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Nr. 76. 31. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Der 18. März.

Noch eh' im Sturm des Märzen Zerriß des Winters Kleid, Bersprengten wilde Herzen Die Fesseln ihrer Zeit. Und als sich Männer mutig Nun rotteten zu Hauf,

Da brach die Knospe blutig Des heil'gen Zornes auf.

Eh der Kastanie Sterzen Entzündet sich am Tor, Da fladerte im Märzen Der Freiheit Brand empor.

Und für das Recht der Massen, Zu ewigem Gewinn,

Sant in den Staub der Gassen Ein Menschenfrühling hin. Den Männertrog zu rühmen Im Kampf gen rohe Macht Soll sich ihr Grab beblümen Mit roter Blütenpracht.

Und war ihr trog'ges Sterben Fruchtlos am Ende schier, Wir sind im Geist die Erben. Und halten ihr Banier!

Parteiangelegenheiten.

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Mittwoch, 18. März 1914.

ihr nicht militärtüchtig seid, nicht als Kanonenfutter in Frage daß in 1902 hier nur noch 226 Sterbefälle dieser Art gezählt wurden. tommt, schert man sich den Teufel um euch. Ihr habt Es ist zweifellos, daß der rasche und jähe Rückgang der Diphtherie­nicht euch, euren Angehörigen, euren Kindern zu leben. Ihr, sterblichkeit hauptsächlich der Anwendung des Diphtherieserums die ihr noch nicht einmal Steuern zahlt, gehört mit Leib und zu danken war, die damals begonnen hatte. Leider trat dann von Seele dem Staat, der euch aufbewahrt, ähnlich wie man Vieh 1903 ab eine weitere Mehrung der Diphtheriesterbefälle ein, auf 246, und Getreide für die Hungersnot aufhebt, der euch hütet, da- 357, 310, 355, 470, 559, 676, 698 in 1903-1910, fogar auf 880 in mit er dereinst Menschenmassen genug hat, mit deren Blut, 1911, aber bis zu der erschreckenden Höhe früherer Jahre stieg die vom Feind vergossen, er die Aecker seiner steuerträftigen Diphtheriesterblichkeit nicht mehr auf. 1912 und 1913 brachten wieder Agrarier düngen kann! Auch das sind Kinderschicksale"! eine Minderung auf 649 und 558, was freilich immer noch bedauerlich Schicksale der Kinder des Volfes! hohe Zahlen sind.

Aus der Universitäts- Frauenklinik.

als Studienmaterial.

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Infolge jener Zunahme der Erkrankungen an Diphtherie und der dadurch verursachten Sterbefälle hatte in Berlin die Stadtverwaltung

An öffentlichen Enibindungsanstalten hat Berlin feinen Ueber- sich schon vor einigen Jahren zu besonderen Schußmaßregeln ent­fluß. Die meistbenutzten Anstalten dieser Art befinden sich in der schlossen. Gegen die Diphtherieepidemie des Winters 1911/1912, die Charité und in der Universitäts- Frauenklinik. Von den Kranken- ungewöhnlich viele Opferforderte, wurden die Armenärzte mobil häusern der Stadt kommt hauptsächlich das Virchowkrankenhaus in gemacht. Bei Diphtherieerkrankungen in der Armentrantenpflege Betracht, das eine besondere Abteilung für Geburtshilfe hat. durften sie kostenlose Schugimpfungen ganzer Fa­Außerdem gibt es noch einige von Vereinen usw. unterhaltene milien entweder selber ausführen oder durch Krankenhäuser der Anstalten, баз 7. B. Wöchnerinnenheim am Urban, Stadt ausführen lassen. Diese vorbeugenden Impfungen der von Wöchnerinnenheim der Heilsarmee . In der Charité und in Ansteckung bedrohten Angehörigen diphtheriefranfer Personen wurden der Frauenklinik dienen die Wöchnerinnen und Gebärenden seitdem in der Praxis der Armenärzte beibehalten, und auch Das ist nötig, um Ebenso die werdenden die Schulärzte ordneten dann solche Impfungen an. Aerzte in der Geburtshilfe auszubilden. Aber verdenken kann man's widmen die staatlichen Behörden der Diphtheriebekämpfung seit Im Landespolizeibezirk feiner Schwangeren, wenn sie persönlich sich nicht als Material zu einigen Jahren mehr Aufmerksamkeit. diesem Zweck hergeben will. Bisher hat freilich wohl keine der beiden Berlin werden jetzt die vorkommenden Diphtheriefälle durch amtliche Anstalten über Mangel an Schwangeren zu flagen gehabt. Alljährlich Ermittelungen verfolgt. Zur Bearbeitung des gewonnenen Materials vollzieht die Charité rund 3000 Entbindungen, die Frauenklinit besteht beim Polizeipräsidium eine besondere Arztkommission, die etwa 1200 Entbindungen. auch statistische Erhebungen über den Wert der Schußimpfung anstellt. Die oft gehörte Klage, daß Schwangere nicht mat Von hier aus ist an den Magistrat das Ersuchen gerichtet worden, immer Aufnahme finden können, will auch jetzt noch auch den nicht städtischen Kranken häusern in Berlin das zur Schutz­nicht verstummen. Aus der Universitäts - Frauentlinit impfung unbemittelter Personen erforderliche Heilserum tostenlos erfahren wir wieder, daß eine Schwangere in höchster Not abgewiesen au gewähren. Der Magistrat hat eingewilligt und bei der Stadt­Wilmersdorf. Der Wahlverein veranstaltet am heutigen am heutigen wurde. Sie hatte sich schon am 14. Januar, als noch nicht an Entbindung berordnetenversammlung die Hergabe der Mittel von 1000 m. Mittwoch, abends Uhr, im" Viktoriagarten", Wilhelmsaue 114 zu denken war, zur Aufnahme gemeldet. Nach vorgenommener Unter- beantragt. In den Schulen wird der Kampf gegen die Diphtherie­( großer Saal), eine Märzfeier mit künstlerischem Programm. Mit- suchung entließ man sie mit dem Bescheid, daß es noch lange nicht so wirkende: Landtagsabgeordneter H. Ströbel( Festrede):" Preußen weit" sei. Da man ihr eine Einschreibegebühr von epidemien auch mit den Waffen der Balteriologie geführt. Hier 1848 und heute", Rezitator Ludwig Hardt , Wilmersdorfer 30 Pfennig abgefordert und ihr hierüber eine Bescheinigung zeigt sich so recht, wie unentbehrlich die Schulärzte find. An­Männerchor. Zur Deckung der Unkosten Eintritt 20 Pf. pro Ber - gegeben hatte, so meinte sie, sich für später die Aufnahme gesichert dauernd sind sie bemüht, jede Ansteckungsquelle zu verstopfen. jon; arbeitslose Parteimitglieder frei! Männer und Frauen jeder zu haben. Daß sie hiermit tatsächlich fein Recht auf Aufnahme er- Wichtig ist dabei auch die rechtzeitige Ermittelung der Barteirichtung find eingeladen. worben hatte, darüber sollte sie hinterher in sehr unangenehmer ogenannten Bazillenträger, die selber nicht erkranken, Neukölln. Die letzten beiden Stunden des Redeübungskursus Weise belehrt werden. Als am 8. März sich heftige Schmerzen ein- aber oft die Krankheit auf andere übertragen. Untersuchungen des für die vor und diesjährigen Schüler fönnen erst am 16. und 28. April stattfinden. Am 19. und 26. März, 2. und 9. April stellten und die Frau noch am Abend nach 10 Uhr in Begleitung Sachenschleims, die nicht nur an genesenden Kindern, sondern bei tommen die diesjährigen Kursusteilnehmer zu üebungsstunden um ihres Mannes zur Frauenklinik fuhr, wurde sie wegen Blaz- Diphtheriegefahr auch an gefunden und oft an den Kindern ganzer 8 Uhr bei Bartsch zusammen. Die heutige Märzfeier in Bartschs mangel abgewiesen. Daraus ist selbstverständlich der Klassen ausgeführt werden, ermöglichen die schleunigste Aus­Festiälen beginnt um 8 Uhr. Eintritt frei. Anstalt fein Vorwurf zu machen. Wenn feine Betten schließung etwaiger Bazillenträger vom Schulbesuch. Das Unters mehr frei find, bleibt eben nur Abweisung übrig. Gäbe suchungsamt der Stadt unterstützt darin die Schulärzte. Diese Bes es in Berlin mehr Entbindungsanstalten, dann kämen vielleicht die mühungen, ihre Schwierigkeiten und die dennoch erreichten Erfolge, Charité und die Frauenklinik zuweilen in Verlegenheit wegen der werden in dem neuesten Jahresberichte über die Tätigkeit der Schul­Heranschaffung des nötigen Studienmaterials. Aber die Frauen und ärzte sehr ausführlich behandelt. Die Schilderung des Ausbruches Mädchen, die auf die Benutzung öffentlicher Entbindungsanstalten und Verlaufes einiger in die Schule eingeschleppten Epidemien ein einziger nicht rechtzeitig zur angewiesen sind, hätten dann weniger eine abweisung zu befürchten. zeigt, wie verhängnisvoll werden gelangter Diphtheriefall fann. Es ist In dem oben erwähnten Fall flagt übrigens der Ehemann Kenntnis daß auch hinter scheinbar harm. Virchow- strankenhaus, das er dann mit seiner Frau schleunigst auf- ofen alsentzündungen bitter über die Form, in der die Abweisung erfolgte. Von dem festgestellt worden, nur gu oft sich eine fuchte, rühmt er dankbar den freundlichen Empfang, der ihnen unerkannte Diphtherie verbirgt. Beklagt wird, daß viele Eltern es dort bereitet worden sei. Daß ihm das auffiel und er es unterlassen, bei solchen Erkrankungen sofort einen Arzt zu Rate zu im Hinblick auf die in der Frauentlinit gemachten Erfahrungen ziehen. Auch an die Schule sollten fie unverzüglich über vermeintliche hervorhebt, gibt zu denken. Die Aufnahme, die im Virchow- Halsentzündungen berichten, damit die Schulärzte schleunigst zum Krankenhaus fofort gewährt wurde, war dringend nötig. Noch in Schutz der anderen Kinder die etwa nötigen Maßregeln treffen derselben Nacht ging die Geburt von statten. Die Möglichkeit, daß sie schon während der Autofahrt von der Frauenklinik nach dem Virchow- Krankenhaus hätte eintreten können, ist nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen. Der Ehemann findet es fonder­bar, daß in der Frauenklinik niemand den Einfall gehabt hat, bei anderen Anstalten telephonisch wegen Aufnahme anzufragen. Darüber muß man sich in der Tat wundern. Man stelle sich vor, daß etwa auch im Virchow- Krankenhaus tein Bett frei gewesen wäre, so daß der Mann mit seiner in Wehen sich windenden Frau stundenlang von einer Anstalt zur anderen hätte fahren müssen!

Eichwalde . Heute abend 8 Uhr bei Witte: Deffentliche Ver­fammlung. Tagesordnung: 1. Warum mußten unsere Steuern er höht werden? Referent: Gemeindevertreter Hugo Allrig. 2. Freie Aussprache. 3. Verschiedenes.

Borsigwalde Wittenau. Heute Mittwochabend 7 Uhr wird von den bekannten Stellen aus wichtige Parteiarbeit geleistet. Donnerstag, den 19. März, früh 5 Uhr, Handzettelverbreitung vom Lokal W. Schulze, Borfigwalde, Schubartstraße, aus. Das Wahlbureau befindet sich am Donnerstag von 12-8 Uhr bei Albert Schulz, Wittenau , Hauptstraße 56. Die Genossen und Genossinnen werden ersucht, sich recht zahlreich an der Wahlarbeit zu beteiligen. Botsdam. Heute, Mittwoch abend, in allen Bezirkslokalen: Bahlabend.

Berliner Nachrichten.

An unsere Abonnenten! Unsere Zeitungsspedition, bisher Große Frankfurter Str. 120, befindet sich vom 18. März an in der Martus str. 36, im Laden, zwischen Gr. Frankfurter Straße und Blumenstraße.

euch das!

Die Haupterpedition. Kinderschicksale.

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Wie in der Provinzpreffe geschwindelt wird. Ueber die Polendemonstration in der Pauluskirche am Sonntag wird die Provinzpresse in der schmählichsten Weise angelogen. Eine Probe davon gibt ein Bericht in der in Bromberg erscheinenden Ostdeutschen Presse". Dieses Blatt veröffentlicht folgenden Bericht:

tönnen.

Der Kampf der Schule und ihrer Aerzte gegen die Diphtherie epidemien , die in diesem Winter wieder Sorge und Trauer über so biele Familien gebracht haben, kann nur bei verständiger Mit­wirkung der Eltern vollen Erfolg haben.

Betten wurden von einem mit der Vorberatung der Magistratsvorlage Die Erweiterungsbauten des Kranken hauses Moabit um tausend eingefeßten Ausschuß einstimmig angenommen.

Verschärfung des Milchkrieges.

Es war vor dem Jugendgericht. Ein blinder Betteljunge Es wird jetzt so viel geredet von Maßregeln, die der fort- Jm Berliner Milchkrieg hatte zivischen den streitenden Parteien wird vorgeführt. Er soll abgeurteilt und bestraft werden, schreitenden Geburtenminderung wehren sollen. Wie wär's mit die Handelskammer vermitteln wollen. Dieser Versuch ist jetzt denn er hat versucht, das Mitleid der Leute zu erregen, und etwas mehr Fürsorge für die Schwangeren, die ihrer schweren als gescheitert zu betrachten. Gescheitert ist er hauptsächlich an Mitleid darf selbst der Unglücklichste in unserem heutigen Stunde entgegensehen? Die Stadt Berlin sollte ihre der Forderung der Interessengemeinschaft Märkischer Milchproduzenten, Staate nicht erregen. Mitleid erregen ist strafbar! Merft rantenanstalten mehr als bisher auch in den daß alle Milchhändlervereine die Verpflichtung eingehen sollten, in Dienst der Geburtshilfe stellen. An öffentlichen Ent- erster Linie durch die Interessengemeinschaft ihre Bachtverträge ab­Dieser arme Junge nun( seine Mutter stammt aus einer bindungsanstalten haben wir, wie schon gesagt, wirklich feinen zuschließen. Diese Forderung war unannehmbar, denn hiermit adligen Familie und wurde, da sie der Liebe eines einfachen Ueberfluß. Auch sonst könnte es nur nüßen, wenn der Charité und wäre der Interessengemeinschaft fast ein Monopol gewährt worden, Mannes folgte, natürlich von ihren Eltern verstoßen) ist der Frauenklinit sozusagen Konturrena" gemacht würde. und gerade das wollen die Milchpächter und Milchhändler verhüten. blind geboren. Da es von Anfang an zu Hause elend Manche Klage über diese Anstalten würde vielleicht verstummen, Die Intereffengemeinschaft droht nun, in Berlin überall zuging, und zum Brechen und Beißen nichts da war, wurde wenn bei ihnen der Ueberfluß an Studienmaterial aufhörte und sie Verkaufsstellen einzurichten, in denen sie wilch zu 16 Pfennig er in eine staatliche Blindenanstalt gesteckt. Dort brachte froh sein müßten, Schwangere zu bekommen. pro iter abgeben will. Durch die Konkurrenz, die diese Ver­man ihm sozusagen Etwas" bei und entließ ihn, als er billigung den Händlern bereitet, sollen fie mürbe gemacht werden. " genug gelernt" hatte. Was sollte er tun? Die Mutter war Pächter und Händler wollen sich mit einer Druckschrift, die über die tränklich, der Vater gestorben, die Geschwister durch das an­Gefahr der dahinter lauernden Milchberteuerung dauernde Elend auf die schiefe Ebene geraten. Nun, er ging aufklärt, an die Konsumenten wenden. für seine trante Mutter, für seinen lungentranten Bruder und für sich betteln. Das heißt, zum Betteln war er zu stolz. Er hing sich ein Schild vor die Brust und machte einen täg­lichen Weg durch die Leipziger Straße , erregte durch sein trauriges Geschick das Mitleid der Passanten und es gab hin und wieder einen, der ihm etwas zusteckte. Aber so etwas fieht die hohe Polizei nicht gern. Vielleicht, daß es die Steuerzahlungsfähigkeit der Bürger beeinträchtigt, und man faßt unsern armseligen Burschen auf seinem Gang. Urteil: einige Tage und eine Geldstrafe wegen Bettelei. Wohlgemerkt! Geldstrafe wegen Bettelei! Der Blinde, dem jedes cinträgliche Geschäft durch seine Strankheit, zu der sich noch eine schlimme Mittelohrentzündung gefellt hatte, unmöglich ist, nimmt nach seiner Haftentlassung wieder seine täglichen Gänge auf.

In die Havel gestürzt und ertrunken. Räumung einer Kirche durch die Polizei. Berlin , 15. März. Ein Dpfer seines Berufs wurde der Schiffer Wilhelm Klausch In der katholischen Kirche St. Paulus zu Moabit bestehen schon feit längerer Zeit zwischen den deutschen und polnischen Stirchen aus Brankom i. M. K. befand sich mit seiner Zille auf der Fahrt mitgliedern Reibereien. Der amtierenden Geistlichkeit war schon durch die Havel nach Berlin . Als er am Kahnrand entlang ging, mehrmals von einem beabsichtigten Schabernad um sich nach dem Steuer zu begeben, glitt er auf dem schlüpfrigen der polnisch- sozialdemokratischen Mitglieder Boden aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte rädlings ins Mitteilung gemacht worden, ohne daß ihnen die Geist- Wasser. Obwohl gleich darauf von den Bedienungsmannschaften lichkeit größere Wichtigkeit beilegte. Troßdem bat die Geistlichkeit für Rettungsversuche unternommen wurden, konnte man den Verunglüdten alle Fälle das Polizeirevier 64 um Unterstüßung, fals beim doch nur noch als Leiche bergen. heutigen Gottesdienst Ruheſtörungen vorkommen sollten. Vorsteher des Polizeireviers 64 hatte sechs Beamte in Zivil und fünf uniformierte Beamte vor Beginn des Gottesdienstes in un­auffälliger Weise in der Kirche verteilt. Als um 92 Uhr der Zu unserer Mitteilung in Nr. 66, daß während der Protest Gottesdienst begann, erhob fich gleich nach dem Geistlichen ein bersammlung gegen den Gebärzwang, bie am polnisch sozialdemokratischer Agitator und stellte 3. März in der Koppenstraße stattfand, ein Unberufener in der den Geistlichen zur Rede. Es entstand Rede und Wider Andreasstraße eine Nebenbersammlung" abhielt, meldet rede, die einen rubestörenden Charakter annahm und den sich als jener Veranstalter ein Kellner Eugen Bontow, Lebufer Geistlichen veranlaßte, weitere polizeiliche Hilfe und Räumung Straße 12. Er bestreitet, daß er in der Versammlung in der der Kirche zu erbitten. Der Reviervorstand kam der Bitte nach Koppenstraße war und ihm unter den Augen der Polizei die den und räumte auf ausdrückliches Verlangen der amtierenden Geist­

Der

Ein unternehmender Versammlungsveranstalter.

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lichkeit die Kirche, ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen. Die Ausgang nach der Straße abschließende Gittertür geöffnet wurde. Stirche wurde geschlossen und wird heute nachmittag um 5 Uhr zum einen anderen Mann, sondern durch ihn selber von der Absicht, Auch sei der Inhaber des Lokals in der Andreasstraße nicht durch Gottesdienst wieder eröffnet werden."

In

Diesmal gestaltet sich sein Geschick uun anders und eigent lich noch tragischer. In der Nähe des Alexanderplates ver­irrt er sich in der Boltsmenge., Ein Schußmann greift den in dem Gedränge Verlorenen auf und bringt ihn zu seiner sigenen Sicherheit auf die Mache. Der Junge erzählt dort ganz freimütig, daß er auf die Straße geht, weil er weiß, daß mitleidige Leute ihm etwas schenken. Versteckte Bettelei", murmeln die Diener des Herrn v. Jagow. Der Schutz­Also polnisch- sozialdemokratische Mitglieder sind es jetzt schon, die dort eine Versammlung abzuhalten, benachrichtigt worden. mann wird beordert, Strafantrag gegen seinen Schüß den Vorfall veranlaßt haben. Zu diesem Schwindel hat sich selbst unserer Notiz war gar nicht von einem andern Mann", sondern ling zu stellen( er muß es tun, er hat den Be- die reaktionäre Berliner Breffe noch nicht aufgeschwungen. nur von einem Mann" die Rede. Dieser Mann" war also Herr fehl!) und der Junge tommt wieder bor Gericht. Man sieht aber, toie in der Provinz über Berliner Borgänge be- Pontow Vor dem Lokal in der Koppenstraße muß demnach ein tat­In der Verhandlung, der ich beiwohnte, hat er alles erzählt. richtet wird. sächlich anderer" die Menge, die nicht mehr Einlaß gefunden Er hat auch gestanden, daß er nach Ablauf der Strafe, die hatte, aufgefordert haben, zu einer Nebenversammlung" nach der man über ihn verhängen werde, von neuem die Leipziger Andreasstraße zu gehen. Woher wußte der andere im voraus Straße entlang gehen werde. Hat doch der Staat für die Die Diphtheriefterblichkeit hatte in Berlin , wo 3. B. in 1892 von Pontows Abficht, in der Andreasstraße eine Versamm Glenden des Boltes teine dauernde Heimatstätte als die Ge- noch 1405 Personen, in 1893 noch 1643 Personen an Diphtherie lung abzuhalten? Herr Pontow bestreitet auch, sich als fängnisse und das Arbeitshaus. Es ist nun einmal so! Wenn( einschließlich Group) geftorben waren, sich seitdem so weit verringert ,, Landauerscher Sozialist" bezeichnet zu haben. Gesagt habe er,

Zur Bekämpfung der Diphtherieepidemien.

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