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Wohin das führt, hat er an seinen Schußleuten gesehen. Sie haben einen gemaßregelten Kollegen mit Hurras zum Bahnhof hinausbegleitet. Hurras aber gehören ganz wo anders hin.

Vielleicht ist hier das psychologische Moment zu suchen, das Ihn veranlaßte, am Gummi zu zoppen.

Und er wird weiter zoppen. Er kann nicht anders. Bis der Gummi so hart und brüchig ist, daß er zerreißt.

Jebermann weiß: dies ist schmerzhaft für den, der ihn in

Händen hat.

Was aber nicht ausschließt, daß dann die Gummifabrikanten und die Luftkiffen- Hämorrhoidarier ein neues, elastisches Bruch­band fabrizieren.

Der Schlafwagen".

Es ist dunkel in diesen Seitenstraßen des Berliner Ostens. Es fehlen alle die unregelmäßigen Lichtquellen, die im Westen und den Bergnügungsvierteln des Zentrums die öffentliche Beleuchtung unter­stüßen, fie oft weit überstrahlen. Die Cafés, die Restaurants, die großen Läden, die aus Gründen der Sicherheit und aus Gründen der Reklame die ganze Nacht hindurch die elektrischen Birnen brennen Tassen.

Hier leuchtet nichts als die Gaslaternen und hie und da, trübe durch Vorhänge hindurch oder gedämpft durch eine Glasvitrine, das spärliche, unsichere Licht einer sehr bescheidenen Kneipe.

Menschen sieht man kaum noch, jetzt, da die dritte Nachtstunde schon vorüber ist. Ein paar ärmlichste Dirnen mit ihrem Anhang.

Auch einen Schuhmann.

Und an der Ecke dort, wo eine noch schmalere, dunklere Straße abbiegt, einen gedankenvoll auf und ab marschierenden Herrn.

Auch von Fuhrwerken ist, wie das natürlich ist, weit und breit nichts zu sehen noch zu hören. Wie sollten sich Autos hierher ver­irren oder auch nur Nachtdroschken? Und noch sind auch die frühesten der Lastwagen nicht wieder ausgefahren zu neuem Tage­

werf.

Um fo mehr empfindet man ein dumpfes Rumpeln, das ani schwellend die Stille unterbricht. Es ist sicher ein schweres Gefährt, das dort kommt.

Wirklich. Ein Möbelwagen.

Run, das scheint denn doch wunderlich. Wohin in aller Belt fabrt um diese Stunde ein Möbelwagen? Selbst die spätesten Berliner Umzüge finden nicht mehr um drei Uhr nachts statt. Und auch die Umladungen auf den Bahnhöfen beginnen zwar sehr früh, aber doch kaum vor sechs Uhr und schließen in den späteren

Abendstunden.

Dieier nachtwandelnde Möbelwagen ist entschieden eine Merk­würdigkeit. Und sonderbar! auch den einsamen Spaziergänger an der Ecke scheint er lebhaft zu interessieren.

Der schwere Wagen fährt langsam und ächzend seinen Weg. Da geichicht etwas Ueberraschendes.

Der patrouillierende Herr an der Ecke tritt plöglich dem Wagen entgegen, hebt die Hand und sagt: " Halt! bitte!"

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Und zugleich sind plötzlich drei vier Schußleute da, von denen bis dabin nichts zu jehen war. Sie lösen sich von Haustor nischen und Häuserwinkeln ab und umstellen den Möbelwagen. Der Stuticher lettert ziemlich gleichmütig vom Bod. .Aufmachen!" befiehlt der Beamte.

Tafel der Verlogenheit.

Man braucht sich nur einmal, wahllos herausgegriffen, in lapidaren Säßen folgendes untereinanderschreiben, um zu sehen,

Aber, Mann, Sie stören ja die gottesdienstliche Sonntagsruhe! Sie üben ja Jhre gewerbliche Tätigkeit aus."

Ich tat das in den allerbesten Absichten, um zu verhindern, daß der Gendarm sich strafbar mache. Zugleich sollte es eine leichte Erinnerung an seine sonntägliche Kirchenpflicht sein. Ich kam schön wie alles, was die Machthaber von heute als Recht und Sitte" an. Der Gendarm warf mir einen fürchterlichen Blick zu, stellte bezeichnen und mit wunderschönen Etiketts bekleben, naturnot- einen Augenblid jeine gewerbliche Tätigkeit ein, um mir zuzu­wendig, gewissermaßen automatisch, zu einer Kette von Verrufen: Stören Sie mich nicht in einer Amishandlung! Sonit logenheiten wird. schreibe ich Sie gleich mit auf!"

Die Spionage gilt schier als das ehrenrührigste aller bürger­lichen Vergehen. Der Staat aber verführt zur Spionage. Er kauft und bezahlt sie.

Die nationalen Parteien freiden fremden Staaten die Unter­drückung deutscher Minderheiten als Verbrechen an. Die Schita­nierung frember Nationalität in Deutschland wird von denselben Parteien als patriotisch" mit Fanatismus verteidigt und ge­fordert.

Die Verweigerung der Disziplin" fonservativer englischer Offiziere wurde von der deutschen konservativen Presse entschuldigt und beschönigt( weil sie sich gegen ein liberales Ministerium rich­tete). Deutsche Soldaten, die sich auch nur einem unsinnigen oder unfittlichen Befehl widersehen würden, würden unter Umständen ins Zuchthaus fliegen.

Die Oeffentlichkeit des Wahlrechts wird in Preußen noch immer mit dem schönen Argument verteidigt, daß jeder den Mut seiner Ueberzeugung haben müsse". Daß unter dem Landrat und den kleinen und großen Jagows nur der wirtschaftlich Un­abhängige diesen Mut haben kann, wird verlogen ver­schwiegen.

Die Gleichheit vor dem Gesetz ist formell festgelegt. Gegen die schreiende ungerechtigkeit der praktischen Rechtsprechung, die sich -von ihnen selbst bewußt nicht gewollt durch die soziale Aus­wahl der Richter ergibt, geschieht nichts.

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Der Bund der Landwirte" blüht fröhlich als unpolitisch" weiter. Die Gewerkschaften und die profetarischen Vereine werden politisch gehetzt.

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Gegen die Gott sei Dank freieste und autoritätsloseste mensch­liche Betätigung, die Kunst, versucht man, unter dem Dedmantel des Jugendschutes", Wachtmeisterparagraphen zu schaffen. Dem Elend der in Schlafstellen, Heimarbeitsstätten, Stellerlöchern und Hinterhausluten verkommenden Kinder sieht der Staat in Gemüts­der Staat berko ruhe zu. Der Polizeistaat tennt keine Prostituierten, soweit( auch fie) effen, trinken, schlafen und wohnen wollen. Er bekämpft" fie. Als Unfittlichkeit". Indem er sie abstempelt und der schamlosen privaten Ausbeutung überliefert.

Die Dogmen von Recht und Sittlichkeit sind eigentlich immer nur ein Drumherumreden, hie und da nicht ohne Geist, meistens auch ohne den. Ein Drumherumreden um irgendeine Angelegen­heit des Portemonnaies, das, ferner oder näher, breit und did im Hintergrunde steht.

Sonntagsschändung.

Aber bitte, guter Mann," entgegnete ich, während der gottes. dienstlichen Zeit haben nur die Pastoren ein Recht zu Amtshand­lungen. Alle anderen haben jede gewerbliche und berufliche Hand­lung zu unterlassen, und wer ein guter Staatsbürger ist, der hat in der Kirche zu sein."

Das werde ich Ihnen gleich zeigen, was ich zu lassen habe," erklärte mir der Gendarm, fragte mich nach Nam' und Art und notierte die gegebene Auskunft in seinem Buch.

Was wird die Folge dieses Erlebnisses sein? Ich werde ein Strafmandat erhalten, weil ich eine Lange brach für den Besuch des Gottesdienstes und gegen die Störung der gottesdienstlichen Beit auftrat. Und da lebt man in einem christlichen Rechtsstaat!

Vom Jahrmarkt des Lebens.

Die G'schamige.

jante Jungfrau. Nach des Werktages schwerer Fron- Euphrosine ist von Beruf Näherin- ist ihre einzige Erholung die chriftliche Erbauung in der Kirche. Schon frühzeitig macht sie sich des Sonn tags auf den Weg, um nicht die Frühmesse zu versäumen. Schämig schlägt die tugendsame Jungfrau die Augen nieder, wenn die jungen Burschen des Ortes mit Kniehosen und nadten Waden an ihr vorübergehen. Weiß Euphrosine aus den erbaulichen Predigten des Herrn Kaplans doch, daß die Sünde in allerlei Geftalt auf ihre Opfer lauert, daß vor allem das nadte Fleisch eine Versuchung des Teufels ist.

Euphrosine Strubelmeier ist eine unberührte feusche und tugend­

Trotz aller Versuchungen blieb die tugendsame Jungfrau stand­haft. So ging das jahrelang. Euphrosine mit ihren mittlerweile start geschwundenen Reizen brauchte zwar keine Furcht mehr zu haben, daß ihre Tugend bei einem feschen Burschen verloren gehen fönnte; aber der Teufel schläft nicht und sucht seine Opfer in Schon lange war Satanas voll grimmen mancherlei Gestalt. Bornes, daß er die tugendsame Jungfrau nicht in seine Nezze ziehen fonnte, bis ihm eines Tages ein genialer Gedanke einleuchtete. Euphrosine ist, wie schon mitgeteilt, Näherin, und so versuchte er mit Hilfe ihres Unternehmers der Armen eine Falle zu stellen. Der gab ihr eines Tages- man dente- errenanzüge zur Anfertigung. Welch sündhafte Gedanken konnten bei der Her stellung der Unaussprechlichen in der bisher keuschen Jungfrau aufsteigen?

Aber Euphrofine hat auch diese lehte Versuchng des Teufels fiegreich abgeschlagen. Sie ahnte des Bösen Wert, und um sicher au gehen, ob sie sich mit der Herstellung von Herren anzügen nicht versündige, wandte sie sich in ihrer Herzens­not mit einer Anfrage an das von Priestern des bayerischen Kapu ting, das zu Nutz und Frommen weniger tugendsamer Mägdelein Und da komme noch einer und sage, daß Tugend und Keuschheit ausgestorben seien!

Ich bin keineswegs religiös. Aber das meine ich, daß eine Ordnungsstüße, wie es ein Gendarm ist, an einem Karfreitag wäh- ainerordens herausgegebene Franzisfusblatt" in Altöt rend des Gottesdienstes in die Kirche gehört. Die Religion ist doch

Der Mann schiebt die Riegel an der hinteren Wand des Wagens die beste Förderin der öffentlichen Ordnung. Ein Gendarm muß die Anfrage in Nr. 2 des Jahrganges von 1914 abdruckte. aurüd und öffnet die Tür. also ein religiöser Mensch sein und ein religiöser Mensch gehört zur gottesdienstlichen Zeit in die Kirche. Ich wurde eines Besseren be­lehrt. Und das tam so:

Und nun

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-?

Berschlafen, mißmutig, manche auch furchtiam, flettern auf die Aufforderung des Kriminals etwa zwanzig ärmliche, zum Teil ger lumpte Menschen aus dem Wagen Auch eine Frau ist dabei. Sie werden von den Schußleuten furz vifitiert, in einen Haufen gedrängt, bon ihnen in die Mitte genommen und

Sämtlich zur Wache!" bestimmt der leitende Beamte. Ja, es gibt das. Dieie Scolaiwagen" für Obdachlose. Natür lich geschieht das nicht offiziell. Weiß der Himmel, auf welchem Wege, durch weiche Vermittelung Möbelwagen für diesen Zweck herkommen. Und daß es genügend arme Teufel in der Weltstadt gibt, die in den Asylen feinen Piaz finden und die nun so, gegen ein paar Groichen, eine Nacht voll Schlaf suchen, ohne jeden Augen blid die festnehmende oder fortweisende Schutzmannshand fürchten au müssen, weiß man auch.

Aber sie, die Polizei, die sonst von vielen, ihrer Aufmerkiamkeit fehr würdigen Dingen nichts weiß, fie fennt diese gelegentlichen, elendesten aller Sclafwagen".

Und sie dehnt ibre Razias " auch auf sie aus.

Am Karfreitag machte ich für mich allein eine Herrenpartie. Jch kam da in ein Dorf, und als ich an der Kirche vorbeiging, hörte id) fromme Chorale erschallen und schloß daraus, daß in dem Orte ein gut chriftlicher Geist herrsche. Freilich begegneten mir gleidh hinter der Kirche ein paar Turner, welche Turngeräte nach einem freien Blas trugen. Denn die Sonne schien prächtig, und die Luft war mild. Auch nicht schlecht, dachte ich, wenn die jungen Leute in der frischen Luft ihre Glieder stärken und ausbilden. Es waren gut patriotische Turner, die zu ihrem llebungsplab gingen. Ich ging weiter. Auf einmal jah ich einen Menschenauflauf, aus dessen Mitte die Spize der Pickelhaube eines Gendarmen her­vorragte. Ich schritt auf die Gruppe zu, ungehalten über diese Störung der schönen Sonntagsruhe. Und was sah ich nun? Der Gendarm war in vollster beruflicher Tätigkeit, indem er einige Turner, die nach einem anderen Turnplatz einen Barren fuhren, aufschrieb. Diese Turner waren Arbeiterturner. Ich bin von Natur ein wenig vorwißiger Art und rief daher dem Gendarm zu:

Hüter der Ordnung.

Allerlei recht erbauliche Dinge sind in den letzten Wochen über Hüter der Ordnung in die breite Oeffentlichkeit gedrungen. Von dem Schußmann, der in Berlin einen Spitzbuben zu einem Ein­bruch engagierte, den zahlreichen Sittenbeamten, die sich schmieren ließen, bis zu den Gendarmen, die auf eigene Fauft Buchmacher fongeffionierten und dafür ihr Pfundstück einsadten, eine ununterbrochene Kette faftigster Korruption.. Die ob der Schlammflut der aufgedeckten Standale entjeßten Polizeioberen mögen sich trösten: Die polizeiliche Korruption ist internatio nal und wechselt in den verschiedenen Ländern nur in ihrer Form mit den anders gearteten wirtschaftlichen Verhältnissen. In Deutsch­ land wie in Frankreich , in Amerika wie in Rußland , allüberall rollt

Auch seine Familienangehörigen hält er strengstens| aus sparsam, stets nur dem wahren Verdienste nach und deshalb Der Kaiser wohnt in einem bescheidenen Palast, der weder durch räumlichen Umfang, noch durch bauliche Pracht in die Augen an, nichts zu tun und zu reden, was die Oeffentlichkeit nicht ver- oft selbst gemeinen Soldaten. Den Steuerbrud beseitigt er mit aller Straft und läßt fällt und dessen Zimmer einfach und ohne überladenen Schmud trägt; unfügsame Prinzen jest er mit unerbittlicher Ener­find. Und zwar bewohnt er dort im Sommer und Winter schon gie talt. Nie empfiehlt er einen Prinzen der Anerkennung und auch die Lebensmittelverte uerung auf keinen Fall seit Jahrzehnten dasselbe Echlafzimmer, trok der Erfahrung, daß Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit, ohne dabei hinzuzufügen: burchgehen, obwohl er den Agrariern tein böswilliger Gegner ist; bas Klima seiner Hauptstadt seiner Gesundheit keineswegs zu Wenn er es verdienen wird." Seine Bescheidenheit und seine in Teuerungszeiten läßt er sich nicht abhalten, fiskalisches Getreide träglich ist. Im Sommer lebt er häufig an der See. Große und Achtung vor der Würde des Staatsbürgers läßt es nicht zu, daß für sehr geringen Preis oder auch ganz umsonst Mann für Mann prächtige Schlösser sind ihm ein Greuel. Seine einfachen wenigen er Schmeichelreden duldet oder Beifall und Hochrufen er zumeffen zu lassen. Niemals sucht er sich auf Kosten des Volkes ein höheres Einkommen zu verschaffen; er beweist im Gegenteil Landhäuser schmückt er nicht mit Denkmälern und Gemälden aus, folgt, nur aus dem Grunde, daß er sich irgendwo öffentlich zeigt. Die Anrede Herrscher" weist er stets als Beschimpfung Freigebigkeit bei allen passenden Gelegenheiten ohne Unterschied sondern legt den Hauptwert auf schöne Epaziergänge und gefällige Als einmal in der Stände. Baumpflanzungen; er hat aber eine Vorliebe für Altertümer und und Beleidigung mit Abscheu zurüd. Deshalb nennen wir alle, Bürger und Adel, unsern Kaiser Raritäten und hat 3. B. Sammlungen von Steletten und Knochen einem Echauspiel, dem er beiwohnte. die Worte auf der Bühne Cafar Octavianus riesenhafter lebender und verstollener Land- und Seefiere. Gang gesprochen wurden: O, der milde und gütige Serrscher!" und einmütig Vater des Vaterlands". Er heißt besondere Seltenheiten pflegt er stets öffentlich auszustellen, damit sämtliche Anwesenden diese Worte mit ausschweifendem Beifalls- Augustus. ( Aus den Kaiserbiographien des römischen Historikers Sueton . sich jedermann daran freuen kann. Die Sparsamkeit seines jubel auf ihn bezogen, wies er nicht nur auf der Stelle durch Mobiliars und feines Hausgerätes hat schon Mienen und Gebärden diese Auebrüde unwürdiger Schmeichelei manchen braven Bürgersmann in Erstaunen verseht; denn man zurüd, sondern rügte sie auch sofort am anderen Tage in einer bekommt in seinem Hause nichts zu sehen, was man nicht selbst ebensogut oder besser besitzt.

Er fleidet sich meist in 3ibilanzüge und hält seine Uniformen nur für besondere Gelegenheiten, aber auch so bereit, baß unerwartete und plötzliche Fälle ihn nicht überrassen können. Niemand kann ihm, ohne eine häßliche Unwahrheit zu sagen, den Vorwurf der Brunfliebe machen.

Freundschaften anzuknüpfen entschließt der Kaiser sich nicht leicht. Im Bewahren der Freundschaft ist er aber von aus harrender Treue und weiß nicht nur eines jeden gute Eigenschaften und Verdienste zu würdigen, sondern auch seine Fehler und Ver­gehen, wenn sie nur ein gewisses Maß nicht überschreiten, zu er tragen. Aus der gesamten Zahl seiner Freunde sind kaum jemals welche in Ungnade gefallen.

besonderen Kabinettsorder, und läßt sich weder von seinen Kindern, noch von seinen kleinen Enkeln, weder im Echerze, noch im Ernste mit" err" anreben; ja, er verbietet ihnen auch, sich untereinander folcher Schmeichelreden zu bedienen.

Bei seinen Reisen richtet er sich nach Möglichkeit so ein, daß Ankunft und Abfahrt aus und nach der Hauptstadt oder einer Provinzialstadt immer auf die Spätabends- oder Nachtzeit fallen, um niemand durch Empfangs- und Abschiedsbezeigungen Mühe und Unruhe zu machen. Schmähschriften und selbst boshafte Beleidigungen, Spottreden und ähnliches behandelt er mit tönig­licher Gelaffenheit und Geduld. Als ein Staatsanwalt einmal mit besonderer Hartnädigkeit die Berurteilung eines Mannes empfahl, der sich fortmährend übel über ihn geäußert habe, sagte der Kaiser ihm mit allen äußeren Anzeichen großer Aufregung:" Ich wünschte In seinem öffentlichen Auftreten ist der Kaiser von wohl, daß diese Beschuldigungen und Beleidigungen Bunkt für Punkt außerordentlich feinfühliger Zurückhaltung und vermeidet es pein- diskutiert würden, ich würde dann dem Angeklagten auch alles lich, sich irgendeine Blöße zu geben Besonders als Redner ift er mögliche nachreden und ihn fühlen lassen, daß auch ich eine bon rühmenswerter Gewandtheit und Gewissenhaftigkeit. Obwohl scharfe Bunge habe." Und dem Kronprinzen, der ihn er ein geichidter Etegreifredner ist, arbeitet er doch alle öffentlichen einmal mit großer Heftigkeit zur Verfolgung eines Beleidigers auf Reden schriftlich aus und memoriert sie. Hat er zum Auswendig zustacheln suchte, schrieb er wörtlich:" Laß Dich von Deiner Jugend­lernen feine Zeit, so lieft er mit flangboller, anmutiger Sprache hike nicht hinreißen, allzu großen Unwillen zu empfinden, daß es bor und kommt so nicht in die Gefahr, zu stoden oder abzuschweifen Beute gibt, die von mir übel reden! Es ist genügend, wenn wir und Dinge zu sagen, die er hinterher einschränken oder verleugnen die Sicherheit haben, daß uns niemand Uebles tun wird." muß. Im sprachlichen Ausdruck strebt er nach geschmackvoller Wahl der Worte und Einfachheit der Diktion und vermeibet alle ge fünftelten, fchlagwortmäßigen Bointen. Ueberhaupt verwendet er bie höchfte Sorgfalt barauf, den Gedanken möglichst flar und un Mißverständlich herauszubringen.

Auch sonst ist das staatsbürgerliche Gefühl des Kaisers ja hinreichend bekannt; rühmenswert ist aber immerhin vor allem, wie vielen feiner ausgesprochensten politischen Gegner er selbst den Weg in die höchsten Staatsämter frei. läßt. Orben und Ehrenzeichen verleiht der Kaiser über-)

Mecklenburg .

Ja, wie geht denn dieses zu: Ein liberales Interview

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Hören Sie? in Medelnborch? Ein regierender Minister Bieht hier solche Scheltregister? Na, da brat mir eener' n Storch! Wo der Dchienkopf im Wappen Solche Reden, solche schlappen, Von Verfassung und pp? Wo ist denn der Mann gewefen? Kinnings, vier fein Federlesen! Sagten wir nicht deutlich: Nee!? Freudig find wir die Triarier Unfers Herzogs! doch Agrarier Sind wir nebenbei doch ooch! Diefes aber will besagen: Alles hinter meinen Kragen! Und ibr andein schnappt man Nooch. Bossart will den Rod uns machen? Droht mit Reichstag ? Was für Sachen! Kirl, da seggen wi: Dho!

Wenn den alten wir zerreißen, Gibt's nur einen Schneider: Breußen! Und dann is es ooch noch so.

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