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Hr. 102. 31. Zadrgsllz. 3. ßtilnjt des Jotroirts" ßetlinrr DaldsM. MittVoch, 15. April l9l4. Iahreskongreß öer belgischen Arbeiterpartei. Brüssel  , den 12. April.  (Eig. Ber.) Heute begannen im Brüsseler   Volkshause die Beratungen des Jahreskongresses der belgischen Arbeiterpartei. Auf Vorschlag des Parteisekretärs Vandersmissen wurden zu Borsitzenden der flandrische Deputierte De Bune und W auterS, Chefredakteur desPeuple  ", gewählt. D e Bunne weist auf die 29 jährige Kampfestätigkeit der Partei hin, deren sichtbare Machtzeichen im ganzen Land in Form von Volkshäusern. Genossenschaften und sozialistischen Unternehmungen aller Art inmitten der klerikalen Bollwerke von Kirchen und Klöstern emporragen. Der Sozialismus wird auch das Werk der Wahl- reform trotz aller Widerstände zu Ende führen. Der Voisitzende begrüßt Otto Braun  , den Vertreter der Sozialdemokratie Deutschlands   und Dubreuilh von der geeinigten f r a n zösischen Partei. Es erhält da» Wort der deutsche Delegierte Otto Braun  , der die Grüße des deutschen   Parteivorsiandes übermittelt. Wir haben, sagt er, stets Ihre Kongreßarbeiten, Ihre fruchtbare organisatorische Tätigkeit verfolgt und besonders Ihre Disziplin im Wahlrechtskampf bewundert. Haben wir nicht dieselben Feinde, den Kapitalismus und den Klerikalismus? Deutschland  aber hat vor allem seinen Imperialismus, diese stete Gefahr der Kultur, die uns einen Weltkrieg bringen kann, wie ibn mörderischer die Menschheit noch nicht gesehen hat. Um diese Gefahr zu be- seiligen, gibt es nur das eine Mittel: den einmütigen Friedenswillen deS Weltproletariats, der zugleich dem RüstungSwahnsinn der Nationen ein Ende machen wird, der alle Kräfte aufsaugt, die Kultur und die Freiheiten der Völker be- droht. Wir sehen die Folge der Militärdiktatur in Deutschland  , die die Säbelherrschaft zum Rechtsprinzip erheben will. Auch im Kampfe gegen diese ist die Arbeiterschaft allein: die Bourgeoisie verkriecht sich feige und flüchtet hinter die Pickelhauben und Maschinengewehre. Denn sie fürchtet mehr als den äußeren, den inneren Feind, der ihr Portemonnaie bedroht. Indes vergißt sie. daß zu ihren Maschinen- gewehren und Kanonen Menschen gehören, die denken und daß im selben Maße wie das Bewußtsein der Massen fortschreitet, auch die Gefahren des Krieges schwinden. Wir sehen, daß es trotz alledem unaufhaltsam vorwärts geht: Beweis der Riesenerfolg unserer Roten Woche, der uns aber lange nicht zufrieden macht, denn die Zufriedenheit wird uns erst das Endziel bringen. Ich wünsche Ihren Verhandlungen denselben Geist der Zuversicht der uns beseelt! Es lebe der Sozialismus! Die mit demonstrativem Beifall aufgenommene Rede wird vom Sekretär der belgischen Gewerkschaftskommission, N e r t e n S, ins Französische übersetzt. Dubreuilh weist auf den Wahlkampf der französischen  Partei, der augenblicklich alle ihre Kräfte in Anspruch nimmt. Er begrüßt daß befreundete Belgien  , das für das sozialistische Frank- reich stets ein Beispiel im Kampfe war. Wir haben nicht Eure schönen Volkshäuser, aber wir haben jetzt eine einige Partei wie Ihr, und wir haben uns unser tägliches Blatt geschaffen! Wir verfolgen mit innigem Anteil Euren Wahlrechtskampf und wünschen Euch für die kommenden Wahlen Erfolg: Keinen Sieg der Mandate den das Pluralwahlrecht ausschließt, aber den erhofften moralischen Sieg. Unsere gegenwärtige Agitation gilt der Klärung der Situation wir zeigen, wo es zum Krieg und zum Frieden geht und fragen in dieser Alternative daS Land, ob es gewillt ist, den nationalifti- schen und chauvinistischen Treibereien der.patriotischen' Presse und den Machinationen der Regierung zu folgen. sStarker Beifall.) ES beginnt die Diskussion über den Bericht deS Parteivorstandes. Sekretär Vandersmissen macht die Mitteilung, daß in den ersten Tagen deS Mai das neue v l ä m i s ch e Tageblatt für den Brüsseler und Antwerpener Wahlkreis erscheinen wird. Der Bericht deS Vorstandes und der parlamentarische Bericht werden zur Kenntnis genommen, für den Finanzbericht inklusive den Bericht über die Kassengebarung des Generalstreiks Entlastung erteilt. Es folgt die Diskussion über die sozialistische Presse. in der zunächst W auterS s.Peuple") das Verhalten der Typs- g r a p h e n anläßlich des Generalstreiks bespricht. und vom Kongreß Stellungnahme verlangt. Die Buchdruckerorganisation hat sich nämlich während des Generalstreiks geweigert, daS vom Streikkomitee beschlossene »Bulletin' zu drucken, das dann in Lille   hergestellt wurde. W a u t e r s stellt die Frage: .Wenn ein Berus sich dem beschlossenen Streik anschließt, darf es ihm dann überlassen bleiben, nach seinem Belieben die Details zu regeln, ohne nach den Wirkungen zu fragen, die für die Allgemein- heit daraus erwachsen?' Nach kurzer Diskussion wird die Regelung der Frage der G e- Werkschaftskommission zugewiesen. W a u t e r S verlangt weiter, daß alle Organisationen für ihre Einsendungen, Berichte, Anzeigen im.Peuple' eine Pauschale ent- richten.(Ein Teil der Gruppen hat bereits in diesem Sinne Ver- fügungen getroffen.).. De Visch verlangt Unterstützung der vlam, schen Prepe. Die Berichte des BildungsauSschuffeS in der sozialistischen   Ge- nossenschast werden ohne Debatte angenommen..... Eine lange und bewegte Diskussion ruft der Bericht der Föderation der sozialistischen   Gemeinderate hervor. Der Anlaß ist die Haltung eines sozial, itilchen Gemeinde- raleS in der Frage der G e in e i n d e r e g i e, die erst von ihm selbst gerechtfertigt und dann von anderen kritisiert wird. Den Kern der Tebaite bildet die prinzipielle Stellungnahme derSozialdemokratiezurGemeinderegie. Ein Lütticher Genosse erklärt unter vielfachem Widerspruch, die Gemeindereaie sei keine Frage des Prinzip«. Es könne vorkommen. dan die Verwaltung einer privaten Gesellschaft mehr taugt als die einer Gemeinde, und dann habe der sozialistische Gemeinderat das Reckt oeaen die Gemeinderegie zu stimmen. Eine gute Konzession. sagt der Genosse, sei ihm lieber als-in- sckleckte Regie. Gemeinderat Vinck wefft diese Auffassung energisch zu- rück. Gewiß, die Regie an sich sei kein Sozialismus aber sie soll sozialistisck werden. Wenn eme Gememderegw lchlecht se,. wenn sie Arbeiter entrechte und zuweilen sogar schlechter behandle als die Privatgesellschaften, ist nicht die E l n r i ch t u n g der Gemeinde- r e g i e daran schuld, sondern die Verwaltung und innere Organisation, die w,r ebensozialistisch durch- dringen' müssen. Tie sozialistische Reg.e ,st-,n Anfang deS sozia­listischen Regimes. Wir wollen Eigentümer auf a l l e n G e b» e t- n e l v o r t e sieht einen Teil der mißverständlichen Auffassung darin, daß manche unserer Genossen in den Gemeindev.rwattung-n sich von den günstigen Angeboten blenden stisten. die die Privat- gesellsckaften immer dann machen, wenn ihnen das Monopol zu entgehe» droht. Tie Genossen glauben dann, für die Pr,vatges-ll- schoflen und gegen die Regie stimmen zu müssen, weil sie d.e Vor- teile der letzteren und ihre Folgen mcht kennen.- A n s« e l e: Die Regie ist nichts Sozialistisches. T.cher a b e r was ist denn»Sozialistisch«n der heutigen G e- s« l l s ch a f t? Etwa die Genossenschaften 1 Rem, wir müssen erst die neue Welt in die alte einstellen, sie in den Sozialismus hinein- führen. Die Regie ist die Administration der Gesamtheit und stellt diese an die Stelle des einzelnen. Und den kapitalistischen   Einfluß zu brechen, die kapitalistischen   Interessen davon zu jagen, ist unser Ziel. Die Gemeinderegie wird überall dort für die Arbeiterklasse wertvoll sein, wo der Sozialismus seinen Einfluß geltend macht. Wir wollen die Grundfesten des Kapitalismus erschüttern, wo wir können, und allenthalben unsere finanzielle, unsere kommerzielle, unsere administrative Fähigkeit beweisen, um zu zeigen, daß wir imstande sind, die Gesellschaft zu dirigieren und von ihr Besitz zu ergreifen. V a n d e r v e I d e ist mit den Folgerungen Anseeles ein- verstanden, vor allem auch damit, daß die Arbeiterpartei im all- gemeinen die Gemeinderegie anstreben soll. Es ist indes, sagt Vandervelde  , für mich und ich teile darin die Meinung von Lütticher Genossen, GueSdes und vielen anderen nicht zweifel- Haft, daß die Regie an sich nichts Soziali st isches ist. Sind wir nicht gezwungen, unS gegen das Staatsmonopol zu wenden, wie daS seinerzeit von unserer Seite gegenüber dem ge- planten Tabak- und Getreidemonopol in Deutschland   ge- schehen ist? Ich kann nur in demokratischen Staaten für eine staatliche Regie sein und bin also ent- schieden gegen eine Ausdehnung der staatlichen Regie, z. B. in Rußland   und Deutschland  , ohne in einen Fetischismus der Prinzipienfrage zu verfallen oder die Frage des Prinzips genauer untersuchen zu wollen. Ich ziehe in den meisten Fällen auf dem Gebiet der Gemeindeverwaltungdie Gemeinderegie jedem anderen System vor und möchte den Lütticher   Genossen dahin be- richtigen, daß es in der Praxis zwar schlechte Regien geben kann. daß es aber keine guten Konzessionen gibt. Damit ist die Diskussion geschlossen. Der Kongreß nimmt eine Resolution an. die die Föderation der sozialistiichen Gemeinde- räte ersucht, die Frage der Regie auf die Tagesordnung ihres nächsten Kongresses zu setzen. In der Debatte wurde auch Beschwerde geführt, daß von den 1300 sozialistischen Gemeindevcrtretern des Landes nur 800 der Föderation angehören. Es sollen Mittel gefunden werden, den An- schluß der außerhalb des Verbandes Stehenden herbeizuführen, um allen sozialistischen   Vertretern die Möglickkeit zu geben, sich in ent- sprechender Weise zu informieren und in der Lage zu sein, ihr Mandat als sozialistische Gemeindevertreter im Sinne unseres Pro- gramms und im Interesse der Arbeiterschaft ausüben zu können. Die Sitzung wird wegen der nachmittags stattfindenden Ein- Weibungsfestlichkeiten bereits um 1 Uhr geschlossen. Iahreskonferenz öer?. L. p. Bradforb, 11. April. Die Industriestadt Bradford  , die stärkste Burg des Sozialismus in England, sah heute die Eröffnung der Großjährigkeitskonferenz' der I. L. P. Vor 21 Jahren wurde die Jndependent Labour Party' in Bradford   gegründet und daS Zen­trum der Wollindustrie hat heute ihre alten Gäste wieder auf- genommen. Freilich viele der Alten sind nicht mehr unter uns. Keir Hardie  , Robert Smillie   und ein paar andere erschöpfen die Liste der noch lebenden und anwesenden Väter der I. L. P. Die Großjährigkeitskonferenz' wurde um 143 Uhr in der St. Georges fall feierlich eröffnet. Dr. Granville Bantock  , der bekannte englische  omponist, hatte einen Feftmarsch für diese Gelegenheit geschrieben, der unter seiner Leitung von Chor und Musikkapelle vorgetragen wurde. Die Delegierten wurden darauf von dem sozialistischen  Stadtrat Palm im Namen der Arbeiter Bradfords herzlichst begrüßt. Der Redner bemerkte, daß in dem großen Kataster des normänni- schen Eroberers(dem DoomSday-boot) Bradford als ein Oedland bezeichnet wurde. Aber dank den Bemühungen der I. L. P. ist dieses Oedland furchtbar gemacht worden. Die I. L. P. hat in Bradford 1600 zahlende Mitglieder, sie hat 20 Vertreter im Stadt- rat und ihre Kandidaten vereinigten bei den Gemeindewahlen im November des letzten Jahres 13 Proz. aller Stimmen auf sich. Die Bradforder Arbeiter, versicherte Genosse Palin, hätten sich nie, wie die Arbeiter anderswo, Täuschungen in bezug auf den Liberalismus hingegeben; der Bradforder Liberalismus   sei ein recht schwächliches Ding. Ter Vorsitzende, Genosse Keir Hardie  , hielt die EröffnungS- rede, in der er die Anfänge, das Werden und die Zukunft der I. L. P. besprach. Leider gingen die meisten seiner Bemerkungen in dem unaufhörlichen Lärm, den eine Reihe Suffragetten in der Galerie veranstaltete, verloren. Eine Person nach der anderen mußte aus dem Saale entfernt werden, und die Unruhe dauerte selbst noch fort, als Genosse Huhsmans die Grüße des Jnter- nationalen Bureaus überbrachte. In einem erfreulichen Gegensatz zu der skandalösen Aufführung der Suffragetten, deren Haupttätig- keit in der letzten Zeit darin besteht, die besten Freunde und Bahn- brecher des Frauenstimmrechts am Reden zu hindern, standen die Ausführungen des Fräulein Marshall, die als Gast anwesend war und die Nationale Union der Frauenstimmrechtsgesellschaft vertrat. Sie führte in ihrer Begrüßungsrede aus, daß der Verband so enge Beziehungen mit der Arbeiterpartei unterhalte, weil die Foderung des Frauenstimmrechts eine so hervorragende Stelle auf dem Programm der I. L. P. einnähme. Frauenbewegung und Arbeiterbewegung seien Kinder derselben Mutter der Demokratie. Die eine wolle die Klassenherrschaft, die andere die Geschlechtsherr- schaft abschaffen. Beide hätten viele gemeinsame Feinde. Beide hätten gmeinsam auch viele Probleme zu lösen. Während die Arbeiterbewegung auf der Hut sein müsse, daß das Klassenbewußt- sein nicht in Klassenhaß umschlage, müsse die Frauenbewegung dafür sorgen, daß das erwachende GeschlechtSbewuhffein der Frau sich nicht in Geschlechtshaß verwandle. Beide Bewegungen hätten auch gemein, daß sie international seien und für die Erhaltung des Friedens arbeiteten. Es war eine klare, vorzügliche Rede, die diese Frau hielt, eine Rede, die vom ersten bis zum letzten Wort die Aufmerksamkeit fesselte und keiner der anderen an Inhalt und Form nachstand. Auch die Genossenschaftliche Union hatte einen Vertreter(S. Foulgar) als Gast zum Parteitag der I. L. P. ent- sandt. Es ist dies das erstemal, daß die Genossenschaften durch diesen öffentlichen Schritt ihre enge Verwandtschaft mit der sozio- listischen Arbeiterbewegung anerkennen. Ihr Vertreter betonte, daß die I. L. P. und die Genossenschaften dasselbe Ziel: die Wirtschaft- liche Befreiung der Arbeiterklasse verfolgten und nur auf verschie- den Wegen dem Ziele zusteuerten. Wie die Genossenschaftliche Union hatte auch der Gewerkschaftskongreß dieses Jahr zum ersten Male einen Vertreter als Gast entsandt. Unter den zahlreichen Gästen der Bruderorganisationen befanden sich auch die Vertreter der französischen   und der deutschen   Sozialdemokratie. Für die erstere sprach der alte und doch jugendliche Mitbegründer der ersten Internationale und Kommunard, Genosse Camelinat. Die Grüße der deutschen   Genossen überbrachte Genosse Hermann Müller  . Er führte folgendes auS: Der Vorstand der deutschen  Sozialdemokratie hat mich beauftragt, der I. L. P. zu ihrem Partei- rag und zu ihrer Feier des 21jährigen Bestehens der Organisation die herzlichsten Grüße zu überbringen. Seien Sie versichert, daß hinter dieser brüderlichen Kundgebung nicht allein die Million der in der Sozialdemokratie politisch organisierten Arbeiter Deutsch- lands steht, sondern auch die vier Millionen sozialdemokratischer Wähler stehen. Es ist nicht wahr, daß die Mehrheit dieser Wähler aus Mitläufern besteht. Diese Wähler wissen wohl, was wir wollen. Wenn wir es ihnen bei den Wahlen nicht erklärt hätten, so würden das unsere Gegner gründlich nachgeholt, ja, sie würden noch mehr hinzugefügt haben. Wir werden in unserem Vaterlande als Vater- landslosc Gesellen hingestellt und unsere Gegner werden nicht müde, unS die patriotischen französischen und englischen Sozialdemo» kraten als Muster vorzuhalten. Aber wir wissen, wie eS mit dieser Sache steht. Wir wissen, daß wir uns auf unsere französischen und englischen Freunde in unserem gemeinsamen Kampf gegen den völkerverhetzendcn Kapitalismus verlassen können. Bei dem letzten deutsch  -französischcn Konflikt habe» die sozialdemokratischen Par- teien der beiden Länder gemeinschaftlich gegen die Kriegshetzer gearbeitet. Niillionen von Flugblättern wurden in Teutschland und Frankreich   verbreitet, in denen dem Volke die wahre Stim- mung und die wahren Gefühle des Rachbars geschildert wurden. Und auch in England haben wir an der Kwitik, der der Genosse Keir Hardie   die englische Diplomatie die wahrlich nicht die schlechteste ist unterzog, gesehen, daß unsere englischen Freunde auf demselben Boden stehen wie wir. Wir marschieren gerade auf unser Ziel los. Aber wir haben auch Gegcnwartsarbeit zu leisten. Eine unserer wichtigsten Gegenwartsarbeiten ist die Propaganda gegen den Krieg. Mit Freuden haben wir gesehen, wie unsere Genossen von der I. L. P. im Parlament, in ihren Versammlungen und ihrer Presse gegen den Krieg und die Kriegshetzer arbeiten. Wir in Deutschland   warnen die Regierung stets vor den unaus- bleiblichen Folgen eines Konflikts, den die imperialistische Politik heraufbeschwört. Dem deutsch  -französischeii Krieg folgte die Kom- mune; dem russisch  -japanischen Krieg folgte die russische Revolution, und dem Weltkriege würde die Revolution folgen. Der frühere deutsche Reichskanzler Bülow hatte dies erkannt, als er die Re­gierungen zur Besonnenheit mahnte und daraus hinwies, daß nur die Sozialdemokratie aus einem Kriege Nutzen ziehen würde. Aber wir wollen den Krieg nicht; wir wollen auf dem Wege des Friedens unserem Ziele zustreben, wenn er auch etwas länger ist. Wir haben mit Freuden die Meldung vernommen, daß die sozialistische Eini- gung in England bevorsteht. Wir wünschen Ihnen Glück zu dem Unternehmen, das noch in allen Ländern unsere Bewegung gestärkt und gekräftigt und sie dem Ziele näher gebracht hat. ES lebe die I. L. P.! Es lebe die geeinigte Partei! ES lebe die inter  - nationale Sozialdemokratie! Der morgige Tage(Sonntag) wird von Versammlungen, De- monstrationen und Festlichkeiten ausgefüllt werden. 3. Sunöestag öes Mbeiter-Samariter-' bunöes. Erfurt  , den 13. April 1914. Während der Osterfeiertage hielten hier im Gewerkschaftshaus Tivoli" die Arbeitersamariter ihre 3. Bundesversammlung ab. Damit war gleichzeitig eine Ausstellung von AusrüstungS- gegenständen, Lehrmitteln u. dergl. verknüpft. Zur Tagung waren aus 40 Orten S4 Delegierte erschienen. Der Bundesvorstand war vertreten durch den Vorsitzenden Stein- Charlottenburg und den Kassierer Frankenstein- Berlin. Vom Ausschuß war dessen Obmann Richter-Dresden anwesend. Als Gäste loaren eingetroffen: von der Zentralkommission für Sport und Körperpflege R e i ch a r d t- Berlin, vom Arbeiter-Radfahrer- bundSolidarität' L a m b e ck- Offenbach, von dem Touristenver- einÄe Naturfreunde"(Wien  ) F r a n k- Dresden, vom Verband Volksgesundheit" K ö n i g- Dresden. Aus Dänemark   war der Golverkschaftssekretär K i e f e r- Kopenhagen vom dänischen Ar- bciter-Samariterbund entsandt, dessen Vorsitzender er ist. Be- grüßungstelegramnie und-Schreiben liefen ein vom Parteivor- stand-Berlin  , von der Generalkommission, Zentralstelle der arbeiten- den Jugend, Arbeiter-Abstinentenbund und einer größeren Anzahl Arbeitersportvereinen. Kiefer-Kopenhagen gab in seinen Be- grüßungsworten eine interessante Schilderung von der EntWicke- lung des dänischen Bruderbundes. Den Tätigkeitsbericht gab der Vorsitzende Stein  . Auf dem letzten Bundestag, 1912 in Hamburg  , konnte der Bund 3107 Mitglieder für Ende 1911 und 2706 Kursusteilnehmer für die Jahre 1910 und 1911 zählen. Am Schlüsse des Jahres 1912 betrug die Zahl der Mitglieder 3760 und Ende 1913 6231, von denen sich 4206 aktiv beteiligten. In den beiden Berichtsjahren ist also ein Zutvachs von rund 2000 Mitgliedern zu verzeichnen. Ge- Witz ein schöner Erfolg! Die Zahl der Kolonnen stieg von 43 Ende 1911 auf 98 Ende 1913. In Kursen wurden 1912 2183 und 1913 2782 Mitglieder für den Sanitätsdienst fachgemäß ausgebildet. Die praktische Tätigkeit des Bundes ist an der Zahl der Hilfe- l e i st u n g e n zu ermessen: sie betrug 1912 15 693 und 1913 21 057. Sicherlich eine Tätigkeit, auf die unsere Arbeitersamariter stolz sein dürfen. Langsam komme, wie der Referent berichtet, die An- erkennung durch die Gemeinden, die sich in Subventionen und Einräumung von Lokalen zu Unterrichtszwecken äußert. Als Kuriosa erwähnt Stein das Entgegenkommen der Gemeinde Dort- mund, die der dortigen Kolonne die Vergnügungssteuer erließ. Den Kassenbericht gab der Bundeskassierer Frankenstein. Tic Ausgaben betrugen für das Geschäftsjahr 1913 19 306 M, denen Einnahmen von 24 488 M. gegenüberstehen. Der Kassen  - bestand betrug am Jahresschluß 5181 M. Die sich an den Bericht anschließende Debatte brachte eine Menge Anregungen. In der Nachmittagssitzung des ersten Verhandlungstages kam die Äartellierungsfrage zur Behandlung. Einem Auf- trage des 2. Bundestages folgend, vollzog der Vorstand den An- schluß an die Zentralkommifsion für Sport und Körperpflege. Da dieser Kommission auch der VerbandVolksgesundheit" angegliedert ist, drohen dem Bunde   Schwierigkeiten, weil die Aerzte an dieser losen Kartcllierung mit dem angeblichen Kurpfuscherderband An» stoß nehmen. Die meisten Kolonnenärzte wollen ihre Tätigkeit ein- stellen, wenn der Kongreß den Anschluß an die Zentralkommission bestätigt. Der Bundcsvorsitzende ging als erster Referent auf die Machinationen des Leipziger Aerzteverbandes ein, die auch in die Kartellierung des Bundes hineinspielen. Wenn auch wirklich mit dem Austritt aus dem Kartell ein Stein des Anstoßes beseitigt sei, so würden die Herren Aerzte nicht verlegen sein um eine neue Ursache. Bestehe doch die Gefahr, daß auch der Samariterbund über kurz oder lanß politisch erklärt wird. Komme aber die Politisch- erklärung, dann hätten die ärztlichen Standcsvercine willkommenen Grund, den Kolonnenärzteii ihre Wirksamkeit in den Kolonnen zu untersagen. Durch Verbleiben in der Zentralkommission hätte aber der Bund, als junge und noch schlvache Organisatio.t, einen starken Rückhalt in dem aufgezwungenen Kampfe.(Lebhafter Beifall.)! Als zweiter Redner gibt nunmehr der Sekretär der Zentralkom- Mission, Reichardt-Berlin  . in zweistündiger Rede ein Bild von dem Zusammenschluß der Nebenorganisationen in der Arbeiter. bewegung in der Zcntralkommission, um daraus für den Bund die Notwendigkeit abzuleiten, im Kartell zu ver- bleiben. Die Politischerklärung sei nur eine Frage der Zeit, denn die feine Spürnase der Behörden dürfte sehr bald bei dem jetzigen Kurs sozialdemokratische Gipsverbände ent- deckt haben. In der Zeutralkommission seien heute bereits durch den Anschluß der verschiedenen Verbände Vi Million Personen zu­sammengefaßt. Dies bedeute Macht, die dem Samaritcrbund zu- statten komme. Als Außenseiter würde aber der Bund sich und seiner Sache nur schaden. Unter stürmischem Applaus schloß der Redner mit der Bitte, den Schritt des Vorstandes zu sanktionieren. Der Arzt der Dresdener   Kolonne, Dr. Kreischmcnin. führt den Dele­gierten vor Augen, daß es sich für den Bund darum handle, ob er auch fernerhin auf medizinwissenschaftlichcm Boden weiter- arbeiten wolle oder gewollt oder ungewollt auf kurpfuscherisch,: Abwege geraten soll. Bei der Kartellierung mit derVolksgesund- heit" wäre das Verbleiben der Aerzte in den Kolonnen unmöglich. Das politische Moment scheide für seine Kollegen hierbei völlig aus, Hierauf nimmt der Vertreter der.Volksgesundheit' daS Wortt Hm diy gänzlich irrtümliche Auffassung zu widerlegen, daß feig