Nr. 94. 31. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Gewerkschaftliches.
Kapitalistenunverschämtheit.
zeidhmen ihre Urheber am besten und beweisen, daß der moderne Kapitalist sich in der Rolle des mittelalterlichen Großinquisitors recht wohl fühlt, wenn es sein Interesse erheischt.
Wie sich die Unternehmer einen idealen Arbeiter vorstellen, ist aus dem Inhalt von Fragebogen zu entnehmen, Ter Streit der Klempner für Bierdruckapparate. die jetzt von einer Anzahl größerer Firmen in Thüringen an Auf die Aufforderung der Arbeiter, bis zum 1. April ihren stellensuchende Hausdiener gesandt werden. So ein armer Standpunft befanntzugeben. traf nach längerem hin und her eine Zeufel, dem die Not die Feder in die Hand drückt, um den in der Berjanimlung der Unternehmer gefaßte Resolution ein, die Fragebogen auszufüllen, muß bei Beantwortung der vierzig 11. a. besagt, daß eine allgemeine Lohnaufbesserung nicht möglich Fragen eine wahre Gewissensfolter über sich ergehen lassen. sei, daß jie aber den einzelnen Arbeitgebern anheimstellen, mit Doch Hunger tut weh, und wenn einem Proletarier der Jam- ihren Arbeitern einzeln von Fall zu Fall sich über den Lohnfah mer von Weib und Kind unerträglich geworden ist, dann ist zu verständigen. Auf einen bestimmten Lohnfaz fönnten sie sich er nicht mehr in der Lage, dem menschenentwürdigenden Ver- nicht festlegen. Auf diese Antwort hin beschlossen die Arbeiter gegen fünf Tangen der Kapitalsproßen zu widerstehen. Stimmen den Streif.
An den Arbeitslosen werden unter anderem folgende Fragen gerichtet:
Wie alt sind Sie? Größe nach Zentimetern?
Was ist Ihr Vater?
Konfession?
Sind Sie gefund?
Sind Sie oder waren Sie früher lungenleidend? Sind Sie mit Krämpfen behaftet?
Sind Sie verheiratet?
Wieviel Kinder vorhanden?
Sind Sie Soldat gewesen?
Sind Sie als Invalide oder Halbinvalide entlassen? Dann folgen eine ganze Anzahl Fragen, durch deren Beantwortung der Arbeiter Auskunft über seine Fähigkeiten geben soll. Und was da nicht alles verlangt wird! Der Stellensuchende soll Postpakete und Bahnsendungen backen fönnen. Er soll Schaufenster pußen, Schreibarbeiten verrichten, den Fahrstuhl, die Bogenlampen und die Zentralheizung bedienen, Pferde pflegen und Automobile bedienen, ferner Gartenarbeit verrichten und Radfahren können!
Dann kommt die für die Unternehmer wichtigste Frage in Fettdrud: Wie lauten Ihre Ansprüche?( Der Betrag soll bestimmt angegeben werden.)
Er wird dann weiter gefragt:
Suchen Sie Dauerstellung?
Suchen Sie vorübergehende Stellung?
Sind Sie außer Stellung?
Wie lange?
Warum?
Ist Ihr Chef von Ihrem Abgange unterrichtet? Sollten Sie zeitweise außer Stellung gewesen sein, dann bitten wir dies auf der Rückseite unter Angabe des Grundes hierfür, der Zeit und des Ortes Ihres damaligen Aufenthalts anzugeben.
Schließlich wird der Arbeitslose dann noch gefragt, ob er sich polnisch und wendisch verständigen könne! Wie man sieht, ist Bescheidenheit bei den Unternehmern nicht zu finden, wenn es gilt, Anforderungen an den Arbeiter zu ftellen. Dagegen wird diesem fein Sterbenswörtchen von den Bedingungen mitgeteilt, unter denen er feine Tätigkeit beginnen soll. Die Art der Fragestellung läßt aber den Schluß zu, daß es den„ Chefs" vor allem auf die Erlangung billiger Arbeitskräfte ankommt. Die Fragen, die vom Arbeiter Aufschluß über sein Vor- und Familienleben verlangen, fenn
Kleines Feuilleton.
Der Stärkste und der Erfte. Ein bürgerlicher Schriftsteller André Berboort entwirft im Pariser Journal nachstehendes Bild von unserem Genossen Jean Jaurès : Jaurès ist ein außergewöhnlicher Mensch. Er ist überall der Stärkste und der Erste. Er war der Erste in der Normalsaule und er ist der Erste unter den Rednern Frankreichs . Jaurès überrascht, erstaunt, schüchtert ein und erschredt und ruft wiederum Sympathie hervor, erivedt Vertrauen und Bewunde rung. Jaurės hat das Wissen einer Bibliothek im Kopfe und ein glühendes Herz. Er hat Wissen und Geift. Die Dinge, welche ich lenne und zwar am besten- er weiß fie noch befier. Er spricht von ihnen mit Worten, die ich zu finden wünschte. Sein Geficht ist mächtig. feine Stimme iſt mächtig, feine Schultern find mächtig. Und doch ist es die Feinheit seiner Pläne, die Geschicklichkeit seiner Dialettit, die Gewandtheit seiner Begründung, welche sein wunderbares Talent
charakterisieren.
Wenn man ihn hört, gerät man in Ertase und erkennt, daß er alles weiß. Seine Seele ist erfüllt mit Poesie, und er verleiht ihr Flügel. Er hat den tritiichen Sinn bis zum höchsten Grade entwidelt. Jaurès ist endlich die Rechtschaffenheit selber. Die Recht schaffenheit? Nicht im Sinne der allgemeinen Ehrbarkeit- fondern feine Rechtschaffenheit ist ein peinliches Beobachten der Geseze der Gerechtigkeit und der Moral.
Leider
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Bei einer neuerlichen Verhandlung stellten sich die Unternehmer auf denselben Standpunkt und erklärten, daß sie einen Tarif nicht abschließen würden. Zulegt waren sie bereit, den alten Tarif weiterbestehen zu lassen. Die Arbeiter lehnten das glattmeg ab, und damit waren die Verhandlungen mit der Unternehmer organisation abgebrochen.
Nunmehr wurden Verhandlungen mit drei namhaften Einzelfirmen angeknüpft, die zu einem wesentlich günstigeren Resultat führten. Es wurde zugestanden:
Der Mindestlohn beträgt für Klempner und Monteure 75 Pf.( bisher 65 Pf.) pro Stunde. Vom 1. April 1915 bis 1. April 1916 76%. und von da ab 78 Pf. pro Stunde. Dieser Mindestlohn muß, gleichviel ob Lohn oder Afford gearbeitet wird,
unter allen Umständen gezahlt werden.
Für alle Arbeiten außerhalb der Werkstatt über 4% Stunden ist außer dem Fahrgeld ein Aufschlag von 5 Pf. pro Stunde zu bezahlen.
Dieser Vertrag ist von den drei Firmen schon unterschrieben. Nach längerer Debatte stimmte eine am Sonnabend abgehaltene Versammlung dem zu.
Nur weiter so, Herr v. Gwinner! Dieser Wunsch, der in der Versammlung der Bankbeamten am 3. d. M. dem Sinne nach von verschiedenen Rednern ausgesprochen wurde, ist durchaus berechtigt. Einen besseren Agitator als den Generalgewaltigen der Deutschen Bank kann sich der Bantbeamtenverband nicht wünschen. Mit rührender Sorgfalt war die Direktion der Deutschen Bank bisher bemüht, den Agitationsstoff des Allgemeinen Bantbeamtenverbandes nicht ausgehen zu lassen. Und wenn am Donnerstag wieder eine Versammlung, die bon über 1000 Bankbeamten besucht war, abgehalten werden konnte, dem Herrenhausmitglied Herrn v. Gwinner gebührt der Dank. Die Versammlung war den Ausführungen des Diktators der Deutschen Bank gelegentlich der legten Generalversammlung gewidmet. Die Wiedergabe der Ausführungen des Referenten Marr tönnen wir uns ersparen, da der Vorwärts" die leuße rungen des Herrn Gwinner bereits ausführlich wiedergegeben und entsprechend fritisiert hat, und neues fonnten der Referent sowohl wie die Diskussionsredner, unter denen sich Genosse Breitscheid und der Demofrat v. Gerlach befanden, nicht berichten. Daß alle leußerungen gegen die Bantgewaltigen mit demonftrativem Beifall aufgenommen wurden, spricht durchaus für die erfolgreiche Werbetätigkeit der Bankdirektionen. Die nachfolgende Resolution fand einstimmige Annahme:
Die am 3. April 1914 auf Einladung des Allgemeinen Verbandes der Deutschen Bantbeamten in den Kammerfälen tagende öffentliche Bantbeamtenbersammlung hat
und der Ingenieur im Künstler. Dabei ist es gleichgültig, ob diese beiden zu einer Einheit verschmolzenen Fattoren im bürgerlichen Leben eine oder zwei Personen sind. Legten Sinnes möchte man doch der Meinung sein, daß die höchfte technische BollfommenBauten des Peter Behrens die treffendsten Beweise sind. rbr. heit auch die reinfte Schönheit zeige; eine Auffassung, für die die
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Sonntag, 5. April 1914.
mit tiefen Bebouern und lebhafter Entrüftung von den Ausführungen Kenntnis genommen, die Herr Direktor v. Gwinner, Mitglied des preußischen Herrenbauses, am 31. März in der Generalversammlung der Teutschen Bank gemacht hat.
Die versammelten Bankbeamten Groß- Berlins protestieren einmütig gegen die durch Herrn b. Gwinner befundete Migachtung ihrer Arbeit.
Ebenso entschieden verurteilt die Versammlung die Herab fehung der gewertschaftlichen Organisation, ihrer beruflichen Vertreter sowohl wie ihrer Vertrauensmänner, die das Vertranen der Kollegen zu diesem Amte berief.
Demgegenüber bekennt sich die Groß- Berliner Bankbeamtenschaft mit berechtigtem Stolze aufs neue zu ihrer gewerkschaftlichen Organisation, indem sie ihrer Ueberzeugung Sahin Ausdruck verleiht, daß einzig und allein der Allgemeine Verband die Interessen der Arbeit her Bankbeamten gegenüber den Interessen der ohne diese Arbeit toten Kapitaimassen wirkjam vertreten fann.
Lohnkampf der Töpfer.
Die Lobnverhältnisse in der Ofenjeßerei sind nachgerade unerträglich geworden. Ein Tarif besteht gegenwärtig nicht, die unternehmer fezen die Atfordpreise nach Belieben fest und drücken fie oft 15 bis 20 Broz. unter die Säße des alten Tarifes herunter. Die wirtschaftliche Krise erleichtert ihnen das, denn lange Arbeitslosigkeit und dadurch verursachte Noi veranlaßt manchen Arbeiter, felbft zu sehr ungünftigen Bedingungen Arbeit anzunehmen. Der Zentralverband der Töpfer ist entschlossen. diesem unhaltbaren Zuftande ein Ende zu machen und die Löhne wieder auf eine erträgliche Höhe zu bringen.
lung des Zentralverbandes der Töpfer, zu der auch die unorgani In einer am Freitag abgehaltenen start besuchten Berjamunt sierten Berufsangehörigen eingeladen und zahlreich erschienen waren, führte der Vorsigende Segawe aus: Gine fürzlich vorgenommene Bautenkontrolle hat ergeben, daß in den nächsten Wochen 73 Bauten mit rund 4000 Arbeitsstüden für Dienseker angefangen werden müssen. Das ist gegenüber dem Vorjahr schon eine kleine Besserung. Der Verband hat die Absicht, in nächster Zeit verfchiedene Firmen anzugreifen, um sie zur Bezahlung des alten Tarifes, mindestens aber zur Gewährung von Lohnjäzen, die dem alten Tarif nabekommen, zu zwingen. Dies Ziel soll durch Sperren und partielle Streifs erreicht werden. Der Anfang mit diesem Kampf ist bereits bei der Firma Semon gemacht, deren Bauten gesperrt jind. Um den Kampf mit Erfolg durchführen zu können, wendet sich der Verband auch an die zurzeit unorganisierten Stola legen und ruft sie auf, alles Trennende beiseite zu lassen und solidarisch mit den Verbandsmitgliedern für die dringend notwendige Sebung der Löhne zu kämpfen.
den Ausführungen des Referenten befunbete, sprach auch ein Redner In der regen Diskussion, die völlige Uebereinstimmung mit im Namen der Unorganisierten. Er sagte: Nicht aus Feindseligkeit gegen den Verband, sondern aus wirtschaftlicher Not, zum Teil auct aus persönlichen Gründen ist eine Anzahl der Kollegen gegenwärtig nicht organisiert. Aber im Kampf für die Verbefferung der Löhne werden auch die Unorganisierten ihren Mann stehen; denn die Löhne sind ja so tief gejunten, daß damit nicht mehr auszukommen ist Im Lohnkampf fann ber Berband auf die Solidarität der Unorgani fierten rechnen; fie erwarten aber, daß fie auf den Bauten von den Verbandsmitgliedern kollegial behandelt werben.
Nachdem die Diskussion über den Lohnkampf in voller Gin. mütigkeit verlaufen war, beschloß die Bersammlung ebenso einmütig, den 1. Mai tros der Krise durch Arbeitsruhe zu feiern.
Die Maßschuhmacher hatten für Sonnabend früh eine Berjammlung einberufen, um ein flares Bild über die Streiffage zu schaffen.
Hamacher erklärte, daß bei den Firmen, die dem Ring angeschlossen sind, die Arbeitsnieberlegung fast vollständig erfolgt
nüffe" verabschiebet man fich an der nächsten Straßenlaterne und geht in alle Winde auseinander.
Und wie der ind die lieben Deutchen auseinanderbläst, so ift es auch mit ihren Feiern und ihrem Fröhlichjein. Der nächste Zag gehört wieder dem Regiment, bie Erezaitien beginnen wieder, man ist wieder gang ber anbere der Pflichtenmensch.
Wo sind denn die Wirkungen der Feier?
Ach, du lieber Gott, daß irgendeiner eine lange Rede hielt, von der die Kinder gar nichts verstanden, daß irgendwelche unverstandene Gedichte herplapperten, und daß der Chorus Lieder sang das war die Feier, die die Herzen erhob.
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Alfo bas nennt man feiern, bie Herzen erheben! Man greift fich an den Kopf und wird stiller. Rönnen benn Rinder an den Heften und Feiern der Erwachsenen innerlich teilnehmen? Ist das möglich? und was not alles?
Kann ein Kind Seban
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feiern! Raisersgeburtstag- feiern!
Das Ainb feiert anders und feiert aus anderen Gründen als anderen Formen.
der Grivachfene und feiert zu anderen Gelegenheiten und m
Unsere Schulfeiern find heute Machwert und Phrase. Sucht den Weg ins Rinderland, bann werdet ihr auch mit euren Kindern feiern fönnen!
Notizen.
Henrik Ibsens Ehekamerad . Der Tod der Witwe Jbsens, der Susanne Thorejen, fordert ein Blatt dankbaren Gedenkens. Im des Dichters und feiner Dichtung willen. Denn diese Frau ist dem großen norwegischen Dramatiter in 50jähriger Ghe in ernsthafter Art eine Helferin in Schaffen gewesen. Die Ehe zwischen Jbsen und Susanne Thoresen geftaltete fich merkwürdig und glüdlich zugleich. Der Dichter gewann neue Ginblide in die Frauenfrage. Sufanne war jo ganz anders als die Frauen seiner eigenen Familie; fie glich mehr den starten Heldinnen seiner Dichterphantasie, sie fonnte mit ihrer Willenskraft und ihrem starken Gefühlsleben wie eine Figur der Sage wirken. Ueber seine Ehe mit ihr hat sich Jbsen felbft einmal geäußert:„ Erst nachdem ich mich verheiratet hatte, bekam mein Leben einen gewichtigeren Inhalt." Die erste Frucht war ein längeres Gedicht:„ Auf den Höhen". Der Freiheitsdrang, der dieses Gedicht durchzieht, tam jedoch erft in der Komödie der Liebe" zum vollen Ausbruch. Dieses Buch veranlaßte in Norwegen viel Gerede; man zog meine persönlichen Verhältnisse in bie Diskussion, und ich verlor fehr in der öffentlichen Meinung. Die einzige, die damals das Buch billigte, war meine Frau. Sie ist ein Charakter, wie ich ihn just brauche unlogisch, aber von ftarkent poetischem Die gewaltige und tofende Flut seiner Beredsamkeit erschüttert Instinkt, hoher Denkungsart, faft gewalttätig in ihrem Haß auf Die Betersburger Staatsanwaltschaft hat die Senterarbeit gegen Der Gotteslätterangsprozeß gegen Gorti. und erweicht den Zuhörer tief. Aber der Wig und sprudeinde alle fleinlichen Rücksichten." Geist, die sie dabei beleben, sind pridelnd bis zur Satire. Gorki Fernftehende fonnten freilich, wenn sie das fenfche Ehepaar wegen des Romane Die Butter begonnen. Der fein Genie hat Jaurès zu weit geführt! Wenn er in seiner Häuslichfeit fennen lernten, nicht immer sehen, daß Ibsen Dichter hatte fein erftes Berhör zu bestehen und mußte einen Rebers in den Grenzen einer Politit der Möglichkeit geblieben wäre, so wirklich die Frau gefunden hatte, die er brauchte. Go war eines unterfchreiben, daß er bis zum Abschluß des Prozeßies Petersburg wäre er in der gegenwärtigen Stunde der große Minister, welcher Abends eine Dänin bei Ibsen zu Gast, und den ganzen Abend über nicht berlaffen werde. Die Verhaftung riskierte der Sarismus also alle Angelegenheiten des Landes regelte und uns durch seine eble ftritt bjen mit seiner Frau über den Wert eines neuerschienenen nicht. Aber er wußte, daß der Dichter auch mit anderen Mitteln Haltung den Respekt der Welt verschaffen würde." Buches. Ibsen behauptete, es sei gut; seine Frau fand es schlecht, ebenso fiber festzulegen war: man fettete ihn mit Hilfe feines Ehrenund als sen im Eifer der Diskussion auf das größere Biffen worts in Unfreiheit. pochte, das er als akademisch gebildeter Mann besige, erwiderte- Ein Jubiläum ber freien 8hhne. Am heutigen Frau Ibsen ruhig, mit ihrem Fächer spielend, daß der Instinkt Tage ist ein Bierteljahrhundert feit der Gründung der Freien Bühne 1889 einer Frau ihr mehr sage, als. dem Manne alles Wissen. Berr vergangen. Das Jahr der Gründung war zugleich das Gott, die beiden fönnen doch unmöglich glücklich zusammen sein" Künstler und Ingenieur. Den letzten der Kunst- und Künstler- in diese Worte faßte die Dänin Paulsen gegenüber ihr Urteil über wichtigen Bereinigung. Hochjahr der für das literarisch- bramatische Leben Deutschlands Sie hat damals Jbsen zum Siege geführt borträge hielt Peter Behrens. Er sprach über die Zusammen- das Ehepaar Ibsen zusammen. Baulsen aber erwiderte lachend: und Hauptmann für die Bühne entdeckt. Diese atvei Eaten, durch hänge technischer und fünstlerischer Probuftion. Er wollte zeigen, daß durch die konstruierende Vernunft des Technikers allein fein Verstehen Sie denn nicht, daß bsen und seine Frau wie zwei bie neue Möglichkeiten deutschen Theaterschaffens erschlossen wurden, Aunstwert entstehen kann; daß vielmehr erst das intuitive, aus gute, geistvolle Kameraden miteinander streiten, und daß eine bleiben ein dauernder Ruhm. Theaterchronit. Die Direktion des Dentschett den Einnen sich lösende Formenempfinden der Persönlichkeit dem folche Szene, wie wir sie heut abend erlebt haben, in feiner Weise Notwendigen der Konstruktion die Schönheit beigeselle. ihr tieferes, feelisches Verhältnis zueinander berührt?... Würden beaters veranstaltet aur Feier von Fran! Wedekinds Behrens wandte sich gegen die Anschauung, daß alles med Manne umfangreichen Wedekind 8yklus. Sie lieber an der Stelle dieser selbständigen Frau Ibsen , die ihrem 50. Geburtstag in diefer Saison in den Rammerspielen einen Sieben Hauptwerfe bes mäßige auch schön wäre; für ihn ist das Künstlerische ein geistiger anne bie Wahrheit fagt, und beren charaktergröße mir doch Dichters werden zur Darstellung gelangen. alle bewundern, eine gewöhnliche Nachbeterin sehen?" Einige werden zum Kompler, der zu der errechenbaren Sachlichkeit hinzugetan werden erstenmal in den Kammerspielen und andere zum überhaupt ersten muß. Man hat den Eindruck, daß Behrens diese Aesthetik im Schulfeiern Machwerk und Phrase. Feiern und Fröhlich Male auf einer Berliner Bühne erscheinen. täglichen Kampf gewonnen hat. Er wird diesen Dualismus von sein in der Schule gibt es das in der Schule, ist das dort eigentKunstgronil. Bei Baul Cassirer ist eine neue Aus Technifer und Künstler so und so oft gebraucht haben, um den lich möglich? Tausende und mehr antworten mit bem Tone der ftellung eröffnet worden. Sie enthält Bilder von Heinrich Rauen, Ingenieuren der A. G. G. feinen Formenwillen aufzuzwingen. Ueberzeugung: Ja." Und wären wir der einzige, wir jo ant Klaus Richter und Magnus Zeller , Blaftilen von Kurt Kroner und Für die Praxis wird Behrens ästhetisches System wohl gut sein, wortet die von H. Scharrelmann geleitete Beitschrift Roland" Graphit von Erna Frank und Billi Geiger. für die Erkenntnis ist es ein Irrtum. Gewiß: es tann eine Ston( Samburg, Janssens Berlag) wir müßten tausendmal und noch Bornehm. Ich gehe vom Bahnhof Nieder- Schöneweide struktion bei gleicher Richtigkeit einmal zu schönen, ein andermal mehrmal rufen:„ Nein. Dann fährt die genannte Beitschrift fort: nach Hause. Oben in der Luft zieht Begoud feine Kreise. Vor mir Bu häßlichen Formen gelangen. Indessen: es ist nicht vorstellbar, Wie schön ist die Feier verlaufen, es ist alles gut gelungen, geht eine Dame mit ihren beiden Kindern. Die Kinder feben wie eine richtige, aber häßliche Konstruktion durch Hinzutun irgend und die Eltern scheinen mit großem Intereffe zugehört zu haben. natürlich zu Begoud hinauf, der eben einen Salto fchlägt. welcher formalen Prozesse zu einer schönen Form gesteigert werden Meine Damen und Herren, wollen wir nicht noch ein Glas Bier bleiben stehen und rufen:" Mama, fieb ma!! fieh mal!" tönnte. Mama, die weiter gegangen ist, wendet sich mit strengem Ge Ohne Ausnahme zieht man in ein Lotal. Bei Bierdunst und ficht zu den Kindern: Bigarrenqualm wiederholt man das Erlebte noch unzähligemal. Was soll das auf der Straße fiehen bleiben? Wenn wir zufrieden und wohlig am gangen Körper durch die gehabten Ge- das fehen wollen, fönnen wir es vom Flugplag aus sehen!"
Das sieht der bürgerliche Schriftsteller freilich nicht ein, daß es für die Größe des Sozialismus wie für die Größe Jaurès bezeich rend ist, wenn ein Mann vom Charakter des Gefeierten sich der Sozialdemokratie zuwendet.
Eine richtige Konstruktion, die zugleich schön sein soll, ist nur bann möglich, wenn ein gereiftes Formenempfinden den Konstruf tionsprozeß durchdringt. Der Künstler muß im Ingenieur steden
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