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2. Beilage zumVomärts" Berliner VolMatt. l\v. 28. Sonnabend» den 3. Febrnar 1894. 11. Jabrg. Ueber die Zage in Italien bringt heute dieKreuz-Zeitung " einen vergleichsweise recht ver- minstigen Artikel. Das Junkerblatt giebt zu, daß die Hunger- revolution nicht das Werk sozialistischer oder anarchistischer Agitatoren war, sondern die Frucht der elenden wirthschaftlichen Verhältnisse, und daß die Gefahren der Lage aus diesen elenden wirthschaftlichen Verhältnissen entspringen.Kaum in einem anderen Staat ist der Gegensatz zwischen Arm und Reich so groß. und gewiß zählt kein anderes Land mehr Bettler." DerEin- heitsstaat" hat zur Hebung des Nothstandes nichts gethan er hat umgekehrt dies Nebel weiter fressen lassen, die Lasten des immer mehr verarmenden Volkes fortwährend gesteigert, dem Land eine erdrückende Staatsschuld aufgehalst und das Alles in Zeiten des Friedens. Zum größten Theile ist dieselbe(die Staatsschuld) eben durch die Kämpfe un> die Einigung des Königreiches entstanden. aber auch nachdem diese längst gesichert, ist sie fortwährend ge- wachsen, 1882 nahm sie 478 Mill. Franks jährlich in Anspruch, 1892: 882 Mill.. die Gesammlausgaben sind in jenem Zeit räume von 1426 aus 1781 Mill. gestiegen, ohne daß ein be- sondcres Ereigniß. wie ein Krieg, eingetreten wäre, das große außerordentliche Ausgaben erklärte. Und es trifft ferner die Sache in keiner Meise, wenn man sagt, daß Italien aus den Kopf jährlich 89 Franks aufzubringen habe, Frankreich aber 9« und England 192. denn die letzten beiden Länder sind unendlich viel reicher, beide tragen ihr Budget von mehr als 3 Milliarden Franks , ohne daß wesentlich über Steuerdruck geklagt wird, für Frankreich berechnet man die jährliche Ersparniß des Volkes auf mindestens 2 Milliarden, trotz der notorisch schlechten Finanzwirthschast der Republik , 1886 schätzte der Statistiker A. de Foville den Nationalreichthum aus 209 Milliarden") Für- Großbritannien und Irland giebt Gissen denselben 1885 mit 7620 Millionen Lstrl. an"), wobei zu bemerken ist. daß die Zins- last der Staatsschuld mehr als 4 Millionen Lstrl. durch Amor tissemcnt vermindert war. Dagegen berechnet Bantaleoni den Reichthum Italiens 1884 nur auf 50 Milliarden""), wobei die erwähnte Steigerung der Schulden in Betracht kommt. T Land kann also im Vergleich mit Frankreich nur den vierten Theil der Steuerlast tragen, während diese thatsächlich 89 Frks. ans den Kopf gegen 90 Franks in Frankreich beträgt, so daß man fragen muß. wie es möglich sein soll, neue Steuern auszubringen. welche doch nöthig erscheinen, um das Gleichgewicht im Budget herzustellen? Derartige Rechnungen sind allerdings stets ungenau, aber an der Thatsache. daß Italien ein weit ärmeres Land ist und nicht annähernd dieselbe Steuerlast zu tragen vermag, wie Frankreich . kann kein Zweifel bestehen. DieKreuz-Zeitung " ist auch so vorurtheilslos, zuzugestehen, daß Italien aus Rücksicht auf den Dreibund, oder richtiger, in« folge seines Dreibund-Verhältnissessich eine für seine wirthschaftlichen Kräfte zu schwere Rüstung an- gelegt hat." So weit, so gut. Jedermann sollte erwarten, daß dieKreuz Zeitung " nun Heilung der wirthschaftlichen Schäden und A b legung derzu schweren Rüstung" verlangt. Doch das hieße die Kreuz-Zeitung " schlecht kennen. Es geht ihr wie allen Leuten mit fixen Ideen. Sie denken absolut logisch bis zu einem ge- wissen Punkt, so logisch, daß. wer kein erfahrener Irrenarzt ist, sie für'durchaus normal hält da taucht plötzlich die fixe Idee aus oder dieWahnvorstellung", wie der Psychiater es nennt, und Ade Logik. Die fixe Idee derKreuz Zeitung " ist bekanntlich die: an allen wirthschaftlichen und politischen liebeln dieser sündigen Welt ist der Jude und der Parlamentarismus schuld." Mit dem Juden läßt sich in Italien nichts machen, sintemalen die Cri-pi, Gioletti. kurz die ganze Panammo Gesellschaft. die Italien zu Grunde ge­richtet hat, unbestritten christlichen Glaubens, sogar römisch katholischen, und arischer Abstammung ist. So bleibt denn der Parlamentarismus als einziger Sündenbock. Ter Rest des !ir«uz-Zeitungs"-Arlikels verliert sich in Betrachtungen über die Schlechtigkeit des Parlamentarismus, die Herrn Domela Nicuwenhuis mit Entzücken erfüllen und ihm für sein geistiges Arsenal frische Munition liesern würden, wenn er nur die ") La France Economique, p. 442. "*) The Growth of capital 1889, p. 43. **) Dell' Ammontare probabile della richezza private in Italia, Borna 1884. |lod| etwas von Uenß. In unterem Artikel:Ein edles Brüderpaar" wiesen wir auf einen Artikel hin. den Dave am 3. Juli 1836 in Nr. 27 der Freiheit" gegen Neust veröffentlicht hat. Unser Bild von dem heutigen journalistischen Vertrauensmann des Äeichskanzleramtes und gestrigen Anarchisten- und Spitzelgenossen des famosen Peukert wäre aber gar zu unvollständig, wenn wir nicht auch noch dieses Kapitel unseren Lesern vorführen würden. Einmal schildert es gar anschaulich, wie Herr Reust seine Polizeifäden in London angeknüpft hat. und dann ist es für unsere Genossen auch um deswillen interessant, weil die Art und Weise, wie Reust operirte, typisch ist für die traurig-frechen Gesellen von der Spihelzunft. Die Lehrmeister der Lockspitzel scheinen eine sehr gedankenarmselige Gesellschaft zu sein; der preußische Fusel und der kollegiale Umgang muß das bischen Verstand dieser wahr- hastArmen im Geiste" völlig ausgezehrt haben, denn überall und allezeit ist nach der hier geschilderten Schablone automatisch gearbeitet worden. Dave, ein belgischer Anarchist, war Ende 1879 in London mit Most in Verbindung getreten und hatte im November 1880 eine Reise nach Deutschland unternommen, um die Anhänger Most- und den Verlrieb derFreiheil" zu organisiren. Da aber Most von allen, Ansangßan von Spitzeln umgeben war, sie sogar in oas Expeditionspersonal derFreiheit" hatte eindringen lassen, so war die Berliner Polizei sowohl von der Reisetour Tavö's, wie von der Thalsache unterrichtet, wo und wann ein Kongreß der Most'schen Anhänger geplant sei. Davö wurde in Augsburg verhaftet und die zum Kongreß nach Frankfurt ge- reistenDelegirten" lheils dort oder auch schon unterwegs von der Polizei abgefangen. Es kam zu dem bekannten Hochverraths- prozeß Breudcr, Dave und Genossen, der Strafen in der Höhe von 13 Jahren Zuchthaus zur Folge hatte und in dessenZVerlauf der denn später erdolchte P o I i z e i r a t h Rumpfs als Züchter und Nährvater des Lockpsitzels Horsch entlarvt wurde. Dave war nach zehnmonatlicher Untersuchung zu 2>/s Jahren Zuchthaus verurtheilt worden, die er in Halle abüßte, und im November 1884 wieder nach London zurückgekehrt. Tort traf er mit Reuß zusammen, und seine Erlebnisse mit ihm schildert er im erwähnten Artikel, den wir unter Weglassung der nebensächlichen Breiten hiermit wiedergeben. Meine Beziehungen zu Charles Theodor Reust. .... Ter H...... Reuß ließ sich vor etwa scchszehn Monaten in derSocialist League" als Mitglied aufnehmen. Niemand kannte ihn dort, aber da er vorgab, ein Mitglied desKommunistischen Arbeitervereins" zu sein, was (wie sich später herausstellte) nicht der Fall war, so wurde er Kreuz-Zeitung " läse. Im Wüstensand dieser Jeremiade über den Parlamentarismus verlaust sich der Artikel, zu dem wir nur noch zwei Worte zu bemerken haben. Für den Parlamentarismus eine Lanze zu brechen, fällt uns nicht ein. Und wir geben auch zu, daß gleichzeitig mit dem Reich des Parlamentarismus auch das Reich der Staatsschulden begonnen hat. Allein daraus erhellt doch nichr, daß der Parka- mentarismus der Baier der Staatsschulden sei. Tie absolute französische Monarchie hat im 18. Jahrhundert drei Mal mehr Staatsschulden kontrahirt als das parlamentarische England. Das absolutistische Oesterreich hat drei oder gar vier Mal Bankrott gemacht, und das absolute Rußland wird augenblicklich nur durch seine Schulden vor dem Staatsbankrott bewahrt. Das möge dieKreuz-Zeitung ", die es beiläufig sehr wohl weiß, sich hinter die Ohren schreiben. Und zum Schluß noch eins: aus die finanzielle Mißwirth schaft und Misere des Königreichs Italien hinzuweisen, immer und immer hinzuweisen, ist gerade in diesem Augenblick eine brennende Pflicht, weil Jialien auf das deutsche Publikum ein Pump-Attentat beabsichtigt. Dieser» Attentat Vorschub zu leisten, war beiläufig der Zweck des Pindter'schen Versuchs, der deutschen Presse einen Maulkorb vorzubinden. Taschen zui Kammer 11, 29. Januar. Die Pelz Gewerbegericht Vorsitzender: Assessor v.Schulz. Sitzung vom Maschinennäherin Müller beansprucht vom Kürschnermeister Henze eine Lohnentschädigung in. Betrage von 32 M. Ter Beklagte behauptet, Klägerin sei zu Recht entlassen worden, nachdem sie am Tage vorher gekündigt worden sei. Sie habe seine Vertreterin(seine Braut) grob beleidigt. Unter a» deren, sei dieselbe von ihrfreches Frauenzimmer" genannt worden. Hierzu wurden mehrere Zeuginnen vernommen. Fest- gestellt wurde zunächst, daß diegrob Beleidigte", Fräulein Kindlein, thatsächlich in seiner Abwesenheit vertritt. Betreffs der groben Beleidigung konnte keine der Zeuginnen außer Fräulein Kindlein selbst etwas aussagen. Sie hallen entweder nur eingegenseitiges Geschimpfe" gehört oder garnichts. Aus den Aussagen ging hervor, daß Fräulein Kindlein's Autorität gelegentlich einer Kabbelei zwischen der Klägerin und einigen Arbeiterinnen angerufen wurde, ohne daß die Klägerin ihr Dazwischentreten beachten zu müssen glaubte. Dieselbe sah sie nichtfür voll an". Ter Streit zwischen Arbeiterinnen wurde so ein solcher zwischen der Klägerin und derVertreterin" des Be- klagten. Dieser brachte als zweiten Einwand gegen die Klage noch den, Klägerin habe die Arbeit verweigert. Die Verweigerung der Arbeit soll in einem öfteren Aufgucken von der Maschine bestanden haben, das Klägerin nicht unierließ, als Fräulein Kindlein sie zum Arbeiten aufforderte. Man war nämlich noch in der Hitze des Gefechts. Ter Gerichtshos verurtheilte den Be- klagten zur Zahlung der Klagesumme mit der Begründung, daß ihm der Nachweis nicht gelungen sei, Klägerin habe beharr- lich die Erfüllung ihrer aus dem Arbeitsverhältuiß hervor- gehenden Verpflichtungen geweigert und Fräulein Kindlei» grob beleidigt. Kammer III. Vorsitzender' Assessor C u n o. Sitzung vom 29. Januar. Tie Bausirma Roimarus n. Tetzel hatte dem Putz- meister Winter die Puharbcitcn aus einem ihrer Bauten über- tragen; für den Quadratmeter waren 80 Ps. vereinbart. Winter glaubte, mit seiner Kolonne nicht zur rechten Zeit fertig zu werde», und warb mitten im Akkord noch die Putzer Reichart und Kluckert an. Bei einer der letzten Abrechnungen stellte sich heraus, daß die Kolonne an Kostgeld(pro Tag 7 M.) schon mehr heraus hatte, als die bis dahin gefertigte Arbeit nach dem vor- einbarten Akkordpreis ausmachte. Bei der Schlußabrechnung mußte das natürlich wiederglatt gemacht" werden; es gab so wenig heraus, daß die nachträglich angenommenen Putzer Reicharl und Kluckert in der letzten Wochenicht aus ihren Lohn kamen". Sie verklagten deshalb Roimarus u. Tetzel aus Zahlung von 26 und 19 M. Die Beklagte wies nach, daß sie den mit Winter für die gcsammte Arbeil abgemachten Preis be- zahlt hat und bestritt den Klägern ihr angebliches Recht, von der Firma noch Geld zu verlangen. Die Kläger behaupteten, Winter habe ihnen 7 M. pro Tag versprochen, gaben aber zu, ohne weiteres angenommen. DieLeague" war da- mals jung, brauchte Kräfte und da Reust sich von vorn- herein willig zeigte, recht thätig zn sein, ivurde er in Bälde sogar in den V o r st a n d g e w ä h l t.') Einmal da, war es ihm ein Leichtes, bei den deutschen Soziali sie n Ein- gang zu s i ii d e n.a) Er ging zuerst, wenn ich nicht irre, zu der dritten Sektion,�) und kurz darauf kanr er zu der ersten Sektion des Kommunistischen Arbeitervereins. Nach und nach besuchte er sämmtliche in London vorhandene sozialistische Organisationen. Damals kannte ihu niemand unter seinem richtigen Naweu, er hieß für jedermannGenosse Charles Theodor". Zuerst trat er in derSocialist League" als Lehrer der englischen Sprache für deutsche Genossen aus. Etwas später begann er, sich denjenigen Leuten in freundschaft- licher Weise zu nähern, von denen er vermuthen konnte, daß sie mehr und genauer als andere in Parteiangelegenheiten eingeweiht waren. Bei derSocialist League" wurden die beiden Sekretäre, dann Genosse Scheu und einige andere, bei uns Neue, Trunk und ich(Dave) seine ausgewählten Umgaugssreunde. Im Mai 1835 wurde ich brieflich zu einer wichtigen und vertraulichen Zusammenkunft im Hotel Windsor am Strand ein- geladen. Neve hatte ebenfalls eine derartige Einladung erhalten; wir gingen also beide hin und trafen dort in einem Salon im y Angesichts solcher Geständnisse braucht man sich freilich nicht zu wundern, daß die Londoner Klubs von allem Anfange an ein wahres Nieselseld für Lockspitzclei'gewesen und bis zur heutigen Stunde geblieben sind. Der nächste beste Spitzellumpazi kommt und meldet sich zur Aufnahme; niemand kennt ihn. niemand kontrollirt ihn, niemand prüft seine Angaben er wird schlankweg aufgenommen und falls er was bei einem Spitzel doch ganz selbstverständlich ist sich als besonderswillig und eifrig" erweist, auch sosort aus einen Vertrauensposten gestellt. Uebrigeus darj man auch anderswo in Arbeitervereinen diese Lehre heute noch beherzigen. 2) Wen» Dave von deutschen Sozialisten hier spricht, meint er immer diesozialrevolulionären" anarchistelnden Mostianer oder die im Klub Autonomie organisirten Anarchisten Peulerl'scher Observanz. Infolge des Ausschlusses von Most aus der Partei aus dem Wydener Kongreß hatte sich der alte Marr'sche iiommu- nistische Arbeiter- Bildungsverein gespalten. In der ersten und drstten Sektion vereinigten sich die im Laufe der Jahre aus- getretenen oder ausgeschlossenenSozialrevolutionäre", die reinen" Mostianer schlössen sich in der ersten Sektion um Neue, Trunk, Dave rc. Unsere Genossen sind heute noch unter dem alten Namen in Tottenham Street 49 organisirt. gewußt zu haben, daß es für den Quadratmeter 80 Pfennig gab, also, daß es Akkordarbeit war. Sie wurden abgewiesen, weil sie gewußt hätten, sie träten in einen Akkord hinein. Die Be- klagte habe keine Verpflichtung gegen sie, wenn die Vereinbarung mit Winter erfüllt sei, was nachgewiesen ist. Die Kläger hätten eben Pech gehabt. Habe sie Winter benachtheiligt, dann könnten sie gegen den vorgehen. K a m m e r IV. Vorsitzender: Assessor W e l tz. Sitzung vom 26. Januar. Ter Einsetzer Strauß hatte seiner Zeit einen regulären Ver- trag(schriftlich) mit der Baufirma Heß u. Komp. geschlossen, in dem er sich verpflichtete, die Einketzarbeitcn auf einem be- st i m in t e n B a» zu bestimmten Akkordpreisen gut auszuführen, sich so viel Gehilfen zu nehmen, wie er brauche, deren Kranken- tassen- und Jnvaliditätsversicherungs-Angelegenheiteii auf eigene Rechnung zu regeln:c. Dann räumte der Vertrag der genannten Baufirma das Recht ein, bei schlechter Ausführung der Arbeit den p. p. Strauß ohne Kündigung entlassen zn können. Strauß stellte die ihm übertragenen Arbeiten fertig, worauf er noch andere Arbeiten für seine Austraggeberin ausführte, dann aber plötzlich entlassen wurde. Er klagte beim Gewerbcgericht auf Zahlung einer Lohnentschädiguug. Tie beklagte Baugesellschaft stützte sich nun aus jenen Akkordvertrag, gegen die Klage einwendend, durch denselben sei ja die Kündigung ausgeschlossen worden. Der Kläger trat diesem Einwände ganz richtig mit dem Bemerken entgegen, daß jener Vertrag nur die Arbeiten auf dem in Frage kommenden Bau in der Bergmannstraße angehe, daß sei» (Klägers) Weiterarbeiten bei Heß n. Komp. eigentlich das Ein- gehen eines neuen Arbeitsverhältnisses gewesen sei. eines Arbeits- Verhältnisses, in dem stillschweigend die gesetzliche Kündigung?- frist anerkannt wurde. Uebrigeus hätten zwischen der Fertig- stellung des betreffenden Akkordes und der späteren Beschäftigung für die Beklagte sogar einige Tage der Beschäftiginigslosigkeit gelegen, so daß schon aus diesem Grunde die Annahme eines neuen Ärbeitsverhälliiisscs Berechtigung hätte. Diese Auseinandersetzungen fanden nicht die Zustimmung des Gerichtshofes, die Mehrheit desselben war anderer Ansicht wie der Kläger . Derselbe wurde mit der Klage abgewiesen. Der Vorsitzende" gab als Grund des Urtheils an, der Kläger habe in einem fortlaufenden Arbeits- vcrhällniß bei der Beklagten gestanden, der.Kündigungsausschluß im erwähnten Akkordvertrag habe auch während der letzten Zeit der Beschäftigung des Klägers bei der Beklagten Geltung gehabt. (Das Urlheil und seine Begründung sind entschieden einer ganz salschen Beurtheilung der Sachlage entsprungen. Wie kann der Kündiguiigsausschluß in einem scharf umgrenzten Akkordvertrag nach Erfüllung desselben noch Geltung haben! Der Bericht- crstatter.) Kammer lll. Vorsitzender Assessor Fürst. Sitzung vom 30. Januar. Der Prozeß Heidemann und Genossen gegen den ehemalige» Schlächtermeister Röhn hatte dadurch ein Nachspiel, daß nun- mehr auch der in den damaligen Verhandlungen vielgenannte Töpfer, augeblich Töpfermeister, S a a tz für dieselbe Zeit eine Lohnentschädiguug gerichtlich geltend machte, für welche jene hinter dem TitelHeidemann und Genossen" verborgenen fl4 Töpfer eine solche erstritten haben. Wer unsere Berichte über den genanntenMonstreprozeß" gelesen hat. wird sich des That- bestaiidcs noch entsinnen. Die Kläger hatten auf einem Bau, den der Klempnermeister Thrun mit dem Gelde des Herrn Röhn auf einem Grundstück aufführen ließ, das er von Röhn gekauft, d. h. merschtendcels gepumpt hatte, gearbeitet. Eugagirt waren sie von S a a tz, der zu diesem Zwecke zumTöpfermeister" plötzlich sich entwickelt hatte. Vom 14. bis 28. Oktoberblieb die Arbeit auf dem fraglichen Bau liegen", aus Verankassung der Unteriiehmer. Am 28. war das Gnindsliick unter gerichtliche Administration gelangt, Nohn als Haupt- gläubiger desBesitzers". Thrun'wurde vom Administrator als dessen Vertreter installirt, unter seiner Aussicht wurde dann weiter gearbeitet. Dieausgesetzten" 14 Tage wollten die Töpfer bezahlt haben; wie gesagt, wurde der Anspruch vom Gericht an- erkannt. Die Kläger hatten sich gegen Röhn und nicht gegen Thrun oder Laatz gewandt, weil sie ihn für deneigentlichen" Bauherrn ansahen; diese Ansicht thcilte das Gericht. Für den Verurtheilte» hatte darauf zweimal Fabrikant Weigert die Restitutioiisklage erhoben. Er wurde jedesmal abgewiesen, weil die beigebrachten Urkunden nach Ansicht des Gerichts nicht ge- eignet waren, eine Restitutioiisklage zn begründen. Laatz, der Töpfermeister", wurde trotz der Anmeldung desGewerbes", trotzdem er auch sonst die Fornialitäten zu erfüllen getrachtet ersten Stocke des Hauses zehn oder zwölf Mann an. Es waren Sozialisten von allen Nationalitäten. Neuss eröffnete uns, daß ihm die Idee gekommen sei, um die Propaganda auf dem Kontinente besser unterstiitzen zu können, einen Zentral- bund zu gründen, dessen Mitglieder die Aufgabe haben sollten, die Korrespondenz zu zeutralisiren, dieselbe monatlich einmal auf den Kontroll- Bundestisch niederzulegen und darnach gemeinschaftlich zu handeln. Der Bund soll ein geschlossener, also ein geheimer sein/) 4) Diese revolutionäre Zentral-Korrespondenz scheint ein Lieb- lingsinventarstück aller Spitzelchefs zn sein. Der Pariser Polizei- präfekt Andrieux erzählt in seinenMemoiren", wie er in den 80er Jahren also um die gleiche Zeit diesen Plan ver- wirklicht habe: Er gab das Geld zur Gründung einer anarchistischen Zeitung, ließ einen Spitzel in die Redaktion wählen und alle Morgen in einer sog. Redaklionskonserenz die gesamnite Korre- spondenz vorlesen und besprechen. Louise Michel war bekannt- lich ebenfalls unter den daraus hineingefallenen Anarchisten. Spitzel Schmidt in Zürich trug sich mit dem gleichen Plane; aber er wollte die Mitglieder seines Geheimbundes auch noch phoiographirl wissen; nicht blos ihre Korrespondenz, auch ihre Visagen sollten der Polizei überantwortet werden; Schröder und Kaufmann hatten bekanntlich die Korrespondenz in ihre fände zu leiten verstanden. Auch der ehemalige Berliner tudent Nonne trug sich in Paris mit der gleichen Idee. Als 1884 ein Studiengenvsse ihn in Paris aufsuchte(und von ihm bei der Gelegenheit auch zu Ober minder geführt wurde), entwickelte Nonne ganz den gleichen Plan: in den sozialistischen Zeitungen wieSozialdemokrat":c. könne man doch die internen Partei-Angelegenheiteir nicht besprechen, zur Beförderung der inter­nationalen Revolution wäre daher eine geheime Gesellschaft nothwendig, in deren Hände die Korrespondenz aus allen Ländern zusauimenlausen sollte. Nebenbei mag erwähnt werden, daß dieser selbe Nonne es auch war, der 1879 in Berlin die erste revolutionäre Geheimdruckerei mitgründete und das erste Flug. blatt initfabrizirle und den Vertrieb arrangirte, wofür dann der Drucker und ein Student zu 11 bezw. 8 Monaten Gefängniß verurtheilt wurden, während Nonne selbstverständlich rechtzeitig nach Paris abgereist war. Als Nonne durch die Enthüllung desSozialdemokrat" für die Parteispionage unmöglich geworden war, scheint seine durch jahrelangen Aufenthalt in London und Paris erworbene Personalkenntniß unter den ausländischen, besonders russischen Revolutionären als eine sehr werthvolle Eigenschaft betr,sion aus- worden zu sein. Denn von nun ab sehen wir. wie Reußne Arbeits- Wilhelmstraße, so auch Nonne eine Sprosse höher stei