in Aussicht genommen werden, soll dieS den Gouverneuren tunlichstso frühzeitig zur Kenntnis gebracht werden, daß die GouvernemenlSlräte(LandeSrat) noch vor den entscheidenden Verhandlungen imReichstage dazu Stellung nehmen können. Eine zweite Resolutionersucht den Reichskanzler, in Zukunft auch die Etats der Schutz.gebiete in der von den Gouverneuren und Selbstverwaltungskörpernaufgestellten Form unter Beifügung der Verhandlungsprotokolle demReichstage vorzulegen. Beide Resolutionen wurden angenommen.Die Frage des Verhältnisses zwischen RegierungS« undKommandogewalt in den Kolonien wurde durch den Abg. Waldstein(Bp.) in die Debatte geworfen und vom Genosien Ledeb o u r in dem Sinne erörtert, daß ein Dualismus nicht bestehendürfe. Dr. Solf erklärte ausdrücklich, daß die oberste Gewalt in denKolonien durch den Gouverneur verkörpert werde.Lebhaste Klagen und Beschwerden überHauSsklaverri und Sklavenjagdenin den Kolonien wurden vom Abg. Mumm fWirtsch. Vg.> an derHand von Missionsberichlen vorgetragen. Danach werden dieEingeborenen von Polizisten gefangen, gefesielt, nach denPlantagen geschleppt und zur Arbeit gepreßt, die ihre Gesundheituntergräbt und eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeit bewirkt. Einegrauenhafte Verwüstung von Menschenmaterial, ohne jedeRücksicht auf das Familienleben und die Wirtschaft der Eingeborenenwerde verübt; alle Gesetze der Menschlichkeit würden mit Füßen getreten.— Genosie NoSle sprach seine Genugtuung darüber auS, daßdas Material des Herrn Mumm die Berechtigung der seither von sozial.demokratischer Seite erhobenen Klagen bestätige. Die Eingeborenenseien der Willkür und Profitgier der Plantagenbesitzer schutzlos preisgegeben. Wohl sei vom grünen Tisch aus durch Arbeitsordnungen dasLos der Eingeborenen zu mildern versucht worden, die Regierungselbst aber lasse zwangsweise Arbeiter wie Viehherden zur Leistungvon StaatSarbeiten zusammenschleppen. Die Folge sei eine er-schreckende Verminderung der Eingeborenen durch Flucht, Sterblichkeit und Degeneration. Amtliche Schein« attestierten da« Bestehendes Sklavenhandels unter den Augen und dem Schutzder Regierung.— Abg. Erzberger(Z.) bestätigte, daßhaarsträubende Zustände in den Kolonien bezüglich desSklavenhandel» bestünden; ganze Dörfer und Siede«lungen seien ausge starben und wirtschaftlich zugrundegerichtet. Der Bischof von Kamerun habe erklärt, daßdie Zustände von Jahr zu Jahr furchtbarer geworden seien. DieVerordnungen der Regierung fänden weder bei Beamten nochPflanzern Beachtung. Reden nütze hier nichts mehr. Wenn dieRegierung nicht Remedur schaffe, werde er kein Geld fürKolonialzwecke mehr bewilligen können. Da» AusrotlungSsystemschreie zum Himmel und sei eine Schande für die deutsche KolonialPolitik vor der ganzen Welt.— Genosse Ledebour hob nochmalsscharf hervor, daß die sozialdemokratische Fraktionstets darauf hingewiesen habe, es werde zu einer solchen Vernichtungder Eingeborenen kommen, wie sie jetzt auch von drei bürgerlichenParteien konstatiert worden sei. Wenn da» Zentrum endlicheinmal standhaft bleiben würde, könnte diesen scheußlichenZuständen in den Kolonien ein radikales Ende gemachtwerden. Dazu reichten allerding» Resolutionen nicht aus.ES müßte da schon zur Verweigerung der Mittel für dieKolonialverwaltung geschritten werden.— Der StaatssekretärDr. Solf bemerkte, die Kolonialverwaltung habe in derhier zur Verhandlung stehenden Frage dieselbe Auffasiung,wie sie von den verschiedenen Rednern vorgetragen worden sei. Erhabe Erlasse an die Gouverneure gesandt, in denen er sich scharfgegen den Arbeitszwang der Schwarzen gewandt habe. Die Gouverneure seien angewiesen, ArbeitSzwang unter allen Umständen zu derhindern. Es sei ihm zwar nicht amtlich, aber auf andere Weise be-kannt geworden, daß in Ostafrika ArbeitSzwang vorgekommensei und er habe eine strenge Untersuchung darüber eingeleitet. DerErwerbssinn verschiedener Weißer kollidiere eben immer noch mit demHumanitätssinn der Verwaltung.Die AabernkommWonöes Reichstags.Die am 28. Januar vom Reichstagsplenum beschlossene Kommission zur Beratung der Anträge, die die R e g e l u n g dermilitärischen Machtbefugnisse sowie E i n s ch r ä n-kung oder Aufhebung der M i l i t ä r g e r i ch t S b a r-keit betreffen, ist endlich zu ihrer ersten Sitzung am Mittwochzusammengetreten. Der Vorsitzende der Kommission, der national-liberale Abg. Beck, hat die Kommission nicht eher einberufen, weilbei den Besprechungen mit der Regierung über die Frage, ob sieVertreter in die Kommission entsenden werde, keine Klarheit be-stand. Die Regierung hat sich schließlich dem Druck der Zirkus-Busch-Leute gefügt: Kein Vertreter des Kriegsministeriums ist inder Kommission amvesend; nur der Direktor im ReichsjustizamtDelbrück ist, gewissermaßen als Wachtposten, in die Kommissionentsandt.Die Sitzung begann mit einer ausführlichen Geschäfts-ordnungsdebalte. Abg. Fehrenbach(Z.) stellte folgenden Antrag:«Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, der Kommission dasMaterial vorlegen zu wollen, aus welchem die für die einzelnenBundesstaaten zurzeit geltenden Gesetze und Vorschriften überdas Eingreifen der militärischen Gewalt zu polizeilichen Zweckenersehen werden können, und weiter mitzuteilen, welche Schritteseitens der Reichsregierung zur Herbeiführung einheitlicher Vor-schriftcn geschehen sind und zu welchem Ergebnis dieselben ge-führt haben."Abg. W e st a r p(k.) erklärt, er schließe sich dem Ersuchen umAuskunfterteilung nicht an, da die militärische Kommandogewaltallein über diese Angelegenheiten zu entscheiden habe.— Abg.Frank(Soz.) wendet sich unter Hinweis auf die Bestimmungender Reichsverfassung gegen diese Auffassung, die das Recht desReichstags völlig verkennt. Er hält die Materialbeschaffung wohlfür wünschenswert, vorausgesetzt, daß dadurch keine Verschleppungder Beratungen beabsichtigt wird.— Abg. Müller-Meiningen(Vp.): Materialbeschaffung sei eigentlich nicht erforderlich.Es müsse sogleich die Frage entschieden werden, ob der Waffen-gebrauch des Militärs durch die Gesetzgebung einheitlich im Reicheoder durch bloße militärische Dienstanweisung geregelt werden soll.Es sei bezeichnend, daß kein Vertreter der HcereSvcrtoaltung an.weienb ist.— Abg. Liebknecht(<5oj.) wendet sich ebenfall»gegen febe Verschleppung.— Abg. Jehrenbach(Z.) betont,baß feine Partei in erster Linie für partitularrechtliche Regelungist; erst wenn diese nicht eintrete, komme ein Reichsgesetz inFrage. vDirektor im ReidjSjustizamt Delbrück teilt mit, daß er imAuftrage des Reichskanzlers anwesend sei, und er gibt folgendeErklärung ab:„Ich bezweifle nicht, daß der Reichskanzler bereit sein wird,wegen der Beschaffung des gewünschten Materials sich mit denBundesregierungen alsbald in Verbindung zu setzen und daSbeschaffte Material der Kommission vorzulegen. Was die vomHerrn Reichskanzler am LS. Januar in Aussicht gestellte Revisionder Instruktionen von 1899 anlangt, so ist sie alsbald in An-griff genommen und wird binnen kurzem abgeschlossen sein.Ueber die Herstellung einer sachlichen Uebereinstimmung mit denentsprechenden Instruktionen der außerpreußischen Kontingentefinden Besprechungen statt."Abg. v. L i s z t(Vp.): Die Dienstvorschrift von 1899 selbst istdurch den Kriegsminister gegengezeichnet, womit bewiesen ist, daßes sich nicht um einen Ausfluß der Kommandogewalt handelt. DasReichsjustizamt hat ein Gutachten über diese Fragen an denReichskanzler erstattet; eine langwierige Materialbeschaffungwürde nur Verschleppungsabsichten dienen.— Abg. Liebknecht wünscht, daß für die Materialbeschaffung höchstens eineWoche Zeit gegeben werden soll.— Abg. Müller-Meinin-g e n: Wenn die Regierung sachlich mit der Kommission arbeitenwollte, so hätte sie längst das Material zusammengestellt; sieschickt aber nicht einmal einen militärischen Vertreter her.— Abg.Beck als Vorsitzender erklärt, er sei zunächst deS Glaubens ge-Wesen, daß auch das Kriegsministerium vertreten sein werde. Dashabe sich zuletzt geändert.(Auf Oldenburgs Geheiß! D. Red.)—Abg. Fehrenbach(Z.): Bis etwa Mitte März könne man sichvielleicht gedulden, ob die Regierung eine befriedigende Regelungschafft.Nach weiterer Debatte gibt Direktor Delbrück folgendewichtige Erklärung ab:„Der von den Herren Abgeordneten Ablaß und Genossen vor-geschlagene, der Kommission zur Beratung überwiesene Gesetz-entwurf beschränkt sich nicht auf das nach Artikel 4 Zkr. 14 derReichsverfassung der Reichsgesetzgebung unterliegende Gebiet desMilitärwesens, sondern greift, insofern er die Grenzen derMilitär- und Polizeigewalt näher umschreiben will, in Rechts-gebiete über, die der Zuständigkeit des Reiches entzogen sind.Seine Verabschiedung würde nur im Wege einer Aenderungder Reichsverfassung, also nur unter Beachtung der besonderenForm des Artikel 78 der Reichsverfassung erfolgen können. DieZustimmung der Verbündeten Regierungen zu einer solchen Ber-faflungsänderung kann nicht in Aussicht gestellt werden.Gemäß der Stellung, die die Verbündeten Regierungen beiInitiativanträgen stets einnehmen, werden sie sich an denBeratungen sachlich nicht weiter beteiligen.Der Herr Reichskanzler wird aber das Reichsjustizamt beauf-tragen, zu den Kommissionsberatungen Vertreter zu entsenden,damit erforderlichenfalls über die rechtlichen Verhältnisse AuS-kunst erteilt werden kann."Hierauf erklärten verschiedene Mitglieder der Kommission:durch diese Aeußerung der Regierung seien alle ihre Befürch-tungen bestätigt. Die Regierung übe passive Resistenz gegen dieArbeiten der Kommission. Es müsse ohne Verzug in die Beratungdes Antrages eingetreten werden, damit der Reichstag wenigstensseinen Standpunkt wahrt. Der Vorsitzende bemüht sich, die Hal-tung der Regierung in milderem Lichte erscheinen zu lassen, dieRegierung wolle nicht brüskieren, sie habe nur eine andere Auf-fassung. Das Zentrum wünscht, daß zunächst den Fraktionen Zeitgegeben wird, sich über die verändert« Sachlage zu beraten. DieKommission beschließt, die Beratung abzubrechen und die nächsteSitzung am 26. Februar abzuhalten. Der Antrag Fehrenbach aufMaterialbeschaffung usw. durch die Regierung wird gegen diekonservativen Stimmen angenommen.Der Verlauf der Sitzung zeigt, daß die Regierung, dem Druckder konservativen Frondeure folgend, an einer reichsgesetzlichenRegelung der militärischen Machtbefugnisse überhaupt nicht mit-wirken will. ES wäre die Aufgabe der Kommission und sodanndes Reichstages selbst, gleichwohl durch Ausarbeitung eines Reichs-gesetzes den Weg zu zeigen, wie sowohl den einzelstaatlichenSonderbcstimmungen, als vor allem auch den Willkürlichkeiten derKommandogewalten ein Ende zu bereiten ist. Die Stellungnahmeder Nationallibcralcn und deS Zentrums läßt allerdings keineHoffnung zu, daß dieser allein richtige Weg beschritten wird.Die„Lösung" öer schweöischenMinisterkrise.Stockholm, 17. Februar.(Eig. Der.)Das nunmehr zustandegekommene MinisteriumH a m m a r s k j ö l d ist, was von ihm schon erwartet wurde,ein Kampfmini st erium, das gegen die Mehrheitdes Reichstages eingesetzt wird mit der Aufgabe, dies« Mehr-heit zu zersprengen. Auch daran ist kein Zweifel mehr, daßes sich um ein konservatives Ministerium handelt, dasnur deshalb nicht den offiziellen Parteistempel trägt, weildie konservative Partei nicht als die Partei des persönlichenRegiments den Wählern gegenübertreten will.Ueber die Person des Ministerpräsidenten K a m m a r-k j ö l d haben wir bereits berichtet. Er ist ein vollendeterBureaukrat der alten Schule und bezeichnet sich selbst alsReaktionär. Tie von ihm ausgesuchten Mitarbeiter zur Per-höhnung des Selbstbestimmungsrcchts des Volkes sind alledem gleichen Holze entsprossen. Es ist eine Verbrüderungdes reaktionären und servilen Bureaukratenelements mitden führenden Geistern der großkapitalistischen Bourgeoisie.Ter Minister des Aeußeren, Herr W a l l e n b e r g, ist dererfolgreichste Bankfachmann Schwedens, der die Hauptver-bindung mit der ausländischen Finanzwelt seit langem unter-hält. Er ist ein entschiedener Gegner der organisierten Ar-deiterklasse und wird diesem Kabinett der Reaktion nebendem Herrn von Sydow in Arbeitersragen den Stempel auf-drücken. Herr v. S y d o w ist Minister des Innern geworden;er gehörte seinerzeit zum konservativen Ministerium Lind-man als„Minister ohne Portefeuille", d. b. er war sozusagenUnterstaatssekretär, die rechte Hand des damaligen Mi-nisters des Innern. Man erinnert sich noch sehr genau inchwedischen Arbeiterkreisen, wie wunderbar die Drähtezwischen der Direktion des Schwedischen Arbeitgebervereinsund dem Ministerium des Innern im Jahre 1909 funktio-nierten, als jene Direktion die schwedischen Arbeiter auszu-hungern suchte. Ter Direktor des schwedischen Arbeitgeber-Vereins ist nämlich der Bruder dieses Herrn v. Sydow, derErpeditionschef" im Ministerium des Innern und jetzt imKampfministerium des Königs gegen das Volk Minister desInnern geworden ist.Diese drei, Gammarskjöld. der servile Bureaukratund Vorstandsmitglied des Bankunternehmens, dessen Di-rektor Herr Wallenberg. der Minister des Aeußern ist,und der Herr v. Sydow, bezeichnen allein den Charakterdieses Kabinetts. Dazu kommen noch Dan. Broström, dergrößte Schiffsreeder Schwedens, und ein Textilindustrieller,der Finanzminister Wennersten, die zum Charakteristikumdes Ministeriums gehören. Von den weiteren Mitgliedernkann man absehen.Dieses Ministerium entspricht aber vollständig den Auf-fassungen am Hofe. Denn die konservative Bureaukratie,deren Spitze der König ist, und die Großbourgeoisie, die vonWallenberg, Broström und Wennersten vertreten wirb, sindsich in ihrem Hasse gegen die Richtung Staaff-Branting inder schwedischen Politik durchaus einig. Das Zusammen-wirken der Liberalen und Sozialdemokraten in gewissenFragen im Reichstage war dem Hof sowohl als den konser-vativen Bureaukraten und der Großbourgeoisie gleich zu-wider. Und der Gegensatz zwischen der reaktionären Auf-fassung der Hofkamarilla und der bisherigen Parlaments-Mehrheit des Herrn Staaff konnte nicht besser demonstriertwerden, als durch das Kabinett Hammarskjöld.Und dieses Kabinett glaubt noch regierungsfähig zu sein.Es will gar in wenigen Wochen eine Militärvorlage ein-bringen und dann, wenn diese nicht bewilligt wird, auflösen.Es will also Dumme fangen.Aber die Kalkulation ist sicher verkehrt, Herr Wallen«berg. Es ist nicht so wie beim Börsenspiel lDie Regierungserklärung.Stockhilm, 18. Februar. Vor gut besetztem Hause gab heutedie neue Regierung in beiden Kammern des Reichstages eine Er-k l ä r u n g über ihre Politik ab. Die Erklärung wurde in derErsten Kammer vom Minister des Aeußern Wallenberg undin der Zweiten Kammer vom Ministerpräsidenten H a m m a r-skjoeld abgegeben. Nach einer Darlegung der geschichtlichenEntWickelung der Ministerkrise führt die Erklärung aus, der Kon-flikt, der zwischen dem König und seinen früheren Ratgebern ent-standen sei, sei nach Ansicht der Regierung nicht derart, daß dieLösung der Verteidigungsfrage deswegen verschobenwerden müßte. Die Regierung wolle aus diesen Gründen demKönige vorschlagen, daß die Vorlage für eine neue Verteidi-gungsordnung erst dann dem Reichstage vorgelegt werde,wenn die Wähler durch die Auflösung der ZweitenKammer Gelegenheit gehabt hätten, mit Rücksicht auf dieseFrage ihre Stimme abzugeben. Die Absicht der Regierung sei, dieAnhänger der Verteidigungsvorlagen aus den verschiedenen Parteien heraus zu vereinen, um diese große Frage unter Beiseite-setzung der Meinungsverschiedenheiten in anderen Punkten, die beider gewöhnlichen Wohl im Herbste zu ihrem Rechte kommen könnten,zu lösen. Der Zeitpunkt für die Auflösung werde baldmöglichstbestimmt werden und kurz darauf werde der Hauptinhalt der Ber-teidigungsreform von der Regierung veröffentlicht werden. DieseReform werde darauf Rücksicht nehmen, daß die Mittel, die für dieVerteidigung notwendig seien, gerecht durch eine Wehrsteueroder auf andere Art aufgebracht würde», und zwar unter Rücksicht-nähme auf die wirkliche Steuerfähigkeit. Die Regie-rung halte eine gute Lösung der Verteidigungsfrage für vereinbarmit einer kräftigen Entwickelung der sozialen Reformarbeit. ImZusammenhang mit den Reformen der Wehrkraft stehe nach Mci-nung der Regierung eine Reform des Militär straf-gesetzes. In Fragen, die nicht mit der Verteidigungsftage inZusammenhang ständen, wolle die Regierung Zurückhaltungbeobachten. Endlich betont die Erklärung, daß die militärischeStärkung Schwedens ausschließlich zum Zwecke der Verteidigungdes Lande» erfolgen solle unter Berücksichtigung des Grundsatzesder neutralen Stellung deS Landes.Eine Kundgebung der Universitäten.Stockholm, 13. Februar. Eine Deputation der U n i v e r-f i t ä t e n Upfala. Lund, Goetheborg und Stockholm überreichteheute dem zurückgetretenen Ministerpräsidenten Staaff eineAdresse, die von 1309 Akademikern unterzeichnetwar. Der Wortführer der Deputation, Professor L ö f st e d t auSLund, erklärt«, die Huldigung bedeute, daß man die Arbeit derzurückgetretenen Regierung nicht als abgeschlossen, sondern nur alsdurch ein Intermezzo unterbrochen ansehe.politische Ueberficht.Das Ende der Justizdebatte.Die Frau Hamm, die in der letzten Zeit so oft genanntworden ist, ist seit sechs Iahren im Zuchthausc zu Siegburgund erst in acht Jahren wird sie die Strafe verbüßt haben, zuder sie sicherlich unschuldig verurteilt worden ist. Morgenwird der Reichstag darüber verhandeln, nachdem heute derStaatssekretär erklärt hat, daß er an der Beratung nicht teil-nehmen werde, weil es sich wegen der beantragten Wieder-aufnähme um ein schwebendes Verfahren handele.Im übrigen ist die Generaldebatte heute zu Ende ge-führt worden. Von den Nationalliberalen sprach Herr List,der besonders für den sechsten Reichsanwalt plädierte und diefreie Adookatur verteidigte. Seine Bemerkung über einen inAmberg vorgekommenen Fall von unzulässiger Erforschungder Vorstrafen eines Zeugen veranlaßte den bayerische»Staatsrat von Treutler zu einer kurzen Entgegnung.Herr Dr. O e r t e l sprach mit besonderem Nachdruck vonden: notwendigen Schutz der persönlichen Ehre und— selbst-gefälliger als verständnisvoll— von den angeblichen Aus-schreitungen der freien Kunst. Der konservative Humoristfand dabei nicht viel Gelegenheit zu seinen oft wenig ge-schmackvollen Witzen. Was er an künstlerischem Meinen undGlauben vorgebracht hatte, wurde vom folgenden Redner,dem Fortschrittler Dr. Müller- Meiningen, sehr geschicktwiderlegt. Der fortschrittliche Redner zeigte unter Hinweisauf die praktischen Beispiele einer reichen Sammlung, dieauf dem Tisch des Hauses ausgebreitet war und von vielenAbgeordneten bewundert wurde, wie unerhört das Vorgehender Polizei und die Rechtsprechung namentlich de? 12. Ber-liner Strafkammer ist, eine Rechtsprechung, die in ihrerMaßlosigkeit vom Reichsgericht erfreulicherweise korrigiertworden ist.Nach dem Staatssekretär, der von allerhand Schwierig-keiten sprach, denen der Kampf gegen den Schmutz im Bildebegegne, kam der dritte sozialdemokratische Redner, GenosseHeine, zu Wort. Unser Redner zeigte zunächst, wie ge-fährlich die von Dr. Oertel erhobene Forderung nach dem er-höhten Schutz der persönlichen Ehre sei. Wie unverständlichdie Judikatur des Reichsgerichts auf diesem Gebiete ist, be-weisen Fälle, wie das Urteil im Kölner Volizeiprozetz.Aeußerst wirkungsvoll polemisierte Heine, der gleichfalls einereiche Sammlung ausgestellt hatte, gegen die Gegner derFreiheit der Kunst, deren Argumente gelegentlich auch impolitischen Kamps Verwertung finden könnten.Herr Dr. Ger lach vom Zentrum verlas ein« Redeüber die Jrrenpflege, die das Gegenteil sagte von dem, wasHerr Dr. Belzer so stark unterstrichen hatte. Mit gutemHumor meinte Herr Dr. Dave von der FortschrittlichenVolkspartei, daß diese Auseinandersetzung innerhalb derZentrumsfraktion anl Platze gewesen wäre.In einigen kurzen Bemerkungen wandte sich GenosseSachse gegen die Angriffe des Herrn Mertin. Nach Et-ledigung des Falles Hamm wird morgen der Marineetat anBeratung gelangen.