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Von Schutzleuten zum Krüppel geschlagen. Dortmund  , 7. März 1914. Am Sonnabend fand vor dem Dort- üiunder Schöffengericht eine Verhandlung statt, die wiederum ein- mal brutale Mißhandlungen durch Schutzleute an den Tag förderte. uf der Anklagebank saßen, wie dies in Preußen-Deutschland   iiler Brauch ist, natürlich nicht die Schutzleute, sondern die Miß- indelten. Tie Anklage richtete sich gegen den Monteur Johann olriesar und den Anstreicher Wilhelm Balzar wegen ruhe- Brenden Lärms. Grisar hatte sich außerdem noch wegen Wider- ' and gegen die Staatsgewalt zu verantworten. In der Nacht : om 8. zum 9. November vorigen Jahres hatten der Monteur Johann Grisar und der Anstreicher Wilhelm Balzar gemeinsam iiit einigen Kameraden eine Wirtschaft in der Alsenstratze be- sucht. Als sie das Lokal in aller Ruhe verlassen hatten, sprach :'alzar auf der Straße mit einem Kollegen, der am Tage vorher wine Arbeit eingestellt hatte, über eine neue Stelle. Balzar ver- 'i'rach seinem Freund, ihm bei der Besorgung neuer Arbeit behilf- uch sein zu wollen. Die Ehefrau des Angeklagten Balzar beob- -chteten diesen Vorgang im Fenster liegend. Als sich Balzar von seinem Freund verabschiedet hatte, wartete er einen Moment noch ?uf die übrigen Bekannten, die etwas zurückgeblieben waren. In diesem Augenblick traten die Schutzleute Jäckel und Grott- .'auS an Balzar heran und forderten ihn ohne irgendwelchen 'lrund auf. nach Hause zu gehen. Balzar erwiderte in ruhigem done darauf, daß er daS machen könne wie er wolle. Der Schutz. mann Jäckel ging dann auf die inzwischen herangekommenen Personen zu, wohingegen sich der Schutzmann GrothhauS Balzar .uwandte, dm er ohne weiteres gegen die Brust stieß, daß Balzar einige Schritte zurücktaumelte. In dem gleichen Augenblick kam der Schutzmann Jäckel mit gezogenem Säbel zurück und schlug balzar wiederholt mit der Waffe über den Kopf. Balzar sank lutüberströmt zu Boden. Die Schutzleute ließen jedoch von dem Schwerverletzten nicht ad, sondern mißhandelten Balzar weiter. dn diesem Augenblick sprang der Angeklagte Griesar hinzu und ersetzte dem Schutzmann Jäckel mit dem Stock einen Schlag an cn Kopf. Griesar wurde von den Beamten mit zur Wache ge- wurmen, wohingegen Balzar von seiner Frau sofort ins Kranken- .aus geschafft wurde. Im Krankenhaus wurde festgestellt, daß der Schädel auf der linken Seite zertrümmert war. Balzar hat über vier Wochen im Krankenhause zugebracht und war auch am Verhandlungstage noch nicht wieder erwerbsfähig. In aller- nächster Zeit muß er sich erneut einer schweren Operation am Kopf unterziehen. In der Verhandlung versuchten die als Zeugen geladenen Schutzleute die Sache so darzustellen, als ob sie von den beiden Angeklagte» dedroht worden wären. Mehrere Zeugen bekundeten -doch übereinstimmend, daß die Angeklagten nicht das mindeste unternommen hätten, sondern daß sie sich durchaus ruhig und an- iiändig betragen hatten. Von ihren Vorgesetzten wurde den Poli- 'cibeamten natürlich daS beste Zeugnis ausgestellt. DaS Gericht am im Gegensatz zu den Bekundungen der Schutzleute zu einer .Freisprechung. In der Urteilsbegründung wurde ausge- führt, daß das Gericht zu der Ansicht gelangt sei, daß die Schutz- l e u t e zu ihrem Vorgehen keinerlei Grund gehabt hätten. Das Vorgehen gegen Balzar sei unberechtigt gewesen. Der Angeklagte Griesar habe aber, als er sah. daß sein Freund in so unmenschlicher Weise mißhandelt worden sei, sehr wohl in berechtigte Empörung geraten können. Wenn er auch in dieser Erregung den Schutzmann mit einem Stock ge« schlagen habe, so habe das Gericht ihn dennoch freigesprochen. Wie im Laufe der Verhandlung zur Sprache kam. ist gegen die beiden Schutzleute ein Disziplinarverfahren mit dem Antrage auf Enffernung aus dem Amte eingeleitet worden. DaS ist natürlich das mindeste, was man verlangen muß. Ob auch der Staatsanwalt die brutalen Schutzleute zur Rechen- schaff zieht, ist immerhin zweifelhast, Theater. KSuiggrätzer Theater: Die Trenkwalder, Komödie von Karl Schönherr  . Das neue Schauspiel Schon- herrs, das übrigens bei der Premiere starken Beifall fand, kann sich mit des Dichters beiden letzten Bauerndramen künstlerisch in «einer Weise messen. Von der Gedrungenheit des Baues, der Plastik der Gestalten, die seine..Erde  " auszeichnete, ist hier so wenig wie von der großzügigen Einfachheit und inneren Gefühls- I raft seines historischen GemäldesGlaube und Heimat" ein Hauch zu spüren. DieTrenkwalder" nähern sich in ihrer locker sorg- losen Zusammenfügung, ihrem off recht farblos uncharakteristischen Dialoge und der stets durchscheinenden Absichtlichkcit dem Stil des hergebrachten Volksstücks. Statt eines Bildes, das die Phantasie sinnendem Verweilen einlädt, gibt er nur einen bunten, flüch- üg hingetuschten Bilderbogen. Auch dem Spannungsbedürfnisse gröberen Schlages trägt er nur in geringem Maße Rechnung. Die Stunden des Theaterabends schleichen langsam hin. Was dem Stücke trotzdem Bedeutung leiht, das ist die Art, wie hier von einem ernsthaft ehrlichen Beobachter und Kenner der ober- österreichischen Bauernschaft die geistige Verfassung dieser stamm- gläubigen, von jedem noch so leichten Lufthauch moderner Auf- tlärung abgeschlossenen Bevökkerungsschichten gezeichnet wird. Die Brutalitäten eines dumpfen ungebundenen Trieblebens sind durch die Beimischung der angelernten gedankenlosen Glaubensheuchelci vollends ins Fratzenhaft-Grotesie entartet. Wie ein Hexensabbat menschlicher Verrücktheit mutet einen dieses offenkundig Zug um Zug Erlebtem und Geschautem nachgebildete Treiben an. Da ist die Patscheiderin, die reichste Bäuerin des Trenkwalder Wallfahrtsdörfchcns, die etwaige Nachträglichkeiten des lieben Gottes dadurch zu beschwichtigen sucht, daß sie die Frucht ge- beimen Ehebruchs, einen grobschlächtigen Bauernjungcn, zum Pricsteramt bestimmt und obendrein ein Kirchlein stiftet. �Da ist die exstatische Schustcr-Poltin, die sich schaudernd das Schicksal ihres wunksüchtigen Sohnes im Jenseits an der Hand sachkundiger ..Höllenbüchlein" ausmalt und schließlich den Verkommenen zur Rettung seiner Seele in den reißenden Gebirgsbach stößt. Da gibts für ein paar Kreuzer Lohn die Bittgesuche an die Heiligen vermittelndes Wallfahrtsweibl usw. usw. Ter dritte Akt faßt den ganzen tollen Spuk deS Aber­glaubens zu einem großen Massenbild zusammen. In der Nacht vor Svnnenwcndtag pilgert, was irgend laufen kann, zur Berg- kapelle. Kerzen und Weihegeschenke werden dargebracht, Anliegen der Mutter Gottes vorgetragen. Eine der Jungfern fleht zur Maria um einen Ehemann und sei er auch mit einem Buckel aus- gestattet und der wüsteste Geselle. Anders betteln um DispenS und gnädige Bewahrung vor den Folgen eines Fehltritts. In den Pausen der Gebete flammt neidisches Uebelwollen, gehässige Schadenfreude auf. Auch bei den Kindern ists nicht anders. Bei dem plötzlichen Bekenntnis der von Gewissensqual bedrängten Pat- sckeiderin, das ihre frühere Sünde kundgibt, geht spöttisches Froh- locken durch die Reihen. Man freut sich der Blamage. Im letzten Akte lenkt das düstere Stück in freundlichere Bahnen. T«r Lieb- lingssohn der Bäuerin, der Priestcrkandidat, hat feines Bruders Berantwortlicher Redakteur Ernst Metzes Steglitz. Für de Martin junge Frau, die nun ein Kind von ihm erwartet, vor der Ehe verführt. Das Paar muß seine Schuld gestehen. Erschüttert und zugleich doch auch befreit, reißt er die schwarze Tracht vom Leibe und erklärt der Mutter, daß er niemals Pfarrer werde. Martin rast in wilder Eifersucht, er jagt das junge Weib auf die Straße, stürmt selber, Selstmordgedanken im Herzen, fort. Doch wie er die Ver- stoßene, verhöhnt von ihren früheren Freundinnen, mit abgeschnitte- neu Zöpfen am nächsten Morgen wiedersieht, sind Groll und Ver- zweiflung in dem gutmütigen, gesunden Burschen schon halb und halb verraucht. Mögen die anderen klatschen, was sie wollen, er hat seine Annemarie noch immer gern und bietet ihr diese Szenen sind wohl die stischesten des Dramas die Hand. Die Aufführung war ungleichmäßig. Maria Pospischil  wußte mit der Rolle der Patscheiderin nichts Rechtes anzufangen. Gut und natürlich kam der Martin in der Darstellung Rudolf Teublers heraus. Am echtesten wirkte Frieda Richard   in der Episodcnsigur des Wallfahrtsweibls. äst Mus aller Welt. Hochtvaffergefahr. Schneeschmelze und starke�Regengüsse haben jetzt auch in Frankreich   und in West- und Süddeutschland   großen Schaden angerichtet. So ist in einem großen Teile Bayerns   in- folge der neuerlichen Regengüsse Hochwasser eingetreten. Be- sonders schlimm ist die Lage in der Maingegend, speziell im Bezirk von Kulmbach  , wo mehrere Dörfer vom Verkehr ganz- lich abgeschnitten sind. Schwere Unwetter werden auch aus dem Allgäu gemeldet, wo zahlreiche Lawinen niedergehen. Aus dem Bayerischen Walde wird berichtet, daß infolge Hochwassers verschiedene Sägewerke stark beschädigt und wertvolle Holzbestände fortgerissen wurden: auch dort ist der Verkehr unterbrochen. Schlimme Nachrichten kommen auch aus der Oberpfalz  , wo weite Sstecken überflutet sind. Die Donau   ist in Regensburg   so gestiegen, daß gestern die tiefer gelegenen Teile des Ortes überschwemmt worden sind. In München   ist gestern abend ein heftiges Gewitter mit starkem Hagelschlag niedergegangen. Da die Niederschläge andauern, ist ein weiteres Anschwellen der Flußläufe zu be- fürchten. Infolge der Schneeschmelze und der anhaltenden Regen- güffe der letzten Tage wird weiter aus dem Osten Fr a n k- reichs ein starkes Anschwellen der Flüsse und damit vea> bundene Ueberschwemmung gemeldet. Tie Rhone   ist gestern innerhalb weniger Stunden stark g e st i e g e n. Man be- fürchtet Hochwasser. Ueber die Gefahr im Rheingebiet erhalten wiir weiter folgendes Privattelegramm aus Köln  : Das seit Sonnabend im gesamten Rheingebiete anhaltende st a r k e Regenwetter, verbunden mit Schneeschmelze, hat ein derartig schnelles Antvachsen des Rheines und seiner Nebenffüsse bewirkt, daß in einzelnen tiefer gelegenen Gegenden mit Hochwasserkatastrophen gerechnet werden muß. In den besonders gefährdeten Gegenden ist ein Tag- und Nachtwackdienst eingerichtet worden. Die Rhein  - schiffahrt erleidet seit heute die erste Einschränkung. Das Wasser steigt stündlich um 5 Zentimeter. Bei Köln   ist die Pegelhöhe auf über 6 Meter angewachsen. Im Eifelgebiet ist infolge des Hochwassers der Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften völlig unterbunden. Die Provinziallandstraße Aachen Trier ist überschwemmt. Der vorherrschende starke Nordweststurm hat großen Schaden an Baulich- ketten und Waldungen angerichtet. Angebliche Spionage. Köln  . 8. März. sPrivattelegramm desVorwärts".) In große Bedrängnis geriet der Fahrgast eines Straßenbahnwagens, der im Wagen ein Paket Bücher gefunden hatte. Er nahm das Paket mit nach Hause, um es am anderen Tage an den Verlierer abzuliefern. Beim Oeffnen deS Pakets erkannte er, daß es sich um Bücher über die Festungsverteidigung handelte. Er beeilte sich, die Bücher an den Ort ihrer Bestimmung abzuliefern, wurde dort aber nach dem Bericht desStadtanzeigers" wegen Spionageverdachts verhaftet. Erst nach langwierigen Ver- Handlungen wurde er freigelassen. Den Verlierer der Bücher, die wichtige Geheimnisse enthielten, einen Vizefeldwebel, dürfte wegen 'einer Vergeßlichkeit eine empfindliche Strafe treffen. Verbrechen an der franzöfischen Grenze. Einem schrecklichen Verbrechen ist man, wie aus Perpignan  gemeldet wird, in Casa de la Selva nahe der stanzösischen Grenze auf die Spur gekommen. In einer Scheune wurde der Bauer Mitjar erdrosselt aufgefunden. Außerdem wies der Leichnam zwei schwere Wunden am Kopfe auf. Die Frau des Ermordeten und sein eigener Bruder, die in unerlaubten"Beziehungen zuein- ander standen, wurden verhaftet. Beide haben schließlich gestanden, daß der Bruder auf Wunsch der Ehefrau die Tat verübt hat. Der Ermordete wurde im Schlafe überfallen, durch mehrere wuchtige Schläge betäubt und dann erdrosselt. Der. Mörder erklärte die Tat damit, daß der Bruder ihm 200 Pesetas schuldete, die er sich weigerte zurückzuzahlen._ Kleine Notizen. Familientragödie als Folge der Arbeitslosigkeit. Aus Ver- zweiflung über den Tod seiner Frau und längere Arbeits- l o s i g k e i t hat der Fabrikarbeiter Dietrich seine beiden Kinder im Alter von 2 und 4 Jahren erwürgt und dann Selbstmord durch Erhängen begangen. Ein englischer Fliegproffizier vermißt. Auf dem Flugplatz von Hendon   ist man in großer Sorge um das Schicksal des englischen Fliegeroffiziers, eines Hauptmanns, der mit Passagier am Sonn- abend früh um 8?L Uhr in Paris   aufgestiegen war, um nach England zu fliegen, wo er gegen 1 Uhr mittags hätte eintreffen müssen. Bis jetzt liegt von den Fliegern keinerlei Nachricht vor und man befürchtet, daß chnen ein Unfall zugestoßen ist. Bluttat eines Polizcioffiziers. Ein junger Polizeiofsizier in Petersburg  , namens Iwanow, drang in der vergangenen Nacht in das Bureau seines Vorgesetzten ein. Er feuerte auf diesen, den Obersten Thebaiel, mehrere R c v o l v c r s ch ü s s e ab, die den sofortigen Tod des Offiziers zur Folge hatten. Feuersbrunst. Im Mittelpunkt der Stadt Casablanca wütete am Sonnabend eine heftige Feuersbrunst, die fünf G e- schäftshänser zerstörte und beträchtlichen Schaden an- richtete. Das Gebäude der Staatsbank konnte mit Mühe gerettet werden. Beim Zahnziehen die Wirbelsäule gebrochen. Ein merkwürdiger Fall von fahrlässiger Tötung stand am Sonnabend zur Verhandlung vor den Londoner Geschworenen. Ein Wjähriger Versicherungs- beamter war an einem Bruch der Wirbelsäule gestorben, den er sich beim Ziehen eineS Zahnes durch den Zahnarzt zuzog. Die Sektion der Leiche ergab, daß die Schädelbasis und die ersten Rückenwirbel infolge vorgeschrittener Tuberkulose außer- ordentlich schwach waren. Beim Ziehen des Zahnes brach der Zahn­arzt durch den Ruck die Wirbelsäule an zwei Stellen, so daß der l Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke, Berlin  . Druck u.Berlag: Vorwärts Tod fast auf der Stelle eingetreten sein muß. Der angeklagte Arzt wurde schließlich freigesprochen. Die Suffragettcnführcrin Sylvia Pankhurst   wurde am Sonntag in London   in einem Omnibus v e r h a f t e t, als sie sich zu einer Versammlung der Frauenrechtlerinnen auf dem Trafalgar Square   begeben wollte. Als die Nachricht von der Verhaftung Sylvia Panihursts eintraf, bewaffneten sich die Franenstimmrecht- lcrinnen mit Knütteln und versuchten nach Downing Street   zu mar- schieren, um gegen die Verhaftung Einspruch zu erheben. Die Polizei stellte sich den Frauen entgegeen und berittene Schutzleute trieben sie auseinander. Spiel und Sport. Vom Sechstagerennen. Seit Miltwochabend sind sie wacker im Gange die Sechs- tagefahrer. ES ist die alte Geschichte. Für Fahrer wie für Veranstalter geht es um Geld. Sport komnst hierbei nicht in Frage. Denn das ununterbrochene Fahren auf der Holz­bahn ist kein Sport. Aus die Zuschauer wirkt diese Fahrerer verblödend. Etwas Abwechselung kommt in die Sache, wenn einige Angetrunkene, denen es aus Geld nicht ankommt, Prämien aussetzen. Tann kommt Bewegung in die Fahrer zum Ergötzen der Spender. Am Donnerstag- und Freitag- abend gab es so etwas wie Kampf, es galt, einen Tausend- markschein zu erobern. Und dann folgte Prämie auf Prämie. Die Kilometerzahl der einzelnen Fahrer wurde auf das schnellere Tempo gesteigert. Dann aber ging es wieder im ruhigen Trott. Die Geldspender mit ihren Kokotten hatten den Fahrertempel verlassen: die Aufregung war vorbei. Das Nord-Südspiel auf dem Bundesplatz in Weißensee. Die Märkische Spielvereinigung(Mitglied des Arbeiter- Turnerbundes) versammelte gestern nachm. rund 2000 Freunde des Fußballsports zu dem alljährlich stattfindenden Propagandaspiel Nord-Süd. Zur Erläuterung sei bemerkt, daß sich bei diesem Spiel nicht bestimmte Vereine und Mannschaften gegenüberstehen, bei denen man das Resultat einigermaßen im voraus bestimmen kann, sondern daß die Mannschaften aus den besten Spielern der ver- schiedenen Vereine Groh-Berlins   zusammengesetzt werden. Dadurch wird das Interesse der Zuschauer vollkommen von allen Vereins- interessen losgelöst und kann sich ganz dem eigentlichen Spiel zu« wenden. Mit großem Interesse verfolgte das Publikum die Leistungen der einzelnen Spieler und kargte nicht mit dem Beifall. Ganz besonders begrüßt wurde das von der Märkischen Spiel- Vereinigung vorgeführte Spiel zweier kombinierter Alters- Mannschaften(30 bis 40 Jahre) Nord-Süd. In weiten Kreisen ist noch die Meinung verbreitet, daß ältere Personen für das Fußballspiel nicht mehr recht disponiert seien, da es an die Schnelligkeit und Ausdauer ziemlich hohe Anforderungen stellt. TaS gestern vorgeführte Propagandaspiel der Altersmannschaften er- brachte aber den Beweis deS Gegenteils. Beide Mannschaften führten ein ausgeglichenes Spiel vor, reich an spannenden Mo- menten. Bei Halbzeit stand des Spiel 1: 1, und es schien fast, als sollten die Mannschaften mit gleicher Torzahl nach Hause gehen. Die Südmannschaft hatte jedoch daS Mißgeschick, ein Selbsttor zu fabrizieren, so daß das Endresultat schließlich 2: 1 für Norden war. Das folgende Spiel der Männermannschaften ließ be- sonders in der ersten Halbzeit darüber in Zweifel, welche Mann» schaft als Sieger hervorgehen würde. Nach Anstoß von Süden wogte das Spiel hin und her, ohne zu einem Resultat zu führen. Erst in der 20. Minute konnte Norden einen wegen Hand gegebenen 11 Meter-Ball zum ersten Tor verwandeln. In der 43. Minute gelang es dem Mittelstürmer der Südmannfchast ein« Flanke des Rechtsaußen zum Tor zu verwandeln, so daß eS mit 1:1 in die Pause ging. Eine interessante und humoristische Abwechselung gab es, als sich nun einige der jüngsten Zuschauer, kleine Knirps« von 8 bis 10 Jahren, die das Spiel mit großer Aufmerksamkeit verfolgt hatten, des Balles bemächtigten und mit großem Eifer den Ball hin- und hersagten. Als es einem dieser Jüngsten gelang, mit gutem Schuß den Ball durchs Tor zu treiben, ließen die Zuschauer es an Beifall nicht fehlen. In der zweiten Halbzeit war Süden im Vorteil. Nach zehn Minuten konnte der Halblinke von Süden einen Schuß des Mittel- stürmers verwandeln, und nach weiteren 10 Minuten folgten noch kurz hintereinander zwei weitere Tore für Süden. Norden konnte nur noch einmal einsenden, so daß das Spiel mit 4:2 für Süden endete. Von der Südmannschaft spielte besonders das Jnnentrio sehr gut, während von der Nordmannschaft der ToJvächter und rechte Verteidiger erwähnt seien. Die Märkische Spielvercinigung hat durch die gestrige Bor- führung bewiesen, daß sie bereits über gute Technik verfügt. ES wäre daher zu begrüßen, wenn die Fußballfreunde innerhalb der Arbeiterschaft sich gänzlich vom Deutschen   Fußballbund lossagen würden. Dieser dem Jung- Deutschland- Bund ange- schlossene Verband agitiert wieder lebhaft unter der Arbeiterschaft. um für die nächste Spielsaison die Massen der Arbeiterjugend zu gewinnen. So sind z. B, außer in Berlin   auch in Luckenwalde  . Brandenburg   usw. große Propagandaspiele geplant, wo die Jugend zunächst unterneutraler" Flagge herangezogen werden soll, um dann später bei den bekanntenvaterländischen" Festen als Sias- sage zu dienen. Die Arbeitereltern werden gut tun, die Jugend darauf aufmerffam zu machen, daß der Sport sehr gut auch in der Märkischen Spielvereinigung betrieben werden kann, die die Ver- quickung der Leibesübungen mit hurrapatriotischen Nebenzwecken entschieden verwirft. Die freien Schwimmer EharlottenburgS brachten auf ihrem gestrigen Schwimmfest in der Badeanstalt in der Krummestraße gute Ucberraschungen, auch auf dem Gebiete der Reigen- und Äettungsvorsührungen. Im Wasserballspiel schlugen sie ihre Magde» burger Gäste mit 1: 0 Punkten. Im Männerspringen und Damen» kopfweitsprung nahmen sie den ersten Platz für sich in Anspruch. Auch in der Männerstafette belegten sie die zweiten Plätze hinter Neptun-Lichtenberg  , welcher außer Konkurrenz startete. Den Schluß des Festes bildeten Kommers und Tanz in den Gesamträumen deS Volkshauses Charlottenburg. Die Freie Turncrschaft Neukölln-Brih veranstaltet am Montag. den 9. März� abends bl-iS Uhr, eine öffentliche Frauenversammlung in Barlschs Festsälen, Hermannstr. 49. Tagesordnung:Gründung einer Abteilung für ältere Turnerinnen". Der Verein erwartet zu dieser Versammlung regen Besuch. Im Vorjahre fand eine solche Versammlung für ältere Turner statt, aus welcher eine an 80 Mit- glieder zählende Abteilung hervorging. Fusiballresultate. V. F. B. 1894 gegen Rüstig-VorwärtS, 1. Jugendmannschast 2: 0 für V. F. B Stralauer Ballspielklub gegen Rüstig-Vorwärts. 2. Jugendmannschast 6: 0 für Rüstig-Vorwärts. Fichte 7 gegen Freie Sportvereinigung 0: 14. Alt-Glienicke   gegen Fichte 8 3:0. Sperber. 2. Mannschaft, gegen Fichte 9, 2. Mannschaft 1:5. Sportklub Mablsdorf gegen Fichte 71:3. Weißensee, 3. Mannschaft, gegen Fichte 16. 2. Mannschaft 3:4. Charlotten­burg gegen Spandau   3: 1. R. B. C., 1. Jugendmannschast, gegen Fichte 9 9:0._______ Suchdruckerei a. Verla gSanstalt Paul Singer& Co, Berlin   SWj'