neuen Verfassung vornehmen zu können. Wenn aber alles glattgeht, könnte im Oktober dieses Jahres ein Reichstag zusammentreten,der auf Grund der revidierten Verfassung gewählt wird. Db manjedoch vor Ueberraschunge» schon gesichert ist, läßt sich noch nichtpositiv sagen.Knnlanü.Sozialdemokratische Kundgebungen.Helsingfors, 16. März.(Privattelegramm des„Vorwärts".) Gestern fanden im ganzen LandeMassenversammlungen gegen die von der russischenRegierung beabsichtigte Einführung der Getreidezöllestatt, in denen eine energische Resolution gegen diese ungesctz-liche volksschädlichc Maßnahme angenommen wurde. TieVersammlung in Helsingfors war von 16(XX) Teil-nehmern besucht. Die Massen marschierten unter Vorantritteiner Musikkapelle zum Versammlungsort. Im Zugewurden zahlreiche rote Banner getragen. Von vierTribünen wurde gesprochen. Nach der Versammlung zog eingewaltiger Demonstrationszug durch die Hauptstraßen zumVolkshaus, wo er sich auflöste.In A a b ö und W a s a sprengte die Polizei die Ver-sammlungen.Albanien.Das erste Ministerium.Durazzo, 16. März. DaS Ministerium hat sich folgendermaßen gebildet: Turthan Pascha, Vorsitz und Aeußeres;Essad Pascha, Krieg und Finanzen? Für st Bibdoda,Inneres, Post und Telegraphen; A z i z Pascha, Justiz und Kultus]Dodeur Turtulli, Unterricht; A ss anB ei- Pristina, Ackerbauund Handel._J\m der Partei.Erfolge der Roten Woche.Nach dem bis Freitagabend vorliegenden Teilergebnisbrachte die Agitation während der Roten Woche in den dreiDresdener Wahlkreisen 8811 neue Partei»Mitglieder und 126 Abonnenten, obwohl inDresden schon vor der Roten Woche eine erfolgreiche Agitationim ganzen Stadtgebiet stattgefunden hatte.In Hannover lagen bis Sonnabend früh bereits666 Neumeldungen für den Wahlverein und mehrereHundert neue Abonnenten für das Parteiblatt vor.Am Freitag fanden noch zwei glänzend besuchte Vcrsamm-lungen statt, in welchen die Genossen S t r ö b e l- Berlin undKönig-Hagen sprachen. Genosse Leinert referierte amMittwoch in einer gutbesuchten Versammlung der Jugend-lichen im Alter von 18—21 Jahren. Am gleichen Tage wurdeder„Volkswille" in 166666 Exemplaren verbreitet. DieGegner, insbesondere das Zentrum, der evangelische Arbeiter-verein und die Gelben, die erst gespöttelt hatten, bekommenes jetzt mit der Angst und veranstalten eine intensive Gegen-agitation. Die Schwarzen verbreiteten ein Flugblatt mit un-glaublichen Schimpfereien und gemeinsten Verleumdungen.Sogar eine Frauengruppc hat die„nationale Arbeiterschaft"gegründet.In B r e s l a u wurden bis Donnerstagabend 615 neueParteimitglieder gewonnen.In Frankfurt a. M. wurde die Rote Woche miteiner Märzfeier beschlossen. Vor einer überfüllten Versamm-lung sprach Genosse Breitscheid- Berlin. DaS Resultatder Roten Woche für Frankfurt exgiebt 2126 neue Partei-Mitglieder und 1625 neue Abonnenten der„Volks-stimme".In L ü b e ck ivar die Aufnahme von 1223 männlichenund 567 weiblichen neue n Mitgliedern das Er-gebnis der roten Woche. Für den„Lübecker Volksboten"konnten außerdem 346 neue Abonnenten geworbenwerden._Gemeindewahlerfolge.•In Neu-Salzbrunn siegten in der 3. Abteilung dieGenossen Michaelis und Hähnel mit 187 Stimmen über die ver-einigten bürgerliche» Gegner, die ganze 9 Stimmen auf ihre Kan-didaten aufbringen konnten.In W e i g c l s d o r f im Eulengebirge wurden in der drittenAbteilung die Genossen Springer und Möse mit je117 Stimmen gewählt. Die Gegner brachten 82 Stimmen ans.In Steinsüsfen im Riesengebirge wurden trotz heftigerAgitation der Gegner die Genossen Klose und Ende gewählt.Eine Rote Woche in Belgien.DaS Bureau des Generalrats der belgischen Arbeiterparteischlägt vor, in der Woche v o m 5. b i S 12. A p r i l in ganz Belgieneine Propagandawoche zu veranstalten. Alle Gruppen, alle tätigenGenossen, sämtliche Mandatsinhaber von den Senatoren bis zuden Gemeindevertretern sollen sich zur Verfügung stellen zur Wer-bung von neuen Mitgliedern für die Partei, zur Gewinnung vonAbonnenten für die Presse und zur Sammlung von Unterschriftenfür die Petition um das allgemeine Wahlrecht. Die belgische RoteWoche würde mit dem Kongreß der Arbeiterpartei ihren Abschlußfinden.Stand der belgischen Parteiorganisation.Die Berichte für den zu Ostern stattfindenden Kongreß derbelgischen Arbeiterpartei sind fertiggestellt. Sie umfassen einenstattlichen Band von 216 Seiten, lieber den Einfluß desGeneralstreiks auf die Mitgliederbewegung in den Ge-werkschaften sagt der Bericht: In der gelben Presse, auch hier undda in Organen der sozialdemokratischen Parteien des Auslandes,wird behauptet, daß durch den Generalstreik die gewerkschaftlicheOrganisation geschädigt worden sei und an Mitgliedern verlorenhabe. Tatsache ist, daß die an die belgische Arbeiterpartei ange-schlossenen Gewerkschaften vom Jahre 1908 bis zum Jahre 1911 nur10 000 neue Mitglieder gewannen haben. Als im Juli 1912 derBeschluß gefaßt wurde, den Generalstreik vorzubereiten, sprangdie Mitgliederzahl von 77 104 im Jahre 1911 auf 116 082 Ende1912 hinauf. Nach dem Generalstreik sank die Mitgliederzahl—das ist ein Gesetz, welches jeder Arbeiterführer nach einem großenKampf beobachten kann— während zweier Monate etwas. Dieserückgängige Bewegung hörte jedoch bald auf und machte einervorwärtsschreitenden Platz. Am Schlüsse des Jahres1913 zählten die der Arbeiterpartei angeschlossenen Gewerkschaften126 000 Mitglieder in runder Summe, ein Zuwachs von 10 000Mitgliedern lrotz einer heftigen industriellen Krise und im Jahredes Generalstreiks.Die belgische Arbeiterpartei besteht aus den Gewerkschasts-organisationen, den Konsumgenossenschaften und den politischenOrganisationen, die auf dem Boden des sozialdemokratischen Pro-gramms stehen.Die Zahl der sich so ergebenden Gesamtmitalieder der Parteiist folgende: 1910 zahlten die angeschlossenen Gruppen Beiträgekür 202 584 Mitglieder. 1912 für 232 821 Mitglieder und 1913 für269 830 Mitglieder. Wenn man in Rechnung setzt, daß ver-schieden« Gruppen mit ihrer Beitragszahlung im Rückstände sind,so kann man eine Mitgliederzahl der Gesamtpartei von 284 000annehmen. Ausfällig für deutsche Sozialisten ist die geringeMitgliederzahl der rein politischen Gruppen, die der Arbeiter-Partei angeschlossen sind. Sie beträgt nur 15 942, das sind nur5,6 Proz. der Gesamtmitgliederzahl.polizeiliches, Gerichtliches usw.Wie Preßprozesse zustande kommen,zeigte am Sonnabend eine Verhandlung vor dem Schöffengerichtin Z Iv i ck a u. Das„Sächsische Volksblatt" � hattein einer Notiz geschrieben, ein bei der bestreiktenMöbelfabrik von Krebs in Wilkau als Arbeits-williger eingetretener Tischler habe durch sein Ver-halten den Verdacht erweckt, er hätte eine Geldsumme für seinenStreikbruch erhalten, auch habe er, als man ihm auf den Kopfzusagte, er habe sich von Krebs kaufen lassen, keinen Versuch ge-macht, dies zu bestreiten. Daraus erhob die StaatsanwaltschaftZwickau öffentliche Klage gegen den damaligen Verantwortlichendes„Sächsischen Volksblattes", Genossen Barth, wegen Beleidi-gung des Krebs. Als der Vorsitzende den als Zeugen erschienenenFabrikanten Krebs fragte, wie er in der inkriminierten Notiz eineBeleidigung seiner Person erblicken und Strasantrag stellen konnte,da erklärte dieser, daß er sich gar nicht beleidigt gefühlt habe.„Ichhabe die Sache gar nicht so ernst genommen. Ich hahe mir nichtsdabei gedacht." Er sei aus die Staatsanwalt-fchaft geladen worden und dort habe manihn gefragt, ob er Strafantrag stellen wolle. Trotz dereidlichen Aussage des Fabrikanten, daß er sich bei dieserNotiz nichts gedacht habe, steht in der Klageschrift, daß die Notizjenem vorgeworfen hätte, die Notlage des Arbeitswilligen in un-lauterer Weise ausgebeutet zu haben! Als der Amtsanwalt seineFelle fortschwimmen sah, suchte er durch Schwenken des rotenLappens eine Bestrafung unseres Genossen zu erreichen. Er be-gründete seinen Strafantrag u. a. mit dem Hinweis, daß schondie Tendenz des„Volksblattes" die Absicht der Beleidigung desFabrikanten verbürge. Trotz solcher Anstrengungen wurde dasVerfahren gegen Barth dem Antrage des Verteidigers entsprechendeingestellt._Breslauer Justiz.Der Transportarbeiterverband wurde vom Bres-lauer Schöffengericht für politisch erklärt und elf Vorstands-Mitglieder wurden zu Geldstrafen verurteilt.Genosse L ö b e, der Vorsitzende des BreslauerBildungsausschusses, mußte sich als„Veran-stalter" von Opern- und Schauspielvorstellungen, die amBußtage und Totensonntag stattfanden, vor dem Breö-lauer Schöffengericht verantworten. Er wurde in vierFällen zu Geldstrafen verurteilt, obwohl die Theaterdirektorenbereits als Veranstalter bestrast worden sind. Gleichzeitig wurdeverkündet, daß im nächsten Jahre eventuell auch die Schauspielerbestrast werden. So geht es in Breslau fast in jeder der52 Wochen im Jahre. Diese Woche beginnt wieder mit einemProzeß gegen den Wirt des Gewerkschaftshauses, das ständig unterpolizeilicher Beobachtung steht. Unter solchen Umständen sind dieguten Erfolge, dje unsere Genossen mit ihrer Agitation für denSozialdemokratischen Verein und die„Volksmacht" erzielt haben,leicht zu verstehen._Die staatSgefiihrliche Verlosung.Genosse Kirschbaum in Bonn wurde vom dortigenSchöffengericht wegen Veranstaltung einer nicht genehmigten Ver-losung zu 5 M. Geldstrafe verurteilt. Im Dezember v. I. veran-stalteten die Abonnenten der„Arbeiter-Jugend" und die organi-sierten Arbeiter ein geschlossenes Fest. Die vorgesehene Verlosungwurde vom Oberpräsidenten nicht genehmigt. Während des Festeserschienen plötzlich mehrere Polizeibeamte und beschlagnahmten dievorgesehenen Verlosungsgegenstande. Die Verurteilung wurdemit mangelnder Türkontrolle begründet. Als Genosse Kirschbaumdas Verhalten des Oberpräsidenteu als„nicht großzügig" be-zeichnete, wurde er vom Staatsauwalt zurechtgewiesen.Soziales.Unfinnigkeit der Konknrrenzklansel.Am Freitag hat das Reichsgericht durch Billigung einesUrteils des Oberlandesgerichts Jena anerkannt, daß eineverbotene Konkurrenztätigkeit schon dannvorliegt, wenn der Angestellte überhaupt in ein Konknr-renzunternehmen eintritt, ganz gleich, ob erdie dort in seiner früheren Stellung erworbenen Kennt-nisse überhaupt verwerten kann oder nicht.Die Aktiengesellschaft für Lithophonfabrikation in Triebshatte mit einem Aufseher, der 166 M. Monatsgehalt hatte,eine Konkurrenzklausel dahin vereinbart, daß er innerhalbzweier Jahre nach Austritt aus der Fabrik bei der Vermeidungeiner Konkurrenzklauselstrafe von 3666 M. in kein Konkurrenzgeschäft eintreten dürfe. Der Aufseher trat aber bei derZweigniederlassung Tiefurt der chemischen Werke Ä. inBiebrich als Obcraufseher ein. Die auf Zahlung von 2566 M.gerichtete Klage gegen ihn endete mit seiner rechtskräftigenVerurteilung.Wann endlich werden Reichstag und Regierung ein Ver-bot der Konkurrenzklausel festlegen?Kampf um die Invalidenrente.Wie schwer es den Versicherten gemacht wird, in den Besitz derInvalidenrente zu gelangen, hatten wir mehrfach Gelegenheit, audieser Stelle nachzuweisen. Auch der folgende Fall zeigt, daß au-scheinend in einigen Fällen seitens der in Betracht kommendenLandesversicherungsanstalt alles aufgeboten wird, um Invaliditätnicht anzuerkennen. Die Witwe G. wurde am 12. November 1911erwerbsunfähig, nachdem sie bereits längere Zeit krank gewesen,trotzdem die Arbeit noch fortgesetzt hatte. Herzschwäche, Nerven-leiden, Blutarmut, Ohnmachtsanfälle, doppelten Leistenbruch,Folgen einer Uuterleibsoperation, allgemeine Körperschwäche,Gedankenschwäche verhinderten, daß Frau G. noch einer Beschäs-tigung nachgehen konnte.Der bei der Landesversicherungsanstalt Berlin gestellte An-trag auf Bewilligung der Invalidenrente wurde durch Bescheidvom 26. Juli 1912 abgewiesen, weil auf Grund der abgegebenenGutachten Frau G. noch nicht als invalid anzusehen sei. DaSOberversicherungsamt Berlin, bei dem Berufung gegen den ab-lehnenden Bescheid eingelegt wurde, ließ Frau G. vom Gerichts-arzt untersuchen und verurteilte dann die Laudesversicherungs-anstalt zur Zahlung der Invalidenrente vom 12. November 1911ab. Der Gerichtsarzt stellte im Gegensatz zu den beiden Vorgut-achten iAerzte der Anstalt) erhebliche Krankheitserscheinungen fest.„Der Ernährungszustand der Klägerin," hieß es im Gutachten,„ist schlecht, ihre Muskulatur schlaff und welk. Die Klägerin zeigtein sehr blasses, kränkliches, sowie blutleeres Aussehen und müdeBewegungen. Ihr Brustumfang beträgt nur 73— 77 Zentimeterbei 1�55 Meter Körperlänge.... Das Herz ist verbreitert, derPuls schwach." Gegen die Entscheidung legte die Landesversiche-rungsanstalt Revision beim Reichs-Bersicherungsamt ein. DasReichs-VersicherungSamt gab der Revision statt, h«b die Ent-schtidung auf und verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlungan die Borinstanz zurück. Es wurde Mangel im Verfahren als vor-liegend angenommen, weil das Oberversicherungsamt nicht ein-gehend begründet hat, weshalb„dauernde" Invalidität angenommenwurde. Diese Begründung sei um so notwendiger gewesen, weilauch der Gerichtsarzt nur„vorübergehende" Invalidität festgestellthatte.Das Oberversicherungsamt hatte sich nunmehr erneut mit derSache zu befassen. Die Klägerin wurde zur Feststellung ihrerLeiden und ob ein Dauerzustand bereits vom 12. November 1911an anzunehmen sei, zur Beobachtung der medizinischen Klinik derKönigl. Charite überwiesen. Die Aerzte gelangten zu dem Ergeb-nis, daß der Zustand der Invalidität als ein dauernder anzusehensei, und zwar vom Tage der Einstellung der Arbeit am11. November 1911.In der erneuten Verhandlung, die vor einigen Tagen statt-fand, wurde nunmehr— da auch die Landesversicherungsanstaltsich zur Zahlung der Rente bereit erklärte— der G. wiederum dieRente vom 12. November 1911 an zugesprochen.�Der langwierige Rechtsstreit hatte damit sein Ende gefunden,Frau G. kann von Glück sagen, daß ihr noch bei Lebzeiten dieRente zugesprochen wurde.Wie langsam die Polizei arbeiten kann.Ein Hausdiener der Firma Renß u. Pollack war wegenKrankheit einlassen worden unh forderte seine Papiere. DieJnvalidenlarte war nich: zu finden. Sofort am 12. Januar Wendeler sich an das zuständige Polizeirevier Lützowstr. 11. Von dortwird er an das Revier, in dem er wohnt, verwiesen und von daschickt man ihn unbegreiflicherweise gar nach dem Fundbureau.Als er dann abermals zum erstgenannten Bureau kommt, erreichter seinen Zweck, eine Ersatzkarte zu bekommen, noch nicht. Nunwendet er sich an das Arbeitersekretariat, Engelufer 13. Dort wirdihm geraten, auf der Polizeiwache daraus zu dringen, daß seinAnliegen zu Protokoll genommen wird. Das war am 24. Januar.Von nun an geht er täglich nach dem Polizeirevier,um seine Ersatzkarte zu fordern. Mehrfach wird er nichtübermäßig höflich abgewiesen. Einmal ruft ihm der Wacht-habende zu:„Machen Sie, daß Sie rauskommen. Sie werden IhreKarte schvn bekommen!" Endlich, am 31. Januar, erhält er sie.Der Kläger hatte nun für die Zeil von 18 Tagen eine Ent«schädigung in Höhe von 60 M. gegen die Firma beim Gewerbe-gericht eingeklagt. Wenn nicht in der gestrigen Verhandlung eineEinigung mit 30 M. zustande gekommen wäre, wurde erwahrscheinlich abgewiesen worden sein. Denn die Beklagte kannnatürlich nicht für den unglaublichen Aufwand an Zeit, den diePolizei gebraucht batte.Solche Fälle sind nichts sehr seltenes. Kann nicht endlich derOberjurist Dr. v. Jagow die Polizeibeamten so instruieren, daß dieseAuskünste erteilen können, die mit den gesetzlichen Vorschriften imEinklang sieben, und daß sie die ihnen auf dem Gebiete des Ver«sichernngswesenS obliegenden Pflichten mit derselben Schnelligkeiterfüllen wie ungerechtfertigte Sistierungen?Letzte Nachrichten-Rußlands Maßnahmen gegen die deutschen Ausfuhrprämien.Petersburg, 16. März.(W. T. B.) In einer gemein-samen Sitzung der Kommissionen der Reichsduma für Acker-bau und Finanzen wurde heute der Gesetzentwurf betreffendeinen Zolltarif für Getreide in Körnern, Erbsen undBohnen, die nach Rußland eingeführt werden, beraten. TerBerichterstatter erklärte, diese Maßregel sei eine Gegen-Maßnahme Rußlands gegenüber einer Reihe von A u s-fuhrpränlien und verschfeierten Ausfuhr-Prämien Deutschlands gegen Rußland. Der Gesetz-entwurf wurde in der Fassung der Regierung, die einen Zollvon 36 Kopeken auf ein Ptid Brutto Getreide vorsieht, ein-stimmig angenommen._Ein Revolverattcntat auf den Direktor des„Figaro".Paris, 16. März.(W. T. 83.) Die Gattin des Finanz-Ministers C a i l l a u x feuerte heute im Bureau des„Figaro" aufden Direktor des Blattes C a l m e t t e, der seit einigen Wocheneine überaus heftige Fehde gegen Caillaux führt, mehrereR e v o l V e r s ch ü s s e ab und verwundete ihn schwer.Ueber das Attentat wird weiter mitgeteilt: Die Dame ließsich gegen 6!4 Uhr abends bei Calmette melden, der sie ohneweiteres empfing. Kaum war sie in sein Bureau getreten, alssie ohne ein Wort zu sprechen, fünf Revolverschüsse gegen Ealmetteabfeuerte, dar schwer verwundet zusammenbrach. Einer der Schüsseist ihm in den Unterleib gedrungen. Calmette wurde sofort ineine Klinik gebracht. Frau Caillaux, die sich widerstandslos vonden Redakteuren und Bureaudienern festnehmen ließ, wurde aufdem nahegelegenen Polizeikommissariat einem Verhör unterzogen.In parlamentarischen Kreisen hat das Attentat das größte Auf-sehen erregt. Man beschäftigte sich bereits mit der Frage, welcheFolgen dasselbe auf die Stellung Caillaux haben werde. Mehrfachwar das Gerücht verbreitet, daß die Täterin die geschiedene GattinCaillaux sei, an welche der jüngst vom„Figaro" veröffentlichteBrief gerichtet gewesen sein soll.Die ersten Unannehmlichkeiten.Wien. 16. März.(W. T. B.) Nach einer Meldung, die die„Neue Freie Presse" über Cetinje ans Kroja ans zuverlässigerQuelle erhält, ist dort ein Konflikt zwischen den Anhängern undGegnern des Fürsten von Albanien ausgebrochen. Die Gendarmerieist zur Wiederherstellung der Ordnung dorthin abgegangen.Mann über Bord.Pillan, 16. Mörz.(W. T. B.) In der Nacht vom Sonntag zumMontag ist auf der Reise von Stettin nach Königsberg vomDampfer„Emma" der Steuermann Gäben über Bordgespült worden und ertrunken. Obgleich das Schiffsofort beidrehte und alles tat, um den Verunglückten wieder anfzu-fischen, gelang die Rettung des schlechten Wetters wegen nicht.Sttirmverheeningen in Frankreich.Paris, 16. März.(W. T. B.) Aus zahlreichen GegendenFrankreichs werden heftige Stürme gemeldet. Dcr in den ver»schiedenen Häfen und an den Küsten angerichtete Schaden istbeträchtlich. Die telegraphische und telephonische Verbindung istschwierig. Ein Teil des Tales der Maas ist überschwemmt. Beieinem Schiffbruch an der Insel Groix sind vier Menschen um-gekommen.__Tödlicher Automobilunfall eines englischen Gelehrten.Edinburgh, 16 März.(W. T. B.) Der Ozeanograph undNaturforscher Sir John Murray fand heute bei einem Auto»mobilunfall den Tod. Seine Tochter wurde schwer verletzt.Fünfzehn Arbeiter auf einer Bootsfahrt ertrunken.Wien, 16. März.(W. T. 83.) Die„Neue Freie Presse" meldetaus Tuvn-Severin: Ein Boot mit 15 Arbeitern, das vonSerbien herüberkam, schlug gestern mitten auf der Donau um.Sämtliche Insassen sind ertrunken.