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Die geistige Berufsarbeiterschaftrund der wirtschaftliche Mittel-| hinaus. Gewiß tritt, wie auf allen anderen Gebieten des| läßt, die über die Quote hinausgeht, die der einzelne nach stand schränkt die Kinderzahl im allgemeinen noch mehr ein, Rebens, auch auf dem Zentralgebiet der Menschenproduktion seinem Einkommen von der allgemeinen Nachwuchslast zu als die gehobene Handarbeiterschicht. Die hohen Beamten mit der kulturellen Entwickelung immer mehr die zielbewußte tragen hat. haben weniger Kinder als die mittleren, diese weniger als die Selbstbestimmung an Stelle blinden, planlosen Waltens. Statt zu bersuchen, denen Kinder aufzu­untern. Die Erhebung über die Kinderzahl der Beamten der Daher wirkt schon die Tendenz auf erhöhte Qualität des zwingen, die feine haben wollen, sorge man Reichspost haben das drastisch erwiesen. Nachwuchses auf eine Beschränkung der Quantität. Durch dafür, daß alle, die Kinder haben wollen, Aber, bevor man aus der Tatsache des Absinkens der nichts aber ist bewiesen, daß diese Tendenz mit Naturnot fie haben können! Mit einer solchen Politik der Kinderzahl mit der sozialen Stufe des Elternbaars allgemeine wendigkeit" so weit gehen müsse, daß die Erhaltung des ful- Geburtenvermehrung, unterstützt durch ernsthafte soziale bevölkerungspolitische Schliesse zieht, muß man die Tatsache turnotwendigen Volksbestandes in Frage gestellt werde. Ge- Menschenökonomie, rücke man dem Gespenst des nationalen selbst doch etwas genauer auf ihre Ursachen und veränder- fund erzogene, förperlich und seelisch normal empfindende Selbstmords" auf den Leib. Es wird in Nichts zerrinnen! lichen Momente hin prüfen. Männer und Frauen werden sich das Kinderzeugen und -gebären so leicht nicht abgewöhnen.

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Politische Uebersicht.

Agrarische Steuerschen.

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Warum schränken heute die befferfituierten Schichten ihre Kinderzahl am meisten ein? Die wachsende Genuß- Zu den Hunderttausenden von Eheleuten, die heute aus fucht" ist schuld daran, enflären gewisse feiste Moralprediger, finanziellen Gründen gegen ihr inneres Wünschen zum Ver­die für sich selbst feineswegs gewohnt oder geneigt sind, mit zicht auf mehr Kinder gezwungen werden, kommen noch einem bescheidenen Quantum Lebensgenuß vorlieb zu nehmen. Hunderttausende von jungen Leuten, die lieber heute als Die Lehrerzeitung für Ost- und Westpreußen " brachte Natürlich fehlt es nicht an Leuten, die das Kinderkriegen und morgen Kinder zeugen möchten, wenn sie nur in der Lage fürzlich wieder einmal ein Beispiel agrarischer Steuerscheu. Kinderaufziehen als eine mangelnde Störung im Vergnügen- wären, zu heiraten und eine Familie zu erhalten. Daraufhin forderte die Ostpreußische Zeitung" unter Aus reigen der Frühlings, Sommer-, Herbst- und Wintersaison Man denke an das Heer der jungen geistigen Berufs- fegung einer Prämie von 50 M. Nennung des Namens jenes betrachten. In welchen Kreisen diese Lebemänner und Lebe- arbeiter, die Jahre und Jahrzehnte hindurch in privaten oder Agrariers. Das ostpreußische fortschrittliche Parteisetre­damen zu suchen sind, braucht nicht gesagt zu werden. Meist öffentlichen Diensten beschäftigt werden ohne feste Anstellungs- tariat erbietet fich unter Bezugnahme auf die Auslobung fol handelt es sich dabei um physisch oder psychisch degenerierte und ausreichende Besoldungsverhältnisse. Sie frequentieren die gende Tatsachen mit Angabe von Namen und Ort unter Eremplare der besten" Gesellschaft. Mögen sie ihre Keim- Prostitution in allen ihren Formen, verfallen zum weitaus Beweis zu stellen: 1. In einem Orte wird bei der Steuerein­zellen aus der Kette der Generationen ausmerzen! Das ist größten Teile geschlechtlichen Ansteckungen und treten erst sehr schätzung den kleinen Besitzern der Hektar Land mit 120 bis kein Schaden für den generativen Wertbestand des Ganzen. berspätet, mit mehr oder minder geschwächtem Fortpflanzungs- 150 M., den Großgrundbesitern desselben Ortes der minde Infomeit aber jene Moralprediger unter wachsender vermögen oder willen in die Ehe. Der Geburtenausfall in- ftens gleichwertige Acer pro Heftar nur mit 38 M. an­Genußfucht" den von der wirtschaftlichen Entwickelung un- bie hier ihre vornehmste Quelle haben, wird von Sachkennern befizer, der sich wenige Jahre darauf ein schloßartiges Ge­folge der massenhaften Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, gerechnet. 2. In einem anderen Orte zahlte der Ritterguts­trennbaren Anspruch auf höhere Persönlichkeitskultur immer weiterer Boltstreife verstehen, so ist das freilich ein Haupt- auf einige Hunderttausend geschäst. Professor A. Blaschto bäude erbauen ließ, 6 M., der Pfarrer derfelben Gemeinde, motiv der Kindereinschränkung. Nur daß es bei gesund nimmt an, daß auf je 100 Ehen 60 Geburtenausfälle infolge der mit 10 000 M. fein Leben versichert hatte, 9 M. und der empfindenden Menschen eine natürliche Grenze dabei gibt. bon Gonorrhoe und Syphilis kommen. Ueber die Größe des junge Lehrer, der Privatvermögen nicht besaß, 12 M. Seuern. Man will wohl Kinder haben. Nicht nur das normale Weib, Geburtenausfalles infolge der verspäteten Eheschließung an 3. Auch den konservativen Blättern sollte ja aber genügend auch der Mann hat Verlangen nach Nachkommenschaft und ich existieren feine Zahlen. Aber daß auch dieser Ausfall bekannt sein, daß ein anderer, sehr bekannter Ritterguts­bedarf ihrer zu seiner vollen Liebes- und Glücksentfaltung. nicht gering ist, bedarf keines Beweises. besitzer, der in der Lage war, die umfangreichsten Meliora. Was man aber nicht will, ist eine so große Zahl von Stin- und ehewilliger jungen Mädchen, die sich nach Mann und Ertrazug zu mieten, eine Zeitlang keinen Pfennig Ein­Weiter denke man an die vielen Zehntausende ehetüchtiger tionsarbeiten ausführen zu lassen und sich einen Hochzeits­dern, daß unter der Last der Aufzucht das eigene Kultur- Kindern sehnen ihr ganzes Leben lang, ohne das Ziel ihres tommensteuer bezahlt hat. Hoffens je zu erreichen! Haben sie das Glück", als Lehrerin, Postbeamtin oder sonstwie in öffentlichen Diensten zu stehen, o zwingt ihnen sogar der Staat die Ehe- und Kinderlosigkeit auf bei Strafe der Entlassung. Derselbe Staat, deffen Reiter gegen die Geburteneinschränkung salbadern und wettern! Und schließlich stelle man die Millionen Mädchen und Frauen in Rechnung, die genötigt sind, im freien" Erwerbs­leben mitzuarbeiten, um ihre und ihrer Angehörgen Existenz zu fristen. Die Zahl der Empfängnisse und Geburten, die verhindert werden unter dem harten Zwang, die Erwerbs­arbeit nicht zu unterbrechen, ist eine ungeheure. Wie gern möchten zahllose dieser Frauen Kinder oder mehr Kinder haben, wenn sich das nur mit der aufgezipungenen Fronarbeit fürs tägliche Brot vereinigen ließe!

dasein erdrückt wird.

Wo das innerlich gewünschte Maß, von Nachkommenschaft für die einzelnen Elternpaare heute liegt, wissen wir nicht. Denn sicher ist, daß die freiwillige" Geburteneinschränkung in unzähligen Fällen gar feine freivoillige ist. Tausend und aber tausend Elternpaare möchten gerne mehr Kinder haben, als sie besißen. Aber sie können sich den Zurus" weiterer Kinder nicht leisten, wenn sie in, ihrer Lebenshaltung nicht unter das Maß dessen, was sie als Kulturnotwendigkeit für sich empfinden, herabsinken worn.

Bis hoch in den Mittelstad hinauf spielt da der Nah­rungsspielraum" im alten, en gen Sinne des Wortes eine ge­wichtige Rolle. Dazu bildet e Rostspieligkeit einer größeren Wohnung in den Stäisten eine außerordentlich starke Hemmung der Familienerweiterung. Viele Kinder bedeuten enge, überfüllte Wohn- und Schlafräume, Unordnung, Schmuß und Lärm von frih bis spät. Wo bleibt da für den im Beruf abgearbeiteten Mann die Möglichkeit der Erholung in der Stille der Häuslic feit? Und wo bleibt für die Frau die Möglichkeit, aufzuatsien und etwas Kultur in ihr Da fein zu tragen?

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Was sie für Sorgen haben.

Will der Staat also die Geburtenzahl vermehren, so er­leichtere er die Mutterschaft durch ausreichende Schwangeren-, Wöchnerinnen- und Säuglingsfürsorge! Er sorge dafür, daß die Erwerbs- und Arbeitsver­hältnisse der Frauen so gestaltet werden, daß Mutterpflichten zu Mutterfreuden werden! Seinen eigenen männlichen und weiblichen Angestellten ermögliche er die rechtzeitige Eheschließung. Und die Unter­halts- und Ausbildungskosten für die heranwachsende Generation nehme er auf sich, das heißt er berteile fie nach, dem Einkommen der Staatsbürger, nicht wie heute nach ihrer Kinderzahl!

Die finanzielle Sorge für einen ausreichenden Nach­

Es gibt keine Ruhe.

Der Aufruf des Reichsausschusses der Zentrumspartei hat die Rebellen gegen die Kölner Richtung feineswegs ein­geschüchtert. Vier hervorragende Mitglieder der Zentrums­ partei im antibachemitischen Saarrevier erlassen diese Erklärung:

" Der Vorsitzende des Wahlfomitees der Zentrumspartei Trier , Herr Rechtsantvalt Stöd, verlangte von uns, daß wir rüdhaltlos", ohne jede Einschränkung" und ohne jeden Vor­behalt" den Aufruf des Reichsausschusses der Zentrumspartei anerkennen.

Hierzu gibt ihm dieser Aufruf kein Recht. Derselbe läßt den Vorbehalt zu, daß unter christlich- nationalen Organisationen" auch die rein katholischen Vereinigungen zu verstehen sind; er schließt auch die Auffassung nicht aus, daß das Zentrum mit den katholischen Grundsäzen nie in Wider spruch treten darf.

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Unter diesen Vorausseßungen aber nicht rüdhalt. Ios", ohne jede Einschränkung" und ohne jeden Vorbehalt" unterschreiben wir den Aufruf des Reichsausschusses. Trier , 19. März 1914.

( gez.) Stein, Domkapitular, Dr. Marg, Seminarprofessor, Roschel, Pfarrer, Treit, Pfarrer.

Die Erklärung gewinnt an Bedeutung, weil hinter den bier streitbaren Herren der Bischof Korum von Trier steht. Ohne Zentrumsblatt fein Sterbegeld!

Am schlimmsten aber lasten die hohen Ausbildungs­kosten für die herantrachsende Kinderschar auf dem Eltern­paar, dem die Zukunft, seiner Nachkommenschaft nicht gleich gültig ist. Nicht Gevußsucht, sondern das gesteigerte fittliche Verantwortungsgefühl für das Schick sal der Nachkommen haft ist das stärkste Motiv für die Klein­haltung der Familie in den fulturell gehobenen Schichten. Man beseitige st einmal diese Zwangshemmungen; man wuchs darf nicht länger als eine individuelle Angelegenheit erleichtere den Elten die finanzielle Last der Aufzucht und der Erzeuger betrachtet werden. Das Elternpaar, das förper- Der Katholische Beamtenverein in Köln Tud Berufsausbildung der Nachkommenschaft dann erst wird liche und seelische Werte daransetzt, um neuen Menschen Leben, dieser Tage seine Mitglieder unter Ueberreichung des Kassenberichts fich zeigen, too für den einzelnen die Grenze seines Fort- Pflege und Erziehung zu geben, leistet der Gesellschaft einen für das Jahr 1913 zur Generalversammlung ein. Auf der Tages. pflanzungswillens liegt. Das Maß an Einschränkung, das hohen Dienst. Es ist ein soziales Unrecht, wenn die Gesell- ordnung stand unter 5b als Antrag des Vorstandes:" In Zukunft heute geübt wird, geht zweifellos weit über diese Grenze schaft es darüber hinaus auch noch eine finanzielle Last tragen soll den Mitgliedern, die den Bokal- Anzeiger nicht beziehen, und grämen sich darüber, daß ihre Feldbinde golden, während Auch die arbeitenden und erwerbstätigen Frauen bilden sich die des Offizierforps silbern ist. Im gewöhnlichen Leben ziehen ein, Sorgen zu haben. Dic,.die da in staubigen und dunstigen auch die Aeskulapjünger ein goldenes Zwanzigmarkstück einem Fabriksälen und Werkstuben stehen, die da den ganzen Tag und oft simplen filbernen Zweimarkstück vor. Aber bei der Feldbinde ist die auch die halbe Nacht die Nähmaschine treten, die an der Schreib­Bewertung des weißen und gelben Edelmetalls gerade umgekehrt. maschine, am Telephon oder hinter dem Verkaufstisch ihre Nerven­In einer langen Buschrift an das Berliner Tageblatt" macht traft zuseßen und die vielen, die sich im zermürbenden Kleintram ein Angehöriger der militärischen Doktorzunft seinem sorgenbela- der Hauswirtschaft aufreiben. Aber was sind das für Sorgen gegen denen Herzen über die Feldbinde Luft. Durch die den Sanitäts- die Sorgen der Frauen, die sich ein Reitpferd leisten können. offizieren verliehene Feldbinde wird die Gleichberechtigung der Schweres Herzeleid ist über diese Aermsten der Armen gekommen. Sanitätsoffiziere mit dem Offizierkorps feineswegs zum Ausdrud Man höre nur: die Zeitungen brachten dieser Tage die nieder­gebracht," heißt es da. Und nun folgt eine lange Abhandlung über schmetternde Kunde, daß der Kaiser sich gegen den Herren. Die Art, die Farbenzusammenstellung und Konstruktion der Feld- reitsik der Damen ausgesprochen habe. Wer da weiß, wie binden. Es ist eine schwierige und komplizierte Wissenschaft, diese gerade die Herrschaften, die dem Reitsport huldigen können, in ver­Feldbindologie, von der sich der simple Laienverstand feine Vor- zückter Verehrung zu jenen steilen Höhen aufblicken, wo Fürsten stellung machen kann. Sie ist nicht zu verstehen ohne genaue Kennt- stehen, der kann die niederschmetternde Wirkung dieser Nachricht nis der Epaulettenkunde beim Landheer und in der Marine. Der verstehen. militärische Medizinmann des Berliner Tageblatts" weist darauf Auch hier war sofort eine Zeitung bereit, den Sorgen der be hin, daß die Marineingenieure die gleiche Schärpe wie die Marine- drüdten Amazonen ihre Spalten zu öffnen. Eine Zeitung, die für offiziere tragen dürfen und fragt dann sorgenvoll: Was würden die Not der Heimarbeiterinnen und die Schmerzen der berufs die Sanitätsoffiziere der Marine heute empfinden, wenn sie ab- tätigen Frauen taum eine Zeile übrig hat. In der B. 3. am weichend eine goldene Binde erhielten?" Ja, der Seelenschmerz Mittag" wird eine kühne Lanze für den Herrenreitsitz der Damen der armen Kriegsschiffdoktors ist gar nicht auszudenken. Bei solchen gebrochen trotz des kaiserlichen Mißfallens, an das man bei seinem Jeder Sorgen kann die Sorge um die Patienten in Lazarett und Revier- Interesse für den Reitsport nicht recht glauben kann. stube gar nicht aufkommen. Das fummerbeladene Herz des Sol- Reitersmann wird sich über diese moderne Errungenschaft(!) aus datendoktors macht sich dann noch in folgendem Schmerzensrufe allen möglichen Gesichtspunkten heraus freuen, und nur Leute, Luft: Jest tragen nun die preußischen Sanitätsoffiziere als be- die ein Droschtenpferd nicht von einem Rennpferd unterscheiden sondere Auszeichnung eine goldene Binde mit schwarz, das heißt fönnen, werden prüde Einwendungen dagegen machen," heißt es in den österreichischen Nationalfarben." Schauber- da. Und noch eine ganze Reihe Argumente gibt es da, die den boll, höchst schaudervoll! Herrenreitfiß der Damen als herrlichstes, unveräußerlichstes

Bieber Freund, Du hast bisher gemeint, daß Dir als Arbeiter ein ganz besonders gerüttelt und geschüttelt volles Maß von Sorgen beschieden sei. Eu bist vielleicht seit langem arbeitslos und Du hast keine Aussich, in absehbarer Zeit Beschäftigung zu finden. Bei einem anderen ist der Verdienst knapp und will für die Familie nicht hin und nicht Her langen. Beim Dritten ist vielleicht Krank­heit ins dürftige. Heim gekommen und einem Vierten drückt irgend ein anderer Kummer. Gewiß, all das sind Gründe zu Sorgen. Aber sie sind so alltäglich, sie kommen bei soviel Tausenden vor, daß man sie schon als eine Selbstverständlichkeit unserer gott­gewollten Gesellschaftsordnung hinnimmt. Der für alle anständigen und satten Bürger feststehende Lehrsatz, daß es den Arbeitern gut gehe, bewirkt, daß man sich über die Sorgen der Mañjen tein Kopf­zerbrechen macht. Daher kommt es auch, daß in den Spalten bürgerlicher Blätter für solche Sorgen herzlich wenig Raum ist. Höchstens treten fie im lokalen Teile in einer Notiz von einigen Beilen über einen Selbstmord aus Nahrungssorgen oder sonst eine Glendstragödie in Erscheinung. Aber viel mehr Raum hat die gutgesinnte Bresse, wenn es sich nicht um die gewöhnlichen Wald­und Wiesensorgen des Mobs handelt, wenn sich vielmehr schwerer Kummer auf die Herzen höherstehender Mitteleuropäer lastet. Da machen sich die Blätter gern zum Sprachrohr solcher sorgenbeladener Bevölkerungsklassen und Gesellschaftsschichten.

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So verdunkeln in diesen Tagen graue Sorgenschleier die ach so empfindsamen Gemüter der deutschen Sanitätsoffiziere alias Militärärzte, alias Soldatendoktors. Diese höchst ehrenwerte Zunft In seinem Grame nimmt sich der Soldatendoktor auch der Menschenrecht proflamieren; ein Recht, viel wichtiger als die poli macht sich nicht etwa Sorgen über die erschreckend hohe Zahl der Leidensgefährten an, denen gleichfalls schweres Unrecht geschehen tischen Rechte, für die die überspannten Proletarierweiber sich an Soldatenselbstmorde und ihrer physischen und psychischen Ursachen. ist, nämlich der königlich preußischen Pferdedoktors. Die Aermsten ihrem Frauentage und in der Roten Woche ins Zeug gelegt haben. Auch der von Jahr zu Jahr steigende Bedarf an Rhicinusöl in den Re- müssen es sich gefallen lassen, daß sie, die im Subalternverhältnis Denn für den Herrenreitsiz haben die Schneider die Kleiderfrage vierkrankenstuben der Kasernen macht ihnen keine Sorgen. Im Gegen- genau die Achselstücke wie die der Offiziere tragen, vom Ober- in einwandfreier Weise gelöst", außerdem ist er für die Mädchen teil, fie sorgen für einen stets zunehmenden Konsum dieses königlich stabs veterinär aufwärts aber die Achselstücke der Oberstabs- und Frauen der Gesundheit zuträglicher, das haben eine ganze preußischen Alheilmittels. Auch die so häufig zur Tatsache werdende ärzte, das heißt mit eingelegter schwarzer Schnur, tragen müssen. Reihe von Aerzten schon des öfteren ausgeführt. Aber auch vom Möglichkeit, daß sie, die auf die Entlarvung von Simulanten ein- Sämtliche Bundesstaaten dagegen gaben allen Veterinär - reitsportlichen Standpunkt aus ist die Befreiung der Damen von gedrillt find, an solch einen verfluchten Kerl geraten können, der offizieren die farbige Schnureinlage in den Nationalfarben der Gabel sehr zu begrüßen"." Auch sind die Damen im Herren­aus purer Niedertracht nicht simuliert, sondern tatsächlich tod- in den gewöhnlichen Offizierachselstücken." Unter dem Druck einer sattel nicht so abhängig vom Reitburschen und Stallmeister." sterbensfrank ist, dürfte keine allzu große Sorgenlast für sie sein. solchen Himmelschreienden Ungerechtigkeit müssen die königlich preu- Diesen und noch anderen Argumenten wird sich kein mitfühlen. Nein, was sie bedrückt und was sie bekümmert ist die Feldbinde. Bischen Pferdedoktors tagtäglich sich lahme Rösser vortraben lassen, der Mensch verschließen können. Aber solange das kaiserliche Mig­Jawohl, die Feldbinde, die sie um den eigenen medizinischen Pferdemäuler und Pferdehufe untersuchen und schwierige Stolit- fallen nicht dementiert ist, werden die Damen nur mit sorgen­Heldenleib gürten dürfen. Allerhöchste Gnade hat sie ihnen vor kuren anordnen! schwerem Herzen in den Herrensattel steigen. Wie kann man denn wenigen Wochen verliehen. Sie dürfen sie jest ebenso stolz über Und da wagt man noch die Schlagfertigkeit unserer Armee zu| riskieren, die Reitalleen des Tiergartens in heiterem Seelenfrieden Waffenrock oder Mantel schnallen wie der erste beste General oder rühmen. Da wagt man zu behaupten, daß der Sanitätsdienst für entlang zu galoppieren, menn man damit rechnen muß, bei einer Beutnant. Lange hatten die Herren, die im respektlosen Kafino Mann und Pferd aufs beste geregelt sei. Angesichts einer solchen sonst so ersehnten Begegnung mit S. M. mit mißbilligenden Blicken aus den allerhöchsten Strahlenaugen bedacht zu werden? jargon Pflasterkasten benamjet werden, diese friegerische Zier ent- Feldbinde- und Achselstück- Misere! behren müssen. Und mancher Stoßseufzer über diese klaffende Ja, siehst du, dummer Arbeiter, das sind Sorgen, gegen die diesen Sorgen, unter deren Last die Damen aus den Villen des Büde ihrer kriegerischen Ausrüstung ist früher schon laut geworden. Die deinen den bürgerlichen Herrschaften, die ihre Söhne Sanitäts- Groß- Berliner Westens ihre geraden oder krummen Beine über Jetzt hat der oberste Kriegsherr diesen Schmerz zu lindern gesucht, oder Veterinäroffiziere werden lassen können, lächerlich gering er- einen Pferderüden hängen, hat das Proletenweib, das in aller aber unsere Kommißmediziner sind noch nicht zufrieden. Sie sorgen scheinen. Seelenruhe seine Nähmaschine trampelt, keine Ahnung. Ernst.

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Von