Von Schutzleuten zum Krüppelgeschlagen.Dortmund, 7. März 1914. Am Sonnabend fand vor dem Dort-üiunder Schöffengericht eine Verhandlung statt, die wiederum ein-mal brutale Mißhandlungen durch Schutzleute an den Tag förderte.uf der Anklagebank saßen, wie dies in Preußen-Deutschland■ iiler Brauch ist, natürlich nicht die Schutzleute, sondern die Miß-indelten. Tie Anklage richtete sich gegen den Monteur Johannolriesar und den Anstreicher Wilhelm Balzar wegen ruhe-Brenden Lärms. Grisar hatte sich außerdem noch wegen Wider-' and gegen die Staatsgewalt zu verantworten. In der Nacht: om 8. zum 9. November vorigen Jahres hatten der MonteurJohann Grisar und der Anstreicher Wilhelm Balzar gemeinsamiiit einigen Kameraden eine Wirtschaft in der Alsenstratze be-sucht. Als sie das Lokal in aller Ruhe verlassen hatten, sprach:'alzar auf der Straße mit einem Kollegen, der am Tage vorherwine Arbeit eingestellt hatte, über eine neue Stelle. Balzar ver-'i'rach seinem Freund, ihm bei der Besorgung neuer Arbeit behilf-uch sein zu wollen. Die Ehefrau des Angeklagten Balzar beob--chteten diesen Vorgang im Fenster liegend. Als sich Balzar vonseinem Freund verabschiedet hatte, wartete er einen Moment noch?uf die übrigen Bekannten, die etwas zurückgeblieben waren. Indiesem Augenblick traten die Schutzleute Jäckel und Grott-.'auS an Balzar heran und forderten ihn ohne irgendwelchen'lrund auf. nach Hause zu gehen. Balzar erwiderte in ruhigemdone darauf, daß er daS machen könne wie er wolle. Der Schutz.mann Jäckel ging dann auf die inzwischen herangekommenenPersonen zu, wohingegen sich der Schutzmann GrothhauS Balzar.uwandte, dm er ohne weiteres gegen die Brust stieß, daß Balzareinige Schritte zurücktaumelte. In dem gleichen Augenblick kamder Schutzmann Jäckel mit gezogenem Säbel zurück und schlugbalzar wiederholt mit der Waffe über den Kopf. Balzar sanklutüberströmt zu Boden. Die Schutzleute ließen jedoch von demSchwerverletzten nicht ad, sondern mißhandelten Balzar weiter.dn diesem Augenblick sprang der Angeklagte Griesar hinzu undersetzte dem Schutzmann Jäckel mit dem Stock einen Schlag ancn Kopf. Griesar wurde von den Beamten mit zur Wache ge-wurmen, wohingegen Balzar von seiner Frau sofort ins Kranken-.aus geschafft wurde. Im Krankenhaus wurde festgestellt, daß derSchädel auf der linken Seite zertrümmert war. Balzarhat über vier Wochen im Krankenhause zugebracht und war aucham Verhandlungstage noch nicht wieder erwerbsfähig. In aller-nächster Zeit muß er sich erneut einer schweren Operation amKopf unterziehen.In der Verhandlung versuchten die als Zeugen geladenenSchutzleute die Sache so darzustellen, als ob sie von den beidenAngeklagte» dedroht worden wären. Mehrere Zeugen bekundeten-doch übereinstimmend, daß die Angeklagten nicht das mindesteunternommen hätten, sondern daß sie sich durchaus ruhig und an-iiändig betragen hatten. Von ihren Vorgesetzten wurde den Poli-'cibeamten natürlich daS beste Zeugnis ausgestellt. DaS Gerichtam im Gegensatz zu den Bekundungen der Schutzleute zu einer.Freisprechung. In der Urteilsbegründung wurde ausge-führt, daß das Gericht zu der Ansicht gelangt sei, daß die Schutz-l e u t e zu ihrem Vorgehen keinerlei Grund gehabt hätten.Das Vorgehen gegen Balzar sei unberechtigt gewesen. DerAngeklagte Griesar habe aber, als er sah. daß sein Freund in sounmenschlicher Weise mißhandelt worden sei,sehr wohl in berechtigte Empörung geraten können. Wenn erauch in dieser Erregung den Schutzmann mit einem Stock ge«schlagen habe, so habe das Gericht ihn dennoch freigesprochen.Wie im Laufe der Verhandlung zur Sprache kam. ist gegendie beiden Schutzleute ein Disziplinarverfahren mitdem Antrage auf Enffernung aus dem Amte eingeleitet worden.DaS ist natürlich das mindeste, was man verlangen muß. Obauch der Staatsanwalt die brutalen Schutzleute zur Rechen-schaff zieht, ist immerhin zweifelhast,Theater.KSuiggrätzer Theater: Die Trenkwalder,Komödie von Karl Schönherr. Das neue Schauspiel Schon-herrs, das übrigens bei der Premiere starken Beifall fand, kannsich mit des Dichters beiden letzten Bauerndramen künstlerisch in«einer Weise messen. Von der Gedrungenheit des Baues, derPlastik der Gestalten, die seine..Erde" auszeichnete, ist hier sowenig wie von der großzügigen Einfachheit und inneren Gefühls-I raft seines historischen Gemäldes„Glaube und Heimat" ein Hauchzu spüren. Die„Trenkwalder" nähern sich in ihrer locker sorg-losen Zusammenfügung, ihrem off recht farblos uncharakteristischenDialoge und der stets durchscheinenden Absichtlichkcit dem Stil deshergebrachten Volksstücks. Statt eines Bildes, das die Phantasiesinnendem Verweilen einlädt, gibt er nur einen bunten, flüch-üg hingetuschten Bilderbogen. Auch dem Spannungsbedürfnissegröberen Schlages trägt er nur in geringem Maße Rechnung.Die Stunden des Theaterabends schleichen langsam hin. Wasdem Stücke trotzdem Bedeutung leiht, das ist die Art, wie hiervon einem ernsthaft ehrlichen Beobachter und Kenner der ober-österreichischen Bauernschaft die geistige Verfassung dieser stamm-gläubigen, von jedem noch so leichten Lufthauch moderner Auf-tlärung abgeschlossenen Bevökkerungsschichten gezeichnet wird. DieBrutalitäten eines dumpfen ungebundenen Trieblebens sind durchdie Beimischung der angelernten gedankenlosen Glaubensheuchelcivollends ins Fratzenhaft-Grotesie entartet. Wie ein Hexensabbatmenschlicher Verrücktheit mutet einen dieses offenkundig Zug umZug Erlebtem und Geschautem nachgebildete Treiben an.Da ist die Patscheiderin, die reichste Bäuerin des TrenkwalderWallfahrtsdörfchcns, die etwaige Nachträglichkeiten des liebenGottes dadurch zu beschwichtigen sucht, daß sie die Frucht ge-beimen Ehebruchs, einen grobschlächtigen Bauernjungcn, zumPricsteramt bestimmt und obendrein ein Kirchlein stiftet. �Da istdie exstatische Schustcr-Poltin, die sich schaudernd das Schicksalihres wunksüchtigen Sohnes im Jenseits an der Hand sachkundiger..Höllenbüchlein" ausmalt und schließlich den Verkommenen zurRettung seiner Seele in den reißenden Gebirgsbach stößt. Dagibts für ein paar Kreuzer Lohn die Bittgesuche an dieHeiligen vermittelndes Wallfahrtsweibl usw. usw.Ter dritte Akt faßt den ganzen tollen Spuk deS Aberglaubens zu einem großen Massenbild zusammen. In der Nachtvor Svnnenwcndtag pilgert, was irgend laufen kann, zur Berg-kapelle. Kerzen und Weihegeschenke werden dargebracht, Anliegender Mutter Gottes vorgetragen. Eine der Jungfern fleht zurMaria um einen Ehemann und sei er auch mit einem Buckel aus-gestattet und der wüsteste Geselle. Anders betteln um DispenSund gnädige Bewahrung vor den Folgen eines Fehltritts. In denPausen der Gebete flammt neidisches Uebelwollen, gehässigeSchadenfreude auf. Auch bei den Kindern ists nicht anders. Beidem plötzlichen Bekenntnis der von Gewissensqual bedrängten Pat-sckeiderin, das ihre frühere Sünde kundgibt, geht spöttisches Froh-locken durch die Reihen. Man freut sich der Blamage.— Im letztenAkte lenkt das düstere Stück in freundlichere Bahnen. T«r Lieb-lingssohn der Bäuerin, der Priestcrkandidat, hat feines BrudersBerantwortlicher Redakteur Ernst Metzes Steglitz. Für deMartin junge Frau, die nun ein Kind von ihm erwartet, vor derEhe verführt. Das Paar muß seine Schuld gestehen. Erschüttertund zugleich doch auch befreit, reißt er die schwarze Tracht vom Leibeund erklärt der Mutter, daß er niemals Pfarrer werde. Martin rastin wilder Eifersucht, er jagt das junge Weib auf die Straße, stürmtselber, Selstmordgedanken im Herzen, fort. Doch wie er die Ver-stoßene, verhöhnt von ihren früheren Freundinnen, mit abgeschnitte-neu Zöpfen am nächsten Morgen wiedersieht, sind Groll und Ver-zweiflung in dem gutmütigen, gesunden Burschen schon halb undhalb verraucht. Mögen die anderen klatschen, was sie wollen, erhat seine Annemarie noch immer gern und bietet ihr— diese Szenensind wohl die stischesten des Dramas— die Hand.Die Aufführung war ungleichmäßig. Maria Pospischilwußte mit der Rolle der Patscheiderin nichts Rechtes anzufangen.Gut und natürlich kam der Martin in der Darstellung RudolfTeublers heraus. Am echtesten wirkte Frieda Richard in derEpisodcnsigur des Wallfahrtsweibls. ästMus aller Welt.Hochtvaffergefahr.Schneeschmelze und starke�Regengüsse haben jetzt auch inFrankreich und in West- und Süddeutschland großen Schadenangerichtet. So ist in einem großen Teile Bayerns in-folge der neuerlichen Regengüsse Hochwasser eingetreten. Be-sonders schlimm ist die Lage in der Maingegend, speziell imBezirk von Kulmbach, wo mehrere Dörfer vom Verkehr ganz-lich abgeschnitten sind. Schwere Unwetter werdenauch aus dem Allgäu gemeldet, wo zahlreiche Lawinenniedergehen. Aus dem Bayerischen Walde wird berichtet, daßinfolge Hochwassers verschiedene Sägewerke stark beschädigtund wertvolle Holzbestände fortgerissen wurden: auch dort istder Verkehr unterbrochen. Schlimme Nachrichten kommenauch aus der Oberpfalz, wo weite Sstecken überflutet sind.Die Donau ist in Regensburg so gestiegen, daß gestern dietiefer gelegenen Teile des Ortes überschwemmt worden sind.In München ist gestern abend ein heftiges Gewitter mitstarkem Hagelschlag niedergegangen. Da die Niederschlägeandauern, ist ein weiteres Anschwellen der Flußläufe zu be-fürchten.Infolge der Schneeschmelze und der anhaltenden Regen-güffe der letzten Tage wird weiter aus dem Osten Fr a n k-reichs ein starkes Anschwellen der Flüsse und damit vea>bundene Ueberschwemmung gemeldet. Tie Rhone ist gesterninnerhalb weniger Stunden stark g e st i e g e n. Man be-fürchtet Hochwasser.Ueber die Gefahr im Rheingebiet erhalten wiirweiter folgendes Privattelegramm aus Köln: Dasseit Sonnabend im gesamten Rheingebiete anhaltende st a r k eRegenwetter, verbunden mit Schneeschmelze,hat ein derartig schnelles Antvachsen des Rheines und seinerNebenffüsse bewirkt, daß in einzelnen tiefer gelegenenGegenden mit Hochwasserkatastrophen gerechnetwerden muß. In den besonders gefährdeten Gegenden ist einTag- und Nachtwackdienst eingerichtet worden. Die Rhein-schiffahrt erleidet seit heute die erste Einschränkung. DasWasser steigt stündlich um 5 Zentimeter. Bei Köln ist diePegelhöhe auf über 6 Meter angewachsen. Im Eifelgebiet istinfolge des Hochwassers der Verkehr zwischen den einzelnenOrtschaften völlig unterbunden. Die ProvinziallandstraßeAachen— Trier ist überschwemmt. Der vorherrschendestarke Nordweststurm hat großen Schaden an Baulich-ketten und Waldungen angerichtet.Angebliche Spionage.Köln. 8. März. sPrivattelegramm des„Vorwärts".) Ingroße Bedrängnis geriet der Fahrgast eines Straßenbahnwagens,der im Wagen ein Paket Bücher gefunden hatte. Er nahm dasPaket mit nach Hause, um es am anderen Tage an den Verliererabzuliefern. Beim Oeffnen deS Pakets erkannte er, daß es sich umBücher über die Festungsverteidigung handelte. Erbeeilte sich, die Bücher an den Ort ihrer Bestimmung abzuliefern,wurde dort aber nach dem Bericht des„Stadtanzeigers" wegenSpionageverdachts verhaftet. Erst nach langwierigen Ver-Handlungen wurde er freigelassen. Den Verlierer der Bücher, diewichtige Geheimnisse enthielten, einen Vizefeldwebel, dürfte wegen'einer Vergeßlichkeit eine empfindliche Strafe treffen.Verbrechen an der franzöfischen Grenze.Einem schrecklichen Verbrechen ist man, wie aus Perpignangemeldet wird, in Casa de la Selva nahe der stanzösischen Grenzeauf die Spur gekommen. In einer Scheune wurde der BauerMitjar erdrosselt aufgefunden. Außerdem wies der Leichnamzwei schwere Wunden am Kopfe auf. Die Frau des Ermordetenund sein eigener Bruder, die in unerlaubten"Beziehungen zuein-ander standen, wurden verhaftet. Beide haben schließlich gestanden,daß der Bruder auf Wunsch der Ehefrau die Tat verübt hat. DerErmordete wurde im Schlafe überfallen, durch mehrere wuchtigeSchläge betäubt und dann erdrosselt. Der. Mörder erklärte dieTat damit, daß der Bruder ihm 200 Pesetas schuldete, die er sichweigerte zurückzuzahlen._Kleine Notizen.Familientragödie als Folge der Arbeitslosigkeit. Aus Ver-zweiflung über den Tod seiner Frau und längere Arbeits-l o s i g k e i t hat der Fabrikarbeiter Dietrich seine beiden Kinderim Alter von 2 und 4 Jahren erwürgt und dann Selbstmord durchErhängen begangen.Ein englischer Fliegproffizier vermißt. Auf dem Flugplatz vonHendon ist man in großer Sorge um das Schicksal des englischenFliegeroffiziers, eines Hauptmanns, der mit Passagier am Sonn-abend früh um 8?L Uhr in Paris aufgestiegen war, um nachEngland zu fliegen, wo er gegen 1 Uhr mittags hätte eintreffenmüssen. Bis jetzt liegt von den Fliegern keinerlei Nachricht vorund man befürchtet, daß chnen ein Unfall zugestoßen ist.Bluttat eines Polizcioffiziers. Ein junger Polizeiofsizier inPetersburg, namens Iwanow, drang in der vergangenenNacht in das Bureau seines Vorgesetzten ein. Er feuerte aufdiesen, den Obersten Thebaiel, mehrere R c v o l v c r s ch ü s s e ab,die den sofortigen Tod des Offiziers zur Folge hatten.Feuersbrunst. Im Mittelpunkt der Stadt Casablancawütete am Sonnabend eine heftige Feuersbrunst, die fünf G e-schäftshänser zerstörte und beträchtlichen Schaden an-richtete. Das Gebäude der Staatsbank konnte mit Mühe gerettetwerden.•Beim Zahnziehen die Wirbelsäule gebrochen. Ein merkwürdigerFall von fahrlässiger Tötung stand am Sonnabend zur Verhandlungvor den Londoner Geschworenen. Ein Wjähriger Versicherungs-beamter war an einem Bruch der Wirbelsäule gestorben,den er sich beim Ziehen eineS Zahnes durch den Zahnarztzuzog. Die Sektion der Leiche ergab, daß die Schädelbasis und dieersten Rückenwirbel infolge vorgeschrittener Tuberkulose außer-ordentlich schwach waren. Beim Ziehen des Zahnes brach der Zahnarzt durch den Ruck die Wirbelsäule an zwei Stellen, so daß derl Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke, Berlin. Druck u.Berlag: VorwärtsTod fast auf der Stelle eingetreten sein muß. Der angeklagte Arztwurde schließlich freigesprochen.Die Suffragettcnführcrin Sylvia Pankhurst wurde amSonntag in London in einem Omnibus v e r h a f t e t, als sie sich zueiner Versammlung der Frauenrechtlerinnen auf dem TrafalgarSquare begeben wollte. Als die Nachricht von der VerhaftungSylvia Panihursts eintraf, bewaffneten sich die Franenstimmrecht-lcrinnen mit Knütteln und versuchten nach Downing Street zu mar-schieren, um gegen die Verhaftung Einspruch zu erheben. DiePolizei stellte sich den Frauen entgegeen und berittene Schutzleutetrieben sie auseinander.Spiel und Sport.Vom Sechstagerennen.Seit Miltwochabend sind sie wacker im Gange die Sechs-tagefahrer. ES ist die alte Geschichte. Für Fahrer wie fürVeranstalter geht es um Geld. Sport komnst hierbei nichtin Frage. Denn das ununterbrochene Fahren auf der Holzbahn ist kein Sport. Aus die Zuschauer wirkt diese Fahrererverblödend. Etwas Abwechselung kommt in die Sache, wenneinige Angetrunkene, denen es aus Geld nicht ankommt,Prämien aussetzen. Tann kommt Bewegung in die Fahrerzum Ergötzen der Spender. Am Donnerstag- und Freitag-abend gab es so etwas wie Kampf, es galt, einen Tausend-markschein zu erobern. Und dann folgte Prämie auf Prämie.Die Kilometerzahl der einzelnen Fahrer wurde auf dasschnellere Tempo gesteigert. Dann aber ging es wieder imruhigen Trott. Die Geldspender mit ihren Kokotten hattenden Fahrertempel verlassen: die Aufregung war vorbei.Das Nord-Südspiel auf dem Bundesplatz in Weißensee. DieMärkische Spielvereinigung(Mitglied des Arbeiter-Turnerbundes) versammelte gestern nachm. rund 2000 Freunde desFußballsports zu dem alljährlich stattfindenden PropagandaspielNord-Süd. Zur Erläuterung sei bemerkt, daß sich bei diesem Spielnicht bestimmte Vereine und Mannschaften gegenüberstehen, beidenen man das Resultat einigermaßen im voraus bestimmen kann,sondern daß die Mannschaften aus den besten Spielern der ver-schiedenen Vereine Groh-Berlins zusammengesetzt werden. Dadurchwird das Interesse der Zuschauer vollkommen von allen Vereins-interessen losgelöst und kann sich ganz dem eigentlichen Spiel zu«wenden. Mit großem Interesse verfolgte das Publikum dieLeistungen der einzelnen Spieler und kargte nicht mit dem Beifall.Ganz besonders begrüßt wurde das von der Märkischen Spiel-Vereinigung vorgeführte Spiel zweier kombinierter Alters-Mannschaften(30 bis 40 Jahre) Nord-Süd. In weitenKreisen ist noch die Meinung verbreitet, daß ältere Personen fürdas Fußballspiel nicht mehr recht disponiert seien, da es an dieSchnelligkeit und Ausdauer ziemlich hohe Anforderungen stellt. TaSgestern vorgeführte Propagandaspiel der Altersmannschaften er-brachte aber den Beweis deS Gegenteils. Beide Mannschaftenführten ein ausgeglichenes Spiel vor, reich an spannenden Mo-menten. Bei Halbzeit stand des Spiel 1: 1, und es schien fast, alssollten die Mannschaften mit gleicher Torzahl nach Hause gehen.Die Südmannschaft hatte jedoch daS Mißgeschick, ein Selbsttor zufabrizieren, so daß das Endresultat schließlich 2: 1 für Norden war.Das folgende Spiel der Männermannschaften ließ be-sonders in der ersten Halbzeit darüber in Zweifel, welche Mann»schaft als Sieger hervorgehen würde. Nach Anstoß von Südenwogte das Spiel hin und her, ohne zu einem Resultat zu führen.Erst in der 20. Minute konnte Norden einen wegen Hand gegebenen11 Meter-Ball zum ersten Tor verwandeln. In der 43. Minutegelang es dem Mittelstürmer der Südmannfchast ein« Flanke desRechtsaußen zum Tor zu verwandeln, so daß eS mit 1:1 in die Pauseging. Eine interessante und humoristische Abwechselunggab es, als sich nun einige der jüngsten Zuschauer, kleine Knirps«von 8 bis 10 Jahren, die das Spiel mit großer Aufmerksamkeitverfolgt hatten, des Balles bemächtigten und mit großem Eifer denBall hin- und hersagten. Als es einem dieser Jüngsten gelang, mitgutem Schuß den Ball durchs Tor zu treiben, ließen die Zuschaueres an Beifall nicht fehlen.In der zweiten Halbzeit war Süden im Vorteil. Nach zehnMinuten konnte der Halblinke von Süden einen Schuß des Mittel-stürmers verwandeln, und nach weiteren 10 Minuten folgten nochkurz hintereinander zwei weitere Tore für Süden. Norden konntenur noch einmal einsenden, so daß das Spiel mit 4:2 für Südenendete. Von der Südmannschaft spielte besonders das Jnnentriosehr gut, während von der Nordmannschaft der ToJvächter undrechte Verteidiger erwähnt seien.Die Märkische Spielvercinigung hat durch die gestrige Bor-führung bewiesen, daß sie bereits über gute Technik verfügt. ESwäre daher zu begrüßen, wenn die Fußballfreunde innerhalb derArbeiterschaft sich gänzlich vom Deutschen Fußballbund lossagenwürden. Dieser dem Jung- Deutschland- Bund ange-schlossene Verband agitiert wieder lebhaft unter der Arbeiterschaft.um für die nächste Spielsaison die Massen der Arbeiterjugend zugewinnen. So sind z. B, außer in Berlin auch in Luckenwalde.Brandenburg usw. große Propagandaspiele geplant, wo die Jugendzunächst unter„neutraler" Flagge herangezogen werden soll, umdann später bei den bekannten„vaterländischen" Festen als Sias-sage zu dienen. Die Arbeitereltern werden gut tun, die Jugenddarauf aufmerffam zu machen, daß der Sport sehr gut auch in derMärkischen Spielvereinigung betrieben werden kann, die die Ver-quickung der Leibesübungen mit hurrapatriotischen Nebenzweckenentschieden verwirft.Die freien Schwimmer EharlottenburgS brachten auf ihremgestrigen Schwimmfest in der Badeanstalt in der Krummestraßegute Ucberraschungen, auch auf dem Gebiete der Reigen- undÄettungsvorsührungen. Im Wasserballspiel schlugen sie ihre Magde»burger Gäste mit 1: 0 Punkten. Im Männerspringen und Damen»kopfweitsprung nahmen sie den ersten Platz für sich in Anspruch.Auch in der Männerstafette belegten sie die zweiten Plätze hinterNeptun-Lichtenberg, welcher außer Konkurrenz startete. Den Schlußdes Festes bildeten Kommers und Tanz in den Gesamträumen deSVolkshauses Charlottenburg.Die Freie Turncrschaft Neukölln-Brih veranstaltet am Montag.den 9. März� abends bl-iS Uhr, eine öffentliche Frauenversammlungin Barlschs Festsälen, Hermannstr. 49. Tagesordnung:„Gründungeiner Abteilung für ältere Turnerinnen". Der Verein erwartet zudieser Versammlung regen Besuch. Im Vorjahre fand eine solcheVersammlung für ältere Turner statt, aus welcher eine an 80 Mit-glieder zählende Abteilung hervorging.Fusiballresultate.V. F. B. 1894 gegen Rüstig-VorwärtS, 1. Jugendmannschast2: 0 für V. F. B— Stralauer Ballspielklub gegen Rüstig-Vorwärts.2. Jugendmannschast 6: 0 für Rüstig-Vorwärts.— Fichte 7 gegenFreie Sportvereinigung 0: 14.— Alt-Glienicke gegen Fichte 83:0.— Sperber. 2. Mannschaft, gegen Fichte 9, 2. Mannschaft1:5.— Sportklub Mablsdorf gegen Fichte 71:3.— Weißensee,3. Mannschaft, gegen Fichte 16. 2. Mannschaft 3:4.— Charlottenburg gegen Spandau 3: 1.— R. B. C., 1. Jugendmannschast, gegenFichte 9 9:0._______Suchdruckerei a. Verla gSanstalt Paul Singer& Co, Berlin SWj'