Tie Nachwahl ia Borsa-Vegau. Nach dem vorläufigen amtlichen Resultat sind bei der Nachwahl im 14. sachsischen ReichStagswahlkreise Borna- Pegau am Dienstag 27 231 gültige Stimmen abgegeben worden. Davon erhielt Rüssel(Soz.) 12 077. v. L i e b e r t l'Reichsparlei) 6642. und Nietschke(Natl.) 6312 Stimmen. Bei der Hauptwahl 1912 erhielt Genosse Rüssel 11366. v. Liebert 7331 und Nietschke 7217 Stimmen. Das„Berliner Tageblatt" schreibt über die Stichwahl: „Jetzt kann eS keinen Augenblick zweifelhaft sein, dax keine einzige liberale Stimme für Herrn v. Liebert abgegeben werden darf. Dieser Repräsentant deS schroffsten ScharsmachertumZ, dieser Rüstungsfanatiker, dieser eigenartige Äolonialpolitiker. dieser durch und durch reaktionär ge- richtete General darf wenigstens nicht auf liberalen Kr ücken in den Reichstag hinein gelangen. Die Selbstachtung gebietet gerade in diesem Falle sedem Wähler, der auch nur einen Funken von Liberalismus in sich fühlt, die Front gegen die Reaktion zu nehmen. Wir überlassen Herrn v. Liebert neidlos den Reaktionären aller Schattierungen einschließlich der All- nationalliberalen. Mögen sie zeigen, was sie aus eigener Kraft vermögen. Allzuviel würde es nicht sein. Man darf annehmen, daß alle Lieberr-Freunde schon im ersten Mahlgang zur Stelle gewesen sind. Trotzdem siebt Herr v. Liebert noch um 3406 Stimmen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten zurück. Die 6512 liberalen Wähler können mit leichter Mühe in der Stichwahl die Entscheidung gegen Herrn v. Lieber! bringen. Darauf hinzuarbeiten, ist liberale Selbsterhaltungspflicht." Man darf neugierig sein, ob die liberalen Wähler dieser Parole auch zahlreich folgen werden. Unsere Genofien werden alle Kraft anspornen, um einem der schlimmsten Reaktionäre die Rückkehr in den Reichstag abzuschneiden. .Jur Charaktcristtk der Dummheit in patriotischen Rcdaktionsstnbcn. Seit einigen Tagen läuft eine Notiz durch die„staatSerhaltende" vaterländische Presse, die ein treffendes Beispiel daftir bietet, wie kurioS eS um die politischen Kenntnisse so mancher Exemplare deS patriotischen Federviehs bestellt ist. Als wir zuerst diese Notiz in der.Kreuzztg." lasen, haben wir sie bet Seite gelegt, da wir an. nahmen, einer der journalistischen GeisteSriesen, die jetzt unter dem Szepter Bruno Schroeters in der Redaltion des Junker» organS tätig sind, hätte dieses Ei gelegt und ausgebrütet, sind doch derartige Leistungen in der„Kreuzztg," nichts Seltenes. Aber in den nächsten Tagen hatten wir die schöne Freude, daß auch andere Blätter, große wie kleine, diese schöne Notiz brachten— und bald erfuhren wir denn auch, daß nicht eines der großen Talglichter der „Kreuz-Zeitung " die seltsame Notiz fabriziert hatte, sondern daß sie aus der.Deutschen Vereinigungskorrespondenz" stammt, von der sie dann— verwandte Seelen finden sich, wenn auch oft erst stn Rinn- stein— die.Nanonalliberale Korrespondenz" abgedruckt hatte. Und noch immer ist der Marsch der Notiz durch die gutgesinnte Presse nicht zu Ende. In einigen Blättern prangte sie am Dienstag und Murwoch wieder an hervorragender Stelle, darunter auch in der ganz besonders„gebildeten".Tägl. Rundschau". Und wenn wir bis morgen oder übermorgen warten wollten, würden zweifelsohne noch ein Dutzend weiterer Blätter hinzukommen. Doch was ists mit der erwähnten Notiz? Es handelt sich um «tae konftlie Notiz über den angeblichen Rückgang der Sozialdemo- kratie, in der nicht nur die bei den Reichstagsnachwahlen im vorigen Jahre für die Sozialdemokratie abgegebenen Stimmenzahlen in höchst belustigender Weise zusammengerechnet, sondern auch die Unterlegenen und Gewählten miteinander verwechselt werden. So heißt es z. B. über die Ersatzwahl im ersten hamburgischen Wahl- kreis: .Einen Stimmenverlust von über 8000 erlitten die Sozialdemokraten in ihrer Hochburg Hamburg I. dem Wahlkreis Bebels, wo am 17. Oktober der Sozialdemokrat Petersen gewählt wurde. Auch im Wahlkreis Neumarkt , wo für den verstorbenen Dom- kapitular Kohl am 23. Oktober Lederer(Zentrum) gewählt wurde, verlor die Sozialdemokratie 140 Stimmen." Bekanntlich ist in Hamburg nicht der Sozialdemokrat Petersen gewählt worden, sondern der Sozialdemokrat Otto Stalten; Herr Petersen war Kandidat der Linksliberalen. Und was die Srimmenzahl anbetrifft, so hat zwar Stalten 3101 Stimmen weniger erhalten als im Jahre 10!2 auf Bebel gefallen sind; aber auch die bürgerlichen Kandidaten haben 1428 Stimmen weniger erhalten, so daß Stollen immerhin noch einen Lorsprung von 3130 Stimmen hatte. Mit anderen Worten: die Sozialdemokratie verlor IL Proz. und die bürgerlichen Parteien ebenfalls 1ö Proz. Und nicht diel besser steht eS um verschiedene andere Angaben der Notiz: der frühere Abgeordnete Haupt, der noch lebt, wird als verstorben bezeichnet und Gewinnziffcrn werden als Brrlustziffern gebucht. Doch das vorstehende Zitat genügt zur Kennzeichnung der Mache. Und keiner der vielen überklugen Redakteure, die die Notiz aufgenommen haben, hat gemerkt, daß Ziffern und Namen un- richtig sind. LH. wir sind klug und weise, und man betrügt uns nicht! Georg der Furchtsame. In der„Deutschen Tageszeitung" wimmert Dr. Georg Oertel vor Entsetzen und Furcht darüber, daß unsere Genossin Dr. Luxemburg nach wie vor mit großem Erfolg für unser- Ideen eintritt. Er ruft entsetzt»ach dem Staalsanwalt: man solle die Genossin schleunigst zum Antritt ihrer Strafe zwingen und dann sofort wieder anklagen. Auch den„geistig schwerfälligen" Lesern der„Deutschen TageSzeitung" könnte diese Denunziation gar zu schofel scheinen. Die„Deutsche Tageszeitung" s-t-windelt ihren Lesern deshalb vor,„von der Vcrhängung der Höchststrafe von zwei Jähren wie von der sofortigen Verhaftung zur Abbüßung der Strafe" sei.nur aus Rücksicht auf die Gesundheil" der Genossin abgesehen. Ihre Gesundheit sei aber nicht so schwach, wie ihre Agitation beweise. Eine„sofortige Verhaftung zur Abbüßung der Strafe' gibt es, wie Dr. Georg Oertel eigentlich wissen sollte. überhaupt nicht. Ein Strafurteil wird erst nach Rechtskraft des Urteils vollstreckbar. Und daS in Frankfurt gefällte Urteil wird, wenn eS nach Recht und Gesetz geht, aufgehoben werden. Unwahr ist Oertels Angabe, der Antrag auf Verhaftung der Genossin Luxemburg sei mi: Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand abgelehnt. Ei" ist vielmehr abgelehnt,. weil die Behauptung des Staatsanwalts, Fluchtverdacht liege vor, jeglicher Unterlage entbehrte, die Annahme dos Verdachts einer Fluchlabsicht vielmehr durch die Reife der Frau Dr. Luxemburg aus England zum Termin geradezu widerlegt ist. Auch die weitere Angabe der.Deutschen Tageszeitung",.nur auS Rückfichl auf die Gciundhiil der Genossin sei von der Höchststrafe abgesehen", widerspricht der Wahrheit. DaS Gericht hat als einen der Gründe, weshalb nicht noch über das selbst von der.Täglichen Rundschau" als hart bezeichnete Strafmaß herausgegangen ist. die Rücksichtnahme darauf angeführt, daß die Angeklagte eine Frau ist, deren Gesundheit durch die Haft untergraben wird. Das Gejammer des furchtsamen Georg über die Erschütterung de«»Lebensnerv« de» Staats", des MilitariZmilS, durch Reden unserer Genossin zeigt, daß diese ins Schwarze getroffen haben. „Der Respekt vor der Majestät des Staats und Gesetzes", schreibt die„Deutsche Tageszeitung",„muß in den weitesten Kreisen erschüttert werden", wenn die Genossin Luxemburg nicht bald ein- gelocht und ihr dadurch weitere Agitation zur Unmöglichkeit gemacht wird. Komischer Kauz, der furchtsame Georg— in demselben Atemzug, wo er für Staat und Gesetz angeblich eintritt, fordert er somit zum Ungehorsam und zur Verletzung des Gesetzes auf. Der Staatsanwalt, dem diese neueste Denunziation des OertelblattS zugeht, wird eine schwere Aufgabe haben. Gründe zu finden. weShalb er gegen diese Aufforderung zur Verletzung des Gesetzes durch Ritter Georg nicht einschreitet. Freilich ist er ja auch gegen die „Deutsche Tageszeitung" nicht eingeschritten, als diese zum Duell anreizte und als sie deutlich erkennbar zur Stacheiferung der in Zaber» vorgekommenen Gesetzesverletzung aufforderte. Dr. Oertel ruft ängstlich nach dem Staatsanwalt— weshalb hat er nicht den Mut, in den jedermann zugänglichen Beri'aminlungen den Darlegungen der Genossin entgegenzutreten? Volle Redefteiheit hat er als Gegner in sozialdemokratischen Versammlungen. Fürchtet der Ritter Georg, gar zu sehr von der braven Genossin zerbläut zu werden? Dallwitz— Statthalter von Elsatz-Lothrmgen. In Berliner politischen Kreisen geht das Gerücht, daß jetzt der preußische Polizeiminister v. Dallwitz zum Statthalter von Elsaß-Lothringen ausersehen sei. Wieder eine konservative Verleumdung der Sozial- demokratie gerichtlich festgestellt. Das konservative„Wehlauer Tageblatt" brachte am 11. De- zember 1313 einen verleumderischen Artikel gegen den Parteisekretär Linde in Königsberg , dem das konservative Organ in Wehlan vor- warf, er hätte als Hausbesitzer einen Mieter mitten im Winter auf die'Straße gesetzt. Die Verleumdung machte natürlich die Rnnde durch die konser- vative Presse. Linde klagte, damit der konservative Redakteur vor Gericht den Beweis der Wahrheit erbringen könne. Die Beweis« aufnähme war so niederschmetternd, daß der Vertreter deS Klägers, Rechtsanwalt Caspary ohne Widerspruch erklären konnte, der konser - vative Redakteur habe sich alles aus den Fingern gesogen. Der konservative Wahrheilsapostel wurde zu 10 Mark Geldstrafe ver- urteilt._ Ter„sozialdemokratische Vandalismus". „Dieses giftige Früchtchen ist im sozialdemokratischen Treibhaus gewachsen!"— Unter diesem Motto bringt die klerikale Presse lange Artikel über die Charlottenburger Denkmals- beschmierung. Es strotzt darin von den gemeinsten Schimpfereien auf die Sozialdemokratie. Eine kleine Probe aus der Sonnlag- nummer der„Trierischen Landeszeitung" mag genügen: „Tie Wahlweiber in England gehen' wenigstens topferund offen vor: das macht nicht einen so schäbigen Eindruck wie der M e u ch e l- B a n d a l i s m u S in Charlotlenburg. Eine derartige Roheit ist die natürliche Folge der heillosen Erziehung. die die sozialdemokratischen Zeitungen und Agitatoren und Ab- geordneten der Masse angedeiben lassen.... Dazu die Hetze gegen den Kronprinzen, die Ausfälle gegen den Kaiser und sonstige Fürsten. Was Wunder, wenn dann unter den Leuten der letzte Rest des Anstandsgefühls und auch des Respekts vor Kunstwerken verloren geht und der Wahlspruch durchbricht: „ES muß alles verrungeniert werden!" Diesen klerikalen Großmäulern und Entrüstungsheuchlern ist auf die leichteste Wesse der Mund zu stopfen. Bemühten sich nicht die Leute, die beute der Sozialdemokratie die Schuld an der Charlottenburger Affäre beimessen, im vorigen Jähre so eifrig, die Äerant- wortung für den feigen Meuchelmord des Kunschak an den Genossen Schuhmeier vom KlerikalismuS abzuwälzen und die Partei des Ermordeten dafür verantwortlich zu machen? Und weiter: seit wann haben denn die stammen Herrschaften solche Hochachtung vor dem Kunstwerk? Die zahlreiche» Denkmals- schändungen aus verdorbener Sittlichkeit und die rohen Gewaltakte an steinernen Darstellungen kindlicher Geschlechts- anribute, die der Klerikalismus auf dem Gewissen hat. sollten die schwarzen Eiferer wirklich veranlassen, nicht von mangelndem An- standsgefühl und Kunstrespekt anderer zu reden. Amtlich widerlegter Reichsverbandsschwindel. Um die dringliche Forderung der Arbeiterschaft nach der Arbefts» losenversicherung zu diskreditieren, wird neuerdings von der Arbeit- geberzeftung ein alter Schwindel verbreitet, der sich mit der Arbeitslosenzählung in Halle a. S. befaßt, die im Jahre 1303 mit Unterstützung durch die Stadt durchgeführt wurde. Ter Schwindel gipfelt in diesem Satze: „Die Zählung ergab 2312„Arbeitslose", bei einer amtlichen Nachprüfung aber stellte sich heraus, daß u. a. selbst Dirnen. Zu- Halter, entwichene Fllrsorgelehrlinge. Gelegenheitsarbeiter, In- validcn und Pensionäre, Haussöhne und Haustöchter, die in der elterlichen Wirtschaft mit beschäftigt wurden und die in fremden Betrieben noch nicht gearbeitet hatten usw., als arbeitslos auf- geführt worden waren." Der„Hallesche Generalanzeiger", der die Borwürfe gegen die organisierten Arbeitslosenzähler vor vier Jahren zuerst brachte, mußte seinerzeit eine von amtlicher Stelle veranlaßt- Richtig- st e l l u n g bringen. Und jetzt schreibt der Direktor des Statistischen Amte» der Stadl Halle, Herr Dr. Wolfs, dem Vorsitzenden des GewerkschastSkartells u. a.: „Ich darf sagen, daß sowohl ich empört wie mein Personal außer sich war, daß die ehrenamtlichen Mitarbeiter eines großen Zählwerkes in ihrer Qualität durch eine Zeitung angegriffen wurden.... Ich selbst stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, da ich die organisierte Arbeiterschaft für ein wertvolles Zähler- material halte."... Interessant und wichtig für die Einschätzung des Schwindels über die Hollescheu Arbeitslosenzähler ist auch folgender Borgang: Kürzlich sprach in einer Versammlung der Ortsgruppe Halle de« Reichsverbandes dessen Sekretär Michaelis über das Thema „Arbeitslosigkeit und Arbeilslosenversicherung". In welchem Sinne, ist nicht schwer zu erraten. Wenige Tage darauf veröffentlichte die reichsverbändlerisch« agrarische„Hallische Zeitung" die Rede Michaelis' als Leitartikel, und darin stand auch wörtlich der Schwindel von 1303 zu lesen. Anderen TageS aber sandte der Reichsverbands- sekretär dem genannten Blatte eine Erklärung, in der es hieß, der veröffenllichte Bericht sei in vielen Einzelheiten als unrichtig, mißverständlich und e n t st c l l t zu bezeichnen. Es besteht nicht der mindeste Zweifel, daß dieser seltene Protest eines Reichs- verbändlers gegen einReichSverbandSblatt nur durch die amtliche Widerlegung des Schwindels von der„Zuverlässigkeit gewerkschaft- licher Zähler" entstehen konnte. Aber wird damit der Schwindel selbst tot sein? Da« ist nach all den Erfahrungen kaum anzunehmen! Tic„Germania " kölnisch? Tie kölnische Richtung im klerikalen Lager Leschränkt sich nicht darauf, gegen die„integralen Quertreiber" eine perfide Hätz zu ver- ansiallen, sondern sie sucht diesen auch ihre Blätter abzutreiben. Wie da«„Kath. Deutschland ' berichtet, find neue Aktien der„Ger- mania" ausgegeben worden, und zugleich ist Dr. Porsch an die Spitze deS AufsichtSrates dieses BlatteS getreten. Schwe!). Albert Gobat . Bern , 16. März.(Eig. Bericht) Albert G o h o t, der Direktoe des Internationalen Friedensburcau«, ist beute während einer Kommissionssitzring plötzlich gestorben. Obwohl Gobat bereits 71 Jähre alt war. kommt die Nachricht vom Tode des außerordent- licki rüstigen und stischen Mannes überraschend. Gobat war ein energischer Kämpfer für seine Ideen. Politisch steisinnig. erwarb er sich in stüheren Jähren als Mitglied der kantonalen Regierung Verdienste um die Hebung des Unterrichtswesens und in der Bc- kämpfung des MlkoholrSnvis. Letztes Jähr stellte er sich an die Spitze der Parlamentarier, welche die französisch-deutsche Annäherungskonferenz nach Bern einberiefen. An dem Gelingen der Konferenz hatte cr> großen Anteil. Als Sekretär der Interparlamentarischen Union erwa.ro er sich den Nobelpreis. Mit ihm scheidet einer von den aufrechten bürgerlichen Politikern dahin, die nunmehr so selten geworden find. RußlanÜ. Rüstungsfragen in der Duma. Dem Eäbelgeraffel in der deutschen und russischen bürger- lichen Presse ist bereits prompt die Ankündigung neuer großer Rüstungsverstärkungen in Rußland gefolgt. Es bewahrheitet sich wieder einmal,, daß das ÄriegSgeschrct der deutsche» Imperialisten der russischen Regierung die Durchführung neuer HeereSverstärkungen außerordentlich erleichtert. Die Mittel, die sie hierbei benutzt, sind recht bezeichnend. Um der öffentlichen Kritik aus dem Wege zu gehen und den Anschein be- sonders wichtiger Eröffnungen an die parlamentarischen„Ver- trauensleute" im Volke hervorzurufen, hat der Ministerpräsident 6o Abgeordnete der Duma zum 14. März zu einer Geheimsttzung einbenkftn, der wahrscheinlich iwch einige weitere folgen werden. Es waren die Vertreter sämtlicher Fraktionen mit Ausnahme der agrar-sozialistischcn„Arbeitsgruppe" und der beiden sozialdemo« kratischen Araktionen eingeladen morden. Wie in den Kreisen der Abgeordnelen tzrzäblt wird, erklärt sich der Ausschluß der Sozia» listen damit, dast sie sich stets als prinzipielle Gegner der mil,. tärischen Rüstungen erklärt haben. Ten liberalen Abgeordneten gegenüber wurde dieses Mittel nicht angewendet, obgleich auch sie 1312 gegen das„Ueine Flottenprograntm" gestimmt haben. Zur Rechtfertigung dieses von allerhöchster Seit« erwiesenen„Ver- trauens" beeilten sich die liberalen Führer, in die Geheimsitzung zu eilen, obgleich der elementarste parlamentarische Anstand sie davon hätte abhalten müssen, an einer Beratung teilzunehme», aus der die Vertreter der äußersten Linken demonstrativ ausgeschlossen waren. Die Rolle, die die liberalen Führer in dieser Geheimsitzung gespielt haben, brachte zu der Schande>toch die Lächerlichkeit. Die Herren von der liberalen Opposition machten mehrmals den Versuch, die Diskussion auch auf die Fragen-der inneren Politik zu lenken— wohl um ihre Zustimmung zu den neuen Militärforderunge» durch die Zusicherung irgend- welcher Reformlappalien erkaufen zu lassen. Aber Herr G o r c m h k i n, der neue Ministerpräsident, schnftt ihnen kühl daS Wort ad mit der Bemerkung, es ständen in dieser Beratung nur Fragen zur Verbandlung, die mft der Bewilligung der neuen Militärkredite zusammenhängen. Herr Goremykln kennt eben seine Liberalen. Er weih, daß er ihnen nur einen Tritt geben mutz, damit sie alleS schlucken. Japan . Gin merkwürdiger Selbstmord. Tokio , 17. März. Ein Angestellter der Firma Siemen«- Schuckert. namens Tossida, dessen Aussagen dem Bernehmen nach den Grund für die Verhaftungen in der Murine geliefert haben, hat sich i n s e i n e r Z e l l e im hiesigen Gefängnis erhängt. Seine Leiche wurde seinen Verwandten übergeben. China . Tie beratende Bersautmlung. Peking , 18. März. Der Minister des Aeußern Sunpaocht eröffnete heute die Versammlung, welche zu einer Abänderung der provisori scheu Verfassung gebildet worden ist. Von den 60 gewählten Mitgliedern waren 44 anwesend. Sunpaocht verlas eine Eröfsrningsbotschaft des Präsidenten Jüanschikai» welche die ungünstigen Folgen der provisorischen Verfassung auf die inneren und äußeren Verhältnisse EhinaS darlegt. Der Präsident drückte die Ucberzeugung aus, daß die Fähigkeiten der Mit» glieder der Versammlung bei der Fassung der Abänderung, welche dem Volke Chinas Frieden und Wohlfahrt geben solle, Erfolg haben würden. Mexiko . Eine neue Schlacht. New Jork , 18. März. Nach einer Meldung auS Jüarez läuft dort daS Gerücht von einer heißen Schlacht um. Die Bunde?» truppen sollen die Armee PillaS hei E s c a l o n nördlich von Torreon getroffen, der Kampf soll gestern den ganzen Tag gedauert haben, und die Rebellen sollen sich in ungünstiger Lage be- finden._ Letzte Nachrichten. Tie englische Arbeiterpartei gegen die Fsottenvermehrung. London . 18. März.(W. T. B.) Verlauf der heutigen Sitzung des Ilnlerhauses griff Snvwden(Ar- beiterpartei) die Flottenpolitlk der Regierung scharf an und erklärte, die Haltung Churchills sei eine Gefahr für die Sicherheit des Landes und eine Dröhung für den Weltfrieden. Snowden fragte, weshalb es notwendig sei, die MUtelmerflotte zu verstärken, denn wenn England mehr Schiffe dorthin verlege, würden Italien und Oesterreich- Ungarn ihre Flotten vergrößern, und wenn dies so fortginge, so würde England in wenigen Kahren einen Marineetat von hundert Millionen Pfund haben. Im weiteren Verlauf seiner anderthalbstündigen Rede mackste Snowden einen heftigen Angriff auf den R ü st u n g s r i n g. Er erklärte, wir müssen heraus» kdmmen aus den Klauen der Schwindler. Diebe; Politiker, Genorale und Rüstungsschürer und einen tatsächlichen Be» weis geben von unserem Wunsche, die Flottenausgaben herabzusetzen.__ Bertraueuskundgrbung für Caillaux . Paris , 18. März.(SS. T. B.i Die radikale und sozialistisch. radikale Gruppe der Kammer hat einstimmig einen Beschluß- antrag gefaßt, in welchem sie dem früheren Finanzminister Cail» laux, dem Verteidiger einer gerechten Reform der Besteuerung. angesichts der gegen ihn gerichteten abscheulichen VerleumdungS» kampagne ihre tiefe Sympathie und herzliche« Be«. trauen ausspricht.
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