©raf Pourtales verlätzt Petersburg uud an seine Stelle tritt Herr V. S ch o e n; den Pariser Botschafterposten erhält der Staats- sekretär v. I a g o w, während der Unterstaatssekretär v. Zimmer- mann als Botschafter nach Tokio geht; über die Nachfolger dieser Herren ist noch nicht endgültig entschieden. Deutsch -völkische Partei. Die Antisemiten haben sich wieder einmal geeinigt. Die ganze Partei in der Stärke von 150 Mann tagte am Sonntag im Reichs- tagsgebäude. Zuerst die deutsch -soziale und die Reformpartei jede für sich, dann beide gemeinsam. Da? Resultat der gemein samen Sitzung ist die Vereinigung und die Firmen- änderung. Diese zweifelhafte Gesellschaft zeichnet künftig: Deuts ch-völkische Pa.rtei. Borsitzender ist der Amtsgerichtsrat Lattmann, sein Stellvertreter ist der Reiche tagsabgeordnete Werner- Hersfeld. Diese Einigung wird nicht lange dauern; der Parlamentswitz behauptet z. B., daß die aus Werner, Gräfe und Bruhn bestandene deutsch -soziale Gruppe sich nur deshalb aufgelöst hat, weil dieses edle Dreigestirn nicht darüber einig werden konnte, wer Borsitzender sein soll. Auch der neue Name vermag den Ruf dieser Partei nicht zu verbessern. Nordmarkenpolitik. Ueber die Ausweisung zweier dänischer Künstlerinnen wird ge meldet: In der Reihe der Ausweisungen aus Nordschleswig erregt jetzt in Kopenhagen ein Fall besonderes Aufsehen, der die Konzertsängerin Ea Dinesen, die in Berlin studiert hat, und die Pianistin Helene P r a h r betrifft. Die beiden Künstlerinnen haben am Sonnabend bei einer musikalischen Abenduuterhaltung bei Sommerstedt mitgewirkt und dabei Lieder von Grieg , Hart- mann und anderen Komponisten vorgetragen. Nach Schluß des Konzertes erschien plötzlich ein Gendarm und forderte die Damen auf, ihm zum Amtsvorsteher nach Sommerstedt zu folgen. Dort mutzten sie erfahren, daß sie sich unverzüglich über die Grenze zu begeben hätten. Mitten in der Nacht, ohne die Gesellschaftskleider, die sie noch trugen, wechseln zu können, wurden fie in einem Wagen dritter Klaffe eines Bummelzuges, einen Gen- darmen an der Seite, über die Grenze geschafft. Die Ausweisung gilt angeblich dauernd für ganz Preutzen. ES ist nicht daS erstemal, daß die Nordmarkenpolitik durch Be< kästtgung harmloser Künstler Preutzen der Lächerlichkeit preisgibt Wenn sich z. B. die Dänen Nordschleswigs auch einmal daS Vergnügen leisten wollen, den Kopenhagener Sänger Herold, der doch ein besonderer Günstling Wilhelms II. und ein häufiger Gast der Berliner Hofoper ist, zu hören, so entbrennt die wüsteste Hetze unserer Hakatisten. Die Ausweisung der beiden Sängerinnen ist nun die Folge dieser abgeschmackten Hetze. Nicht einmal die Werke ihrer berühmten Tondichter dürfen sich die Dänen Nordschleswigs von Landsleuten vorführen lassen. Sogar die Kunstpflege wird geächtet und polizeilich verboten. Aergere Schmach kann dem Volke der Denker und Dichter kaum noch zu- gefügt werden, als durch diese ebenso empörenden wie lächerlichen Polizeistreiche I Nationallibcral-fortschrittliches Wahlkartell in Sachse«. Die sächsischen Nationalliberalen haben am Sonntag in Plauen i. B. getagt und das liberale Wahlabkommen für die Landlagswahlen ISIS durch nachstehende Resolution im Prinzip ge- billigt: .Der Bertretertag erblickt in einem allgemeinen taktischen Ab' komnien mit der> Fortschrittlichen Volkspariei für die LandtagS' Wahlen ISlö das gegebene Mittel, um den liberalen Einflutz in Sachsen zu verstärken, und insbesondere die Sozialdemokratie zurück- zudrä»zen. Er ermächtigt deshalb den Vorstand des nationalliberalen Landesvereins zu weiteren Verhandlungen unter der Voraus- sctzung. datz unlcr bisheriger Besitzstand gewahrt bleibt und da« ganze Abkommen der Bedeutung der narionalliberalen Partei in Sachsen gerecht wird.' Die Freikouservativr« hielten in Berlin eine Sitzubg des GesamlvorstandeS, ab in der auch die Frage eröriert wurde, ob sich die Freikonfervativen, die feit 18S6. so lange fie existieren, noch kein Programm besatzen, ein solches schaffen sollen. Der Vorstand verneint« die Frage. Der Ausschuß wurde nur mit der Borbereiruag von Leitsätzen für ein sogenanntes Aktionsprogramm beauftragt. Ein wirkliches Programm, so meinte die Mehrheit, würde für sie nur eine Fessel sein. Die ostafrikanische Pflanzer-Oligarchie. Die deutsch -ostafrikanischen Pflanzer find verschnupft über die im Reichstag an ihre„Arbeiterfreundlichkeit" verübte Kritik. Die Koloniale Korrespondenz teilt nachstehende Protesterklärung des Wirtschaftlichen Verbandes der Nordbezirke von Deutsch- Ostafrika mit: «Tanga, 18. März. Der Wirtschaftliche Verband der Nord- bezirke gibt seinem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck, datz das Forum des Reichstages die Stätte abgab, von der aus ein deutscher Reichsbote gegen deutsche Männer in deutscher Kolonie schwere Beschuldigungen erheben durfte. Er bedauert, datz die gesetzliche Handhabe fehlt, um gegen Verbreiter derartig be- leidigender Anschuldigungen, die unter dem Schutze der parlamen- tarischen Immunität erhoben werden und die in ihrer Verallge- meinerung durchaus unbegründet sind, vorzugehen. Er erwartet von der Loyalität des Retchstagsabgeordneten Erzberger, datz er nach Erhebung des schweren Vorwurfs, die Eingeborenen würden systematisch betrogen, nunmehr auch mit Namen hervortreten wird, damit eine Bestrafung der Schuldigen erfolgen kann. Falls dieser billigen Forderung nicht entsprochen wird, sind seine Be- hauptungen als frivole Verleumdungen zurückzuweisen. Die„Kölnische Volkszeitung" bemerkt zu diesem antnatzenden Auftreten der Pflanzer mit Recht:.Der Wirtschaftsverband der. Nordbezirke richtet sich zunächst an die falsche Adreffe, wenn er den Protest in dieser zugespitzten Form gegen den Abgeordneten Erz- bcrger richtet. Er müßte, wenn er Ernst genommen sein will, in erster Linie protestieren gegen die amtlichen Berichte Über die Schutzgebiete, auf die Abgeordneter Erzberger sich berufen hat, und gegen Staatssekretär Dr. S o l f, der in der Budgetkommission die Mitzstäntke zugegeben hat. Er mutzte pro- testieren gegen die Gesellschaft für Eingeborenenschutz, die in dieser Frage eine Eingabe an den Reichstag richtete, gegen die Koloniale Rundschau, welche die Zustände in den Kolonien statistisch und dokumentarisch beleuchtete, gegen die Abgeordneten und die Blätter der verschiedenen Parteien, welche diese Mißstände besprachen." Rußlanü. Ei» neuer Streich gegen die Pole». Wilna , 23. März. lPrivattelegramm des.Vor- w ä r t s Die russische Regierung gab den Befehl, datz im Gebiet des gesamten Gouvernements Wilna alle GesÄäftSschilde�r in polnischer Sprache zu entfernen seien. Bei den Kauf« lraten, die sich weigerten, diesem Befehl nachzukommen, entfernte die Polizei gewaltsam die Schilder. Japan . Rücktritt de« MinistermmS. Tokio , 23, März. Da daß Parlament daß Budget nicht angenommen hat und infolge der Meinungsverschieden- heften beider Kamniern hinsichtlich der Einschränkung des Flottenbauprogramms hat das Kabinett beschlossen, zurückzutreten. Argentinien . Ei« sozialistischer Erfolg. Buenos AircS, LS. März. Gestern fanden in der ganzen Republik die Wahlen für die gesetzgebenden Körper- s ch a f t e n statt. Die Ordnung wurde nirgends gestört. In Buenos Aires sollen die Sozialisten gesiegt haben, DaS Wahlergebnis wird erst in einigen Tagen bekannt werden. Ms öer Partei. Partcilitcratur. Im Verlage von I. H. 95. D i e tz Nach f. in Stuttgart ist erschienen: Der politische Streik. Von H. Laufenberg. VII und 260 Seiten. Preis broschiert 2 M., gebunden 2,50 M. Band 54 der Internationalen Bibliothek. Nuö dem Inhalt heben wir hervor: Vom ChartiSmuZ zur russischen Revolution. 1. Der heilige Monat. 2. Berusskampf und politischer Streik. 3. Der politische Streik in der russischen Revo- lution.— Die deutsche Diskussion. 1. Der Stand der Theorie. 2. Ter Kölner Gewerischaftskouareß. 8. Die Parteitage von Jena und Mannheim.— Wahlrechtskämpfe. 1. DaS Vorspiel im Osten. 2. Wahlrechtsänderungen in den Einzelstaaten. 3. Die Ver- fasfungskrise im Reich.— Der politische Streik nach der russischen Revolution. 1. Die Kämpfe außerhalb Deutschlands . 2. Die Kämpfe in Deutschland. — Die deutsche Expansion. 1. Deutschland und der Kontinent. L. Ueberseeische Beziehungen. 3. Panama- kanal und Bagdadbahn. — Die Sammlungsbewegung des Bürger- tums. 1. Kapitalexport und Schutzzoll. 2. Die Bedeutung der Steuerpolitik. 3. Das Koalitionsrecht.— Zur Methode des politi- scheu Streiks. 1. Organisation und Masse. 2. Ultima ratio. 3. Generalstreik. 4. Indirekte und gewerkschaftliche Demokratie. Ferner ist erschienen: Neutrale und sozialistische Genoffen- schaftsbcwegung. Von Emile Vandervelde . Autorisierte Uebersetzung von Hanna Gernsheimer-Hertz. V und 164 Seiten. Preis broschiert 1 M., gebunden 1,50 M. Band 55 der Internationalen Bibliothek. Aus dem Inhalt beben wir hervor: Die Beziehungen zwischen dem Sozialismus uno der Genossenschaftsbewegung in der Ver- gangenheit. 1. Owen und Buchez. II. Louis Blanc und Lassalle. s. Louis Blanc . b. Lassalle. III. Karl Marx . Die Beziehungen zwischen dem Sozialismus und der Genossenschaftsbewegung in der Gegenwart. I. England. II. Frankreich . III. Deutschland. I V. Der Kongreß zu Kopenhagen . V. Der Kongreß zu Hamburg . Die Beziehungen zwischen dem Sozialismus und der Genoffen- schaftsbcwegung in der Zukunft. I. Die Produktivgenossenschaften. nsumgenossenschaften. 1. Die sozialistischen Anti- II. Die Ko genossenschafter. a. Cornelissen. b. und das Prinzip der Neutrqlität. Sorel. 2. Die Sozialisten polizeiliches, Gerichtliches afw. Scharfmachermethoden vor Gericht. Anfang August 1913 wurde in Köln ein anonymer Flug- zettel verteilt:„Wo bleiben die Kölner Arbeiter- groschen?". Vorsichtshalber war sogar der Name des Druckers fortgelassen. In diesem Flugblatt war durch allerlei Verdrehungen und Fortlassungen der Eindruck erweckt, als kämen die Gewerk- schaftsbeiträge den Mitgliedern„zum allergrößten Teile" nicht zugute. Zu diesem Ergebnis kam das Flugblatt, indem sein Verfasser 1. die Beiträge um 173 536,05 M. zu hoch angab, 2. die Unterstützungen aus der Hauptkasse um 284 155,79 M. zu niedrig und 8. alle sonstigen Vorteile der Gewerkschaften an ihre Mitglieder unberücksichtigt ließ. Um den Anonymus aus dem Busch zu locken, wurde er am IS. August 191S in der.Rheinischen Zeitung" als»gemeiner Verleumder der Kölner Ge» Werkschaftsmitglieder" bezeichnet. Nach sechs Wochen entpuppte sich als der Rechenkünstler Herr Pattl S t e l l e r, der bekannte scharfmacherische Schriftsteller und Generalsekretär des Vereins der Industriellen im Regierungsbezirk Köln . Statt sein Unrecht ein- zusehen, verklagte er den Redakteur Beyer von der„Rheinischen Zeitung" wegen Beleidigung. In einem zweiten Artikel nahm sich nun die„Rheinische Zei- tung die„allerdunkelsten Methoden" deS Herrn Steller noch ein» mal vor, mit dem Erfolg, daß auch gegen den Genossen Soll- mann Klage erhoben wurde. Damit nicht genug, versuchte er noch eine Klage gegen Sollmann auf Grund des§ 11 des Preßgesetzes, weil dieser entgegen den Wünschen Stellers eine Berichtigung nicht als Leitartikel gebracht hatte. Dieses Verfahren wurde aber eingestellt. Sollmann glossierte nun die„Tücken des§ 11* im Hinblick auf die Gesetzesunkenntnis des wichtig tuenden Generalsekretärs derart satirisch, daß er sich auch deshalb eine Be- leidigungsklage zuzog. Gegen Beyer und Sollmann wurde am 21. März vor dem Kölner Schöffengericht verhandelst Beyer erhielt 150 M., Sollmann 100 M. Geldstrafe, aber nur wegen formaler Beleidigung. Wichtig für die Beurteilung der scharf- macherischen Kampfesweise ist das Geständnis Stellers vor Gericht, er habe das Flugblatt anonym erscheinen lassen, weil die An- aben auf dre Arbeiter keinen Eindruck gemacht aben würden, wenn sie gewußt hätten, woher daS Flugblatt stamme. Auch mußte Herr Steller zugeben, daß er das Jahrbuch der freien Gewerkschaften Kölns , auf daS er sich in dem Flugblatt bezog, überhaupt nie in der Hand gehabt hatte, sondern seine Wissenschast sich nur auf einen mißverstandenen Artikel der„Rheinischen Zeitung" stützte. Beiden Angeklagten wurde der Schutz des§ 193 versagt, obwohl sie langjährige Gewerk- ichastler sind und Beyer sogar den gewerkschaftlichen Teil der„Rheinischen Zeitung" redigiert. Die beleidigte Marine. DaS„Norddeutsche Volksblatt" in Nüst ringen hatte im De- zember vorigen Jahres, als sich von dem Linienschiff„Ostfriesland " mehrere Matrosen ohne llrlaub entfernt halten, zum Ausdruck ge- bracht, daß aus dem Sckiff irgendwelche Mißstände vorhanden zu sein scheinen. Wegen dieser Bemerkung wurde der veranlwort- liche Redakteur vom Landgericht Oldenburg jetzt zu hundert Mark Geldstrafe verurteilt. Heran tw. Redakst: Alfred Wielep», Neukölln. Lmeratentetl verantw.- Ms Industrie und Handel. Palnische Wirtschaft im Kalibergbau. Ein anschauliches Bild von der Planlosigkeit der kapitalistischen Privattvirtschaft bietet der Kalibergbau. Obgleich der vierte Teil der vorhandenen Bergwerke genügen würde, um den Weltbedarf an Kali zu decken, entstehen fortgesetzt neue Schächte. Die bis- her erzielten hohen Gewinne der Kaliindustrte habe» auf das Kapital so anreizend gewirkt, daß eS, von einem wahren Taumel erfaßt, immer neue Gründungen ins Leben ruft. Und sie alle, die ihr Geld in Kalikure stecken, hoffen auf reichliche Verzinsung, obivoh! daS bei einfacher Ueberlegung als ausgeschlossen gelten muß. Ani Ende des Jahres 1914 werden mindestens 200 Kali- gruben'förderfertig dastehen und 100 andere sind im Bau be- griffen. Da aber der Verbrauch an Kali bei weitem nicht so schnell zunimmt, ist ein großer Krach in der Kaliindustrie unauSbleib- lieh. Daran wird das projektierte neue Kaligesetz kaum etwaS ändern, vielmehr wird hier daß Sprichwort eintreffen:»Die letzten beißen die Hunde." Allzuweit sind wir von diesem Zeitpunkt kaum noch entfernst DaS gebt aus verschiedenen Einzelerscheinungen bereits hervor. So w urden kürzlich in Hannover vom Gerichtsvollzieher 49 Kuxe der Soltauer Kaliwerke zum Verkauf ausgeboten. Hätte es sich um die Anteilscheine eines alten Werkes gehandelt, so hätte der Gerichtsvollzieher feine 70— 100 000 M. von bannen tragen können. So aber handelte es sich um die Anteile eines Werkes, das im Abteufeln begriffen ist und noch erhebliche Zubußen einziehen muß. Da fand ssty nach langem Besinnen ein Käufer, der für alle 49 Kuxe— 15 M. bezahlte! Die Zubuße ist überhaupt das Schmerzenskind aller Kuxen- inhaber, und den Besitzern von Soltauer Kaliwerke n-Anteilen kann man es schon nachfühlen,, wenn sie ein Haar in der Suppe finden und ihre Papierchen gern wieder los sein wolle». Seit Anbeginn haben fie feste blechen müssen. Einmal waren es 40 W. pro Kuxe , bann 115 M., dann wieder mal 85 M. Schließlich wurde es ihnen zu dumm und sie warfen den kitzlichen Paragraphen aus dem Statut hinaus, der sie zur unbeschränkten Zahlung von Zu- büßen zwang. Geholfen war damit nicht viel— um ihr Geld in dem angefangenen Bau nicht stecken zu lassen, mußten sie eben doch wieder in den Beutel greifen. So entstanden nach und nach ein hölzerner Schachtturm, Bureau- und Magazingebäude, Dampf- kessel und Maschinen kamen zur Aufstellung, und im Mgi 1913 konnte der Grubenvorstand stolz berichten, daß auch der Schornstein mit 65 Meter Höhe sich fertig präsentiere Seitdem haben die Soltauer GeWerke wieder mehrmals Zubußen entrichtet, sahen sie doch etwas für ihr Geld. Nun ist aber anscheinend einigen die Geduld ausgegangen, wie man aus der Kuxenauktion schließen kann. Es wird aber noch mancher Tag vergehen, ehe das erste Pfund Kali gefördert werden kann. Wären die Gewerke von ihren Profitwünschen nicht gar so hypnotisiert gewesen, dann hätten sie längst merken können, wie der Hase läuft. Denn alle paar Monate wechselten die Mitglieder des Grubenvorstandes, die ganze Leitung glich einem Tauben- schlage. Allerhand Leute mit repräsentablen Titeln probierten ihr Gründertalent und schlugen sich nach einiger Zeit wieder in die Büsche. Da waren: ein Dr. jur. und Rechtsanwalt, ein Berg- meister a. D., ein Bankier, ein Major a. D. und ein Justizrat. Die Tätigkeit dieser Herren war zwar nicht unrentabel, wie au? den Geschäftsberichten hervorgeht, doch wollen sie lieber aus der Deckung dem Laus der Dinge folgen. Die letzte Arbeit der gegen- wärtigen Leitung bestand darin, daß fie von einer Kommission ein« Prüfung der Bücher vornehmen ließ, wofür jedem Mitgliede der Prüsnngslommission täglich 100 M. gezahlt wurden. Das wird nicht nur den Neid manches KuxenbefitzerS erweckt haben, sondern auch den der Arbeiter, die wegen der schlechten Lohn- und Arbeitsverhältnisse im Frühjahr 1013 streiken mußten.— Polnische Wirtschaft! Die Kalikapitalisten mögen ihren Gott bitten, daß fie nicht allgemein wird!_ Letzte Nachrichten. Au» dem Rochette-Ausschuß. Pari?, 23. März. In der heutigen NachurittagSfitzung lehnte «S Maitre Be r n a r d neuerlich ab, seinen unbekannten Gewährs- mann zu nennen und über seine Unterredungen mit Caillaux Auf- schluß zu geben. Diese Ablehnung sei endgültig. Auf Bitten Caillaux erklärte er. daß sein Gewährsmann mit Caillaux nicht ibentisch sei. Briand erinnerte an die Interpellationen über die Rochette-Angelegenheist auf die er habe antworten müssen und betonte, daß er eine durchaus korrekte Rolle gespielt habe, von Anfang der Sache an habe er dem Staatsanwalt Anweisung gegeben» Rochette streng zu überwachen, und wenn er verdächtig erscheine, ihm vor Eröffnung einer Untersuchung fragen zu lagen, ob er eine Nachprüfung seiner Bücher zulassen wolle. Weitere Erklärungen der englischen Regierung. Lvndon, 28. März.(95. T. B.) Unterhaus(Fortsetzung). Premierminister ASqnith wiederholt, daß die ergriffenen Maß. nahmen reine Schutzmaßnahmen gewesen seien. Di« Regierung habe nicht die Absicht, weitere Schritte zu unternehmen. Äeneral Paget seien keine besonderen In st r u k t i on'�Ui gesandt worden außer den bereit? erwähnten, die mit den er» griffenen Maßregeln zusammenhingen, und außer den allgemeinen Instruktionen an alle Kommandeure, in denen sie darauf hin» gewiesen würden, daß eS ihre Pflicht wäre, den Zivil- bchörden beizustehen, und in denen vorgeschlagen werde, daß die im Unruhegebiet beheimateten Offiziere nicht dort verwendet werden svllten. DaS habe nichts mit Bürgerkrieg zu tun, sondern daS gleich« Vorgehen würde eingeschlagen worden sein, wenn e» sich um einen Ausstand handelte. ES sei Tatsache, daß einige Offizier« die von General Paget an sie gerichteten Bemerkungen und Fragen in weitem Sinne ausgelebt hätten, doch sei der Armee- rat überzeugt worden, daß«in Mißverständnis vorgelegen habe(Lachen bei der Opposition). Unter diesen Ofsizieren habe sich auch General Gough befunden, einer der ausgezeichnetsten Kavallerieführer, aber er und sämtliche Offiziere seien bedingungs» los auf ihre Posten zurückgekehrt. Asgmflj besprach dann die von Bonar Law über die Pflichten dex Armee zum Ausdruck gebrachte» Ansichten und sagte, wenn Laws Doktrin von eine: großen poli- tischen Partei angenommen würde, so würde der ganze Bau de? Staate» zerstört werden. Balfour spottete über die Bemühungen der Minister Asquith und Seely, daS, was in der Arme« geschehe» sei, als geringfügig hinzustellen. Er erklärte, die von Asquill) erwähnten Instruktionen seien für Ulster bestimmt. Gough habe seine Entlassung nachgesucht, weil er glaubte, er Werve den Befehl erhalten, gegen Ulster vorzugchen. Er sei entlassen worden, weil er nicht gegen Ulster kämpfen wollte und sei wieder eingestellt wor- den. obwohl er bei seiner Erklärung blieb, daß er nicht gegen Ulster kämpfen werde.(Lachen bei der Opposition.) Die Debatte im Unterhaus dauerte fast Ave» Stunden. Während der ganzen Zeit war daS HauS gedrängt voll und es herrschte große Erregung. Es kam zu mehreren. Unterbrechungen, besonder» während der � Rede deS Premierministers ASquith . Ramfay Macdonald erklärt«, wenn Gough nicht bereft fei, feine Pflicht zu tun, so sollte er auch nicht in der Armee bleiben. Macdonald warf ferner Bonar Law vor. er predige syndikalistische Sehren, welche einen Larkin inS Gefängnis bringe» würden. Der Absolutismus anf dem Marsche. Wien , 23. März.(23. T. B.) Die morgige„Wiener Zeitung " veröffentlicht eine kaiserliche Verordnng, durch die die Regierung, ermächtigt wird, den Betrag von 375 000 000 Kronen durch eine Krvditoperatrou zubeschaffen._ Vertagung des japanische» Reichstag«». I Tokio, 23. März.(W. T. B.) Ein kaiserlicher Erlaß ordnet die Vertagung des Reichstages am 23. März an. DieS ist gleichbedeutend mit einer Auflösung desselben, und wen« kein weiterer Erlaß dir Session verlängert, so wird da» Budget für 1913/14, anf das für 1914/16 Anwendung finde»,»Nd d i e M a r i u e wird 0!� Millionen Pfund Sterling verliere»« die in diesem Jahre im Etat für fie ausgesetzt waren. Generalstreik in Peru . Lima , 23. März.(W. T. B.) Hier ist der G e neratn ____. streik erklärt worden. Handel und Verkehr ruhen. Th. Glocke, Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BeriagSanstatt Paul Singer& So., Berlin SW. Hirrjui? Prilirnm u NiitseljeNmmM