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!jat ein HinauZgelvorfener Beim Gericht Rechtfertigung verlangt, er mußte aber seine Klage zurückziehen, weil ihm die Gesellschaft mit einer Gegenklage wegen Hausfriedensbruchs drohte! Aus diesem Grunde muß endlich öffentlich gegen die Praktiken in der Volksspeisehalle Einspruch erhoben und die Direktion veran- laßt werden, Remedur eintreten zu lassen. Oder billigt sie die hier gekennzeichnete Behandlung armer Menschen? Zur Explofionskatastrophe in Rummelsburg . Das letzte Opfer des ExplosionSunglücks in der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in RummelSburg , der nachträglich seinen Ver- letzungen erlegene Schlossermeister Bottke, wurde gestern auf dem KarlShorster Friedhofe unter großer Beteiligung zur letzten Ruhe ge bettet. Die zahlreichen Arbeiter der Anilinfabrik, die an der Beerdi gung teilgenommen hatten, versammelten sich nach der Beisetzung im RestaurantBellevue", um die Katastrophe zu besprechen. Der sozialdemokratische ReichStagSabgeordnete Genosse Bry schilderte den modernen Fabrikbetrieb und seine Gefahren. Er verlangte be sondere Vorsichtsmaßregeln und eine schärfere Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden. Er betonte, daß die in Betracht kommenden Ar beiter schon häufig bei der Betriebsverwaltung der Anilinfabrik vorstellig geworden seien und daraus aufmerksam gemacht hätten, daß die Einrichtungen nicht mehr vollkommen wären. Die Arbeiter haben auch wiederholt auf Miß stände hingewiesen und deren Beseitigung verlangt. Wenn sich auch heute nicht mit Bestimmtheit sagen lasse, wen die Schuld treffe, um so weniger, als auch der leitende Ingenieur unter den Toten sei, so lasse sich doch für jeden Fall behaupten, daß bei Berücksichtigung aller in Betracht kommender Vorschriften das Un glück nicht nötig gewesen wäre. Aus den Kreisen der Arbeiter wurden die verschiedensten Mitteilungen gemacht. So wurde be- hauptet, daß gar nicht der neue, auszuprobierende Kessel explodiert fei, sondern ein anderer, und daß die Kessel nicht selten übermäßig in Anspruch genommen worden seien. Sie seien zum Teil überheizt worden. Andere Redner führten an, daß die Füllung eines Kessels, zu der sonst stets drei Stunden Zeit ge braucht wurden, einmal in einer Stunde vorgenommen worden sei. In seinem Schlußwort wies der Referent auf die W i ch t i g k e i t einer strammen Organisation der Arbeiter hin. die notwendig sei, um eine größere Kontrolle der Arbeiterausschüsse in bezug auf die Sicherheitsmaßregeln für die Arbeiter zu erwirken und eine bessere Vertretung der Wünsche der Angestellten bezüglich der Schutzvorrichtungen zu ermöglichen. Doppelselbstmord eines Ehepaares. Am Dienstagabend hat der in der Berliner Geschäftswelt sehr bekannte frühere Inhaber der Nutzholzhandlung Louis Treitel, Herr Karl Treitel zusammen mit seiner Gattin in seiner Wohnung in der Wormser Str. 4 Selbstmord durch Erschießen verübt. Wir erfahren darüber folgendes: Karl Treitel, der im 53. Lebensjahre stand, war der Inhaber der von feinem Vater begründeten Nutzholzhandluug und Dampf- sägewerk Louis Treitel in der Koppenstraße 64. Das Geschäft, das früher zu den ersten Firmen der Branche gehörte, war in den letzten Jahren sehr zurückgegangen, da der Leiter, Karl Treitel, an einem schweren Leiden erkrankt war. Dazu kam, daß Treitel sich durch einige Grundstücksspekulationen und namentlich durch Holzankäufe in Rußland festgelegt hatte und nicht mehr Betriebskapital besaß, um das Werk, das flott ging, erhalten zu können. Er schied deshalb aus der Firma aus, die sein Bruder, Orto Treitel, übernahm. Karl Treitel war zwar nach wie vor mit einem gewissen Prozentsatz an dem Reinertrag de» Geschäfts beteiligt, tam jedoch in letzter Zeit nur noch selten in. daS Geschäft. Seine mißliche finanzielle Lage und eine starke Nervenüberreizung, die sich durch sein Leiden herangebildet hatte, gaben schließlich zu dem Doppelselbstmord Veranlassung. Treitel hatte m der Wormser Straße 4 eine größere Wohnung inne, die er allein mit seiner Gattin und zwei Dienstmädchen bewohnte. Dienstag nachmittag erteilte Frau T. den beiden Mädchen für den ganzen Nachmittag Urlaub und fügte hinzu, daß sie selbst mit ihrem Manne ausgehen werde und deshalb am gestrigen Morgen nicht geweckt zu werden wünsche. Die beiden Mädchen verließen gegen 6 Uhr das Haus und bald darauf begab sich Treitel zu dem Portier de« Hauses, um sich nach der Adresse des zuständigen Polizeirevier» zu erkundigen. Dann schrieben die Gatten an den Bruder deS T. sowie an ihre ver- heiratete, in Berlin lebende Tochter Abschiedsbriefe und Treitel richtete außerdem an das Polizeirevier einen Brief, in welchem er seinen und seiner Gattin Selbstmord ankündigte. Als dieses Schreiben gestern morgen auf dem Revier ein- traf, begaben sich sofort zwei Beamte in die Wohnung der Lebensmüden. Die Dienstmädchen öffneten und waren aufs äußerste überrascht, als ihnen die Mitteilung von dem Tode ihrer Herrschaft gemacht wurde. In dem Schlafzimmer des Ehepaares fand man Treitel und feine Gattin, auf den Betten liegend, tot auf. Treitel hat erst feine Gattin durch einen Schuß in die rechte Schläfe und dann sich selbst durch einen solchen in die Herzgegend getötet. Ein hinzugerusener Arzt stellte fest, daß die Verletzungen sofort tödlich gewirkt haben müssen und daß der Tod schon Dienstagabend ein- getreten fein müsse._ Ei« Mord im Rordwestcn der Stadt. Ein schweres Verbrechen ist gestern in Moabit entdeckt worden. In dem Hause Krefelder Straße 20 wohnte seit November vorigen JahreS im zweiten Stock des OuergebäudeS die am 20. Januar 1856 in Berlin geborene Witwe Maria M e t s ch. Hausbewohnern war eS aufgefallen, daß diese sich lange nicht mehr hatte sehen lassen. AlS sie sich daraufhin gestern abend gegen 0 Uhr in ihrer Behausung nach ihr umsahen, fanden sie die Frau tot auf. Sie lag auf dem Fußboden und hatte einen Strick um den Hals, mit dem sie anscheinend erwürgt worden ist. Auf ein Verbrechen läßt besonders der Umstand schließen, daß die Leiche mit einem Teppich zugedeckt war. Sofort wurde nach Auffindung der Leiche die Mord- kommisston benachrichtigt, die auch bald am Tatort eintraf. Mit der Frau, deren Mann Kaufmann war, wohnte deren 35 Jahre alter Sohn zusammen. Dieser war stark schwindsüchtig und die Mutter wollte ihn deshalb immer nach dem Krankenhause bringen lassen. Davon wollte der Sohn jedoch nichts wissen. Die Frau klagte auch wiederholt Nachbarn gegenüber, daß ihr Sohn sie mit dem Beil bedroht habe und ihr oft nachstelle. Weil nun der Sohn schon seit Montag nicht mehr gesehen worden ist, muß vorläufig angenommen werden, daß er mit dem Verbrechen in Verbindung steht._ Jagow und die Schutzleute. Ein«euer Fall von SchutzmannSmaßregelung wird wieder ge- meldet. Nachdem bereits die Letter der Bewegung in der Berliner Schutzmannschaft zur Gründung einer Schutzmannsvereinigung die Schutzleute Höhnow , Fuhrmann, Pohlmann, Schräder und AlbinuS entweder nach auswärts oder in die Fußschutzmann- schast resp. zur uniformierten Polizei strafversetzt worden sind, hat mau jetzt auch den Schatzmeister der verbotenen Bereinigung gefaßt. Der berittene Schutzmann Eckert, ein älterer Beamter und schon fett Jahren zur Berittenen Abteilung gehörig, hatte durch das Ver trauen seiner Kollegen und Kameraden das Ehrenamt eines Schatzmeisters erhalten und auch bereits namhafte Beitrüge für die Vereinigung eingezogen. Durch die Recherchen des Polizeipräsidiums auf Ermittelung der für die Vereinigung aktiv tätigen Beamten wurde Eckert als Schatzmeister ermittelt und zur Fußtruppe versetzt, um nunmehr zum Straßen- und Patrouille« dienst verwandt zu werden. Die Zahl der Matzregelungen beträgt gegenwärtig also bereits iechs. Bei dieser Gelegenheit wird mitgeteilt, daß unter den Frauen der Berliner Schutzleute eine Bewegung im Gange ist. die dahin zielt, eine Vereinigung der SchutzmannS'rauen ins Leben zu rufe« Auf diese Weise hofft man, in indirekter Weise durch die Frauen das zu erreichen, was der Polizeipräsident jetzt den Männern verbietet Die Begründung einer UnterstützungSkasse für die Hinterbliebenen der Berliner Schutzleute. Der Plan ist jedoch noch nicht spruchreif, da erst die Schwierigkeit zu überwinden ist, auf welche Weise A« gehörige der unverheirateten Schutzleute sich der geplanten Ver einigung anschließen können._ Die Arbeiten für die Tunnelstrecke der Nord- Südbahn von der Elsasser Straße bis zur Behrenstraße, die schwierigste der ganzen Strecke, weil der Spreetunnel in Frage kommt, werden dieser Tage ausgeschrieben werden. Gestern wurden in der Tiefbaudeputation die Dichtungsarbeiten, die einen Teil der Tunnelarbeiten bilden, an die Firma Bien vergeben. Es handelt sich in diesem Falle um ein Objekt von etwa 400 000 M. Beim Ball der Kupferschmiede in Kellers Festsälen, Koppenstt. 2S, ist eine silberne RemoMoiruhr gefunden worden und ein« Handtasche mit 2 Portemonnaies, 1 Photographie, 1 Spiegel, 1 Armband, 4 Taschemücher und Schlüssel verloren gegangen, abzuholen resp. abzuliefern bei W. Kühne, Gartenstr. 101. Kleine Nachrichten. Auf einen Kindesmord läßt ein Fund schließen, den gestern Passanten der Brunnenstraße machte« Sie fanden dort vor dem Grundstück Nr, 26 ein Paket, das die Leiche eines neugeborenen Kindes enthielt. Die Polizei beschlagnahmte die kleine Leiche und ließ sie nach dem Schauhause bringen. Aus der Straße vom Tode ereilt wurde gestern nachmittag ein Mann von etwa 40 Jahren, dessen Persönlichkeit noch nicht bestimmt fest teht. Der Unbekannte wurde iu der Müncheberger Straße vor dem Hause 23 von einem Blutsturz befallen und von einem Schutz- mann nach der Hilfswache in der Koppenstraße gebracht. Hier war er jedoch schon bei der Einlieferung verswiedeii. Wie es scheint handelt eS sich um einen Dreborgelspieler Martin Gratz. Der stellungslose Kaufmann Paul Dickelt au« der Kommandanten trotze 55 versuchte gestern morgen einen Einbruch in den Friseur jaden des Hauses Kommandantenstr. 60. Passanten, die dies be- merkten, riefen Schutzleute herbei, und als Dickelt sah. daß er ver- haftet werden sollte, erhängte er sich im, Friseurladen. Gestern morgen gegen 4 Uhr stießen auf dem Königsplatz, Ecke Sommer- traße, zwei Droschkenautos zusammen. Das eine wurde vollständig zertrümmert. Der Insasse des AutoS, der Gastwirt Karl Tetsch aus der Kreuzbergstr. 16, erlitt eine Gehirnerschütterung und einen Bein bruch. Er wurde in die Charit« eingeliefert. Der Chauffeur hat leichte Verletzungen erlitten. Der Musketier Witt von der dritten Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 42 wurde gestern vormittag in Berlin-Lichterfelde in der Grunewaldstraße von einer elektrischen Straßenbahn überfahren. Witt wurde schwer verletzt in daS Garnisonlazarett H in Tempelhof eingeliefert. Vorortnachrichten. Neukölln. Stadtverordncten-Ersatzwahlen. Am Freitag, den 6. März, in der Zeit von 1t Uhr vor- mittags bis 3 Uhr abends finden die Ersatzwahlen in zwei Bezirken der zweiten Abteilung statt. Nochmals sei daraus aufmerksam gemacht, daß die Gegner mit Hochdruck arbetten, um die Mandate zu gewinnen. Es ist Pflicht aller steiheitlich gesinnten Bürger, nicht nur ihr Wahlrecht auSzu- üben und ihre Stimme für den sozialdemokratischen Kandidaten abzugeben, sondern auch nach Kräften mitzuhelfen, die Lauen und Wankelmütigen an den Wohltisch ,n bringen. Die amtlichen Wahllokale sind jedem Wähler durch Einladung bekannt gegeben. Nachstehend folgen die Lokale, von denen auS die Wahlarbeit ihre Erledigung finden und wo jede Auskunft erteilt wird. Für den Bezirk, Abstimmungsbezirk a bei Bernert, Kaiser-Fnedrich- Straße 202/203, Tel. 1943; für den 2. Bezirk, Abstimmungsbezirk b bei Pflanz, Kaiser-Friedrich-Straße 95. Tel 1759: für den 3. Bezirk. Absttmmungsbezirk a bei Schenk, Rosenstraße 24. Tel. 9406; für den 3. Bezirk, Absttmmungsbezirk b bei Kraft, Kirchhofstraße 13. Tel. 313. Marieudorf-Tempelhof. Nochmals Herr Wegner. Herr Hermann Wegner, Verleger und Redatteur der.Mariendorfer Zeitung", hat anscheinend an der einen erlittenen Niederlage noch nicht gemrg. Es kränkt ihn. daß wir unseren Lesern davon Mitteilung gemacht haben, daß Herr Wegner bezw. sein Vertreter Herr Rechtsanwalt Dr. Ballien nach einem vom Vorsitzenden des Neuköllner Schöffengerichts angeregten, an unserem Widerstand aber gescheiterten Vergleich die Klage bedingungslos zurückgezogen hat. Wenn Herr Wegner in seinem Blatte behauptet, daß nach den Angaben des Herrn Ballien auch wir unsere Wiederklage zurückgezogen haben und die Kosten daher von beiden Parteien zu tragen seien, so ist das eben nicht zutreffend. Unsere Wiederklage, über deren , ulassung im übrigen das Gericht noch keinen Beschluß gefaßt hatte, ivar eo ipso in dem Moment hinfällig, als die Klage von unierm Gegner zurückgenommen wurde. Infolgedessen haben wir auch keine Gerichtskosten zu tragen. Ferner betonen wir auch heute wieder von neuem, daß unsererseits absolut keine Ver- pflichtungen gegenüber Herrn Wegner eingegangen worden sind. Wir lehnten jegliche Erklärung ab. nnd trotzdem nahm Herr Dr. Ballien die Klage zurück. Dies ist der wahre Talbestand. Einer neuen Klage, die Herr Wegner gegen uns eingereicht haben will, sehen wir mit derselben Ruhe entgegen wie der ersten. Tempelhof . Aus der Gemrindevertretersitzung. Zu Schöffen wurden die bürgerlichen Gemeindeverordneien Müller und Trenner auf die Dauer von sechs Jahren gewählt. Die Kassenpiüfungsverhandlung ur Februar 1914 ergab einen Bestand von 2 190 061.42 M. ein- chließlich der zinsbar angelegten Beiräge. Der Antrag des Gemeinde- >orstandeS auf Einführung der Generalvormundschaft wurde ein- timmig angenommen. Begründend hierzu betonte der Bürger- meister, daß er beabsichtige, die Generalvormundschaft einem Ge- meindebeamten zu übertrogen, da dieser bener als die Laien- Vormünder in der Lage sei, die Jntelessen der Kinder wahrzunehmen. ES sei beabsichttgt, diejenigen unehelichen Kinder unter General- Vormundschaft z» stellen, die entweder in Tempelhof oder aber in Berlin in einer Entbindungsanstalt geboren werden und deren Mütter ich sofort in Tempelhof niederlassen. Der nächste Punkt.Ein- teilung deS GemeindegebietcS in Fabrik- und Wohnviertel" rief eine längere Debatte unter den Bürgerlichen hervor. Hier handelte eS sich nämlich um die Interessen der Hausbesitzer. Der Gemeinde- vorstand beantragte, auf Grund des BernnstaltungSgeseyeS ein Orts- tatut zu erlassen, durch das erreicht werden soll, daß nur für be- ttmmte Teile TempelhofS Fabrikanlagen zugelassen werden, die Belästigungen durch Rauch, Ruß, üble Gerüche oder un- gewöhnliches Geräusch herbeiführen. Für Fabriken soll da? Gebiet um den Teltowkanal und südlich an der Ring« bahn bestimmt werden, alles übrige soll Wohngeländc fein. Die Herren Dr. Schmidt und Dr. Richter wollten auch den Teil an der Ringbahn, auf dem jetzt die Kaserne steht, von der Bebauung mit störenden Fabrikanlagen ausgeschlossen wissen. Nachdem Genosse Schmidt dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß man Kleinbetriebe von diesem Verbot ausnehmen möge und Syndikus Seyffert mit Bezug hierauf auf die Baupolizeiverordnung verwiesen hatte, einigte man sich dahin, den Antrag deS Gemeindevorstandes mit dem Zusatzantrag Dr. Schmidt- Dr. Richter unter der Bedingung anmnehmen, daß, wenn der Erlaß der Polizeiverordnung gefährdet sein sollte, man den Zm'atzantrag zurückzieht. Der Antrag, mit der Vereinigten Deutschen Kiosk- und Berliner Trmkhallen-Gesellichast einen Vertrag über Ausstellung von drei Zeitungskiosken zu schließen, wurde angenommen. Hiernach komme?« Zeitungskioske zur Aufstellung in der Berliner Straße an der Ring- bahn, Berliner - Ecke Dorfstraße und Kaiserin-Augusta- Ecke Berliner Straße . Genosse Frantz wünscht, daß keine Zensur über die zum Berkauf gelangenden Zeitungen geübr wird; er verweist hierbei auf das Verbot für den Verkauf verschiedener Zeitungen auf den Bahnhöfe« Der Bürgermeister erklärte, in dem Vertrage sei von einem solchen Verbot nichts enthalten. Der letzte Punkt der Tagesordnung»Bericht der Kommission und Beschlußfassung über Befreiung von Beamten und Lehrern von der Krankenversicherungspflicht" wurde durch Annahme des folgenden Antrage» erledig?:.Den im Dienste der Gemeinde Berlin- Tempelhof angestellten Beamten sowie den an den höheren Lehranstalten und an den Volks- schulen der Gemeinde endgültig oder einstweilen angestellten Lehrern und Lehrerinnen, soweit sie nach den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung der Krankenversicherungspflicht unterliegen, werden für den Fall ihrer Erkrankung auf die Dauer der Regelleistungen der zuständigen Krankenkasse für jeden ärztlich bescheinigten Krankheilstag, für den ihnen nicht ein Anspruch auf Fortzahlung de» Gehalts zusteht, Bezüge im eineinhalbfachen Betrage des Krankengeldes zugesichert. Der Beschluß hat rück- wirkende Kraft vom 1. Januar 1914 ab. Der Gemeindevorsteher wird ermächtigt, im Einzelfalle vertretungsweise beschäftigten Lehr« Personen den gleichen Anspruch zu gewährleisten." Schöneberg . Die städtische Schuldeputatio» hat beschlossen, vom 1. April d. I. ab bis zum 1. April 1915 versuchsweise den täglichen Schul- beginn an den Gemeindcschulen nin 8 U h r beginnen zu lassen. Damit ist dem Wunsch vieler Eltern Rechnung getragen. Zu wünschen wäre, daß eingehende Schularztberichte über den Gesundheitszustand, die Klasiensrequenz sowie über das heutige Schulsystem zusammen- gestellt und veröffentltcht würden. Daraus könnte man ersehen, in- irneweit der ganze Aufbau des Gemeindeschulwesens den heutigen Anforderungen noch entspricht. Einen Parsifal-Abend veranstaltet am Sonntag, den 8. März, nachmittags 5 Uhr, in der Aula der Hohenzollernschule. Belziger Straße 48, die Deputation für VoiksunterhaltungSahende. Unter Mitwirkung des Herrn Dr. Leopold H i r s ch b e r g, Dozent der Musikwissenschaft, wird Richard Wagners.Parsifal" auf Klavier und durch Gesang erläutert werden. EinttittSpreis 30 Pf. Eintritts- karten find in der Spedition. Manin-Luther-Straße 69, und im Konsumladen, Apostel-Paulus-Straße 40, zu haben. Treptow -Baumschulenweg. Die am Montag vorgenommene Gemeindeverordnetenwahl der beiden oberen Abteilungen bat keine Veränderungen gebracht, ob- wohl diesmal die lebhafte Gegenagitation des Berliner OrtSteileS dem Vorsitzenden des Baumschulenweger Grundbesitzervereins einen ernsthaften Gegenkandidaten in der Person des Architekten Röhl er» tehen ließ, der es aus 110 Stimmen brachte. Der bisherige Ge- meindeverordnete Neumann siegte aber mit 199 Stimmen, der Geometer Klapp vereinigte 306 Stimmen auf sich. Vier Stimmen waren zersplittert. Von den 622 Wählern der zweiten Klosse haben 310, dabei rund 100 Forensen in einer Hand, ihr Wahlrecht ausgeübt. In der ersten Klasse herrschte absolute Ein- mütigkeit. Von 20 Berechtigten kamen 15 zur Wahl und verlängerten die Vollmachten der beiden bisherigen Vertreter Oberingenieur Weigert von der Anilinfabrik und Kaufmann Schurichl auf weitere cchs Jahre. An der Abstimmung beteiligten sich somit in der ersten Klasse 75 Proz. der Wahlberechtigten, in der zweiten 50 Proz., in der dritten,»in Berliner Ortsteil westlich der K>esbolzstraße, 43 Proz. und in Baumschulenweg 51 Proz. DaS Verhältnis der zweite» Klasse ist allerdings nur durch tne vielen Papierstimmen empor- geschranbt, während im Berliner Teil der dritten Klasse die Größe deS Wahlbezirks ungünstig wirtte. Die Wahlen zum Gewrrbegericht, die für den 18. und 22. März angesetzt waren, haben sich erübrigt, da von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern nur je eine Liste eingereicht und diese sonnt gewählt ist. Dasselbe trifft aus die Arbeirgebervertreter zum Kaufmanns- ,ericht zu, während sich bei den Arbeitnehmern allein fünf ver- chiedene Listen bewerbe« Steglitz . Eingebrochen wurde zwischen 7 und 10 Ubr abends in die Wohnung unseres Genossen Alfermann, Holsteinische Str. 17. AIS A. mit seiner Familie gegen 10 Uhr nach Hause kam, mußte er die un- angenehme Entdeckung machen, daß Diebe die Abwesenheit der Familie zu einem Besuch benutzt hatten. Gestohlen sind 140 M. bareS Geld. Ein großer Posten Wäsche und andere Sachen, in einer Chaiielonauedecke verpackt, lag aus dem Korridor, woraus man schließen kann, daß die Diebe gestört wurden und deshalb diese Beute im Stich ließen. Remickeudor». Eine Kundgebung für die Eingemeindung nach Berlin , ver« anstaltet von den politischen, kommunalen und wirtschaftlichen Bereinen Reinickendorfs, findet am Freitag, den S.März, abend» 8Vi Uhr, in den Hubertussälen, Provinzstraße 7679 statt. Die Bezirksleitung des sozialdemokratischen WahlvereinS empfiehlt den Genossen und Genossinnen diese Versammlung möglichst zahl« reich zu besuchen. Zehlendofff(Wannseebahn ). Die Gemeindevertretcrwahlen für die 3. Abteilung finden, wie jetzt erst bekanntgemacht wird, für den Nordbezirk am D i e n s t a g, den 10. März, nachmittags von 4 bis 9 Uhr, imKaiserhof", Potsdamer Str. 50, für die Wähler der dritten Abteilung statt. Diese Abteilung wählt 2 Vertreter. Für den Südbezirk werden die Wahlen am Mittwoch, den 11. März, nachmittags von 4 bis 8 Uhr, im.Fürstenhof", Hauptftr. 2, vorgenomme« Hier ist nur ein Vertreter zu wählen. Zu diesem Bezirk gehören folgende Straßen: Die Berliner , Anna-, Klara-, Paul-, Seehof-, Bogen-, Garten-, Charlottenburger , Grunewald -, Kirch-, Kaiser-, Burggrafen-, Anhaltiner Straße und sämtliche Straßen, welche südlich der Wannseebahn liegen, ein- chließlich des Ortsteils Schönow. Der Nordbczirk umfaßt die OrtSteile: Schlachtensee, Zehlen- dorf-West, Zehlendorf -Grunewald und alle Straßen des Ortsteils Zehlendorf-Mitte, die nicht als zum Südbezirk gehörend aufge- ührt sind. Die Wahlbezirke sind in diesem Jahre ganz eigenarttg ad- gegrenzt, dem Südbezirk hat man ein Villenviertel angehängt. Auf- ullig ist eS besonders, daß alle von der Hauptstraße� rechts und links abgehenden Nebenstraßen, bis auf die Scharsestraße, zum Südbezirk gehören, die Hauptstrahe selbst aber zum Nordbezirk ge- hört. Schon bei der Landtagswahl war es gelungen, durch die eigenartige Einteilung der Urwahlbezirke daS Dreiklassenwahlrecht noch mehr zu verschlechtern. Bei den Gemeindewahlen wird ver- sucht, auf jeden Fall die Arbeiterschaft vom Gemeindeparlament