beften Bedenken tragen müssen, an den kritischen Tagen von ihren Staatöbürgerrechten einen uneingeschräntten Hebrauch zu machen. Was aber weiss der Kriegsnunister zur Verteidigung des un, geheuerlichen ZustandeS vorzubringen? Tie Disziplin und immer wieder die Disziplin. — Ja, zum Teufel, wie kann denn die Tis- ziplin gefährdet werden durch das, was Leute, die im bürgerlichen Leben stehen, tun, wenn die Zeremonie der militärischen Kontrolle vorüber ist? Man dürfe, wendet Herr von Falkenhahn ein, nicht den Friedenszustand als Maßstab nehmen, sondern müsse bei der Handhabung der Disziplin immer kriegerische Verhältnisse im Auge haben. Dann aber' wäre es am Ende doch viel richtiger, wenn alle waffenfähigen Bürger, einschliesslich des Landsturins, überhaupt dem bürgerlichen Rechte entzogen und dem Militärrecht unterworfen würden. In Wirklichkeit handelt es sich auch hier nur um eine Kraft- probe des Militarismus, der von seinen Rechten und Privilegien n?cht das geringste aufgeben will. Er droht, die ganze Novelle scheitern zu lassen, wenn der Reichstag darauf besteht, an diesem einen Punkt die Grenzen zwischen ihm und der Welt der staots- bürgerlichen Rechte ein wenig zu seinen Ungunsten zu verschieben. Vernunftgründe vermag er für seine Haltung nicht beizubringen. Er stösst mit dem Säbel auf und schnarrt sein„Unannehmbar". Man darf gespannt sein, wieweit sich die bürgerlichen Parteien, in diesem Falle vor allem der Freisinn und das Zentrum, von ihm werden imponieren lassen. Das Einmaleins des Rcichsverbandes. Genosse Scheide mann schreibt uns: Der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie kann sich über meine Agitationstour durch die Vereinigten Staaten immer noch nicht beruhigen. Nachdem er sich mit all seinen bisherigen Versuchen, mir etwas anzuhängen, in wahrhaft bemitleidenswerter Weife blamiert hat, tritt er in seinem neuesten Elaborat gegen mich als Rechenkünstler auf. In meinen„Amerikanischen Reife- 'stzzen", die von zahlreichen Parteiblättern gedruckt worden sind, hatte ich aus Grund eigener Anschauungen und authentischer In- formätionen über die Armoursche Schweineschlächterei in Chicago einige Mitteilungen gemacht. An diese hakt nun irgend ein reichs- vexbändlerischer Pfennigfuchser an, der sich von amerikanischere Unternehmungen großen Stils eine Lorstellung nicht zu wachen vermag.. Er sucht nachzuweisen, daß meine Angaben nicht richtig sein-können und beginnt seinen Nachweis folgendermaßen: .„Man hat in Amerika den Achtstundentag und acht Stunden haben auch dort 8 X 60= 240 Minuten." '4uf dieser granitenen Grundlage rechnet der Reichsverbands- mann dann weiter, um zu zeigen, was ich für ein großer Esel bin.. Er schließt seinen Artikel, der jeyi die Runde durch die ..stationake" Presse macht, mit der Bemerkung:„Herr Scheidemann ist>ehr klug." Ein solches Kompliment vermag ich dem Herrn nichi zurückzugeben. Aber ich will ihm wenigstens einen wohl- gemeinten Rat erteilen: Er mag als Reichsverbands-Literat ge- wohnheitsgemäß auch in � Zukunft versuchen, politische Dinge aus den Kopf zu stellen, aber vom Einmal-Eins soll er'seine, Finger lassen, weil er sonst,.sogar intelligentere Mitglieder des Rcichs- ve.rbaydes stutzig machen könnte. Wie zwei mal zwei allezeit vier bleiben wird, so ergeben auch 8 mal 60 Minuten 480 Minuten, nicht 240. Wenn auch das Einmal-Eins sich vergewaltigen ließe, dann chatte Herr V. Liebert am Donnerstag in Borna -Pegau tot- sicher' gesiegt_ " Für die Alt-Pensionäre:'''''' i.' Hir.chen letzten Jahren sind die Gehälter der Beamte» und. �vö�iziere mehrfach aufgebessert worden. Damit stiegen auch die PegsionSsummen, auf welche die Pensionäre Anspruch hätten, weil. die Pension prozentual nach dem Gehalt bemessen wird. Von diesen Erhöhungen wurden die bereüS pensionierten Beamten und Oftiziere natürlich nicht ersaßt. Ter Reichstag wurde daher auS dw! m Kreisen mit Petitionen geradezu bestürmt. Die Regierung bat den Wünschen der Petenten jetzt Rechnung getragen, indem ein Gesetzentwurf an den Bundesrat gelangt ist, der eine Beihilfe zu den Pensionen bezweckt. Wie halbamtlich mitgeteilt wird, soll den bis zum 1. April 1908 pensionierten Beamten und Offi- zieren auf Antrag und im Falle des BedürftnsseS eine PenfionS- beihilfe gewährt werden, die betragen soll: bei Personen bis zu löOO 3M. 20 Praz., bei 1500 bis 3000 M. 15 Proz. und bei mehr 10- Proz. BeHilfe und Pension zusammen sollen jedoch nicht über 6000 M. hinausgehen. Witwen und Waisen der bezeichneten Per- sönen ist unter denselben Voraussetzungen eine Hinterbliebenen- beihilfe» zu gewähren, und zwar sind die gleichen prozentualen� Zuschläge anzuwenden, nämlich 20 Proz. oder 15 Proz. oder 10 Proz. Tie rechnerische Unterlage hierzu bildet das Witwengeld, je nach, dem eS bis•600 Bi. oder bis 1200 M. oder noch mehr beträgt. Ebenso wird der prozentuale Zuschlag beim Waisengeld veranlagt. Auch hier ist eine Höchstgrenze-einzuhalten, so daß Beihilft und Witwengeld zusammen nicht 2400 M. überschreiten dürfen. Bei Vollwaisen bilden 800 M., bei Halbwaisen 480 die oberste Grenze. Landtagsersatzwahl im Fürstentum Lübeck . De Ersatzwah! zum Landtage im nordlichen Bezirk des Fürstentums Lübeck heiligte folgendes Resultät: Genosse Fick- Swcke'Sdyrf 1620, v. Levetzow sBuud der Landwirte) 1817 und W«ß > Fortschr. BolkSp.) 1140 Stimmen. Unsere Stimmen haben um cund 200 abgenommen, während die bündlcrischen und liberalen Stimme» sich ziemlich gleichblieben. Es mutz eine Nachwahl stattfinden. Die Verfehlungen des bayerische« Landtags- abgeordneten Abresch. Wie der„Deutsche Kurier" erfährt, lautet die Strafunter- suchung gegen den Landtagsabgeordneten Abresch auf Betrug in Höhe von zwei Millionen Mark, auf Entführung ubd auf Vernichtung einer Urkunde. Ter von dem Verhafteten ge- stellte HastenUassungSantrag ist wegen Fluchtverdachts und Kollusionsgefahr abgelehnt worden. Wie wir erfahren, hat der fortschrittliche Abgeordnete Müller- Reininigen eine kurze Anfrage dem Reichstag eingereicht, die sich auf die Immunität der Abgeordneten auch in andere!» Bundeö- st iaten bezieht. Bekanntlich ist der Abgeordnete' Abresch in Mann» beim verhaftet worden, da sich nach Ansicht des dortigen Gerichts die Immunität des bayerischen Abgeordneten nicht auf Baden er- streckt. Aus diesem Grunde wollen auch die pfälzischen Abgeord- neten, die auf ihrer Hin- und Rückreise Baden und Württemberg passieren müssen, einen dahingehenden Antrag im bayerischen Landtage einbringen.____ Gegen die Fahrkartenstener. Karlsruhe , 27. März. In der gestrigen Budgetkommissiou der Zweiten Kammer erklärte die Regierung aus einen sozialdemo- kratiichen Antrag wegen der Fahrkartensteuer, daß diese Steuer für die Eisenbahnverwallung EinnahmeauSsälle infolge der Abwanderung aus den oberen in die unteren Wagenklassen zur Folge gehabt hätte, daß aber die Reicksregierung nickt aus die Steuer ohne emsprechen- de» Ersatz verzichten wolle und könne. Die Mehrheit der Kommission stüwnte gegen de»«»trag. Ms öer fchweöischen wohlbttvegung. (Bon unserem nach Schweden entsandten Korrespondenten.) Helfingbor«, 26. März. Bon Malmö nach Heljingborg führt die Bahn durch die frucht- bare südschwedische Ebene. Hier dominiert der kapitalkräftige Großgrundbesitz und die Z u ck e r i n d u st r i e, die vertrustet ist. Infolge eines hohen Schutzzolles hat der Trust Jahre hindurch die breiten Volismassen schröpfen können. Andererseits aber hat dieses Trustmonopol den Nachweis erbracht, daß das Monopol auch Betriebsrückständigkeit hervorrufen kann. Die von der Regierung eingesetzte Trustkommission hatte seinerzeit auch die technischen Einrichtungen des Trusts untersucht und war zu dem Ergebnis gekommen, daß eine weit rationellere Ausnutzung der Anlagen möglich sei, wenn diese nur der neuzeitlichen Technik und Arbeits- weise angepaßt werden. Leider gehörte die daraufhin eingeleitete Gesetzgebung zwecks Herabsetzung des Zolles nicht zu den Ruhmesblättern des Ministeriums Staaff, das vielmehr weitgehende Rück- sicht auf den Trust nahm. Die Landarbeiter hier stehen unter etwas freieren Ver- Hältnissen als in manch anderen Teilen des Landes. Jnstleute gibt cS seltener; die Beschäftigung erfolgt bei den meisten im Tagelohn, wodurch die Jahresverträge beseitigt sind, dafür aber auch arbeits- lose Perioden eintreten, die das Jahreseinkommen beeinträchtigen. Im Sommer arbeiten hier im Zuckerrübenbau mehrere russische Polen . Zeitweilig bestand hier eine ganz gute Landarbeiter- o r g a n i s a t i o n, die aber nach den großen Kämpfen von 1909 sehr geschwächt wurde. Das war allerdings auch das Schicksal der Jndustriearbeiterorganisation. In Helsingborg z. B betrug die Zahl der politisch und gewerkschaftlich organisierten Genossen vor dem Generalstreik 4500(in einer Stadt von 35 000), aber nach dem Kampf sank sie auf 900. Jetzt geht es wieder aufwärts und die Gewerkschaften zählen zurzeit 2700 Mitglieder. Helsingborg gehört überhaupt zu den Musterstädten südschwedischer Arbeiter- bewegung. Eine großzügig angelegte genossenschaftliche Organisation erzielte im letzten Jahre einen Umsatz von % Millionen Kronen, sie hat eigene Schlächterei usw., alles in eigenen Gebäuden aufs Modernste untergebracht. Ferner besitzt die Arbeiterschaft einen eigenen Volkspark von 10 Hektar mit einer modernen Gartenanlage. In dieser Gegend befinden sich die einzigen Steinkohlen- lager Schwedens . BilleSholm. Etwa 400 000 Tonnen werden hier alljährlich gefördert und der Wert wird auf 2)4 Millionen KroNen geschätzt. Der W a H I sehen unsere Genossen hier in Südschweden sehr hoffnungsvoll entgegen. Von den 27 Mandaten dieser Provinz hat die Sozialdemokratie 12, die Liberalen 7 und die Konservativen 8. Eine iviandatsverschiebung wird nicht erwartet, da die Partei- Verhältnisse ziemlich abgeklärt sind. Die Nähe Dänemarks hat auf die politische Anteilnahme der Bevölkerung beftuchtend eingewirkt und große Reserven sind kaum heranzuholen. Es wird von allen drei Parteien mit Hochdruck gearbeitet. Heute fanden in Heising- borg zwei große Wählerversammlungen statt, eine sozialdemokra- tische und eine konservative. In der letzteren sprach der neue Marineminister und die Eisenbahnverwaltung hatte sogar die ein- fachen Fahrkarten als SonntagSkarten gestempelt, so daß die Rück- fahrt gratis war. Allerdings nur für den, der eine offizielle Ein- ladung zur Versammlung vorzeigen konnte! Da der Herr Minister der größte SchiffSreeder Schwedens ist, versteht eS sich, daß der Hafen von Helsingborg Flaggengala angelegt hatte, wft ja über- Haupt hier auf das Dekorative großer Wert gelegt wird. Alles geht programmäßig vor sich, wie auf emer Variethbuhne, und Sozialdemokraten werden in den konservativen Versammlungen nicht gern gesehen. In Helsingborg waren sie sogar ausgeschlossen. Man hatte ihnen halt keine Karten gesandt. Tafttr hatten unsere Genossen eine um so großartigere eigene Veranstaltung in ihrem prächtigen VolkShauS getroffen, dessen großer Saal, etwa 1500 Personen fassend, biß zum letzten Platz gefüllt war. Die KampftSbegeisterung, die in der Versammlung herrschte, erinnerte an unsere besten Berliner Versammlungen zur Wahlzeit. Die zwei Mandate in diesem sogenannten Dreistädte- kreis sind unserer Partei sicher. Im allgemeinen steht die Stimmung auf Sturm hier zu Lande. Nirgends spricht man von was anderem als von der Wahl und der politischen Krise. Selbst in den Schulen wird Politik gemacht und gar die Untersekundaner entscheiden sich für Staaff oder für den König. Meistens für den letzteren, natürlich! So erzählt man sich, daß das achtjährige Söhnlein eine? konservativen Parteihäuptlings seinen wegen de» Wahlausganges bedenklichen Papa tröstete, in seiner Klasse waren olle für den König. Tann kann eS ja nicht schief geben! Ueber die Wahlagitation der Konservativen ein' andermal. Für heute nur folgendes typische Beispiel: Dem bisherigen Minister- Präsidenten Staaff verweigerte man in einer Versatnmlung Schul- katheder als Rednerpult, weil er eine politische Richtung vertritt, die dem Rektor nicht paßte. Daß unseren Genossen die Säle ab- getrieben werden, versteht sich am Rande. Frankreich . Ein Brief Rochettes. Paris , 27. Marz. In der Sitzung der Rochette-Äom- Mission erklärte Jaurös, er habe heute um 11 Uhr 30 Minuten in seiner Wohnung einen Rochette unter- zeichneten Brief erhalten. Aus dem Briefe, der datiert ist: Üuzern, 25. März, geht hervor, daß Rochette selbst derjenige war, der eines Tages bei dem Advokaten B e r n a r d erschien und ihm sagte, ein Antrag auf Vertagung des Prozesses würde ohne weiteres bewilligt werden. Ferner wird in dem Brief ausdrücklich erklärt, daß Rochette keinerlei Beziehungen mit Cailtaux oder Monis gepflogen habe, und daß diese seinen Angelegen- Helten vollkommen fernstünden. Delahaye er- klärte, daß die Handschrift des Briefes diefemge Rochettes sei. Ter Advokat B e r n a r d, welchem der Brief Rochettes vorgelegt wurde, erkannte an. daß nach seiner festen Ueberzcugung das Schreiben von Rochette selbst stamme. Er gab ober der Ansicht Ausdruck, daß ihn dieser nicht von seiner Berufsschweigepflicht zu entbinden das Rocht habe, da sie auf einem staatlichen Gebot beruhe. Die Kammer wird voraussichtlich am nächsten Mitt- woch die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses erörtern und die Parlamentssession am Donnerstag geschlossen werden. Klassenjustiz. Paris , 26. März. Das Zuchtpolizeigericht hat in der Angelegenheit des Sou de Soldat den Sekretär des Verbandes der Arbeiterbörs«, Avetot, zn einem Jahr Gefängnis, 11 Sekretäre verschiedener Arbeitersyndtkate in Part* trnd der Provinz za Gefängnis st rasen von sechs bis acht Monaten, verurteilt. Der Sou de Soldat ist die UnterstützungS- k a s s e. die die Gewerkschaftsföderation für die beim Militär dienenden Gewerkschaftsmitglieder eingerichtet hatte. Die Erkrankungen in der Armee. Pari?, 27. März. Die„France Militaire' veröffent- licht eine Statistik über den Gesundheitszustand i» der Armee im Januar d. I., wonach die Zahl der Äraukev bei weitem größer war als seit langem. Ju den Spitälern. allein waren 21 900 Kranke untergebracht, also 30 pro 1000, während im vorhergegangenen Monat 14 auf 1000 entfiele». Schweben. Die Kreistagswahlen in Schwede». Ttackholm. 27. März.(P r iva t telegra mm des„Vorü wärt S".) De KreiStagSwahlen nähmen heute ihre» Fortgang. Insbesondere in Stockholm war die Beteiligung der Wähler ganz envrni. Vor den Wahllokalen drängten sich die Massen schon seit dem frühen Morgen. Kvanke und Greise wurden zur Wahl. urne geschleppt und eine echt amerikanische Wahlpropaganda in den Straßen veranstaltet. Auws, mit Riesenplakaten versehen, durchfahren ununterbrochen die Stadt. Allgemein erwartet man den Verlust zweier liberaler Mandate. Auch ist eine rechts, liberale Sprcngliste zugunsten der Reaktion vorharcke», Mierita. Frauenwahlrecht. Boston , 26. März. Da» Repräsentantenhaus des Staates Massachusetts hat heute mit 164 gegen 39 Stimme» ein Amendement zur Staatsverfassung angenommen, wonach das Wort„männlich" in den Bestimmungen über die Wahl- berechtigten weggelassen werden soll. Das gleiche Amendement ist im Senat bereits angenommen worden. Letzte Nachrichten- weitere Erklärungen Mquiths. Ei» neuer Armeebefehl. London » 27. März. Premierminister ASqnith gab Wetter - hin bekannt, daß Feldmarschall F r e n ch und Generalleutnant E w a r t nicht um ihre Entlassung gebeten hätten, weil zwischen ihnen und der Regierung eine Meinungsverschiedenheit hinsichtlich der Bedingungen bestanden hätte, anter welchen die Armee dient, oder unter welchen sie zur Unterstützung der Zibilgewalt ver- wandt werden sollte, sondern weil die beiden Offiziere geglaubt hätten, um ihre Entlassung bitten zu müssen, da sie die dem Genckral G o u gh übermittelte Erklärung unterzeichnet hatten. Die Regierung habe ihnen den Wunsch ausgedrückt, sie möchten, da keine Meinungsverschiedenheit über prinzipielle Fragen vorhanden sei, nicht auf ihrem»Kntlassungsgesuch bestehen, das die Regierung als einen ernsten Nachteil für die Armee und den Staat ansehe» würde. Die Regierung erwarte noch ihre endgültige Antwort. •"'@8 sei klar, daß tatsächlich nur Mißverständnisse vorgelegen hätten. Um eine Wiederholung solcher Mißverständnisse zu ver- meiden, habe der H e e r e s r a t, in dessen heutiger Sitzung Feld. Marschall French und Generalleutnant Ewart zugegen gewesen seien, einstimmig einen neue« Armeebefehl erlasse», der erstens festsetze, daß in Zukunft kein Offizier oder Soldat von seine» vor- gesetzte» Offizieren befragt werde» solle, welche Haltung er ei». nehme« werde, falls er aufgefordert werden sollte, einem Befehle zu gehorche», der von zukünftigen oder hypothetische« MSglichkeite» abhängig ist; zweitens, daß eS jedem Offizier oder Soldaten in Zü» kunft untersagt ist, mit Bezug auf Befehle, zu deren Befolgung er aufgefordert werde» könnte, Zusicherungen zu verlange»; drittens daß eS insbesondere die Pflicht jedes Offiziers und Soldaten ist. alle» gesetzmäßigen Befehlen zu gehorche», die durch die zuständige» Stelle» gegeben werden, um das Staatseigentum zu schütze» oder die Zivilgewalt i» der regelmäßige« Ausführung ihrer Pflichte« zu uuterstütze«, oder um Lebe« und Eigentum der Bewohner i« Falle einer Störung des öffentlichen Friedens zu schützen. Asquith schloß mit den Worten: Dieö ist der Befehl, durch welchen für die Zukunft daS Verhalten und die Disziplin dcS Heere» geregelt wird. ES ist gänzlich unwahr, daß die Regierung oder eins ihrer Mitglieder beabsichtige, in Ulster tatsächliche Maßnahmen aggressiver Llrt zu ergreisen oder irgend- welche Maßnahmen, die gegenwärtig oder in der Zukunft der Armee die Pflicht auferlegen würden, die sich nicht völlig im Rahmen dieses neuen Armeebefehls hielte. Ich habe nur noch Hinzu. zufügen, daß die Regierung an allen Erklärungen, die sie ab- gegeben hat, fc st halten wird. Der Oppositionsführer Vonar Law machte keine Ei». Wandungen gegen den neuen Armeebefehl, erklärte aber, dem unglaublichen Unverstand der Regierung und des KriegSminister» Seely sei es beizumessen, daß ein solches Verfahren nötig geworden sei. Bezüglich der Versicherungen des Premierministers hinsichtlich Ulsters sagte Bonar Law . es sei von der Regierung oder einigen Ministern m ehr beabsichtigt gewesen, als zugegeben worden sei. Die Rochettc-Kommission. Paris , 27. März.(W. T. B.) Der Untersuchungsrichter ver- hörte den Direktor deS„Jntranstgeant", Bailby, der mit Cal- mette befreundet war. Nachdem auch er versichert hatte, daß er nichts von einem Briefe Caillaux ' wisse, erzählte er folgendes, wo? ihm Talmette mitgeteilt hätte: Bor ungefähr zwei Monaten wären zwei frühere Minister bei Calmette gewesen, um ihn zu bitten, von der Veröffentlichung diplomatischer Schriftstücke abzusehen. Cai- mette habe ihnen den Bericht FabreS gezeigt und zwei diplomatische Schriftstücke, sogenannte grüne Dokuu�nte, deren Inhalt, wie er sagte, von vernichtender Deutlichkeit für Caillaux gewesen sei. Man habe deren Veröffentlichung auf Grund ihrer Quelle für un» möglich erklärt. Calmette habe sie Wied« in seine Rocktasche gesteckt mit den Worten: Man kam»«ie wissen, was vorkommt. Er habe ihm noch erzählt, daß tc zwar versprochen habe, de» Bericht FabreS nicht herauszugeben, daß tt sich jedoch bemüht habe, sei« Wort zurückzuerhalten vor de« Dienstage, an dem die große Debatte in der Kammer stattfand. Die Rochette-Kommission hat beschlossen, keine neuen Zeugen mehr zu vernehmen. Sie ist nunmehr in die Beratung über da» ihr vorliegende Material eingetreten, die geheim geführt wird. Der Bericht der Kommissirm wird der Kammer»» Laufe der uüchs len Woche zugestellt werde»
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