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fie bald einsehen, daß sie dann mit dem großen Heer der Klassen- 1 Artikel ist schlafenden Kirchenbesuchern gewidmet, und bewußten Arbeiterschaft gemeinsam für eine Verbesserung ihrer eine Frau tlagt darin: materiellen Existenz fämpfen müssen. Bei ihrem Mangel an historischer Einsicht haben unsere Gegner dies beachtliche Moment völlig übersehen.

" Die Leute hier, die gehen ja gar nicht in die Kirche, um zu beten, die schlafen ja." Wenn so gepredigt wird, wie die Notburga  " geschrieben ist, verstehen wir die Tiefe und Ausdauer des Kirchenschlafes.

Berichtigung.

hält es der Staatsanwalt für eine unzüchtige Darstellung", Te­diglich deshalb, weil die Nymphe nackt ist. Das Auge des Staats­anwalts vermag eben in dem hervorragenden Kunstwerk nichts anderes zu erblicken als eine unbekleidete Frauensperson, und deshalb mußte der Inhaber der Voltsbühnenbuch- Ein pommerscher Reaktionär sucht ihnen jetzt darüber die handlung, Heinrich Wibker, auf die Anklagebank. Er Augen zu öffnen. In der in Stolp   erscheinenden konservativen soll dadurch gegen die Sittlichkeit gefrevelt haben, daß er eine vom Hinterpommerschen Zeitung" veröffentlichte er am 20. Februar Verlage der Münchener Jugend" herausgegebene farbige Repro­einen Artikel über die Kehrseite der öffentlichen Jugendpflege", duktion der ruhenden Nymphe in seinem Schaufenster, ausstellte. in dem er sich dagegen wandte, daß die öffentliche Jugendpflege Herr Paul Erlach sendet uns folgende Berichtigung: Das Gericht hat sich bereits im September vorigen Jahres unterschiedslos auf Stadt und Land ausgedehnt" werde. Als eine Der Vorwärts" vom 18. Februar( Antisemitische Störungen mit dieser Sache beschäftigt. Mehrere Sachverständige, darunter folch allgemeine Veranstaltung habe sie einen Charakter erhalten, im Wandervogel") bringt mich in Verbindung mit der burschi- der bekannte Maler Professor Lovis Corinth  , erklärten da­der in mancher Hinsicht nicht ganz unbedenklich erscheint". Es fosen Aeußerung: Der Wandervogel soll kein Ablagerungsplab mals, die ruhende Nymphe sei ein durchaus feusches Kunstwerk Tasse sich nicht verkennen, daß die wirtschaftliche Entwidelung mit für alte Siefel, die ehemals auf Plattbeinen gesessen haben und ohne eine Spur von Sinnlichkeit. Die vorliegende Reproduktion ihren neuen Produktionsformen, ihrer großstädtischen Konzen- nach Knoblauch stinken", werden. Demgegenüber stelle ich fest, sei eine künstlerische, dem Original entsprechende. Da der Staats­tration und dem damit verbundenen Wohnungselend die sittliche daß in keiner von mir herausgegebenen Druckschrift jemals dieser anwalt nach diesen Gutachten seine Anklage wanken jah, so setzte und körperliche Entwickelung der Halbreifen nachteilig beeinflusse. oder ein ähnlicher Saz gestanden hat. Damit werden natürlich er die Vertagung durch und lud noch andere Sachverständige, welche Es sei deshalb ursprünglich nur die löbliche Absicht gewesen, Uebel- auch die vom" Borwärts" an diese Aeußerung geknüpften, meine ständen abzuhelfen, als der Staat mit einer öffentlichen männ  - Person herabseßenden Ausführungen hinfällig.

Lichen und weiblichen Jugendpflege eingriff, als er die schul entlassene Jugend nicht nur sittlich und körperlich, sondern auch national gefährdet sah".

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Wie die Jugend für die Nationalen geköbert wird.

Nicht nur Kommistiefel, alte Uniformen und Lebensmittel berteilt die bürgerliche Jugendpflege, um die Arbeiterjugend für die Veranstaltungen der staatlichen Jugendpflege- Ausschüsse zu ge­winnen, sondern sogar Rodelschlitten und Schnee= schuhe. Der Bericht des Landratsamtes für den Kreis Schleu­fingen teilt in dem Kapitel Jugendpflege mit, daß in einem Winter an die Gruppen nicht weniger als 380 Paar Schnee schuhe   und 205 Rodelschlitten zur Verteilung gelangt find.

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Gerichtszeitung.

Der Regimentsbefehl des Kronprinzen.

Dr.

Als Zeugen wurden Redakteur Weber und Faktor Rosen bernommen, die befundeten, daß Meyer den Artikel im Drange der Geschäfte nur flüchtig gelesen, aber nicht eingehend geprüft haben könne.

die polizeiliche staatsanwaltliche Kunstanschauung" stüßen sollen.

so

In der erneuten Verhandlung, die gestern vor der 12. Straf­kammer des Landgerichts I stattfand, und einen vollen Sigungstag in Anspruch nahm, hielten sechs Sachverständige län­gere Vorträge, die sich nicht nur um das vorliegende Bild drehten, Aber das Land hätte er davon verschonen sollen, so meint der sondern prinzipielle Fragen über die Aufgaben der Kunst, der tonservative Kritiker, denn die Jugendpflege habe eine Tendenz Darstellung des Nackten in der Kunst und deren Wirkung auf erhalten, die von Erziehung weit entfernt ist. Sie läuft hin= den Beschauer hielten. Dabei zeigte sich, daß selbst die vom Staats­aus auf Unterhaltung und Amüsement". Zur Jugend In Nr. 25 des Vorwärts" vom 26. Januar brachten wir anwalt als Stüßen der Anklage geladenen Sachverständigen ver­gehöre zwar Lebensfreude: auf dem Wege aber, der ein Volt auf- unter der Ueberschrift: Der Abschied vom Regiment" einen sicherten, daß das Recht des Künstlers, den nackten Menschen dar wärts führt, liegt nicht Spiel und Genuß", sondern Ernst furzen Artikel, der in Anlehnung an den Erlaß, mit dem zustellen, nicht angegriffen werden solle. Gegen Originalwerke und Kampf, Pflicht und Schuldigkeit, Bucht und Autorität, sich der Kronprinz bei seiner Versegung nach Berlin   von der Kunst, die ja in der Regel nur einem kleinen Kreise zugäng­und jede öffentliche Erziehung, die nicht in diesem Grundgedanken seinem Husarenregiment verabschiedet hatte, einen in satirische lich seien, sei nichts einzuwenden. Aber die Reproduktionen, d wurzelt und nicht diesen Grundgedanken zum Ausdruck bringt, führt Form gekleideten erdichteten Regimentsbefehl brachte. Jeder nun gar die vorliegende. Wenn die weiten Kreiſen des Bolies, ein Bert unzweifelhaft abwärts. Es kann unmöglich zum guten besonders der heranwachsenden Jugend zugänglich gemacht würden, ausschlagen... der Jugend von seiten der Gesellschaft allmählich direkte Hinweis auf den Kronprinzen fehlte in dem Artikel. fo sei das eine Gefahr für die öffentliche Sittlichkeit. Diesen ein öffentliches Recht auf Unterhaltung, auf Troßdem wurde Genosse Ernst Meyer, der die be- Standpunkt vertrat Dr. Karl Stort von der Zeitschrift Der Spiel und Vergnügen anzugewöhnen. Wem ein treffende Nummer verantwortlich gezeichnet hatte, wegen Be- Thürmer", und auch der Polizeizensor Profeffor Brunner öffentliches Anrecht auf Spiel gegeben ist, der leidigung des Kronprinzen angeklagt. Die vierte erklärte das vorliegende Bild als geeignet, die Jugend sittlich zu wird bald ein öffentliches Anrecht auf Brot fordern." Straffammer unter Vorsitz des Landgerichtsdirek gefährden. In diesen Säßen mischt sich Richtiges mit Falschem, aber die tors Hofmeister verhandelte gestern gegen Meyer. Ginen entgegengesetzten Standpunkt vertraten die Sachver Letztere Schlußfolgerung ist eine unerschütterliche Wahrheit. Nur zu bald werden die Förderer der bürgerlichen Jugendbewegung ein Bor Eintritt in die Verhandlung wurde auf Antrag des ständigen Professor Lovis Corinth  , Dr. Mar Deri, Di­sehen, daß sie sich vergeblich mühten, der Arbeiterbewegung Abbruch Staatsanwalts Heinzmann, unter Widerspruch rektor Springer( Vorsitzender der Neuen freien Volksbühne) tu tun. Ihr Bemühen erweist sich eben als ein Zeil jener Brajt, des. Berteidigers Rechtsanwiderspruch und Dr. Karl Scheffler  . Diese Sachverständigen betonton, Hugo daß die künstlerische Darstellung des Nadten, auch in guten Re­die das Böse will und doch das Gute schafft. Der Klassenstaat wird Heinemann, die Deffentlichkeit wegen Gefährdung der produktionen, nicht fittenverderblich wirke, und daß die Verbris feine Millionen fortgeworfen haben und wir erfreuen uns des öffentlichen Ordnung" ausgeschlossen. Doch wurde dem Ge- tung quter Kunstwerke in weiten Voltskreisen, hohen erzieherijwen Genusses ihrer Zinsen! nossen   Ströbel als Redakteur des Vorwärts" gestattet, der Wert habe. Was besonders das vorliegende Feuerbachsche Bild Verhandlung beizuwohnen. betrifft, so war die Ansicht dieser Sachverständigen übereinstimmend mit der des Professors Corinth  , welcher sagte: Vom künstle­rischen wie vom moralischen Standpunkt ist Feuerbachs ruhende nymphe das beste, was es gibt. Wenn ich Feuerbach   kritisieren wollte, dann würde ich sagen, es ist zu wenig sinnlich, es ist ganz nüchtern. Eine Photographie einer Schauspielerin in pitantem Der Staatsanwalt beantragte vier Monate Softüm wirkt viel sinnlicher wie die Darstellung eines nadien Gefängnis. Weibes. Von der vorliegenden Reproduktion, die nach Ansicht Das öffentlich verkündete Urteil lautete im wesentlichen: eines anderen Sachverständigen, Direktor Krämer von der Der unter Anklage stehende Artikel ist eine Parodie auf den Rotophotgesellschaft, titschig sein und deshalb finnlich wirten soll, Regimentsbefehl, den Seine Kaiserliche Hoheit der Kron- fagte Lovis Corinth  : Sie ist so gut, daß Feuerbach, wenn prinz beim Abschied von seinem Regiment erließ. Die er sie sehen könnte, seine Freude daran haben würde. Der Staatsanwalt stellte sich vollkommen auf den Stand­Parodie ist hämisch, sie ist derart hämisch, daß kein Zweifel punft der von ihm herangezogenen Sachverständigen: Die Kunst darüber aufkommen kann, daß der Verfasser die Absicht hatte, foll nicht verfolgt werden, aber es darf nicht gestattet ſein, folche Seine Kaiserliche Hoheit den Kronprinzen in seiner Ehre zu Reproduktionen wie die vorliegende, den weitesten Boltstreisen fränken, ihn lächerlich zu machen. Der Verfasser hat in bös- zugänglich zu machen. Der Angeklagte folle mit 10 Mart be williger Absicht und feindseliger Gesinnung gegen Seine straft werden. Kaiserliche Hoheit gehandelt. Der Angeklagte behauptet, daß Rechtsanwalt Lesser trat den Ansichten des Staats­er den Artikel nicht verfaßt hat. Ob das der Fall ist oder anwalts entgegen und beantragte Freisprechung. Das Gericht sprach den Angeklagten frei und lehnte nicht, kann dahingestellt bleiben. Nach dem Preßgefeß ist In dem bekannten fletikalen Verlag von Ludwig Auer   in der Angeklagte verantwortlich. Umstände, die seine Zaten auch den Antrag des Staatsanwalts auf Gin­ziehung des vorliegenden Exemplars der ruhen. Donauwörth   erscheint eine Zeitschrift: Notburga  ", die das schaft ausschließen, sind nicht erwiesen. Der Angeklagte hat Ben Nymphe ab. Das Urteil stüßt sich im wesentlichen darauf, Organ vieler tatholischer Jungfrauenbereine ist. In diefer Notburga" äußert sich der geistige Tiefstand der meisten sich des Vergebens gegen§ 97 schuldig gemacht. Er hat daß die hier in Frage kommende Reproduktion nach Ansicht des fatholischen Jungfrauenvereine und Kongregationen noch under- Seine Kaiserliche Hoheit mit Absicht, in böswilliger Weise Professors Corinth eine fünstlerische, ja sogar eine ausgezeich­hüllt. Es wäre schade, wenn von den zahllosen Textblüten dieser und mit Ueberlegung beleidigt. Für das Strafmaß ist einer- nete ist, daß sie nicht sinnlich wirft und also nicht geeignet ist, fatholischen Jugendzeitschrift nicht wenigstens einige allgemein be- feits zu berücksichtigen, daß der Angeklagte noch unbestraft das Scham- und Sittlichkeitsgefühl des normalen Menschen zu ist. Andererseits fomunt in Betracht die weite Verbreitung berleben. In jeder Nummer findet man zahlreiche Gebetsaufforderungen des Blattes, wodurch die giftigen( 1) Früchte desselben in die für verstorbene Vereinsmitglieder, und man erfährt daraus, daß weitesten Kreise getragen werden. Aus diesen Gründen ist fich Jungfrauen von recht ehrwürdigem Alter in diesen Jugend- von einer Festungsstrafe abgesehen und der Angeklagte zu bereinen befinden. In wenigen wahllos herausgegriffenen Num mern lesen wir Nachrufe an Jungfrauen im Alter von 37, 48, 53, einer Gefängnisstrafe von drei Monaten ver­60, 65, 76 und 83 Jahren. Der Tod ist eine ernste Sache, und es urteilt. liegt uns fern, Spott mit ihm treiben zu wollen. Aber wer fann ernst bleiben, wenn er in einem Nachruf auf eine Jungfrau bon 56 Jahren liest: Eine stramme Jungfrau war Im Gegensatz zum Kammergericht hat das Oberverwaltungs­sie durch und durch... Eine Schlamperei in der Küche, gericht am Donnerstag einen Arbeitergesangberein im wesentlichen im Haushalt war ihr unausstehlich." Und der mit 88 Jahren deshalb für politisch erklärt, weil er dem Arbeiter- Sängerbund fanft verschiedenen braven Jungfrau" wirft man noch im Grabe angehört. bor: Der zu wenig abgetötete Gigensinn hat ihr Leben mit den größten Schmerzen beendet. Trop öfterer Berwarnung hat sie mit dem Feuer im Ofen derart hantiert, daß zuletzt ihre Kleider Feuer gefangen." Diese Vorwürfe einer Jungfrau

Selbstverständlich gibt es unzählige Jugendliche, in deren Hause die wirtschaftliche Lage zu ungünstig ist, als daß sie aus eigenen Kräften solche Sportgegenstände anschaffen könnten. Sie Lassen sich daher leicht für die staatliche Jugendpflege kaufen. Aber die Herren Landräte und Leutnants sollen nur aufpassen, daß ihnen die Arbeiterjugend nicht auf den Schneeschuhen noch rascher wieber babonläuft als in den Kommißstiefeln.

tannt würden.

Blüten katholischer Jugendpflege.

bon 83 Jahren!

Gine große Rolle spielen in der Zeitschrift die Gebets empfehlungen, in denen Vereinsmitglieder Gebete für ihre Interessen erflehen. Man findet dabei zum Teil recht weltliche Dinge. So wird aufgefordert zu beten: für einen guten haus­berkauf, für guten Geschäftsgang, für guten Aus­gang eines Prozesses, für Verhinderung einer gemischten Ehe, für Erlangung einer ruhigen Wohnung für einen älteren Mann, für Erlangung der Tugend des Schweigens, für die Sinnes änderung einer zukünftigen Schwiegermutter, für Glück und Segen im Stall, für eine Familie, in der oft geflucht wird, für Auflösung einer fündhaften Bekanntschaft usw.

Der Arbeiter- Sängerbund als politischer Verein.

Flebderer.

Drei sehr gefährliche Bahnhofsräuber, die besonders auf dem Schlesischen Bahnhofe ihre Tätigkeit zu entfalten pflegten, standen gestern vor der 4. Straflammer des Landgerichts I  . Die Ange­flagten, Arbeiter Ludwig Kania, Edmund Kwiatowski und Johann Borkowski haben in der Nacht zum Ostersonntag 1913 einen russischen Ingenieur überfallen und ihm Geld und Uhr geraubt. Der Ueberfallene war nämlich von Warschau   gekommen und jaz im Wartesaal 3. Klasse des Schlesischen Bahnhofs. Gegen 3 Uhr nachts beobachtete der Ingenieur, wie die drei Angeklagten einen

schlafenden Galizier fledderten. Er stand auf und ging vor den Der Vorsitzende Karl Lipke vom Arbeitergesangverein Bor- gemerfi, gingen ihm nach und schlugen auf ihn ein, wobei sie ihm Bahnhof, um einen Schußmann zu holen. Die drei hatten dies wärts" in Heegermühle, der zum Arbeiter- Sängerbund gehört, ühr und Portemonnaie stahlen. Es gelang, ihrer habhaft zu tar vom Amtsvorsteher durch polizeiliche Verfügung aufgefordert werden. Das Gericht verurteilte Kania zu 5 Jahren Zuchthaus, worden, die Statuten und ein Verzeichnis der Vorstandsmitglieder Kwiatowski zu 6 Jahren Zuchthaus, beide auch zu je 3 Jahren einzureichen. Der Amtsvorsteher stützte sich auf§ 3 des Vereins- Ghrverlust und 10 Jahren Polizeiaufsicht, den Angeklagten Bor­gefeßes, wonach die Vorsteher politischer Vereine dazu verpflichtet kowski, gegen den nur die Anschuldigung der Körperverlekung boc­find. Gr erachtete also den Gesangverein als einen politischen. lag, zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis. Lipke beschwerte sich vergeblich beim Landrat in Freienwalde  und beim Regierungspräsidenten in Potsdam  .

Dann lagte 2. beim Oberverwaltungsgericht.

35 000 M. unterschlagen.

Nach dreitägiger Verhandlung vor der 11. Straffammer des Landgerichts I   verfiel gestern der Prozeß gegen den Bankbeamten Otto Thiele   der Vertagung. Es handelt sich bei dem Prozeß, wie wir mitgeteilt haben, um eine mysteriöse Fälschung einer Quittung über 35 000 m., die im Jahre 1910 zum Schaden der Kommerz­und Diskontobank ausgeführt worden ist. Nach Vernehmung zahlreicher Zeugen, von denen ein großer Teil Aussagen machte, die den Verdacht der Täterschaft des Angeklagten zu beseitigen ge­eignet waren, hielt das Gericht die Sache noch nicht für genügend aufgeklärt und beschloß, die Verhandlung zu vertagen und zu einem nächsten Termin die sämtlichen Zeugen noch einmal und einen Buchsachverständigen zu laden.

Ein Mieter von seinem Hauswirt erschossen.

Das Oberverwaltungsgericht hat jezt die Stlage mit folgender Begründung abgewiesen: Es handele sich hier aber um einen politischen Verein. Diese Annahme gründe sich auf die Tatsache, daß der Gesangverein Bortvärts" in Seegermühle Mitglied des In den Artikeln finden sich Wendungen, die jeder Außen- Deutschen   Arbeiter- Sängerbundes( Eit Berlin  ) sei. Dieser Bund, stehende als geschmacklos empfinden muß. So wenn Jefus die der seit 1908 bestehe, habe in einer Broschüre von 1911 seine Ziele Krone der Jungfrauen" genannt wird, oder der Edelstein der deutlich dargelegt. Aus dieser Schrift gehe hervor, daß der Bund gottgewollten Jungfräulichkeit", oder wenn es an einer anderen Stelle heißt:" Babette war ein eifriges Mitglied der Kirche, ein sich die Förderung der sozialdemokratischen Partei zur Aufgabe frommes Kind des Heiligen Franziskus, eine fluge Jung- gemacht habe. Dasselbe ergebe sich aus dem Organ des Bundes, frau, die ihre mit dem Oel der guten Werke ge- der Arbeiter- Sänger- Zeitung", die in einer ganzen Reihe von füllte Lampe   dem Herrn freudestrahlend ent- Artikeln den Beweis erbringe, daß der Arbeiter- Sängerbund und gegentrug." Von einer verstorbenen Jungfrau wird gesagt, seine Mitglieder die Unterstützung der sozialdemokratischen Partei In der gestrigen Verhandlung über die Bluttat des Haus­fie sei vor ihrem Tode geläutert und gereinigt worden in pflegen. Auch eine Reihe anderer Tatsachen sprächen dafür. So befizers Hielscher führte der Staatsanwalt nach Schluß der Be­einer nahezu halbjährigen schweren Lungenkrankheit." Von einer fleinen Erstkommunitantin, seren Alter mit jei für die Wahlagitation im Jahre 1911 beschlossen worden, die weisaufnahme aus, daß der Angeklagte kein Recht gehabt habe, 4 Jahren, 5 Monaten angegeben wird, wird unter dem Titel den Mitgliedern die Teilnahme an der Wahlagitation möglich zu Loch in seinen Rechtsansprüchen mit dem Revolver auszufüllen. 4 Jahren, 5 Monaten angegeben wird, wird unter dem Titel Bersammlungen des Arbeiter- Sängerbundes einzuschränken, um dem Koza das Wegbringen einer Matratze zu berbieten und das Klein- Nelli- Vom heiligen Gott, das Beilchen des Allerheiligsten machen. Serner   hätten dem Bunde angehörende Gesangvereine Die Tatsache, daß der Angeklagte dem Koza sofort mit dem Re­Satramentes" erzählt: ein unnötiges Worttam aus ihrem Munde, bei Festlichkeiten politischer Vereine, zum Beispiel bei Stiftungs  - volver entgegen getreten ist, zeige deutlich, daß er bei der Tat eine bestimmte Absicht, wenn auch keine Ueberlegung gehabt habe. bevor sie Jesus   in ihr Herz aufgenommen und begrüßt hatte. festen von Wahlvereinen mitgewirkt. Auch bat sie die Wärterin, mit ihr nicht zu sprechen, bis die Wenn nun der Arbeiter- Sängerbund politisch sei, so seien es Der Staatsanwalt beantragte in erster Reihe die Schuldfrage auf Totschlag, eventuell aber die nach Körperverlegung mit Todes= heilige Messe vorüber sei. Kaum hatte sie kommuniziert, als ihr auch die zu ihm gehörenden Gesangbereine. crfolg zu bejahen. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Treitel Antlig fich ganz veränderte. Gin übernatürlicher Ausdruck ver­beantragte die Freisprechung, da nach seiner vollen Ueberzeugung flärte ihre Züge. Die Uebermacht der Liebe und Dankbarkeit der Angeklagte in der Notwehr gehandelt habe. erfaßte so allgewaltig ihre Seele, daß fie für die Dinge dieser Welt keinen Sinn mehr hatte." Ein Kind von genau 4 Jahren und 5 Monaten, das für die Dinge dieser Welt keinen Sinn mehr hatte!

In einer so heiligen Gesellschaft ist für weltliche Vergnügungen teine Stätte, und man wird sich daher nicht wundern, wenn es vom Tangboden heißt:

" Ja, ich bin auf den Tanzboden gegangen. Dieser Gedanke wird so mancher die Sterbeftunde, die ohnehin schon schwer genug ist, noch mehr erschweren. Drum mert Dir, wozu das Tanzen gut ist. Es ist nur gut für den Teufel, der sich dadurch in der Todesstunde in Verzweiflung bringen oder doch recht ängstigen will."

Troy all dieser Abtötungen scheint es aber doch noch dauernd bort mit der Heiligung nicht zum besten bestellt zu sein, denn ein

Im Gegensatz zum Obervertvaltungsgericht hat das Rammer gericht mit Recht erklärt, es sei unzulässig, ohne weiteres den politischen Charakter eines Vereins aus seiner Zugehörigkeit zu einem größeren politischen Bunde zu folgern.

Das liberale" Bereinsgefeß ist, wie man sieht, recht aus­legungsfähig wenn es sich um Sozialdemokraten handelt. Wes­halb ist beispielsweise der Bund der Landwirte" nebst seinen Filialen nicht für politisch erklärt, wenn in der Tat die oben wiedergegebenen Gründe guträfen?

Die Geschworenen verneinten die Schuldfragen. Der Ange flagte wurde dem Wahrspruch entsprechend freigesprochen.

Marktpreise von Berlin   am 6. März 1914, nach Ermittelungen des tgl. Bolizeipräfidiums. Mais( mixed), gute Sorte 00,00-00,00, Donau  00,00-00,00. Mais( runder), gute Sorte 14,70-15,00. Nichtstroh 0,00. Heu 6,60-8,20.

Martthallenpreise. 100 Stilogr. Erbsen, gelbe, zum Kochen 34,00-50,00. Speisebobnen, meiße 35,00-60,00. Rinien 40,00-80,00. Die ruhende Nymphe, vom Staatsanwalt verfolgt! Kartoffeln( Seleinbdl.) 4,00-7,00. 1 Stilogramm Rindfleisch, von der Neule 1,60-2,40. Jtindfleisch, Bauchsleifch 1,80-1,80. Schweinefleisch 1,40-2,00. Anselm Feuerbach   hat sie gemalt, die ruhende Nymphe. Instalbfleich 1,40-2,40. Hammelfleisch 1,50-2,40. Butter 2,40-3,00. göttlicher Nadtheit und Unschuld liegt sie hingeftredt auf grüner 60 Stud Cier 3,80-6,00. 1 Kilogramm Starbfen 1,20-2,40. Matte: Der vollkommenste Ausdruck der Ruhe. Nichts finnlich 1,60-3,20. Bander 1,40-3,20. Hechte 1,40-2,80. Barche 1,00-2,20. Aufreizendes, nichts erotisch Erregendes hat das Bild. Dennoch Schleie 1,60-3,20. Bleie 0,80-1,60. 60 Stud Strebje 3,50-24,00.

Male