«itb die bon der Größe und der modernen Einrichtung noch de< günstigt wird, unterscheidet sich abgrundtief von den bekannten Berliner Kellerbäckereien, die trotz aller polizeilichen Verfügungen ein Hohn auf unsere Hygiene sind, lind so mancher Bäcker- JnnungSheld, der da glaubt, schon jetzt zu viel an polizeilichen Bor- schriften über die Hygiene der Backstuben zu haben, könnte hier lernen, was überhaupt dazu gehört, um hygienisch einwandfreie Backwaren herstellen zu können. Die modernsten Maschinen und Hilfsmittel sorgen dafür, daß der Teig so wenig wie möglich mit Menscheckhänden in Berührung kommt. Ferner ist jeder Bäcker nach der Arbeitsordnung verpflichtet, vor Antritt seiner Schicht ein Bad zu nehmen. Diese Selbstverständlichkeit sür die Zubereitung von Nahrungsmitteln ist erwähnenswert, weil daran im großen und ganzen in anderen Bäckereien noch gar nicht zu denken ist, obwohl hier meist noch ohne Teigbearbeitungsmaschine gearbeitet wird. Bon der eigentlichen Bäckerei aus führt unS der Weg nach den Mehlsieb- und Aufschüttböden im 1. und 2. Stock. Die ungeheueren Mehlvorräte, die hier untergebracht sind, reichen bei dem riesigen Bedarf nur wenige Tage. Bon weiterem besonderen Interesse ist die Kaffeerösterei und Verleserei. Neben zwei großen Röstmaschinen stehen 12 Verlese- tische, wo etwaige Fremdkörper aus dem Kaffee beseitigt werden. Bier automatische Wiegeschalen, wo eine einzige in der Minute 8— lOmaliges Abwiegen ermöglicht, dienen zur schnelleren und sichereren Erledigung des Abwiegens. Auch die Mneralwafferfabrik verdient nähe; in Augenschein ge« nommen zu werden. Bon hier aus gelangen wir dann in die Butterei und in die Lagerräume, wo rechts und links in langen Reihen die Waren aufgestapelt sind. D?n Abschluß unseres Rund- gange» bildet die Besichtigung der Kontorräume, die dem Un- eingeweihten im Verhältnis zu der Anlage groß erscheinen mögen. Diese Meinung verschwindet aber sofort, wenn man bedenkt, daß von hier aus 126 Verkaufsstellen verwaltet werden, die in ständiger Verbindung mit der Zentrale stehen. Mit der Ueberzeugung, daß sich hier die Berliner Arbeiterschaft etwas geschaffen hat, was sie wie ein offenes Buch auch den Gegnern der Konsumvereinsbewegung zeigen kann, Verlaffen wir die An- lagen mit dem Wunsche, daß recht viele erkennen möchten, welchen hohen Wert die Konsumentenorganisation für den wirtschaftlich Schwachen hat._ Selbstmord eines Professors. In einer Toilette des Potsdamer Dahnhofs erschoß sich gestern abend der 47 Jahre alte Professor a. D. Hermann Bremicke auS der Luisenstraße zu Lankwitz . Ein unheilbare« Neroenleiden zwang dem Manne den Revolver in die Hand. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht._ Pegouds Sturzflüge. Der Sturzssieger Pegoud wird am Sonnabend und Sonntag feine halsbrecherischen Kunststücke— diesmal mit einem Passagier — in Johannisthal wiederholen. In Rücksicht auf die früheren Borgänge hat der Landrat von Teltow eine Bekanntmachung für die Anfahrt von Fuhrwerken und Kraftwagen erlassen, die besagt: .Die Anfahrt erfolgt 1. durch Berlin- Treptow (Schlesischer Busch), Straße am Treptower Park, Köpenicker Landstraße bis zur Baumschulenstraße, dort rechts wenden und durch die Baumschulen- straße bi» zur Späthschen Baumschule, von dort aus den geraden Weg sBerbindunaschaussee Britz— Johannisthal , Stubenrauch straße, Parkstraße) nach dem Eingang 2, iji>er 2. über Neukölln, Canner Chaussee bis zur Baumschulenstraße usw. wie zu 1., oder L. durch Berlin-Britz , am Buschkrug links wenden und auf der Chaussee an der Späthschen Baumschule vorbei, weiter wie zu 1. — Fuhrwerke, deren Insassen nach den billigeren Plätzen zu 8 M. und I M. wollen, müssen ihren Weg von oer Stubenrauchstraße techtS ab durch die Kaifer-Wilhelm-Stratze und Friedrichstratze nehmen. Der Weg über Berlin - Nie der schöneweide, durch die Bahnstrahe nach Johannisthal ist an beiden Tagen für j e g- lichen Fuhrwerks- und Kraftwagenverkehr ge- sperrt.— Die Abfahrt wird nach Bedarf geregelt; den hierauf bezüglichen Anordnungen der Gendarmerie ist unbedingt Folge zu leisten."_ Für Gartenliebhaber und Laubcnkolonisten. Arbeiter und Klein- gewerbetreibende, die nickt an der See oder im Hockgebirae Sr- holung suchen können, müssen sich mit einer Laube begnügen, vie in dem gepachteten kleinen Stückchen Land mit wahrer Lust mW Freude aufgebaut wird. Wie gesund und heimisch ist nicht das Tun und Treiben in diesm Laubenstädtchen und mit welcher Liebe wird da», was der magere Boden hervorbringt, von Jung und Alt gehegt und gepflegt. Wer praktische Ratschläge für die Bodenbearbeitung und Bepflanzung sucht, findet in der Ocffentlichen Bibliothek und Lese- halle, Berlin SO.. Adalbertstraße 41, eine große Anzahl von Werken und Zeitschriften über Garienbau. Blumenpflege. Obst» und Gemüse- bau, Geflügelzucht usw., die in den Abendstunden von 6'/,— S>/, Uhr und Somnags. vormittags von S— 1 Uhr, vollkommen kostenlos ausgeliehen werden. Vorortnachrichten. Lichtenberg . Die Städtischen Werke im Etat 1914. Die gewerblichen Unternehmungen Lichtenbergs bilden eine der wichtigsten Einnahmequellen. Sie haben sich in den letzten Jahren in ganz besonderem Maße günstig entwickelt. Die Ueber- schüsse der Werke beliefen sich 1911 auf»30 428 M.; 1912 auf 1 267 672 M.; 1913 werden 1826 166 M. erwartet und 1914 2 633 160 M.; das sind nur K Million weniger als die gesamten Erträgnisse der direkten Steuern. Zu den Ueberschüssen trägt das Gaswerk mit 1 408 400 M. mehr al» di« Hälfte bei. Die Gas- Produktion betrug 1910 rund 7 Millionen Kubikmeter; 1911: 8,3; 1912: 9.6; 1913: 11,5 und wird für 1914 auf 17 Millionen Kubik- meter geschätzt. Der Sprung von 11,5 aus 17 erklärt sich durch die Uebernahme der GaSlieferung für Rummelsburg , das bisher an Berlin angeschlossen war und allein 4L Millionen Kubikmeter Mehrbedarf hervorruft. Außer dem eigenen Stadtgebiet werden nöch folgende Gemeinden mit Gas versorgt: Biesdorf , KaulSdorf , Mahlsdorf , Marzahn , Dahlwitz, Hohenschönhausen, Schöneiche . Münchehofe und MönchSbeim. Der GaSpreis betrug bis zum 80. September 1912 für Leuchtzwecke 16 Pfennig und für Koch-, Heiz- und Kraftzwecke 12 Pfennig; von da an wurde ein Einheits- preis von 13 Pfennig pro Kubikmeter festgesetzt. Das Automaten- gas tostet nach wie vor 16,4 Pfennig. Die wichtigsten Einnahme- Posten sind: Gasabsatz 2198 036 M.; Gasmesser 55 000 M.; Koksverkauf 1 507 000 M.; Deerverkauf 152 000 M.; Ammoniakverkauf 249 600 M. Die Einnahmen belaufen sich insgesamt auf 4 812 700 Mark, denen 3 396 800 M. Ausgaben gegenüberstehen. Vom Wasserwerk werden 741 622 M. lleberschuß erwartet. Dazu kommen 100 127 M. Mehrüberschutz vom Jahre 1912. Abge- geben wurden 1910 2,6 Millionen Kubikmeter; 1911 3,3; 1912 4L; 1913 sind geschätzt 5L und 1914 6,3 Millionen. An da» Rohrnetz sind angeschlossen: Lichtenberg , Oberschöne- weide, Friedrichsfelde -KarlShorst , Biesdorf , Marzahn , Mahlsdorf , Kaulsdorf und Dahlwitz-Hoppegarten. Aus dem Wasserabsatz wurde ein Erlös von 1262 160 M. erzielt, während die Gesamt- einnähme des Wertes sich auf 1 632 000 M. belauft. Dieser Summe steht eine Ausgab« von 688 260 M. gegenüber. Das Elektrizitätswerk soll 393 400 M. abwerfen, zu denen noch 68071 M. au» dem Jahre 1912 hinzukommen. Die Stromabgabe betrug 1910: LL Millionen Kilowattstunden; 1911: 3,8; 1912: 4,3; sie wird boraussichtlich 1913 7,6 Millionen erreichen und ist für 1914 auf 8,4 Millionen Kilowattstunden geschätzt. Für den Absatz von Elektrizität sind 946 666 M. Einnahme in den Etat eingestellt. Die Gesamtsumme der Einnahmen ist 1 182 760 M., die der Ausgaben 789 300 M. Um ein genaueres Bild von der Wirtschaftlichkeit der Werke zu erhalten, sind neben obigen allgemeinen Zahlen noch einige andere Angaben von Wert. Beim Gaswerk wurdest im Jahre 1912, für das genaue Angaben zurzeit vorliegen, aus je 100 Kilogramm Kohle 36,52 Kubikmeter Gas, 71,73 Kilogramm Koks, 5,54 Kilo- gramm Teer und 0,32 Kilogramm Ammoniak gewonnen. Der Durch- fchnittserlös pro Kubikmeter Gas war 14,01 Pf. Die Produktionskosten beliefen sich pro Kubikmeter auf 9,6 Pf. Davon gehen ab die Erträge der Nebenprodukte usw. in Höhe von 5,3 Pf., woraus sich die Nettoselbstck ästen mit 4,3 Pf. ergeben. Verzinsung und Tilgung erfordern 3,2 Pf., die Abschreibungen 1 Pf., mithin die Bruttoselbstkosten KL Pf. Beim Wasserwerk wurden zur Förderung von 100 Kubikmeter Wasser 32.6 Kilogramm Brenn- Material erfordert. Im Durchschnitt wurden 20,39 Pf. pro Kubik- meter erzielt. Die Nettoselbjtkosten sind 2,75 Pf.; die Verzinsung und Tilgung sowie Abschreibung erhöhen jedoch die Selbstkosten auf brutto 12.03 Pf. Die Elektrizitätserzeugung kostete pro Kilowattstunde 1,176 Kilogramm Brennmaterial. Der Durch- schnittsstrompreii betrug 14,19 Pf. für die Kilowattstunde. An Nettoselbstkosten entstanden 6,47 Pf., Verzinsung, Tilgung und Ab- schreibung belaufen sich auf 6,2 Pf., also die Bruttoserbstkostrn Steglitz . 120 Proz. Kommunalsteuern schlägt der Etatsentwurf für 1914 vor, statt der bisherigen 110 Proz. Und trotzdem konnte da» Gleich- gewicht in Einnahme und Ausgabe nur durch eine geradezu gewalt- same Beschränkung selbst der notwendigsten Ausgaben und durch einen Zuschuß von 292 000 M. auS dem Ausgleichsfonds hergestellt werden. Aber nicht nur das. Auch die Einnahmeposten sind teil- weise in so gewagter Höhe eingestellt, daß man den Ertrag wohl wünschen kann, aber kaum zu erhoffen vermag. Die Tatsache, daß die Gemeindevertretung bisher noch nicht zur Etatsberatung zu- sammenberufen ist, trotzdem uns noch wenige Tage von dem 1. April trennen, mag vielleicht durch noch zu überwindende finanzielle Schwierigkeiten sich erklären. Eine Entschuldigung für die Ge- meindeverwaltung ist dies jedoch nicht, eher ein Beweis dafür, daß die Dorfverwaltung den Geschäften eines Ortes mit über 86 000 Einwohnern und einem Etat von 9 673 000 M. nicht mehr gewachsen ist. Deshalb mutz mit noch mehr Nachdruck als bisher die Stadt- werdung gefordert werden. Aber auch das Ausscheiden aus dem Kreise wird immer dringlicher. Ist doch die Belastung durch die Kreissteuern für das neue Etatsjahr wieder um rund 60 000 M., also auf rund 691 000 M. gestiegen. Selbstverständlich wird dementsprechend die Entschädigungsforderung des Kreises beim Au»- 'cheiden von Jahr zu Jahr höher. Die Bürgerschaft mag sich der- einst bei der heutigen Verwaltung und der HauSbesitzermehrheit dafür bedanken, daß die Trennung so lange hinausgeschoben wurde. Hinausgeschoben auS selbstsüchtigen Gründen; denn die HauS- besitzerpartei befürchtet— und wohl mit Recht in einer städti« ichen Verwaltung ihren jetzigen bestimmenden Ewfluß einzubüßen. Befremdlich ist an dem Etat, daß er weder für die beschlossenen Mittelschulen noch für daS geplante Wasserwerk irgendwelche Mittel vorsieht. Daß man sich in dem neuen Jahr mit einer Anleihe von nur 600 000 M. für Zwecke der außerordentlichen Verwaltung be- gütigen will, ist zwar lobenswert, doch muß bezweifelt werden, ob mit der Erweiterung des Armenhauses, der Fertigstellung der elektrischen Straßenbeleuchtung und der Erweiterung des Elektrizitätswerkes wirklich alle außerordentlichen Aufwendungen für daS ganze Jahr abgetan sind. Wie in der außerordentlichen, so ist auch in der ordentlichen Verwaltung, die gegen das Vorjahr nur eine Steigerung von rund 676 000 M. ausweist, überall zu fühlen, daß nur die Angst vor einem noch höheren Zuschlag der Berater war. Man darf gespannt sein, wie sich die Gemeindevertretung mit dem Entwurf abfinden wird, zumal in Bürgerkreisen gegen einzelne Einnahmeposten Sturm gelaufen wird, für die doch schließlich anderweitig Ersatz geschaffen werden müßte, weil noch größere Beschränkung der Ausgaben schier unmöglich erscheint. Chart ottendurg. Ein Automobilunfall ereignete sich gestern mittag in der Pestalozzi- sttaße. Dort war der 10 Jahre alte Sohn einer in der Kamstr. 106 wohnhaften Frau Seidel beim Trieselipiel beickäftigt; er wurde von einem plötzlich heransausenden Auto ersaßt und so unglücklich zu Boden geschleudert, daß daS linke Hinterrad des Gefährts über den Oberkörper hinwegfuhr. Außer sonstigen Verletzungen wurde auf der Rettungswache in der Kaiser-Friedrichsttaße bei dem verunglückten Knaben«in doppelter Schädelbruch festgestellt. Anläßlich der bevorstehenden. Schulentlassung mühen sich alle Vereine der bürgerlichen Jugendbewegung ab, die Jugend, speziell die Arbeiterjugend, einzufangen. ES ist Pflicht aller Arbeitereltern, ein Augenmerk darauf zu richten, welchen Weg ihre Jugend einschlägt. Am Sonntag, den 29. März, mittags 162 Uhr findet im„BolkShauS". Rosinenstr. 8/ eine Schul« entlassungSfeier für die arbeitende Jugend statt. Die Festrede hat Herr S. Katzenstein übernommen. Außerdem künstle- risches Programm unter Mitwirkung von Frl. Kussel(Rezitation), Herr Dr. Heinz Schall-CaSpary(Lieder zur Laute), Charlotten- burger Liedertafel. Die Arbeiterjugend und deren Eltern sind freundlichst eingeladen. Einlaßkarten für Erwachsene sind bei Echarnberg, Eesenheimer Straße 1, zu haben(26 Pf.), Jugend- liche unter 18 Jahren frei. Die Jugcndsektion veranstaltet am Mittwoch, den 26. März. abends 8� Uhr, im„Volkshause", Rosinenstr. 3, einen Unter- haltungSabend mit Rezitationen(Genosse Winguth- Neukölln) und musikalischen Darbietungen. Die jungen über 18 Jahre alten Gewerkschaftsmitglieder können an diesem Abend ihren Beitritt erklären. Alle Veranstaltungen der Jugendsektion sind unentgeltlich. Weiflettsee. Aus der Gemeindevertretung. Zunächst wurde beschlossen, mit den Nachbargemeinden Hohenschönhausen und Heinersdorf einen KanalisationS-Zweckverband abzuschließen. Beide Gemeinden füh- ren schon seit längerer Zeit ihre Abwässer in das Weitzenseer Druckrohr. Dem Zweckverband wird das Rieselgut Birkholz in der Gesamtgröße von 681 Hektar übereignet. Die Anschaffungs- kosten, die Einrichtung der Bewirtschaftung und die Verzinsung vom 1. April 1916 ab belaufen sich auf 3 660 000 M. Diese Summe wird dem Zweckverband gestundet und von ihm mit 4)4 Proz. verzinst und mit 1)4 Proz. amortisiert. Das Stimm- Verhältnis wurde so geregelt, daß die Gemeinden Hohen- schönhausen und Heinersdorf zusammen immer«ine Stimme mehr haben wie Weihensee. Zurzeit entsenden die erster«» Gemeinden je 2 Delegierte, während Weißensee 3 Dele- gierte hat. Die Gesamtzahl der gegenwärtig abgeführten Wasser- mengen bträat 2 040 000 Kubikmeter, an Gebühren tragen die Ge- meinden Weihensee und Heinersdorf 7,43 Pf. pro Kubikmeter, während Hohenschönhausen nur 7,1 Pf. pro Kubikmeter zahlt. Die Kanalisationskosten im Ort tragen die Gemeinden jede für sich. Der Zweckverband soll schon vom 1. April ab in Kraft treten.— Eine längere Debatte entstand bei dem Punkt Festsetzung der KanalisattonSgebühren. Der frühere Streit über die Beitrags- leistung entbrante von neuem, weil die Gebühren von 2,2 auf 2,3 Prozent erhöht werden mußten. Seinerzeit sollten einige Herren aus der Verwaltung die Erklärung abgegeben haben, daß, wenn die beschlossene Beitragsordnung Gesetz würde, die Gebühren auf unter 2 Proz. sinken würden; das vorliegende Resultat bedeute wiederum eine Erhöhung. Herr Fechner wollte lieber den Kom- munalzuschlag erhöht, al» den HauSbefitz noch weiter belastet wissen. Ihn selbst konnte der Bescheid, daß laut Gesetz die Hausbesitzer die Kanalisationsnnkosten zu tragen haben, nicht befriedigen; er stimmte als einziger dagegen. Für das nächste Jahr betragen die Kanal:- sationsgebühren 2(4 Proz. nach einem Nutzertrage von 6100 000 Mark.— Auch die Errichtung eine? zweiten Wochenmarktes brachte die Herren wieder in Harnisch . Der jetzige Marktpächter hatte den Antrag gestellt, auf der Prenzlauer Promenade einen zweiten Wochenmarkt zu errichten, und die Finanzkommission hatte dem zugestimmt. Es erklangen nunmehr die üblichen Reden über Schädigung der Gewerbetreibenden und der Hausbesitzer, die ihre Läden nicht vermieten können; doch zum Schluß wurde der Antrag gegen zwei Stimmen angenommen. Die Märkte sollen am Diens» tag und Freitag vormittags bis 1 Uhr abgehalten werden. Der Pachtpreis beträgt im ersten Jahre 1600 M., im zweiten und dritten Jahre 2000 M., im vierten bis sechsten Jahre 4000 M.— Hierauf folgte noch eine geheime Sitzung. Wilmersdorf . Einen empfindlichen Verlust hat ein HauSkasfierer deS sozial- demokratischen Wahlvereins zu beklagen. Derselbe verlor am Sonnabendabend auf dem Wege von der Berliner Straße nach dem Stadtpark, Kaiserallee 62, ein Portemonnaie mit 76,50 M. Da der Verlierer für das Geld haftbar ist, bittet derselbe den ehrlichen Finder, seine Adresse an Hermann Adam, Berliner Straße 26, ge« langen zu lassen. Britz . In der Gemeinbevertretersitznns wurde der Voranschlag für da» EtatSjahr 1914 beraten. Derselbe balanziert mit 3 672 060 Mark. Für Erhöhung der Beamtengehältec sind in diesem Jahre 4700 M. mehr eingesetzt. Die Realschule erfordert einen Zuschuß von 7900 M., die höhere Mädchenschule einen solchen von 2000 M. Unsere Genossen verlangten bei Beratung dieses Titels, daß der Gemeindevorsteher über die höheren Schulen einen Bericht geben solle; derselbe wurde zugesagt. Für die Gemeindeschulen werden 9600 M. mehr gefordert. Die Frequenz in den Schulen beträgt pro Klasse 43,6 Schüler. Hier beantragte Gememdevertreter Ge- nasse P r e n z l o w die Anstellung eines zweiten Schularztes, da für den einen Schularzt die Anzahl der zu überwachenden Kinder eine zu große wäre. Bei dem Kapitel Schulzahnpflege wurde von unseren Genossen gefordert, die eingesetzte Summe auf 860 M. zu erhöhen. Die bürgerlichen Vertreter lehnten diese Anttäge wie auch die Erhöhung der Lehrergehälter ab. Ferner stellten unsere Vertreter die Forderung, für die Gemeindearbeiter eine Erhöhung des Tagelohnes(jetzt 4 M.) auf 4,50 M., innerhalb 6 Jahren steigend auf 5 M., vorzunehmen. Die Vertreter der 1. und 2. Klasse verhielten sich ablehnend, jedoch sagte der Bürgermeister zu, nach Möglichkeit in diesem Jahre eine Aufbesserung eintreten zu lassen. Bei der Steuerverwaltung beantragten unsere Vertreter, die Ein- kommen unter 900 M. steuerfrei zu lassen. Natürlich wandte sich auch hier die bürgerliche Mehrheit dagegen. Unsere Gemeinde- vertteter forderten dann, daß wenigstens diesen Steuerzahlern von der Gemeinde eine Veranlagung zugeschickt werde, damit den- selben Gelegenheit für eventuellen Einspruch gegeben werde. So- weit keine gesetzlichen Hinderungsgründe bestehen, versprach der Bürgermeister, dem Wunsche zu entsprechen. Zur Deckung der verschiedenen Mehraufwendungen machte sich die Erhöhung der Hundesteuer notwendig. Dieselbe wurde auf SO M., für jeden weiteren Hund auf 40 M. festgesetzt. Der Gemeindesteuerzuschlag bleit bei 120 Proz. Tegel . Ein Lokomotivschuppen in Flamme«. Auf dem Hafenbahnhof der Industriebahn Tegel— Friedrichßfelde brach vorgestern nach» mittag ein größeres Feuer aus. Der Brandherd lag in eine» au» Fachwerk bestehenden Lokomotivschuppen, und als die Feuer- wehren von Tegel , vom Borsigwerk und aus Wittenau anrückten, stand der ganze Schuppen schon vollständig in Flammen. Drei Lokomotiven hatte man noch in letzter Minute ins Freie holen können. Die Wehren griffen das Feuer sofort mit mehreren Rohren an, doch konnte nicht verhindert werden,- daß die Flammen auch ans den benachbarten Wasserturm übersprangen. Erst nach zweistündiger Löschtätigkeit war die Gefahr beseittgt. Der Lokomotivschuppen, der auch Reparaturwerkstätten enthielt, ist völlig zerstört worden. Ebenso sind an dem Wasserturm alle Holzteile verbrannt. Die Ursache de» Feuers ist nicht ermittelt. Eine Betriebsstörung tritt bei der Industriebahn nicht ein. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Reintckendort. In der Gemeindevcrtretersttzung verlas der Bürgermeister zu» nächst den in Gemeinschaft mit dem Berliner Magistrat bei der Regierung gestellten Antrag auf Bereinigung Reinickendorfs mit Berlin . Den neuen Voranschlag de» Etat« pro 1914/16 festzusetzen, bietet so auktzerordentliche Schwierigkeiten, daß.S aussichtslos erscheint, ihn bis Ablauf dieses Etatsjahres zu Ende zu beraten. Die Finanzkommission beantragte daher, den Gemeindevorstand zu ermächttgen, im neuen Etatsjahr vorläufig Zahlungen nach Maßgabe des Etats vom laufenden Jahre zu leisten. Die Ber » sammlung stimmte dem Antrage zu. Vom Gemeindevorstand war beim Provinzialschulkollegium beantragt worden, die höhere Mädchenschule als Lyzeum anzuerkennen. Die Schule befindet sich zurzeit noch in einem Anbau der ersten Gemeindeschule. Die Re- gterung verlangte nun unter anderem, daß sie jederzeit das Recht haben solle, bon der Gemeinde den Bau eines eigenen Schul- gebäudeS für daS Lyzeum zu fordern; eine bei unseren finanziellen Verhältnissen sehr kitzliche Bedingung. Es besteht kaum ein Zweifel, daß— veranlaßt durch Beschwerden der Eltern und der AnstaltS- leitung— die Regierung schon in sehr kurzer Frist den Neubau verlangen würde. Es wurde deshalb beschlossen, eine mindesten» vierjährige Wartefrist festzulegen. Die Kanalisationgebühren wur- den wieder auf 314 Proz. vom staatlich veranlagten Gebäudesteuer- nutzungswert festgesetzt. Vorder aber ließ sich die bürgerlich« Fraktion vom Gemeindevorstand bestätigen, daß seiner Ansicht nach die hiesige Gemeindevertretung bei der Festsetzung etwaiger vom Ausschuß des Kanalisationszweckverbandes beschlossenen Beiträge nicht mitzuwirken habe. Diese Frage spielt augenblicklich in Ret- nickendorf eine große Rolle. DaS Rieselaut Schönerlind« steht im Eigentum des von den Gemeinden Reinickendorf und Wittenau gebildeten KanalisationSzweckverbandeß. Nach dem zwischen beiden Gemeinden abgeschlossenen ZweckverbandSvertrage und nach§ 17 Abs. 1 de» Zweckverbandsgesetze« ist der Zweckverband berechtigt, in sachgemäßer Anwendung deS Kommunalabgabengesetzes Gebühren und Beiträge zu erheben. Ter Erwerb deS zur Berieselung be» nötigten Gelände? und die Ginrichtung des Rieselgutes zwangen zur Aufnahm« einer hohen Anleihe, deren Verzinsung und Tilgung letzt außerordentliche Aufwendungen erheischen, die in Form außer» ordentlich hoher Kanalisationsgebühren ihren Ausdruck finden. So würde diese beispielsweise in Reinickendorf dauernd mindestens 7 Proz. vom GebäudesteuernutzuNgSwert bettagen müssen. Eine Ermäßigung dieser Sätze kann nur erreicht werden, wenn durch eine einmalige außerordentliche Schuldentilgung der Zinsendienst erleichtert würde. Tie Mittel hierzu müßten von den Interessenten — den Haus- und Grundbesitzern— durch einen einmaligen Bei- trag ausgebracht werden. Diese Absicht fand auch anfänglich den Beifall der Hausbesitzer und Reinickendorf setzte dann im Verbands» ausschuß einen Beschluß durch, der die Sttaßenanlieger verpflichtet, pro laufenden Meter GrundstückS-Straßenfront einen einmaligen Beittag von 20 M. zu leisten. Wider Erwarten erhoben sich aber gegen diesen Beschlutz— wohl aus der Hoffnung auf Eingememdung gebore« — bei den Hausbesitzern, die bei diesem Beschlutz gerade am besten wegkommen, ein starler Widerspruch. Sie behaupten jetzt, daß der Zweckverband nicht das Recht habe, derartige Beschlüsse zu fassen. Er könne den gesamten Bedarf feststellen und den ungedeckten Teil durch ein Umlageverfahren auf di« einzelnen Verbandsglieder— also die Gemeinden— verteilen. Und diese haben dann erst nach
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