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Nr. 74. 31. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Montag, 16. März 1914.

Deutsche Tageszeitung

st

Падким

CLAADING

A. Salbe.

Keiling: Wat so' nen gemeinen Majestätsbeleidijer jeben se weniger Knast als mir, der ick immer det Staatswohl int Ooge hatte?

Die Wochenmaler.

Ja, ja, nun rührt man allerwegs die Knochen, Und jedes Aleffchen springt.

Da Ihr in diesen Tagen rot gesprochen, Sabt Ihr auch sie beschwingt.

Wie wirkt man fruchtbar? Dies war ihr Problem. Nun blitt Aha!" ihr Cerebralsystem:

Man kommt vor allem einmal in die Wochen!

Wie eifrig wackeln da die dicksten Zöpfe!

Man faucht und droht.

Die Pinsel tauchen in die Farbentöpfe:

Auf, auf! Und löscht das Rot!

Blau sei die Woche! Oder: Gelb wie Harz ! Ein andrer schreit: Am besten deckt das Schwarz! Und wildgeschäftig rauchen alle Köpfe.

Der Fortschritt auch muß etwas mitspektakeln. Sein weicher Pinsel kämpft,

Um seinerseits die Woche anzukrakeln, Natürlich sehr gedämpft.

Was aber gibt das arme Töppken her? Von bunter Mischung einen sanften Schmeer. Doch eifrig hört das lahme Suhn man kakeln. Na, schmiere jeder seinen braven Schinken. Man lacht sich eben schief.

Es wirkt der Sozi, will uns schier bedünken, Hier wieder positiv:

Sie spüren alle seine Faust am Schopf Und tauchen schleunigst in den Farbentopf, Doch weniger um zu malen, als zu stinken. Pan.

Kätchen.

Von Friz Müller.

Mätchen ist ein prächtiger Mensch nein, ich muß sagen, war ein prächtiger Mensch. Denn da ist ein ein wie soll ich fagen ein Anads in ihrem Leben gewesen, ein ganz unber­fändlicher Anade.

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Sie war noch ein halbes Kind, als sie zur Tante Mina tam. ha, Zante Mina, meint ihr. Nein, bitte sehr, da lag der Knads

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nicht. Tante Mina war eine tüchtige Frau, eine sehr tüchtige Frau rätin neulich auch gesagt hat, ich sollte acht geben auf dich fogar. Und Kätchen konnte froh sein, daß sie solch eine Tante hatte. du kämest jest in das Mter, wo auch eine Nichte von ihr so bumme Oder ist es vielleicht kein Glüd, wenn ein elternlos gewordenes Streiche gemacht hat weißt du, so allerhand Sachen nun, Mädchen zu einer Tante kommt, die ihm Schutz und Dach gewährt? du verstehst mich schon, mein Kätchen." Die sie vor der Fährlichkeit der Welt behütet. Die für sie sorgt. Kätchen stand da mit blanken Augen und verstand es nicht. Nicht nur mit Speise und Trank und Kleidern die auch für Nun, um so besser, Kätchen wie gesagt, ich lasse absolut ihre Bildung sorgt und die Moral. Oder ist in diesen traurigen nichts auf dich kommen. Ich kenne doch mein Kätchen viel zu gut, Beitläuften, wo sich allerorten festgefügte Bande lodern wollen, die und richtig was ich noch sagen wollte, hast du jetzt die Bildung und Gefittung nicht viel, viel mehr als Essen? Stickereien fertig? Noch nicht? Hm, ich dachte allerdings nuit, du wirst sie eben morgen fertig machen; morgen ist ja Sonntag, morgen ist ja Zeit dazu und am Montag bringst du sie zu Hage u. Co. erst wenn's dunkel wird, Kätchen, und durch den hintern Eingang; es brauchen ja nicht alle Leute zu sehen, daß-" Tante Mina stockte. Tante Mina stoďte sonst nicht oft. ber hier stockte sie dochy. Und fragend blidte Kätchen auf,

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Tante Mina sagte es immer: Sätchen", sagte sie, nicht zuviel nicht als ob ich's dir nicht gönnte der Himmel weiß, daß ich's dir gönne aber ich habe erst im Hufeland gelesen, ja im Hufeland, daß viel mehr Menschen am zu vielen Essen sterben als am zu ivenig Essen."

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Nein, nein, sterben wollte Kätchen nicht. Da sie lieber wenig, recht wenig.

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" Denn, siehst du", fuhr die Tante Mina fort, aufhören muß man doch zu essen, wenn's am besten schmedt jaja, wenn's am besten schmeckt das steht auch im Hufeland , mein Kätchen." Und so kam es, daß Kätchen immer, immer aufhörte, wenn's am besten schmeďte.

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Das heißt, ergänzte sich die Tante Mina später, das heißt, bei der Arbeit ist das anders. Arbeiten kann man immer. Arbeiten ist gesund. Und viel arbeiten ist noch gesünder. Am gesündesten aber ist, auch dann zu arbeiten, wenn die Arbeit nicht mehr schmecken will. Dann gerade extra, Kätchen."

Kätchen wurde rot.

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" Nun ja, Kätchen, ich will offen fein; du weißt ja, ich bin immer offen man kommt am weitesten damit und siehst du Stätchen, es gibt Leute, böse Leute, die gleich sagen würden, wir hätten es nicht nötig, Stickereien an Geschäfte zu verlaufen, ich, deine Tante, hätte Geld genug. Aber nicht wahr, Mätchen, so töricht bist du nicht? Du weißt sehr gut, daß Arbeit niemals schändet. Schon der alte Hufeland ..."

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Hufeland , Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern", Davidis , Das praktische Kochbuch" und" Marlitt . Das Geheimnis der alten Mamsell", waren die einzigen Bücher, welche Tante Mina hatte. Siehst du, Kind", sagte sie, was brauch ich viele Bücher. Ich kenne ja das Leben, wie es ist. Und bu, was brauchst Aha, ich sehe, du verstehst mich, Kätchen. Ja, ich will offen du viele Bücher? Du lernst ja auch das Leben kennen burch sein zu dir, Kätchen, ganz offen. Gestern abend z. B. hast du um mich, jawohl, durch mich. Deine Schule hast du fa durchgemacht, halb neun Uhr plößlich aufgehört zu bügeln. Und warum? Weil wie sich's gehört. Du hast die Bildung, die dir zukommt du müde warst, wirst du sagen, Kind. Jaja, weil du müde warst. einem gutgesitteten Mädchen zukommt und die dich einmal fähig Siehst du, das ist gerade der Puntt, wo bei einem Mädchen wie machen wird, einem Haushalt jaja, Kätchen, einem Haushalt du der Wille einsetzen müßte. Der Wille: nein, jest will ich grad vorzustehen. Oder willst du etwa immer bei deiner Tante Mina noch weiter bügeln, bis alles fertig ist. Ich an deiner Stelle, bleiben, wie?" Nätchen, hätte das getan. Jaja, der Wille, Kätchen, der verlängert auch das Leben. Schon der berühmte Hufeland"

die

Kätchen fagte nichts. Sie fentte nur den Kopf. Nun, ich wußte es ja, daß du ein braves Mädchen bist. Ich Stätchen wurde blaß. Kätchen suchte nach einem Taschentuch. wußte ja, daß du es einsiehst;' s ist einfach deine Pflicht, jawohl, Aber kind, was hast du plöglich? Doch nicht etwa weinen? Sätchen, deine Pflicht, dir einen Haushalt zu schaffen, wenn es Das wäre noch schöner. Schau, ich meine es so gut mit dir. Oder Zeit ist. Und mir scheint, ätchen, es ist jetzt Zeit weißt du jemand auf der Welt, der's besser meint? Na, siehst du, Kätchen sah erschrocken die Tante Mina an. Kätchen. Und es ist ja nichts verloren, wenn du wenn du heute ,, Sieh, Kätchen, ich will offen sein mit dir ich bin immer abend dann das nachholst, Kätchen, was du gestern. offen, das weißt du ja. Daß meine Renten all die Zeit her, ha Und Kätchen holte es am Abend nach. Sogar gründlich holte es du bei mir warst, nicht gerade mehr geworden sind, nun, das Kätchen nach. Es war knapp vor zwölf Uhr, als das Bügeleisen verstehst du doch, mein Kind, nicht wahr? Aber hör mal, weinen nicht mehr über die weiße Wäsche dampfte. mußt du nicht, das würde deinen Teint verderben- das wäre

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Dafür fargte aber auch die Tante Mina nicht mit Anerkennung nicht gut für den Ball morgen abend, und was die Bälle betrifft- am anderen Morgen. Siehst du, Mätchen", sagte sie, ich hab' cs fic foften übrigens ein Heidengeld, mein Kätchen was die Bälle ja gewußt, du bist ein prächtiges Mädchen. Nein, nein, Kätchen, betrifft, ich denke, du wirst besorgt sein, daß wir nicht mehr allau ich laffe auch nichts über dich kommen. Und wenn die Rechnungs. biele nötig haben."