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Stellengesuche und Schlafstellenatt. zeigen das erste Wort 10 Psg,, jedes weitere Wort ö Psg, Worte über 15 Buch. stoben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis ii Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Ervediiion ist bis 7 Uhr abends geöffnet, Telegramm. Adresse: «S»>äliieiii»ll»l Stllii". Zentralorgan der Ibzialdemoftrati fchen Partei Deutfcblands. Redaktion: 8Äl. 68, Lindcnstrassc 69. Fernsprecher: Amt Moristplatz. Nr. 1S8Z. Freitag, den ÄO. März 1914. Expedition: SSI. 68, Lindenstrasse 69» Fernsprecher: Amt Moristplast, Nr. 1984. Wettrüsten ohne Cnöe. London , 18. März.(Eig. Ber.) Zweieinhalb Swnden sprach der Marineminister Churchill gestern im Unterhause, um seinen neuen Flottenetat in der Höhe von über o1�> Millionen Pfund Sterling zu begründen. Er wußte, daß eine außerordentliche Apologie nötig war, um das laute Murren ini liberalen Lager zum schweigen zu bringen. Niemand wird die eng- lischen Liberalen in dein Verdacht haben, keine guten Patrioten zil seilt. Aber was viele von ihnen nicht begreisen können, ist, daß die Flottenrüstungen trotz der offenkundigen Besse- rung der deutsch -englischen Beziehungen noch immer in wahn- sinnigem Tempo vermehrt werden. Wenn das Nachlassen der bedrohlichsten internationalen Spannung, auf die man die Acra unerhörter Flottenrüstungcn zurückgeführt hatte, keine Erleichterung derselben bringt, woraus will man dann noch Hoffnung schöpfen? Daher die wachsende Feindseligkeit lind Erbitterung eines nicht zu imterschätzenden Teiles der libe­ralen Partei gegen diese Rüstungspolitik. Zur Beruhigung dieser Stinimung sah sich Churchill ge- nötigt, seine schwersten Geschütze auszufahren. Er gab eine großangelegte Uebersicht von der ganzen Oekonomie der Rüstungspolitik und versuchte mit großem Geschick zu be- weisen, daß er weiter nichts tue, als was jene höchstennatio- nalen" Interessen erfordern, die allen am Herzen lägen. Aber je erfolgreicher die Entschuldigungen Churchills, um so vernichtender das Urteil über das ganze System, das dieser Politik zugrunde liegt. Churchills Beweisführung eröffnet «UM anderen Ausblick in die Zukunft, als die stetig wachsende Unterjochung der Völker durch den Moloch, bis es zu einer wcltverhcerenden Entladung kommt oder bis die riesenhaften Mordinstrumente unter ihrer eigenen Last zu- sammenbrechen. Es ist das System selbst, woran die Art gelegt werden muß, soll ein Ausweg möglich sein. Wer die Eristenzberechti- gung dernationalen" Interessen weltkapitalistischer Aus- bcutung zugibt, der ist den Rüstungshetzern rettungslos aus- geliefert. Hier liegt die Schwäche der pazisistischen Liberalen. nicht in ihrem mangelnden Willen. Sie müssen ihre Angriffe auf einzelne Erscheinungsformen oder Uebergriffe der Riistungspolitik beschränken, und da sind ihnen die geriebenen militaristischen Fachleute allemal über. Ein großer Teil der Mehrausgaben ist durch die Einführung derOelfeuerung verschuldet. Die liberalen Pazifisten protestieren; aber Herr Churchill beweist schwarz auf weiß, daß die Oelfeuerung die der Admiralität zur Verfügung stehende Mordgewalt außer- ordentlich erhöhe. Tie liberalen Pazifisten können nicht er- widern, daß sie eine Vermehrung der Mordgewalt nicht wollen, sondern müssen sich darauf beschränken, sehr inkom- petente Zweifel über die Vorzüge der Oelfeuerung zu äußern, ohne natürlich die Oeffentlichkeit davon überzeugen zu können, daß sie in dieser Frage besser Bescheid wissen als die Admiralität. Dasselbe gilt von dem wachsenden Umfang der Schlachtschiffe, von der rapiden Ausbreitung des Luftmili- tarismus, von der Vermehrung der Flottcnbemannung und selbst von der Zahl der zu bauenden Schiffe. Aber gelegentlich inüssen die Militaristen doch aus eigenem Munde den Wahnsinn ihres Treibens verkünden. Mit nicht geringem Stolz setzte Church ll auseinander, daß die englische Admiralität mit der Einführung fünfzehn- z 0 l l k a l i b r i g e r Geschütze an Stelle der 13s?<>zoll- kalibrigcn vorangegangen sei. Dieses Geschütz, erzählte Churchill einem staunenden Unterhause, entsendet ein Ge- schoß von fast einer Tonne Gewicht und wirft es bis zu einer Entfernung von Ist 12 englischen Meilen. Das ist gewiß wundervoll es gibt kein Gebiet menschlicher Tätigkeit, das alle Errungenschafien des menschlichen Geistes so sehr in seinen Dienst gestellt hat, wie die Mordtcchnik. Aber gleich darauf mußte Churchill hinzufügen:Die An- griffsmacht des modernen Schlachtschisfes steht außer allem Verhältnis zu seiner Verteidig ungs. macht. Wenn Sie sich ein klares Bild von einem Kampfe zwischen niodernen Schlachtschiffen machen wollen, dann dürfen Sie n-cht an zwei gepanzerte Männer denken, die einander niii schweren Schwertern angreifen. Es ist mehr wie eine Schlacht zwischen z w tz i Eierschalen, die mit Hämmern aufeinander losschlagen. Diese Tatsachen wecken Ztveifel darüber, ob die moderne Form der Kriegsführung zwischen diesen enormen Schiffen sich nicht jetzt ihrem Gipfelpunkt näher t." Ein Dreadnought, der 21/j Millionen Pfund Sterling kostet, so zerbrechlich und ver- wundbar wie eine Eierschale! Für dioies Wort verdient der englische Flottenministcr aufrich igen Dank. Ein großer Teil von Churchills Red? war an die Adresse Kanadas . Australiens und Neuseelands gerichtet. Den Kanadiern sagte er deutlich genug, daß sie ßch schämen sollten, ihre Kiistenverteidigung von den englischen Steuerzablem, die vielfach ärmer seien als sie, zahlen zu lassen! Wäre Kanada unabbängig oder würde es von den Vereinigten Staaten annektart, dann miißien sie gewiß viel höhere Kriegslasten tragen, als ihnen jetzt zugemutet würde. Es bleibt abzuwarten, welchen Eindruck diese Kapuziner - predigt in Kanada machen wird. Das reichspatriotischere und freigebigere Australien und Neuseeland bekam ein anderes Lied zu hören. Diesen Kolonien legte Churchill nahe, wie wichtig es für sie sei, daß die von ihnen gebauten Kriegsschiffe nicht in ihren Heimatgewässern stationiert bleiben, sondern der englischen Admiralität zur Verfügung stehen. 9!ur die englische Flottenübermacht in der Nordsee , im entscheidenden Theater, könne die Unabhängigkeit dieser Kolonien sichern. Ist die englische Flotte in diesem entscheidenden Schauplatz besiegt, dann können die paar eigenen Kriegsschiffe Australien und Neuseeland nicht retten; sie müßten dann den Schutz der Vereinigten Staaten erbitten. Auch die Furcht dieser Kolonien vor I a p a n versuchte Churchill zu beschwichtigen. Sie haben von Japan nichts zu fürchten. Japan könne mit den Flotten- rüstungen der europäischen Staaten unmöglich Schritt halten, und nur das Bündnis mit England sichere ihm seine Unab hängigkeit. Wie das wohl in Tokio gefallen wird? Die schlagendsten Argumente, die auf englische Patrioten stets den tiefsten Eindruck machen, bewahrte sich Churchill zum Schluß. Die Flotte ist Englands Ein und Alles, nicht nur seine Kolonien, sondern seine nackte Existenz, die� Nahrung seines Volkes, hängen von ihr ab. Für andere Staaten ist die Flotte ein Sport, das Werkzeug einer Machtpolitik; selbst die Vernichtung ihrer Flotte könnte ihre Unabhängigkeit nicht berühren. Deshalb könne England seine Rüstungen nur ei» schränken, wenn die anderen Staaten das gleiche tun. der Siegeszug öer Roten Woche. Die Rote Woche hat den sozialdeyiokratischen Organi­sationen und der sozialdemokratischen Parteipresse schöne große Erfolge gebracht. Die Resultate gehen nicht so rasch ein, als zu wünschen gewesen wäre. Aber es läßt sich aus den Teilresultaten schon erkennen, daß unsere Erwartungen voll erfüllt worden sind. Im nachstehenden geben wir eine Zusammenstellung der bisher vorliegenden Resultate: h Die Werbearbeii für die Presse wird im Bezirk Halle Ende deS Monals gesondert vorgenommen. Die Ägitalion für die Presse findet erst an den nächsten beiden Sonntagen iiau. 8) Im Kretie Nürnberg hat kurz vor Weihnachten erst eine um- iahende Agitation staltaeilmdeii, die 2134 Mihltieder brachte; zu« sammen mit den jetzig» Erfolgen sind gewonnen worden 2606 neue Mllgtieder. daruiner ö2i Frauen. 4) Die Zabi ver neugewonnenen Genossinnen, die noch nicht fest« gesrclli iverden tonnte, ist in der Geiamtzahl nickt enthalten. Ans rund lstst Wahlkreisen sind vorstehend die Resultate aufgeführt; aber eS find noch unvollständige Resultate. Noch immerfort werden aus diesen Kreisen Neuaufnahmen von Mitgliedern und neuhinzugekommenc Abonnenten gemeldet. Auch das Hamburger Ergebnis ist nicht eingeschlossen, daS schon am ersten Tage auf Istststst neue Mitglieder geschätzt wurde! Die Gesamtziffcr aber aus diesen zirka Istst Kreisen ergibt: 68 300 neue Mitglieder. 53 100 neue Abonnenten! Mit Befriedigung kann die Pgrtei auf den Erfolg ihrer Werbearbeit blicken und Dank gebührt all den Genossen und Genomniieii, die sich mit Fleiß und Eifer der Stärkung unserer Organisation und Presse gewidniet haben. Zugleich zeigen aber diele Resultate auch, daß unserer Arbeit noch ein weites Feld offen steht, und deshalb müssen sie uns an- spornen, in unserer Energie nicht zu erlahmen. Jeder einzelne muß in sich fortwährend das Beivußtscin wach erhalten, daß er stets ein Kämpfer und Werber für die Partei und ihre hohen Ziele ist. Erfolgreich ist unsere Arbeit gewesen und so ruft sie. uns Sozialdemokraten, zu neuer Anstrengung!