Frauen kein SittlichkeitSverbrechen begangen worden ist, sondern dast es sich um einen Doppelraubmord bandelt, steht jetzt fest. Beiden Frauen sind die Portemonnaies geraubt worden, von denen das eine zwei, das andere aber fünf Mark In« halt hatte. Die Kriminalpolizei ist auf der Suche nach den beiden Berdächligen. In den für die Suche in Betracht kommenden Ort- schaften wurden gestern Plakate angebracht, in denen auf die Be- lohnung von 1000 M., die auf die Ergreifung der Mörder von der Potsdamer Staatsanwaltschaft ausgesetzt sind, hingewiesen wird. Am gestrigen Nachmittag wurden die Leichen der beiden Frauen obduziert. Folgenschwerer Gerüsteinsturz in der Köprnicker Straße. Ein verhängnisvoller Unglücksfall hat sich gestern gegen Abend auf dem Grundstück der Norddeutschen Eiswerke Köpenicker Stt. 40/41 ereignet. Dort wird gegenwärtig ein Neubau errichtet, der bereits bis zum vierten Stockwerk gediehen ist. Gestern in der fünften Stunde waren eine Reihe von Arbeitern und Maurern auf dem Gerüst beschäftigt, als dies plötzlich einstürzte. Zwei der Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen und schwer verletzt. Man brachte sie in besinnungslosem Zustand nach dem Krankenhaus Bethanien. Zwei andere Arbeiter, die gleichfalls auf dem Gerüst in geringerer Höhe beschäftigt gewesen waren, kamen mit ganz leichten Verletzungen davon. Die Ursache des verhängnisvollen Gerüsteinsturzes konnte mit Sicherheit noch nicht ermittelt werden. Untersuchung der Ursache der Explosion in der Anilinfabrik. Gestern vormitiag 10 Uhr hol sich eine Kommission, bestehend aus einem Gewerbeinspektor, einem Vertreter der Staatsanwaltschaft und einem höheren Beamten des Polizeipräsidiums in Lichtenberg nach der Unfallstelle begeben, um event. Anhaltspunkte für die Ursache der Explosion zu ermitteln. Im Hause der Polizeiwache eingebrochen. Ein Einbruch unter der Polizeiwache, der in der Nacht zum Donnerstag am Elisabethufer verübt wurde, ist jetzt aufgeklärt. Auf dem Grundstück Nr. 44 befindet sich im hohen Erdgeschoß eine Revier- wache. Darunter liegt eine halbe Treppe tiefer die Werlstatt des Juweliers Schäfer. Einbrecher öffneten in der bezeichneten Nacht die. Tür dieser Werkstatt mit einem Nachschlüssel und stahlen für 1500 M. Gold- und Silbersachen. An der Arbeit und der Auswahl erkannte die Kriminalpolizei, daß Orts- und Sachkundige den Einbruch verübt haben mußten; auch ein zurückgelassener Zigarettenstummel führte zum Ziel. Bei den Nachforschungen unter den Leuten, die früher bei Schäfer beschäftigt gewesen waren, stieß die Kriminalpolizei auf einen Goldarbeiter Max Mutke, der jetzt seit längerer Zeit nicht mehr arbeitete. Man stellte fest, daß die Marke der Zigaretten, die er zu rauchen pflegte, mit der des Stummels überein« stimmte. Das und andere Verdachtsgründe veranlaßten eine Haussuchung bei ihm. Diese förderte zwar nichts zutage. Nach einem längeren Verhör aber räumte Mutke selbst den Einbruch ein und fügte noch hinzn, daß er einen ihm unbekannten Helfershelfer gehabt habe. Die beiden waren abends um 11 Uhr in die Werkstatt eingedrungen,' hatten den größten Teil der Beule gleich in der Nacht bei Mutke eingeschmolzen und darauf in Gold- und Silberklumpen an eine Schmelzerei verkauft, den kleineren Teil aber, weil ihnen die Sachen so mehr wert waren, ganz gelassen und einstweilen in einen fremden Keller vergraben. Dort wurden sie auch gesunden. Ein Automobilunfall mit tödlichem Ausgang hat sich gestern abend in der Eldenaer Straße zugetragen. Am Forckenbeck-Platz halte der Arbeiter Karl Klopft ock aus der Eberlystr. 52 den Fahrdamm überschreiten wollen, als ein Droschkenautomobil die Eldenaer Straße entlang gefahren kam. K. achtele wohl nicht recht auf die Warnungssignale des Chauffeurs. Er wurde umgerissen, und die Räder des Gefährts gingen ihm über Brust und Kopf hinweg. Die Verletzungen, die der Verunglückte erlitt, waren so schwer, daß der Tod fast auf der Stelle eintrat. Die Leiche wurde nach dem Schau« hause gebracht. Ei» zweiter Automobilunfall ereignete sich gestern nachmittag gegen 6 Uhr in der Fehrbelliner Straße, Ecke Choriner Straße. Dort wurde das fünfjährige Töchlerchen der in der Fehrbelliner Straße wohnenden Ungerschen Eheleute beim Spielen von einem Auto erfaßt und überfahren. Schwer verletzt wurde die Kleine vom Chauffeur nach dem Krankenhaus am Friedrichshain gebracht. Bon einem Straßenbahnwagen überfahren wurde vor dem Grundstück Schönhauser Allee 36 ein noch unbekannter Mann von etwa 40 Jahren, der seinem Acußeren nach dem Arbeiterstande angehört zu haben scheint. Der Unglückliche kam so direkt unter den Wagen zu liegen und erlitt neben einem Schädelbruch noch Brüche der Beine und Arme. Noch lebend brachte man ihn nach der Charitö, doch verstarb er dort schon im Laufe des Abends. Die Leiche wurde dem Schauhause überwiesen. Der unbekannte Tote ist 1,60 Meter groß, schlank und schwächlich, hat dunkelblondes, kurzgcschnitteneS Haar, ein bartloses, längliches Gesicht und eine Adlernase und trug einen graugrünen, weichen Hut, einen blauen Jacketanzug und einen schwarzen, einreihigen Ueberzieher. Internationale Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt. Mittwoch, den 4., Donnerstag, den 5. und Freitag, den 6. März 1014, finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder un- bemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jcdem Ballon beicgebcncn Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort tclegraphisch Nachricht sendet. Zum bevorstehenden UmzugStermin und FrühjahrSreinmachen bringt der Zentralverein für Arbeitsnachweis seine kostenlose Ber» mittlung von zuverlässigem Wasch- und Neinmachpcrsonal in Er- inncrung. Bestellungen werden erbeten durch Postkarte C. 54 Rückerstratze 9 oder durch telephonischen Anruf, Amt Nor- den 3491— 3797. Das Bureau ist vormittags von S— 11 Uhr geöffnet. Die Auszahlung erfolgt direkt an die arbeitenden Frauen. Es findet kein irgendwie gearteter Abzug statt, der sich bei den Privatreinigungsanstalten auf 50—75 Pf. pro Arbeitstag belauft. Vorortnachrichten. Neukölln . Bon einem Hunde gerettet wurde in der vergangenen Nacht eine Lebensmüde. Die 42 Jahre alte Näherin Anna B. aus der Treptower Straße sprang aus Liebesgram gegen Mitternacht vor ',cm Grundstück Weigandufer 22 von der hohen Böschung in den Schiffahrtskanal. Nachbarn, oie ihr Beginnen wahrnahmen, er- innertcn sich, daß der Schankwirt Flöting in dem Hause Nr. 26 eine groß'' Dogge besitzt, die schon vielerlei Sachen aus dem Wasser herausgeholt hat. Auf ihre Mitteilung eilte Flöting mit- dem Hunde nach der Stelle hin. DaS Tier sprang in den Kanal und holte auch die Unglückliche wieder heraus und brachte sie bis an die Böschung. Die Berettete wurde besinnungslos nach dem Krankenhause gebracht. Im Neuköllner Theater findet am Montag, den 9. März, abends 8 Uhr, eine außerordentliche Volksvorstellung statt. Zur Aufführung gelangt das Schauspiel„Die Schiffbrüchigen " von Eugen Brieux. Billette zu ermäßigten Preisen in der Buchhand- lung Vorwärts. Neckarstr. 2. Sperrsitz 55 Pf., Parkett 40 Pf. Volkstümliche Vortrüge. Der nächste der von der Stadt Neu- kölln veranstalteten Vorträge findet am Dienstag, den 10. März d. I., 8H Uhr abends, in der Aula der Realschule, Boddinstr. 34-41, statt. Herr Stadtbaumeister Giesebrecht wird einen Vortrag mit Lichtbildern über die historische EntWickelung der deutschen Binnenschiffahrt unter besonderer Berücksichtigung des Groß Schiffahrtsweges Berlin — Stettin halten. Der Eintritt ist frei Kindern sowie Schülern, auch in Begleitung Erwachsener, ist der Eintritt nicht gestattet. Charlottendurg. Eine Versammlung der neugcgrünbcten Jugendsektion findet am Mittwoch, den 4. März, abends 8'A Uhr, im Volkshause. Rosinenstr. 3, statt. Die jungen Genoffen und Genossinnen sind hierzu eingeladen. Beitrittserklärungen werden in der Versamm lung entgegengenommen. Steglitz . Die Gemeinbevertreterwahl brachte unseren Genossen gleich am ersten Tage schöne Erfolge. Im 1. Bezirk wurden die Genossen L e i m b a ch und Krug mit 707 Stimmen gewählt. Auf die Liste der Hausbesitzer entfielen nur 633 Stimmen. Im 2. Bezirk, wo wir mit den Demokraten ein Wahlabkommen geschlossen hatten, wurde Oberst a. D. G ä d t k e mit 774 Stimmen gewählt, seine Gegner brachten es nur auf 657 Stimmen. Dir Parteigenossen werden nochmals darauf aufmerksam ge macht, heute abend pünktlich 6 Uhr im Lokal von Clement, Düppel- straße 7, zur weiteren Wahlarbeit sich bereit zu halten. Mariendorf . Wie sich die Bürgerlichen in Wahlunkostrn stürzte». Bei der am Sonntag stattgefundenen Gemeindevertreterwahl, die mit einem glänzenden Siege unseres Genoffen endete, haben es sich die ver einigten Bürgerlichen etwas kosten lassen. Automobile und Privat fuhrwerke waren den ganzen Sonntag in Tätigkeit, um die säumigen Wähler zu schleppen. Dabei passierte es öfter, daß für die freund- liche Aufmerksamkeit und freie Autofahrt die Wähler ihren Dank an den Mischmasch dadurch abstatteten, daß sie unsere Kandidaten wählten. Daß die bürgerlichen Parteien allen Ernstes mit einem Siege rechneten, ist schon daraus zu entnehmen, daß sie in einem provisorisch eingerichteten Wahlbureau reichlich Mer und Mund Vorräte hatten anfahren lassen, um eine kräftige„Siegesfeier" zu veranstalten. Daraus ist nun nichts geworden; die Tatsache, daß die nationalen Freunde nur 400 Stimmen auf sich vereinigten, zeigt doch zur Genüge, daß die Sozialdemokratie am Orte durch Reichsverbandsallüren nicht mehr um ihren Einfluß in der Ge- meindevertretung gebracht werden kann. Trevtow-Baumschulenweg. Mit einem glünzenden Siege unserer Kandidaten endeten die am Sonntag vorgenommenen Gemeindewahlen der dritten Ab- teilung. Obwohl sich die bürgerlichen Vereine noch am Sonntag früh durch Verteilung von Flugblättern auf der Straße die erdenk- lichste Mühe gaben, für ihren Kandidaten, den Gärtnereibesitzer Nickel, Propaganda zu machen, so brachten sie es im 4. Bezirk doch nur auf 66 Stimmen. Ebenso erging es ihnen mit ihrem Kandidaten Thiele im 3. Bezirk, der 56 Stimmen erhielt. Unser Kandidat im 3. Bezirk, Genosse R ä t h k e, erhielt 460 und im 4. Bezirk, Genosse Müller, 932 Stimmen. Damit dürfte den Bürgerlichen wohl für immer klar geworden sein, daß der größte Teil der Einwohner schaft unseres Ortes von ihrer Gemeindepolitik nichts wissen will, sondern nur den Vertretern der Sozialdemokratie Vertrauen ent- gcgcnbringt. Die Arbeiterschaft weiß, daß sie von den bürgerlichen Ver- tretern eine Besserung ihrer Lage nicht erwarten kann; das hat sich zur Genüge bei der Frage der Arbeitslosenunterstützung in diesem Winter gezeigt. Bei der Einweihung des neuen Rathauses waren sie bereit, dem Antrage des Gemeindevorstande», 3000 M. zu einem Festessen zu bewilligen, ohne weiteres zuzustimmen, aber für die arbeitslosen Arbeiter bewilligte man nur ein unverzinslich rückzahlbares Darlehn. Nach einer Notiz im„Treptower Anzeiger" wird nun in Kürze das neue Lizeum in der Neuen Krugallee fertig- gestellt, und die bürgerlichen Vertreter werden gewiß gern bereit sein, auch hier eine größere Summe zur Einweihung, verbunden mit einem Festessen, zu bewilligen, wenn der Gemeindevorstand einen solchen Antrag einbringt. Eine unangenehme Erscheinung brachte die Gemeindewahl noch im 4. Bezirk(Ortsteil Treptow .) Hier sollten innerhalb 4 Stuw den 2345 Wähler ihr Wahlrecht ausüben; viel- Wähler kehrten um, weil es ihnen aussichtslos erschien, bei einem solch kolossalen An drang noch wählen zu können. Obwohl die Wahlbeteiligung gleich früh morgens recht kräftig einsetzte, muhte doch der Wahlakt bis 1 Uhr fortgesetzt werden, um wenigstens diejenigen wählen zu lassen. die im Wahllokal Platz gefunden hatten. Es zeigt sich, wie not- wendig hier eine Teilung der Bezirke ist. Der Verein Arbeitrr-Jugenbheim veranstaltet am Sonnabend. den 7. März, im Lokal von K. Ludwig. Am Treptower Park 25/26, einen Heiteren Abend, bestehend aus Konzert, Gesang, Rezitation und Theateraufführung. Billette hierzu a 80 Pf. sind bei den BezirkSführern erhältlich. Lichtenrade . Am Donnerstag, den S. März, finden 3. Abteilung zur Gemeindevertretung statt. nachmittags von 4 bis 8 Uhr festgesetzt. Restaurant Stieler, Dorfitr. 10. Kandidat ist Genosse Emil Groß . Die 2. Abteilung wählt am Freitag, den 6. März, nachmittags von 3 bis 5 Uhr. Kandidaten sind hier die Genossen Albert M a s s o w und Julius Schulz . Im Anschluß daran von 6� bis 754 Uhr findet die Wahl für den freiwillig ausscheidenden Kaufmann Sommerfeld statt. Kandidat ist Gonosse Fritz L i e r. Tue ein jeder bis zum Tage der Wahl seine Pflicht, um die uns noch Fernstehenden aufzurütteln und ihnen nahezulegen, daß sie durch Abgabe ihrer Stimme für die Vertreter der arbeitenden Bevölkerung deren Wahl sichern. Heute, Dienstag, den 3. März. abends 8 Uhr. findet im Wirtshaus Lichtenrade am Bahnhof eine öffentliche Wählerversammlung statt. Maricnfelde. «ine von 309 Personen besuchte Versammlung nahm am Sonn« tag unter freiem Himmel hier Stellung zu den am Freitag, den 6. März, stattfindenden Gemeindewahlen. Genosse Wücke- Neukölln entrollte in großen Zügen die Aufgaben der Sozialdemo- kratie in den Kommunen. An der Hand der Wählerliste, wonack 3 Wähler der ersten Klasse so viel Recht haben wie 698 der zweiten und dritten Klasse, zeigte er, daß nicht nur im Staate, sondern auch in der Gemeinde der Geldsack dominiert. Die äußerst un- günstige Wahlzeit von 1 0 b i s 2 U h r müsse erst recht die Arbeiter veranlassen, an der Wahl teilzunehmen. Der Vortrag wurde mit großem Beifall entgegengenommen. Der Kandidat, Genosse F. Greulich, betonte, daß man bei der herrschenden Klasse in Marienfelde nicht das geringste soziale Verständnis voraussetzen könne, sonst würde man nicht einen Krüppel, der auf den Knien seine Arbeit verrichten müsse, als Strahenarbciter beschäftigen. Wenn seinerzeit Geld vorhanden gewesen sei, dem Gemeinde- Vorsteher 1200 M. Zulage zu gewähren, dann müsse eS auch möglich sein, für einen so unglücklichen Menschen hinreichend zu sorgen. Genosse Kreutzbcry wies als Leiter der Versammlung auf die traurige Tatsache hin, daß trotz Vorhandenseins von großen Sälen im Ort die Arbeiterschaft immer noch geztvunaen sei. ihre Ver- Sammlungen unter freiem Himmel abzuhalten. Am 6. März müsse oie Arbeiterschaft durch ihr eirnmitiges Eintreten für die Wahl die Wahlen für die Die Wahlzeit ist auf Gewählt wird im der Sozialdemokratie des Kandidaten der Sozialdemokratie sorgen. Mit einem Hoch auf die Partei wurde die für die hiesigen Verhältnisse imposante Per- sammlung geschlossen. Neinickendorf-Oft. In der Mitgliederversammlung des Wahkveretn« referierte Genosse Gursch über:„Unsere Aufgaben m den Gemeinde- Vertretungen". Genosse Schön berg erstattete den Bericht über die Tätigkeit der sozialdemokratischen Gemeindevertreter in unserm Dorfparlament. Beide Genossen bewiesen an Hand vieler Bei- spiele, wie notwendig es sei, daß die Sozialdemokratie auch in den Gemeindevertretungen durch ihre Vertreter ihre Forderungen zur Geltung zu bringen suche. Die Stimme der sozialdemo- kratischen Vertreter habe aber um so größeres Gewicht, wenn die Arbeiterschaft durch starke Teilnahme an den Wahlen beweise, wie sehr sie mit dem Wirken ihrer Vertreter einverstanden sei. Die Arbeiter haben bei der bevorstehenden Gemeindevertreterwahl Ge- legenheit, ihren Willen zu bekunden. Eine möglichst große Zahl sozialdemokratischer Wählerstimmen zeigt die Unzufriedenheit der Wähler mit den bestehenden Zuständen und zwingt auch den schärfsten Reaktionär zu Konzessionen an die Arbeiterschaft. Nach der Diskussion, in der die Ausführungen der beiden Genossen noch unterstützt wurden, erfolgte die Aufstellung der Kan- d i d a t e n. Für das Mandat des wegen Ablaufs der Wahl- Periode ausscheidenden Genossen Gursch wurde dieser wieder aufgestellt. Wegen Vermehrung der Zahl der Gemeindevertreter ist im Bezirk„Mitte" ein neuer Vertreter zu wählen. Dieser kann ein„Nichteingesessener" sein. Die Versammlung beschloß, für dieses Mandat den Genossen Paul Seile als Kandidaten aufzustellen. Nowawe». Die erste Lesung des neuen GemeindeewtS für 1914/15 führte in der letzten Gemeindevertretersitzung zu einer Aussprache über die bisherige EntWickelung des Ortes und die noch der Lösung har- renden Aufgaben. Der Vorsitzende, Syndikus Golisch, bemerkte ein- leitend, daß der mit 1 387 500 M. abschließende Etat gegen den vorjährigen(1302 000 M.) nichts Neues bringe, wenn er auch hö- here Ausgaben ausweise als in früheren Jahren. Dank der mit der EntWickelung des Ortes gleichfalls gestiegenen Einnahme sei es möglich gewesen, den bisherigen Zuschlag>160 Proz.) für das neue Jahr zu belassen, und es sei wahrscheinlich, daß er im nächsten Jahre sogar herabgesetzt werden könne, wodurch man den nie- drigeren Zuschlägen der übrigen Vororte etwas näher käme. Dies Ziel im Auge behaltend, dürfe man nun jedoch auch nicht mit Wünschen kommen, die erhöhte Ausgaben bedingen würden. Redner streifte in seinen weiteren Ausführungen auch verschiedene Pro- jekte, z. B. Waldankauf, Verlegung der Klärstation, um da? dortige Gelände der Bebauung zu erschließen, Schiffbarmachung der Ruthe usw., und betonte, daß gerade die Verwirklichung des letz- teren Planes für die Gemeinde von eminenter Bedeutung wäre. Herr Nathan betonte zunächst, daß wir gar keine Aussicht hätten, ein reicher Ort zu werden. Ein Vergleich mit anderen Vororten sei ausgeschlossen, auch hinsichtlich der Beamtenbesoldungen. Trotz- dem könne der Ort mit seinen 28 000 Einwohnern darauf stolz sein, daß er alle modernen kommunalen Einrichtungen besitzt, wie sie die größten und reichsten Vorortgemeinden haben. Geschadet habe der Entwickelung in den letzten Jahren besonders die in der Berwal- tung eingetretene Laschheit, was zu einer berechtigten Mitzstim- mung in der Vertretung führte. Der vom Syndikus angedeutete Waldankauf würde zu einer Bodenpolitik führen, die wegen der zu erwartenden ZinSverlüste und der starken Belastung der Finanzen ernste Bedenken erregen müsse. Bei Erörterung der Frage, wie die Gemeinde sich neue Einnahmequellen beschaffen könne, erwähnte er auch den Vertrag mit der Gasanstalt, den er nicht als besonders günstig bezeichnen könne, sowie den Ausbau der Straßenbahn, die nicht Selbstzweck, sondern Sleuerzubringerin sein soll und daher sowohl bis zum Bahnhof Babelsberg wie durch die Großbeeren - straße weitergeführt werde» müsse.— Genosse Neumann trat dem Vorredner in vielen Punkten entgegen. Der geplante Waldankauf könne für die Gemeinde späterhin von großem Nutzen sein. Das Loblied auf die Gemeindeschulen entbehre der Berechtigung; beim Vergleich mit den höheren Schulen sei dies besonders deutlich zu merken. Die Herabsetzung des Steuerzuschlages sei eine bloße Jllu- sion, denn allein durch die Vermehrung der Schulhäuser könne der f anze Etat über den Haufen geworfen werden. Wolle man wirklich paren, dann möge man vor allem dort anfangen, wo dies am leichtesten sei: bei den Ausgaben für die Polizewerwaltung. die einen großen Teil des Steuersolls verschlingen. Das Direktorwohn- haus am Realgymnasium erfordere weit höhere Kosten, als der dem Direktor zustehende Wohnungsgeldzuschuß ausmacht. DaS richtigste wäre, daS Wohnhaus zu Schulzwecken zu denutzen, wodurch die Gemeinde auf längere Zeit der Sorgen um die notwendigen Schul- Hausneubauten enthoben wäre.— Die zweite Lesung des Etats oll am nächsten Mittwoch erfolgen. Bis dahin sollen die Finanz- und die Etatskommission den Etat nochmal daraufhin prüfen, ob weitere Ersparnisse möglich sind. Tegel . Die gestrigen Wahlen zur Gemeindevertretung schlössen mit dem Siege der Sozialdemokraten am ersten Tage. ES erhielten Stimmen die Genossen Rentner 553 und M a s s a 530, au/ die bürgerlichen Kandidaten entfielen 320, 331 und 9 Stimmen. Am heutigen Dienstag findet die Wahl für den Genossen Alexander Meyer statt. Es ist daher Pflicht aller Wähler, auch die gestern gewählt haben, ihrer Wahlpflicht zu genügen. Röntgental-Zepernick. Bei der Gemeindcvertreterwahl in der 3. Klasse unterlagen unsere Genossen mit 113 rcsp. 100 Stimmen den bürgerlichen Kan- didaten, auf die 126 resp. 135 Stimmen entfielen. In der 2. Klasse wurden auf unseren Kandidaten 6, auf den bürgerliche» 33 Stimmen abgegeben. Daß unsere Kandidaten in der 3. Ab- teilung unterlagen, ist lediglich dem unerhörten Terrorismus zu- zuschreiben, mit dem die Eisenbahner und städtischen Arbeiter von � jwbrechtsfelde zur Wahl getrieben wurden. Nur dadurch wurde ein solcher„Sieg" der Grundbesitzerkandidäten möglich. Muhlenveck. In einer Gemeinbewählerversammlung im Gasthof zur Sonne prach Genosse Eugen Brückner über die Gemeindewahl. Zu- nächst beleuchtete der Redner das Drciklassenwahlrecht, das bei einer Gcsaintwählcrzahl von 321 19 Wähler der 1. Klasse, 46 der 2. und 25 6 der 3. Klasse zuteile. Durch treffend« Beispiel« legte er alsdann die Aufgaben der sozialdemokratischen Gemeindcvertreter dar. Hierauf erstattete Genosse B ä r s ch den Bericht aus der Ge- meindevertretung. Er teilte mit, daß die Gemeinde durch den Diebstahl im Gemeindebureau am 1. Dezember um 1175 M. ge- chädigt worden sei. Der Zuschuß zur nationalen Jugendpflege �ei von 30 auf 15 M. herabgesetzt worden. Auf ein von ihm ein- gereichtes Gesuch, die Wahlen der 3. Klasse auf einen Sonntag anzusetzen, habe er leider noch keine Antwort erhalten. Der Kan- didat der sozialdemokratischen Parlei, Genosse tpuul Bruck- mann, hielt alsdann noch eine Ansprache; er sowohl wie auch die Genossen Hellrich und Brückner forderten die Wähler zur kräf- tigen Agitation und zahlreichen Beteiligung an der Wahl auf, damit unser Kandidat als Sieger aus der Wahl hervorgehe. Sitzungstage der Stadt- und Gemeindevertretungen. Pankow . Heute DienStag. nachmittag» 5 Uhr, tm Rathause. Wilmersdorf . Moigen Mittwoch, den 4. März, abend» ö Uhr, In der Aula der Viktoria-Lntsenschllle. Etatsberatung. Lübars-Waidmaunsluft. Morgen Mittwoch, den 4. März, abendS VI, Uhr, im Gemeindebureau, Kurhausstraße. Diese Sitzungen sind»fsentlich. Jede» SemeindeangehSrige ist be- rechiigt, ihnen als Zuhörer beizuwohnen.
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