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bMjihtom. 2: leilnje des Jormirtf Kerlilm öolteliliitt.«�iw Parteiangelegenheiten. �rauenversammlung. Eine öffentlicheFrauenversammlung findet am Dienstag, den I.April, abe nd s 8'/z Uhr, in der Renen Welt,.Ha s e n h e i d e 108 11-t, st a t t. Die Tagesordnung lautet: Die Arbeiterfrauen und der Welt- frieden. Als Rednerinnen find angemeldet: Vertreterinnen der Frauen aus Holland , Rußland , England, Finnland , Frank- reich, Oesterreich und der Schweiz ; ferner die deutschen Ge- nossinnen Klara Zetkin und Luise Zieh. Wir erwarten von den Genossinnen Grotz-Berlins zahl- reiche Beteiligung. Der geschäftsführende Ausschuß. Tritter Kreis. Heute Freitag, abends Ubr, findet der vierte Vortrag des Genoffen Tr. Duncker bei'Wilke, Sebastian« straße 39, statt. Der Bildungsausfchuß. Steglitz - Friedenau . Ter Bildungsausschutz veranstaltet heute Freilag, den 17. April, im Kaifer-Wilbelm-Garlen, Friedenau , Rhein « stratze 65, eine Treppe, einen wisisnfcdastlichen Einzelvortrag: »Das Westen der Philosophie und ihre Bedeu- t u n g Vortragender: Dr. C. S ch r o e t e r. Da wir damit ein Gebiet betreten, das in unseren Veranstaltungen noch nicht behandelt worden ist. erwarten wir zahlreichen Besuch. Eintritt frei. Anfang Vz9 llhr abends. Wannsee . Sonnabend, den 18. d. Mts., Vortrag deS Genoffen Witt überNord-Brasilien'(mit Lichtbildern). Anschließend an den Vortrag: GeneralversJmmlung des Wohlvereins. Aufnahme neuer Mitglieder. Beide Veranstaltungen in, großen Saale des»Fürsten- Hof'(H. Hille). Anfang pünktlich 8 Uhr. Gäste willkommen. Friedrichsfelde . Parteigenossinnen und-Genosien, die der Ge- noifin W a l d m a n n das letzte Geleit geben wollen, treffen sich am Somiabendnachmittag so rechtzeitig am Bahnhof Lichtenberg- Friedrichsseide, daß die Abfahrt nach' Baumschulenweg 3.91 Uhr er- folgen kann. Bruchmühle. Sonnabend, den 18. April, 8>/z Uhr, bei Mille: Zahlabend. Oranienburg . Sonntag, den 19. April, vormittags 8 Uhr, von den Dezirkslokalen aus: Flugblaltverbreitung. Dienstag, den 21. April, abends S'/j Uhr. im»Waldhaus Sandhausen', Schützen- straße 34: Oeffentliche Versammlung. Tagesordnung:»Her mit dem Gewcrbegerichl Referent: Genosie Eugen Brückner-Berlin . Zu dieser Versammlung sind die Stadtverordneten, welche das Gewerbegericht ablehnten, schriftlich eingeladen. Serliner Nachrichten. vor den Toren der Stadt. Run macht sich der Frühling mit seinem prunkenden Grün und mit seiner Blumen- und Blütenpracht an allen Wiesen- rändern und Feldrainen breit. Die �oyntagsausflügler schauen denn auch iu stattlichen Scharen nach den neu- erstandenen Frühlingswundern auS. Die Woche hindurch aber liegen die Fußpfade und Landstraßen vor den Toren der Stadt verhältnismäßig unbelebt da. Und doch ist gerade jetzt die Zeit, da die Wanderlust in die jungen.Handwerksburschen fährt. Einzeln, zu zweien und in kleinen Gruppen kommen sie die Chausseen einbergetippelt. Das Glanzleinwandränzel hängt ihnen an vielfach zusammengeknotetcr Schnur überm Rücken. Den verwitterten Hut schmückt irgendeine Frühlings- 1>lume. Die bestaubten Stiefel mahlen müde den weichen Sand der märkischen Straße. Taktmäßig gräbt sich die eisen- beschlagene Spitze eines derben Steckens in den zerfließenden Erdboden. Aus den bartlosen, erhitzten Gesichtern blicken meist blaue und dunkle Kinderauge». Die roten Lippen pfeifen oder singen ein Lied, nach dessen Takte es sich gut marschiert. Man sieht es den meisten der jungen Leute an, daß sie just ihre Lehrzeit hinter sich haben und ihr Glück nun einmal in der Großstadt versuchen wollen. Junges Volk ist es fast durch- weg: einen Aelteren findet man nur ganz selten. Die Uu- befangenheit und Hoffnungsfreudigkeit.der Jugend liegt um die schmächtigen und doch sehnigen Körper der Schreitenden gebreitet. Sie wissen noch nicht recht, daß sie erst am Anfang des großen Lebenselends stecken. Auch die Tücken der Land- straße zur rauhen Jahreszeit werden die meisten ja noch nicht kennen. Im Frühling wandert es sich leicht und frohgemut. Freilich, die gerühmte Romantik der alten Wander- burschenhcrrlichkcit>ist heute ausgestorben. Unser kapitalistisches Zeitalter hat neue Wunder gezeitigt und den Hauch einer eisenklirrcnden Poesie daruni gewoben. Aber die jungen Handwerksgesellen lieben die Schönheiten der Erde und der erwachenden Ziatur darum doch. Auch die alten Wander- lieber, die Generationen hindurch von Mund zu Mund ge- gangen sind, leben noch immer. Und allemal, wenn der Frühling ins Land zieht und mit blitzenden Goldstrahlen durch die verstaubten Fenster finsterer Werkstätten und dunipfer Fabriksäle blinkt. weckt er die Sehnsucht in den jungen Herzen. Dann zieht es gar manchen, der eine Eisenbahn- fahrt verschmäht, mit stürmischem Verlangen hinaus ans die Straßen, die die Städte miteinander verbinden, hinaus in den knospenden Wald, in die sprießenden Felder, vorbei an blumcnbnnten Rainen und zartbehalmten Wiesenrändcrn. Mag die Nähe der Großstadt auch noch so grau und düster winken, um sie herum dehnt sich doch lachendes Land: weite Felder, stille Wälder, blitzen!*: Wasser, lichtblauer Himmel und frühlingsgoldiger Sonnenschein. Sie alle gehören der Jugend, mag sie auch mit noch so leichtem Gepäck und noch so leerem Magen ihres Weges ziehen. Was auch das »Morgen" bringt, kümmert sie nicht groß, denn wo Frühling und Jugend beisammen sind, ist das Leben doch immer schön Aufs Land vermietet! lieber die Leutenoi aus dem Lande bi.icvt bei den Aiserable» Lohn« und Arbeitsverhältnissen deS Londarbencrs sich niemand zu wundern. Tie Landwiile haben dem Mangel an Arbeitskräften ab- zuhelfen gesucht durch Eierichtung von VermitlliiiigsS», lern,' die ihnen die gewünschten Laitdarbeiier heranschaffen»liissen. Auch in Berlin ireib, man Arbeitervcrmtttlung für Land« Wirte, und gerade hier bietet ja der unaufhörlich hindurchflulende Strom von Arbeitsuchenden eine günstige Gelegenheit zu erfolgreichen Fischzügen auf Landarbeiter und solche, die es werden wollen. Dabei wird von lebender Beute mitgenommen, was irgend I brauchbar fcheint und zu kriegen ist. In den Netzen der Land- arbeitervcrmittelung bleiben nicht nur die vom Lande nach Berlin Zugereisten hängen, sondern gelegentlich auch Berliner Kinder, die der Teufel plagt, die Freuden des Landarbeiterlebens kennen lernen zu wollen. Der Vater eines 14jährigen Mädchens, das im Spät- herbst 1913 von Berlin aus aufs Land vermietet wurde, ist von den bisher gemachten Erfahrungen sehr wenig erbaut. Frida N. ging, um Stellung zu suchen, zumArbeitsamt der Landwirt schaftSkamnt er der Provinz Branden- bürg', da« für Berlin in der Koppenstraße gegenüber dem Schlesifchen Bahnhof ein Bureau hat und Arbeiter für die Landwirtschaft vermittelt. Das Bureau forderte schriftliche Einwilligung deS Vaters und gab ein Formular mit, das der Vater leider er bedauert eS heute selber unterschrieb. Darauf ver­einbarte das Bureau mit der knapp Vierzehnjährigen in Gegenwart der sie begleitenden Mutter eine Vermietung auf ein Jahr, wozu nur noch die Unterschrift des Mädchens gefordert wurde. In welchem Ort und bei wem die Stellung sein sollte, erfuhr die Mutter nicht. Man konnte ihr nur sagen, Frida werde zunächst nach Perleberg gebracht und erst von dort aus in Stellung gegeben. Die Eltern ließen sich das gefallen, und sie wurde dann im De- zember von Perleberg aus nach einem Dorf Klein-Gottschow in der West-Priegnitz an einen Gastwirt Richard Gragert vermietet. Der Vater meinte, daß das Arbeitsamt der Landwirtschaftskammer samt den Arbeitgebern aus Landwirtekreisen froh sein müßten, Arbeitskräfte zu finden, und daher dem Mädchen keine Unkosten entstehen würden. Als er im Frühjahr bei dem Gastwirt brieflich anfragte, wie es denn mit dem Lohn sei. antwortete dieser, daß er»vorläufig nicht auf Geld zurechnen brauche". Der JahreSlohn betrug 40 Taler, er war aber noch nicht fällig. und überdies waren auf'ihn im voraus allerlei Ausgaben für Kleidung uiw. gemacht worden oder nächstens noch zu machen. Mit Verwunderung las der Vater, daß der Gastwirt auch 25 Mark ansetzte, die er habe»im Mietskontor zahlen müssen'. Bei Inanspruchnahme eines.AmtlichenArbeitSnachweises" (so nennt sich daS Berliner Bureau deS Arbeitsamts der Landwirtschafts- kammer für Brandenburg auf einer am Hause prangenden großen Plakattafel) konnten 25 M. Unkosten entstehen, die der Arbeitgeber gegenüber dem Lohnverlangen als eine Ausgabe für das Mädchen aufzählen zu dürfen glaubt? Auf diese Frage, die sich ihm aufdrängte, wußte der Bater ebenso wenig eine Antwort wie aus die andere, waS mit den Geld- und Kleidungsangelegenheiten des Mädchens der dortige P a st o r zu tun hatte. Denn auch davon schrieb der Gastwirt, daß»Frida durch den Herrn Pastor ein schwarzes Kleid und 24 M. erhalten' habemit der Weitung, das Nötige noch dafür zu kaufen'.. Den Kauf des.Nötigen" hatten der Gastwirt und seine Frau schon besorgt, und sie hatten»die Rechnung darüber dem Herrn Pastor zugeschickt". Ob der Pastor, der übrigens in einem Nachbarort Krampfer wobnt, die 24 Mark auS eigener Tasche hergegeben hat oder nur den Verwalter der für Frida mal zu erwartenden Lohneinnahme spielt, wisien die Eltern nicht. DaS schwarze Kleid hielt der Pastor wohl iür unentbehrlich, weil er Frida einsegnen wollte. In Berlin hatten die Eltern auf Einsegnung des Mädchens verzichtet, weil sie ihnen überflüssig schien. Dem Dorspastov. aber�-der gewiß bald von dieser sträflichen Unterlasiungssünde erfuhr, scheint die Sorge um das Seelenheil der jungen Magd das Herz bedrückt zu haben. Der Plan, die Einsegnung nachzu« boten, wurde den Eltern schon Ausgang des Winters bekannt. Frida wünschte, ihren Tausschein zu haben, den sie wegen der Konfirmation brauche. DaS meldete sie aber nicht den Eltern, sonder» vorsichts- halber nur der verheirateten Schwester. Entrüstet schrieb der Bater dem Gastwirt, er solle nur dem Pastor sagen, daß er, der Vater, seine Einwilligung verweigere. Die Forderung»Heraus aus der Kirche!" habe seinen Beifall. Doch so geschwind gibt ein Pastor nicht eine gefährdete Seele preis, die zu retten er sich vor- genommen hat. Alsbald traf von dem Pastor er heitzr Hahn« Zumpt ein ebenso freundlicher wie höflicher Brief ein. den der Vater, ein schlichter Schmied, kopfschüttelnd las. Die Tochter sei»doch solch' ein nettes, verständiges und gutes Mädchen" undmöchte so gern eingesegnet werden". Es solle»ihr ja auch gar keine Kosten machen," er selber habeihr alles besorgt, was sie braucht. Kleid. Rock. Schuhe, Gesangbuch und noch 20 Mark, damit sie sich alles anschaffen kann." Und dann suchte der Pastor den Vater noch von einer anderen Seite zu fasten, indem er fortfuhr: Ich kann mir doch gar nicht denken, daß ein Mann wie Sie, der gebildet und fortgeschritten ist und eine freie Selbstbestimmmtg ver­leidigt, seinem Kinde die freie Selbstbestimmung rauben will und so gegen seine eigenen Ideen und Ideale handelt. Lasten Sie do- Ihr Kind nach eigenem Gewissen und Ermessen handeln." Die Tochter werde, so versicherte er. voir keiner Seite beeinflußt und von ihm nun gar nicht. Er sei durchaus kein Fanatiker. Der Vater solle sein Kind nicht kopfscheu machen. Das arme Mädchen weine immerfort und möchte doch so gerne kon- firmiert werden. So schrieb der freundliche Pastor und die er­wartete Wirkung blieb nicht auS. Ter Vater meinte, seinem Kinde diefreie Selbstbestimmung" überlassen zu sollen und gab die Einwilligung zu der beabsickitiglen Kon- sirmalion. Er nimmt an, daß der Pastor auch dann, wenn ein Kind die von den Eltern ausgedrungene Konfirmation ablehnen möchte, die»freie Selbstbestimmung" des Kindes hochhalten würde. Nicht wahr, Herr Pastor? Nach diesen Erfahrungen hat der Vater uns gebeten, sie der Oestenilichkeil bekannt zugeben. Er will alle Eltern davor warnen, ihre Kinderso in die Ferne zu schicken", wie er eS getan hat. lieber die Arbeil seiner Tochter sowie über die ihr zuteil werdende Behandlung weiß er vorläufig noch nichts. Doch nur Geduld! Auch das wird er erfahren, wenn erst das aufs Land vermietete Berliner Kind das vereinbarte Jahr abgedient hat. Ter Berkehrsverband an der Reinickendorf Liebcnwalde Gr. Schöncbcckcr Eisenbahn hat in seiner letzten in Basdorf abgehaltenen Mitgliederversammlung eine Resolution gefaßt, laut welcher er die E i n g e m e i n d u n g von R e i n i ck e n- d o r f n a ch B e r l i»: für dringend geboten hält. Diese Resolutlon ist den in Frage kommenden Behörden mit der Bitte übersandt ivorden, die Eingemeindung wohlwollend zu erwägen und dafür einzutreten. Ter gestohlene Leichenwagen. Einen ungewöhnlichen Streich verübten Mittwoch nachmittag Pferdedieb« in der Mühlenstraße am Schlesifchen Güterbahnhof. Die Beerdigungsanstalt von Julius Grieneisen brachte eine Leiche, die nach der Heimat des Verstorbenen übergeführt wird, vom Sterbe- hause nach dem Bahnhof. Während der oar� in dem Wagen unter» gebracht und die Förmlichkeiten erledigt wurden, hielt der Leichen- wagen vor der Einfahrt in der Mühlenstr. 58. Kutscher und Bc- gleiter waren nicht wenig erstaunt, als sie nach Erledigung ihrer Arbeiten auf dem Bahnhof die Heimfahrt antreten wollten. Ihr Wagen war spurlos verschwunden und weit und breit nicht zu finden. Niemand konnte sagen, wer mit ihm weggefahren war. Alles Suchen und die Nachfon'chungen der Polizei blieben stunden- lang erfolglos, bis man endlich abends den Wagen herrenlos und ohne Pferde auf der Köllnischen Allee, stehen sah. Wo das Gespann geblieben ist, weiß man auch bis jetzt noch nicht. Bielleicht versuchen die Diebe es in Graß-Bcrlin zu verkaufen, vielleicht sind sie aber auch schon mit den Tieren in die Provinz hinausgeritten, um sie dort zu Geld zu machen. Ter Bestohlene erleidet einen Schaden von ungefähr 3000 M. Die Pferde, ein paar langschwänzige Rappen ohne Zeichen, sind jedes ungefähr 1000 M. wert und eben» soviel das Geschirr mit dem schweren Silberbefchlag. Den Silber- beschlag des Wagens haben die Diebe unberührt gelassen, Die findige Post. Eigentümliche Praktiken scheinen sich in der Fesff'etzung von Strasportogebühren auf dem Postamt Berlin 0 34 breit zu machen. Allem Anschein nach handelt es sich um die Unwissenheit eine« oder einzelner Beamten in Punkts Frankatur von Drucksachenbestellungen. Kleinen Leuten im Bestellbezirk dieses Postamtes wurden Karten mit vorgedruckten Ostergrüßen, die als Drucksache mit 8 Pf. frankiert an ihre Adresse gerichtet waren, mit 5 Pf. Strafporto de- legt. Als Grund der Strafportoerhebung wurde der handschristliche Zusatzsendet Familie C. W. Beyersdorf" angeführt. Für die Entpfänger der Kartete wurde den Briefträgern die Belehrung mit auf den Weg gegeben, das Wort»sendet' ent- halte eine Mtteilung und wäre somit die Karte ein offener Brief, der 5 Pf. Porto koste. Die gleichen Karten, mit wärt- lich gleichem Text wurden aber von demselben Absender an Ver- wandte im Bestellbezirke des Postamts Berlin 0 17 und des Post­amts Neukölln gesandt und hier anstandslos als Drucksache mit 3 Pf. Porto den Adressaten zugestellt. Die postalischen Bestimmungen für Drucksachensendrmgen, wie sie im Postbuch für Berlin und Umgegend zu finden sind, lauten: Folgende Zusätze und Aenderungen sind zulässig: Auf gedruckten Visitenkarten sowie auf Weihnächte- und Neu- jahrskarten die Adressen des Absenders, seinen Titel mit höchstens fünf Worten hinzuzufügen. Die Hinzufügung von fünf beliebigen Worten ist nur bei diesen Karten, nicht auch bei anderen Druck- sachensendungen gestattet. UnS deucht es als ausgeschlossen, daß Osier - und Pfingstkarten von diesen Bestimmungen ausgeschlossen sein sollten. Kleinen Leuten. denen es nicht vergönnt ist, die Feiertage im Kreise ihrer Angehörigen und Verwandten zu verleben, dienen doch auch diese Karten zu dem Zweck, letzteren ihre Grüße und Wünsche zu den Feiertagen zu über- mittel», genau wie Weihnachls- und Neujahrskarten. Daß diese Findigkeit im Erheben von Strasportogebühren nicht auf allen Post- ämtern anzutreffen ist, berechtigt zur Annahme, daß es sich beim Postamt 0 34 um eine ungerechte Maßnahme auf Kosten kleiner Leute handelt._ v Arbeitshaus statt Arbeit. - Uns wird geschrieben: ,In der. Nr. 102 brachte derVorwärts" unterBerliner Nach- richten" eine Mitteilung über»Die bureaukratische Anwendung des. ArbeitSscheuengesetzes". Die» Kennzeichnung, die dort den in Be­tracht kommenden Magistratsinstanzen der Reichshauptstadt zuteil wird, haben diese in überreichem Maße verdient. Wenn sie daS Arbeitsfcheuengesetz nun sogar auf kaum entlassene Jrrcnanftalts- Pfleglinge anwenden, so ist das um so skandalöser, als gerade die Stadt Berlin bisher völlig versagt hat, wo es sich darum handelte, entlassenen Geisteskranken, die von der Anstaltsleitung als geheilt und arbeitsfähig angesehen werden, irgendwelche Arbeit zu be» schaffen. Während sich schon hier und da Privatleute finden, die den Versuch wagen, solchen Geisteskranken, die auf die Autorität des Leiters der Herzberger Anstalt(Prof. Maelip wieder ins Leben ge- stellt werden, Arbeit anzuvertrauen, ist es so gut wie unmöglich, einen dieser Unglücklichen mit Hilfe der Berliner Park-, GaS- oder irgendeiner sonstigen Deputation oder Verwaltung auch nur ver- suchswcife in Arbeit zu bringen. So wird dann der Steuer- fäckel durch viele als gesund und arbeitsfähig entlassene Männer und Frauen belastet, die sich selber wieder durchschlagen könnten, wenn man ihnen in der schweren Uebergangszeit unter die Arme griffe. Ich habe Gelegenheit, die geschilderte traurige Erfahrung sich unaufhörlich wiederholen zu sehen. Der Bureaukratie aber sieht es ähnlich, daß sie durch ihre Rückständigkeit und Verknöcherung Leute, denen gerade sie in erster Linie helfen müßte, nicht nur im Elend läßt, sondern obendrein(statt mit Arbeit) mit dem»Arbeitshaus" beglücken will! Wenn es so weiter geht, wird der Berliner Magistrat bald polizeilicher sein als Jagow." Da schafft man einen Beirat für entlassene Geisteskranke, um den Entlassenen helfen zu können, auf andere Weife aber wirkt man in gegenteiliger Richtung. Hier gibt man vor, zu helfen» dort wer» den alle diese verständigen Bestrebungen vollkommen wieder zu- nichtc gemacht. Zur Beachtung für die Arbeiterelteru! Am nächsten Sonntag, den 19. April, nachmittags g Uhr, finden zwei Feiern für die schulentlassene Jugend und deren Eltern statt und zwar in folgenden Lokalen: 1. Moabitrr Gescllschastshaus, Wiclefftr. 24. 2. Gcwcrkschaftshaus, Engelufer 15. Das Progrankm ist dem Charakter dieser Feiern entsprechend ausgewählt und besteht aus Gesang,. Musik, Rezitation und Fest- anspräche. Der Eintritt ist für Jugendliche vollständig frei. Alle Arbeiterelteru sind mit ihren schulentlassenen Söhnen und Töchter« zu den Feiern herzlich eingeladen. Waffersteuer. Aus W a n n i e e wird uns geschrieben t Eigenartige Wahr« nehmungen konnte man an den Feiertagen in der Königstraße in der Nähe des Bahnhofes an der Prinz-Friedrich-Leopold-Brücke machen, welche die Verbindung vom Großen zum Kleinen Wannsee über- brückt. Hier hatte sich unten am Wasser ein Beamter der Kreis- fchiffahrt vom Kreise Teltow postiert, welcher sämtliche durchfahrenden Boote anhielt. Man erfuhr, daß das Befahren des Kleinen Wann- seeS resp. deS sich hier anschließenden Prinz-Fricdrich-LeopoldkanalS 1 M. kostet; d. h., eine Karte, gültig für 1 Jahr, kostet 1 M..Diese Karte muß� aber von der Kanaldirektion in Klein-Glienicke auSaestelll fein. Der Beamte konnte eine solche Karte nicht ausstellen, wohl aber eine Karte, gültig für einen Tag.