dem sie eigentlich ihre»Prinzipien" verpflichten würden. Und bei der Geistesverfassung des deutschen Bürgertums, die selbst sowohl Ursache wie Wirkung dieser Art Journalistik ist. ist der Byzantinismus sa auch geschäftlich vorteilhafter als politische Kritik. Tie Arbeiter aber können daraus er- sehen, wie dringend notwendig es ist, daß sie Blätter� vom Schlage der„Morgenpost" aufgeben und alles daran setzen, .ihr Blatt, den ,.V o r w ä r t s", zu stärken! Ter beleidigte Reichstag und der schwerhörige Staatsanwalt. In der berühmten Gründungsversammlung des Preußen- bundes hat, wie erinnerlich, der Generalleutnant v. W ro ch e m die Liebenswürdigkeit gehabt, den Deutschen Reichstag als eine„gemischte Gesellschaft" und als eine„Rotte" zu be- zeichnen. Daß der Staatsanwalt, der für Beleidigungen des Dreiklassenlandtags oder gar des Kronprinzen ern überaus scharfes Ohr hat, in diesem Falle schwerhörig bleiben würde, war auf alle Fälle vorauszusehen. Wie wir jetzt erfahren, bat sich ein Herr das Vergnügen gemacht, rein der Wissenschaft halber— auf einen Erfolg hat selbstverständlich auch er nicht gerechnet— an die Staatsanwaltschaft eine förmliche An- zeige gegen den schimpffreudigen Preußengeneral zu richten. Er erhielt darauf folgenden Bescheid: Ihrem Antrage, gegen den Generalleutnant z. ST v. Wrochem wegen Beleidigung des Reichstages einzuschreiten, gebe ich keine Folge, da Generalleutnant v. Wrochem der Militärgerichtsbarkeit untersteht und die Staatsanwaltschaft nicht zuständig ist. UeberdicZ bedarf es zur Einleitung eines Verfahrens der Ermächtigung des Reichstages(§ 197 Strafgesetzbuches). Dieser ist aber bersammelt und somit selbst in der Lage, die geeigneten Anträge zu stellen, falls er eine Strafverfolgung wünscht, da der Vorgang, um den es sich handelt, der breitesten Oesfentlichkeit bekannt ist. Der Staatsanwalt scheint danach nicht einmal, wie es sonst in solchen Fällen üblich ist. die Anzeige an die zuständige Stelle weitergeleitet zu haben. Er inetnt, der Reichstag könne ja selbst Strafantrag stellen, d. h. er behandelt den Reichstag wie irgendeine beliebige Privatperson, der es überlassen bleibt, ihre Rechtshändel nach Neigung und Bedarf vor den Kadi zu bringen. Der Reichstag kann natürlich die Er- m ä ch t i g u n g zu einem Strafverfahren gar nicht erteilen, solange der Staatsanwalt sie nicht gefordert hat, Strafanträge zu stellen, ist aber nicht seine Sache. Nebenbei gesagt: die sozialdemokratische Fraktion hätte die Erteilung der Ermächtigung ftlbstverständlich abgelehnt, aber das kann für den Staatsanwalt doch nicht maßgebend sein. Denn die Konservat'ven, die auf den Schutz der Ehre und die Erhal- tung der Autorität so sehr erpicht sind, hätten doch wohl für die Ermächtigung stimmen müssen(oder etwa nicht?) und so hätte sich für sie möglicherweise sogar eine Mehrheit gefunden. Auf alle Fälle beweist die staatsanwaltliche Antwort, daß ein konservativer General den Reichstag nach Belieben be- schimpfen darf. Wagt aber ein oppositioneller Schriftsteller ein temperamentvolles Wort politischer Kritik gegen den Kronprinzen oder gegen das Dreiklassenhaus, dann ist der Staatsanwalt mst der Einleitung des Strafverfahrens gleich bei der Hand. Preußen ist nämlich ein Rechtsstaat, und vor dem Gesetz sind alle gleich.__ Tic Wirkung des Urteils. Karlsruhe , 8. März 1914.(Privattekegramm des„Vorwärts".) In Karlsruhe und P f o r z- heim sprach heute Genossin Rosa Luxemburg über Militarismus und Volksfreiheit. Tie Versammlungslokale waren die größten Säle am Platze, der Besuch war Massen- hast. Die Rede fand begeisterte Zustimmung. Freiburg (Breisgau), 8. März 1914.(P r i v a t t e l c- gram m des„Vorwärts".) Gestern sprach hier Genossin Rosa Luxemburg vor 4300 Perionen. Sie wurde von den Massen stürmisch begrüßt. Tie Rednerin erntete bei Schluß ihrer Ausführungen starken Beifall- Auslands G. m. b. H. Der von Ballin und Strescmann geförderte Plan der Grün» dung einer Deutschen Gesellschaft für Welthandel. die sich auf dem Zentralverband deutscher Industrieller und dem Bund der Industriellen aufbauen sollte, scheint endgültig gescheitert zu sein. Die verarbeitende Industrie hat offenbar dach ein Haar in einem Projekt gefunden, dessen Verwirklichung darauf hinaus- gelaufen wäre, sie zu willen- und einflußlosen Gefangenen der Herren der Kohle und des Eisens zu machen, die in der engsten, eben erst wieder im Preußischen Abgeordnetenhause neu befestigten Verbindung mit dem Bunde der Landwirte stehend, wesentlich an- dere Interessen verfolgen als die von dem Export ihrer Waren lebenden Fertigsabritanten. Nur mit dem Fehlschlagen der so vorsichtig und geschickt lan - zierten Idee läßt es sich erklären, daß jetzt eine Anzahl von Groß- industriellen des Westens sich zu einer„Auslands G. m. b. H." zusammengeschlossen haben. Die„klangvollsten" Namen findet man hier beieinander: Baare(Bochum ), den Kruppdirektor Hugenverg(Essen ), Emil Kirdorf , Müser(Dortmund ), Ludw. Röchling(Völklingen), Hugo S t i n n e s und andere. Di« Art, wie diese Leute die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen Deuischlands zum Auslande verstehen, ist bekannt. Ihnen geht eS darum, mit Hilfe der Hochhaltung der Preise ihrer Produkte im Inland auf fremden Märkten konkurrenzfähig zu bleiben und sich gleichzeitig den Absatz in Territorien, die eben erst in den Bereich dar kapitalistischen Wirtschaft eintreten, durch das Aufgebot der Machtmittel des Deutschen Reiches zu sichern. Organisieren sie sich noch besonders, um den Außenhandel zu poussieren, so ist dieses Beginnen aus den verschiedensten Gründen geeignet, unsere Besorgnisse zu erwecken. Ter Reichsverband gegen die rote Woche. Wo alles schimpft, da darf der Reichsverband gegen die Sozial- demokratie nicht fehlen, und so haben sich seine Macher entschlossen, ein Flugblatt herzustellen, das sich mit der Roten Woche befaßt. Dieses Flugblatt kommt reichlich spät, denn die Rot« Woche wird vorbei sein, bis es in die Hände seiner Interessenten kommt. Die ganze Tätigkeit des Reichsverbandes besteht seit langer Zeit darin, daß er übex alle möglichen Dinge ein Flugblatt herstellen läßt. Damit will er seinen Geldgebern zeigen, welch„rührige Tätigkeit" er entfaltet. In Wirklichkeit werden seine Flugblätter ganz außer. ordentlich wenig verbreitet.. Zar Desertion getrieben. Vor dem Kriegsgericht der Ii!. Division in Neiße stand wieder einmal einer jener militärischen Vorgesetzten, die es als eine ihrer Hauptaufgaben betrachten, die ihnen zur Ausbildung übergeben«» Rekruten bis zur Verzweiflung zu peinigen. Der Kanonier K u s i ck von der 6. Batterie des Fußartillereie-Regiments Nr. 6 aus Neiße wurde neben den übrigen Rekruten der Korporal-' schaft von dem Obergefreiten K. seit dem Tage des Dienstantritts nach allen Regeln der Kunst geschliffen. Fast täglich wurden die Rekruten um die Tische h e r u m g e j a g t, mutzten auf Be- fehl des Obergefreiten unter die Betten kriechen, dort sehr lange liegen bleiben oder über die Schemel bis zur Ermattung springen, auf die Spinden klettern und dort essen; auch wurden sie wiederholt geprügelt. Wenn der Obergefreite seine Untergebenen drillte, stellte er regelmäßig einen Posten vor die Tür, um dabei nicht überrascht zu werden. Am aller- schlimmsten Hatto unter den Mißhandlungen der Rekrut K u s i ck zu leiden, auf den es der Obergefreite ganz besonders ab- gesehen hatte. Eines Tages'erreichten die Schikanen einen solchen Höhepunkt, daß Kusick sich mit seinem Brotmesser die Pulsadern aufzuschneiden versuchte. Als K. zu Weihnachten auf Urlaub fuhr, kehrte er nicht mehr zum Regiment zurück, sondern d e s e r- ticrte nach dem Ausland, nachdem er sich eine größere Summe Geldes besorgt hatte. In Briefen an seine Angehörigen gab er als Grund die fortgesetzten Mißhandlungen an. Die angestellten Ermittelungen bestätigten die Richtigkeit der An- gaben und führten zu einem Prozeß gegen den Soldatenschinder und den Rekruten-Unteroffizier des K. Beide bestritten natürlich ihre Schuld und brachten auch einen Soldaten als Zeugen auf, der nichts von der schlechten Behandlung der Rekruten gemerkt haben will. Da der Verdacht vorlag, daß die beiden Angeklagten einen Meineid geleistet hatten und der Zeuge dazu verleitet worden ist, standen alle drei auch deshalb unter Anklage. Wegen Mangel an Beweisen erfolgte aber Freisprechung. Wegen Mißbrauchs 0er Dienstgewalt, durch die der Rekrut Ä. zur Fahnenflucht getrieben wurde, und vorschriftswidriger BeHand- lang wurde der Obergefreite nur zu 2 Monaten Gefängnis, der Rekruten-Unteroffizier wegen mangelhafter Boaufsichtt- gung zu 14 Tagen Mittclarrest verurteilt. So billig dürfte der durch die Mißhandlungen zum Deserteur gewordene Rekrut nicht davonkommen, wenn er jemals wieder in feine Heimat zurückkehren würde. Minifterkrise in Italien . Rom , 8. März.(P r i v a t t e I e g r a m m des„Vor- wärt s".) Die radikale Fraktion der Zdammer beschloß einstimmig, gegen das Ministerium G i o l i t t i Stellung zu nehmen. Dies zwingt auch die radikalen Minister Sacchi und Credaro zum Rücktritt. Infolgedessen wird der Ministerrat zu- sammentreten und die Demission des gesamten Ministeriums beschließen. Die Situation entbehrt der Klarheit, da durch die Entstehung der Krise kein Fingerzeig siir oen etwaigen Nachfolger gegeben ist. Denn Giolitti behielte auch ohne die radikale Unter- stützung in der Kammer eine Mehrheit. Er bleibt also Herr der Situation. Trotzdem dürfte er kaum die Neubildung des Ministeriums übernehmen. Vielmehr wird eine Orientierung na ch rechts mit S o n n i n o oder S a l a n d r a als Minister- Präsidenten erwartet. Die Lösung der Krise wird sich ziemlich langwierig und schwierig gestalten. Generalstreik in Rom . Rom , 8. März. Die hiesigen Zeitungen geben bekannt, daß sie infolge des für morgen wegen Mängeln im Krankenfürsorgc- Wesen proklamierten Generalstreiks nicht erscheinen werden. Die Wahlen in Bulgarien . Sofia , 8. März. Unier großer Beteiligung fanden heute im_ ganzen Lande die Parlamentswahlen statt. Zwischenfälle sind nicht vorgekommen. Kolumbien und Venezuela . Bogota , 8. März. Venezolanische Soldaten haben die Grenze überschritten. Die Regierung beauftragte ihren Geschäftsträger in Caracas , formell hiergegen Einspruch zu er- heben, Bestrafung der Schuldigen zu verlangen und der venezolanischen Regierung mitzuteilen, daß, wenn die Grenzver- letzungen fortdauern sollten, die Behörden von Co- lumb'.a die notwendigenMatznahmen ergreifen würden. Ms Groß-öerlin« fta'e Werk! Nicht nur für den. in dessen Fron Ihr steht, sollt Ihr, Arbeiter und Arbeiterinnen, heute, am Ansang der Woche, EuerJTagewerk aufnehmen! Sonst gleicht Euer Leben dem eines Lasttieres, das un- bewußt und willenlos einhergeht und seine Arbeit verrichtet. Es entbehrt der höheren Weihe. Aber heute sollt Ihr über Euer Tagewerk in dieser Welt der kapitalistischen Ausbeutung hmausfchauen! Ihr sollt erkennen, daß Ihr mit Eurer Familie, Euren Brüdern und Schwestern, mit Millionen Eurer Klassengenossen in einer Well des Widerspruches lebt, die Euer Dasein zur seelischen und körperlichen Qual macht. Der Sozialisinus sagt Euch, daß die höchste Pflicht des Menschen in d?r Teilnahme an der gesellschaftlichen Arbeit besteht. Die Tausende der arbeitslosen Männer und Frauen, die mit ihren Angehörigen hungernd dahinleben, sind aber aus dem Produktionsprozeß ausgeschaltet, weil die kapita- listische Produktionsweise in ihrer Anarchie zur Regelung der gewaltigen Produktivkräfte längst unfähig geworden ist. Wie durch ein blindes Schicksal werdet Ihr durch die Krisen zer- malmt, wird Euer Dasein abhängig von den Zufällen des Marktes, werdet Ihr selbst— lebendige Menschen— zu War?n herabgewürd'gt! Von den Sklaven des Altertums unterscheidet Euch aber eines: Ihr und die Millionen Eurer Genossen könnt Euch er- füllen mit dem stolzen Bewußtsein, daß eine bessere Zukunft Euer sein kann. Aber Ihr selbst müßt die Werkmeister Eures Schicksals werden! Aufraffen müßt Ihr Euch, Eure Energie anspannen, selbst Eure Befreiung erringen! Werft ab die feige Verzagtheit und unwürdige Rücksichtnahme! Er- wacht aus Eurer Gleichgültigkeit! Haltet keine Gemeinschaft mit denen, die zu Verrätern an Euch geworden sind und sich für die Zwecke der Herrschenden gebrauchen lassen. Schließt Euch an der sozialistischen Arbeiterbewegung, die die be- ginnende Wirktagswoche zu einer Woche der Vermehrung der Kämpfer, zu einer Sammlung ihrer Kraft gestalten will. Auf Euch, Arbeiter und Arbeiterinnen, die Ihr von den hohen Zielen des Menschheitswollens bisher noch nicht er- griffen ward, rechnen wir. die wir im Kampfe um Eure Be- freiung stehen, um Euch mit aufzunehmen in den Bund des Kampfes zur Besserung Eures Loses. Auf Euch hoffen wir, weil uns mit Euch das gemeinsame Los derbindet. weil Win Eure Kraft und Euer Hirn brauchen, um gemeinsam siegen zu können. T ä u f ch t unsere Hoffnung, täuscht Euch selber nicht! Werdet unser!_ Sieg bei der Kaufmannsgerichtstvahl. Bei der am Sonntag in Lichtenberg stattgefundenen Wahl der Gehilfenbeisitzer erhielten: Liste 1(Antisemiten) 70 Stimmen, Liste 2(Leipziger ) 16 Stimmen, Liste 3 lZ c n t r a lv e r b a n d> 7 0 Stimmen. Liste 4(Deutsche Kaufleutc) 17 Stimmen, Liste ö (HilsSverbcmd) 12 Stimmen und Liste 6(S3er) 42 Stimmen. Es erhalten der Z e n t r a l v c r b a n d 3, die Antisemiten 2 und der 58er Verband 1 Beisitzer, die anderen Listen fallen aus. Auch dieses Resultat ist ein Zeichen des Fortschreitens des gewerkschaftlichen Gc- dankens unter den Handlungsgehilfen. Der Zentralverband der Handlungsgehilfen kann auf diesen Sieg stolz sein. Gemeinbewahlsiege. Bei den gestern in Britz sialtgefundcncn Eemeindsbertreicr« Wahlen siegten unsere Kandaditen im Südbezirk wie im Nordbezirk mit überwältigender Mehrheit. Im Südbezirk wurde das Mandat durch den Genossen G u t s ch m i d t mit 3 3 6 Stimmen gegen den Bürgcrvereinskandidaten, der 90 Stimmen erhielt, behauptet. Im Nordbezirk wurde der Genosse Alfred Schröder mit 493 Stimmen gegen den bürgerlichen Wiesang, der 22 Stimmen er» hielt, gewählt. Dieser Bezirk war bisher durch den Bürgerlichen Grau vertreten. In Glienicke (Nordbahn) endete die gestrige Gemeinde- verteterwahl mit dem Siege unseres Genossen Max Krause, der 5 2 Stimmen erhielt, gegen den Bürgerlichen, auf welchen 35 Stim» mcn entfielen. *» * In Pankow hat die Gemeindebertretenwahl in der 3. Ab» teilung, die gestern ihren Anfang nahm, unserer Partei über- raschende Erfolge gebracht. Es erhielten Stimmen: Sozial- Bürger- demokrateu lilba Im 1. Bezirk... 300 252 .. 2...... 740 69 „ 4...... 852 105 Bei der Fortsetzung der Wahl am heutigen Tage(in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 7 Uhr abends) muß das so gut begonnene Werk mit vollem Erfolg beendet werden. Namentlich im 1. Bezirk, wo heute von den bürgerlichen Wahlmachern der Terror gegen die Beamten und abhängigen Wähler voll einsetzen dürfte, mutz auch der letzte proletarische Wähler am Wahltisch erscheinen, um die bürgerlichen Hoffnungen auch in diesem Bezirk zu Wasser zu machen. Schlepplokale sind: Für den 1. Bezirk bei Mücke, Grunowstraße Ecke Schulstraße: für den 2. Bezirk bei Busch, Kaiser-Friedrich. Slraße 19; für den 4. Bezirk bei Wendt, Wollankstraße Ecke Görsch- straße. Auch in Nieder schönhausen gewann bei der gestrigen Wahl der dritten Klasse unser Kandidat, Händler Paul D u m s ch, am ersten Tage einen kleinen Vorsprung vor dem bürgerlichen Kandidalen; um ihn aber zum Siege zu bringen, ist es nötig, daß heute, Montag, am zweiten Wahltag, alle Parteigenossen und Gc- nossinne» sich schon nachmittags zur Wahlarbeit zur Verfügung stellen. Die Bürgerlichen machen alle Anstrengungen, um ihren Kandidaten durchzubringen. Schlepplokal ist bei Rettig, Blanken- burger Straße 4. Dienstags wählt die zweite Wählerklasse, Kan» didaten sind die Genossen Gemeindevertreter Friedrich Breit- mann und Wert Müller. Ei» flüchtiger Direktor. Nach großen Veruntreuungen flüchtig geworden ist der 40 Jahre alte Direktor D. aus der Hauptstraße zu Schöneberg . D. war seit sechs Jahren Direktor einer Biervertriebs-Aktien- Gesellschaft. Am Freitag ging er aus seiner Wohnung weg, um das Geschäft aufzusuchen, traf dort aber nicht ein. Als seine Frau davon erfuhr, machte sie sofort eine Vermißtanzeige, da sie glaubte, daß ihrem Manne etwas zugestoßen sei oder dieser infolge seiner großen Nervosität planlos umherirre. Auch im Geschäft konnte man sich sein Verschwinden zuerst nicht erklären. Als man aber die Bücher prüfte, ergab sich, daß er in der letzten Zeit un- gefähr 50 000 Ml. veruntreut hatte. D. soll sich in Sockiilationen eingelassen und dabei viel Geld verloren haben. Eine Stellmacherei in Flamme«. Ein gefährlicher Brand kam gestern nrorgen in der Siemens- straße 12 in der Wagenhandlung von W. Schumann zum Ausbruch. Als man die Gefahr kurz nach 4 Uhr bemerkte, stand die im Erd- geschoß deö ersten Ouergebäudes liegende Stellmacherei schon voll- ständig in Flammen. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle und griff sofort mit zwei Schlauchleitungen ein; trotzdem dauerte es fast eine Stuirde, ehe das Feuer erstickt war. Die Stellmacherei ist mit allem Inhalt an Hölzern, Regalen, Wagen, Hobelbänken, Rädern usw. ausgebrannt. Der Schaden ist beträchtlich und trifft den Inhaber der Wagenhandlung um so mehr, als er nicht versichert ist. Ueber die Ursache des Brandes konnte nichts ermittelt werden. Dnrch eine abstürzende Biertonne zu Boden geschmettert. Das Opfer eines verhängnisvollen Unglücksfalles wurde der Bierfahrer Albert Schultz von der Schultheih-Braucrei. Sch. hatte vor dem Grundstück Brehmestraßc 55 Biertonnen abgeladen. Dabei stürzte eine der schweren Tonnen vom Wagen herunter und traf den Sch. so unglücklich, daß er aus dem Bürgersteig zusammenbrach. In schwerverletztem Zustande wurde der Verunglückte nach dem städtischen Krankenhause gebracht. Das Mortvrium der politischen Gefangenen in Rußland wird der Gegenstand des bereits angekündigten Vortrags des Schrift- stellerS Ulrich Rauscher sein, der am 13. März im B l ü t h- n e r s a a l stattfindet. Der Vorverkauf hat bei sämtlichen Filialen von A. W e r t h e i m begonnen. Dia Ltchtbtlver, die den Vortrag begleiten und die durch jährelange Bemühung gesammelt wurden, werden die Kriegsgefangenen des russischen politischen Kampfes durch alle Etappen ihres Elend« begleiten: Sie zeigen die Kerker deS europäischen Rußlands , sie leuchten in die unterirdischen Höhlen einer fast unverständlichen Grausamkeit, sie schildern den Leidensweg über die endlosen Entfernungen der sibirischen Ver- bannungSorte. sie zeigen schließlich den VerMeiflungskampf mit dem Elend der Deportation und die Opfer der heldenhaften Protest- Selbstmorde. Kohlenstaubexplosion. Lubm, 8. März. In einer hiesigen Grube hat eine Kohlen» staubexplofion stattgefunden, bei der ein Arbeiter getötet und drei leicht verletzt wurden.
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