als biclc Reden» wie notwendig die Agitation gegen die Kriegshetzer und wie notwendig die Erfüllung der Losung ist: Krieg dem Kriege! Sie zeigt aber auch die bestehende Rechtsunsicherheit. Mlitariftifther Totentanz. � Paris , 19. Februar.(Eig. Ber.) Die offiziellen und offiziösen Schönfärbereien und die dreisten Verdrehungen der Patriotenpresse werden der schreck- lichen Wahrheit nicht standhalten können, die überall durch die Stöße der papierenen Wandschirme hindurchbricht. Mit Angst und Zorn sieht das Volk die Proletarier, die. vergebens gegen das improvisierte Dreijahrgesetz protestiert und demon- chriert haben, und die Kleinbürger, die in der nationalistischen Paukenschlägerei den Kopf verloren hatten— die Folgen des von den Bonzen des Militarismus als rettende Tat aus- gegebenen Gesetzes. In ganz Frankreich wüten in den Kg- fernen die Seuchen. Schon zählen die Todesopfer nach Hun- derten. Scharlach, Masern, Diphtheritis, Typhus , Starr- krampf raffen die Jünglinge hin, die ihren Familien als Hoffnung und künftige Stütze galten. Die Spitäler sind überfüllt, die Mannschaftsstuben wimmeln von Kranken, für die im Lazarett kein Platz ist und die die Krankheitserreger um sich aussäen. Tie ungünstigen Witterungsverhältnisse dieses Winters sind jetzt, da die Tage mild geworden sind, keine Ausrede mehr. Die Gesundheitsverhältnisse im Heer werden nicht besser, sondern eher noch schlechter und immer klarer wird es, daß die unglaubliche Voraussichtslosigkeit der Heeres- Verwaltung Schuld daran trägt, die weder für die Unterbringung der um die Hälfte verstärkten Mannschaft, noch für ihre genügende Bekleidung, noch auch für die Pflege der Kranken das Nötige veranlaßt hat. In der Jnterpcllations- Verhandlung am letzten Freitag hat der als wissenschaftliche Autorität anerkannte Deputierte Lachaud als Ergebnis einer eigenen Untersuchung schreckliche Details bekanntgegeben: Von einem Effektivbestand von 717 990 Mann sind im Januar 194 999, d. h. 279 vom Tausend, krank in den Stuben: 44 999, d. h. 67 vom Tausend, auf der Krankenabteilung. 21 579, d. h. 29 vom Tausend, im Hospital gewesen. 289 Todesfälle, 89 voui. Tausend, wurden gezählt, 1489 dauernde Entlassungen wegen Kvankheit.— In der Kaserne des 11. Artillerie- regiments konnte Lachaud die Wände mit seinem Spazierstock durchstoßen, so verfault sind sie. Mit bitterer Ironie sagt er: In Versailles ist vielleicht die einzige gesunde Kaserne, weil dort die Lust überall durchziehen kann. In Baccarat hat man, Um die den Wänden der neuen Baracken entströmende Feuchtig- keit zu bekämpfen, Tag und Nacht geheizt. Die Oefen waren aber so schlecht angelegt, daß am ersten Morgen von der ein- gerückten Mannschaft 39 Mann eine Kohlenorydgasvergiftung auswiesen. Im Lager von Corrieux befinden sich die Küchen zwischen den Abtritten, zur größeren Verkehrsfreiheit der Fliegen.— Als das neiigebildete 11. Genieregiment mit seinen 1199 Mann in seiner Kaserne ankam, fand es weder Betten, noch Tische, noch Stühle— sondern nur die vier nackten Wände. Der Direktor der Intendanz von Epinal erklärte dem Oberst, das Regiment sei zu früh geboren und er habe nichts herzugeben. Und so mußte der Oberst Fichtenbretter den Mauern anschlagen und Feldbetten 69 Zentimeter von einander entfernt einrichten lassen. Die Soldaten nlüsssn über die Bretter wecstpringen. In vielen Orten fehlen die Speisesäle, fast überall Duschbäder, oft ist. die Waschgelcgenheit 'nngsniigend, so daß viele Soldaten sich überhaupt nicht reinigen, die Abtrifte sind schlecht eingerichtet. Und so wird ein trauriges Bild nach dem andern aufgerollt. In der heutigen„Hunianitä" wird— als erstes einer Reihe von Dokumenten � ein Bericht der Sanitätsdirektion .an den Generalstab veröffentlicht. Er ist vom 13. August 1913 datiert, also vor der Durchführung des Dreijahrgesetzes. Es wird darin festgestellt, daß die Sanitätsverhältnisse der fran- zösischen Armee nicht zufriedenstellend seien. Die Krankheits- Ziffer sei stärker als in der deutschen Armee und steige seit einigen Jahren an, die Sterblichkeit nehme wohl ab, sei aber noch immer etwa doppelt so hoch als in Deutschland . Es wäre natürlich verfehlt, aus diesen Tatsachen den Schluß zu ziehen, daß der deutsche Militarismus in seiner Fürsorge für die unter der Fahne stehende Volksjugend weiter gehe als der französische. Der französische soldat wird nicht schlechter, eher besser ernährt als der deutsche und wenn er genügend krank wird, um nicht, nach den internationalen Regeln der militärärztlichen Praxis, dem Verdacht der Simu- lation ausgesetzt zu bleiben, hat er die gleiche, mit Vorliebe in der Schablone bleibende Behandlung zu erwarten. Richtig mag es sein, daß in Teutschland bei der Unterbringung der .Mannschaften den Forderungen der modernen Hygiene besser Genüge geleistet wird als in Frankreich , wo der Militarismus nicht selten seine historischen Behausungen seit dem 17. und 18. Jahrhundert ohne viel Verbesserungen benützt. Aber mag man auch eine gewisse Differenz im organisatorischen Geschick zugeben, so wird in an die wichtigsten Ursachen der schlechten sanitären Verhältnisse in Frankreich doch anderswo suchen müssen. Da niag eine Rolle spielen, daß in Frankreich ein größerer Prozentsatz der Mannschaften aus ländlichen Bezirken stammt und sich den Bedingungen des Kasernenlebens schwerer assimilieren kann als der großstädtische Proletarier. Vor allem aber ist die Tatsache entscheidend, daß der französische Mili- tarismus, um das numerische Gle chgewicht init dem deutschen aufrechtzuerhalten, alle nur irgendwie Tauglichen, oder besser gesagt, auch die nicht mehr Tauglichen zum Militärdienst heranzieht. Wird man in Deutschland , wie sich dies jetzt auch varzubereiten scheint, ebenfalls in den Ansprüchen auf die Tauglichkeit herabgehen, wird man die gleichen Erfahrungen «it der Verschlechterung der sanitären Bedingungen machen, wenn auch nicht in dem Maß, wie in Frankreich , wo die jähe, gar nicht vorbereitete außerordentliche Verstärkung der Heeres- zisfer das Uebel seit dem Herbst verhängnisvoll steigern mußt«. Die französische Katastrophe— denn so kann man schon von einer Situation sprechen, die die Volksgesundheit aufs schverste bedroht zeigt, da die Hceresverhältnisse auf dem Weg über die Entlassungen, namentlich die der Tuberkulosen, auf die ganze Nation zurückwirken— ist eine Katastrophe �auch für das ganze militaristische System,- für die nationa- listisch-demagogische Politik, die das dritte Dienstjahr forderte, um der Nation erhöhte Wehrkraft zu geben, und deren Er- gebnis tatsächliche Erschwerung der Mobilisierung, Schwächung des Heeresckrganismus und Desorganisation des Dienstes ist. So zeigen sich furchtbar alle Warnuiuzen der sozialistischen Gegner des Gesetzes bestätigt. Die dreijährige Dienstzeit hat die französische Industrie und Landwirtschaft geschlvächt, sie schwächt auch die nationale Wehrkraft, weil die herrschende Klasse in blinder Nachahmung des ausländischen Prätorianer - tumS und aus Furcht vor der Demokratie in Waffen vom Uebergang zur Volkswehr, der durch die soziale Entwickelung Frankreichs gebotenen Organisation der Landesverteidigung, nichts Wissen will.__ politische Uebersicht. Kein Feicrjahr! Im vorigen Jahr hat der Staatssekretär des Reichs marineamts eine wenigstens theoretische Neigung zugunsten einer international vereinbarten Einschränkung der Flotten rüstungen bekundet. Aber dieser theoretischen Neigung ent sprach sein tatsächliches Verhalten keineswegs, und die De hatten des gestrigen und des heutigen Tages haben den Eiw druck noch verstärkt, daß namentlich der Vorschlag Churchills auf Einfügung eines Feierjahrs im Flottenbau nicht das ge- ringste Entgegenkommen findet. Sowohl die Regierung wie auch die bürgerlichen Parteien lehnen jede Verwirklichung internationaler Verständigung ab. Herr B a f s e r m a n n, der zuerst sprach, redete gerade- zu zugunsten der Steigerung der deutschen Seerüstungen, und selbst bei ihm konnte die starke Betonung, mit der er sich gegen jeden Versuch einer Äftrüstung wandte, auffallen. Er warnte in leicht durchsichtiger Absicht vor einer zu optimistischen Auf- fassung der Lage, die keinesfalls ernsthaft eine Entspannung merken lasse. Auch das deutsch -englische Bündnis werde noch lange ein schöner Traum bleiben. Die Argumente, die der nationalliberale Redner vortrug, wirken freilich wenig über- zeugend, wenngleich er sie mit jener selbstgefälligen Eitelkeit entwickelte, die sein hervorragendster Charakterzug ist. Eine so chauvinistische Rede vermochte selbst der Konservative Herr Nehbel nicht zu übertreffen, und dem Staatssekretär, der danach das Wort ergriff, merkte man das Vergnügen an, das ihm das Wohlverhalten der bürgerlichen Parteien bereitete. Seine Bemerkungen liefen darauf hinaus, daß innerhalb des Rahmens des Flottengesetzes möglichst bald alle für den Auslandsdienst vorgesehenen Einheiten geschaffen werden müssen. Die Einmütigkeit der bürgerlichen Parteien in der Ab- lehnung wirklich praktischer Friedenspolitik bewies vollends die Rede des fortschrittlichen Herrn Dr. Heckscher— in Ton und Inhalt ein zweiter Aufguß der Bassermanns. Einige liebenswürdige Worte fand ja Herr Dr. Heckscher zugunsten der englisch -deutschen Annäherung, aber was sollen all diese Versicherungen, wenn ihnen gleich die Erkläruna angefügt wird, daß ein Marinefcierjahr verhängnisvolle Folgen haben würde, und daß wir nicht allzu sentimental in unseren Be- Ziehungen zu England sein dürfen. Wenn solche Mahnungen nicht inhaltlose Redensarten sein sollen, so können sie nur den Sinn haben, den die Worte des nationalliberalen Redners viel klarer ausgedrückt haben. Nach dem Herrn W a r m u t h von der Reichspartei und Herzog von der Wirtschaftlichen Vereinigung kam Genosse Vogtherr zu Wort. Er behandelte zunächst eine Reihe Einzelfragen, wobei seine Darstellung eines unerhörten bru- talen Mißhandlungsfalles um so mehr Aufsehen erregte, als diese barbarische Tortur, die an einem Heizer vorgenommen worden war, in der Marinestrafvollstreckungsordnung tat- sächlich vorgesehen ist! Ten größten Teil seiner Ausfllhrun- gen widmete unser Redner der großen Frage, die von den bürgerlichen' Parteien In so verhängnisvoller Weise erörtert worden war. Er zeigte die Hmfälligkeit der Einwände der anderen Redner, zeigte insbesondere, wie unberechtigt das Gerede vom steigenden Chauvinismus in England und Frank- reich ist, und vertrat wiederum die sozialdemokratische Forde- rung der Verständigung unter den Nationen, gegenüber der Hetze des Flottenvereins und der interessierten Rüstungs- industrie. Auf diese Rede antwortete der StaatSsekre- t ä r in einigen Bemerkungen, ohne jedoch auf die großen und grundlegenden Probleme sich einzulassen.— Den von unse- rem Redner angeführten Mißhandlungsfall suchte er der- gebens in seiner Bedeutung abzuschwächen. Nach diesem Abschluß der Generaldebatte wurde die Spezialdcbatte begonnen. Beim Kapitel..Bekleidungsämter" freuten sich alle bürgerlichen Parteien über die..Mittelstands- Politik", die das Marineamt den Handwerkerorganisationen gegenüber betreibt. Für die Klagen der Arbeiter, die Genosse Alb recht zur Sprache brachte, zeigten sie kein Verständnis. Morgen: Weiterberatung, vorher Strafgesetznovelle. Abgeordnetenhaus. Dies Kind, kein Engel ist so rein! So könnte man von der Polizei sagen, wenn die Entgegnungen der RegierungSvertreter auf die sozialdemokratjsebe Kritik unanfechtbar wären, was bekanntlich nicht der Fall ist. Die sozialdemokratischen Abgeordneten sind ja die einzigen, die überhaupt noch Mißstände zur Sprache bringen, die bürgerliche Opposition ist entweder, wie da« Zentrum, mit fliegenden Fahne» in das Loger der Regierung übergelaufen, oder wie der Liberalismus� zu energielos, um die Rechte de« Bolke« zu pertreten. Höchsten» sind es noch die paar Pole», die ab und zu, aber auch nur dann, wenn sie selbst in Mitleidenschaft gezogen sind, sich aus die Seite der Opposition schlagen. So stimmten für den sozialdemokratischen Antrag betr. die Untersuchung von Mißständen bei der Polizei, dessen Notwendigkeit L e i n e r t in Ergänzung der Aus« führungen von H u e am Freitag nochmals überzeugend nachwies, außer den Antragstellern nur die Polen . Die Fortschrittler waren von der nichtssagenden und wie Leinert sofort feststellte, teilweise direkt falschen Entgegnung de« Ministerialdirektors Dr. Freund völlig befriedigt. Auch für die Bewilligung de« Geheimfonds der Polizei stimmten die Fortschrittler zusammen mit den übrigen bürgerlichen Parteien. Zwar halte Genosse Paul Hoffmann die Zahl der Fälle von polizeilichen Spiyeleien. die schon im Abgeordnetenhause vorgetragen ivaren, beirächilich vermehrt und da« Treiben dieser Ehrenmänner anschaulich geschildert, aber den Fortichritilern genügte die Erklärung de« Minister«, daß kein Staat die politisch« Polizei entbehren könne. Früher war eS anders, da opponierten Fort- schrittler und Zentrum gegen die Spitzelwirtschafl, heule muh die Sozialdemokratie diese Aufgabe erfüllen. Der Fond« wurde nach einer scharfen Eharakieristik der Spitzelwirtschaft durch Adolf H o s f m a n n, der sich dabei einen Ordnungsruf zuzog, ge- nehmigt. Unser Genosse hatte nämlich diejenigen, die die Spitzel- gelber bewilligen, auf eine Stufe mit den Spitzeln selbst gestellt. DaS Kapitel.Fürsorgeerziehung" gab unserem Genossen Hirsch Gelegenheit, die Erfolge dieser Maßnahmen zu kritisieren und an einigen Einzelfällen zu zeigen, wie mangelhaft das System ist und wie antisozial es gehandhabt wird. Besserung ist freilich von der Kritik nicht zu erwarten. Verteidigte doch der Regierungskommissar Prügelstrafe und Dunkelarrest, und die Mehrheit de« Junkerparlament« jubelte ihm zu. Am Sonnabend soll der Etat deö Ministerium« de« Innern zu End« berat «« werde». RückVerweisung der Landesverwaltung. Das Herrenhaus, dessen Besucher sich anläßlich der Vereidigung der neuen Mitglieder gestern, Freitag, an dem Anblick eines Generals niit allen preußisch-eigenartigen Ordensbändern, Ehrenzeichen und Helmfedern laben durften, hat die Landesverwaltungsnovelle entsprechend dem Antrag der Oberbürgermeister an die Kommission zu rü ckv er- wiesen. Aber man darf das natürlich nicht so auffassen, als ob das Herrenhaus irgendwelche fortschrittliche Reform wünsche. Man ist sich nur noch nicht klar, wie man die Ent- lastung des Oberverwaltungsgerichts durch Einschränkung des Verwaltungsstreiwerfahrens am besten deichseln soll. Und man wird schon den richtigen Weg finden, um Herrn v. Dall- Witz nicht zu verletzen und an der Junkertreue wankend werden zu lassen! Tann nahm man das Ausgrabungsgesetz an— ein ominöses Wort für eine Kammer von Ernannten und geborenen Gesetzgebern!—, wobei man sich von dem Kultusminister Trott zu Solz mehrfach in' sanftem Säuselton darüber beruhigen ließ, daß das. Eigentum nicht geniert werde. Ohne Debatte dehnte man das Moorschutzgefttz für Han nover auf Pommern und Schleswig-Holstein aus und vertagte sich dann auf acht Tage._ Kopp als Triumphator. Die Jahreskonferenz der Bezirkspräsides des Verbandes der katholischen Arbeitervereine Deutschlands , das heißt der Arbeitervereine der sogenannten Berliner Richtung, die vor einigen Tagen in Berlin stattgefunden hat, erkannte nicht nur die Autorität des Papstes und der Bischöfe in allen politi- schen und Ivirtschaftlichen Fragen an, sondern Pries auch die bekannte Enzyklika Leos XIII. über die Arbeiterfrage (Kerum novsnun) und die Gewerkschaftsenzyklika des jetzigen Papstes(LiuKuluri quadam) als„unzweideutige und klare Weisungen" der katholischen Kirche , denen nachzuleben die Pflicht eines jeden wahren Katholiken sei. Doch nicht diese scharfe Stellungnahme der Berliner gegen die christlichen Gewerkschaften bildete den Hauptgegenstand der Tagung. Das wichtigste war eine Enthüllung des Kaplans Graf v. Strachwitz über die Beurteilung der bekannten milden Enzyklika-Jnterpretation des Paderborncr Bischofs durch die römische Kurie. Nach der„Germania " erzählte der hochadelige Herr Kaplan: „Unser Kardinal und unser Papst wallen nur ein und da«- selbe. Aus Kreisen, die dem Herrn Kardinal sehr nahe stehen habe ich eriahren— und ich bin ausdrücklich z u der Erklärung an dieser Stelle ermächtigt,— daß die Mitteilungen der.Germania " über die Zurücknahme derbekannten Interpretation der GewerkschaftS-Enzhklika durch den Herrn Kardinal mit den vollen Talsachen übereinstimmen. Diese Zurück« nähme ist erfolgt im Einvernehmen mit dem Herrn Kardinal st aatssekretär in Rom . Ich stelle also fest: Diese Zurücknahme ist erfolgt in Ucbrrcinstiwmung mit dem Heilige» Bater. Der Heilige Bater wünscht die Ge- wertschafls-Eiizyklika ganz und unverfälscht und rein durchgeführt. Nun ist aus de» letzten Tagen Erfreuliches zu berichlen. Die Er- klärung der westdeutschen Bischöfe erkennt ausdrücklich an, daß der Heilige Batcr allein berechtigt ist. die Gewerkschafts- Enzyklika zu interpretieren und auszulegen. Die westdeutschen Bischöfe sagen damit das gleiche wie unser Kardinal. Also: die heute noch die Interpretation vom November 19l2., halten wollen, stehen allein auf weiter Flur. Die Stunde heischt die Erklärung unwandel« barer Dankbarkeit, Lieb« und Treue gegen nistern Herrn Kardinal. Wir hätten nur den einen Wunsch: er möchte einmal unter uns hier weilen, er möchte einmal sein treue« Priestervolk sehen, sein ihm kindlich ergebenes Arbeitervolk, das bereit ist, für ihn zu leben und zu sterben. 4-« * Aber nicht nur die Berliner Richtung feierte„ihren" Kardinal und erflehte ehrerbietigst seinen oberhirtlichen Segen, auch das Breslauer Domkapitel hat an den Kardinal Kopp eine ehrerbietige Vertrauenskundgebung gerichtet, in der es heißt: Mit tiefer Bedauernis sind wir Zeugen aller der Sorgen und gramvollen Aergernisse, welche die Kämpfe der Gegenwart für Eure hochwürdigsten Bischöfe, ganz besonders aiiw für Eure Eminenz im Gefolge haben. So bin ich denn von den Mitgliedern des Dom- kapitels ersucht und beauftragt worden, Eurer Eminenz die teil- »ahmsvolle Versicherung unserer unwandelbare» Treue und Ergebenheit zu Füßen zu legen. Wir fühlen uns durch Eure Eininenz in unentwegter Einig- keit verbunden mit dem ganzen Episkopate und mit dem Felsen Petri. Wir wissen uns aber auch ein» mit Eurer Eminenz in der entschiedenen Ablehnung aller jener gegen hochverdiente Katholiken und selbst gegen die Bischöfe gerichteten Verdächtigungen, die in letzter Zeil die Einigkeit unter dem katholischen Bolke in frivoler Weise gestört haben. Wir bitten den göttlichen Steuermann, daß er da» Schifflein der Kirche durch Sturm und Klippen wieder zu Friede» und Ruhe wie so oft schon zum Tröste der treuen Katholiken und ihrer gotlgeietzten Führer, der hochwürdigsten Bischöfe, gnädigst leiiken wolle. Möge der Hirt und Bischof der Seelen Eure Eminenz in allen Heim- suchungen mit himmlischem Trost aufrichten und stärken. Eurer EmineHz treu gehorsamster Dr. Koenig, Dompropst." An welche Adresse das Wort„Verdächtigungen" gerichtet ist, ist klar: an die Adresse der Blätter Kölner Richtung und an den Reich saus schnß der Zentrums- Partei. Im Vergleich zu Kopp spielt der Bischof Schulte von Paderborn jetzt eine gar traurige Rolle. Nachdem er sich jüngst durch seine Unterschrist unter die Erklär»! g der Kölner Bischofskonferenz selbst in kurioser Weise dementiert und seine frühere Interpretation der Gewerkschaftsenzyklika als durchaus minderwertig bezeichnet hat, sieht sich nun auch noch sein Leiborgan, das„Westfälische Volksblatt" in Pader- dorn, gezwungen, öffentlich zu erklären, daß ihn, seine neuesten wie früheren Ausführungen über die Gewerkschaftsfragen keineswegs vom Bischof Dr. Schulte zugetragen seien. Solche Selbstdementierung ist sehr bitter, vor allem für einen selbst- bewußten Vertreter der kirchlichen Autorität. Vom Schwarzburg -Rudotstädtischen Landtage. In zwei Sitzungen beichöstigie sich der Landtag mit dem Bericht de« LandtagSouSschusie» über die Prüfung der HmipilandeS- kasse-Rechnungen für die Finanzperiode lvOS/ll. Dabin kam es zu einem heftigen Zusammenstoß der sozialdemokratischen Fraktion mit der Regierung. Beim Titel, Landratsämter" kam die Nichtbestäligung von zwei Schultheißenstellvertretern, weil sie Sozialdemokralen sind und eines Schultheißen, weil er Dissident ist. zur Sprache. Die sozial- demokratischen Redner wandten sich energisch gegen die GefinnnngS-
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