" Der erste Mai ist ein weltlicher Feiertag. Die Arbeiterschaft| Charakter. Besonders drastisch ist der Gegensatz am Konal, dem 1 selbst hat ihn zum Feiertag erhoben."
" Zustand. Also drei Mark."
" Ziehn Sie mir doch am nächsten Sonnabend sechs Mark ab. Wenn Sie mir heute drei abziehn, friege ich nur 21 und ein paar Pfennige' raus. Miete ist auch Und meine Frau liegt auch " Na wozu feiern Sie den ersten Mai, wenn Sie wissen, daß Miete zu bezahlen ist."
noch."
"
Wer kann dafür, daß der erste Mai gerade auf den Ersten tädt?" " Ich habe Ihnen doch gleich gesagt: Jörfe, feiern Sie nicht. Es ist so viel Arbeit da, die eilig heraus muß. Nun stehn Sie da mitt'n diden Kopf."
Es ist schlimm, daß der Arbeiter so sehr mit jedem Pfennig rechnen muß. Wenn er heute feiert, weiß er morgen nicht mehr ein noch aus. Das Kapital-."
" Was reden Sie vom Kapital? Das hat doch keinen Zwed hier. Nehmen Sie Ihr Geld, und es ist gut. Sind Sie froh, daß Sie nicht Ihre Papiere friegen."
Sie schmeißen doch keen' raus. Sie nicht,"
Königspalast. Unmittelbar an dem neuangelegten Flügel des war darüber beraten worden, eine Gegendemonstration zu veran Palastes stehen einige Hütten, die in Zweifel find, nach welcher Seite fie umfallen sollen. Der Teil des Palastes, in dem 1903 die serbischen Offiziere ihre damalige Königsfamilie um die Pen fionsberechtigung brachten, ist niedergerissen worden. Man soll, wie mir gesagt wurde, nicht gern an diese Kulturtat sich erinnern lassen.
"
Die Arbeiterorganisationen haben die Nachwirkungen des Krieges noch nicht überwunden. Das Parteiblatt, das vor dem Kriege einen Ueberschuß von 8000 Frank im Jahre erzielte, deckt jest gerade die Untosten. Immerhin hat es 7600 Abonnenten bereits wieder gewonnen. Das sozialistische Frauenorgan„ Die Gleichheit" hat 1500 und das wissenschaftliche Organ Der Kampf" 1000 Exemplare Auflage. Das sozialistische Boltshaus" ist den Arbeitern erhalten geblieben. Es wurde 1910 für 70 000 Frank gekauft und repräsentiert heute mehr als den doppelten Wert. Es ist eine alte Stirche der Sekte der Nazarener, die eines Erweiterungsbaues bedurfte, um den Zweden der Arbeiter dienen zu können. Heute sind noch 50 000 Frank Hypotheken auf dem Grundstück, die leicht verzinst und mit der Zeit abgetragen werden " Das sind ja unglaubliche Zustände, die hier herrschen. Jeder können. Die Gewerkschaften zählen bereits wieder 6000 Mitmacht, was er will." glieder. Etwa 30 Proz. der früheren Mitglieder können, weil sie aus der Kriegszeit mit Schulden belastet sind, ihre Beiträge nicht zahlen. Das Wirtschaftsleben beginnt sich zu heben und hofft man, bald alle Schwierigkeiten überwunden zu haben. Nach dem Kriege haben die Gewerkschaften bereits wieder 14 Streits geführt. In einigen Monaten wird mit der Agitation unter den Arbeitern in den neuerworbenen Gebieten begonnen werden. Hier herrscht gegenwärtig noch die Militärdiktatur und will man Nonflikte vermeiden. Deswegen ist der Beginn der Agitation hinausgeschoben worden. Dagegen ist mit der Agitation unter den Bergarbeitern begonnen, denen die Regierung das Koalitionsrecht abspricht. Es Erz-,
Nun haben Sie mir doch drei Mark abgezogen." Haben Sie etwas anderes erwartet? Rasch. Der nächste. Ich habe keine Zeit. Fräulein Seligsohn, flingeln Sie meine Frau an. Sagen Sie ihr, daß sie mich schon um sechs Uhr abbolen soll. Wir werden vor dem Theater speisen. Frech sind die Leute. Lepke! Hier. Ein Tag geht ab. Bleiben siebzehn Mark und dreißig. Haben nicht satt zu fressen, aber feiern. Bande."
Jm Klub der Nationalisten", der echt bulgarischen Männer, stalten. Einige Heißsporne hatten dem Empfangskomitee geschrieben, daß eine solche Gegendemonstration erfolgen würde, wenn in dem Zuge nicht Fahnen in den Nationalfarben getragen würden. Es wurde ihnen mitgeteilt, daß, wenn eine solche Aktion versucht würde, die Akteure heillose Brügel bekommen würden. Minister des Innern war außerdem erklärt, daß, wenn die Polizei nicht jede Störung der Demonstration verhindere, teine nationale Demonstration mehr stattfinden würde, ohne von den Sozialisten gestört zu werden. Ferner wurde dem Minister gesagt, daß der König Ferdinand dann besser täte, fünftig zu Haus zu bleiben, weil er zu erwarten habe, bei seinem Erscheinen auf der Straße eine antimonarchische Demonstration zu erleben. Das hatte die erhoffte Wirkung.
Aber sonderbar. Derselbe Klub der Nationalisten sandte am zweiten Osterfeiertag( hier ist zwar die Tageszeit gegenüber Mitteleuropa um eine Stunde voraus, aber Ostern ist nach dem griechischen Kalender eine Woche später als in Europa , so daß ich in einem Jahre zweimal die Feier der Auferstehung Chrifti erleben konnte) eine Deputation an mich, die mir eine Adresse in französischer Sprache überreichte. Die Deputation erklärte, daß, trenn ich für die Rechte der Arbeiter eintrete, es auch meine Pflicht wäre, die Rechte der unterdrückten Nationen zu wahren und wo immer sich Gelegenheit biete, dafür zu wirken, den in anderen Staaten lebenden Bulgaren ihre nationalen, geistigen und religiösen Rechte zu sichern. Ein solches Versprechen konnte ich leisten, Theater am ohne mir als Sozialdemokrat etwas zu vergeben. Balfan!-
Gewerkschaftsbriefe vom Balkan . find in ben 54 Kohlens, Gras, Gilber und Bleigruben faal bereits gefüllt. Es waren etwa 6000 Berfonen anwesend,
I.
Sofia, Ende April.
Der Auftrag des Internationalen Gewerkschaftsbundes, eine Einigung der beiden bulgarischen Gewerkschaftsgruppen zu versuchen, führte mich nach Bulgarien . Der Einladung der gewerkschaftlichen Landeszentralen von Ungain, Kroatien und Bosnien folgend, besuchte ich auf der Reise auch Eudapest, Agram und Sarajewo . In diesen Bezirken machen sich die verheerenden Nachmirkungen der Mobilisierung in erschredendem Maße geltend. Die Arbeitslosigkeit hat einen nie gekannten Umfang angenommen. Die Mittel der Gewerkschaften sind durch die Unterstützung der Arbeits Tosen erschöpft. Nichtsdestoweniger sind die organisierten Arbeiter feineswegs niedergedrückt. Sie haben begonnen, die zum Teil zerstörten Organisationen wieder aufzubauen und damit auch Grfolg gehabt.
Serbiens zirka 30 000 Arbeiter beschäftigt, von denen nur wenige Hundert organisiert sind.
Auch die Versammlung, in der ich in Belgrad sprach, verlief sehr befriedigend. In dem nicht sehr großen Saale des Volfshauses" drängten sich mehr als 600 Menschen zusammen, um den Vortrag in deutscher Sprache anzuhören, der ins Serbisch- kroatische übersetzt werden mußte. Es schienen nur wenig Leute im Saal au sein, welche die deutsche Sprache verstanden. Die Versammelten bewahrten eine außerordentliche Ruhe, ganz im Gegensatz zu den Bulgaren , die ich anderen Tages fennen lernen sollte.
II.
Die Demonstration eröffnete für die Einigungsverhandlungen die besten Aussichten, und auch die Versammlung, die am ersten Ostertage früh stattfand, nahm einen imposanten Verlauf. Um 9 Uhr sollte die Versammlung beginnen, um 7 Uhr war der Riesenwelche die Mahnung zur Einigung mit leidenschafti.chen Zurufen begleiteten. Die Verhandlungen in den Konferenzen hatten nicht ben erwarteten Erfolg. Die„ Engherzigen" haben gegenwärtig etwa 6000, die Weitherzigen" 3000 Mitglieder in ihren Gewerkschaften. Außerdem bestehen neutrale Gewerkschaften der Postund Telegraphenbeamten, der Eisenbahner, der Lokomotivführer, der Kellner und Lehrer mit zusammen mehr als 12 000 Mitgliedern. Diese hatten Deputationen an mich gesandt, die erklärten, daß alle diese Verbände sich einer einheitlichen gewerkschaftlichen Landeszentrale anschließen würden. Da ein bedingungsloses Aufgehen der Gewerkschaften der Weitherzigen" in die der„ Engherzigen" vielleicht eine Einheit, jedoch keine eicht eine hätte, fo wurde der Vorschlag gemacht, aus beiden Landeszentralen eine Organisation, unabhängig von beiden sozialistischen Parteien, zu errichten. Bon den Weitherzigen" wurde die Durchführung dieses Vorschlages als die einzig mögliche Lösung des Konfliktes bezeichnet, während die Engherzigen" ihn rundweg ablehnten. Damit waren die Verhandlungen zunächst gescheitert. Besprechungen, bie nach Ablauf der Verhandlungen mit Vertretern der„ Engherzigen" stattfanden, führten jedoch dazu, daß das Versprechen gegeben wurde, den Vorschlag in aller Ruhe in den Organisationen zu prüfen und, wenn irgend möglich, einen Weg zur Einigung zu fuchen. Soffentlich führt das Klaffengefühl über Kleine Differenzen in der sozialistischen Auffassung zur Einigkeit.
"
Bei der Abreise von Belgrad wiederum Paßrevision, ebenso auf der bulgarischen Grenzstation Tzaribrod. Hier ging die Sache sehr glatt, denn ein von beiden Parteien eingesetztes Empfangstomitee war uns von Sofia entgegengefahren und ging uns bei der Erledigung der Grenzgeschäfte zur Hand. Auf dem kleinen Bahnhofe hatten etwa 40 organisierte Eisenbahner Aufstellung ge In Semlin( Zimony), an der kroatisch- serbischen Grenze, nommen, die mit Blumen in den Händen den Gast begrüßten. Der merkt man, daß man an der Eingangspforte zu den Balfanstaaten Lokomotivführer, der gleichfalls organisiert war, hatte seine Masich befindet. Sämtliche Reisenden müssen den Zug verlassen und schine zur Feier des Tages bekränzt. Ein anderer Lokomotivunter Kontrolle eines Bewaffneten ihren Baß zur Abstempelung führer, der dienstfrei war, machte die Fahrt auf der Maschine mit. borlegen. Die Berfonalien jedes einzelnen werden eingetragen. Der Sicherheit wegen", wie er fagte. Der erste Empfang auf Dasselbe Schauspiel dann auf dem Bahnhof in Belgrad . Welchen bulgarischem Boden war vielversprechend. Der in Sofia jedoch Zweck die Sache eigentlich haben soll, ist nicht recht verständlich. übertraf alle Erwartungen. Auf dem Bahnhofe standen die Ar Die Einfahrt in Belgrad brachte einen Vorgeschmad der beiter bis an den Zug so bicht gedrängt, daß die Ordner nur mit Freuden, die den Westeuropäer in den Hauptstädten des Baltans Gewalt eine Bahn zu schaffen vermochten. Wie die anderen erwarten. Die Straße hat fußtiefe Löcher, so daß wir jeden Passagiere aus dem Bahnhof herausgekommen sind, weiß ich nicht. Augenblick in Gefahr schwebten, mit dem Wagen umzustürzen. Erst die Mitteilung, daß ich am Sonntag in einer Versammlung Sämtliche Straßen der Stadt sollen neu gepflastert werden, des- fprechen würde, veranlagte die Maffen, etwas Raum zu geben. wegen hält man es für überflüssig, die Löcher auszufüllen, auch Auf dem Berron wurden Ansprachen in deutscher und bulgarischer wenn bis zur Beendigung der Neupflasterung noch einige Jahre Sprache von Vertretern der Parteien und der Gewerkschaften ge- den Tendenzen der Religion Chrifti im allgemeinen? bergehen. Diese ist im Bentrum ber Stabt fertig. Solspflaster halten. Dann ging es im Buge, der bie ganze Straßenbreite ein. und breite asphaltierte Trottoirs geben diesem Stadtteil den Cha- nahm, so daß der Wagenverkehr aufhörte, zum Hotel. Sier mußte tafter einer modernen Großstadt. Auch eine Anzahl großer schöner ich vom Balkon des Hauses eine Ansprache an die Demonftranten Bauten zeigt, daß Belgrad zu einer solchen sich entwickeln till. halten, denn früher verließen sie den Platz nicht. Die ganze DeDaneben jedoch auch Hütten von geradezu erbarmungswürdigem monstration verlief ohne Störung und ohne Eingreifen der Polizei.
Leutnantsreligion.
( In der Kreuz- Zeitung sind Religious stunden für Offiziere angeregt worden.) Der gaminator: Was wissen Sie, Herr Leutnant, von
Der Leutnant: Sie will die Religion der Armen fein, fie ftellt die menschliche Gleichelt aller fest und verwirft jede lleber hebung und egoistische Gewalt.
Der Egaminator: Welche Schlüffe ziehen Sie daraus für ben Dffiziersstand im besonderen?
der oberen Zehntausend nicht ganz gleichgültig, ob die belanglose| Rutenstreiche eingegangen sind. Auch das Gefühl des„ Noch Plak| Gegner der Todesstrafe diese selbst in solch milder Form ablehnen Witwe Hamm sitzt oder nicht sitzt. Ja, der neue Mittelstand" habens", von dem ich in meinem ersten Artikel sprach, habe ich müssen. Ganz und gar nicht einiggehen können wir aber mit dem hat es fertig bekommen, unser Gefühlsleben derart zu verkitschen, nur insoweit in den russischen Gefängnissen empfunden, als sie Herrn Verfasser, wenn er sagt, die Einführung der Badewanne daß eine Aktion für solch sicherlich brummige und flegelhafte Ber - ficherlich noch viel Platz haben, wenn mit den gesetzlichen Strafen durch den bertitschten Mittelstand" schädige die Kultur. Wir sind sonen eingeleitet wird. Wie anders im heiligen Rußland , dieser unter den Gefangenen ordentlich aufgeräumt wird. Ein ungemein es unseren Lesern schuldig, Protest zu erheben gegen eine solche Urmutter aller menschlichen Kultur. Dort fißen Tausende in den netter Bug ist mir übrigens in einem als besonders grausam ver- Aeußerung, die geeignet erscheint, unsere neuen aufstrebenden Gefängnissen, die mindestens so unschuldig sind wie die Witwe schrienen Gefängnis begegnet. Es sollten dort vier politische Ver- Stadtteile zu schädigen. Schon die zutreffende Bezeichnung KulturHamm, und dennoch verliert kein Mensch in diesem gefegneten brecher, die sich nicht gescheut hatten, eine sozialdemokratische Bei- wohnungen" widerlegt die schiefe Auffassung des Herrn Verfassers, Land ein Wort darüber. Die Behörden besonders beweisen hierin tung zu halten, und sogar im Geruch standen, mit einem Sozial- dem wir mit aller Entschiedenheit entgegenhalten müssen, daß es eine geradezu rührende Rücksicht auf die Nerven der fremden Be- demokraten einmal an einem Tisch zusammengesessen zu sein, ge- gerade die Herren Hausbefizer find, die unsere architektonische fucher. So wie ich das Paßwesen Rußlands als etwas außer hängt werden. Und hier zeigte sich so recht, mit welchem Bartgefühl Stultur auf die heutige Höhe gehoben haben. Den Herren Hausordentlich Anheimelndes gepriesen und auf das Rührende hinge- die ruffischen Behörden vorzugehen verstehen. Bei uns hätte man befizern aber( die wir gleichzeitig auf unsere täglich erscheinende, wiesen habe, daß eine Obrigkeit in einem so riesigen Reich wie wahrscheinlich dem Scharfrichter die ganze Sache übertragen, der vollständig geführte Subhastationsliste aufmerksam machen) rufen Rußland sich um den einzelnen fümmert, wie Eltern um ihre Un- natürlich nicht im geringsten Verhältnis zu den Verbrechern steht wir im Hinblick auf die Badewanne zu: In hoc signo vinces! mündigen( nebenbei gesagt meine fabelhafteste Bemerkung!), so und der ganzen Sache einen übel geschäftsmäßigen Anstrich gegeben fand ich auch das Wahl- und Quallose bei den Verhaftungen in hätte. Wie anders hier. Der Gefängnisdirektor erlaubte einem Rußland ungeheuer patriarchalisch. Die mütterliche Behörde tat ber vier Verurteilten, seine drei Freunde der Reihe nach unter so, als sei sie mit dem geringsten ihrer Untertanen seit Jahren möglichster Schonung aufzuknüpfen und nur dieser eine wurde auf Du und Du und behandelt ihn so wohltuend formlos, daß sie zum Schluß von drei heiter betrunkenen Gefängniswärtern mit nicht einmal einen Grund angibt, wenn sie ihn nach Sibirien ver- einer Geschicklichkeit, wie sie nur langjährige treue Tätigkeit im schickt. Bei uns bedarf es erst einer läftigen Untersuchung, die Dienste des Baren verleiht, niedergeschlagen, ausgezogen, aufgehängt dadurch noch in die Länge gezogen wird, daß sich jeder renitente und scherzhaft in die Länge gezogen. Gerade das Patriarchalische Arbeiter erlaubt, einen Anwalt zu nehmen. In Rußland gibt es trieb mir faft die Tränen ins Auge, um so mehr als ich erfuhr, so viel Menschen, die wissen, daß der Arbeiter ein rechtloser Lump daß diese Gelegenheitshenker, genau so wie die Moskauer Droschten ist, daß an so unnötigen Formeltram nicht gedacht wird. Man kutscher, ihr Gewerbe nach keinem Zarif ausüben, weil sie ihn mit sperrt das Pack einfach in die Gefängnislöcher, im Notfall peitscht Recht für ein bedauerliches Zeichen einer plebejischen Kultur erDiese ganzen Zusammenman die Bande einmal ordentlich aus und erzielt so Resultate, achten, in die sie nicht hineinpassen. die gerade der von den Gegnern immer lärmend gerügten Ge- hänge zwischen Prügelstrafe und kulturellem Hochstand sind aber so etwas überragend Großes und so kompliziertes, daß fängnisüberfüllung abhelfen: die Kerle sterben wie die Fliegen. ausführlicher darüber berichten möchte.
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Muckers Stoßseufzer.
basH 19/1901821
Aber auch die Gefängnisse selbst haben mich wahrhaft angeHeimelt. Es ist eine alte Weisheit, daß die Kultur mit der Reinlichkeit sich nicht verträgt. Wo der verkitschte Mittelstand die BadeWernerle Sombart , Rußland und Badewanne. wanne einführt, ist es mit der Kultur aus, die sich lediglich mit In dem Artikel„ Gedanken in Rußland " fanden sich Aeuße der Patina des Schmuges verträgt. Und Schmus, Schmus gibt es in russischen Gefängnissen übergenug, um zwei Kulturen damit rungen, auf die wir zurüdkommen möchten. Es wurde da gesagt, zu düngen! Etwas unendlich Wohltuendes ist es, zu sehen, wie es sei gleichgültig, ob die belangloje Witwe Hamm size oder nicht die Untersuchungsgefangenen schon von den Wärtern behandelt fize. Ohne uns auf sentimentale Erwägungen einlassen zu wollen,
Sandn
alle
Suchend durch die Galerie Bin ich neulich still gegangen, Bilder sah ich, wie noch nie,
An den hohen Wänden hangen. Beiber, splitterfafernadt, Feen, Nymphen oder Musen Grimmig hat es mich gepadt Da im feufchen Männerbusen!
Meine Blide, eisern, fest, eifern, Hab' ich stramm auf sie gerichtet Hätten sie von Scham' nen Rest, Wär'n schon dadurch fie vernichtet. Doch nicht Leda mit dem Schwan , Noch die Benus war betroffen Dafür tat ein Jüngling nahn, Der davor stand wie besoffen.
Mit den Blicken gier verschlang
werden, als seien fie nahe Verwandte. Das klatscht von Ohr- müssen wir dem geschäßten Verfasser doch zu bedenken geben, daß Er die schönen, nackten Leiber
feigen, da regnen Büffe und hageln Fußtritte, daß man meinen es im Hinblick auf die Staatskasse durchaus nicht so gleichgültig fönnte, man sei mitten in einer jener ewig betrunkenen, frucht ist, ob ein Gefangener mehr oder weniger die Gefängniskost genießt. baren Familien Rußlands , auf denen die Größe und Schönheit Wir können durchaus verstehen, daß der Herr Verfasser von der Dieses Landes beruht. Ich kann mir den Hinweis nicht versagen, objektiven Galtung der russischen Behörden den unschuldig VerWir müssen aber wie unangenehm und querulantenhaft sich wohl ein deutscher urteilten gegenüber angenehm berührt war. Strafgefangener, besonders aus den dienenden Schichten, benehmen ihm zu bedenken geben, daß in Rußland dem Staat ganz andere Ohrfeige erlauben würde. Selbst in den Gefängnissen trifft man Bodenschäßen dieses Riefenreiches nicht so sehr darauf ankommt, nur selten den mürrischen und verärgerten Typ, der bei uns so ob ein paar Gefangene mehr oder weniger am Gnadenbrot des häufig ist. Die meisten liegen demütig und schweigend auf den Staates trepieren. Die hübsche Anekdote von den vier politischen zehn Quadratzentimetern, die ihnen zukommen, allerdings nicht Verbrechern, die nicht durch rohe Henkershand, sondern burch milbe immer auf Grund des alten Herren- und Dienerberhältnisses, fon- Freundesbeihilfe vom Leben zum Tode gefördert werden, weist dern manchmal auch, weil sie gerade infolge der letzten hundert sicherlich feine, menschliche Züge auf, wenn wir auch als überzeugte
Ich dagegen ohne Zwang Fluchte wie ein Schweinetreiber. Heil'ger Jagow. hör' mein Leid,
tten
Laß durch mich dein Serze rühren: 10 Tu zum Schutz der Sittlichkeit
würde, wenn sich ein Aufseher die kleine Bertraulichkeit einer Mittel zur Verfügung stehen und daß es bei den ungeheuren Diese Bilder tonfiszieren!
In ein eigenes Gebäu Lasse diese Bilder kommen, Sichtbar nur der Polizei Und den echten, wahren
60 Frommen!
E. AL.