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Nr. 72. 31. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

Weiße und schwarze Arbeiter in Südafrika  .

London  , 11. März 1914.( Eig. Ber.).

Sonnabend, 14. März 1914.

Deutscher   Kürschnerverband, Filiale Hamburg  .

feinen Argumenten noch feinen Eindruck zu machen vermocht. Achtung, Kürschner! Zur Durchführung des zwischen unserem Aber in der füdafrikanischen Arbeiterpartei, deren Vorstand er Verbande und dem Verband der Zurichtereibefizer abgeschlossenen angehört, gelang es ihm im vorigen Jahre, den Führer der Tarifs haben wir über die nachbenannten Rauchwarenzurichtereien die Sperre verhängt: M. Schellenberg, Hamburg  , Glashütten­Bartei Crewell auf seine Seite zu bringen. Auf dem Partei- straße 95, A. Reinstrom, Hamburg  - Wandsbet, Lübecker Str. 80, und tag wurde darauf am 30. Dezember des letzten Jahres. die A. Zimmermann u. Co., Hamburg  - Eidelstädt, Bahrenfelder Weg. sogenannte Farbigen- Schranke" abgeschafft; heute läßt die Es wird erwartet, daß kein Arbeiter und keine Arbeiterin in Bei den jüngsten Ereignissen in Südafrika   handelte es füdafrikanische Arbeiterpartei auch Farbige als Mitglieder zu. diesen Betrieben Arbeit annimmt, solange die Sperre besteht. sich stets nur um den Kampf der weißen Arbeiter gegen die Sozialistischer Idealismus und sozialistische Erkenntnis weißen Unterdrücker. Es ist aber allgemein bekannt, daß die arbeiten hier zweifellos Hand in Hand mit der wirtschaftlichen große Masse der südafrikanischen Arbeiter nicht aus Weißen, Entwickelung. Mag auch die Zeit noch nicht gekommen sein, sondern aus Farbigen und Negern besteht. Die weißen Ar- da der schwarze Bruder von Negerdorf als Konkurrent des beiter find nur die gelernten Arbeiter; Neger, Inder und weißen Arbeiters auftreten kann, die Zunahme der farbigen Mischlinge verrichten die zahlreichen Arbeiten in der Berg- Bevölkerung kann durch nichts aufgehalten werden und der werksindustrie, zu denen keine besondere Geschicklichkeit er- Selbſterhaltungstrieb des weißen Arbeiters allein muß ihm forderlich ist. Was ist nun das Verhältnis zwischen den gebieten, diese Arbeiterschicht in seine Reihen zu ziehen. weißen und den schwarzen und farbigen Proletariern Süd­ afrikas  ?

Berlin   und Umgegend.

von

Der wöchentliche Ruhetag im Bädergewerbe. Die Münchener   Bädergehilfen, die im vorigen Jahre den Kampf um den 36stündigen Ruhetag nach 14tägigem Streit auf­geben mußten, erheben nun diese Forderung neuer­dings. Eine von über 800 Bäckergehilfen besuchte Mitglieders versammlung des Bäcker- und Konditorenverbandes beschloß ein­stimmig, der Bäckerinnung einen forporativen Tarif. entwurf mit der Forderung des 36 stündigen wöchent lichen Ruhetages zu unterbreiten und das Einigungsamt des Gewerbegerichts feine um Bermittelung anzurufen. E3 Ueber diese Frage hat uns der Genosse Mc Kerrell, einer dies der gleiche den Entwurf, Aus dem Fleischergewerbe. Der Inhaber des Hadepeter Ede ist die Organisation Ser deportierten Arbeiterführer, einige interessante Auf­mit 270 Bäckereibetrieben in München   abgeschlossen Die fchlüsse gegeben. Mc Kerrell ging vor dem Burenkriege als Danziger und Treskow- Straße, Herr Emil Forkert, hat den bereits bei der Regierung Innung petitionierte Tarifvertrag der Fleischerorganisation anerkannt. Die Sperre bat. blutjunger Mann mit seinen drei Brüdern nach Südafrika  , ift fomit aufgehoben. In Neukölln   haben die Fleischermeister Oberbayern   um ein 22stündiges Backverbot an den Sonntagen. Die wo er die ihm von den Veteranen Keir Hardie   und Smillie Gitorsti, Bodeftr. 26, Pietsche, Knesebecstr. 150, und Stegierung wies dieses Gesuch ab, da es nicht angehe, daß die Bier­beigebrachten sozialistischen Ideen weiterverbreitete. In der Klammer, Schierkestr. 20, den Tarifvertrag der Organisation und Großstadt München   an Sonntagen ohne frische Backware sei. Die Gehilfen vertraten den Standpunkt, daß ein 22stündiges Bad­Frage der farbigen Arbeiter nahm er von Anfang an eine anerkannt. Stellung ein, die von der Masse. der weißen Arbeiter nicht Die Fleischermeister Schulz, Schudomaftr. 42 in Neukölln  , verbot an den Sonntagen den Ruin Hunderter von Kleinbetrieben geteilt wurde. Er erklärte seinen Kameraden, daß sie, wenn ti, Fleischzentrale Forster Straße Ede Reichenberger Straße, herbeifübren würde, und schieben deshalb ihre Kardinalforderung fie die Ausbeutung und Unterdrückung des weißen Arbeiters 28irt, Matternftr. 5, und Holzhütter, Putbuser Str. 26, eines 36 stündigen Erfazruhetages in den Vordergrund. Das Eini­weigern sich, den Tarifvertrag anzuerkennen. gungsamt des Gewerbegerichts hat bereits Termin zur Verhandlung Durch die Kapitalisten verurteilen, kein Recht hätten, ihrer- Der Fleischermeister Rademacher, Neukölln  , Weserstr. 212, festgesetzt. seits den farbigen Arbeiter auszubeuten und zu unterdrücken. hat den mit der Organisation vereinbarten Tarifvertrag gebrochen. Er schilderte uns die Lage wie folgt: Alle diese Betriebe sind für organisierte Fleischergesellen gesperrt. Zentralverband der Fleischer.

Man muß einen Unterschied machen zwischen den Schwarzen und den Farbigen. Die Schwarzen, die in den Gruben arbeiten, sind die Angehörigen der Negerstämme. Ihr geistiges Niveau ist das des Kindes und zwischen ihnen und den organisierten Arbeitern besteht kaum eine Möglichkeit der Verständigung. Anders aber steht es mit den Farbigen, das heißt den Nachfömmlingen von Europäern und Negern, Indern und anderen Völkern. Diese werden von den Weißen ebenso verachtet wie die Schwarzen selbst, obwohl viele von ihnen kulturell den Weißen ebenbürtig sind. Ist doch der jezige Bergwerksminister, Herr Mallan, unzweifelhaft ein Farbiger, wenn er es auch nicht zugeben will. Der zweite Bürgermeister von Johannesburg   war ein Farbiger. Um die sonderbare Abscheu der Weißen gegen die Farbigen darzutun, fei erwähnt, daß die Tochter dieses Herrn einen Börsen Spekulanten heiratete und ihm ein Kind gebar, das so dunkel­Häutig war, daß der entsegte Ehemann auf und davon lief. Die farbigen Arbeiter müssen das Bindeglied zwischen dem weißen und dem übrigen Proletariat Südafrikas   werden. Die meisten Gewerkschaften lassen die Farbigen als Mitglieder zu. Doch die Bergarbeiter sträuben sich noch dagegen, Nach dem Gesez kann kein Farbiger einen Schein erwerben, der ihn zur Uebernahme von Sprengarbeiten befugt. Er ist daher zeit­lebens zur Rolle des ungelernten Arbeiters verdammt. Und doch gibt es Farbige, die den Schein befiken und Mitglieder der Gewerkschaft sind; man streitet es einfach ab, daß sie Farbige sind. In dem letzten Streit haben sich die Farbigen gut gehalten. So traten zum Beispiel 17 nder, die an der Grubenpumpe beschäftigt waren, unaufgefordert mit in den Streit und harrten an der Seite ihrer weißen Kameraden aus, obwohl ihnen die Grubenleitung bersprach, ihren Lohn bon 3 Schilling und 4 Pence auf 7 Schilling und 6 Pence den Tag zu erhöhen. Auf die Organisation der Bergarbeiter, deren Beamter er ist, hat der Genosse Me Kerrell bis jetzt mit

Kleines Feuilleton.

Wie Zeitungsromane fabriziert werden. it's nicht sonder bar, daß alle die blödsinnigen Romane der bürgerlich- gutgesinnten Bresse einander so ähnlich find?" Solche Fragen werden Leuten bom Bau häufig genug vorgelegt. In der Tat: die Erscheinung ist auffällig genug. Aber ebenso einfach ist auch die Erklärung.

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Deutsches Reich  .

Tarifbewegung der Gärtnergehilfen.

Der im Jahre 1911 abgeschlossene Lohntarif in den Münchener  Landschaftsgärtnereien läuft am 16. März ab. Der Allgemeine Gärtnerverein hat den Gärtnermeistern neue Forderungen zugehen lassen, das Einigungsamt hat sich in wiederholter Sigung damit Zur Aussperrung in der Solinger Waffenindustrie. beschäftigt, eine Einigung fonnte aber bis jetzt nicht erzielt werden. Der Unternehmerverband hat beschlossen, die kleinen Firmen, die Der Gewerberichter machte den Vorschlag: Dreijährige Tarif­dem aussperrungsluftigen Konsortium nicht angehören, aus dem Ver- periode und Erhöhung der Stundenlöhne für alle Arbeiter während bande auszuschließen. Die großen Unternehmer hatten versucht, die der Vertragsdauer um 5 Pf. die Stunde. Die Gärtnereibefizer fleinen Firmen für Streitarbeit zu gewinnen. Doch das haben die lehnten selbst diesen minimalen Vorschlag ab und bieten nur eine leinen Fabrikanten abgelehnt; sie wollen den großen Fabrikanten Lohnerhöhung von 1 Pf. pro Stunde an. Der Gewerberichter machte nicht die Kastanien aus dem Feuer holen.- Die fünf Firmen, die einen weiteren Vermittlungsvorschlag, die Löhne 1914 und 1915 um ausgesperrt haben, sind gegen die Waffenarbeiter mit weiteren Maß je 2 Pf. zu erhöhen bei dreijähriger Tarifdauer. Diesen Vorschlag nahmen vorgetreten. Die selbständigen Waffenarbeiter mieten ihre werden die beiden Barteien ihren Versammlungen unterbreiten. Das Arbeitspläge bei den Waffenfabrikanten; die Arbeitsgeräte stellen die Resultat über Annahme oder Nichtannahme dieses Vermittlungs­Arbeiter. Die Firmen berlangen nun die Näumung der Arbeits- vorschlags muß bis 16. März in den Einlauf des Gewerbegerichts pläße bis zum 25. März. Mit diesen Maßnahmen sollen die Waffen- gelangen. Zuzug von Gärtnergehilfen nach München   ist fern­arbeiter gefügiger werden. Es entstehen den selbständigen Waffen arbeitern durch die Kündigung der Arbeitspläge größere Kosten, die aber durch die Organisation gededt werden. Mithin wird auch dieser Schlag des Unternehmerverbandes seine Wirkung verfehlen.

Bergarbeiterbewegung im Saargebiet.

zuhalten.

Die schlechten Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Rohglasschleifer in der Oberpfalz   sind schon mehrfach öffentlich besprochen worden. Bei überaus langer Arbeitszeit ist der Verdienst sehr gering. Es ist deshalb erklärlich, daß die Arbeiter den bestehenden Tarif fündigten und eine Verbesserung erstrebten. Die Unternehmer haben Auf der Grube Hostenbach gärt es seit einiger Zeit unter den darauf an den Zentralverband der Glasarbeiter ein Schreiben ge­Arbeitern wegen rigoroser Entlassungen, Bestrafungen, Berlegung richtet, in dem sie im Auftrag der beteiligten Fabrikanten bekannt Am Mittwoch fand eine geben, daß die Unternehmer bereit sind, die seither an Schleifer und eines Sicherheitsmannes in Strafarbeit. Belegschaftsversammlung der Mittagsschicht statt. Zum Schluß der Polierer gewährten Teuerungszulagen noch bis zum 23. März cr. Versammlung unterzeichneten 242 Anwesende die Kündigungsformulare, weiter zu bezahlen, daß diese Zulagen aber in Wegfall kommen so das jetzt von der 700 Mann starten unterirdisch beschäftigten Be- werden, wenn nicht bis au einem bestimmten Termin mit der legschaft 629 Mann die Kündigung unterschrieben haben. Bon, den Drganisation der Tarifvertrag in seitheriger Weise auf die Dauer Beteiligten gehören 80 Broz. den chriftlichen Gewerkschaften an, auch von mindestens drei Jahren verlängert ist. Die Fabrikanten würden einige Mitglieder des gelben Gewerkvereins find darunter. Sie ver- bei Nichtverlängerung des Tarifvertrages sich gezwungen sehen, den langen: Zurüdnahme der Kündigungen, teine Kenderung der Arbeits- Arbeitern auf allen Werken den Tarif zum 18. April zu fündigen ordnung, humane Behandlung durch die Vorgesetzten, Wieder- und an diesem Tag den Betrieb vollkommen einzustellen. einführung des gemeinsamen Gebets( das durch die Verwaltung ab. geschafft worden war) und Urlaubsgewährung. Wie verlautet, foll die Verwaltung zum Entgegenkommen geneigt sein. Sie will das gemeinsame Gebet wieder einführen, wenn die Arbeiter die übrigen Borderungen zurücknehmen.

Der Unterzeichner des Unternehmerschriftstückes, ein Kommerzien rat und vielfacher Millionär, droht also, die Arbeiter hinauszuwerfen, wenn sie sich nicht ohne die geringsten Zugeständnisse für die Dauer von weiteren drei Jahren binden. Es ist denn auch in allen Roh­glasschleifereien folgender Anschlag angeheftet worden:

das Unterbringen von Bildern und Figuren so ungeeignet wie nur| Kälte einer der Motoren in Unordnung, und einer der Mechaniker irgend möglich waren; wenig Wandfläche, schlechte Beleuchtung, fonnte ohne weiteres seinen Siz verlassen, zu dem Motor hin­übermäßige Höhe, ein beängstigendes Zuviel an dekorativem gehen und ihn wieder in Ordnung bringen. Wegen der großen Schmud. Solchen Uebelständen hat Justi soweit wie möglich abge- Anzahl der Fluggäste enthält das Flugzeug mehrere Kabinen", holfen. Da er sich dabei aber ungemein pietätvoll erwies, nichts die übrigens zur Nachtzeit elektrisch beleuchtet werden. Wie es abbrach, sondern nur mit Ummantelungen, Abdedungen, Ver- heißt, daß die russische   Regierung 5 weitere Sikorskysche Flugzeuge hüllungen, mit dem Einziehen von Rabizwänden und dem Ein- in Auftrag gegeben. Einzelheiten über den Bau werden natürlich legen von Notdeden begnügte, so entstand keine neue Raum- forgfältig geheim gehalten. schöpfung, sondern ein Kompromiß: nicht ungelent, hier und da gefällig, zuweilen sogar überzeugend, aber doch nirgend in höherem Sinne architektonisch produktiv.

Ein Schlachtenmaler- Trust. In Baris hat sich eine Vereinigung Sist da in der Reichshauptstadt ein Verleger mit dem Titel der franzöfifchen Schlachtenmaler gebildet, der 20 der bekanntesten Hofbuchhändler"; der beschäftigt jahraus jahrein eine Anzahl Maler dieses Genres angehören und die sich, unter dem Vorsitz des Schreiber, die Drudzeile für 5 Pf. Er selber aber gibt den Inhalt Wenn man von außen kommt und so von der äußeren Form Generals Bailloud, das Ziel gesezt hat, die Schlacht von Waterloo an, den ein Noman haben soll und macht die Titel: Stolz weht des Gebäudes eine Vorstellung mitbringt, versteht man nur schwer, in einer Serie von Gemälden zu schildern. Zum 100. Jahrestage die Flagge schwarz- weiß- rot!"," Der Rennhujar" usw. usw. Alles wie die inneren Räume eigentlich zustande kamen. Es ist im Erd- Waterloos will die Gruppe in Baris eine Ausstellung veranstalten, Waterloos will die Gruppe in Paris   eine Ausstellung veranstalten, recht militärfromm und hochpatriotisch. Sonst kann die Ware ſein geschoß( um das handelt es sich bei der bisherigen Neuordnung) nur in der diese Waterloo- Serie" der Deffentlichkeit gezeigt wird. Die wie sie will, aber sittenrein und einwandfrei" und spannend: eine Peripherie von Räumen vorhanden; den Kern des Hauses das ist die Vorbedingung. Vom Fähnrich und Referendar an gibt scheint eine große Leere zu bilden. Man marschiert an den Fenster- Künstler sind dabei auf einen blödsinnigen Gedanken verfallen: fie es nur Mustermenschen. Die Intriganten und Schurken denn wänden des Tempels( den die Romantik Friedrich Wilhelms IV. teilen die Schlacht nach dem Buche Henry Houffayes in 20 Episoden, natürlich geht es ohne diese nicht ab gehören stets einer niede- schuf) entlang, durchschreitet einen Kranz von ganz appetitlichen und diese einzelnen Momente werden unter den 20 Schlachtenmalern ren" Klasse an. Das ungefähr sind die Hauptpuntte der Instruition, Räumen, fragt sich aber dauernd: was denn nun eigentlich im verlost, damit keiner sich beklagen kann, bei der Zuweisung des die der Herr Hofbuchhändler gibt. Jeder Verstoß gegen den guten Zentrum des Gebäudes steden mag. Da stedt die unmögliche Stoffes benachteiligt zu sein. Wir werden uns dabei bemühen, in Ton" wird sofort ausgemerzt. Echrieb da z. B. ein Unglüdswurm: Finsternis, deren wir uns von früher her sehr wohl erinnern; die der Malweise eine gewisse Einheitlichkeit anzustreben. Auf jeden Fall Der Kommerzienrat X 3 wurde nobilitiert!" Väterlich ver- wir aber auch heute nicht vergessen können, weil sie eben tatsächlich ist es unser Ziel, mit dieser Förderung der Schlachtenmalerei zum y weifend berichtigt ihn sofort sein Brotherr: Aber, ich bitte, was erhalten blieb. Wohl spürt man die tiefe hingebende Liebe, die weiteren Wiedererwachen des militärischen Geistes in Frankreich   bei­zutragen." für ein Stil? Was heißt nobilitiert? Schreiben Sie: Der Justi und der Baumeister   Wille an das Herrichten der Maste ge= Herr Kommerzienrat X98 wurde für seine Verdienste um das wandt haben; aber die Maske bleibt fast das Entscheidende. Es ist Waterland von S. M. in den Adelstand erhoben!" eine Art aufgeklärter Nationalliberalismus, eine zivilisierte Diplo Ist ein Roman besonders nach dem Geschmack des Herrn Hof- matie, die mit zehnerlei Rücksichten zu rechnen hatte, eine halb buchhändlers ausgefallen, so erhält der glückliche Verfasser eine schämige, halb fede Dialektik, die hier am Werte waren: eine Belohnung: er braucht ihn nicht zu zeichnen! Der Herr Hofbuch- schwache Zeit tänzelt im Flitterkleid in die entscheidenden Probleme. händler in höchsteigener Person sezt seinen Namen unter den Manches ist vortrefflich gelungen, so die Säle, in denen jetzt Kitel! Ja, man ist generös und bietet dem Schreiber sogar eine Böcklin hängt; manches ist unmöglich, so ein dekoratives Arrange= Havanna   an, wenn vielleicht eine minutiöse Beschreibung eines ment, das aus der Monumentalität des Marees ein buntes Mario­Hofzuges das Auge des strengen Kritikers etwa derart erfreut: nettentheater macht. Wibig, aber doch nicht befriedigend sind die S. M., unser herrlicher Kaiser, tritt nur auf das Kernholz aus Ovale, die an der Rückseite des Hauses in der halbrunden Apfis unjeren schönen deutschen   Wäldern, und Allerhöchstderen Blide fich mit leidiger Notwendigkeit ergaben. Diese Räume haben etwas ruhen gern auf den ebenholzschwarzen Intarsien der Wand- Afrobatisches, sie scheinen zu gleiten und zu schwimmen, sie wirken bekleidung; diese wundervollen tunstgewerblichen Schöpfungen zufällig, obgleich sie offenbar das Ergebnis mühseliger Tüftelei haben zum Material den eisenharten Stamm einer Sumpfeiche, die find. Ueberdies: fie sind mit Gold übermäßig ausstaffiert und wohl seit Hermann des Cherusters Zeiten im Grunde schlummerte spekulieren gar zu deutlich auf die Zustimmung der höheren und nun..." Ja, der Herr Hofbuchhändler kennt seine Abnehmer. Instanzen. Die Redaktionen der gutgesinnten Presse, wie Lokal- Anzeiger" und Alles in allem: Viel Arbeit und viel braves Streben; aber Norddeutsche" lecken sich die Finger nach solchen Romanen und nirgends eigentlich ein großes Gefühl, ein Wagnis, ein Vorstoß. rechnen es sich zur Ehre an, für diese" höhere" Literatur Taufende

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rbr.

Das Erfreuliche an der Sache ist, daß hier der Zwed dieser Tendenzkunst- der chauvinistische sowohl wie der erwerbsmäßige fo offen zutage tritt. Uebrigens erfreuen sich die Schlachtenbilder in Frankreich   bei allen Kunstverständigen nicht minder wie bei den Gegnern der kriegerischen Phrase gleicher Unbeliebtheit wie bei uns.

Notizen.

Theaterchronit. Im Kleinen Theater wird die Erst­aufführung von dem Lustspiel" all oh" von Imre Földes auf Freitag, den 20. März, verschoben.

Das verbotene Drama. Der vor 25 Jahren ge­gründete Verein" Freie Bühne" plant eine einmalige ge­schlossene Aufführung des Dramas Louis Ferdinand  , Prinz von Preußen" von Frit v. Unruh vor geladenen Gästen. Die öffentliche Aufführung des Dramas wurde aus Rücksicht auf die Hohenzollerndynastie verboten. Gegen die Modetyrannei, die die elegante Welt" sich bisher von den Modemachern vorschreiben ließ, wird in Paris  jegt die Opposition wach. Die Damen wollen sich nicht länger die von Kokotten, gegen Entgelt oder gar gegen Gratislieferung der Kleider lancierten Verrüdtheiten aufzwingen lassen. Daß der Ruf nach Einfachheit Erfolg haben wird, ist billig zu bezweifeln. Die Schichten, die die Moden mitmachen, tönnen ohne diese nicht mehr leben, und die Schneiderkapitalisten werden sie schon wieder firre triegen. Die Kofotte ist nun mal die Tonangeberin

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bezahlen zu dürfen. Doch damit ist der Segen nicht zu Ende. Zu Das Ueberflugzeug. Rußland   hat soeben eine wichtige Höchst­bielen, vielen Malen geht später der Roman in die Proving, bis leistung im Flugwesen an sich gebracht: das Riesenflugzeug des ihn endlich auch der Amistiefer eines Puttkamerunschen Kuhneftes Erfinders Sikorsky ist, wie aus St. Petersburg   berichtet wird, seinen Lefern als 50. oder 75. Druck vorsetzt. mit einer Menge von Fluggästen an Bord aufgeflogen, wie sie bis­Die neugeordnete Nationalgalerie. Nach mehrjährigen her unerhört war. Es befanden sich nämlich nicht weniger als Irrungen und Wirrungen ist nun endlich die Nationalgalerie 17 Menschen und 1 Hund in dessen Kajüten", wie man bei den wieder eröffnet worden. Der neue Direktor Ludwig Justi   hat das großen Abmessungen des Flugzeuges wohl sagen darf. Der Zwei­Echicksal, das allen Museumsleitern von ganz schlimmen Göttern Decker, der ähnlich einem gewöhnlichen Farman- 3weideder gebaut des neuesten Geschmacks. bittiert worden ist, über sich ergehen lassen und hat umgehangen, ist, ist biermal so groß wie sonst Flugzeuge im Durchschnitt. Es Der Erfinder der Luftdruckbremse, George neu geordnet, ausgefegt, geflaggt und bronziert. Die National- wird von vier Argus- Motoren von je 100 Pferdekräften angetrieben, Westinghouse, ist in New York   gestorben. Er soll zu seiner galerie mag solche Neuorganisation( die man eine höhere Art der die zu zweien vorn und hinten angebracht sind. Nach den vor- segensreichen Erfindung durch die Verwendung von Luftdrud, wie Tapeziererfunft nennen fönnte) besonders nötig gehabt haben; it liegenden Berichten muß das Riesenflugzeug außerordentlich sicher er sie beim Bau des Mont- Cenis- Tunnels fennen lernte, angeregt Brundplan nicht zum Museum bestimmt, bot sie Räume, die für fliegen, denn während des letzten Fluges geriet wegen der großen worden sein.