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Nr. 55. 31 Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner   Volksblatt.

Kinderschutzkommision

der

Arbeiterschaft Berlins   und Umgegend.

Die Zentralstelle für Kinderschutzangelegenheiten befindet sich Berlin   SW 68, Lindenstr. 2, vorn 1 Treppe; Telephon: Amt Morik­play 14 629. Borsigende sind Emil Boeske, Lindenstr. 2, und Frau Martha Demmning, O 34, Borhagener Str. 29.

Meldestellen über Verstöße gegen die Bestimmungen des Kinder­schußgesezes, sowie über Mißhandlungen und Verwahrlosungen sind folgende:

Erster Kreis.

Frau Emilie Richter, Berlin   NW 6, Starlstr. 11 II. Frau R. Kohn- Hart, Berlin  , Am Kupfergraben 6a I.

Zweiter Kreis.

Frau Else Seyfarth, Berlin   SW 47, Wartenburgstr. 3, Hof IV. Frau Emma Jakob, Berlin   S 59, Graefeftr. 38, b. II. Frau Margarete Wojnowski, Berlin   S, Kottbuser Damm 18/19.

Dritter Kreis.

Frau Schröder, Berlin   SW 68, Ritterstr. 56.

Vierter Kreis.

Parteiangelegenheiten.

Mittwoch, 25. februar 1914.

aber nicht wenigstens ein Gebot des Anstandes, daß die Bedingungen zur Anstellung oder Beschäftigung gleich in der Annonce mitgeteilt worden wären? Ich habe, abgesehen von der versäumten Zeit,

Neukölln. Heute abend findet bei Bartsch, Hermannstr. 49, die 20 Pf. Fahrgeld ausgeben müssen, die rechnen jetzt bei uns sehr, und Bersammlung der Jugendsektion statt. Genoſſe Richard Seidel das wird, wie ich glaube, bei allen den anderen Frauen und Mädchen, hält den ersten Vortrag über:" Weltwerdung und Abstammung." die sich gleich mir um die Stellung als Helferin" bemüht haben, Dieser Vortrag ist auf zwei Abende berechnet; wir bitten alle jungen auch der Fall sein."- Arbeiter und Arbeiterinnen, die Versammlung zu besuchen. Steglit. Heute abend von allen Bezirkslokalen aus Handzettel­berbreitung.

Köpenid. Heute Mittwoch, abends 81%, Uhr, beginnt im fleinen Saale des Stadttheaters der Vortragskursus über die wissenschaft­Teilnehmer­lichen Grundlagen der modernen Arbeiterbewegung. farten für alle vier Abende sind zum Preise von 30 Pf. an der Kasse zu haben. Nächster Vortragsabend am 4. Mürz.

Berliner   Nachrichten.

Rummel.

Frau Emma Dölz, Berlin   SO 36, Forster Str. 44, Hof IV. Frau Else Bongarz, Berlin   O 17, Beymestr. 29, Hof II. Frau Johanna Rulff, Berlin  , Höchstestr. 4, Hof II. Frau Dora Schmidt, Berlin   O 34, Königsberger Str. 36, vorn III. entstanden die Märkte und Messen. Nach dem Geschäft wollte

Frau Margarete Göße, Berlin  , Rotherstr. 2, Hof IV. Frau Anna Müller, Berlin  , Bettenkoferstr. 14. Frau Elisabeth Wrobel, Berlin  , Bettenkoferstr. 14.

Frau Berta Wolfram, Berlin   O 34, Straßmannstr. 8, born IV. Frau Elise Draber, Berlin  , Hufelandstr. 42, Hof parterre. Frau Helene Banfraz, Berlin  , Lübbener Str. 23, Querg. III. Frau Kaczmared, Berlin   SO, Mariannenstr. 37, vorn IV.

Fünfter Kreis.

Frau Rosa Wollstein, Berlin   NO 43, Liegmannstr. 5, v. III. Frau Anna Nemiş, Berlin   NO 55, Jablonstiftr. 27. Frau Balter, Berlin   NO 55, Naugarderstr. 38.

Sechster Kreis.

Frau Minna Lohse, Berlin   N 58, Dderberger Str. 20, b. IV. Frau Seelbach  , Berlin   N 4, Invalidenstr. 138, b. IV. Frau Emilie Schramm, Berlin   N 58, Lychener Str. 25, Duerg. Herr Rudolf Guhn, Berlin   N 58, Lychener Str. 29, Querg. III. Herr Frizz Bethfe, Berlin  , Korsörer Str. 23, b. IV. Frau Minna Weide, Berlin   N, Ramlerstr. 5, b. III. Frau Gertrud Neuendorf, Berlin   N., Stralsunder Str. 67, b. IV. Frau Marquardt, Berlin  , Scheringstr. 9, Querg. II. Frau Hedwig Boratt, Berlin  , Pflugstr. 11, v. IV. Frau Helene Lorenz, Berlin  , Bandelstr. 9, v. IV. Frau Martha Joseph, Berlin  , Gozłowskystr. 2, v. I. Frau Kowalski, Berlin  , Beusselstr. 48, Seitenfl. II.

Frau Dearozzke, Berlin  , Wilhelmshavener Str. 48, Seitenfl. IV. Frau Spangenberg, Berlin  , Müllerstr. 178, Gh. IV. Frau Anna Schubert, Berlin  , Soldiner Str. 13, v. IV. Frau Marie Malow, Berlin   N, Koloniestr. 25, I.

Frau Klara Waldhauer, Berlin   N, Liebenwalder Str. 6, b. IV.

Herr Wilhelm. Beder, Berlin  , Antwerpener Str. 43, Duerg. I.

Frau Helene Rofitta Berlin N, Müllerstr. 133a, of part. Frau Finke, Berlin  , Fehrbelliner Str. 3, v. III.

Frau Scholtz, Berlin  , Wiesenstr. 6.

Teltow  - Beeskow  - Charlottenburg  .

Daß auf jede mögliche Weise versucht wird," Helferinnen" für wenig oder gar keinen Lohn zu erhalten, geht daraus hervor, daß vor etwa 14 Tagen eine ähnliche Annonce in derselben Zeitung stand: Helferin für Wohltätigkeitsverein. Nachmittags

3-7 Uhr. Gehalt 30 Mark monatlich... Offerten wurden unter einer Chiffre nach einem Postamt des Westens erbeten. Die Damen, die sich in der vornehmen Gesellschaft durch ihre Veranstaltungen ein Ansehen auf Kosten anderer armer Leute verschaffen wollen, mögen auch ihre Arbeiten selbst verrichten, wenn sie nicht geneigt sind, für ein ehrlich erworbenes- wohl gar examiniertes Können auch einen dementsprechenden ehrlichen Lohn zu zahlen.

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Fürsorge für Lungenkranke.

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Sie machen eine eigenartige Umwandlung durch. Ehe- Ein anschauliches Bild von der Tätigkeit des Zentralfomitees der mals nur im Osten, Norden und Süden, jezt im Zentrum der Auskunfts- und Fürsorgestellen für Lungenkranke, Alkohol- und Stadt, ja jogar im Westen. Krebstranke in Berlin   gibt der soeben erschienene Jahresbericht des Als sich der Handel entwickelte, bildeten sich Pläge, be- Geh. Rat Pütter, Direktor der kgl. Charité für 1913. Besonderen sonders in der Nähe der Burgen, wo die Kaufleute die Waren Wert legt dieser auf die Wohnungspflege. Die Tuberkulose, unstreitig gegenseitig austauschen konnten. Dieser Austausch vollzog sich eine der weitverbreitesten und gefährlichsten Krankheiten, ist eine immer an bestimmten Tagen oder Wochen im Jahre und es wohnungskrankheit, mit anderen Worten, die Uebertragung der Tuberkulose findet fast ausschließlich in den Wohnungen, Familien man auch etwas Zerstreuung haben. Allerhand Spaßmacher oder Arbeitsstätten statt. Schon die Kleinsten Kinder sind ihr aus­und Künstler schlugen nun dort ihre Zelte auf und der gesetzt. War doch die Gefährdung der Säuglinge durch die Tuber­Rummelplatz war fertig. So ist es heute noch. Die Jahrmärkte fulofen in den Wohnungen der Ausgangspunkt dieser sozialen und Messen bestehen, wenn auch in anderer Form, bis auf Tuberkulosebekämpfung durch Pütter in Halle a. S. Die ungeheure den heutigen Tag. Die fahrenden Künstler sind auch noch Säuglingssterblichkeit in Deutschland   beruht zum großen Teil auf dabei. Nebenher verstanden es auch die Schüßengesellschaften, der geringen Wohnungspflege und der dadurch beförderten sich die Beliebtheit dieser fahrenden Leute nüßlich zu machen, Uebertragung von Krankheiten. Die Wohnungspflege ist indem sie ihnen auf den Schüßenpläzen Unterkunft gewährten ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung der Säuglings und die Schützenfeste so zu wahren Volksfesten gestalteten. sterblichkeit, der Tuberkulose und des Alkoholismus  . In der Provinz führen die Jahrmarkts- und Vogelschieß- Fürsorge des Zentralfomitees befanden sich 1913 aus lungen­rummel ein besseres Dasein als in der Großstadt. Im Jahre kranken Familien 27 184 Personen und zwar 12 177 Kinder, 9 569 ein- oder zweimal zur Stelle, bieten sie eine angenehme Ab- Frauen usw., die in 13 000 Wohnungen lebten. Diese Zahlen wechselung in dem Einerlei der Kleinstadt. Man spart dort sprechen mehr als Worte es vermögen. Alkoholiker wurden 1913 schon lange vorher, um sich dann nach Herzensluft zu amü- rund 15 000 behandelt. Anfang dieses Jahres waren noch 1303 in sieren. Die naive Soldatenspielerei der Schüßen belächelt der Fürsorge des Verbandes. Die Fürsorgestellen des Verbandes Den ganzen Klimbim beachtet man nicht, sondern man wurden außerdem von 285 Krebskranken besucht. Die Einnahmen IV. man. geht mit Kind und Kegel auf die Vogelwiese und freut sich des Zentralverbandes betrugen 1913: 156 346 M., darunter 50,000 m. des bunten Lebens und Treibens. Man läßt die Kinder von der Stadt Berlin  . Die Ausgaben beliefen sich auf rund Starussell fahren, an der Schießbude zeigt man seiner Ehe- 131 000 m., darunter 13 000 M. für Hautpflege, Desinfektion usw. von hälfte, daß man auch noch treffen kann oder nicht, und Wohnungen und 57 000 M. für Zwecke der Kranken, 20 650 M. zum Schluß geht man in die Würstelbude. Aus Stadt für Honorar der Aerzte, 41 156 M. für Besoldung der Fürsorge­und Land strömt jung und alt zusammen. Be- schwestern usw. Die Fürsorgestellen des Verbandes befinden sich in sonders die Landbewohner lassen die Festtage nicht so vorüber der Charité, Schumannstr. 21, Waterloo- Ufer 7, Palisadenstr. 25 gehen. Sie stellen das Hauptkontingent derer, die in die und Zionskirchstraße 9, und stehen allen Lungen-, Alkohol- und Buden strömen, wo erotische Menschen, erzentrische Kunst und Krebskranken offen.

In der

Experimente aus der vierten Dimension gezeigt werden. Das So nüßlich die Tätigkeit des Zentralfomitees ist, so muß doch ist was für die Kleinstädter und Landleute; so was bekommen darauf hingewiesen werden, daß vorbeugende Maßnahmen die sie nicht alle Tage zu sehen. Ein bißchen frech" geht es besten sind zur Bekämpfung der Tuberkulose. Hierher gehören aber halt auch zu, das heißt: man ist eben ausgelassen und in erster Linie die Bestrebungen der organisierten Arbeiterschaft auf weniger steif als sonst. Hebung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiter, bessere Löhne und fürzere Arbeitszeit und der Kampf der Sozialdemokratie gegen die Lebensmittelverteurer.

Der ständige Rummel in der Großstadt entbehrt dieser fleinstädtischen Urwüchsigkeit. Die glänzenden amerikanischen Vergnügungsparts sind ein ganz modernes Gewächs, und in den noch existierenden Rummels alten Stils grinsen einem

Borsigende: Frau Elfriede Ryneck  , Baumschulenweg, Kiefholzstr. 180. der Hunger und die Not an. Die vielen Buden gehören meist

Kontrolleurinnen resp. Kontrolleure:

Adlershof  , Herr Ernst Nürnberg, Waldstr. 56 I.

Alt- Glienicke  , Frau Dürre, Köpenicker Str. 6. Baumschulenweg  , Frau Lina Diefing, Schraderstr. 15 II. Bris, Frau Anna Schüze, Rochowstr. 2 III.

Charlottenburg  , Frau H. Bade, Kaiserin- Augusta- Allee 52. Köpenick, Frau Emma Raschke, Freiheit 11. Friedenau  , Frau Marie Grüneberg, Albestr. 26. Johannisthal  , Frau Gonichur, Bartstr. 6. Grünau  , Frau Tantow, Jägerstr. 20.

Königs Wusterhausen  , Frau Haug, Luckenwalder Str. 4. Groß- Lichterfelde- West, Frau Jüsche, Chauffeeſtr. 75a. Lantwis, Frau Rosa Modrack, Charlottenstr. 47.

Mariendorf  , Frau Weiß, Chausseestr. 289.

Marienfelde  , Frau Greulich, Kirchstr. 68.

Nowawes  , Frau Anna Reipert, Trumstr. 31.

Nieder- Schöneweide, Frau Anna Scheibelich, Sedanstr. 3 III. Neukölln, Frau Lehmann, Donauftr. 52/53.

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Frau Stange, Münchener Str. 54.

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Frau Martha Haerling, Ziethenstr. 33 III.

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Frau Teuert, Thomasstr. 28.

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Frau Peschel, Wildenbruchstr. 85 III.

Schöneberg  , Frau Rosa Maurer, Golzstr. 2.

Steglitz  , Frau Arnold, Steinftr. 10.

Tempelhof  , Frau Martha Huf, Berliner   Str. 127, 6t. III. Treptow, Frau Lina Cohn, Bouchéstr. 15 IV. Wilmersdorf  , Frau Elise Bahr, Duisburger Str. 2. Zehlendorf  , Frau Simon, Heideftr. 21.

Niederbarnim.

Kreiszentralmeldestelle: Frl. Johanna Schulze, Alt- Borhagen 1a. Bernau  , Frau Auguste Bogdahn, Weinbergstr. 57a. Borsigwalde, Frau Anna Bergemann, Räuschstr. 35. Buchholz, Martha Risch, Pantstr. 6.

Friedrichsfelde  , Anna Gebhardt, Walderfeestr. 43. Friedrichshagen  , Frau Selma Schwarz, Seestr. 88. Hohen- Schönhausen, Frau Marie Bolazie, Wriezener Str. 19. Karlshorst  , Frau Klara Weiß, Junker- Jörg- Str. 8. Kaulsdorf  , Hulda Tysper, Biesdorf  , Dorfstr. 53a.

Lichtenberg  , Frau Anna Grönewold, O 112, Stroffener Str. 18. Frau Auguste Schüße, O 112, Dosiestr. 22.

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Frau Elie Scheibenhuber, O 112, Neue Bahnhofstr. 1, v. V. Nieder- Schönhausen, Frau Margarete Borchert, Blankenburger Str. 63. Ober- Schöneweide  , Frau Berta Muche, Wilhelminenhofstr. 13. Oranienburg  , Frau Elise Zorn, Rungestr. 17. Bankow, Frau Hinzmann, Breitestr  . 46.

Reinickendorf  - Dit, Frau Margarete Chemniz, Provinzstr. 102. Reinickendorf  - West, Frau Martha Ehlert, Berliner   Str. 108. Rosenthal  , Frau Alma Hellwig, Nieder- Schönhausen, Sachſenſtr. 8. Schöneiche  , Frau Mey, Fichtenau   bei Friedrichshagen  , Moltkestr. 18. Tegel  , Frau Berta Domaschke, Am Bahnhofplay i. Waidmannslust  , Frau Frida Forst, Hermsdorf  , Wilhelmstraße. Weißensee  , Frl. Luise Schlee, Langhansstr. 136.

Aus allen übrigen Orten des Kreises sind sämtliche Meldungen direkt an die Zentralstelle: Frl. Johanna Schulze, Berlin   O 112, Alt- Borbagen 1a, zu richten. In dringenden Fällen: Telephon gft. 3912.

Aus der Praxis der Berliner   Armenverwaltung. Wir waren schon öfter gezwungen, die Rücksichtslosigkeit der einem Besizer. Die Angestellten werden mit Bettelpfennigen Berliner   Armenverwaltung bei der Geltendmachung von Ersatz­abgespeist. Die Besucher bilden hier meist junge Leute. Der ansprüchen gegenüber von ersatzpflichtigen Verwandten zu rügen, Erwachsene tennt den Schwindel. Er weiß, daß hinter den eine Rüdsichtslosigkeit, die sich nicht einmal durch die bestehenden hochtönenden Reden des Impresario nichts steckt, daß der gesetzlichen Bestimmungen rechtfertigen läßt. Neger auf dem Podium kein Menschenfresser, sondern ein ganz Ein für das Vorgehen der Armenverwaltung typischer Fall mag gewöhnlicher Europäer ist ehemals Portier in einem Sino. hier kurz geschildert werden: Ein mehr als 80jähriger Mann erhält Den jungen Mann locken die blutrünstigen Bilder, die gruse­lichen Töne und schauerlichen Anpreisungen. Es ist auch ein Stück Schund, was allgemein geboten wird auf diesem Gebiete.

Wohltätigkeit.

H

eine Armenunterstützung von 15 M. monatlich. Durch kleine Hilfe­leistungen beim Zigarrenmachen verdient er etwa 5 M. monatlich. Wohnen tut der alte Mann bei seinem 52 Jahre alten verheirateten Sohn, der ihm nicht nur freie Wohnung gibt, sondern auch das zum Lebensunterhalt fehlende beisteuert. Dieser Sohn hat ein Ein­fommen von 175 M. monatlich, wovon er an Versicherungsbeiträgen

Vor etwa einer Woche stand im Berliner Lokal- Anzeiger" eine monatlich 15 M., an Arztkosten für seine an einer chronischen Annonce:

Helferin für Kinderhort gesucht. Nachmittags 3-7 Uhr. Gehalt 30 Mart monatlich. Meldungen 10-11 Uhr bormittags im Vereinshause, Schaperstr. 34, 1 Treppe. Von einer jungen Frau, die sich dort meldete, da sie wegen längerer Arbeitslosigkeit ihres Mannes gern selbst etwas verdienen möchte, erhalten wir folgende Darstellung:

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Krankheit leidende Frau monatlich 13 M. vorweg zahlen muß. Zieht man alsdann noch Miete und Steuern ab, so verbleiben zum Unterhalt der Familie rund 100 M. für den Monat. Nun hat der Sohn sich noch bereit erklärt, an die Armenverwaltung monatlich 7,50 M. abzuzahlen, er hat mit der Abzahlung auch bereits be­gonnen.

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Trogalledem verlangt die Armenverwaltung von ihm Bes " Ich fuhr mit der Straßenbahn bis zur Schaperstraße. Als zahlung des gesamten Betrages, der bisher an den Vater als ich das Haus betrat, sah ich, daß bereits die ganze Treppe Armenunterstützung geleistet ist, in Höhe von etwa 500 M. Da der bis zur ersten Gtage hinauf voller Frauen und Mädchen Sohn das Geld natürlich nicht bezahlen konnte, ist gegen ihn Klage stand. Diese schienen in ziemlicher Aufregung zu fein. erhoben worden. Diese Klage wird ja abgewiesen werden müssen. Unerhört, was hier verlangt wird, hohe Schulbildung, Ist es aber einer Stadt wie Berlin   würdig, in derartiger Weise die Examen usw. alles für 25 Pfennige in der Stunde! So Bürger zu chifanieren und den Stadtsäckel mit unnötigen Prozeß­scholl es mir entgegen. Als ich das hörte, wollte ich schon wieder tosten zu belasten? umfehren; ich entschloß mich aber doch zu bleiben und wurde auch Daß die Klage nicht durchdringen kann, ergibt sich aus§ 1603 bald durch ein junges Mädchen ins Bureau eingelassen. Drinnen des Bürgerlichen Gesetzbuchs  . Dort heißt es: Unterhaltspflichtig empsing mich eine ältere Dame, die sich mir als die Vertreterin also auch erstattungspflichtig ist nicht, wer bei Berücksichti eines Privat- Wohltätigkeits- Vereins vorstellte, der in gung seiner sonstigen Verpflichtungen außerstande ist, ohne Ge Berlin   etwa 30 Kinderhorte unterhalte. Dann fragte sie mich: fährdung seines standesmäßigen Unterhalts den Unterhalt zu ge­" Haben Sie eine höhere Schule besucht?" Ich bejahte dies. währen." Na, das ist ja sehr schön. Haben Sie auch für die zum Unterricht Man sollte endlich in Berlin   davon abgehen, gesetzwidrige und zur Anleitung der Kinder in Betracht kommenden Fächer, Forderungen zu erheben. Dem ganzen Vorgehen wird noch das wie Handarbeiten und dergleichen ein Examen ab- durch die Krone aufgesetzt, daß die Armenverwaltung in solchen gelegt? Vielleicht in einem Fröbelschen Institut oder Fällen formularmäßige Schreiben verschickt, in denen den Adressaten sonstwo?" Ich antwortete, daß dies nicht der Fall sei, und ich mit Unterbringung in das Arbeitshaus gedroht wird. Uns schweben damit natürlich auch gar nicht gerechnet habe, daß so etwas verlangt da Gerichtsentscheidungen vor, die gegen Arbeiter aus dem Er­werde, da ich mich sonst gar nicht erst gemeldet hätte. Im übrigen preffungs- und Nötigungsparagraphen ergangen sind. Die An­aber fezte ich noch hinzu, daß ich trotzdem in allen Handarbeiten wendung dieser Bestimmungen halten wir ja für ausgeschlossen, sehr geübt wäre und darauf auch schon in der Schule eine Prämie ebenso wie wir sie in den Fällen gegenüber im Lohnkampf stehenden erhalten habe. Wenn die Sache so liegt," erwiderte mir die Wohl- Arbeitern für ungerechtfertigt gehalten haben. tätigkeitsdame, dann kann ja leider eine Anstellung nicht erfolgen, Mindestens liegt aber in der Androhung eine grobe Beleidigung jedoch biete ich Ihnen an, bei uns als Hospitantin einzutreten. Sie rechtschaffener Bürger. Will die Verwaltung nicht endlich mit diesem hätten nur drei Monate unentgeltlich Dienst zu tun, und später Verfahren brechen? fönnte ja noch einmal über die weitere Beschäftigung gesprochen werden. Sie könnten dann gleich in den nächsten Tagen mit Ihrer Tätigkeit in einem Kinderhort im Norden Berlins   beginnen." Gegen unsere Betrachtungen über den neuen Milchkrieg Ich bedeutete der Dame, daß ich leider nicht so gestellt sei, von( in Nr. 51) wendet sich die Interessengemeinschaft märkischer Milch­ihrem Anerbieten Gebrauch zu machen, da meine Verhältnisse es be- produzenten in einer uns übersandten Zuschrift. Sie möchte uns dingten, daß ich wenigstens etwas zum Lebensunterhalt verdienen überzeugen, daß wir in unserer Darstellung der Gründe und Ab­müsse, und damit war unsere Unterredung zu Ende. Wäre es sichten dieses Streites von falschen Voraussetzungen ausgegangen

"

Wer will die Milch verteuern?