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sammlungen, Nahezu überall dort, wo der Verband einige Ver­bindung mit den seinem Zuständigkeitsgebiet unterstehenden Be­rufsgenossen und-genoffinnen hat, werden Versammlungen statt­finden, in denen die Referenten über: Wirtschaftskrise, Arbeits­losigkeit und die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisation" sprechen werden. Eine lebhafte Agitation ist im Gange, um diese Versammlungen zu einer Heerschau über die dem Verbande bereits angeschlossene Arbeiterschaft zu gestalten, aber auch, um die große Zahl der noch abseits Stehenden für sie zu interessieren. Das lebte Jahr ist das erste seit langer Zeit gewesen, das ihm keine Zunahme an Mitgliedern brachte. Die überaus flaue Geschäftslage, die vornehmlich in der Kartonnagenbranche schon eine Reihe zu­sammenbrüche gewerkschaftlicher Unternehmungen brachte, ist die Ursache dieser nicht angenehmen Erscheinung. In den 200 Agitationsversammlungen des Buchbinderverbandes soll den Berufsangehörigen der Weg gezeigt werden, der zu einer Milderung der aus dieser Sachlage geborenen Notstände in den einzelnen Haushaltungen führt. Mehr als 33 000 Berufsgenossen und genoffinnen sind dem Buchbinderverbande heute angeschlossen. Fast die dreifache Anzahl könnte es aber sein. Durch die statistischen Erhebungen, die der Verband in November 1910 veranstaltet hat, wurden über 90 000 Berufsangehörige in 6802 Betrieben ermittelt. Wenn an dieser Zahl auch einige Abstriche gemacht werden müssen, weil verschiedene dieser Berufsgenossen für die Organisation nicht in Betracht kommen können, dann bleibt doch noch eine so große Zahl Indifferenter übrig, daß man es wohl verstehen kann, wenn der Buchbinderverband alle Anstrengungen macht, in das Heer dieser Unorganisierten einzudringen. Deshalb ergeht auch an die gesamte Arbeiterschaft das Ersuchen, alle ihre Bekannten, die in Betrieben arbeiten, welche dem Organisationsgebiet des Buchbinderverbandes zugehören, auf dessen Agitationsversammlungen aufmerksam zu machen und zum Besuche dieser aufzumuntern. Vornehmlich richtet sich dies Ersuchen an die organisierten Arbeiter, ihre Frauen und Töchter zu veranlassen, dem Rufe des Buchbinderverbandes zu folgen.

Städtische Arbeiterausschuswahl in Zittau . In Zittau fanden zum ersten Mal die Wahlen zu einem von der Stadtverwaltung eingesetzten Arbeiterausschuß statt. Dabei siegte die Liste der Kandidaten des Staats- und Gemeindearbeiter­verbandes trob einer von den Gegnern und Unorganisierten auf­gestellten Liste. Der rühmlichst bekannte Oberbürgermeister Dr. Külz in Zittau wird daran wenig Gefallen finden.

Gegen den Staatlichen Gebär­

zwang.

Gegen die Absicht, im vermeintlichen Interesse der Volks­vermehrung den Vertrieb der empfängnisverhütenden Mittel zu verbieten, protestierte eine vom Groß- Berliner Zentralvorstand einberufene Volksversammlung, die am Dienstag unter unge­heurem Andrang in Obiglos Festsaal in der Stoppenstraße bagte. Drei Referenten behandelten das Thema nach verschiedenen Ge­sichtspunkten, aber darin übereinstimmend, daß ein Gesez, wie es der Initiativantrag der bürgerlichen Parteien fordert, unbedingt zu verwerfen ist.

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Als die

der Welt schaffen will, indem man empfängnisverhütende Mittel bekannte einen falschen Bart und eine blaue Brille trug, um sich berbietet und gewissermaßen jedem einen Polizisten zur Seite untenntlich zu machen. Nach Angabe des W. war dieser Mann ftellen will, der über die Durchführung derartiger Vorschriften zu der jezige Bribattläger. Obgleich sich der Sanitätsrat von der wachen hat. Wenn wir das von der bürgerlichen Mehrheit ver- Beklagten völlig zurüdgezogen hatte und nur noch hin und wieder langte Gesek bekommen, so würde der polizeilichen Schnüffelei und einen postlagernden Brief abholte, war der Detektiv Neumann" mit alledem vertraut. Schließlich drohte der angebliche Detektiv dem Denunziantentum Tür und Tor geöffnet werden. Polizei auch noch mit einer Anzeige wegen Verbrechens gegen den§ 218 büttel vor! Strafrichter vor! So rufen alle Rückwärtser und der des Strafgesetzbuches. Ruf kommt von denen, die auf dem Gebiet der Sozialpolitik die Im Dezember 1911 erschien der Kläger in dent Bureau des Ursachen geschaffen oder doch verstärkt haben, auf welche die Furcht Rechtsanwalts Kremer und drohte diesem, daß seine Frau der eines großen Teils der Bevölkerung vor einem reichen Kinder- Frau Sanitätsrat die ganze Liebesaffäre ihres Gatten mitteilen fegen zurdzuführen ist. Gerade wir sind berechtigt, gegen den würde, wenn auf Rückzahlung des Darlehns bestanden werde. Wie staatlichen Geburtenzwang zu protestieren, denn wir haben stets auf der Straße gestellt, ihn Lump, Betrüger, Erpresser, mein­der Rat als Zeuge bekundete, habe er den Kläger mehrere Male betont, daß es sich hier um eine Angelegenheit handelt, die die eidiger Sterl, Buhalter" genannt und ihn mit dem Spazierſtod eigenste persönliche Sache jedes einzelnen ist und in die niemand, verprügelt, ohne daß es Seefeldt für nötig gehalten habe, ihn am allerwenigsten der Gesetzbüttel und der Polizeibüttel, hinein wegen Beleidigung zu verklagen. Seefeldt habe ihn f. 3t. vor den zureden hat. Scharf und treffend polemisierte die Rednerin gegen Schiedsmann geladen, dann aber nicht Klage erhoben. den Standpunkt, den Naumann im Berl. Tagebl." vertreten hat. Beklagte schließlich selbst zu der Ueberzeugung gelangte, daß See­Dann führte sie aus, daß die verwüstenden Wirkungen der kapi- feldt mit dem Detektiv Neumann" identisch war, schrieb sie ihn talistischen Produktion mit ihren in sozialer und gesundheitlicher einen von Beleidigungen stroßenden Brief, der jetzt den Gegen­stand der Klage bildet. Von Rechtsanwalt Dr. Alsberg wurde Hinsicht verderblichen Folgen die eigentlichen Ursachen des Ge- Widerklage erhoben, da S. die Beklagte auf offener Straße ver­burtenrüdganges find. Der Kapitalismus hat das Familienleben folgt und beschimpft hatte. Der Vorsitzende hob hervor, daß es gelockert, die Elternfreudigkeit, die Freude der Frau am Kinde er- wahrscheinlich sei, daß das Gericht die Atten der Staatsanwalt­tötet. Da soll nun der Büttel helfen. Doch das ist ein verfehltes schaft überweisen werde, da nach dem bisherigen Ergebnis sich der mittel. Helfen können nur durchgreifende soziale Reformen. Die Kläger unzweifelhaft der Erpressung schuldig gemacht habe. Der Rednerin begründet dieselben im einzelnen und schließt: Wir Sanitätsrat erklärte, daß er seine bisherige Scheu vor der Deffent­wissen, daß mit der Durchführung dieser Reformen, so wertvoll lichkeit überwunden habe und jetzt selbst Anzeige wegen Erpressung fie auch sind, noch nicht allen Frauen die Möglichkeit gegeben erstatten werde. Das Gericht kam nach längerer, mitunter an hochdramatischen ift, Mutterglück zu genießen. Das wird in vollem Maße erst in und aufregenden Szenen reichen Verhandlung zu einer Ver­der sozialistischen Gesellschaft möglich sein. Aber unsere Reformen urteilung der Beklagten zu 20 M. Geldstrafe. Dagegen wurde können viel helfen. Wenn Naumann und seine Freunde nach dem Seefeldt auf die Widerklage hin zu 100 m. Geldstrafe verurteilt, Polizeibüttel rufen, so sagen wir: Her mit durchgreifenden sozialen so daß ihm dieser Gang zum Kadi sehr schlecht bekommen ist. Reformen; wir werden uns aus eigener Kraft helfen.( Lebhafter Beifall.)

Als einziger Diskussionsredner sprach Dr. Alfred Bern= stein, der sich mit den Ausführungen der Referenten einber­standen erklärte.

Eine Protestresolution wurde einstimmig angenommen und die Versammlung vom Vorsitzenden Eugen Ernst mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen.

Die Resolution lautet:

Die am 3. März in Obiglos Festsälen" Versammelten er heben den schäfften Protest gegen:" den Entwurf eines Gesetzes betreffend den Verkehr mit Mitteln zur Verhinderung von Ge­

35 000 m. unterschlagen.

Um eine raffinierte Fälschung einer Quittung über 35 000 M. Handelt es sich bei einer Anklage, die gestern in einer ganzen Tagesfizung die 11. Straffammer des Landgerichts I unter Vorsiz des Landgerichtsrats Esche beschäftigte. Unter der Anklage der Fälschung einer Quittung über 35 000 M. und der rechtswidrigen Aneignung dieser Summe zum Schaden der Kommerz- und Diskontobant steht der Bankbeamte Otto Thiele , ein in fehr ge= ordneten Verhältnissen lebender, verheirateter Mann, der sich Strafbares in seinem Leben noch nie hat zuschulden kommen lassen. Er war zehn Jahre lang in der Depofitentaffe F. F. der Sommerz - und Diskontobant in der Chausseestraße zuerst als Hilfskassierer, dann als Hauptkassierer tätig, ist infolge der in der Sie sehen in dem geforderten Gefeß einen unerträglichen vorliegenden Straffache gegen ihn ausgesprochenen Berdächtigung Eingriff in die persönliche Freiheit des einzelnen, der sich zudem freiwillig aus der Bant ausgeschieden und bekleidet seitdem eine in der Praxis zu einer scharfen Klaffenmaßregel gegen die Be- Vertrauensstelle bei einer anderen Großbant. fitlosen gestalten würde. Die geforderten Gesetzbestimmungen Der Angeklagte bestreitet entschieden, mit der Straftat irgend werden keineswegs den Geburtenrüdgang hemmen, wohl aber wie in Beziehung zu stehen und hat umfangreichen Entlastungs­schwere gesundheitliche und moralische Gefahren für die Bevölke- beweis angetreten. Die Verhandlung wird voraussichtlich mehrere rung mit sich bringen. Tage dauern. Ueber den Ausfall werden wir berichten.

burten".

Die Versammelten halten eine Ginschränkung des Geburten rüdganges nur für möglich durch weitgehende soziale Reformen, die geeignet sind, den materiellen und geistigen Aufstieg der Arbeiterklasse zu erleichtern. Dazu gehören:

1) Ein gründlicher Ausbau des Arbeiterinnenschußes, ins­besondere eine Verkürzung der Arbeitszeit für Jugendliche und Frauen; Schutz vor dem Ginfluß gewerblicher Gifte auf den Organismus der Arbeitenden, Schutz vor schädlichen Arbeits­methoden und Arbeitsarten.

2) Weitgehende Grweiterung des gesetzlichen Schutzes und der Fürsorge für Mütter und Säuglinge. 3) Staatliche und kommunale Einrichtungen, die der arbei­tenden Frau die Mutter- und Hausfrauenpflichten erleichtern: Schulspeisung, Errichtung von kommunalen Kindergärten, Kin­derhorten usw.

4) Verbilligung der Lebensmittel durch Abbau der Zölle und indirekten Steuern und Beschaffung von Lebensmitteln durch die

Kommunen.

5) Wirksame Wohnungsreform.

6) Sicherung eines freien Koalitionsrechts als Mittel zur Erringung höherer Löhne und befferer Arbeitsbedingungen. 7) Ein demokratisches Wahlrecht für alle volljährigen Staats­bürger beider Geschlechter zu allen gefeßgebenden und öffent lichen Verwaltungstörperschaften als Mittel zu ihrer wirk­samen Interessevertretung.

Die ruhende Nymphe.

Der Inhaber der Boltsbühnen- Buchhandlung stand im Gep­tember b. J. wegen Feilhaltens unzüchtiger Abbildungen vor Ge richt, treil er eine Reproduktion von Feuerbachs Ruhender Nymphe" im Schaufenster ausgestellt hatte. Die Verhandlung ist damals vertagt worden, weil die Staatsanwaltschaft Sachverstän­dige dafür laden wollte, daß das Material und die Ausführung der im Jugendverlag erschienenen Reproduktion derart sei, daß beim Betrachten nicht ein künstlerisches Empfinden ausgelöst, sondern lediglich die Ueberzeugung erivedt werde, es solle unter dem Dec­mantel der Kunst durch den nackten Frauenkörper die Sinnlichkeit des Betrachters erregt werden. Für die am 7. d. M. wiederu: n anberaumte Hauptverhandlung hat die Staatsanwaltschaft den Polizeirat Prof. Brunner, ferner Dr. Stord von der Zeitschrift " Der Thürmer" und den Rektor Engel als Leiter des Städtischen Schulmuseums geladen; außerdem den Direktor der Rotophot A.-G. zur Beurteilung der Frage, ob die Reproduktion eine fünft­lerische ist. Auf Veranlassung der Verteidigung sind als Sach­verständige die Herren Karl Scheffler , Dr. Deri und Rektor Presel geladen.

Turnen eine Anreizung zu Gewalttätigkeiten?

Der erste Referent, Reichstagsabgeordneter Breh, führte aus: Wir stehen auf dem Standpunkt, daß es jebermanns eigene Sache ist, ob und wie er in seiner Familie die Geburten regeln will. Daran werden weder Versammlungsbeschlüsse noch Gesetze etwas ändern. Würde das Gesetz, was der Jnitiativanirag verlangt, dann reicht die polizeiliche Reglementierung und leberwachung bis in die Schlafftube. Hinter dem Antrage steht die bürgerliche Mehr­heit des Reichstages; er wird also wohl angenommen werden. Wir protestieren gegen ein derartiges Geseß, weil es einen schmach­vollen Eingriff in die persönliche Freiheit darstellt und weil es als ein Ausnahmegesetz gegen die Arbeiterklaffe wirken muß. Die Frauen der Besitzenden werden auch nach Erlaß des Gesetzes in der Lage sein, sich die Mittel zu beschaffen, die es ihnen ermög­lichen, nicht mehr Kinder zu bekommen als sie haben wollen. Aber die Arbeiterfrauen, denen diese Wege verschlossen sind, werden sich in den Schlingen des Gesetzes fangen. Das Gesez wird nicht die Wirkung haben, daß sich die Geburten vermehren und die Be­völkerung, so zahlreich wird wie der Sand am Meer, aber es wird einen ungeheuren Uebelstand zeitigen: Die Ausbreitung der Ge schlechtskrankheiten, denn gegen die Ansteckungsgefahr schützen ja auch die Mittel, welche die Empfängnis verhüten. Die Befür Eine Privatklagefache beschäftigte gestern mehrere Stunden worter eines solchen Gesetzes reichen bis weit in die bürgerliche lang bas Schöffengericht Berlin- Mitte unter Vorsitz des Amts­Linke hinein. Dadurch wird die Situation gekennzeichnet. Da gerichtsrats Wollner. Als Kläger trat der Kaufmann Artur See­feldt gegen die Verkäuferin Martha Voelfner auf. das Gesetz wohl nicht verhindert werden kann, so wird uns Sozial­Bei dem Kläger , der mehrere Konfitürengeschäfte betreibt, demokraten die Aufgabe zufallen, wenigstens die schlimmsten Be- war vor längerer Zeit die jetzige Beklagte als Verkäuferin an stimmungen desselben zu beseitigen. Allzu große Aussicht auf Er- gestellt. Wie diese behauptet, habe er sie, trobem er verheiratet folg haben wir allerdings nicht. Bei der Bekämpfung dieses Ge- ist, fortgesetzt mit Liebesanträgen verfolgt und sie auch eines setzes stehen die Männer der Wissenschaft fast ohne Ausnahme auf Tages mit Wein und Sett betrunken gemacht. Er habe ihr dann unserer Seite. Sollte das Gesetz zustande kommen, dann tragen versprochen, sich von seiner Frau scheiden zu lassen und sie zu die Urheber desselben die Veranwortung für die schweren Folgen, heiraten. Auf diese Weise habe er es verstanden, sie völlig unter welche ein derartiges Gesetz verursacht. Um dem Geburtenrüd ziehungen zu einem sehr wohlhabenden Sanitätsrat stehe und avischen Polen und Preußen angespielt sei. Das ging dem Reichs­

gang Ginhalt zu tun, sind andere Mittel nötig: Soziale Reformen, die wir verlangen, die aber die bürgerlichen Parteien immer ab­gelehnt haben.( Lebhafter Beifall.)

Gerichtszeitung.

Ein Erpreffer als Kläger .

Vom polnischen Kriegsschauplas ist abermals ein juristisches Turnfunststückchen zu melden. Der Redakteur Joseph Walkowiak hatte sich vor dem Landgericht Pofen am 25. September wegen An­reizung verschiedener Klassen der Bevölkerung zu Gewalttätigkeiten zu verantworten. Und das deshalb, weil er in seinem polnischen Blatt Die Dämmerung" der akademischen polnischen Jugend vor­gehalten hatte, daß sie zu wenig Sport und Leibesübung treibe, ste solle sich an den turnerischen Bestrebungen der preußischen Jugend ein Beispiel nehmen. Sonst könnte es, wenn es einmal nötig werde, auf polnischer Seite an einem kräftigen Arm fehlen. Gesundheit, Kraft und Munterfeit einer Nation seien die Hauptbedingungen. Die Staatsanwaltschaft nahm an, da den Inhalt des Artikels die Hoffnung auf Wiedererrichtung des Polenreichs durchglühe und in dem Artikel zum Ausdruck gelange, daß dies Ziel vielleicht nur mit Waffengewalt zu erreichen sei, so würden hier verschiedene Klaffen der Bevölkerung zu Gewalttätigkeiten angereizt. Das Gericht gelangte aber zu einer Freisprechung. Die Staatsanwalt­fchaft legte Revisten ein. Der Reichsanwalt verlangte, ihr stattzu­geben, da in dem Artikel auf die Möglichkeit eines Klassentampfes gericht denn doch zu weit. Es verwarf am Dienstag die Revision.. Der böse Blid".

Aus dem Frankenwalde, 3. März. Wie sehr Hegenwahn und eine Verhandlung vor dem Schöffengericht zu Kronach . In Bossek wurde die Familie des Musikers Scherbel seit Jahren vom ganzen Dorfe gemieden, weil sie den bösen Blic" haben sollte und Mensch und Tier ein Leid anhegen könne. Die Familie Scherbel hatte unter diesem Gerede entseßlich zu leiden. Einmal bekam der Land­wirt Ellmer einen Streit mit Scherbel und sagte ihm dabei in den träftigsten Ausdrücken, was man sich in der ganzen Gegend über ihn und seine Angehörigen erzähle. Das Gericht verurteilte Elmer mit Rücksicht auf den großen moralischen und finanziellen Schaden, den die Familie Scherbel durch solch Gerede erleide, wegen Beleidigung zu 100 M. Geldstrafe.

Wafferstands- Nachrichten

feinen Einfluß zu bringen, habe auch erfahren, daß sie in Be­habe ihm auch eine Reihe Liebesbriefe, die dieser an sie ge­schrieben habe, gezeigt. Wie der vor Gericht als Zeuge ver­nommene ältere Herr unter seinem Gide erklärte, habe er von Stadtverordneter Dr. Silberstein war der zweite Refe- diesem Augenblid an feine ruhige Minute mehr gehabt. Offenbar rent. Er beleuchtete die Frage hauptsächlich vom Standpunkt des von Eifersucht und gleichzeitig Habfucht getrieben, habe ihm der Aberglaube in den Frankenvalddörfern noch verbreitet sind, zeigte Arztes. Er sagte unter anderem: Neben den wirtschaftlichen und läger in einer fürchterlichen und fast schon grausam zu nennen­sozialen Ursachen wirken auch die Geschlechtskrankheiten auf den den Weise zugefeßt. Eines Tages habe während seiner Abwesen­heit in seiner Wohnung ein Mann. telephonisch angerufen, der sich Rüdgang der Geburten hin. Verbietet man die Mittel, welche als Detektiv Neumann" ausgegeben habe, der aber nach seiner nicht nur die Empfängnis verhüten, sondern auch vor Ansteckung festen Ueberzeugung der Kläger Seefeldt gewesen sei. Dieser habe schützen, so trägt man zur Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten seiner Gattin mitgeteilt, daß er sich mit der Beklagten in der und damit zur Verminderung der Geburten bei. Ein solches Betsdamer Straße getroffen habe. Als er, Zeuge, nach Hause lam, Gesetz hat aber noch andere Schattenseiten. Wenn es einem habe ihm seine Frau eine fürchterliche Szene bereitet. Von nun großen Teil der Bevölkerung unmöglich gemacht wird, empfäng- ab habe der Detektiv Neumann" fast täglich bei feiner Frau an nisverhütende Mittel zu bekommen, dann werden die Eheschlie- getlingelt, so daß er aus der Aufregung gar nicht mehr heraus­Bungen eingeschränkt werden, die Prostitution aber wird sich noch gekommen sei. Da er zu dieser Beit von den Beziehungen des S. zu Fräulein V. noch nichts wußte, habe er sich sogar mehrfach an weiter ausbreiten. Auch die kriminellen Abor: e werden sich ver- ihn gewandt und ihn gebeten, der V. Urlaub zu geben, um mit ihr mehren. Die arbeitende Bevölkerung hat keine Veranlassung, eine Reise zu unternehmen. Am Abend habe dann seine Frau der Landesanstalt für Gewäffertunde, mitgetetli bom Berliner Wetterbureau Kinder in unbeschränkter Zahl zu produzieren, damit sie auf dem schon wieder gewußt, daß er verreisen wollte. Ihm sei schließlich Schlachtfelde der Arbeit und des Arieges niedergemäht werden ganz unheimlich zumute gevorden, da seine Frau über dic tönnen. Es sind faule Rebensarten, wenn behauptet wird, die intimiten Angelegenheiten, über Ausgaben und Geschenke, ja jogar Geburteneinschränkung habe uns einen Rückgang der Bevölkerung über den Inhalt seiner Briefe genau informiert gewesen sei. Der gebracht. Es steht fest, daß es noch 150 Jahre so wie bisher weiter" Detektiv Neumann" habe förmlich wie ein Gespenst in feinem Memei, Tuft weiler- Bauſe herumgesputt. Schließlich lam er dahinter, daß die V. zu gehen kann, ehe ein Stillstand der Bevölkerungszahl eintritt. Wer Seefeldt in Beziehungen getreten war und diesem alles erzählte. die Vermehrung der Bevölkerung will, der muß Maßnahmen zur Bu derselben Zeit trat auch S. mit Darlehnsgesuchen an ihn Bekämpfung der Kindersterblichkeit und der Tuberkulose ver- heran. Dr. B. ließ sich auch bestimmen, durch Rechtsanwalt Tangen. Wir fönnen uns dem Standpunkt des Profeffors Baginsti tremer 1250 M, als Darlehn an den Privatkläger zahlen zu lassen, anschließen: Bill die Regierung einen größeren Kinderreichtum, der kurz vorher den Offenbarungseid geleistet hatte. Nach dann soll sie die Steuern herabsehen oder einen Teil der Kinder Zahlung des Geldes hatte Dr. B., wie er betundete, sechs Wochen auf Staatsfoften erziehen laffen." Die Gesetvorlage stellt sich Ruhe. Sturz vor Weihnachten 1910 melbete fich plötzlich der Detektiv Neumann" wieder am Telephon und bot der Frau dar als eine Ausgeburt der Unvernunft.( Rebhafter Beifall.) Rätin drei kompromittierende Briefe ihres Gatten für 200 M. zum Staufe an. Einige Tage später erschien bei dem Rechtsanwalt Willner, dem Anwalt der Frau, ein Mann und bot zwei dieser Briefe zum Kaufe an. Der Anwalt erkannte sofort, daß der Un Inseratenteil verantw.: Tb. Glode. Berlin . Drud u. Berlag. Vorwärts

Luise Biez, die als dritte Referentin sprach, bezeichnete es als eine Ungeheuerlichkeit, daß man eine Erscheinung, die in unseren wirtschaftlichen und sozialen Berhältnissen wurzelt, aus Berantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für der

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Rathenons) 91

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251

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98

128

229

+ 14efer, Münden

252

204+2

Minden

328

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146-1

Rhein, Marimilians au 380

2

35+1 149

Raub

239

-13

.

-17

Köln

292

-19

46-17

Nedar, Heilbronn

115

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337 +9 272+7

Main , Hanau

236

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Mosel, Trier

144-3

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Fall.

-

Unterpegel.

1) Leichtes

Landsberg

a'r the. Schrimm Nee. Bordamm Ibe, Zeitmeriz Dresden Barbn Magdeburg

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1)+ bedeutet Buchs, istreiben. Budbruderet u. Verlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin SWL