1. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 28.
Sächsische Gemüthlichkeit.")
Sonnabend, den 3. Februar 1894.
"
"
" 1
"
11. Jahrg.
her aber hatte auch der Staatsminister von Metzsch über das wickelung der Arbeiter ist, muß dieselbe sobaly Vertrauen dankend quittirt, welches die erste Kammer seiner wie möglich durch Geseze erreicht werden. Die Im gemüthlichen" Sachsen blüht gegenwärtig die bürger- Thattraft" entgegenbrachte. Die Landgendarmerie wird sicher Versammlung hält es für die Pflicht des liche Agitation für Ausnahmemaßregeln gegen die Sozialdemo- verstärkt werden; ein Erlaß, wie der Eulenburg'sche in Preußen Staates wie der Kommunen, diese Reformen tratie besonders lieblich, so daß Herr von Stumm feine helle zur Bekämpfung der Sozialdemokratie ist schon wiederholt" an sofort für ihre eigenen Arbeiter durchzuFreude daran haben wird und vielleicht gar daran denkt, seinen die Behörden gegangen, sodaß also der fächsische Staatsbürger führen." Wohnsiz in ein Land zu verlegen, dessen Bourgeoisie ihm so wahrhaftig nicht mehr sagen kann, er stünde hinter dem Die Vertreter von Fredrikstadt in ihrer wirthschaftlichen sympathisch" ist. Bei der Reaktion gegen unsere Partei hört preußischen zurück. Und was das gefeßliche Einschreiten be- Unwissenheit fürchteten, daß die Reform eine Lohnreduktion und ja der Unterschied zwischen Schwarzweißen und Grünweißen be- treffe, so werde nöthigenfalls die sächsische Regierung nach Berringerung des Kapitalwerthes" mit sich bringen könnte. Für fanntlich fofort auf. Der Vorwärts" hat den" Nothruf" Maßgabe der politischen Bewegung feinen Anstand nehmen" solche Weisheit" vermochten sie aber doch nur wenige zu ge loyaler Staatsbürger aus den Dresdener Vorstädten an den( diese Redewendung ist ausgezeichnet zutreffend!), an zu winnen und so wurde Stilbred's Resolution mit 44 gegen 8 Landtag schon besprochen; aber die Agitation nimmt ihren Fort- ständiger Stelle"( soll heißen bei der Reichsregierung) Stimmen angenommen, und wurde derselben auf Antrag des gang und es lohnt sich, diesen, sowie einige Einzelheiten darauf hinzuweisen, daß es wohl wenigstens der Er- Buchhalter Hostvedt noch folgender Zusatz hinzugefügt: Die aus der Besprechung des Nothrufs" in der ersten sächsischen wägung bedürftig sei, inwieweit weitergehende Versammlung stellt es den angeschlossenen VerRammer etwas näher zu betrachten. legislatorische Maßregeln gegenüber den einen anheim, am ersten Mai einen Demon= Die erste Kammer des sächsischen Landtages hat in ihrer alles Bestehende zersehenden( hu!) Parteien ftrations- 3ug für den Normal- Arbeitstag zu Sigung vom 18. v. Mts. einen Antrag angenommen, nach geboten erscheinen." Deutlicher kann es uns nicht gesagt veranstalten." welchem die Ständeversammlung ersucht wird, die zur Verwerden, was wir von diesen Herren zu erwarten haben. Auch hinsichtlich des Wahlmodus siegte die von den Sozia mehrung des Landgendarmerietorps für die Um- So steht's jetzt im„ gemüthlichen" Sachsen . Unseren Ge- liften vertretene Anschauung und lautete die angenommene Resogegend Dresdens nothwendigen Mittel zu bewilligen, wegen der nossen erwächst aus dieser Sachlage die Pflicht, das Volk zeitig lution dahin, daß die Storthingswahl eine direkte zur Beseitigung dieser Mißstände erforderlich erscheinenden Maß auf die Attentatsgelüfte der Herrschenden hinzuweisen, durch sein solle und an einem gefeglich zu be= nahmen, vielleicht Gewährung von Staatsbeihilfen an die in diesen Hinweis tüchtig für die Ausbreitung unserer Ueber- it immen den freien Tage stattzufinden habe. Rede befangenen Gemeinden zum Zwecke der Verstärkung zeugungen zu sorgen, die ja richtig sein müssen, wenn man er- Ferner, daß die Kommunalwahlen geheime und direkte sein ihrer Polizeiorgane der hohen königlichen Staats- lärt, sie nur mit Gewaltmitteln bekämpfen zu können, auf der sollten und die größeren Wahlkreise in fleinere eingetheilt regierung befürwortenden Vortrag erstatten zu wollen." So anderen Seite aber auch durch Zucht und straffe Disziplin dafür werden. verzopft der Stil dieses schönen Beschlusses ist, so rück zu sorgen, daß durch nußlose und rohe Ausschreitungen, die ständig sind die Anschauungen, denen er entspringt. Das immer zu verdammen sind, kein Vorwand zur Gewaltspolitik geEine paßt vorzüglich zum Andern. Man kann den hohen Herren liefert wird. Dann können wir der Entwickelung der Dinge mit ihre Entrüstung schließlich gar nicht übel nehmen, sondern nur Ruhe entgegensehen. inniges Mitleid mit ihrer totalen Hilflosigkeit empfinden. Ein Kammerherr von Burgt jammerte in der Debatte urkomisch dar über, daß er schon in den 60er Jahren zu Frankfurt und Paris „ nur deshalb insultirt worden sei, weil er einen Zylinder getragen und in einem Wagen gesessen habe." Er sei der Lezte, der nicht zugestehe, daß die Gegensäße zwischen Arm und Reich sich verschärfen; aber mit dem bloßen Anfeinden verbessere man diese Zustände nicht. Dieser Mann mit dem Zylinder ist das Urbild der hilflosen Ständeherren".
-
"
Parteinachrichten.
Für den Parteitag der österreichischen Sozialdemofratie, der, wie wir bereits gestern mittheilten, für den 25. März 1894 nach Wien einberufen ist, ist von Seiten der Parteileitung vorläufig folgende Tagesordnung festgesetzt worden:
Nach der Wahl des neuen Vorstandes wurde noch einstimmig die Resolution angenommen:„ Es ist die Aufgabe des Vorstandes dafür zu wirken, daß die vom Arbeiterfongreß gefaßten Beschlüsse in möglichster Ausdehnung durchgeführt werden; besonders wird der Vorstand ersucht, dahin zu wirken, daß die Stimmrechtsfrage, die Altersversorgung und die Geltendmachung der Vereinigungs-, Versammlungs- und Stimmfreiheit der Arbeiter in das Programm der Linken aufgenommen werde."(!!) Das Interessanteste an diesem Kongreß ist, daß auch eine Vereinigung, die im Grundprinzip auf antisozialistischem Boden zu stehen behauptet, in ihren praktischen Bestrebungen mit den ersten und nächsten Zielen der Sozialdemokratie Hand in Hand geht und daß in Norwegen die radikale, aber fapitalistische Linke einzusehen beginnt, daß sie diese Forderungen anerkennen muß, wenn nicht die gesammte Arbeiterschaft schon jetzt ins Lager der Sozialisten übergehen soll, was infolge der noch nicht genügend erſtarkten sozialistischen Organisation noch nicht der Fall ist. So gelangen eine Reihe der Forderungen unserer Partei bereits zur Anerkennung, ehe wir noch die Uebermacht gewonnen haben.
Polizeiliches, Gerichtliches 2c.
Dem, gemüthlichen" Sachsen nachzustreben scheint in der Absicht des badischen Bezirks ants Freiburg zu liegen. Genosse Gec aus Offen= burg sollte gelegentlich eines Vortrages den Gendarmen verhöhnt" haben. Das soll durch die Aeußerungen:
„ daß( bei Umgestaltung der Staatsordnung nach dem Programm der sozialdemokratischen Partei) man in einer Versammlung keinen Gendarmen mehr neben sich fizzen haben werde; in einer Versammlung des künftigen Staates habe selbstverständlich auch der Wachtmeister das Recht zu sprechen, während er jetzt nur dasigen und nicht sprechen dürfe,"
Man weiß, daß sich der Gegensatz zwischen Arm und Reich 1. Parteibericht. 2. Organisation. 3. Das allgemeine Wahl fortwährend verschärft; aber man hängt zu sehr am eigenen recht und der Generalstreik. 4. Der Achtſtundentag und die Reichthum, der das Leben so schön und bequem macht, und man Maifeier. 5. Der Arbeiterschutz und das Parlament. a) Reform weist deshalb alle Reformen ab, welche den Gegensatz mildern der Gewerbe- Ordnung. b) Ausdehnung der Unfallversicherung. und beseitigen tönnten. Hinterher aber wundert man sich dar- c) Die Bruderladen. 6. Die Parteipresse. 7. Neuwahl der Parteiüber, daß als Folgeerscheinungen des zunehmenden Massen- vertretung. 8. Sonstige Parteiangelegenheiten. elends Verbitterung und Empörung beim darbenden Volke Play Die Verhandlungen werden voraussichtlich eine volle Woche greifen, die sich, wir leugnen es gar nicht, dann und wann in in Anspruch nehmen. Die Form wird, wie bisher immer, die Erzeffen und Rohheiten Einzelner äußern, die aber von der der auf geladene Gäste beschränkten Versammlung(§ 2 B.-G.) Bourgeoisie gewohnheitsmäßig übertrieben werden und für die sie, sein. Anträge sollen noch vor dem 1. März an den Parteinicht wir, verantwortlich ist, weil sie einer Hebung der unteren fekretär Gen. J. Neumann, Wien VI, Amerlinggaffe 5, Voltsschichten zu Wohlstand und Bildung beharrlich Widerstand eingereicht werden. leiftet. Der konsequente Ausdruck dieser Unfähigkeit zu Reformen ist dann die Stimmung, welche ein anderer Kammerherr" Norwegischer Arbeiterkongreß in Stien. Dritter Tag in der beregten Sizung ganz richtig schilderte: daß man den Nach Berlesung eines Berichts über die Verbandsthätigkeit der Dingen ihren Lauf lasse, auch wenn zunächst die Revolution drei letzten Jahre, aus dem hervorging, daß e Organisation tomme." Soll uns auch recht sein dafür, daß die nach der nun 14 Städte und 64 Landesverbände mit etwa 13 000 MitRevolution erhoffte Reaktion nicht eintritt, forgen schon die gliedern umfaßt, wurde beschlossen, den Namen der Organisation: Verhältnisse. Neben den„ geistigen Waffen", die in Verstärkung Der vereinigte norwegische Arbeiterbund" izubehalten. Dann der Landgendarmerie und Polizei bestehen, durfte natürlich die entspann sich eine lebhafte Debatte, ob auch Vereine, die einer Knebelung der Arbeiterpresse durch die Gerichte nicht fehlen. anderen Organisation angehörten, beitreten dürften. Die Ein Herr von und zu Trüßschler meinte, man habe das Gefühl, Sozialisten Bang und Stilbred traten lebhaft hierfür ein, auch daß gegen die Ausschreitungen der sozialdemokratischen Presse Waseng wünschte es aus ideellen Gründen. Aber die Furcht, geschehen sein. Es ließ sich trotz aller Dehnbarkeit unserer nur relativ selten Anklage erhoben werde." Sachsen ist also ein daß die Sozialisten, wenn sie als ganze Verbände der Organi- Strafgesetzbuch- Paragraphen jedenfaus teiner finden, auf welchen wahres Eldorado der Freiheit für unsere Redakteure! Schade nur, sation beitreten, bald die Uebermacht haben würden, brachte die hin eine Anklage hätte geschehen können und da dem gekränkten daß die Betheiligten so wenig davon merken. Die fede Behauptung Angstmeier dazu, einen Antrag, welcher die Möglichkeit des Ein- Gesetzesmann doch unbedingt Genugthuung werden mußte, so war auch nur ein Fühler, der ausgestreckt wurde und ganz die tritts dieser Verbände schaffen sollte, mit 44 gegen 18 Stimmen unternahm man es, das Verbrechen durch eine polizeiliche richtige Stelle traf. Denn der Justizminister erhob sich also- abzulehnen, von welch letzteren höchstens die Hälfte Strafverfügung zu fühnen. Geck wurde mit 50 Mark bald, um zu erklären, daß das Ministerium zwar nicht in der Sozialisten waren.( Es ist damit dieses Mal der Versuch, den Polizeistrafe belegt, wird aber natürlich, um diese liebliche Lage sei, den Gerichten ihre Entscheidung vorzuschreiben, die norwegischen Arbeiterbund ganz unter sozialistischen Einfluß zu Methode nicht erst zur Blüthe zu bringen, richterliche EntGerichte feien ja ganz selbständig!" Aber das Justiz bringen, leider noch gescheitert.) Es wurde nur der Antrag an scheidung beantragen. ministerium, werde, wie es seither schon ge- genommen:" Der Landesverband bildet eine gemeinsame Organi- Es wird immer schöner in Sachsen . Mit than habe, auch fünftighin jederzeit etwaige fation für alle Arbeitervereine des Landes, welche sich zu seinem Riesenschritten nähert man sich dort den polizeilichen Machenunrichtige Rechtssprüche wenigstens außer Programm bekennen(!) und demselben beitreten. Seine Aufgabe schaften sozialistengefeßlicher Zeit. In einer Versammlung in amtlich(!!) er könne nicht sagen torrigiren, ift: bazu beizutragen, den norwegischen Arbeitern volle bürger- Ottendorf- Okrilla wurde dem Parteigenossen Hünig, aber doch die betreffenden Richter auf ihren liche Rechte zu verschaffen und ihre ökonomischen Verhältnisse zu der das Wort in der Debatte ergreifen wollte, dieses von dem überStandpunkt aufmerksam machen." beffern.( Diese Leute glauben noch, bei dem tapitalistischen wachenden Beamten von vornherein entzogen. Desgleichen verEines Kommentars bedarf diese Erklärung nicht. Sie ent- System eine wirkliche Besserung herbeiführen zu können.) bot der Ueberwachende dem Vorsitzenden der Versammlung, seine hält das offene Eingeständniß der Abhängigkeit der fächsi Schließlich wurde beschlossen, daß alle drei Jahre Kon- Handlungsweise irgend einer Kritik zu unterziehen, widrigen schen Gerichte von der gegenwärtigen, reaktionären Regierung greffe stattfinden sollten. Hierauf kam der Norma l- falls er die Versammlung auflösen werde. So etwas ist seit und zerstört in einer Weise, wie sie uns gar nicht willkommener Arbeitstag zur Diskussion. Die Debatte eröffnete den Tagen des Sozialistengesetzes auch in Sachsen noch nicht sein kann, das Mährchen von der Unparteilichkeit der bürgerlichen der Sozialist Skilbred, der folgenden Resolutionsantrag dagewesen. Es ist völlig ungefeßlich. Das sächsische VereinsRechtsprechung in einem bürgerlichen Musterstaate. Schon vor befürwortete: Da die Einführung des acht und Versammlungsgesetz gestattet es, daß einem Redner, der stündigen Arbeitstages von größter Be Ausführungen macht, die zu Gefeßesübertretungen oder unfittdeutung für die geistige und körperliche Ent- lichen Handlungen verleiten" können, das Wort entzogen wird.
*) Raummangels wegen verspätet.
Unternehmergewinn bei Staatsbauten.
Welche Riesensummen bei Errichtung von Staatsbauten mühelos von dem profithungrigen Unter nehmerthum in die unergründlich tiefen Taschen gesteckt werden, zeigt die Bildhauer- Zeitung" in zwei Artikeln, welche sich mit den Entbehrungslöhnen" der Steinmetz Innungsmeister am ftolzen Reichstagsbau" beschäftigen und noch außerdem für weitere Kreife Interessantes genug enthalten. Wir entnehmen ihnen folgendes:
"
" 1
V
-
-
Geld verarbeitet war und das plötzliche Einstellen der Arbeit an man ihnen die Arbeiten( und den daraus resultirenden Gewinn) den erst zu drei Viertel ausgearbeiteten Stammbäumen zur Folge entzöge, sich der Preis der Steine bedeutend höher stellen batte zur Freude sämmtlicher Gegner der Regie Arbeiten, würde, wenn nicht überhaupt in Erwägung zu ziehen sei, die Dornehmlich der Herren Innungsmeister. Lieferung des Materials dann ganz zu verweigern--!- Auch Das plögliche Einstellen der Regie- Bildhauerarbeiten war ein Schauspiel für-- Patrioten! eine Rüdsichtslosigkeit sondergleichen gegen die davon betroffenen Das Ende vom Liede war ein Kompromiß und um auf Steinbildhauer, und zwar in einer der ungünstigsten Arbeits- feiten der Reichstags- Bauverwaltung nicht ganz zu unterliegen, perioden, wo noch genug innere Arbeit vorliegt, und hätte an wurde wenigstens eine kleine Anzahl von Bildhauern in Regie einem solchen Bau bei einigermaßen gutem Willen vermieden beschäftigt." werden müssen. Daß des österen ein Auge zugedrückt und Wurde dort nicht, wie auf den Steinmetzplägen, mit dermangelhafte Arbeiten troß der enormen Preise so mit durch- selben wahnsinnigen Haft und Flüchtigkeit gearbeitet, die das geschmuggelt wurden, bei Abnahme der von den Unternehmern System des Akkordlohns mit sich bringt, so gereicht dies den Daß wir in der Aera der staatlichen Rapitalisten züchterei gefertigten Bildhauerarbeiten, ist in Fachkreisen öffentliches Ge- Kollegen nur zur Ehre, da sich jeder einzelne zur Pflicht machte, stehen, ist leider eine allzu traurige Thatsache, daß aber ein Bau, heimniß. die Regie- Arbeiten zu möglichst hoher fünstlerischer Vollendung wie der Reichstagsbau, ganz besonders als melkende Ruh von Die am Mittelbau der Ostseite stehenden, unter künstlerischer zu bringen. den Herren Unternehinern betrachtet wird, an welchem die Plus. Oberleitung ausgeführten Trophäen haben denn auch den Bei- Alle Wuth und alle Maßregeln" von jener Seite werden macherci dieser Herren wahre Orgien feiert, verdient aufs schärfste namen Klempnerarbeiten" erhalten. Daß diese Manipulationen die klaffenbewußten Bildhauer nicht abhalten, den Unternehmern perurtheilt zu werden. Nichts ist diesen Unternehmern, den lehr von Fachkennern bemerkt worden sind, geht aus den Worten des und ihren Helfershelfern den Spiegel vorzuhalten und den Kol lingszüchtenden Innungsmeistern, sowie einigen patriotischen" Herrn Baurath Wallot hervor, welcher bei Gelegenheit einigen legen und dem Publitum zu zeigen, welcher Art der Patriotismus Künstlern heilig weder Prinzip, noch Runft, alles, alles unternehmern Regie- Bildhauerarbeiten zeigte und dabei äußerte: jener Herren ist. Wenn nur der Gewinnst ein halbwegs annehm wird mit Füßen getreten, was sich ihrer Profitgier in den Meine Herren, sehen Sie, das sind wirkliche Bildhauerarbeiten!" barer, lassen sie Vaterland und Monarchie zum Teufel fahren!" Weg stellt! " Die höhere, bessere" Einsicht der maßgebenden Behörden, Dem gegenüber verweist die Bildhauer- Zeitung" auf das An einigen Arbeiten berechnet die erwähnte Zeitung, daß noch mehr aber das gegenwärtige Produktionssystem, lassen es 2003 der ausgebeuteten Arbeiter in der Steinbranche, die ihre innerhalb eines verhältnißmäißg furzen Zeitraumes der Ber - leider nicht zu, daß bei derartigen Bauten das Prinzip der Regie- Gesundheit bei dieser ungesunden Beschäftigungsart opfern müssen, dienst der Herren Innungsmeister zirka 100 000 Mart arbeit allgemein durchgeführt wird. Ueber die Regiearbeit sagte um die Reichthümer jener Herren vergrößern zu helfen. betragen habe und fährt dann fort: Da ist allerdings der alte Hof- Baurath Demmler in Schwerin trefflich:" Die Ar die Hetjagd fegreiflich die diese Herren auf die Bild- beiten können in eigener Regie und Sicherheit solid gemacht hauer Arbeiten am Reichstags Bau machten, dieselben werden, während die Leistungen der Unternehmer hinsichtlich der Herren, welche seiner Zeit den Steinmetzstreit vom Baune Materialien und der technischen Ausführung häufig viel zu brachen und hunderte von Steinmetzen monatelang brotlos wünschen übrig laffen. Auch sind künstlerische Absichten leichter machten, nur um ihre Macht als Innungsmeister zur vollen dabei durchzuführen. Ebenfalls ist es vortheilhaft, wenn der Geltung zu bringen. Ebenso erklärlich ist es denn auch, dirigirende Architekt im Laufe des Baues Veränderungen in den wie diese Herren die Regie Bildhauer Arbeiten, grundlegenden Bauriffen oder Abweichungen von Detailzeichnungen die von der Reichstags Bauverwaltung direkt übernommen nöthig hält, er in nichts daran gehindert wird zc." wurden, zu unterdrücken suchten und hierbei in entgegen- Liegen alle diese Vortheile nicht auf der Hand und sollte tommenster Weise von Herrn Volte, dem von Süddeutschland es nicht wünschenswerth sein, dieses Arbeitssystem allgemein durch ( München ) herangezogenen Leiter unterstützt wurden. Um nämlich zuführen?
"
den Unterschied der Preise zwischen den Arbeiten, welche die Unter- Was sehen wir dagegen für ein Schauspiel am Reichsnehmer ausführten und den Regie- Arbeiten nicht zu enorm erscheinen tagsbau? zu lassen, wurden letztere dadurch vertheuert, daß die Arbeit zum Als die Verwaltung sich mit der guten Absicht daran machte, zweiten und dritten Male in ganz nuglofer und unpraktischer die Bildhauerarbeiten in Regie zu vergeben, trat der Ring der Weise entweder neu herstellt oder Ueberarbeit" eintrat. Am auf- Steinmegmeister in Wirksamkeit und es zeigte sich, daß diese fälligsten geschah dies an den beiden historischen Stammbäumen Herren die Situation beherrschten und als die Besizer der in am Mittelbau der Westfront, bis schließlich das bierzu bewilligte Frage kommenden Steinbrüche einfach erklärten, falls
Die mörderischen Wirkungen des Steinstaubes und die Unbilden der Witterung bringen unsere Kollegen im frühesten Mannesalter in die Gruft. Erwiesenermaßen sterben 90 pCt. aller Steinarbeiter frühzeitig an Lungenschwindsucht. Die letzten Jahre haben bei den Bildhauern dies vollauf bestätigt.
Und so mancher brave Kollege hat schon den Keim des. Todes in sich, so daß sich die Verlustliste in kurzer Zeit noch vergrößern wird. Wieviel Arbeiter, Zimmerleute und Maurer haben aber außerdem an diesem Bau ihren Tod durch Abstürzen und Erschlagen gefunden? 12 Familienväter sind es, soweit wir orientirt sind, die bis jetzt im Dienste der Unternehmer an. diesem Bau verunglückt sind.
Mögen uns diese gefallenen Genossen immer daran mahnen, daß unsere erste und heiligste Aufgabe sein muß: die Organi fation zu festigen und dazu beizutragen, daß ferner eine Gesell schafts- und Wirthsschaftsordnung beseitigt werde, welche Auswüchse, wie die geschilderten, zeitigt.