im Herbst vergangenen Jahres bereits war in Börsenkreisen davon die Rede, daß mehrere Großbanken die im Frühjahr 1914 zu erwartende Erleichterung des Geldmarktes ausnutzen würden, um Kapitalserhöhungen vorzunehmen. Von allen Großbanken scheint indessen zunächst nur eine, die Deutsche Bank, diese Ab- sichl verwirklichen zu wollen. Die anderen Banken halten den Zeit- punkt noch nicht iür günstig. Einzelne von ihnen müssen sogar Dividendenherabsetzungen vornebmen, weil das Bankgeschäft trotz der hohen Einsätze durch die Erschwerung des Kredits, durch Kurs- Verluste und sonstige Wirkungen des Konjunkturrückganges weniger rentabel war als in den Vorjahren. So wird die Rationalbank ihre Dividende um V, Prozent auf 6'/z Prozent heruntersetzen und der Schaaffhausensche Bankverein muß die Dividende sogar um 2 Prozent bis auf 3 Prozent reduzieren. Diese für die betroffenen Großbanken unangenehme Situation nutzt nun gerade die Deutsche Bank aus, um ihrerseits durch eine Kapitalserhöhung ihre Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Diese Vermehrung ist umso be deutiamer, als sie zur völligen Angliederung einer Tochter bank benutzt werden soll, die ihre Tätigkeit im Hauptfelde des Schaaffhausenschen Bankvereins ausübti Schon seit 1897 steht die Bergisch-Märkische Bank in Elberfeld   unter Kontrolle der Deutschen Bank. Die Großbank hat ihren Einfluß auf die Elberfelder Bank inzwischen verstärkt; sie besitzt heute mindestens 50 Millionen von dem 89 Mill. Mark hohen Kapital der Provinz- bank. Jetzt plant die Deutsche Bank, ihr Tochterinstitut völlig auf zusaugen, sodaß die Bergbank als selbständiges Unternehmen ver- schwindet. Zunächst würde das nur wie ein Wechsel des Firme»' schildeS aussehen, denn auch heute leitet die Deutsche Bank in Wahr- heit das kleinere Institut. Aber tatsächlich gewinnt die Berliner  Großbank durch den Namenswechsel der Bergbank mehr Einmal werden Organisationskosten gespart, die in der Bilanz von Groß' banken einen immer größeren Passivposten einnehmen. Dann aber gewinnt die kleinere Bank durch den Namenswechsel an Prestige. daS sich in reicheren Zufluß von Depositengeldern und Zunahme der Geschäftsverbindungen umsetzen wird. Die ungeheueren Macht' mittel. die hinter einer Großbank stehen, üben eine größer« Anziehungskraft aus, wen» die Großbank unmiltel bar, ohne Zwischenglieder, die Verantwortung übernimmt. Gerade im rheinischen Industriegebiet, in dem die Bergisch- Märkische Bank arbeitet, wünscht nun die Deutsche Bank als solche aufzutreten. Einfluß übt sie zwar in diesem Gebiet schon außer durch die Bergbani auch durch die Rheinische Kreditbank(Mannheim  ) und die Essener Kreditanstalt auS. Aber ein offener Vorstoß wird besonders deshalb von der Leitung beabsichtigt, weil auch andere Großbanken dort eigene Filialen unterhalten. So fitzt die Darmstädter Bank seit Anfang 1919 in Düsseldorf  , die Diskonto gesellschaft fett Ende 1911 in Essen   a. Ruhr und der Schaaffhausen sche Bankverein in Köln   beabsichtigt, nach seinen Mißerfolgen in Berlin  , sich wiederum vorzugsweise seinem alten Arbeitsgebiet, dem rheinisch'westfälischen Jndustrierevier, zuzuwenden. Die Angliede- rung der Bergbank ist also ein Konkurrenzvorstoß, der vor- nehmlich gegen Schaasfhausen gerichtet ist. die gegenwärtig durch den beträchtlichen Dividendenrückgang sich in schwächerer Position befindet. Die Bergbank, das drittgrößte Kreditinstitut in West' deutschland   ist durch 35 Filialen und Depositenkassen ziemlich fest mit dem Jndustrierevier verwoben und durch die geplante Fusion tritt die Deutsche Bank in diese vielfachen Beziehungen ein, die sie mit ihren größeren Mitteln weiter ausbauen und wertvoller ge- stalten wird. Soviel bisher von der geplanten Transaktion bekannt ist, werden die Aktionäre der Bergbank für je fünf Bergaktien je drei Aktien der Deutschen Bank erhalten. Da die Deutsche Bank aber bereits b9Millionen der Bergbankaktien besitzt, würden zum Umtausch des Restes von 39 Millionen bei dem hohen Kursstand der Aktien der Deutschen Bank(258 Proz.) höchstens noch 13 Millionen nötig sein. Wenn die Deutsche Bank trotzdem ihr Kapital um 59 Millionen Mark erhöben will, so geht daraus die Abficht hervor, die Tätigkeit allgemein zu erweitern. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, daß ein Teil des neuen Kapitals zu besonderen Abschreibungen auf die Bestände der Bergbant nötig sein wird. Die Bergbank hat in den letzten Jahren auf dem Terrain- und Baumarkt große Verluste erlitten. Im Jabre 1911 mußte sie deshalb die Dividende von 8�/, auf 7 Proz. ermäßigen; im Jahre 1912 stieg die Dividende aller- dings wieder auf 7V, Proz. Die Pause zwischen der letzten Kapitalserhöhung(im Jahre 1995) und der jetzt geplanten der Deutschen Bank ist verhältnismäßig groß. Inzwischen haben auch andere Banken ihr Kapital auf 299 Millionen gebracht: die Dresdner Bank(1919) und die Diskontogesellschaft (1911). Die Erhöhung auf 259 Millionen würde der Deutschen Bank wieder einen großen Vorsprutig schaffen. Neben diesem Aktien- kapital verfügt die Bank noch über mehr als 119 Millionen offene Reserven. Nach der Verschmelzung mit der Bergisch- Märkischen Bank werden sich Aktienkapital plus Reserve auf rund 479 Millionen belaufen.(Die Bergbank verfügt heute über 89 Millionen Kopital und 26 Millionen Reserven.) Dazu, treten an ftemden Mitteln, die von der Deutschen Bank verwaltet werden, etwa 1999 Millionen. Die Großbank repräsentiert gegen- wärtig eine Kapitalsmacht von etwa 2255 Millionen, wobei die Mittel der zahlreichen Tochterinstitute noch nicht mitberücksichtigt worden sind. Da die Gesamtaktiva der Bergbank aus rund 489 Millionen berechnet werden, wird sich die Kapitalsmacht der Deutschen Bank auf 2685 Millionen oder fast 2»/« Milliarden erhöhen. Das nächstgrößte Institut, die Dresdner Bank, verfügt erst über ein Kapital von 1443 Millionen. Das Uebergewicht der Deutschen Bank geht auS diesen Zahlen klar hervor. Die gewaltige. Macht der Großbanken erklärt auch die von bürgerlicher Seite zugegebene Tatsache, daß die Großbanken Ende vergangenen JahrcS die Kurse von Dividendenpapieren absichtlich gedrückt haben. Der Zweck war dabei, das Vermögen der zur Zah- lung deS Wehrbeitrages Verpflichteten zu verringern. Nach dem 31. Januar 1913, der als Grundlage sür die Berechnung des Wehrbeitrages galt, sind die Kurse dann gestiegen. Es notierten an der Berliner   Börse: 31. 12. 13 13. 2. 14 Deutsche Bank. 248 258,75 Dresdner Bank....... 159,9 157,75 Berliner Handelsgesellschaft... 155,5 163,5 Allgemeine Elektrizitäls- Gefells chaft 234,8 246,75 Aumetz-Friede........ 157 168,5 Bochumer   Gußstahl...... 298,1 226,5 Gelsenkirchen  ........ 183,9 195 Harpen  .......... 172,5 189,1 Laurahütte......... 152 164,6 Phönix.......... 234,1 244,4 Die Kurssteigerungen müssen auffallen, weil die Konjunktur- aussichten sich im Winter weiter verschlechtert haben. Mehrere der genannten Unternehmungen haben gerade jetzt Nachweise über ver- ringerte Betriebseinnahmen veröffentlicht. Die Erleichterung auf dem Geldmarkt und die Herabsetzung des Zinssatzes haben zwar in der gleichen Richtung der KurSerhöhung gewirkt, aber beides kündigte sich bereits im Herbst vorigen Jahres an, während die Börsenhausse erst Anfang dieses Jahres einsetzte. flus aller Welt. Priester gegen üenparstfal�. Die böhmischen und mährischen Kleriker hielten dieser Tage in Prag   ihre Jahresversammlung ab, eucharistischer Priester- kongreß benannt. Bei dieser Gelegenheit wollte yaS tschechische Nationaltheater den schwarzen Herrschaften einen außergewöhnlichen Kunstgenuß bereiten, indem eS WagnerS P a r s i f a l" auf den Spielplan setzte. Aber der Mensch denkt und der Priester lenkt. Die Theaterleitung fand bei den hoch- und ehrwürdigen schwarzen Herren nur wenig Verständnis und Würdigung, sie- widerstanden mannhaft den Lockungen der sündhaften Welt. Auf Vorschlag ihres Brünner Amtsbruders beschlossen die Prälaten und Bischöse. daß der Kongreß derParsifal  "-Ausführung kemeS» falls geschlossen beiwohne. Die Oper sei nicht ftei von unsitt» lichen Stellen, sogar der Titelheld sei ein sträflicher Sünder, der sich von den Blumenmädchen habe verführen lassen und verbotener Sinnes- und Fleischeslust allzu leicht zum Opfer gefallen sei; kurzum, das Stück lasse mancherorts die richtige christ« liche Tugendhaftigkeit vermissen und sei also geeignet, das katho- lisch« Sittlichkeitsempfinden zu verletzten. Von den hohen Würden- trägern wohnten denn auch nur ein Abt und ein Bischof der Vor» führung bei. nur die niedere Geistlichkeit war zahlreicher erschienen- O sündhafte Welt! Da ist jahrelang die Wagnergemeinde nach Bayreuth   gepilgert, um sich an dem Weihespiel zu erbauen, ungezählte Tausende, denen die braunen Lappen nicht so locker saßen, haben in den letzten Wochen Gelegenheit genommen, das Werk kennen zu lernen und erst der böhmischen Geistlichkeit war«» vorbehalten, die Unsittlichkeit desParsifal  " aufzudecken. Patriotismus im Ramsch. DaS»Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel� enthält i« seiner Nummer 34 vom 11. Februar 1914 folgendes interessante Inserat: Rrstauflage (gegen 39999 Expl.) einer in großen Auflagen abgesetzten guten) billigen und volkstümlichen Broschüre, welche die Regierung»» tätigkeit Sr. Majestät Kaiser Wilhelms II. in gemeinverständlicher Weise behandelt, besonderer Umstände halber ganz oder geteilt billig abzustoßen. Gefl. Anfragen usw. Der»Geist der Zuchtlosigkeit" muß arg um sich gegriffen haben, wenn so volkstümliche Lektüre schon im Ramsch verkauft werden muß. Die Dummen werden nicht alle. Die Hamburger   Polizei verhaftete eine in Sankt Pauli   wohnende Kartenlegerin namens Anna E r n st, die es verstanden hat, zwei Dienstmädchen und einen Zahnarzt davon zu überzeugen, daß sie in Italien   eine Erbschaft von 129 999 Mark zu er» warten hätte, die jedoch erst ausgeklagt werden müsse. Zu diesem Zwecke gaben die Leichtgläubigen 5499 Mark her und kamen zu spät dahinter, daß sie einer Betrügerin zum Opfer gefallen waren- Einem der beiden Mädchen war unter den gleichen Versprechungen außerdem von einer Kartenlegerin namens Gamm aus Altona  2399 Mark abgenommen worden. Auf falscher Fährte. In der letzten Nummer der antisemitischen WochenschristDer Jjammer" sucht ein Stellungsloser mit folgendem Inserat Be  » chäftigung: Nürnberger  , der 29 Jahre Deutschland  . Oesterreich. England, Frankreich  , Schweiz  , Holland  , Belgien  , Italien  , Skandinavien  . Rußland. Nord-Afrika   bereiste, wünscht für Judengegner zu reisen. Er kann sehr nützlich sein, da er die Juden selb st von hinten erkennt, sich vor Verbrechen derselben zu schützen weiß, also auf seinem Weg nicht aufgehalten werden kann. Ganz alkoholenthaltsam. Offerten usw. Der Mann ist auf falscher Fährte. Solch ein menschliche» Wunder, der selbst von hinten sehen kann, kann sein Brot im Panoptikum leichter verdienen. Kleine Notizen. Die billigen Ausländer. Am Freitagabend wurde'dem Direktor Schul, von der Gewerkschaft Constanze bei Langenaubach  im Westerwald   durch einen seiner Arbeiter, einen Kroaten, in seinem Zimmer mit der Axt die Schädeldecke zer- t r ü m m e r t. Der Täter ist geflüchtet. Die Veranlassung zu der Tat gab die Entlassung des Arbeiters. Der Zustand des Direktors Sckiulz ist hoffnungslos. Zwei Eisenbahnbcamte überfahren. Am Sonnabendvormittag wurden in Görlitz   bei einer Rangierbewegung eines Triebwagens zwei Bahnunterhaltungsbeamte überfahren. Der eine, namens Fischer, war sofort tot, der andere, namens Ludwig, hat Verletzungen erlitten, die jedoch nicht schwerer Natur zu sein scheinen. Ein verbrecherischer Anschlag. Wie aus Smien» gemeldet wird, wurden zwei Soldaten verhaftet, die im Verdachte stehen, in der dortigen Militärbäckerei in den Brotteig Vitriol  geschüttet zu haben. Di« Gefahren der Grube. Auf der 499- Meter- Sohle der Ferdinand-Grube verunglückten zwei Bergarbeiter tödlich. Der Hauer Sawischoivsti, Vater von sechs Kindern, wurde von herabstürzenden Kohlenmassen verschüttet und erschlagen. Der zweite Arbeiter, ein Galizicr, wurde von der elektrischen Lokomotive erfaßt; ihm wurde der Brustkorb eingedrückt. Durch eine Kohlengasexplosion in dem Schacht der Neurussischen Gesellschaft in Jusowka   sind acht Arbeiter leben?« gefährlich und fünf leicht verletzt worden.