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ttiiiernehmer, r.idöt aker die Angsste?ten zur Vorberatung zugezogen wurden, vor kurzem mit Gültigkeit vom 1. April 1314 für P r s u h e n allein vorgenommen worden ist. Was gedenkt der Neichskauzler zu lun, um eine der einheitlicben Entwickelung der Straßenbahnen im Reich entsprechende einheilliche Regelung der Dienstvorschriften für Straßenbahner herbeizuführen, und die Zw ziehung der Angestellten und ihrer Verbände neben derjenigen der Unternehmer für die Vorberatung solcher Vorschriften zu sichern. Ministerialdirektor Dr. Caspar: Wie für die Eisenbahnunternehmungen finden auch auf die Straßenbahnbetriebe als Kleinbahnen die Bestimmungen der Ge Werbeordnung keine Anwendung. Die Regelung der Arbeits Verhältnisse der bei ihnen beschäftigten Personen ist. daher Sache der Landesregierung. Der Reichsleitung steht deshalb eine Einwirkung auf diele'Angelegenheit zurzeit nicht zu. Hierauf wird in der zweiten öerotung öes poftetats fortgefahren beim TitelSächliche und vermischte Ausgaben', Abg. Erzberger(Z.) bittet, mehr Automaten aufzustellen. Die fortdauernden Ausgaben werden bewilligt. Bei den einmaligen Ausgaben bemerkt Abg. Zubeil(Soz.): Weit über hundert Grundbesitzer aus Wcißensee petitionieren gegen den geplanten GrundslüitSerwerb zum Bau eines neuen Disnstgebäudes: das gegenwärtige Dienstgebäude liegt in der Mitte von Weißensee in viel günstigerer Lage als das neu geplante; auch ist eS. falls es wirklich zu klein werden sollte, durch Zubauten noch erheblicher Erweiterung fähig. Das jetzige Grundstück ist erst 1900 unter Aufsicht des Postbaurats auf das solideste errichtet worden. Jcv bitte Sie, das Geld nicht so zum Fenster hinauszuwerfen, sondern auf die Wünsche der Petenten Rücksicht zu nehmen. Dazu kommt, daß der jetzige Besitzer des Postgrundstücks in einer sehr schwierigen Situation ist. Er muß erst große Summen hineinstecken, ehe das Grundstück wieder für Privatzwecke benutzbar ist. Direktor Ascheubor» bittet dringend, die Forderung zu bewilligen. Die Kommission hat sich überzeugt, daß die dagegen geltend gemachten Gründe nicht stich Hallig sind. Abg. Zubeil(Soz.): Ich begreife nicht, wie die Postbehörde ein Gebäude errichten kann, dos absolut nicht erweiterungsfähig ist. Ich bedauere, daß die Budgetkommission meine Angaben nicht an Ort und Stelle geprüft hat, dann würde sie sich überzeugt haben, daß keine Rede davon sein kann, daß das neue Grundstück je in der Zentrale von Weißensee liegen kann. Die Bittschrift, die ich vertrete, ist von dem größten Etablissement in Weißensee unterschrieben. Abg. Beck(natl.) (Berichterstatter der Kommission) betont, daß da? neue Grundstück von dem alten nur 800 Meter entfernt ist. Der Titel wird bewilligt. Für ein Dienstgebäudc in Schwelm werden 140 000 M. ver­langt. Abg. König(Soz.) regt an, ob das Gebäude, das erst 1307 nach den Wünschen der Post umgebaut sei, nicht noch vorläufig genüge. Eventl. entstehe die Frage, ob der Besitzer nicht zu entschädigen sei.. Nach kurzer Erwiderung eines Regierungsvertreters wird der Titel bewilligt, ebenso der Rest der Ausgaben. ES folgen die Einnahmen aus Porto- und Telegraphen- gebühren. Abg. Göhre(Soz.): Die Erhebung von Strafporto im Nachbarortverkehr von Berlin bringt große Unzuträglich leiten mit sich. Hier ist vielfach eine enge Gemeinschaft zwischen Pen einzelnen Orten vorhanden auch ohne direkten baulichen Zusammenhäng, den die Post für das Ortsverkehrsporto noch immer verlangt. Es gibt sehr viele Menschen in Groß-Berlin, die in der Stadt arbeiten und in einem Pororr wohnen. In Zehlendorf haben, wie ich durch Umfrage festgestellt habe, verschiedene Leute täglich 12 M. Strafporto zu zahlen, sehr viele etwa SO P. Nach einer Schätzung nimmt die Post allein in Zehlendorf 24303 Mark an Strafporto im Jahre ein. In Dutzenden anderer Vororte liegen die Dinge ganz ähnlich und dasselbe trifft natürlich für andere Großstädte zu. Im ganzen dürfte die Post aus Grund dieser völlig veralteten Be- stimmung mehrere Millionen jährlich einnehmen. Die Erregung der Be- lerligien ist sehr groß und natürlich haben auch die Briefträger dax unter zu leiden.(Sehr richtig!) Die jetzige Bestimnrung führt zu der Ungeheuerlichkeit, daß z. B. innerhalb des Ortes Zehlendorf in das Fernporto mit einem OrtSteil besteht, der in enger baulicher Verbindung mit Groß-Lichterfelde steht. Der Nachbar- ortsverkehr sollte ausgedehnt werden auf alle Orte, die in Wirt- schaftlichem und sozialem Zusammenhang stehen, also auf jeden Fall auf die Großstädte mit ihren Vororten,(Sehr richtig! bei den Soz.) Die Einnahmeu werden bewilligt. Damit ist der P o st e t a t erledigt. Es folgt die zweite Beratung ües Postscheckgesetzes. § 01 bestimmt in der Kommissionsfassung:Zum Postscheck- verkehr werden die natürlichen und juristischen Personen, die Handelsgesellschafte», Vereinigungen und Anstalten,� auch soweit sie nicht juri st iscke Personen sind, sowie die öffentlichen Behörden durch Eröffnung eines Kontos bei einem Postscheckamt zugelassen.' Die Regierungsvorlage hatte es dem Reichskanzler über­lasten wollen, zu bestimmen, inwieweit nicht rechtsfähige Vereine zum Postscheckverkehr zugelassen sind. Abg. Bogtherr(Soz.): Die Kommissionsberatung über dies Gesetz ist bereits im No- dember 1912 zu Ende gewesen. Die Grüäde der langen Verzöge- rung der Pleuarberatung des Gesetzes liegen jedenfalls darin, daß das Reichspostamt die KommissionSbeschlüffe nicht für eine ge« eignete Gründl äge hielt. Leider haLen sich inzwischen die bürgerlichen Parteien auf einen Antrag vereinigt, der gerade die Beschlüsse der Budgetkommission beseitigen soll, die den Scheck- verkehr verbilligten und so zu 1 einer Ausdehnung bei- getragen hätten.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Da ,st es schon besser, das Gesetz schießen zu lassen und eS bei dem bisherigen Verordnungswege zu belasten. Von dem Bestehen des Postscheckwesens ist heute in den weitesten' Kreisen noch gar nichts bekannt. Hätten wir statt einer verknöcherten Bureaukratie in der Postverwaltung kluge Geschäftsleute, so hätte der Postscheckverkehr schon eine viel größere Ausbreitung finden müssen. Aber man benutzt den Postscheckverkehr hauptsächlich als neue OuellevonUeberfchüffen. Bisher beträgt der Umsatz im Post- scheckverkehr 30 Milliarden, die Ueberschüste werden mit 680 000 M. herausgerechnet, doch sind dabei die Selbstkosten viel zu hoch in Ansatz gebrach:. Auch der Hinweis, daß durch den Postscheckverkehr der Postanweisungsverkehr sinkt, ist in dieser Allgemeinheit nicht richtig, nur für die erste Zeit war das zutreffend. Der Bundesrat hat im Interesse der kleineren und mittleren Gewerbetreibenden die Herab- setzung der Stammeinloge von 100 auf 50 M. empfohlen und die Kommission ist dem Antrage beigetreten. Wir beantragen die Herabsetzung der Stammernlage auf 25 M. Auch für die Verbillignng der Zahlkarten, für die die Kommission einen Einheitssatz von ö Pf. beschlosten hat, treten wir im Jntereste der kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Kaufleute ein: im Gegensatz zu dem Antrag der bürgerlichen Parteien, die den ö-Ps.-Satz nur bei Einzahlungen biS zu 25 M. zulassen wollen, verlangen wir, daß, wenn die Kommissionsanträge nicht angenommen werden. ' wenigsten? bei Einzahlungen bis zu 100 M. die Gebühr auf 5 Pf. belasten wird. Für unsere Vorschläge haben sich auch die großen kaufmännischen Organisationen erklärt. Als Grunde löge für den Entwurf haben die Gutachten einer Sachverständigen Kommission gedient, deren Mitglieder der Staatssekretär lediglich aus Kreisen genommen hat. deren Jnteresten durch die Berbilligung des Großverkehrs und durch die Verteuerung des Kleinverkehrs ge wahrt werden. Die Reichspostverwaltung muß dafür sorgen, daß die Kenntnis vom Wesen des PostscheckverkehrS in die weitesten Kreise dringt. Gegenwärtig find die Bekanntmachungen in den Postämtern in einer so kleinen Schrift angeheftet, daß niemand sie lesen kann, eS sind im Grunde Verheimlichungen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Zu den Mehrheit? Parteien, die die Verschlechterung beantragt haben, gehören auch die Kreise, die die Telephongebühren und die Eisenbahn- fahrkarten verteuern. Hier zeigt sich keine Förderung des Ver kehrs, sondern eine starre bureaukratische PluSmocherei. Wir werden für die Beschlüsse der Kommission stimmen: sollten sie abgelehnt werden, so stimmen wir gegen daS ganze Gesetz, wenn eS so verschandelt wird.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Nacken(Z.): Der'Vorredner stellt sich auf den Standpunkt: Alles oder nichts Meine Freunde sind Realpolitiker. Auw wir hätten am liebsten die KommissionSbeschlüsie durchgesetzt. DaS ist aber nicht erreichbar und deshalb nehmen wir das Erreichbare, weil auch so noch, mit den Verbesserungsanträgen der bürgerlichen Parteien, das Gesetz manches Gule enthält. Um die Vorteile des Gesetze? zu sichern, stimmen wir dem Kompromitzantrage zu. Zwischen den Grenzen 1 bis 25 M. liegen über 40 Prozent aller Einzahlungen und für diese haben wir die Festsetzung der Gebühr auf 5 Pf. erreicht. Ein Vorteil ist die Heruntersetzung der Stammeinlagen von 100 auf 50 M. Daß die Briefe der Kontoinhaber an die'Postscheck« ämter nur der OrtsverkehrSgebühr unterliegen, ist ebenfalls ein Bor- teil. Ebenso ist es ein Vorteil, daß es dabei bleibt, daß der Emp- fäNger, nicht der Einzahlende die Gebühr zahlt.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: So ist eS auch jetzt.) Jawohl, die Vorlage aber wollte den Frankaturzwang. Sehr zu begrüßen ist, daß die Post- scheckämter der Abrechnungsstelle der Reichsbank beigetreten find; der Bargeldverkehr wird dadurch erheblich eingeschränkt. Daß die Grenze für die Einzahlungsgebühr von 6 Pf. auf 25 M. festgesetzt ist, betrachte ich nur als einen Uebergang; ich erwarte mit Be- siimmtheit, daß die Reichspostverwaltung bald dazu übergehen wird, die Grenze auf 50 M. heraufzusetzen.(Beifall im Zentrum.) Abg. Roland-Lücke(natl.): In dem Postscheckgesetz, wie es nach dem Antrag der bürger- lichen Parteien zustande kommt, liegen doch recht erhebliche Vorteile für die beteiligten Kreise. Zunächst die Herabsetzung der Stammeinlagen von 100 auf 50 M. Das Gesetz wird dazu beitragen, daß der Grundsatz allgemein wird, daß man nur kaust, inas man sofort bezahlen kann, oder sofort bezahlt, was man kauft. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Notwendig wird sein, daß auS den Ueberschüssen des Postscheckamts ein Reservefonds durch das Reichsschatzamt zebildet wird. Auch sollte ein Beirat als Beschwerdestelle sowie zur weiteren Ausgestaltung des Postscheckamts gebildet werden. Ferner wäre zu erwägen, den Postscheckverkehr auch auf die Kolonien auszudehnen. Die Anlegung der Postscheckgelder muß zum Nutzen unserer breiten Interessentenkreise erfolgen; die angelegten Gelder müssen aber stets icher und schnell mobilisierbar sein. Im Interesse deS Zustande- kommens des Postscheckgesetzes werden wir für die Kompromiß- antrage stimmen. Abg. Frommer(k.) stricht sich für den Kompromißantrag aus und wünscht ein Postscheck- amt für Königsberg in Ostpreußen . Abg. Schweickhardt(Vst.): Wir bedauern, daß die KommissionSbeschlüsie die Zustimmung der Reichspostverwaltung nicht gefunden haben, aber da im Augen- blick nicht mehr zu erreichen ist, stimmen wir dem Kompromiß- antrag zu. Herr Vogtherr hat imS vorgeworfen, wir seien umgefallen, aber auch die Sozialdemokraten sind um- gefallen wie ihr Antrag beweist.(Abg. Vogtherr: Eventual- antrag'.J Wir stimmen dem Kompromißantrag in der Erwartung zu, daß die Gebühren bald herabgesetzt werden, sobald sich zeigt, daß der Ausfall der Postverwaltung nicht so groß wird, wie der Staatssekretär jetzt glaubt. Die angelegten Gelder sollten nicht nur landwirtschaftlichen Gewerkschaften sondern auch gewerblichen Per- bänden gewährt werden. Steuerbehörden usw. müssen angehalten werden, ein Postscheckkonto anzulegen. Abg. Behrens(Wirisch. Vg.): Wir begrüßen das Gesetz als Fortschritt, stimmen aber für die Herabsetzung der Stammeinlagen auf 25 M. Daß daran daS Gesetz scheitern würde, glaube ich nicht. Staatssekretär Kraetke: Die Entwickelung des Posstcheckverkehrs ist eine durchaus gesunde. Von vornherein ist bei der Einführung deS PostscheckverkehrS in Aussicht genommen, daß der Reichskanzler mir Zustimmung deS Bundesrats die Gebühren herabsetzen kann, ohne die Gesetzgebung in Bewegung zu setzen. Aus Einnahmen für da« Reich war es also nicht abgesehen. Mit der Herabsetzung der Stammeinlagen auf 50 Mark kommen wir den nieisten Wünschen entgegen. Die Frankierung der Einzahlungen hatten wir vorgeschlagen im Interesse der kleinen Leute, bei denen Rechnungen in geringem Betrage eingehen. Gewiß gehen die Zahlungen schneller ein, wenn der Frankierungszwang nicht besteht. Es muß sich erst zeigen, welcher Vorteil von den kleinen Leuten höher bewertet witd. Jeden- falls hoffe ich. daß das Gesetz zur weiteren Entwicklung des Post- Scheckverkehrs beitragen wird. Abg. Bogtherr(Soz.): 1 Die Entwicklung des PostscheckverkehrS, die ouck, ich anerkannt habe, ist zurückzuführen auf den jetzt geltenden billigen Tarif und die Abwesenheit des Franiierungszwangs. Dem Abg. Schweickhardt bemerke ich, daß unier Antrag zu§ 5 keinen Umfall bedeutet, wir beantragen ja die Heraufsetzung der Grenze für die Einzahlungsgebühr von 5 Pf. bis zu 100 M. nur im Falle der Ablehnung des Kommissionsantrages, also nur als Eventual- antrag.(Zuruf bei der Volksparlei: Also Eventualumfall! Heiter- keit.) Einen Eventualumfall gibt eS nicht. Unsere Partei ist nicht so geübt im Umfallen wie andere Leute, wir können auch nicht eventuell umfallen.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Die Debatte schließt. Unter Ablehnung der sozialdemokratischen Anträge werden die einzelnen Paragraphen mit dem Kompromiß- antrag der bürgerlichen Parteien, im übrigen nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. ES folgt die zweite Beratung ües Etats üer Reichs- üruckerei. Die fortdauernden Ausgaben werden debatteloS genehmigt. Bei denEinmaligen Ausgaben' erhebt Abg. Irl(Z.): Bedenken gegen die bauliche Erweiterung der Reichsdruckerei. Dadurch würde die Reichsdruckerei zur Uebernahme von Arbeiten für Private veranlaßt, eine Konkurrenz, die nicht zu billigen fei. Auch für Behörden sollte die Reichsdruckcrei nur in solchem Umfange Arbeiten übernehmen, wie für die Ausnutzung der vorhandenen Maschinen nötig ist. Abg. Dr. Böttger(natl.) Wünscht ebenfalls,' daß die Behörden nicht ausschließlich bei der ReichSdruckerei unter Uebergehung der Privatbetriebe arbeiten lassen sollen... Abg. v. Winterfeldt-Menkin(kons.) schließt sich diesen Anschauungen an und hebt das vorbildlia. Arbeiten der ReichSdruckerei hervor, wodurch wesentlich zum Auf- schwung des deutschen Buchgewerbes beigetragen worden ist. Staatssekretär Kraetke: Von den Aufträgen bei der Reichsdruckerei entfallen auf Private im Jahre 1907 nur 2,2 Prozent, sin Jahre 1912 nur 1,8 Prozent. Die Bedenken der Herren sind also unbegründet. Abg. Fischer-Berlin (Soz.): Der Erweiterung der Reichsdruckerei stimmen wir vor allem deswegen zu, damit sanitäre Einrichtungen für die Räume, in denen die Arbeiter sich aushalten, geschaffen werden. Die Zustände sind derartig, daß der Gewerbeinspektor. wenn er inspiziert bätle, schon längst weitgehende Anforderungen hätte stellen müssen. Die Vorredner sprechen gegen die Konkurrenz der Reichsdruckerei mit den Privatbetrieben. Sie ver- kennen, daß die Reichsdruckerei aus den Bedürfnissen des Reiches hervorgegangen ist und an Umfang durch diese Bedürfnisse ständig gewachsen ist. Wenn sie der Privatindustrie Konkurrenz macht, so bedauern wir das nicht. Die Privatindustrie zahlt ihre Steuern ja nur aus den Ueberschüssen, da halten, wir es im Interesse aller Steuerzahler für richtiger, daß das Reich die gesamten Ueberschüsse nimmt.(Sehr richtig! bei den Sozial- demokraten.) Uebrigens sind vor noch gar nicht langer Zeit hier Anträge angenommen worden, wonach die Behörden der Reichs- druckerei mehr als bisher die eigenen Arbeiten übertragen sollten. Gras Westarp und Herr Erzberger haben sich dafür aus- gesprochen und jetzt hört inan plötzlich von allen Seiten des Hauses das Gegenteil. Herr Irl führt das Interesse des Mittelstandes an; aber hier kommen natürlich nur Großbetriebe in Frage. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Daß Herr Böttger sich den Ausführungen des Herrn Irl anschließt, ist begreiflich; er vertritt ja die Kreise der Rüstungsindustrie, und diese hegen die Befürchtung, daß über kurz oder lang das Reich die Rüstungsindustrie ausschalten und eigene Betriebe einrichten wird. Aber den Interessen der Privatindustrie müssen die der Allgemeinheit der Steuerzahler vor- angestellt werden. In der Reichsdruckerei sollte endlich mit dem alten Zopf gebrochen werden, daß der Tarifvertrag nicht an- erkann? wird. Jeder Unternehmer nimmt ihn als selbstverständlich an, und nur das Reich lehnt ihn ab. Allerdings will die Reichsdruckerei sich nicht der materiellen Erfüllung der Forderungen des Tarifs entziehen, sondern die Ablehnung erfolgt aus dem scharfmacherischen Standpunkt, der sich überhaupt in der Wer- waltung durch Herrn Kraetke geltend macht: er will der H e r r s e i n. Das zeigt sich auch in der Beschäftigung sogenannter vertrauenswürdiger Personen'. Vertrauenswürdigkeit und söge- nannte patriotische Gesinnung sind keineswegs identisch, und ich verwahre mich dagegen, daß sozialdemokratische Gesinnung als Kennzeichen des Gegenteils der Vertrauenswürdigkeit gilr. (Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) An nationaler Ge« sinnung lasten wir uns von keiner Partei übertreffen.(Zurufe im Zentrum.) Wie lange ist es denn her, daß Sie(zum Zentrum) als Reichsfeinde bezeichnet wurden, und sich ähnliche Dinge haben sagen lassen müssen. Sie waren damals so wenig Reichsfeinde wie jetzt, nur so regierungsfreundlich waren Sie nicht. Nationalismus und Internationalismus sind keineswegs Gegensätze, sondern ergänzen sich. Freilich ist nationale Gesinnung nicht gleich- bedeutend mit Unterwerfung unter die jeweilige Regierung. Auf Ihrer Seite(nach rechts) ist national nur der, der auf dem Boden des Preußenbundes steht. Die Nicktanerkennung der Tarifverträge seitens der Reichsdruckerei ist nicht nur eine Miß« achtung der Arbeiterorganisationen, sondern auch eine Miß ach- tung des Reichstages.(Sehr wahr I bei den Sozialdemo- kraten.) Es zeigt sich darin ein ganz kleinlicher und engherziger Standpunkt; von einer weitsichtigen Verwaltung wäre die Erfüllung dieser Forderung sofort zu erreichen.-(Beifall bei den Sozial- demokraten.) Abg. Kiel (Vp.): Wir stimmen dem Antrag der ReichSregieriing auf Erweiterung deS Grundstücks der Reichsdruckerei zu und sind auch damit einver- standen, daß sie nicht nach Dahlem verlegt wird, sondern an der jetzigen Stelle bleibt. Im übrigen wünschen wir nicht, daß die Reichsdruckerei der Privanndustrie Konkurrenz macht, sie hat für die Bedürfnisse des Reiches zu sorgen. Damit schließt die Debatte. Der Etat wird bewilligt. Hierauf vertagt sich das HauS. Nächste Sitzung: Sonnabend 11 Uhr.(Kolonialetat.) Schluß 6 Uhr._ Mgeorönetenhaus. 43. Sitzung. Freitag, den 6. März 1914, vormittags 11 Uhr. Am Ministertisch: Dr. S h d o w. Der tzanöelsetat. Abg. Leiuert(Soz.): Auf die hier angeschnittenen Fragen der Reichsgesetzgebung gehe ich nicht ein, zwischen uns und unserer Reichstagsfraklion besteht volle Ueberein stimmung. was bei den bürgerlichen Parwien nicht unbedingt zutrifft. Dem Antrag Hämmer gegen die Ueber- macht der Elektrizilätswerke stimmen wir zu, aber glauben Sie nicht, die kapitalistische Entwickelung zurückschrauben zu können. Viel können da die Kommunen und Kreise run freilick dürfen sie nicht, wie in Wunstorf , die Ueberlandzentralen ausschließlich verpflichten, Bergmannmotore zu kaufen. Das ist übrigens der Kreis, wo der frei- konservative Abg. v. W o y n a Landrat ist.(Hört! hört! links.) Ter nationalliberale Abg. Dr. Schröder verlangt vergebens Stillstand der Sozialpolitik: die Macht der Tatsachen ist stärker als Ihr reaktionärer Wille. Die Arbeitslofenverfickerung kommt, zahl- reiche Städte und süddeutsche Regierungeu sind vorangegangen. Tie freien Gewerkschaften haben 23 Millionen für Arbeitslosen- Unterstützung ausgegeben.(Zuruf rechts: Für Streiks!) Das ist Ihr sozialpolitisches Wissen! Der Erlaß des Ministers, Sonderkrankenkaffen für Dienstboten zu errichten, verstößt gegen die Reichsversicherungsordnung. Es ist bezeichnend, daß die vom schwarzblauen Block gemackte Reichs- Versicherungsordnung selbst demliberalen' Handelsminisier noch zu gut ist! Die durckaus unzureickende Gewerbeinspektion ist noch verichlechtert worden durch einen Ministerialerlaß, der befiehl?, kost- spieligere Arbeiterschutzmaßnahmen nicht anzuordnen. Die Konser« valiven billigen diese Milde, von der sie beider unmenschlichen Hand- habung der Gesindeordnung nichts wissen wollen! Wann werden endlich A e r z t e der Gewerbeinspeklion beigegeben? Unter den Flugzeuganstreichern in Johannistal hat fick eine eigen- artige, gelbiuchlähnliche Krankheit gezeigt, die nur bei den Trag- flächenanstreickern auftritt. Die Unieriuchung der Streichmasie durch daS ftädtiscke Untersuchungsamt Berlin hat ergeben, daß ihre Dämpfe giftig sind, so daß ein Schutz gegen Einatmung erforderlcch sei. Die Direklion hat das aber nicht veranlaß?. Herr Hammer klagte gestern über die Schwierrgkert der Durchführung des Gesetzes gegen den unlauteren Wenbewerb. Sehr wahr I Das haben wir gesehen, als die segensreiche, gegen die Tantiemenmißwirtschaft der privaten Versicherung errichtete.Volksfürsorge' von der Deutsche?? Volksveri?cherung A.-G. verleumdet wurde, daß sie im. Dienst der Soziald..wlratie stehe?ind ihre Gelder in ihren Dienst stelle. All' diese Behauplungen sind bewußte Lügen, deren sich auch der Generallandschaftsdirektor