llnb in bcr Ecke einer Zelle bockt ein kleiner Mann und weintdie ganze Nacht. Tic Tränen kullern ihm nur itniner so herunterüber die schmutzigen Bäckchen, er macht sich ganz klein, ganz klein,er ahnt die blauen Flecken an seinem Körper— es hat ein Zer-würfnis mit dem Wachthabenden gegeben—, er sieht vor seinemgeistigen Auge alles entschwinden: das Zeilcnbonorar, den Ruhmund die Popularität; entlassen wird man ihn auch, Ausreden werdennichts helfen, denn ach? er hat eine Erfahrung zu spät gemacht.Die Erfahrung, daß der Deutsche ein Nichts ist auf der Wache seinerPolizei, sei er nun Reporter oder sonst etwas... Und er sitzt aufdem kalten Boden der Zelle, winzig, unansehnlich, jämmerlich an-zuschauen: ein beklagenswertes Opfer seines Berufs.Verächtlichmachungeiner Staatseinrichtuag.Ein Freund von mir hatte gegen ein Strafmandat Einsprucherhoben und mußte daher vor dem Schöffengericht eines vor denToren Berlins liegenden OrteS erscheinen. Ich begleitete ihn.Wir kamen zu früh und konnten somit die borhergehende« Fällemit anhören.Gin alter Mann wird durch den Gefangcnenanffeher in den Ge-rkchtSsaal geführt. Aus der Personalaufnahme ergibt sich, daß er72 Jahre alt und in den letzten zehn Jahren öfters wegen Bettelnsund auch wegen ßaitb streicherei bestraft ist.„Sie geben zu, gebettelt zu haben?" herrscht ihn der noch jungeÄmlsrichter an.„Ja. Aber was soll ich denn machen. Leben will man doch,"antwortete der Alte leise und verschüchtert.„Ja, leben und nicht arbeiten! Das könnte Ihnen so ge-fallen. Sie wissen doch, daß Sie nicht betteln dürfen und arbeitensollen," meinte, nervös in den Akten blätternd, der Richter.„Wer nimmt denn mich noch zu einer Arbeit, Herr Richter?",fragte der alte Mann, an seiner armseligen Gestalt heruntersehend.„TaS geht mich gar nichts an. Soll ich Ihnen bielleicht Arbeitverschaffen? Wenn man will, ffndet man immer Arbeit. AberIhnen scheint daS Faulenzen besser zu behagen!" erwiderte derAmisrichter barsch und gab dem AmtSanwalr einen Wink.Der beantragte 14 Tage Hast wegen Bettelns und Land»streicherei. Der Amtsrichter warf ihm einen Blick zu. worauf derAmiSanwalt sich beeilte hinzuzufügen:„Und Ueberweifung an dieLandespolizeibehörde".Der Amtsrichter verschwand mit den beiden Schöffen durcheine hinter dem Gerichtstisch befindliche Türe. Kaum einigeSekunden darauf erschienen all« Drei wieder. Der Richter begannherunter zu schnurren:„Ter Angeklagte ist ein arbeitsscheues Subjekt, das die Mildtätigkeit seiner Mitmenschen in frechster Weise ausnützt. Er warenergisch zu bestrafen und zwar mit 4 Wochen Haft; auch ist auflleberweisung an die Landespolizeibehörde erkannt worden. Sonun werden Sie wohl das Arbeiten lernen!?"„Ich kann ja nimmer", wimmerte der Äste und zeigte feinezitternden Hände.„Weil Sie ein alter Fechtbruder sind! Führen Sie den Mannab", schrie der Richter und nahm die Akten des zweiten Falleszur Hand.„Also Sie setzen Kinder in die Welt und überlassen e« der♦Gemeinde, sie zu ernähren", schrie er einer emtretenden arm-selig gekleideten Frau eistgege».Es ergab sich, daß die Frau krank und arbeitslos geworden, ihrKind in Gemeinde pflege gegeben habe. Trotzdem sie seit einigerZeit wieder Arbeit habe, habe sie ihrer Unterhaltspflicht gegenüberihrem Kinde nicht genügt. Die Frau entschuldigte sich mit demzu geringen Verdienst. Sie wurde zu 20 M. Geldstrafe verurteilt.„Aber, Herr Amtsrichter, wo soll ich denn die zwanzig Markhernehmen. Wenn ich die hätte, ließ ich mein Kind doch nicht imWaisenhaus," sagte die Frau.„Das geht mich gar nichts an," rief der Richtet.„Wenn Sienicht zahlen können, haben Sie eben zu sitzen."„Und dann verlier' ich meine Arbeit wieder."„Das ist dann Ihre Schuld. Jetzt machen Sie, daß Sie rauökommen," schrie der Mann der Gerechtigkeit.Der nächste Fall war der meines Freundes. Er hatte einenVerein Ärbeiterjugendheim ins Leben gerufen. Die Versammlungdazu hielt er für eine unpolitische und meldete sie daher nicht an.Für Plakate, die er anschlug, hatte er die entsprechende Gebührbezahlt. Trotzdem erhielt er einen Strafbefehl über A) M., weilet es unterlassen habe, die Versammlung polizeilich anzumeldenund weil er die Plakate öffentlich angeschlagen habe. Dagegenerhob er im Gefühl seiner Unschuld Einspruch.Vor dem Gericht schilderte er den Sachverhalt. Als ihm der?lmtsrichtcr zurief, er solle nicht so frech lügen— zu lügen war beider ganzen Sache gar nichts— erklärte mein Freund ruhig, aberentschieden:«Herr Amtsrichter, ich halte mich für einen ebenso ehren-werten Menschen, wie Sie sich halten. Was ich gesagt habe, ist dieWahrheit, und ich verbitte eS mir, daß Sie mich hier fortwährendals Lügner hinstellen."„Sie haben sich hier gar nicht? zu verbitten! Verstanden!?Noch ein Wort und ich lasse Sic 24 Stunden einsperren. Ver-standen!?" brüllte förmlich der Amtsrichter.Hierauf ging er mit den Schöffen in den Bcratungsraum.Kurze Zeit darauf erschien er wieder und verkündete das Urteil.Es sei bekannt, daß nur beabsichtigt gewesen sei, die Jugend zurSozialdemokratie herüber zu ziehen. Die Versammlung sei dahereine politische gewesen und war anzumelden. Auch gegen dasPreßgesetz habe sich der Angeklagte vergangen. Wegen seine» frechenLeugnens und seines ungebührlichen Auftretens, sei auf eineexemplarische Strafe zu erkennen gewesen. Somit sei die Geld-strafe auf SS M. erhöht worden. Damit war die Sache erledigt.Als wir die Treppe des AmtSgerichtSgebäudeS hinunter gingen,meinte mein Freund:„Was sagst Du nun dazu, Sepp?"„Was ich dazu sage? Daß diese ganze Justizerei, die ich daheute gesehen, die Verächtlichmachung einer StaatSeinrichtung ist—nämlich der Rechtspflege." 5o.vom Jahrmarkt öes Lebens.Nationalliberale Prinzipien.Manch einer wird verwundert fragen, ob es denn so etwasbei der Fraktion Drehscheibe überhaupt gäbe, lind doch hat dieSache ihre Richtigkeit. Sogar die Nationalkiberalen haben Prin-zipien. Im Landtage freilich andere als im Reichsparlament, wovon Zeit zu Zeit einmal einer die Fahne des unentwegtenZiationalliberaliSmuS treulos verläßt und noch weiter nach rechtshinübersegelt. Wer die Prinzipien der Nationalliberalen studierenwill, mache das also nicht in der Reichsquasselbude. Dort wird erbei vielen wichtigeren Debatten erleben können, daß die eine Hälfteder Nationalliberalen Hott sagt, während die andere Hüh. InReinkultur werden nationalliberale Prinzipien am schönsten impreußischen Treiklassenhause gezüchtet. Dort ist der gegebene Boden.Erst in letzter Woche hat der nationalliberale Geheime RegierungS-rat Dr. Schröder aus Eassel kurz und treffend die voliS-beglückenden Prinzipien seiner Fraktion dargelegt. Danach sinddie wichtigsten sozialpolitischen Forderungen der Jetztzeit: er-höhtet Schutz der Arbeitswilligen, Abrüstung inder Sozialpolitik und daher selbstverständliche A b l e h-nung der Arbeitslosenversicherung. Dringend not-tut dem deutschen Volte dagegen nach Ansicht des nationalliberalenRedners StaatShilfe für die armen Hausagrarier.Und nun behaupte noch einer, Fraktion Drehscheibe sei baraller Prinzipien.die schlemmenöen Arbeiter.Der Bischof von ChalonS sur Marne, T i s s i e r benamset, istein recht spaßiger Herr. Bekanntlich hat die katholische Kirche inweiser Würdigung der Tatsache, daß eine zu lange Reihe lustigverlebter Tage und Nächte leicht körperliche und moralische Uebcr»sättigung hervorruft, den fröhlichen Karnevalstagen den sauer-töpfischen Aschermittwoch und die Fastenzeit folgen lassen. Inbesonderen Fastcnhirtenbricfen waschen die Obcrhirten in diesenTagen ihren weltlich gesinnten Schafen gehörig den Kopf. So auchMonsieur Tesster. Aber er tut noch ein übrige«: er beschäftigt sichin seinem Sendschreiben mit der Lage der Arbeiterklasse.Nicht etwa, daß er ihrer geistigen und leiblichen Not gedenkt, etwadarauf hinweist, daß Frauen und Kinder in endloser Zahl in dieWas sie dazu sagen.Die Rote Woche, diese große Werbeaktion der deutschenSozialdemokratie, hat natürlich auch die bürgerliche Welt in Auf-regung gebracht. Die gutgesinnte Presse, von der Norddeutschenhundsgemeinen Zeitung bis zum ÄreiSblatr für Ober- und Nieder-k/einstumpfsdorf hat bereits ihren Senf dazu gegeben. Wir sindaber in der Lage, außerdem noch die Urteile einiger Zeitgenossenüber die Rote Woche wiedergeben zu können:Die Rote Woche ist eine Auflehnung gegen die Staatshoheit.Die Sozialdemokratie erstrebt die Republik. Wir leben in einerMonarchie. Unsere Gesetze sind mangelhaft. Sie geben nicht ge-nügend Schutz gegen sozialdemokratische Verhetzung. Hier mutzdie Polizei einspringen. Sich lästig machende Agitatoren sind fest-zunebmen. Gesetzwidrige Plakatanbringung ist z« bestrafen. Per-schärf:- IleberwachungSmaßnahmen mache ich den Polizeirevierenzur Pflicht. �Jch warne vor Organisation und Vorwärtsabonnement.Traugott v. Jagow, Polizeipräsident.Die Bestrebungen der Sozialdemokratie in der Roten Wochebergen die Indizien des Hochverrats, der Majestätsbel-ndigung. derAusreizung, der Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen, derAufforderung zum Ungehorsam gegen die Gesetze und des grobenUnfugs in sich Die Staatsanlvalffchaft hat die Pflicht, gegen dieseDelikte oder gegen die strafbaren Versuche zu solchen vorzugehen.Da es sich um eine Verabredung zur Begehung von Verbrechen imganzen Geltungsbereich des deutschen Strafgesetzbuches handelt, istin allen Landgerichtsbezirken gleichmäßig zu verfahren. Bei derzu erwartenden Belastung der Justizbehörden ist schon rechtzeitigeine Vermehrung des Richter-, Staatsanwaltschafts- und Schreiber-personacs vorzunehmen. In den dem Justizministerium und den,Ministerinm des Innern unterstehenden Strafanstalten ist recht-zeitig durch bedingte Begnadigung von wegen Körperverletzung,Eigentuinsvergehen, Siltlichkeitsverbrechen»Verurteilten Platz zuschaffen, um dem zu erwartenden Andrang politischer Ver-brechet genügen zu können. Eine in diesem Sinne gehalteneDenkschrift habe ich bereits Ihren Exzellenzen dem Herrn Justiz-minister Beseler und dem Herrn Minister des Innern von Dallwitzüberreicht.Karl Streberich,Assessor beim Landgericht VII, Berlin.*„Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet siettn Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes." Sogebietet die heilige Schrift. Es steht aber nirgends geschrieben,daß man Mitglied der sozialdemokratischen Organisation und Vor-wärtsleser werden solle. O, Geliebte in Christo, in dieser Woche,die man freventlich die Rote nennt, gehen die Kinder der RotteKorah umher und suchen euch abspenstig zu machen vom rechtenWege. Verschließet eure Ohren ihren Lockungen. Denn der Anti-christ spricht aus ihnen und deS Teufels Macht ist in ihnen lebendig.Ihr Dichten und Trachten ist böse von Jugend auf. Ihr Gott istKressen und Sausen, Völlerei und Unzucht. Wie sagt unser Herrund Meister?„Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes undnach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solche» alle» zufallen."Darum wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet und indie Schlingen derer geratet, die eure Seelen verderben wollen.Gottlieb Leberccht Oelig, Pastor.»Habe sowas von Roter Woche gehört. Sozialdemokraten wollenen nmse neue Anhänger rekrutieren. Verfluchte Schweinerei. Ein-fach lachhaft, sowas zu dulden. Einfach Belagerungszustand ver-hängen. Kaballeriepikett» in die Straßen, Patrouillen mit auf-gepflanztem Seitengemehr in die Häuser. Wie in Zabern. Wersich von roten Brüdern mausig macht— in die Fresse gehauen undfestgenommen. Wo Polizeigefänqnisse nicht ausreichen, in dieKasernen gesperrt,'s gibt überall Pandurenkeller.Eginhard v. Klotzig,Oberleutnant im 13. Gardcrcgiment z. F.»Mir soll nur einer kommen, von wegen organisieren und Vor-wärtslesen. In Zeit von Null Komma nischt fliegt er die Trepperunter. Wo unser Stammtisch erst vor ein paar Tagen ein Glück-lounschtelegramm an Oberst Reuter geschickt hat. In unserer letztenKriegervereinsversammlung hat unser Vorsitzender mit Recht ge-sagt, daß wir in der Roten Woche erst recht treu für Gott, Königund Vaterland stehen müssen. Was ich hiermit getan haben will.Friedrich Wilhelm Schulze, Rentier.»Den roten Oberbonzen ist ivohl um ihre Futterkrippe bange?Sie haben wohl noch nicht genug Arbeitergroschen geschluckt, daßsie in der Roten Woche noch mehr Dumme fangen wollen? Siewollen wohl alle noch eine Villa haben wie Bebel? Aber wir natio»nalen Arbeiter piepen nicht auf den Kalmus. Wir halten treu zuKaiser und Reich und stehen uns nicht schlecht dabei.Christof Äriechert,Schriftführer im nationalen Arbeiterverein.*Da hat man mir sin Flugblatt und sin paar Zettel in dasSaus gebracht. Ich soll mich organisieren und den„Vorwärts" lesen.kapitalistische Fron hineingezogen werden. Ganz im Gegenteil IEr wendet sich gegen das Schlemmerleben dcj: Arbeiter,er wettert gegen die unmoralischen Toiletten und Schauspiele, dieFeste'und schlemmerischen Mahlzeiten, gegen die kostspieligenEmpfänge, die— wie er sagt— unter der Arbeiterklasse e:n-gerissen sind.Ein kleiner Schalk, der ehrenwerte Bischof Tissier. Seiner An-ficht nach sind dann die wohlgcrundeten Bäuchlein, die in derGeistlichkeit nach einigen Jahren Amtstätigkeit zu finden sind unddie sich bei höheren geistlichen Würdenträgern manchmal zuwahren Ungetümen auswachsen. auf besonders strengesInnehalten der Fastenregel zurückzuführen.das sittliche Köln.Das Kölner Nachtleben ist weit berühmt, und so mancher,den der Geldbeutel drückt, fährt gelegentlich in daS deutsche Rom,um eine„Kölsche Nacht" zu erleben. In den engen, aber sehr de-lebten Straßen der Altstadt macht sich infolgedessen die Prostitutionaußerordentlich bemerkbar. Die Hoheftratze beispielsweise, dieHauptgeschäftsstraße Kölns, ist in den späten Abendstunden vonganzen Rudeln flanierender Damen durchschwärmt. Gegen dieseZustände lausen die Srttlichkeitsvereinler seit Jahr und TagSturm. In seiner Not hat nun Regierungsrat Zaun, derPlatzhalter für den noch nicht ernannten neuen Polizeipräsidentenfolgende interessante Erklärung veröffentlicht:Daß die Polizeibehörde bisher nicht die Hände in den Schaßgelegt hat, belveift der Umstand, daß im letzten Rech-nungsjahre allein gegen die 100 Di rnenhaus-inhaberinnen 760o8 M. Geldstrafe festgesetzt undgegen Dirnen zusammen 12 765 Tage Haft verhängt worden sino.Der Dirnenvlage wird aus die Dauer dadurch abzuhelfensein, daß die Zahl der Dirnen nach Möglichkeiteingeschränkt wird. In welcher Weise dies Aeschehenkann, unterliegt der Prüfung, wobei auch vollständig«Unterdrückung der Dirncnhäuser in Betracht zuziehen ist.76 058 M. Geldstrafe, 12 765 Tage Haft in einem einzigenJahrs, und trotzdem stetige- Anwachsen der Prostitution! Dasollte doch auch ein preußischer RegierungZrat erkennen, daß mitseiner Macht gegen daS soziale Uebel der Prostitution nichts getan ist. Da aber trotz des heißen Wunsches der KöniglichenPolizei die Kunden der Prostituierten sich nicht vom Tage derpolizeilichen Erklärung an in asketischen Hebungen gefallen wer-den, und da auch die paar tausend Dirnen in Köln schwerlich in»Kloster gehen, wird die ganze„Unterdrückung" der Prostitution ineiner riesigen Vermehrung der heimlichen Preisgabe und in einemAnschwellen der Geschlechtskrankheiten bestehen.der Clou öes Jahrhunderts.Aus irgendeinem Anlasse ist für die Monate April und Maidieses Jahre» in der früheren Freien und Hansestadt Soest eineJahrhundertauS st ellung geplant. Solche Veronstal-tungen schießen aber in neuerer Zeit wie Pilze aus der Erde: esbedarf daher besonderer Anstrengungen, um das zahlungsfähigePublikum herbeizulocken. Paris hatte als Clou einer Welt-ausstellung den Eifelturm errichtet, Soest wird— wenn es nochdem Wunsche eines dortigen Patrioten gebt— eine alte Hoseund einen alten Uniformrock als Mittelpunkt der ganzenVeranstaltung besitzen. Bitte nicht zu lachen! Es handelt sichnämlich nicht um eine xbeliebige alte Montur, die im TrödeUadeufür wenige Groschen zu erstehen ist, sondern— wie der Patriotauf der EsolSwiese des Soeswr Anzeigers verlangt— um eineauthentisch nachgewiesene vollständige Uniform Kaiser Wilhelms!.„Wie würde man sich in der altehrwürdigen, ruhmreichen StadtSoest freuen, einmal ein Erinnerungszeichen von diesem ehrenwerten Monarchen in unseren Mauern vor Augen zu haben!" Soruft in patriotischer Bewegung der Schreiber aus.Wir schließen uns ihm vollständig an. Her mit dem Clou-der Jahrhundertausstellung, damit der Ruhm der altehrwürdigenStad: Soest späteren Geschlechtern als ein nachahmungswürdiges,aber schwer erreichbares Vorbild diene. Sollte der Bedarf auf dieDauer nicht zu decken sein, dann könnte man ja auch auf Kleidung--stücke anderer berühmter Leute zurückgreifen. Wie wär's bcispiels-weise mit den Hosen des Herrn v. F o r st n e r....Ich möcht schon, aber ich kann nicht. Was da in dem Flugblattsteht, daS stimmt schon und dreckig genug gehts mir auch. Abermeine Frau will nicht. Die meint, die 40 Pfennig Beitrag, diedas im Monat kostet, könnten wir für uns besser gebrauchen. Undin der„Morgenpost" ständen viel mehr und interessantere Sachenals im„Vorwärts". Und dann bin ich Portier, wo im Vorder-hause lauter anständige Beamte und anständige Koufleute, BuchHalter und so wohnen. Wenn die sehen, daß der„Vorwärts" bei michgebracht wird, könnten die tücksch werden und ihre Stiefel nicht mehrbei mich besohlen lassen. Und dann hat» ja überhaupt keinen Zweck.Die 110 Sozialdemokraten haben ja auch noch nichts ausrichtenkönnen. Es ist überhaupt am besten, man kümmert sich um niehts,da hat man denn keinen Aerger.Eduard SchlapinSki,Portier und Schuhmachermeistcr.•Tie roten Scheißkerle ham also von Tietzen und Wertheim wasgelernt. Der ihre weiße Woche ist vorbei und jetzt soll die roteWoche drankommen. Organisieren soll'« wa uns und das Riistblatt,den„Vorwärts" abonnieren. Im..... können sie mich.....Mir soll einer kommen. Ick hau'n an de Wand, daß 6 Maurerzwec Wochen Zeit brauchen, um'n wieder abzukratzen. Ick kannmir das leisten, wo mir der hohe Jcrichtshos schon ein paarmal bc-stätigt hat, daß ich en Staats- und Ordnungserhaltendes Elementbin, indem daß ich Streitbrecherdienste verrichte. Wenn mir einOrjanisierter schief ankiekt, denn dividier ick ihm mit dem Schlag-ring in die Zehne, daß die rate Tinte nur so rumspritzt. Undlesen ttl ick überhaupt nischt. Warum und woso ooch? Mich jeht-doch nicht schlecht. Jiebt's mal nischt zu streikbrechen, denn lasseick'n paar Mächens nff'n Strich gehen und nähre mir redlich vondie jutjehende Fleeschniederlage mit Looflundschaft. Mir soll'nse also in die rote Woche keen'n Kaleika machen, sonst mach' ick'swie mein Freund Keiling: Bvauning raus und, knack?. waS mangde Kaldaunen. Mit det Vaurteiltwerden ist das ja jarnich soschlimm, indem daß ick ja ooch Polizeivijilante bin.Lud ewig Rohdickc, von Berus Streikbrecher.»Wat? organisieren soll ick mir? For 40 Pfennige im Monat?Un'n„Vorwärts" abonnieren for een Meter zehn Fähnriche. Nichin de Tüte. Junge, Junge, det sind ja schon fufzehn Juchteltuchtelmit Pferdebittern oder fufzehn Leichenwagen mit Troddeln oder jardreißig Nordlichter, die ick mir dafor hinter de Binde ließen kann.Und überhaupt, eene Partei, wo Schnapsbigott ham will, die kannmich gestohlen bleiben.Andreas Duhsel, Gelegenheitsarbeiter.Ernst,