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Br. 118. 31. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

Die Berliner Holzindustriellen

und der 1. Mai.

Freitag, 1. Mai 1914.

Vertragsbruch! Wenn der Arbeitgeberschutzverband der Buchbinder solchen Gehilfen, die die Ausstellung besuchen glaubt, mit diesem Trick sich über die Nichtbefolgung der Ver- wollen, unter Fortzahlung des Lohnes einige Tage Urlaub zu tragsbestimmungen seiner Mitglieder hinwegseßen zu können, gewähren. dann irrt er. Der Holzarbeiterverband wird sich seine Rechte zu wahren wissen.

Berlin und Umgegend.

Zum Kampf der Steinarbeiter.

willigen finden werden.

Ausland.

Achtung, Steinarbeiter! In der belgischen Probing Liège ( Lüttich ) haben am 10. April 1352 Steinarbeiter die Arbeit nieder­gelegt, weil die Unternehmer die Tarifpreise willkürlich herunter­Seit einigen Jahren haben sich die Holzindustriellen festen. Die Unternehmer find bereits abgereist, um Arbeitskräfte Mühe gegeben, in ihrer Stellungnahme zum 1. Mai den Nach sechswöchiger Dauer ist der Kampf der Steinarbeiter aus dem Auslande herbeizuziehen. Sicherem Vernehmen nach sollen Scharfmachern der Eiſenindustrie nachzueifern. Während im wieder in das Verhandlungsstadium getreten, nachdem die Unter- fie zurzeit in Schlesien und Bayern sein. Wir ersuchen alle Stein­Jahre 1905 noch eine Vereinbarung mit dem Obermeister nehmer von ihrem alles ablehnenden Standpunkte zurückgetreten arbeiter dringend, dafür besorgt zu sein, daß fie hier keine Arbeits­Rahardt möglich war, nach der die Arbeiter, um Diffe- find. Die Verhandlungen finden am Donnerstagabend statt. Internationales Sekretariat der Steinarbeiter. renzen wegen des Feierns am 1. Mai zu vermeiden, ihre Ar- Einer besonderen Erwähnung ihrer Kampfesweise bedarf die beitgeber verständigen sollten, daß sie am 1. Mai nicht Firma Breitkreuz, Grabsteingeschäft in Neukölln, Hermann­Der Bergarbeiterkampf in Amerika . zur Arbeit kommen würden, ist seit 1908 auf die Maifeier eine ftrage 72 und 112. Dort glaubt man die ihres Amtes waltenden Die Mißstimmung über die unnachgiebge Haltung der Rode­Aussperrung in mehr oder weniger größerem Umfang erfolgt. Streifpoften als Tagediebe und Rumtreiber bezeichnen zu können. Die Unternehmer im Holzgewerbe werden gedrängt von den Auch ein Arbeitswilliger sucht die Streifposten nach Möglichkeit zu fellers gegenüber den streitenden Coloradobergleuten ist allgemein. Scharfmachern der übrigen Arbeitgeberverbände, insbesondere provozieren; doch hüten sich diese, die gesetzlichen Grenzen zu über Die Arbeiterorganisationen halten täglich mehrere Versammlungen schreiten. Im übrigen sucht die Firma ihre Arbeiten mit derer im Baugewerbe, durch schärferes Vorgehen die allgemein ben Lehrlingen zu bewältigen, die jetzt eine Arbeitszeit von 5 Uhr ab, in denen auf das schärffte gegen das Verhalten der Rockefeller im Holzgewerbe übliche Arbeitsruhe am 1. Mai zu verhindern. morgens bis 8 Uhr abends zu absolvieren haben. Einer derselben protestiert wird, aber auch außerhalb der Arbeiterschaft Bor zwei Jahren glaubten die Berliner Holzindustriellen ist erst vier Wochen in der Lehre. Könnte hier nicht die Aufsichts- ist die Erregung groß. in dem Wegbleiben der Arbeitsvermittler des Holzarbeiter- behörde eingreifen? Zentralverband der Steinarbeiter, Ortsverwaltung Berlin . berbandes vom paritätischen Arbeitsnachweis einen Ver­Telephon: Amt Morigplag 11871. tragsbruch" erblicken zu müssen. In diesem Jahre suchen fie mit Hilfe der Scharfmacher im Baugewerbe die Feier Aus dem Fleischergewerbe. Der Hackepeterinhaber und Restau­des 1. Mai selbst als Vertragsbruch zu kennzeichnen. Zu rateur Rüsting, Neutölln, Hermannstr. 210, weigert sich, den diesem Zwed wollten sie das Einigungsamt bereits vor dem Tarifvertrag der Organisation anzuerkennen. Die Organisation 1. Mai benutzen, das Einigungsamt, das wohl für Beilegung für organisierte Fleischergesellen hat über den Betrieb die Sperre bon Differenzen aus dem Vertrag bestimmt ist, aber bei verhängt. Desgleichen find gesperrt: Pirnaus Hadepeter, Gr. solchen Anlässen von den Arbeitgebern faum beachtet wird. Frankfurte: Straße 106 und Troche, Schönhauser Allee 72. So schweben zwei Differenzen bereits über ein halbes Der Restaurateur und Hadepeterinhaber Karl Rübe, Jahr, die vom Einigungsamt erledigt werden müßten. Die Kommandantenstr. 72, hat den Tarifvertrag anerkannt. Die Sperre Die Tariffommission. Herren Arbeitgeber hatten bisher jedoch weder Zeit noch ift dort aufgehoben. Bertreter, vor dem Einigungsamt zu erscheinen. Plötzlich foll nun über den 1. Mai zu Gericht gesessen werden;

Deutsches Reich .

Eine bemerkenswerte Demon­stration veranstalteten die Mitglieder eines liberalen Klubs in New York vor dem Gebäude der Standard Oil Company. Sie zogen schwarz gekleidet unter Borantragung einer schwarzen Fahne, in deren Inschrift gegen Rockefeller jr. protestiert wurde, vor das

Gebäude und blieben längere Zeit, umringt von einer ungeheuren Menschenmasse, davorstehen und entfernten sich wieder, ohne daß von ihrer Seite ein Wort gefallen wäre.

Die Lage im Streifgebiet ist trop der Vermittelung des Gon­berneurs sehr ernst. Im Laufe des vorgestrigen Tages fam es zu einem heftigen Kampfe zwischen den Bergarbeitern und der Miliz, der den Charakter einer förmlichen Schlacht trug. Die Miliz fuhr Artillerie gegen die Streifenden auf, von denen vier getötet und sechs verwundet wurden. Zu einem weiteren Kampfe tam es, als Streifende einen Zug, in dem

Für die Maler in Marburg ist auf dem Wege der friedlichen innerhalb zwei Tagen soll die Sigung stattfinden. Als der Verhandlung ein Tarifvertrag auf drei Jahre abgeschlossen worden, fich Milia befand, zum Entgleisen bringen wollten. Hierbei wurde Holzarbeiterverband in dieser kurzen Zeit die Vertreter für der eine Erhöhung des Stundenlohnes von 7 Bf., verteilt auf die ebenfalls ein Bergarbeiter getötet und sechs ber= das Einigungsamt nicht stellen konnte, haben die Unternehmer drei Vertragsjahre, bringt und Mindestlöhne von 48 Pf. für Ge- wundet. den Vorsitzenden des Gewerbegerichts, Herrn Magistratsrat hilfen über 20 Jahre und 42 Pf. für solche unter 20 Jahren vor­

von Schulz, au dem ungewöhnlichen Verfahren veranlaßt, ſicht. Es iſt dies der erſte Zarif im Marburger Watergenere Stadtverordnetenversammlung.

Gegen die Verlegung der Gemüse- und Obst- Großmarkthalle

In die Empfangstommission für ben Besuch von Ber­

tretern der Stadt Wien in Berlin werden durch Zuruf 5 Mit­glieder der Versammlung gewählt. In die Armendirektion ist neben Frau Gerndt ein weiteres weibliches Mitglied zu wählen. Borgeschlagen sind: Die verwitwete Frau Reftor Biewerenz, Spenerstr. 21, und Frau Henriette May , Königgräßer Str. 97. Gewählt wird die erstere mit 49 gegen 39 Stimmen.

eine Erklärung der Herren zu Protokoll Die Unternehmer lehnten in früheren Jahren jede Verhandlung zu nehmen, daß sie das Feiern am 1. Mai mit dem Verband ab, das geschlossene Vorgehen der Arbeiter brachte 15. Sizung vom Donnerstag, den 30. April 1914, nachmittags 5 Uhr. sie zur Aufgabe ihres bisherigen Standpunktes. als Vertragsbruch betrachten. Vorsteher Michelet eröffnet die Verhandlungen nach Die Krefelder Samtappreturarbeiter haben ihre im März an 5% Uhr. Seit 25 Jahren gilt in der Holzindustrie der 1. Mai als In den Krefelder Feiertag und in dieser Zeit ist die Feier stets durch Arbeits- gefangene Lohnbewegung mit Erfolg beendet. Der Ausschuß für die Vorlage betr. das neu zu errichtende ruhe begangen worden. Die Unternehmer hatten sich damit Ausrüstungsanstalten bestehen Staffellöhne, die mit den Jahren städtische Medizinalamt ist gewählt und hat sich konstituiert; zu abgefunden. Es sind inzwischen wiederholt Berträge mit dem fteigen. Die Löhne der Nauher, Scheerer, Senger, Reiniger betrugen feinen Mitgliedern gehören auch die Stadtvv. Fröhlich, Paul bis jetzt im ersten, zweiten, dritten, vierten Jahre nach beendeter Arbeitgeberschusverband für die Holzindustrie abgeschlossen, Zehrzeit 18, 20, 28, 26 M., nach zurüdgelegtem 24. Lebensjahre Schulz, Wurm und Dr. Weyl( Soz.). fo 1907, 1910 und 1913. Doch ist niemals bei den 27 m. Die Löhne wurden in allen Staffeln um eine Mark erhöht. find neuerdings zahlreiche Petitionen eingegangen. Iangwierigen und eingehenden Verhand. Ebenso wurden für alle Arbeiterinnen über 16 Jahre die Löhne um Iungen die Frage der Maifeier berührt eine Mark erhöht. Diese betragen jest 10, 12,50 M., 15 9. und worden. Hiernach muß die Maifeier, die nun traditionell 16 M. Für die Arbeiterinnen, die neu in die Branche eintreten, aber im Holzgewerbe geworden ist, ganz losgelöst vom schon das 19. Jahr zurückgelegt haben, erhöht sich der Anfangslohn Die Arbeitszeit wurde um eine Stunde verkürzt Bertragsverhältnis der Parteien betrach um eine Mart. und beträgt jetzt für alle Beschäftigten 58 Stunden wöchentlich. tet werden. Ueberstunden dürfen höchstens zwei am Tage gemacht werden, jedoch Für die Haltung der Holzindustriellen in diesem Jahre nicht an Montagen und Zagen vor Sonn- und Festtagen. An den ift neben dem Drängen der Scharfmacher im Baugewerbe auch Berhandlungen nahmen auch die Chriftlichen teil, trotzdem sie feine die Unzufriedenheit einer größeren Anzahl Unternehmer im Forderungen gestellt hatten. Die Verhandlungen selbst wurden glatt Holzgewerbe mit dem Vertrag maßgebend. Die Herren wolfen und rasch geführt. Die Krefelder Unternehmer scheinen doch aus wohl einen Vertrag, der aber nicht ihnen, sondern nur den dem vorjährigen Färberkampf gelernt zu haben. Arbeitern Verpflichtungen auflegt. Am 1. März war nach Polizeiliche Neberwachung der Gewerkschaftsversammlung. Am wiesen werden. Der Petent nimmt Bezug auf das Vorgehen der den Bestimmungen des Vertrages eine Erhöhung der 27. April fand in Dresden eine öffentliche Schneiderversammlung Staatsbehörden gegen die Präparandinnenanstalt von Hoch und Stundenlöhne um 2 Pf. und eine Affordpreiserhöhung um ftatt, die polizeilich überwacht wurde. Der Polizeibeamte verlangte gegen die Volksschullehrerinnenseminare von Ulrich und Vogler, um 3 Proz. fällig. Diese geringe Lohnerhöhung hat ein Teil vom Wirt den Aushang des Militärverbots, worauf der Wirt den wodurch ihm die Möglichkeit genommen fei, seine Tochter zur Die Versammlung mußte Boltsschullehrerin ausbilden zu lassen. der Unternehmer, unter denen sich namhafte Vertreter des Versammelten den Saal verweigerte. Referent ist Stadtv. Imberg( N. 2.). Er bemerkt, daß die ge­Borstandes befinden, rebellisch gemacht. Erst nach Wochen darauf nach einem anderen Lofal verlegt werden. Aber auch und dann auch dorthin folgte der Ueberwachungsbeamte. Da es sich um eine rein nannten Anstalten noch existieren, insofern also die Petition nicht war es dem Holzarbeiterverband möglich gewerkschaftliche Versammlung handelte, in der nur wirtschaftliche ganz auf richtigen Voraussetzungen beruhe. Es könne aber immer­erst nach Einstellung der Arbeit in einer Reihe von Betrie Fragen erörtert wurden, ist diese polizeiliche Maßnahme ein Ver- hin später auf diesem Gebiete ein Notstand eintreten. Der Ma­ben, die Vertragslöhne durchzudrücken. Noch hat eine nicht stoß gegen das Reichsvereinsgefes, gegen den die Organisations- gistratsvertreter habe für diesen Fall Waßnahmen der Stadtver geringe Zahl von Unternehmern bis heute, also zwei Monate leitung der Schneider Beschwerde führen wird. nach dem Fälligkeitstermin die Vertragslöhne nicht gezahlt, Besuch der Buchgewerbeausstellung durch Arbeiter. Die Ham- Stadtv. Dr. Knauer( N. 2.) wünscht, daß der Magistrat mög was unzweifelhaft Vertragsbruch ist. burger Filiale des Buchbinderverbandes hat beschlossen, den Mit- lichst bald damit vorgehe. Ein Ersatz für diese Anstalten müsse gliedern, die die Buchgewerbeausstellung in Leipzig befuchen, eine irgendwie geschaffen werden, wenn es das ebelwollen der Re­Reiseunterſtüßung zu gewähren. An die Unternehmer soll das gierung gegen Berlin dahin gebracht habe, diese legten noch übrig Ersuchen gerichtet werden, im Interesse der fachlichen Weiterbildung gebliebenen Privatinstitute unmöglich zu machen.

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Da kommt der Vorstand des Arbeitgeberschutzverbandes nicht um seine Mitglieder zu rügen, sondern erklärt die seit 25 Jahren bestehende Maifeier für

Kleines Feuilleton. Mairuf.

Benn du im Mai die Arbeiter heimkehren stehst und die Frauen und Mädchen der Fabrik, möchtest du aufbrüllen:

Brüder, Schwestern, so schaut doch um euch! Greift mit euren gequälten Händen

in das Geblühe der jungen Bäume,

padt die frohe Erdenlust

preßt sie wie Trauben

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und schlürft den füßen Wein in euch! Nehmt doch den Frühling mit in die Werkstatt­er wird euch prebigen:

Um mich müßt ihr fämpfen!

Die Petition eines Omnibusschaffners wegen Schaffung von Einrichtungen in der Stadt Berlin , welche die Ausbildung von Volksschullehrerinnen ermöglichen, soll nach dem Antrage des Petitionsausschusses dem Magistrat als Material über­

waltung in Aussicht gestellt.

mit dem Weltenwert. Den Mai der Zeiten bereiten wir. Wir, bie| nerische überwiegt in seiner Veranlagung; vielleicht ist er ein wenig Unzähligen! Näher bringt ihn jeder Mai. Und höher flammt in dünn. Aber keinesfalls ist er etwas anderes als das, wozu ihn jedem Mai der Lebensglaube, der Lebensdrang, errungen, erzwungen die Natur bestimmte. Darum wirkt er wie eine Erfrischung in­in zähem Trop. Aus dunklen Massen lobert es hell, heilig- rot, mitten all dieser Verlorenen, inmitten all dieser Toren, die durch­jubelnd aus jeder Bruft genährt. Und die Waffenflamme singt und aus etwas leisten möchten, wozu sie nicht berufen wurden.

tönt: Kein Mai umsonst!

Kampferwarten ist unser Mai. Und Kampferinnern! Kampf ist uns höchste Lebensfreude; die feiert ihr Fest am ersten Mai. Die Freude sorgt: tein Mai umsonst! Und wo sie feiert, gewinnt das Leben. Was dem Erinnern sie vertraut, ist ein lebendiges Bau­gestein. Das wächst und wächst, in Jahren geschichtet, und tönt und singt in wachsender Macht: es steigt der Bau, und jede Schicht gilt! Ilmsonst tein Stein! fein Mai umsonst!

Die Große Berliner Kunstausstellung. Es kann nicht be­ateifelt werden, daß die diesjährige Ausstellung einen ziemlichen Rückschritt bedeutet. Mit schmerzender Plumpheit drängt sich einem beim Durchwoandern dieser 50 Säle das Zwecklose all dieser Bilder und Steinfiguren entgegen. Welch eine Vergeudung von Kraft, Zeit und sogenanntem Idealismus. An ganzen Reihen kann man vorbeigehen, ohne auch nur einmal sich angehalten zu fühlen; man wird schließlich stumpf, verärgert und fast berefelt.

rbr.

Das Mirakel im Zirkus Busch. Das Theater der Fünftausend, das Reinhardt erstrebt, wurde Donnerstag wieder einmal provi­sorisch eröffnet. Im Zirkus Busch ging das Mirakel vor sich, die von Reinhardt inszenierte, von Vollmöller verfaßte und von Humperdine komponierte Pantomime, die in London vor Jahr und Tag ihre Premiere erlebte und inzwischen in der Provinz hier und da aufgeführt wurde. Reinhardts Entwickelungsgang mußte bei der Zirkuspantomime enden: die Regie der Massen und die mit allen Künsten durchgeführte malerische Inszenierung fönnen nur hier voll entfaltet werden. Aber was im einzelnen zur Be­lebung des Wortdramas willkommen sein mochte, das versagt, in affe genossen, berselbständigt und zur bloßen Quantität gesteigert, auf die Dauer. Man fennt aus dem Zirkus- Dedipus und aus dem Spiel von Jedermann, dem wenigstens das Wort noch nicht fehlte, die Möglichkeiten Reinhardtscher Künste. Im Miratel wiederholten fie sich bis zur Ermüdung: das Spiel der hundertfach flehend, drohend oder zujubelnd erhobenen Hände, das Strömen von Waffen, die bewegten Festzüge, der zusammengeballte Menschenknäuel- berschwommenes Dunkel und Blißbeleuchtung.

Der Zirkus ist in eine hohe Kathedrale verwandelt, durch bunte

Max Barthel . Die Bäume stehen wieder in Laub. Kein Mai umjonit! Der schlichteste Handwerker, der ein Stück Eisen technisch ein­Sprießende Nanten hängen und wehen. Junger Blätter Millionen wandfrei zu hämmern oder zwei Hölzer richtig zu verleimen weiß, leuchten. Unter Stürmen sind sie erwacht. Jeber Mai löst sich aus nützt der Kultur mehr, als diese zwedlosen Vergeuder von Farbe Kämpfen. Jeber Mai fühlt Siege voraus. Wer ringen muß, bringt und Leinwand. Macht doch endlich Schluß mit diesen Diebstählen Kirchenfenster fällt gedämpftes Licht, Weihrauch rollt, fromme Ge­ihm ins Herz. Der Mai, der ringende Mai, pocht fühn im Herzen an unseren und euren Tagen. Kunst hat nur dann einen Lebens- fänge ertönen. Bolmöller hat den alten Legendenstoff von dem zwed, wenn sie Kräfte zu erweden vermag, wenn sie aus Kraft Rönnlein verarbeitet, das dem Kloster in Weltlust entsprang und der Proletarier der Welt. Der ringende Mai ist das Maß der Natur. Sie miẞt an ihm wuchs. Durch Kunst sollen die Menschen sich über sich selber hinaus- unheil und Verderben in die Welt streut, und von der gütigen Sünderin Dienst tut, bis sie reueboll zurüdfehrt. Gottfried Seller ihren Jahressieg. Wieder warf sie den Winter. Abermals hat der reden. Im Dioabiter Glaspalaft schläft man ein, man verdämmert. Mutter Gottes, die von ihrem Boftament herabsteigt und ber mächtige Wille ihres Werdens sich durchgesetzt. Grün rauscht sie auf. Es ist eine Qual, fich durch diese Räume schleppen zu müssen. Ginige Kollektionen verdienen es, aus all dem Gleichgültigen und Anatole France haben auch fromme Legenden neu gedichtet, hervorgehoben zu werden: Albrecht aus Königsberg, Claren aber wie ganz wissen sie uns menschlich zu paden oder durch ihre wie zwölf Monde zuvor. Ein uraltes Bild, scheinbar fiets gleich, und boch nie dasselbe. Denn Neues entwickelt jeber Mai. Wir sehens nicht, ba ch aus Düsseldorf und Brandis aus Aachen . Brandis ift feine Ironie uns die alten Stoffe doch nahe zu bringen. In aber doch ist es da. Der Drang nach Neuem lebt in ihm und bürgt der Schwächste von diefen Dreien; er malt mit sauciger Geschid biefem Mirakel erleben wir nicht das einzige Wunder, das uns dafür. Für Kleinstes dankbar, fammelt und sichert er, was in den lichkeit alles, was ihm vor den Binsel kommt; er pußmachert mit noch erlösen könnte: die Lebendigwerdung des Alten. G3 bleibt Und das Verborgenfte gilt. Eines grellen Farben modisch und gefällig. Clarenbach hat bon jeber die bei katholischer Kirchenstimmung, und bei einer Fülle von bunten Jahren heimlich anwuchs. Lages wird seine Straft offenbar. Im Größeren dann, das fichtbar landschaft erlebt. Früher sah er, he flächig und fast entmateriali Bildern, die uns auch als Regieleistung betrachtet, nicht immer ge­baut. Mai, neuer Mai, ström' in das Berben wiederum die volle fiert in einem grün- weißlichen Sicht; heute ist er derber, er sucht lungen vorkommen. Wer diese Schauftüde zum erstenmal fiebt, Straft! Bas wir bergen an edelstem Gut, wir, die Bedrängten: in die Tiefe des Raumes, er Zanaliſiert seine Bilder durch Alleen von ohne Reinhardte frühere Leistungen zu kennen, dem wird gewig Bäumen, er strebt auch nach einer schweren und fast bunten Farbig- manches imponieren: wie die Heilung des Gichtbrüchigen, hübsche Die Mufit Humperdinds ist au feit. Er scheint ein wenig sich selber zu verlieren; aber er bleibt Kinderreigen, die Richtszene. beinen Lichtstrom tragen wir's, die Kämpfenden, wir! Alles Schwache doch trotz alledem ein Maler. modern und opernhaft schwer; das ewige Glockengebimmel, das Wir sammeln, wir sammeln millionenfach. Albrecht, der Stadtkollege Dettuvanns, erfreut durch seine immer wieder an das Kloster gemahnen soll, verstimmt auf die ftoßen wir weg, bis es verjinkt. Alles Starle pflanzen und nähren wir. lleber die Welt zieht unser Pflug, über die Welt weht unfere feusche Reinlichkeit; er ist ein schlichter Bandwanderer, ein empfind Dauer. Saat, überall auf der Welt heizen wir Gluten, greifen, paden wir famer Mensch, dem ein Grashalm etwas zu sagen hat, und ber Schalterhebel, bak Räder sausen, riefige Räder. Wir wachsen herauf ein Salatblatt mit leuchtenden Augen ansehen muß. Das Beich- wenige hervorzuheben. Mary Dietrich stattete die Roune mit

Aus dem Riefenanfgebot von Mitwirkenden find nur einige

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