Nr. 63. 31. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Gewerkschaftliches.
Internationale Organisation.
Der Streik bei der Firma Beermann.
Eine öffentliche Versammlung, die sehr stark besucht war, beschäftigte sich am Dienstag mit dem Streik bei der Firma Beer= mann in Treptow .
Donnerstag, 5. März 1914.
vertreter richtete er den Wunsch, dafür zu wirken, daß den Schuhleuten mehr Zurückhaltung auferlegt wird. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen:
" Die heute in Treptow tagende Volksversammlung nimmt mit Entrüstung Kenntnis von den Zuständen, die bei der Firma Beermann herrschen und spricht den um ihr Recht streitenden Arbeitern ihre volle Sympathie aus. Ferner erwartet die Versammlung von den Gemeindevertretern, daß sie dafür Sorge tragen werden, daß den um ihr Recht kämpfenden Arbeitern durch die Behörde nichts in den Weg gelegt wird."
Achtung, Metallarbeiter! Die Firma Richard Weise in
Behrendt dom Deutschen Metallarbeiterverband rekapi tulierte die Vorgänge, die den Streit verursacht hätten. In erster Eine Darstellung über internationale Beziehungen, die Linie sei es das geradezu ungeheuerliche Entlohnungssystem, das Don Arbeiterangestellten- und Arbeiterorganisationen unter- die Arbeiter endlich mal nach langen Jahren zur hellen Empörung halten werden, gibt das Kaiserl. Statistische Amt im getrieben hat. Wie von uns bereits verschiedentlich mitgeteilt, 9. Sonderheft zum Reichsarbeitsblatt". Auf Vollständigkeit mußten neuantretende Arbeiter die von ihren Vorgängern aufkann die Arbeit feinen Anspruch erheben. Schon darum nicht, es nicht für möglich halten, daß es heute noch Unternehmer gibt, Drahtwaren), ist wegen Tarifftreitigkeiten für Drahtarbeiter gea genommenen Vorschüsse auf ihr Konto übernehmen. Man sollte Weißensee , Albertinenstr. 25( Drahtindustrie: Vogelkäfige und weil die Unternehmer viel zu sehr im geheimen arbeiten, und es die ihren Arbeitern eine derartige Zumutung zu stellen wagen. sperrt. nicht wie die Arbeiter öffentlich tagen und Berichte erstatten. Als die Empörung wuchs und als der Firma Vorhaltungen Daß die freien Gewerkschaften fast ausnahmslos internationale über ihr Vorgehen gemacht wurden, wollte sie den Arbeitern zuletzt Orfsverwaltung Berlin des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Achtung, Kupferschmiede! Die Unternehmernachweise ver Beziehungen unterhalten, ist bekannt. Auch die christlichen großmütig gestatten, den von früheren Arbeitern aufgenommenen Gewerkschaften haben schon den Weg zu internationalen Ver- Vorschuß, der allmählich auf 1600 M. angewachsen war, durch suchen, unorganisierte Kupferschmiede nach Breslau zn loden, ständigungen gefunden. Bei den Hirsch- Dunderschen sind dazu Ueberstunden abzuarbeiten. Alle Bemühungen der Arbeiter resp. damit diese in den Linke- Hofmannwerken als Streifbrecher fungiefaum mehr als Ansätze vorhanden. Bemerkenswert ist der deren Vertreter, die Firma zu veranlassen, den einzig richtigen ren. Wir ersuchen alle unsere Kollegen, den Zuzug von Breslau Unterschied in den Hauptmotiven, die für die Anbahnung Weg zu beschreiten und nach jedem Akkord eine glatte ftreng fern zu halten. Abrechnung zu geben, waren vergeblich. Die Firma kehrte Verband der Kupferschmiede Deutschlands . internationaler Beziehungen auf der Seite der Arbeiter und den Herrenstandpunkt heraus und weigerte sich strikte, die gesetz Filiale Berlin . andererseits bei den Unternehmern maßgebend waren. Die lichen Vorschriften einzuhalten, wonach nach Fertigstellung eines internationale Verbindung bei den Arbeiterorganisationen jeden Affords abgerechnet werden muß. Dies der wesentlichste Deutsches Reich . entsprang vorwiegend aus dem Bestreben, den auswandernden Hergang, der zum Streit führte. Behrendt erklärte ausdrücklich, Die letzte Ehrung Albert Toblers. Mitgliedern den Eintritt in die ausländische Bruderorgani- daß die Arbeiter den Kampf nicht mutwillig aufgenommen hätten, Ohne besonderen Prunk, aber dennoch außerordentlich einfation zu erleichtern und ihnen bereits erworbene Ansprüche besonders in einer Zeit, wo die Krise schwer auf der Arbeiterschaft auf Unterſtügungen zu sichern. Soweit die Frage der gemein- lastet. Daß die Verhältnisse bei Beermann nicht allzu rosig sind, drudsvoll gestaltete sich die Trauerfeier, die dem langjährigen Vorbeweist der Umstand, daß erst unlängst um einen Stundenlohn fizenden des des Zentralverbandes der Maler, Lackierer, An= samen Unterstützung bei Kämpfen in den Aufgabenkreis der von 40 bis 50 Pf. gefämpft werden mußte. Es ist erwiesen, daß streicher usw. Deutschlands am Dienstag, den 3. März, in HamInternationale überhaupt einbezogen worden ist, gilt als die Löhne bei Beermann um 20 bis 25 Proz. niedriger find als Alle größeren Filialen und sämtliche Grundsaß, dergleichen Fälle auf ein Mindestmaß zu beschrän- sonstwo. Redner erklärte, die Arbeiter seien jederzeit zu Ver- burg bereitet wurde. ken und möglichst keine andere Organisation für Leistungen in handlungen bereit, wenngleich sie nach wie vor zu ihren berech- Agitationskommissionen des Verbandes hatten ihre Vertreter entAnspruch zu nehmen. Die ständige und hauptsächlichste Arbeit tigten Forderungen ständen. Redner hob hervor, daß Arbeiter fandt. Eine ansehnliche Zahl Verbandskollegen aus allen Gauen der intenationalen Verbindungen liegen auf sozialem Gebiet. aller Richtungen im Streit stehen: Hirsch- Dundersche, Statholische, Deutschlands gab dem Trauerkondukt, der sich vom Barmbecker Krankenhause nach dem Ohlsdorfer Friedhof bewegte, das Geleit. Eine Reihe von Organisationen der Arbeiter unterhält inter - Christliche usw. Das charakterisiere den Kampf am besten. nationale Sekretariate mit der Aufgabe, laufend über die gehen der Treptower Polizei den Streifenden gegenüber, während fondere Beileidskundgebungen übermittelt. Die Generalkommission Scharfe Worte fand Redner für das überaus rigorose Vor- Fast alle Zentralverbände hatten Delegationen beordert oder besoziale Gesetzgebung, Arbeitsverhältnisse, Entwickelung der Or die Streitbrecher wie rohe Eier behandelt werden, obgleich auch der Gewerkschaften Deutschlands , die sozialdemokratische Partei ganisationen usw. zu berichten, um auf diese Weise Kenntnis unter diesen die sattsam bekannten Gestalten vorhanden sind. Wie über die Verhältnisse im Auslande zu vermitteln und sozial- die Polizei vorgeht, zeigte Behrendt an besonders drastischen Bei- für den 3. Hamburger Wahlkreis, der Distrikt und Bezirk der Partei usw. waren vertreten. Die Beileidskundgebungen in Form politisch anregend zu wirken. spielen. Die Angestelltenorganisationen pflegen bei ihren inter - Der Vertreter der Hirsch- Dunderschen Arbeiter, Joseph, von prächtigen Kranzspenden, Briefen und Telegrammen, die nicht nationalen Beziehungen vornehmlich das Gebiet des Rechts- erklärte, daß angesichts der Krise den Arbeitern klar gemacht nur aus dem Inlande, sondern auch von allen der internationalen schußes und der Stellenvermittelung. worden sei, was ihnen bevorstehe, wenn sie die Arbeit nieder- Berufsorganisation angeschlossenen Verbänden eingegangen waren, Vollständig auf Kampf gegen die Arlegten, daß sie aber andererseits für ihre berechtigten Forderungen zeigten so recht, welche Wertschäßung Tobler in allen Kreisen gebeiter eingestellt find dagegen die bekanntgewordenen inter - dann einzustehen hätten. Das Entlohnungssystem der Firma sei funden hatte. Nachdem eine Sängerabteilung aus Kollegentreifen beiter eingestellt sind dagegen die bekanntgewordenen inter - durchaus ungefeßlich und einzelne Arbeiter, die das Gewerbegericht in der Friedhofkapelle ein stimmungsvolles Lied mit Harmoniumnationalen Beziehungen der Unternehmer, die sich mit Ar- angerufen hätten, feien ohne tveiteres zu ihrem Recht gekommen. in der Friedhofkapelle ein stimmungsvolles Lied mit Harmoniumbeitsverhältnissen beschäftigen, Hervorgehoben wird, daß dabei Rebner illustrierte die Verhältnisse in dem Beermannschen Be- begleitung vorgetragen hatte, widmete Genosse M. Mark, Redie Großindustrie wenig in Betracht komme. Die arbeitet triebe äußerst wirksam und zeigte, daß angesichts solcher Zustände dakteur des„ Bereinsanzeigers", seinem Mitkollegen tiefempfundene mehr unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Abmachungen, die Arbeiter geradezu zum Kampf gezwungen worden sind. Abschiedsworte. Am Grabe hielt Genosse O. Streine, zweiter VorUebrigens behaupte er, daß die Firma gar kein Recht habe, die fizender des Verbandes, die eindrucksvolle Grabrede, in der das Vorschüsse von den nachfolgenden Kolonnen einzuziehen, da die Wirken und Walten des Vorsitzenden des Verbandes der Maler selben nach Meinung des Redners persönliche Vorschüsse gewesen während seiner 17jährigen Tätigkeit gewürdigt wurde. Auch der feien, die überhaupt nicht aufgerechnet werden dürften. Wo bleibe Obmann des Ausschusses, Genosse R. Leinert, widmete seinem übrigens der Staatsanwalt angesichts der veröffentlichten Bu Kollegen warme Abschiedsworte. Bei der Kranzniederlegung stände? Die heutige Versammlung habe den Zwed, zu zeigen, daß die Arbeiter den Fehdehandschuh aufgenommen haben, den gaben noch viele Delegierten in schmerzbewegten Worten ihrer die Firma ihnen hingeworfen hat. Verehrung Ausdruck.
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die das System der schwarzen Listen und Verrufserklärungen über die nationalen Grenzen hinaustragen, bestehen für: das Schiffahrtsgewerbe, das Baugewerbe,
das Schneidergewerbe,
das Malergewerbe,
das Gärtnergewerbe,
die Edelmetallindustrie.
Von den anwesenden Gemeindevertretern nahm Genosse Hartmann das Wort und führte aus, daß die Streifenden nicht daran denten sollten, daß sie von den bürgerlichen Gemeindevertretern etwas zu erhoffen hätten. Die Zustände bei Beermann seien schon lange Jahre allbekannt. Auch dieser Redner bezeichnete das Zahlungssystem der Firma als geradezu tvidersinnig, unmoralisch und gesetzwidrig. Die Arbeiter hätten in viel größerer Anzahl den Weg der Klage betreten sollen. Buruf: Stommt noch!) Es wird nicht der letzte Kampf mit dieser Firma sein und letzten Endes werden die Arbeiter doch fiegen
In Vorbereitung sind dergleichen Abmachungen für die Metallindustrie. Nichteinstellung Streifender und Ausgesperrter ist der fast ausschließliche Zweck der internationalen Beziehungen der Unternehmerverbände. Sie bestehen wahrscheinlich auch noch in anderen als den aufgeführten Gewerben. Wenn man dazu noch berücksichtigt, daß die sonstigen internationalen Beziehungen der Unternehmer, besonders die der Großindustrie, darauf gerichtet sind, die Konsumenten zu Aus den Reihen der Streifenden wurde das Vorgebrachte schröpfen, dann kann nicht bestritten werden, daß die Inter - noch reichlich ergänzt. War es doch zuletzt schon so weit genationale der Arbeiter kulturellen 3wed en fommen, daß Arbeiter, die die ganze Woche geschuftet hatten, gar dient, das sich national spreizende Unternehmertum dagegen nichts oder ein paar Pfennige ausgezahlt erhielten. vorwiegend zur Wahrnehmung egoistischer, gehässi- Auch Maß vom Holzarbeiterverband griff in die Debatte ein ger und fulturwidriger 3wede internatio.nal berbündet.
Es ist erfreulich, daß diese Tatsachen nun durch eine amtliche Erhebung wenn nicht gründlich, so doch wenigstens in einem Ausschnitt beleuchtet werden. Das ist schon etwas wert.
Kleines Feuilleton.
müssen.
und kennzeichnete die Zustände bei Beermann, die um so schärfer zu kritisieren seien, als die Firma fast nur Militärlieferungen erledige, somit ihren Profit aus den Taschen der Steuerzahler ziehe. In seinem Schlußwort faßte Behrendt nochmal den ganzen Sachverhalt zusammen und ermahnte einige Abgesandte Der Firma, nur wahrheitsgetreu zu berichten. An die GemeindeKonservatismus durchgemausert haben und im Gegensatz zu ihrer früheren Stellungnahme( bei Lebzeiten) zu solchen begeisterten Feinden von Home Rule wurden.
Die Mutterliebe des Tieres. Selbst die heiligsten Gefühle Rüftungskapitalistische Logit. Der Schießtechniker General bleiben von dem Seziermesser der Wissenschaft nicht verschont. So leutnant Rohne hat untersucht, welche Arbeitsleistung das Geschoß erfahren wir jetzt, daß die Mutterliebe, die man bisher für den eines modernen 35,5-3entimeter- Geschüßes mit einer Pulverfüllung höchsten Trieb der Nächstenliebe hielt, in seiner Urform, in der Tiervon etwa 500 Pfund entwickelt: sie beträgt rund 28 000 Meter- welt, ursprünglich nichts weiter bedeutet, als der Wunsch des Muttertonnen, d. h. die Kraft, die das Pulver entwickelt, reicht aus, um tieres, Gelegenheit zur Entleerung ihrer Brustbrüse zu erhalten. 28 000 Tonnen einen Meter hoch zu heben! Zur gleichen Leistung Von dem Momente ab, wo die Jungen nicht mehr faugen, hört bei wären nicht weniger als 11 Millionen Pferdekräfte nötig! Da ein den Tieren auch die sogenannte Mutterliebe auf. Dies weist schon modernes Geschüßrohr rund 150 Schüsse aushält, wäre es möglich, darauf hin, daß die Mutterliebe der Tiere wohl nicht identisch ist mit der Kraft der Gesamtzahl seiner abgefeuerten Geschosse ein mit dem Gefühl des Menschen. Aber daß sich dieses nicht aus modernes Linienschiff von 20 000 Tonnen Gewicht etwa 210 Meter jenem Instinkte heraus entwickelt hat, ist damit noch nicht widerlegt. hoch in die Höhe zu heben! Ein kriegsstarkes Bataillon verfügt über insgesamt 80 000 Der Rächer von Leinach . Wehe dem Dichter, der es wagt, die Gewehrpatronen von je 3,2 Gramm Pulverfüllung als Tages- Komit der Wirklichkeit in Lachen und Spottlust so zu zeichnen, daß munition. Nach der Berechnung Rohnes reichen diese Patronen die Wirklichkeit sich ohne Irren erraten läßt! Und dreimal Wehe, gerade aus, um damit zwei Geschosse für ein 35,5-3entimeter- wenn er sie gar selbst bei Namen nennt! Nach einem JahrGeschütz zu laden! Verfügt ein Linienschiff über 10 solcher Kanonen, hundert noch wird es an ihm gerochen. Von solch einem Fall, der so entspricht die Gesamtmenge seiner Munition, wenn für jedes ben biedermeierlichen Dichter und Spottvogel Friedrich Rückert anGeschütz 100 Schüsse vorgesehen sind, der Taschenmunition von geht, wird den Münchener Neuesten Nachrichten" erzählt: 20 deutschen Armeekorps!
Aus diesen Zahlen geht hervor, welch ein fürchterliches Mordwerkzeug ein modernes Linienschiff ist. Aber dennoch: ein einziger Treffer aus einem 35,5-8entimeter- Geschütz genügt vollständig, um es in die Luft zu sprengen oder zu verfenten. Das ist eben rüstungskapitalistische Logit: je größer die Geschosse und Geschüße, um so größer ihre Zerstörungswirkung, um so größer aber auch die Armierung und Verpanzerung der Kriegsschiffe und endlich um so größer die Rüstungsdividenden! Und diese sind letzten Endes das Biel aller Kriegsvorbereitung. Deshalb gilt ihre Bekämpfung auch als ein Kapitalverbrechen, das fürchterlich gerochen wird!
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Keir Hardie und die Geister. Unser englischer Genosse Keir Hardie erzählt in seinem Blatte" The Pioneer" eine interessante Geschichte über seinen Verkehr mit den Geistern von Abgeschiedenen. Ein Freund von ihm ist ein begeisterter Spiritist und lud ihn zu einer Sizung ein. Ein bekanntes Medium sollte ihm den Geist des schottischen Dichters Robert Burns zitieren. Der Geist Robert Burns fing nun damit an, ihm gute Ratschläge von Parnell, Bright, Bradlaugh und anderen verstorbenen englischen Politikern zu übermitteln. Alle diese Ratschläge gingen darauf hinaus, den Genossen Keir Hardie mit aller Entschiedenheit aufzufordern, gegen Home Rule zu stimmen.
Keir Hardie fann sich nun nicht genug wundern, daß all diese hervorragenden Persönlichkeiten sich im Jenseits zum entschiedensten!
Eine halbe Stunde hinter Oberlauringen in Unterfranken , wo Rüderts Vater lange Zeit hindurch Dorfamtmann" gewesen ist, liegt in einer Einbuchtung des Haßgebirges das idyllische" Dorf Veinach", eine überaus freundliche Siedelung, die sich heute einer gewiffen Wohlhabenheit erfreut, von der jedoch vor 100 Jahren nichts zu merten gewesen sein muß; denn Friedrich Rückert , des " Dorfamtmanns Sohn", hat" Dorf Leinach" in kindlich- heiterer Weise also verewigt:
Im Dorf Leinach an der Leinach Hat es eine Dorfgemeinde, Der da sagen ihre Feinde Allerlei nach.
Jm Dorf Leinach, Haus für Haus, Wenn ihr wollet zählen, Morgens früh aufs Betteln aus Geh'n dort alle Seelen; Nur der Schulze bleibt zu Haus, Weil ihm Schuhe fehlen.
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Ei, wenn ihm die Schuhe fehlen, Sollt' er sich die Schuhe stehlen. Freilich wohl, allein, ach! Schuhe gibt es nicht zu stehlen, Barfuß gehen alle Seelen In dem Dorfe Leinach .
Zum letzten Male senkten sich die Banner vor dem Grabe und wehmütig verließen die Trauernden die Ruhestätte des im Leben so rastlos Kämpfenden.
Ueber dem Grabe hinaus ruht die Feindschaft, das haben selbst seine politischen und wirtschaftlichen Gegner anerkannt und dem Verbandsvorsitzenden einen letzten Abschied gewidmet.
Das Gelöbnis, das die Trauerredner den Versammelten abnahmen, im Sinne des Verstorbenen für die Interessen des Verbandes und zum Wohle der gesamten Arbeiterschaft zu wirken, wird von den Delegierten nun weiter verkündet werden; hoffen wir, daß es nicht ohne Wirkung bleibt.
So wie die Arbeiterschaft die Verdienste ihrer Vorkämpfer anerkennt, so wird sie auch bei jedem neuen Verlust, den der unerbittliche Tod ihr bringt, versprechen, ihre ganze Kraft im Leben im Interesse der Volksbefreiung einzusehen.
Ein Generalappell des Buchbinderverbandes. In der Woche vom 14. bis zum 22. März veranstaltet der Buchbinder- Verband im ganzen Reiche rund 200 Agitationsver
Seit im Volksschulunterricht auch der Heimat ihr Recht wird, lernen nun sogar im weltverlorenen Dorf Leinach" die AbcSchüßen, was vor Zeiten ein Großer über ihr köstliches Nestchen zu dichten beliebte. Daß die Verwegenheit, die sich die Lehrer erlaubten, anfangs nicht ohne lauten Ingrimm hingenommen wurde, läßt sich denken. Später flaute der giftige Zorn jedoch zu stillem Wurmen ab. Und um 1890, als in Leinach bereits das erste eigene Pferd wieherte, konnte es der Lehrer schon wagen, gelegentlich eines Sonntagsausflugs nach Schweinfurt seine offenherzigen Beinacher zur Besichtigung des dortigen Rückert - Dentmals einzuladen, ohne derbe Prügel befürchten zu müssen.
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Sie sißen zu dreien im Roß" und tun sich gütlich an einem feurigen Frankenwein. Plöglich beginnt derLehrer: Nun, das RückertDenkmal sollten sich die Herren heute denn doch einmal besehen! Was?" entgegnete sofort der eine." Den Kerl, der unser Dörfle so schlecht g'macht hat, mag ich nicht angud!" Spricht's und bestellt sich zum Hinunterspülen seines Mergers einen frischen Schoppen. Der andere zudt verächtlich mit den Schultern, folgt aber endlich dem Lehrer mit zum„ grünen Martt". Rundum be schaut er sich das Denkmal; das Auge streng auf die Sandalen des mit solch lumpigen Schuhen mich ewig daher zu sehen!" Standbildes gerichtet, meint er schließlich: Ich wollt' mich schäm'
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Notizen.
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Das Gutachten der Akademie des Bauwesens über die Entwürfe zum Neubau des Botschaftspalais in 23ashington ist jetzt endlich im Zentralblatt der Bauverwaltung" veröffentlicht worden. Vor Wochen hieß es, das Gutachten werde nicht im Wortlaut veröffentlicht werden. Man greift wohl nicht fehl mit der Annahme, daß dabei eine ängstliche Rücksichtnahme auf die oberste Instanz des preußischen Kunstabsolutismus eine Rolle gespielt hat. Man wollte nicht vorgreifen, um das Uebel der Lage nicht noch mehr zu verschlimmern. Aber gerade solch vorsichtiges Selbstbescheiden und freiwilliges Unterordnen muß diese befürchtete Wirkung fördern.
Der Kaiser hat nunmehr die Vorschläge der Akademie, die Architekten Dilfer, Ihne und Möhring zur Einreichung neuer Entwürfe aufzufordern, genehmigt, das Auswärtige Amt hat den 31. Mai dieses Jahres als Endtermin festgesetzt, und nun erhält auch die Deffentlichkeit die Erlaubnis, das Gutachten der Akademie des Bauwesens fennen zu lernen.
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Kunstabend. Der schlesische Dichter Hermann Stehr , der vor kurzem das fünfzigste Lebensjahr vollendete, lieft am tommenden Sonntag, nachmittags 12%, Uhr, im Bechsteinsaal Stücke aus seinen Romanen und Novellen.
Die königliche Bibliothek wird wegen Umstellung größerer Bücherbestände vom 20. März bis vierzehn Tage nach Ostern gefchloffen.