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Mr. 118. 31. Jahrgang.

Reichstag .

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

245. Sigung. Donnerstag, den 30. April, mittags 12 hr.

Am Bundesratstische: Delbrüd, kraette.

Die mecklenburgische Verfassungsfrage.

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Freitag, 1. Mai 1914.

wahr! bei den Sozialdemokraten.) Jedenfalls ist unrichtig, daß es bei dieser Gelegenheit fertig bringt, eines der wesentlichsten die föderativen Grundlagen des Reichs erschüttert würden, wenn Rechte des Reichstages preiszugeben, ist in der Tat bemerkens­unsere Interpellation angenommen wird. Im Gegenteil, fie wert. Es ist eines der wesentlichsten Rechte des Reichstages, den würden gestärkt. Die Formel von den föderativen Grundlagen hat Bundesrat vorwärts zu treiben, und der Chef des Fürst Bismard nur erfunden, um den Einfluß Preußens im Reich Zentrums will dem Reichstag dieses Recht bestreiten.( Hört! hört! zu erhalten. Lassen Sie sich durch diese Formel nicht beirren. Die bei den Sozialdemokraten. Lachen im Zentrum.) Die traurige föderativen Grundlagen des Reichs fordern gerade, daß die ver- Haltung der Konservativen fann ja nicht überraschen, fic faffungsmäßigen Grundlagen Medlenburgs und Preußens in Ein- erklären die Einführung des Reichstagswahlrechts als eine Er­flang gebracht verden mit denen des Reichs. Der Staatssekretär niedrigung.( Lebhaftes Hört! hört! bei den Sozialdemo­des Innern hat seinerzeit zugegeben, daß die Zuständigkeit des traten.) Und nun die Liberalen! Ihre eigene Forderung, Auf der Tagesordnung steht zunächst folgende Inter- Reichs über allen Zweifel erhaben ist, es sei nur eine Frage der die wir erheben, erklären fie für nicht praktisch! Wie wollen Sie bellation Albrecht und Genossen( Soz.): politischen Zweckmäßigkeit. Diese ist jetzt gegeben, da nicht die denn Ihr Jdeal in Mecklenburg erreichen! Glauben Sie, die Ist der Reichskanzler bereit, dem Reichstag einen Bergeringste Aussicht besteht, auf Jahrzehnte hinaus, daß in Medlen Ritterschaft wird es Ihnen auf dem Präsentierteller entgegen­fassungsentwurf für die medlenburgischen Großburg eine neue Verfassung Eingang findet, die dem Volte auch bringen? Das eine hat diese Debatte flar gezeigt: Also die politische herzogtümer vorzulegen, in dem für die Wahlen zur Bolts- nur die Spur eines Ginflusses gibt. Für das mecklenburgische Volt gibt es keine Rettung außer durch die Sozialdemokratie. vertretung das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht Situation verlangt, daß das Reich eingreift. Die vorgesehen ist. medlenburgische Verfassung ist ( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Die Liberalen wollen sich mit der Forderung einer Volksvertretung in Medlen­burg begnügen. Wie eine solche Bolfsvertretung" aussehen würde, wissen wir ja, nennt man ja pie Bürgermeister im Landtag auch eine Bertretung des Voltes". So berhöhnt man die Liberalen und sie fordern den Spott ja geradezu heraus. Die Debatte hat deutlich gezeigt, daß der Reichstag in seiner jezigen Zusammen­fegung fein& attor ist, der Macht wünscht, sondern er ist lediglich eine Schwabbude!( Vizepräsident Porsch ruft den Rebner für diesen Ausdrud zur Ordnung.) 8u einem wirklichen Machtfaktor fann der Reichstag nur werden durch die Sozialdemo=. tratie!( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Die Debatte ichließt. Nach debatteloser Erledigung einiger Rechnungssachen folgt die erste Beratung des Gefeßentwurfs betr. Postdampfschiffsverbindungen mit überfeeischen Ländern.

Staatssekretär Delbrüd erklärt sich bereit, die Interpellation heute zu beantworten. Zur Begründung der Interpellation erhält das Wort

Abg. Dr. Herzfeld( Soz.):

Das medlenburgische Staatsrecht fennt nur politische Rechte bon Grund und Boben, nicht aber politische Rechte von Staatsbürgern. Daß das medlenburgische Grundgefeß gegenüber allen gefellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, die Europa inzwischen erfahren hat, nach Jahrhunderten noch immer besteht, fann man nur dadurch erklären, daß die Reichsgewalt es aufrecht erhalten hat. Auch bei der Gründung des Nord­deutschen Wundes und ebenso bei der Gründung des Reichs war in Mecklenburg eine starte Strömung vorhanden, die die Aufnahme in das Reich nur unter

die Machtlosigkeit des Staatsoberhauptes

eine politische Schmach für Deutschland . ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Es gibt in ganz Europa fein Land mehr, wo die gesamte Bevölkerung vollständig von jedem Anteil an der politischen Macht ausgeschlossen ist. Wir haben den mecklenburgischen Machthabern lange genug Gelegenheit gegeben, die Grundlagen ihres Landes denen des Reichs au affimilieren. Sie haben es nicht getan und werden es nicht tun, sie wollen die Herren im Lande sein. Nur das Reich hat die Möglichkeit, ihre Macht zu brechen. Schließen Sie sich unserer Interpellation an.( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Staatssekretär Dr. Delbrück:

Der Standpunkt der Verbündeten Regierungen zur medien­burgischen Verfassungsfrage ist in diesem Hause wiederholt dar­gelegt worden. Ich selbst habe zuletzt Ende 1912 die Ehre gehabt, hierüber Ausführungen zu machen. Der Standpunkt der Re­gierung hat sich seitdem nicht geändert. Der Herr Reichs­fangler ist daher in voller Uebereinstimmung mit der Auffaffung sämtlicher Bundesregierungen nicht in der Lage, der in der Interpellation gegebenen Anregung zu entsprechen.( Bravo ! rechts.) Mecklenburgischer Bundesratsbevollmächtigter Freiherr v. Brandenstein:

Abg. Dr. Spahn( 3.):

fionen verlangt.

Staatssekretär Dr. Delbrück:

02100

Aufhebung der mittelalterlichen Verfassung Während in den fast 30 Jahren des Bestehens der Dampfer­wünschte. Das Reich entschied sich aber ohne jede Aenderung der fubventionen die Beihilfe des Reiches von 4 Millionen auf über Verfassung für die Aufnahme von Mecklenburg . Jahrzehnte hindurch 6 Millionen jährlich gestiegen ist, verlangt der vorliegende Entwurf sind dann alle Wünsche auf Aenderung der Verfassung vom nur 1 300 000 m. jährlich. Es liegt das an der veränderten wirt­Bundesrat abgelehnt worden, zum legten Male noch wieder am schaftlichen Lage. Im Jahre 1886 galt es, die Grundlagen für 11. Januar 1910. Jn Medlenburg selbst versuchten die Groß­einen regelmäßigen Dampferverkehr nach Ostasien zu schaffen und herzöge eine Verfassung zu schaffen, aber Entwurf für Entwurf awar in Sonkurrenz mit ausländischen hoch subventionierten Linien. wurde abgelehnt, obwohl jeder neue Entwurf immer weiter Die großherzoglich mecklenburgische Regierung steht, wie Nach der glänzenden Entwidelung unseres Verkehrs nach Ost­von dem Ziele abrückte, einen Landtag zu schaffen, an dem alle früher, so auch heute auf dem Standpunkt, daß ein Eingreifen asien und bei der steigenden Rentabilität des Lloyd muß der Teile der Bevölkerung teilnehmen, einen von Standesinteressen los- des Reichs in die Verfassung eines Einzelstaates nicht er- Bersuch gemacht werden, diesen Verkehr ohne Subvention gelösten Landtag. Da jede Vereinbarung ausgeschlossen ist, wünscht ist. Dr. Herzfeld wandte sich gegen die Steuerreform aufrecht zu erhalten, um so mehr als der Norddeutsche Kloyd fich und die Reichsregierung ein Eingreifen ablehnte, riet das Ministerium in Medlenburg. Diese Steuerreform entspricht ganz den dazu bereit erklärt. Freilich verzichtet das Reich dabei auf das dem Großherzog im Dezember 1912 eine Verfassung zu oftrogieren. preußischen Ginkommen= und Ergänzungs- Recht der Tarifgenehmigung. Aber in den letzten zehn Jahren Die Ritterschaft ließ fich aber nicht einschüchtern, weil sie wußte, it euern, bedeutet also einen wesentlichen sozialen Fortschritt find alle dahingehenden Anträge des Lloyd genehmigt worden, aber daß die Reichsgewalt hinter ihr steht. Auf staatsrechtliche gegenüber dem bisherigen Zustand. Die Eisenbahnverhältnisse in bie erhöhten Tarife haben sich unter der Wirkung der Konkurrenz Tüfteleien tommt es dabei nicht an, sobald die Reichsgewalt er. Medlenburg stehen nach meiner Ansicht durchaus auf der nicht halten fönnen. Der Ostasiatische Verkehr wird also, flärt hätte, fie sei mit der Oktrohierung einverstanden, so wäre die Höhe. Der Sachverhalt im Falle Malzahn ist doch anders. wie die Regierung glaubt, auch ohne Subvention aufrecht erhalten alte Verfassung aufgehoben worden. Die Reichsgewalt erklärte Richtig ist, daß Herr v. Malzahn sich zu der unberechtigten Aeuße- perden können. Anders steht es mit der Australischen Linie. sich aber gegen die Oftrohierung, und deshalb unterblieb sie. Da Die Regierung in Mecklenburg nicht mehr die Mittel zu einer ordent- rung hat hinreißen lassen:" Von einem so jungen Manne lasse Diese muß entweder aufgehoben oder den englischen Linien eben­ich mich nicht bernehmen." Und richtig ist auch, daß auf Ver- bürtig gemacht werden. Dazu würde aber statt der bisher für lichen Verwaltung hatte, wurde ein nochmaliger Versuch mit einem anlassung des Chefs des Justisministeriums, nachdem Herr diese Linie geleisteten Beihilfe von 1,9 Millionen Mark eine solche Berfaffungsentwurf gemacht, aber auch dieser letzte Versuch wurde v. Malzahn zu einem mündlichen Ausgleich sich bereit erklärt hat, bon 10 Millionen nötig gewesen sein. Wir haben daher be= von der Ritterschaft abgelehnt, und der Großherzog erklärte sich der öffentliche Strafantrag zurüdgezogen ist. schlossen, auf diese Linie zu berzichten. Daß das Verschwinden außerstande, wie er fich ausdrückte, zu seinem schmerzlichen Be- Das Privatklageverfahren aber ist seinen Weg gegangen und hat unserer verhältnismäßig selten gezeigten Postdampferflagge aus dauern, dem Wolfe die hieraus entspringenden Nachteile zu ersparen zu einem Bergleich geführt, wobei der Landrat anerkannte, daß den australischen Gewässern unserem Ansehen in Australien schaden Wohl noch niemals ist in einem Schriftstück er zuweit gegangen sei. wird, ist angesichts unserer wachsenden Handelsmarine, nicht zu befürchten. Dagegen halten wir die Unterstüßung der Postdampfer­gegenüber den Standesherren in so flaren Worten niedergelegt. Wenn wir nun an die Neichsregierung die Anfrage ftellenb Wir halten den Reichstag nicht für auständig, aus sichlinien zwischen Ostasien , Australien und unseren Schutz­fie einen Berfaffungsentwurf für Medienburg mit dem allgemeinen, heraus einen Folchen Antrag anzunehmen. Käme der Bundesrat gebieten in der Südfee für notwendig, für die der Lloyd 1,3 Mil­Bleichen, geheimen und direkten Wahlrecht vorlegen will, so sollte die mit einem folchen Antrag, so würden wir dabei mitwirken. Antwort wohl einfach sein.* Die Ritterschaft versucht jest, alles zu Abg. Roland- Lüde( natl.): beseitigen, was den Großherzog veranlassen könnte, auf die Frage Wir haben den Tebhaften Wunsch, die Aufmerksamkeit des der Verfassung zurüdzukommen, fie übernimmt feine Schulden und bezahlt ihm mehr, als er jemals be- Reichstages auf den medlenburgischen Notstand zu Tenten und tommen follte. Die Kosten muß natürlich das Bolt be- feine Unterſtüßung zur Beseitigung desselben zu erbitten. Der zahlen, werden doch Einkommensteuern erhoben sogar bei einem Ein- Inhalt der jezigen Interpellation ist aber nicht geeignet, die fommen von nur 200 M.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wünsche Mecklenburgs nach einer angemessenen Verfassung vor­Es sind jest zwei Jahre her seit der erschütternden Titanic". Bezeichnend für die medlenburgischen Zustände ist auch das Vorgehen wärts zu bringen. Wir behalten uns vor, anläßlich eines dem­des Landrats v. Malgan, der sich von einem Gerichtsassistenten nächst von uns zu bringenden anderen Antrages näher auf die Katastrophe. Auf Grund der dabei gemachten Erfahrungen hat auf Anregung der deutschen Regierung eine internationale Konferenz nicht wollte vernehmen lassen und ihn beleidigte. Als der vorgesetzte Sache einzugehen. stattgefunden zur Prüfung der Maßnahmen zur Verhinderung Amtsrichter des Assistenten Strafantrag gegen den Beleidiger ſtellte, wurde er vom Justisminister angewiesen, den Strafantrag zurüd­Die Antwort der Regierung war nicht geeignet, uns zu befolcher Unglüdsfälle. Vorher tagte unter meinem Vorsitz eine Kon­zuziehen( Lebhaftes hört! hört! bei den Sozialdemokraten), friedigen. Die Verhältnisse, auf denen früher der Standpunkt der ferenz von Vertretern der Einzelstaaten und von Fachleuten, zu und der Assistent, der den Strafantrag aufrecht erhielt, bekam von Regierung basierte, haben sich doch wesentlich geändert. Es hat wurden die Instruktionen für unsere Vertreter auf der internatio­der auch Vertreter der Seeleute eingeladen waren. Hier der Staatsanwaltschaft die Nachricht, daß wegen mangelnden sich inzwischen gezeigt, daß es einen anderen Weg, Mecklenburg nalen Konferenz in London festgelegt, die einen sehr umfangreichen öffentlichen Interesses von der Erhebung der öffent zu einer Verfassung zu verhelfen, als über den Reichstag, nicht internationalen Vertrag beschlossen hat. Man hat sich zunächst auf lichen Anklage Abstand genommen werde. Der Minister, der gibt.( Sehr richtig! links.) Die Erklärung des Mecklenburgischen den Schuß des Personenverkehrs beschränkt, der Schutz so handelte, ist das Haupt des mecklenburgischen Reform- Bevollmächtigten steht im Widerspruch mit anderen Ver- der Frachtschiffahrt soll später folgen. Es ist beschloffen worden, Ministeriums.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Unter solchen öffentlichungen, die van maßgebender Stelle in Mecklenburg er- daß die vertragschließenden Staaten die Beobachtungen und Er­Umständen sind Verfassungsverhandlungen in Mecklenburg selbst auf folgt find. Allerdings hat wohl der Wortlaut der Interpellation fahrungen, die sie in Zukunft speziell auch in bezug auf die Un­absehbare Zeit vollständig aussichtslos, und deshalb hat die Reichs es dem Reichskanzler sehr schwer gemacht, anders zu antworten. fintbarkeit der Schiffe machen, einander mitteilen. Ferner ist ver­regierung und ganz gewiß der Deutsche Reichstag die flight die Politik ist die Kunst des Möglichen. Auch reicht im Augenblick einbart, daß alle Stauffahrteischiffe der Vertragsstaaten, falls sie zum Eingreifen, denn das Reich ist gegründet zur Wohlfahrt leider nicht die Zeit aus, um die berechtigten Wünsche der mecklen- im ganzen mehr als 50 Personen an Bord haben, mit einer bes gesamten deutschen Wolles.( Lebhafte Zustimmung bei den burgischen Bevölkerung ausreichend zu vertreten. Jedenfalls fann untentelegraphenanlage ausgerüstet sein müssen. Sozialbemokraten.) Unter der Herrschaft der Ritterschaft geht die es jo nicht weiter in Mecklenburg gehen. Das Mecklenburgische Settungsboote müssen soviel an Bord sein, daß alle an Bevölkerung in Medlenburg zurüd, in ihrem Gebiet ist die Bolt hat ein Recht auf den ihr zukommenden Anteil an der Bord befindlichen Personen darin untergebracht werden können; Dichtigkeit der Bevölkerung auf 17,8 gefunden, während sie im Verwaltung und Gefeßgebung seines Landes. Die Verkehrs-, für die Beschaffenheit der Rettungsboote find bestimmte Bor­übrigen Deutschland auf 106,3 gestiegen ist. Hört! hört! b. b. Soz.) namentlich die Anschlußverhältnisse der Eisenbahnen in Mecklen schriften vereinbart. Soweit eine Renderung der deutschen Reichs­Bor furzem hatten wir hier die Bahnvorlage für Ruanda ; in burg lassen in der Tat viel zu wünschen übrig; bei ihnen sind gefeßgebung durch den Vertrag erforderlich wird, werden die not­jenem Gebiet lommen 72 Personen auf einen Quadratkilometer, also vielfach mächtige Privatinteressen ausschlaggebend. Auch sonst 314mal so viel wie in Mecklenburg . Ift denn das Deutsche Reich stehen die Kulturfragen in Medlenburg sehr aurüd. Die ritter, wendigen Vorlagen dem Hause rechtzeitig zugehen. nur dazu da, Ruanda zu kultivieren und zu entwickeln, in Mecklenschaftliche Stulturhöhe hat sich recht deutlich gezeigt bei der Ver= burg aber die

Häuptlingswirtschaft der Ritterschaft

Abg. Dr. Wendorff( Vp.):

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weigerung der Gehaltserhöhung, die sonst alle Ober­lehrer bekommen haben, an den freifinnigen Abgeordneten Ober­lehrer Sivkovich.( Sehr richtig! links.) Erst durch eine zeit­gemäße Verfaſſung kann Mecklenburg in die Reihe der Kultur­staaten eingereiht werden.( Bravo ! links.)

Abg. v. Graefe( f.):

Die Erklärung der Regierung entspricht vollkommen unserem Standpunkt. Ich bin in Mecklenburg felbst für eine

Auf Antrag Spahn( 3.) wird der Entwurf ohne Debatte ber Budgetlommiffion überwiesen. Es folgt die erste Beratung des internationalen Vertrages zum Schuße des menschlichen Lebens auf See.

Staatssekretär Dr. Delbrüd:

Abg. Schumann( Soz.): Wir können der Vorlage zustimmen, wenn wir auch die über­schwenglichen Hoffnungen, die an den Abschluß des Londoner Ver trages geknüpft worden find, nicht zu teilen vermögen. Es ist charakteristisch, daß erst eine so ungeheure Katastrophe kommen

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genügende Bemannung der Boote

aufrecht zu erhalten? Die Eisenbahnen Medienburgs find die rückständigsten mußte, ehe das Reederkapital sich an seine Pflichten er= in ganz Deutschland , eine innere Kolonisation gibt es in Medlen­burg nicht, die Bandarbeit wird von Galiziern, Dänen und innerte. Und hätte es sich dabei nur um Zwischendecpassagiere gehandelt wer weiß, ob das ganze Reformwert eingeleitet worden Bolen ausgeführt.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die wäre.( Unruhe rechts.) Nicht das gute Herz, sondern geschäfts­Gutsbesitzer haben die ganze Verwaltung und Polizei­gewalt in den Händen, fulturelle und soziale Einrichtungen gibt mäßige Erwägungen haben die Großreeder veranlaßt, den es jo gut wie gar find die Anträge der See­Fortbildungsschulen find unbekannt, die Lohnverhältnisse der Ar- Jch behalte mir vor, bei anderer Gelegenheit darauf auch hier leute nicht beachtet worden, auch für beiter sind die schlechtesten und unfreiesten in ganz Deutschland . einzugehen. Aber angesichts der Fassung dieses Antrages werde Da sollte wirklich lein Zweifel mehr darüber sein, daß wenigstens ich das nicht tun. Die Erfüllung des Wunsches der Interpellation Der Reichstag unserer Interpellation zustimmt. Wir fordern nicht würde bis in die weitesten auch sozialdemokratischen Kreise Med- zu sorgen, noch ein Antrag, vor dem Berlaffen des Hafens Boots­ein Wahlgesek, wie es die Liberalen getan haben, denn damit ist lenburgs als Erniedrigung empfunden werden.( Lebhafter m a növer zu machen, damit bei eintretender Gefahr jeder weiß, wo sein Posten ist, und was er zu tun hat, wurde abgelehnt. Das gar nichts anzufangen, sondern wir verlangen ein Ver Widerspruch bei den Sozialdemokraten. Bravo! rechts.) fassungsgeset. Wir befinden uns damit in Uebereinstim­beweist, daß die ganze Afiton mehr darauf berechnet war, der 96g. Ciufobid)( 3p.) Oeffentlichkeit etwas vorzutäuschen, während im großen und ganzen mung mit der Teile des Boltes. Die Nation hat niemals ge- geht ausführlich, auf die Grinderung der medfenburgischen Ber - alles beim alten belaffen wird. Die Vertreter der Arbeiter find Forderung des mecklenburgischen Volkes, auch mit hat eine nur auf einer Vorkonferenz rein formal angehört worden. gaubert, in the hatte. Deshalb sollte man auch nicht zaubern, 8 am meage bulunam, hat dieſe ihre Vorlagerschaft auf Bei der erſten dieſer Konferenzen wurden ſie überhaupt aus. ihrem Sinne zu handeln, wenn sie die Macht und die faffungsfrage ein. Möglichkeit dazu mtb die Möglichkeit dazu vorhanden ist, dent bas meitefte entgegenkant, togherage reolagen stets wieder geschaltet. Und zu einer Besprechung mit der Seeberufsgenossen­schaft wurden auch Vertreter der Seeleute hinzugezogen. Auch an mecklenburgischen Volte zu liberalen Fortschritten zu abgelehnt. Sie hat den Großherzögen der Londoner Konferens selbst hat ein einziger Vertreter berhelfen. Man sagt, der Eingriff des Reiches vertrage, sich nicht Gegen diefen Ausschluß mit der föderativen Grundlage des Reiches. Das ist ganz hinfällig. Die föderative Grundlage des Reiches wird in keiner Weise da- für sie gilt das Wort: Der Großherzog absolut, wenn er unsern ber Arbeiter teilgenommen. burch geändert, bag Medlenburg eine Verfassung mit dem all- willen tut.. Um prattiſche Politif au treiben, ist allerdings der der Arbeitervertreter müssen wir entschieben protestieren. Gebr gemeinen Bahlrecht bat. Gerade im Gegenteil, in den süddeutschen sozialdemokratische Antrag wenig geeignet. Den Standpunkt des wahrl bei den Sozialdemokraten.) Es beweiſt ons nieruch Staaten, wo diese Forderung erfüllt ist, gibt es teine Bartitu- bg. Spahn bebaure ich außerordentlich. Bundesrat und Reichs- Nichtachtung, die die Arbeiter in Deutschland genießen, daß bie laristen. In Wed lenburg und Preußen aber, wo die tag find doch gleichberechtigte faktoren, und der Reichstag braucht Regierung fich lediglich als Vertretung der Unternehmer Fühlt. nicht auf den Bundesrat zu warten.( Bravo ! bei der Volkspartei.) merita hat den Vorfizenden des dortigen Verbandes der See leute als Delegierten entfandt, England diesen Organisations­Abg. Dr. Herzfeld( Soz.): bertreter als Sachverständigen zugezogen, Holland und andere Der Verlauf der Debatte zeigt, daß wir in einer merkwür- Staaten haben wenigstens Kapitäne und dergleichen delegiert. Nur bigen Beit periode leben. Da der Leiter der 3 entrum 3- Deutschland hat keinerlei Vertreter der Arbeiter zu der Konferens partes, die sich als Vorfämpferin der Reichstagsrechte ausgibt, geschickt.( Sört! hört! bei den Sozialdemokraten.). Das Leitmotib

Grundlage des Staates

den Grundlagen des Reiches diametral entgegengesett ift, geht die Entwickelung dahin, die föderativen Grund­

lagen des Reiches mehr und mehr zu erschüttern. ich brauche ja nur an den Breußenbund zu erinnern.( Sehr

den Fuß auf den Nacken gesezt..