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Basel Bis Konstanz ist auZgesckrieben. Voraussetzung ist natürlich die Schiffbarmachung der Strecke Strasburg Basel. Der Rheinregulierung bis Konstanz steht die elsatz-lothringische Regierung nicht sympathisch gegenüber, da sie eine Schädigung der Handelsintcressen Strasburgs befürchtet. Wir können aber keinen Pfennig für den Großschiffahrtsweg Bewilligen, wenn er in Basel enden soll. Er muß vielmehr bis Konstanz durchgeführt werden, sferner muß die Schtveiz zu den Kosten beitragen, auch für die Strecke Basel Straßburg , da die Schweiz dann direkt mit der??ordsee verbunden sein wird. Wesentlich ist ferner, daß Holland zu den Schiffahrtsabgaben seine Zustimmung gibt. Eine Einwirkung auf die elsaß. lothringische Regierung steht uns nicht zu. Wir haben für die Regulierung des Rheins bis Straß- bürg große Opfer gebracht, obwohl die Befürchtung nahe lag, daß Mannheims Verkehr leiden würde. Unsere Sonder- interesfen haben wir zurückgestellt, und wir dürfen deshalb erwarten, daß auch Elsaß-Lolhringe« uns gegenüber freundlich handeln wird. Der Bau einer Wasselstraße bis Konstanz ist nach Ansicht der Techniker ausführbar. Die Schiffbarmachung des Rheins von Breiiach bis Basel würde 106 Millionen Mark kosten, wobei 50 Millionen auf die Schiffbarmachung und 65 Millionen auf die Anlage von Wasserkraftwerken entfallen würden. In der an die Regierungserklärung sich anschließenden Debatte erklärten sämtliche Parteien, daß die Schiffbar- machung des Rheins bis Konstanz und die Erschließung der Wasserkräfte mit allen Mitteln zu fördern sei. Stürmische Sitzung im hessischen Landtage. Zu stürmischen Auftritten kam es am Freitag in der Zweiten Kammer des hessischen Landtages. Der Leiter des Schulwesens Staatsrat Süffert antwortete in höchst provozierender Form auf die Darlegungen von sozialdemokratischer und sreisiniriger Seite. Aus einen Zwischenruf des Genossen Dr, Fulda , daß sich in dem Auftreten gegen die Lehrer eine Feldwebelpolitik offenbare, ant- wortete Staatsrat Süffert, Dr. Fulda sei doch noch nicht einmal Gefreiter gewesen. Da dem Staatsrat genau bekannt ist, daß Ab« geordneten Dr. Fulda die Oualifikatio» zum Reserveoffizier wegen seines jüdischen Religionsbekenntnisses abgesprochen worden ist, so reagierte Dr. Fulda auf diese beleidigende Bemerkung mit dem Zu- ruf:»Sie unverschämter Staatsrat Fulda erhielt dafür zwei Orb- nungsrufe des Präsidenten. Hierauf führten die bürgerlichen Parteien eine Entrüstungs- komö.Me auf, indem sie Erklärungen gegen das Auftreten Dr. Fuldas abgaben, das parlamentarisch unwürdig sei. Genofle Ulrich verurteilte mit scharfen Worten diese Komödie. Er führte den Herren zu Gemüte, daß sie kei» Gefühl besäßen für die wahre Würde der Volksvertreter, und daß sie Beleidigungen von Abgeordneten durch Regierungsvertrcter dann ruhig zuließen, wenn diese Ab- geordneten Sozialdemokraten seien. Genosse Ulrich selbst zog sich bei dieser Zurückweisung durch den etwas nervös gewordenen Präsidenten nicht weniger als drei Ordnungsrufe zu. Hierauf ging die Budgetberatung weiter. Ausbau des Hamburger Kolonialinstituts. Die Bürgerschast hat amMittwoch den Antrag deSSenats aus Ausbau de» Kolonialinstituts durch sofortige Errichtung von drei Professuren für Sprache und Kultur Jgpanö. für Kultur und Geschichte Indiens und für Geschichte und Kultur Rußlands sowie die Errichtung einer kolonialgeschichtlichen Abteilung am historijcheu Seminar ange- nommen. Zentrumsheuchelei. Die unverschämte Heuchelei des Zentrums, das öffentlich jeden, der bei irgendeiner Wahl einen sozialdemokratischen Kandidaten unterstützt, als Staatsfeind denunziert, selbst aber bei jeder Ge- legenheit die Sozialdemokratie um Wahlstimmen anbettelt, wurde am Mittwoch im württembergischen Landtag erbarmungslos auf- gedeckt. Zur Debatte stand ein Zentrumsantrag, der die staatlichen Arbeiter aus der Versicherungsanstalt Württemberg herausnehmen und für sie eine Sonderanstalt gründen will. Dieser nur dem Agitationsbedürfnis de» vom Zentrum patronisierten christlichen Eisenbahnerverbandcs entsprungene Antrag wurde von der Re- gierung und der gesamten linken Hälfte des Landtages bekämpft. Da auch der volköparteiliche Abg. Fischer, der Sekretär de« libe- ralen schwäbischen Eisenbahnerverbandes ist, sich scharf gegen das Verlangen des Zentrums wandte, wurde er vom Zentrumsabgeord- neten Graf als Knecht der Sozialdemokratie hingestellt und ihm vorgehalten, daß er bei den Wahlen zur Eisenbahner-Krankenkasse mit dem angeblich sozialdemokratischen Süddeutschen Eisenbahner- verband gegangen und bei den letzten Landtagswahlen einen Wahl- ausruf zugunsten der Sozialdemokratie unterschrieben habe. Darauf erwiderte Genosse 5k c i l, ob denn da« Zentrum glaube, es sei sein Privilegium, mit der Sozialdemokratie Wahlgeschäfte zu machen. Tie Verhandlungen im Dom zu Speyer seien doch aller Welt bekannt. Graf solle doch einmal seine Fraklionsfreunde Andre und Herbster fragen, wie sie sich zur Sozialdemokratie stellen. Ehe noch ein weiteres Wort gefolgt war, fuhr Andre auf mit den schuldbewußten Worten:.Es ist nicht wahr!" Er rückte dann heraus mit dem Geständnis, daß bei der letzten LandtagSivahl ein Freund von ihm mit der Sozialdemokratie in Tuttlingen in Vev bindung getreten sei, um gegen das Versprechen, da« Zentrum werde in Tuttlingen für die Sozialdemokratie stimmen, die Stichwahl- Hilfe der Sozialdemokratie für Andre in Oberndorf einzutauschen; doch will Andr6 selbst an der Sache nicht beteiligt gewesen sein, vielmehr sofort, als er von den Verhandlungen hörte, sie zum Scheitern gebracht haben. Genosse M a t t u t a t frischte aber das Gedächtnis des Zen- trumsabgeordneten auf. Nicht nur ein Freund Andres, ein katho- lischer Arbeitersekretär, sondern auch ein katholischer Geistlicher sei mit dem sozialdemokratischen Vertrauensmann in Tuttlingen münd- lich�und telephonisch in Verbindung getreten und hätte um Wahl- Hilfe für Andre gefleht. Nur an der Ablehnung der So- zialdemokratie sei der Versuch gescheitert. Trotz- dem sei mit Wissen Andre? am Wahltag in Oberndorf ein Plakat angeschlagen worden des Inhalts:Sozialdemokraten, wählt Andre, das Zentrum wählt in Tuttlingen M a t t u t a t1" Vou der Sozialdemokratie wurde dieser Aufruf als Zenitumsschwindel gekennzeichnet. Da Andre lveitcr dehauptele, auch der Abg. Herbster wisse sich rein von einer Berührung mit der Sozialdemokratie, teilte Mattutat mit, daß Herbster ihn bei der Reichstagsersatzwahl in Konstanz zur Nachtzeit aus dem Bett geholt habe, um die Unterstützung des Zentrumskandidaten durch die Sozialdemokratie zu erbitten und Gegenleistungen in Aussicht zu stellen. Diese Mitteilungen erregten im Hause großes Aufsehen und erzeugten eine sehr kleinlaute Stimmung' im Zentrum. Auf die stürmischen Rufe von der gesamten Linken, Herbster solle reden, ergriff dieser schließlich das Wort und bestätigte unter allerlei Drehungen und Verrenkungen die Darstellung MattutatS. Wieder eine Kasernentragödie. Wiederum kann unser Bochumer Parleiblatt von einem Soldaten- selbstmord berichten, wie sie sahraus jahrein zu Hunderten in unserem herrlichen" Kriegsheere vorkommen. Seit vorigem Herbst diente beim 8. badischen Infanterieregiment Nr. 16Ü in Lahr der Bergmann Gerhard Riß, der bis dahin in Witten bei seiner Großmutter, der Witwe Bruns, gelebt hatte. Am 2. März schrieb Frau Bruns an ihren Enkel eine Postkarte mit der Anfrage, was mir ihm los sei, da er gar nichts von sich hören lasse. Diese Karte kam zurück mit dem Vermerk: Am IL. Februar 1314, abends 8 Uhr, verstorben. An den Absender zurück. Darauf erbat sich Frau Bruns vom Regiment genauere Aus- kunst über Ursachen und Umstände des Todes und erhielt dafür folgenden Brief: Gericht des 8. Bad. Ins.- Regt. Nr. 163. b' 10- mii 1914 Frau Ww. Bruns, Witten -Ruhr. Auf Ihr Schreiben vom 5. S. 1914 teilt Ihnen das Regiment mit, daß sich Ihr Enkelkind, der Musketier Riß, am 18. 2. 1914, abends, das Leben genommen hat. Nach den angestellten Er- Mittelungen haben ihn häusliche Verhältnisie zu diesem Schritte veranlaßt. Nach Iseußerungen, die er Kameraden und Vorgesetzten gegen über machte, war er schon seil seinem 14. Lebensjahre wegen eines Zerwürfnisses mit seinen Ellern von Hause fort. Niemals soll er seitdem ivieder dorthin zurückgekehrt sein. Diese Trennung von den Eltern hat ihn stets sehr bedrückt und schließlich dann zu jener Verzweiflungstat getrieben. Einem Kameraden gegenüber, der Weihnachten mit ihm zu summen nach Wirten fuhr, hat er unterwegs tränenden Auges geäußert, daß dieser wenigstens nach Hause fahren könnte, ihm sei dies nicht möglich. Der Vater des Musketier Niß ist selbstverständlich sofort von dem traurigen Borfalle ur Kenntnis gesetzt worden. Er er- yvidert'e dem Regiment, daß er sich bei der großen Lebenslust seines Sohnes diesen Schritt nicht erklären könne. Das Ergebnis der Ermittelungen wurde dem Vater gleich- falls mitgeteilt. Niß war sonst ein braver Soldat und sein Plötz- licher Tod hat unter seinen Kameraden allgemeines und herzliches Bedauern hervorgerufen. Name unleserlich. Oberst und Regimentskommandeur. Demgegenüber existiert aber ein Brief von Niß, gerichtet an seine verheiratete Schwester und deren Ehemann, worin es heißt: Lahr , 17. Februar 1914. Lieber Schwager und Schwester!... Hier geht es ganz verrück: zu. Den» ich weiß manchmal gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Unsere Ausbildung ist nun vorbei. Aber jetzt fängt das Kompagnie- Exerzieren an; da holt sich mancher 3 Tage. Aber auch dieser Schmerz wird vorübergehen. Vor ein paarTogen habe ichmich tatsächlich mit Selbstmordgedanken rum geschlagen." Man beachte das Datum deS Briefes: 17. Februar; am 1 8. F e b r u a r hat Riß seine Selbstmordgedanken in die Tat um- gesetzt. Also wieder einer jener zahlreichen Fälle, die sich in der dunklen Stickluft der Katern« abspielen, ohne daß über die ivahren Ursachen solcher Verzweiflungstaten Klarheit gegeben wird. Wer das Kasernen- elend am eigenen Leibe kennen gelernt hat, wird solche Tragödien allerdings ohne weiteres verstehen. Berichtigung. Die Redaktion derSchles. Volkszeitimg" ersucht uns um fol- gende Berichtigung: In Ihrer Nummer vom 16. März schreiben Sie, daßin der gut kölnischenSchlesischen VolkSzeitung" ein Herr F. I. Reise Geistlichen der Berliner Richtung böse Dinge nachgesagt" habe. Diese Behauptung ist unwahr. Wahr ist, daß in derSchlesischen VolkSzeitung" die in Frage stehenden Ausführungen gegeneinen Geistlichen der Berliner Richtung" nicht gestanden haben." der Rochette-Stanüal. Paris , 19. März. Marineminister Monis, der vor dem Rochetteausschuß erscheinen soll, ist für die Tauer der Untersuchung von seinem Amt zurückgetreten. Mit der Leitung des Marineministeriums wurde interimistisch Kolonialminister Lebrun betraut. ZfaUs die Untersuchung ergibt, daß Monis sich keines tadelnswerten Vergehens schul- dig gemacht hat, wird er wieder an die Spitze des Marine- Ministeriums treten. Die Bureaus des Senats haben eine Kommission von neun Mitgliedern gewählt, die den Vorschlag der Kammer. deni Rochetteausschuß richterliche Befugnisse zu er teilen, prüfen soll. Die Kommission wählte R i b o t zum Vorsitzenden. Der Justizminister erklärte sich dannt cinver standen, daß die Befugnisse der Konimission darauf beschränkt sein sollen, daß die Kommission berechtigt ist, Zeugen zuin Er- scheinen zu zwingen und falsche Zeugenaussagen zu bestrafen. TerMatin" erzählt, C a i l l a u x habe vor einiger Zeit den Oberstaatsanwalt F a b r e zu sich berufen und ihn über den vielbesprochenen Bericht vom Jahre 1911 befragt. Dieser habe erwidert, dieses Schriftstück sei nicht vorhanden. Favre läßt vor den« Rochetteausschuß erklären, daß er einerseits Caillaux habe beruhigen, andererseits damit habe sagen wollen, daß der Bericht, den er in vertraulicher Weise dem dantaligen Justizminister B r i a n d übermittelt habe, nicht der Oeffentlichkeit preisgegeben werden sollte. Fahre hätte zu seineni Schutze das Original des Berichtes für sich de- halten. Der gegenwärtige Justizminister B i e n v e n u» Martin habe kürzlich Fabre gefragt, ob es wahr sei, daß er Briand eine Abschrift seines Berichtes übergeben habe. Fabre habe bejaht, worauf Bienvenu-Martiu sein Bedauern darüber aussprach, daß dieses Schriftstück aus dem Justiz- Ministerium verschwunden sei, und Fabre ersuchte, ihm eine neue Abschrift zu geben. Fabre habe dies trotz wiederholten dringenden Ersuchens des Justizministers abgelehnt. Tie erste Sitzung. Paris , 19 März. Der Rochetteausschuß der Kamnier beschloß, bereits inorgen die früheren Minister Monis und Caillaux , den Oberstaatsanwalt Fabre und den Gerichtspräsidenten B i d o u l t de l'J s l e zu ver­nehmen. Das schlechte Gewissen. Pari«, 13. März.(Privattelegramm desV o r- wärt s".)-JSHc reaktionäre Presse bekämpft die Versehung der Rochette-sivmmisfion mit gerichtlichen Bollmachten al» eine revolu-, tionäre Verletzung des Prinzips der'Gewaltentrennung. Nur zu durchsichtig ist ihre Befürchtung des wachsenden Ansehens der Sozialisten und auch die Furcht, daß eine rücksichtslose Untersuchung die Demokratie rehabilitiert und die reaktionären Intriganten ent- larvt. Wahrnehmbar ist auch das Bestreden, die Aufmerksamkeit von der zweischneidigen Untersuchung durch die Aufrührung der afrikanischen Politik Caillaux und einen nationali st ischen Skandal abzulenken. Militarismus und Klerikausmus rüsten zu einem entscheidenden Sturm gegen die radikale Republik . Frau Caillaux . Paris , 19. März. DemMatin" zufolge wiederholte Frau Caillaux einem Sekretär Laboris gegenüber das Bedauern über ihre Tat. Sie sei über die Prehkampagne wahnsinnig aufgeregt gewesen und habe jetzt erkannt, daß sie eine schwere Schuld auf sich geladen habe, als sie jich einen Augenblick willenlos der Verwirrung hingab. der Kampf um tzomerule. Tie Debatte über das Mißtrauensvotum. London . 19. März. Unterhaus, Bonar Law beantragte ein Mißtrauensvotum, in dem erklärt wird: das Haus bedauere die Weigerung der Regierung, Vorschläge zu einem Zusatzantrag zur Homerule Bill zu machen und ist der Meinung, daß dies« Vor- schlage vor der Wiederaufnahme der zweiten Lesung gemacht wer- den müßten. Bonar Law erklärte, die Lage sei heute weit gc- fährlichcr als sie je gewesen sei, und wenn ein Ausweg gefunden würde, wäre es durch ein Mittel, das er ganz und gar nicht voraus» sehen könne. Die Opposition habe nicht die Tür rasch zugeschlagen und würbe sie auch nicht ohne Notwendigkeit zuschlagen irgend einem von der Regierung ernstlich vorgebrachten Vorschlag gegenüber in der Hoffnung, dadurch den Frieden herzustellen. Wenn jedoch der Grundsatz der Verständigung darin bestehen sollte, daß die Ulster- leute nach der Uebergangszeit automatisch unter die Homerule Bill gebracht werden sollten, so mühte die Opposition dies voll- kommen ablehnen. Falls Ulster nicht aus dem Bereinigten Königreich ausgeschlossen würde, so würde die Opposition dies alß Grundlage für eine mögliche Beratung und Ver- Handlung zur Lösung der Schwierigkeiten annehmen. Wenn die Regierung deren Vorschläge in die Homerule Bill einfüge und diese durch eine Volksabstimmung dem Lande unterbreite und das Land dies billige, so würden die Unionisten sich nicht länger widersetzen. A s q u i t h wiederHolle die Vorschläge der Regierung vom 9. März. Er fügte hinzu: Er Hab« Kenntnis von dem Vorschlage Bonar Laws genommen und frage, ob U l st e r das Ergebnis einer Volksabstimmung annehmen würde? C a r s o n unterbrach ihn und sagte: Wenn Asquith mir einen endgültigen Vorschlag macht, will ich Antwort geben. Asquith richtete im weiteren Verlauf seiner Rede einen ernsthaften Appell an das Haus, zu bedenken, daß die neuen Vorschläge die einzige Hoffnung auf eine dauernde Ver- ständigung gäbe. Carson erwiderte: Die Regierungsvorschläge in ihrer gegenwärtigen Form sind nicht wert, von Ulster in Erwägung gezogen zu werden. Japan . Keine Verständigung. Tokio , 19. März. Die gemeinsame Konferenz von Vertretern beider Häuser des Landtages hat den Zusatzantrag des Oberhauses, der den Marineetat um sieben Millwnen Pfund Sterling herabsetzen will, mit einer Stimme Majorität b e r»'W w o r f e n. Die eutscheidende Stimme war die des durch das LoZ gewählten Vorsitzenden, der zufällig ein Oberhausmitglied ist. Letzte Nachrichten. Die Home-Rule-Debatte. L»nd»n, 19. März. Das Unterhaus bot heute das Bild eines großen Tages. Binar Law und Asquith hielten ihre Reden vor dicht besetztem, gespannt lauschendem Hause. Der Ton beider Reden war maßvoll, aber nachdrücklich. Ein von Carson gegen die Regierung und besonders gegen Churchill unternommener Angriff rief auf beiden Seiten des Hauses Unruhe hervor. Später stellte der Nationalistenführer Devlin neuerlich fest, daß Carson einstmals Anhänger von Home-Rule gewesen wäre. Carson sprang erregt auf und rief: Das ist eine infame Lüge!(Große Unruhe.) Der Sprecher ersucht Carson, sich in seinen Ausdrücken zu mäßigen. Carson erwiderte: Die Behauptung war eine wissentliche Unwahr» hell.(Erneute Unruhe.) Delvin versuchte in seiner Red« fortzu- fahren, doch dauerte der Tumult an. Der Sprecher schritt erneut ein und forderte die Mitglieder des. Hauses auf, persönliche An, griffe zu vermeiden. Devlin setzte hierauf seine Rede ungestört fort. Er führte aus, es habe niemals eine größere Maskerade des Scheins oder de« Betruges gegeben, als die Erzählung von einem Bürgerkrieg in Ulster . Die einzige neue EntWickelung in der Lage ist das Anerbieten Bonar Laws, daß die Opposition die Home-Rule-Bill annehmen würde, wenn sie durch ein« Volksabstimmung gebilligt würde. Aber obwohl Asquith erklärt, er würde sich keiner An- regung verschließen und Kenntnis nehmen von dem Anerbieten, so zeigen seine Einwände gegenüber dem Grundsatz der Volks- abstimmung, daß Laws Anerbiete» wahrscheinlich nicht angenommen werden wird. Während der Debatte erhob sich Carson und verließ da? Haus, um sich nach Belfast zu begeben. Sämtliche Mitglieder der Opposition erhoben sich von ihren Sitzen und brachen in begeisterte Hochrufe aus. Salandra italienischer Ministerpräsident. Rom , 19. März.(W. T. BJ Der König hat heute in einenl Erlaß die Deinissioit des Kabinetts Giolitti ange­nommen und Salandra mit der Bildung des neue« Kabinetts beauftragt. Zusgmmeustoß mit einem Torpedoboot. Venedig , 19. März.(W. T. B.) Das italienische Torpedoboot 66 T" stieß mit einem Dampfer der städtischen Dampffchiffahrts- gesellschast, der mit etwa 89 Personen an Bord vom Lido herkam, zusammen. Der Dampfer sank und der größte Teil der Passagiere ertrank. Einige Personen wurden gerettet. Sechs Leichen wurden in das St. Anna-Hospital überführt, darunter die des russischen Vizekonsuls Merkinski. Die Vertreter der Behörden haben sich sofort an die Unglücksstelle begeben. Die Zahl der Opfer soll un- gefähr 59 betrage». Venedig , 19. März.(W. T. B.) Sofort nach dem Zusammen- toß des Torpedoboots mit dem Passagierdawpfer wurde der mit mächtigen Scheinwerfern ausgestattete österreichisch- ungarische SchlepperTitan" zu Hilfe gerufen; auch ein Boot des deutschen KreuzersGoeben" eilte herbei. Der Chefkomwandant des Marine- departements leitet persönlich die Rettungs- und Bergungsarbeiten. Der TorpedojägerJrrequisto" sucht mit Tauchern nach den Leichen. Es sollen«ur etwa zehn Passagiere gerettet sein,