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1. Beilage zum Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Nr. 23.

Zur Einführung des Sozialdemokrat".

3weimal bereits hat die deutsche Arbeiterbewegung über Zentralorgane mit dem Namen Der Sozialdemokrat" verfügt, und mit der Gründung und Entwicklung beider sind inhalt­reiche Abschnitte unserer Parteigeschichte auf das Engste verknüpft.

Sonntag, den 28. Januar 1894.

11. Jahrg.

sie auf immer mannigfaltigere Verhältnisse anzuwenden, ihre 1866 M. Kostenzuschuß vom Wahlverein. In Summa 2960,79 m. Taftit stetig sich ändernden Umständen von neuen an so daß noch ein Ueberschuß von 57,93 m. verblieb, welche dem zupassen. So wird eine freie, allseitige Diskussion für unsere Vertrauensmann überwiesen und in den Einnahmen desselben Partei immer mehr zu einem Lebenselement, um ihr die geistige mit verrechnet stehen. Die Tagesordnung ist damit erschöpft Beweglichkeit zu erhalten, um in allen neu auftauchenden Fragen und schließt Genosse Ewald nach einem fräftigen Schlußwort die richtigen Entscheidungen vorzubereiten und bis zu allgemeiner die Konferenz. Zustimmung zu verbreiten.

Wenn wir uns vorzugsweise dieser Seite des publizistischen

Wirkens zuzuwenden gedenken, so ist damit zugleich gesagt, daß Der 6. norwegische Arbeiterparteitag, welcher am Der erste Sozialdemokrat" war noch das Blatt einer Rich- wir in erster Linie ein Organ der praktischen Agitation 22. d. M. in Stien tagte, war von 62 Vertretern der ver­tung der heute in Ziel und Taktik einigen Sozialdemokratie. Die fein wollen. Was unsere Partei- Organisationen, und Gewerk- einigten Landesverbände besucht. In bezug auf die Stimm Laffalleaner v. Hofstetten und v. Schweizer zeichneten im schaften, unsere Vertretungen im Reiche, den Einzelstaaten rechtsfrage wurde folgende Resolution angenommen: In­Dezember 1864 die erste Nummer, und in bem man an der Forderung der fünften allgemeinen Arbeiter­ihrem und Gemeinden beschäftigt, was als Waffe zum Angriff Programmartikel nehmen mit die erste erste Stelle politische und zur Abwehr in den täglichen politischen und wirth- versammlung festhält auf Einführung des allgemeinen Stimm Forderungen ein, die heute längst zur Wirklichkeit geworden schaftlichen Kämpfen dienen kann, was unsere eigene rechts für Männer und Frauen in Staat und Kommune, fordert find. Wir wollen- heißt es da nicht ein ohnmächtiges Stärke und Schwäche und die unserer Gegner ausmacht, und die Versammlung als Bedingung für die Zusammenarbeit mit und zerrissenes Vaterland, machtlos nach außen und voll Willkür was darum unsere jeweilige Stellungnahme bestimmt das soll der Linken bei der kommenden Wahl: 1. Daß das allgemeine im Innern das ganze, gewaltige Deutschland wollen wir... uns vorzugsweise beschäftigen. Dazu gehört, daß wir den Stimmrecht für Männer und Frauen nach dem vorliegenden eine wirkliche Voltsvertretung, d. h. eine solche, welche der Interessenkonflikten innerhalb der bürger Verfassungsgesetz- Vorschlag in der nächsten Parlamentsperiode Stimme des Arbeiters das gleiche Gewicht giebt, wie der des lichen Kreise der Argrarbewegung, dem Antisemitismus, durchgeführt werde. 2. Wenn eine Zweidrittel- Majorität für die Kapitalisten. So erstreben wir als nächstes Hauptziel der Ar- der Handwerkeragitation- ein besonderes Augenmerk zu widmen Reform nicht erreicht wird, wird das allgemeine kommunale Stimm­beiterbewegung das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht." haben. recht durch Gesez eingeführt." Diese Resolution wurde einstimmig

eintrat.

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GAUDY

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Nach dem Eingehen des Sozialdemokrat" im April 1871 Das sonst übliche Feuilleton novellistischer Art denken angenommen, während ein Zusatz: Die Versammlung widersetzt leitete dann Hasenclever vom Juli ab den Neuen Sozialwir regelmäßig zu ersetzen durch Darstellungen aus der Ge- sich nicht der gleichzeitigen Einführung des Proportional- Wahl­demokrat" im Sinne der Lassalleaner, bis dann der Gothaer fchichte früherer Emanzipationsfämpfe, durch biographische systems" nur mit 39 gegen 22 Stimmen zur Annahme gelangte. Kongreß im Jahre 1876 als einziges Zentralorgan den Vor- Stizzen, durch Schilderungen aus dem Arbeiterleben, durch Gine rege Debatte entspann sich dann noch über die Vertretung wärts" in Leipzig proklamirte, in dessen Redaktion Hasenclever eine Geißelung der von unseren Gegnern im geistigen Kampfe der Arbeiter im Storting( Landtag) und es wurde in dieser gegen die Sozialdemokratie" verübten Lächerlichkeiten. Wir Sache schließlich eine dahin lautende Resolution angenommen, Frei von inneren Gegenfäßen, unter dem Ansporn des all- hoffen, daß so neben dem Verlangen nach Orientirung und daß die Arbeiter dahin trachten müßten, in größtmöglichster Zahl gemeinen Wahlrechtes und der errungenen politischen und wirth Aufklärung auch das nach Unterhaltung seine Befriedigung selbst im Storting vertreten zu sein und sich nicht nur auf schaftlichen Freiheiten nimmt die Partei einen ungeahnten Auf- finden werde besonders auch bei den weiblichen Arbeitern, die Zusagen der Vertreter der Linten zu verlassen. fchwung, bis die Schreckensherrschaft der Periode des Ausnahme- deren Befreiungsstreben wir ebenfalls nach Möglichkeit zu fördern zustandes alles zerschlägt und zertrümmert, was irgend an suchen werden. Organisationen und Organen der deutschen Arbeiter vorhanden Wie weit es uns gelingen wird, diese Ziele zu erreichen, des Oberberger Zimmerstreits vom dortigen Schöffengericht wegen Genosse Künete zu Oderberg ( Mart), welcher betreffs war. Erst im September 1879 bringt es die Partei wieder zu hängt wesentlich von der Unterstützung unserer Partei- Vergehen gegen§ 153 der Gewerbe- Ordnung zu 3 Tagen Gefängniß einem Zentralorgan selbst diese Bezeichnung vereitelten später genossen im Juland und Ausland ab. Ein Blatt wie verurtheilt wurde, hiergegen aber er sowie die königliche Staats­die Gerichte! und wieder war es ein ,, Sozialdemokrat". Die größte, das unsrige beruht in in seinem Leben und Einfluß ganz anwaltschaft die Berufung einlegte, ist vom Landgericht zu heldenhafteste Zeit des großen heroischen Emanzipationskampfes und gar auf der regen Verbindung mit den Partei- Prenzlau freigesprochen. des deutschen Proletariats spiegelt sich in diesem Blatte getreulich freunden an allen Orten. Wir hegen keinen Zweifel, daß sie wieder, das nothgedrungen auf fremdem Boden, erst in der alles thun werden, was in ihren Kräften steht, um das Blatt zu Schweiz , dann in England erscheinend bis zum letzten Augen dem zu machen, was es nach den Hoffnungen des Kölner Kon blicke in unvergeßlicher Weise feine Aufgabe erfüllt hat; rück- gresses sein sollte. halte und rücksichtslos für die Prinzipien der Sozialdemokratie Wir selber versprechen, all' unser Können in den Dienst der und deren Verbreitung im Volfe" und" gegen die thörichte Partei zu stellen. und verderbliche Revolutions und Putschmacherei" einzutreten. Und damit Glück auf! Mit dem Falle des Ausnahmezustandes hat dann das Blatt die Waffen wieder zurückgegeben in die Hände der heimischen Genossen.

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Auf eine treue Waffenbrüderschaft! Es lebe die Sozialdemokratie!

Redaktion und Expedition des ,, Sozialdemokrat".

Parteinachrichten.

Polizeiliches, Gerichtliches 2c.

- Gegen Genossen Wehr, Redakteur des Elberfelder Parteiorgans wurde am 25. d. M. vor der Kölner Straf­fammer in Sachen eines Preßprozesses eine prinzipielle Ent­scheidung getroffen. Es handelte sich um die Veröffentlichung eines Strafantrages, den ein Kölner Bürger gegen einen Kaplan bei der Kölner Staatsanwaltschaft eingereicht hatte. Der bea fagte Kaplan hatte einen Jungen dermaßen geschlagen, daß der= selbe drei Wochen lang unfähig war, die Schule zu besuchen. Heute haben wir in Deutschland ein täglich erscheinendes Der Strafantrag war von einer anderen Person auf den Auf­Zentralorgan, den Vorwärts"- eine wissenschaftliche Revue, trag des Vaters hin geschrieben worden und so gelangte eine die Neue Zeit" und daneben eine so ausgebreitete und ent­Abschrift von demselben in die Hände Gewehr's und dieser widelte Lokalpresse, daß von dem Bedürfnisse eines neuen brachte ihn zum Abdruck. Nach§ 17 des Gesetzes über die Presse Zentralorgans in dem alten, alles umfassenden Sinne des ist aber verboten, amtliche Schriftstücke eines Prozesses vor deren Wortes nicht die Rede sein fann. Wenn trotzdem auf den Die Parteifonferenz des Wahlkreises Brandenburg - Kundgabe durch das Gericht, oder bevor das Verfahren ein Parteitagen immer wieder ein Zentral- Wochenblatt verlangt eft havelland, welche am 21. d. Mts. in Rathenow gestellt ist, zu veröffentlichen. Durch die Veröffentlichung und schließlich auch mit übergroßer Mehrheit beschlossen worden tagte, erfreute sich einer über alles Erwarten großen Betheiligung des gestellten Strafantrages gegen den Kaplan Drammer ist, so waren dabei unseres Erachtens verschiedene Wünsche maß- 53 Delegirte vertraten 23 Orte; die Zahl der aus ländlichen glaubte der Staatsanwalt gegen Gewehr, den Schreiber des gebend. Ortschaften delegirten Genossen war eine erfreulich große. Zur Strafantrags, sowie gegen den Vater des gemißhandelten Knaben Einmal der, eine Uebersicht über die vielverzweigte Partei- Agitation auf dem Lande wird empfohlen, ein Preisausschreiben den beregten§ 17 des Preßgesetzes verlegt und leitete das Straf­bewegung und die wichtigsten Parteikundgebungen und für die Ausarbeitung eines guten Flugblattes zu veranlassen. verfahren gegen diese brei Miffethäter ein. Die Kölner Straf­Meinungsäußerungen im In- und Auslande zu gewinnen Im Uebrigen verpflichten sich die Parteigenossen durch die An- fammer verhandelte in eingehender Weise in gestriger Sizung gedrängter wie in einer großen Tageszeitung, und umfassender nahme einer diesbezüglichen Resolution, in regiter Weise für die den Fall und kam zu einem freisprechenden Urtheil gegen sämmt wie in einem Theil der lokalen Presse. Je vielseitiger und Berbreitung des Voltsblatts für Ost- und Westhavelland " im liche drei Angeklagte, den Ausführungen des Vertheidigers reicher unser Parteileben wird, desto größer wird die Noth- Kreise thätig zu sein. Vom Parteiblatt wird berichtet, daß die Rechtsanwalt Landé folgend. Es wurde vom Gericht ange wendigkeit werden, alle wichtigen Thatsachen, Urtheile und An- Unkosten der Preßprozesse seiner Redakteure sich seit den 3 Jahren nommen, daß der Vater sowie der Schreiber des Strafantrages regungen an einer Stelle zu sammeln, an der sie nicht unter dem seines Bestehens auf 1522,96 M. belaufen. Bur Organisation den§ 17 des Preßgefetzes nicht verletzt hätten, weil die Abschrift des Alltagsstoffe verschwinden, wie bei einem Tageblatte, das so innerhalb des Kreiſes wurde bestimmt, daß an der Spize gestellten Strafantrages von ihnen schon weiter gegeben gewesen viele andere Aufgaben noch zu erfüllen hat. des Kreises der Kreisvertrauensmann stehen soll, der mit sei, bevor die Anzeigeschrift in die Hände der Staatsanwaltschaft Weiter ist immer stärker das Bedürfniß hervorgetreten, für der Agitationskommission alle schleunigen Sachen zu erledigen gelangt sei, also bevor diese Schrift Gegenstand amtlicher Er­alle deutschen Genossen ein gemeinsames Organ der Die bat. Jeder Ort soll dazu angehalten sein, einen Vertrauens hebungen gewesen war, Gewehr dagegen mußte freigesprochen kussion zu befizen. Mit ihrer stetigen Machterweiterung wächst mann zu wählen. Dem Bericht des Vertrauensmanns Schne is werden, weil ihm das Bewußtsein gefehlt haben könne, daß das für die Sozialdemokratie auch das Maß der politischen Verder, Brandenburg , entnehmen wir folgende Einzelheiten: Schriftstück vor der Veröffentlichung schon in den Händen der antwortlichkeit. Sie wird immer mehr mitbestimmend in Fragen, Die Einnahmen beliefen sich in den letzten drei Jahren auf zu Staatsanwaltschaft war und einen integrirenden Theil in der die sie sonst als gleichgiltig- nebensächlich behandeln konnte, weil fammen 2423,42 M., die Ausgaben auf 2291,30 M., so daß am Straffache bilde. Infolge dessen mußten sämmtliche drei An­deren Entscheidung einzig und allein bei den bürgerlichen Schlusse des Jahres 1893 ein Bestand von 132,12 M. vorhanden geklagten freigesprochen und die Kosten des Verfahrens der Parteien lag. Sie wird immer enger und unlösbarer verwebt war. Die Kosten der letzten Reichstagswahl, so weit sie von Staatstaffe auferlegt werden. Hoffentlich wird nun das Ver­mit allen Strömungen des öffentlichen Lebens. Ihre im Brandenburg getragen wurden, beliefen sich auf 2911,86 m. fahren gegen Kaplan Drammer, dem gestellten Antrage gemäß, Programme niedergelegten einheitlichen Grundanschauungen hat Aufgebracht würden 2103,79 M. durch freiwillige Beiträge und seinen Fortgang nehmen.

I.

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Wie John Neve verhaftet wurde. hose( Gare du Midi) in Brüssel eintreffen würden, diskret zu v. Mauderode ein" gewiffer Carl Theodor Reuk war; daß verlangte, zwei Personen, welche am 1. Januar am Südbahn - 7. Daß der Londoner Bekannte" des Herrn überwachen, und den Verbleib der einen Person festzustellen." Reuß seit längerer Zeit der Polizei Dienste Behujs Erlangung weiterer Instruktionen sollte ich mit dem leifte und daß er( öhlig) wiederholt mit Unter diesem Titel hat im Jahre 1889 der Polizeispion Buge nach Aachen fahren, mich bei Herrn Möhlig, Paulus ihm in Korrespondenz gestanden habe. May Trautner, einer der vom Eozialdemokrat" entlarvten haus, als den im Briefe des Herrn von Mauderode erwähnten Geheimagenten der Berliner Polizei, in London eine Schrift ver- Herrn vorstellen, und zwar unter dem Namen Bloch... .. Reuß war seit Langem der Spionage verdächtigt, und öffentlicht, die der Vorläufer eines größeren Buches sein sollte: Ich schrieb an Herrn Möhlig nach Aachen , daß ich infolge zwar besonders seitens Neve's und seiner intimeren Freunde. Fünf Jahre im Dienste der deutschen politischen Geheimpolizei." eines Leidens nicht reisen könne, und bat um Justruktionen. Ein Die meisten Londoner Anarchisten hatten sich der von Dave, dem Tas Buch ist nie erschienen. Ob es feinen Verleger gefunden, Schreiben im gleichen Sinne ging nach Berlin . Unverzüglich Intimus Neve's, gegen Reuß geführten Kampagne angeschlossen, ob der Verfasser wieder seinen Frieden mit der Polizei gemacht? erhielt ich aus Machen die Nachricht, daß Herr Möhlig persönlich und letzterer hatte nur einen Vertheidiger gefunden; dieser Mer will das entscheiden; es ist übrigens auch gleichgiltig. eintreffen werde, daß ich ihn um so und so viel Uhr Jam Nord: eine aber war kein anderer als Josef Peufert, der von Dave Trautner war zu jener Zeit für die Zwecke der Polizei un- bahnhof in Brüssel erwarten und an einem rothen( sic!)& Cie. wiederum als agent provocateur schlimmster Sorte an­möglich geworden; sie hatte ihm daher ruhig den Laufpaß gegeben. Halstuch erkennen solle. In Brüssel angekommen, werde er sich gezweifelt und verrufen worden war. Reuß und Peukert, von Die Echrift, die auch über sein unsauber schuftiges Spigel- fofort nach dem Wartesaal I. Stlasse begeben, wo ich ihn er- den älteren Genossen mit Mißtrauen betrachtet, schlossen sich nur handwert ein rührsam sauberes Mäntelchen hängen sollte, warten möge. inniger an einander an. war in erster Linie gegen Peufert gerichtet; da aber Herr Zur bezeichneten Zeit begab ich mich nach dem Bahnhof, Theodor Nenk) darin mit als Hauptakteur entlarvt wird, so Im Wartesaale stellte sich der Besizer des rothen Halstuchs dürfte es sehr zeitgemäß sein, unsern Lesern dieses Rapitel voll mir vor als der Polizei- und Landes- Kommissar" Schufterei und Niedertracht wieder in Erinnerung zu bringen. von Aachen , worauf ich feinen Grund mehr sah, länger das Wir beschränken uns in der Wiedergabe auf die thatsäch- Pseudonym Bloch" beizubehalten und mich unter meinem wirk­lichen Hauptmomente und lassen selbstverständlich allen romantischen Aufpuz und alle phrafenhaften Schönfärbereien des Spigelautors weg. Die Thatsachen sind es ja, die für die Be theiligten ein moralisches Todesurtheil bedeuten.

Trautner schreibt:

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Es war in Brüssel Ende Dezember 1886. Ab Neujahr 1887 war ich aus dem Polizeidienste entlassen. Ich saß vor meinem Schreibtisch und überlas ein Manuskript, als ein Telegraphenjunge mir eine Depesche überbrachte.

" Wollen Sie in den ersten Tagen des Januar zu meiner Verfügung sein? Drahtantwort. Mauderode."**) ... Ich telegraphirte: Einverstanden". Umgehend empfing ich eine telegraphische Anweisung auf 300 Frts. nebst der Mit theilung, daß ein Brief unterwegs sei.

Als der Brief eintraf, erfah ich daraus, daß man von mir ") Wer sich für den Herrn Theodor Reuß näher interessirt, hat Gelegenheit, fein ehrliches Angesicht im Auslagefenster der Trautwein'schen Buchhandlung, Ecke Wilhelm- und Leipzigerstraße, kennen zu lernen. Dort ist das Gruppenbild der in Friedrichs ruhe vor Bismarck huldigenden Badenser, Hessen zc. ausgestellt. Und unter den zur linten Seite neben Herbert Bismarck aufgestellten Patrioten glänzt uns als der Dritte der Biedermann Reuß ent­gegen. Die Leser ersehen hieraus, daß Herr Reuß neben fonftigen auch ein gewiffes aftuell- politisches Interesse hat. Red. **) Heute Chef der politischen Polizei in Berlin . S. d. B.

lichen Namen präsentirte. Ich lud den Herrn Kommissar ein, bei mir eine Tasse Thee zu nehmen, da sich die jedenfalls importante Affäre, die ihn nach Brüssel geführt, zweifellos auf meiner Woh nung besser besprechen ließe, als in einem Hotelzimmer, dessen dünne Wände Ohren haben könnten. Herr Möhlig erwies mir die Ehre anzunehmen und wandte sich mit mir meiner Wohnung zu, nachdem er vorher noch ein paar Worte zu seinem abseits wartenden Begleiter gesprochen hatte, der nunmehr den Weg nach dem Boulevard du Nord einschlug. Unterwegsterfuhr ich Folgendes: 1. Daß Josef Peutert am 1. Januar um 7 Uhr 56 Min. Abends am Brüsseler Südbahnhof eintreffen werde, und zwar in Begleitung des Londoner Bekannten des Herrn von Mauderode."

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2. Daß Beufert ein Rendez- vous mit Neve haben sollte, und zwar am 2. Januar in Brüffel. 3. Daß es meine Aufgabe sein sollte, den Peufert zu über­wachen und ihn nicht aus den Augen zu verlieren. 4. Daß Herr Möhlig in beständigen und freundschaftlichen Beziehungen stand zu Wir. Crabbe, čem Polizeikommissar von St. Gilles ( einem Brüsseler Stadtbezirk), daß dieser Grabbe den deutschen Polizeibehörden Nachrichten über die sozialrevolutionäre Bewegung in Belgien hatte zukommen lassen, und daß er im Bedarfsfalle gewiß Herrn Möhlig gerne ein paar Agenten zur Disposition stellen würde.

5. Daß während des letzten Winters Herr v. Mauderode einige Zeit in Verviers und Herbesthal sich aufgehalten hatte. 6. Daß Herr Möhlig von anarchistischer Seite Drohbriefe erhalten hatte.

Nun waren aber zu jener Zeit in London blos drei Per­sonen, die Neve's genaue Adresse tannten: Dave, Trunk und Czerkauer; diese drei waren indeß sicherlich die letzten, dieselbe einem ihrer eigenen Genossen zu verrathen, geschweige denn einem Reuß oder Peufert. Neve's Vervierser Adresse( Adam Dumont) war Peutert durch eine Unvorsichtigkeit Neve's bekannt ge worden. Diese Adressse tannte auch die Polizei. Die zweite Lütticher Adresse tannte Peutert gar nicht. Die Polizei auch nicht. Seinerseits verfiel Reuß auf die dee( fast scheint es mir, als sei ihm dieselbe von Berlin suggerirt worden), den Neve aufsuchen zu wollen, um.... sich bei ihm persönlich von dem Verdachte der Spionage zu reinigen. Andererseits erklärte Peutert, an Neve wichtige Mittheilungen machen zu müssen, um eine Spaltung im anarchistischen Lager zu vermeiden....

Reuß bezahlte) also( recte die Berliner Polizei bezahlte) die Reise für sich und Peutert von London nach Belgien und zurück, nachdem Beukert, dem Neve aus Mißtrauen seine Adresse vorenthielt, von letzterem auf seine Bitten hin ein Rendezvous in Brüssel bewilligt erhalten hatte.

Wie Herr Möhlig mir sagte, hatte Reuß ihn infor eintreffen und mit Peutert im Hotel de Vienne, Rue de la mirt, daß er um 7 Uhr 56 Minuten Abends am Südbahnhof Fourche, absteigen werde. Hr. Möhlig ersuchte mich, am Bahn­hof anwesend zu sein und dem Peufert distret zu folgen, während er selbst trachten wollte, den Neuß sobald als möglich selbst trachten wollte, den Reuß sobald als möglich zu sprechen, um Näheres von ihm zu erfahren.

*) Peufert hat dies später öffentlich zugestanden. R. d. V."