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Kamerun   erwarb, falsch zitiere. EZ stände nicht darin, daß daZ Land im Besitz der Eingeborenen bleiben müsse, sondern nur e-z solle in ihrem Besitz sein. Das ist eine philosophische Spielerei mit dem englischen Text. Aber am ll). September 1818 hat der Gouverneur Ebcrmaier selbstbleiben" übersetzt und in der Regierungsmitteilung an den Reichstag   im �ahce 1884 heißt es auch»bleiben".(Heiterkeit und Hört! hört I) Trotzdem der �v/rwurf gegen Dr. Halpert! Auf derselben Höhe der Beweiskraft stehen die Bilder der Denk- schrift. Abscheulich nehmen sich die z e r f a I l e n e n E i n g e b o« renenhütten zwischen den stattlichen Europäerhäusern aus. Nur, daß man den Eingeborenen zwei Jahre lang nicht erlaubt hat, ihre Häuser auszubessern, steht nicht darunter.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich bin sehr erstaunt, daß Sie ebensowenig Gründe der Pietät zugunsten der Eingeborenen anerkennen wie Gründe der Gerechtig' keit. Sie setzen sich darüber mit dem Scherz hinweg, die Duala seien auch nur ein Räubervolk, das nach Kamerun   eingebrochen sei. Aber das war vor mehr als 280 Jahren! Wenn wir hier einmal das Recht ein paar hundert Jahre zurückrevidieren könnten, dann wären die Herren Junker hier schon längst alle enteignet. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Seit mehr als 200 Jahren pflegen die Duala in Kamerun   ihre religiöse Sitte, die Toten unter ihren Wohnstätten zu begraben. Trotzdem verweist man sie einfach auf die neuen, angeblich gesünderen Aohnstättcn. Von der Verletzung der PietätSgefühle kein Wort! Die Abdrängung der Duala vom Meere hat schon Freiherr  v. Reche n berg hervorgehoben. Man hat den Duala eine Straßen- bahn zur Verbindung mit dem Wasser versprochen, aber die Regie- rung verweigert jede Auskunft darüber, wer den Bau bezahlen soll. Die Enteignung wird mit der von den Negern herrührenden Gesundheitsgefahr für die Europäer begründet: aber die Weißen dürfen in umschlossenen Räumen sich bis zu 50 schwarze Arbeiter, Zöglinge oder Pfleglinge halten. Ihr Profit- und BequemlichkeitS- mteresie bleibt also unter allen Umständen gewahrt. Bei solchen Ausnahmebestimmungen müsten natürlich die Duala jeden Glauben an die Berechtigung und Vernunft der Maßnahmen der Regierung verlieren. Die Regierung macht Duala Mango für die angeblichen Hetzereien seines Bruders verantwortlich. Der Vater des Duala Manga(Rudolf Bell  ) hatte 15 bis 20 Frauen und rund 30 Kinder, darunter etwa 20 Söhne, und da soll Rudolf Bell   der Hüter seiner Brüder sein? Ebenso haltlos sind die Vorwürfe gegen den Reger D h i n. Die Regierung hat jetzt herausgefunden, daß er zwei Jahre Kettenhaft wegen Unterschlagung verbüßt hat. So hängt man ihm einen Klecks an, genau wie man dem Rechtsanwalt Halpert gern einen angehängt hatte. Aber unmittelbar, nachdem Dhin aus dem Gefängnis entlassen worden war, hat ihn die Regierung als B e a m t e n angestellt. Der Staatssekretär sagte in der Kommission achselzuckend: l-rnto de mioux, wir hatten keinen Besseren. Hoffentlich sind nicht alle anderen Beaniten in Kamerun   nur Lückenbüßer für die fehlen- den Besseren. Dhin war bei seiner Verurteilung 21 Jahre alt. Er ist dann sechs Jahre deutscher Reichsbeamter gewesen und schließlich auf seinen eigenen Wunsch aus dem Dienste mit einer außer- ordentlichen Prämie von 300 M. entlasten worden. So furchtbar schlimm kann dieser Dhin also nicht sein. Von seiner Verfolgung hatte das Bezirksamt Duala die Kriminal- Polizeibehörden in Berlin  , Bremen  , Hamburg  usw. in Kenntnis gesetzt. Alle wußten von seiner Verhaftung, nur das Reichskolomalamt hatte keine Ahnung. ES war genau so unwissend wie daS Reichsschatzamt bei den Protesten des Auslandes gegen den Wehrbeitrag der Aus- I ä n d e r.(Sehr gut!) Das wirst bezeichnende Lichter auf die Schwerfälligkeit der deutschen   Bureaukratie. Der Staatssekretär stützt seine Angriffe gegen die Duala Haupt- sächlich auf die in der Denkschrift enthaltenen Protokolle. Unter Protokoll denkt man sich in Deutichland sofort«in vollwerttaes amtliches Schriftstück mit v. g. u.(vorgelesen, genehmigt und unter- schrieben). Aber den Eingeborenen gibt man nicht einmal auf ihren Wunsch Protokollabschriften zur Kenntnis. Alle diese Protokolle find Potemkinsche Dokumente.  (Hört I hört! bei den Sozial- demokraten.) Gerade deshalb haben wir mit allem Nach- druck die Vorlegung der Originaldokumente verlangt und unser schärfstes Mißtrauen gegen die Untersuchungen ausgeiprochen, die dort drüben in Afrika   geführt werden. Ohne die Vorlegung der Originaldokumente ist vor allen Dingen die Geschichte des Tele« grammS vom 15. Januar 1813 nicht aufzuklären. Seine Beschlag- nähme soll angeblich auf Grund einer Verfügung erfolgt sein, die den Eingeborenen unwahre Beschwerden an den Reichstag verbietet. Diese Verfügung hat sich der Postmeister einen Tag vorher b e st e I l t. Als dann am nächsten Tage der Beschlagnahmebeschluß des Gerichts noch nicht vorlag, hat er ihn telephonisch eingeholt. Gibt eS in Deutschland   auch unterschriebene Strafblankette im Ver- fahren wider Unbekannt?(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Seit 1800 find sechs derartige Besd&lagnahmefälle vorgekommen. Wir möchten von ihnen allen die Originalalten kennen lernen. Der Staatssekretär hat zweimal ermahnt, der Reichstag solle kein Mitleid mit den Duala haben. In der Denkschrift steht zweimal der Satz zitiert:ITortiter in re, suaviter in modo, entschlossen in der Sache, entgegenkommend in der Form. Dieser Grundsatz des Jesuitengenerals A q u a v i v a kündigt den DualaS in der Sache die rücksichtsloseste Härte der Regierung an. Die Duala haben das wohl empfunden. In der Denkschrift findet sich ausnahmsweise ein ehrliches Protokoll, in dem die Neger sich darüber beschweren, der Staatssekretär habe nicht zu ihnen ge- sprochen, wie der Vater zu Kindern, sie hätten geweint, wenn sie nicht A n g st vor ihm gehabt hätten, und möchten den Kaiser persönlich sehen. In dieser naiven Form hat sich da» ganze, gedrückte Herz der Duala Luft gemacht, und ihr Wunsch, nach Berlin   zu kommen, ist durchaus nicht unberechtigt. Die angebliche Rebellion hat sich ganz harmlos aufgeklärt. Schon aus der Denk- schrift geht hervor, daß die Neger vor Monaten erklärt haben, nach- dem Deutschland   den Verttag mit ihnen gebrochen hätte, �hätten sie ihrer Auffastung nach daS Recht, sich an andere europäische Völker zu wenden. Darin besteht ihr ganzer Hochverrat, der schließlich nur Naivität ist. Im übrigen haben sie in diesem ganzen Kampfe soviel Taktgefühl verraten, wie man nur manchen Herren im Deutschen   Reiche wünschen könnte. Eine besondere Schuld an der sogenannten Rebellion tragen die deutschen   Kolonial- bureaukraten in Kamerun  , die. wie aus der Denkschrift ganz klar hervorgeht, den Negern einreden wollten, der Reichstag könne ihnen gar nicht helfen, weil nur die Regierung für solche Fragen zuständig sei. Wir müssen uns entschieden verbitten, daß man in Kamerun   den Eingeborenen jeden Widerspruch gegen RegierungS- maßnahmen als Aufruhr ankreiden möchte. Dieses geistig hochstehende Volk so nennt es die Regierung selbst wiederholt muß seinen Standpunkt in rechtmäßiger Form zur Geltung bringen können, und wenn Sie ihm das verweigern, so beweisen Sie ledig- lich. daß das Herz der Zivilisatton und Kultur in Deutsch­ land   nur mehr in unserer Brust schlägt.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten, Unruhe recht?.) Erfüllen Sie wenigsten? den einen Wunsch der Duala aus der Petition, die Sie nach den Anträgen der Kommission für erledigt erklären sollen, daß sie ihre Ver« trauensleute für ihr eigene» Geld nach Deutschland   schicken können, um ihren Standpunkt in der Enteignungsftage klarlegen zu können. Es ist ein durch nichts begründete» Unrecht, den Duala und ins- besondere dem Rudolf Bell   auf Grund einer Verfügung gegen den Sklavenhandel die Reise nach Deutschland   verbieten zu wollen. ES handelt sich bei den Duala um arme Leute, die nur lügen, weil sie noch Kinder find, und Sie sollten wenigsten» so viel mensch- lichcS Verständnis für fi« aufbringen, daß Ei« ihnen erlauben, ihre Schmerzen hier in Deutschland   vorzuwagen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Was nun die Resolutton betrifft, so können wir nicht für fie stimmen wegen der Ziffer 4, in der jede Agitation gegen die Enteignung»erboten wird, durch welche die politische Ruhe gefährdet wird. Kautschuk ge- hört ja zum Titel: KolonialstaatSsekretär, und dieser Pasfu» ist gründlich Kautschuk. Wir wisten ja, waS alle» die politische Ruhe der Regierung stört. Lehnen Sie wenigsten» diese Ziffer 4 ab, damit man sagen kann, daß der Reichstag nicht ganz da» Interesse der Eingeborenen im Sttch gelassen hat.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Abg. Ledeboor(Soz.) fpersönlichj: Der Staatssekretär hat die EnteignungSmethod« der Regierung so präzisiert: Sie enteigne Stammeseigentum und gebe den Leuten Jndividualeigentum. Wir Sozialdemokraten, meinte er, wollen es umgekehrt machen. Ich habe den Unterschied in der Budget- kommission so präzisiert: die Regierung enteignet Gesamteigentum zum Nutzen einiger weniger weißer Ausbeuter, während wir einige weiße Ausbeuter zum Nutzen der Gesamt« h e i t enteignen wollen und werden.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten. Präsident Kaemps versucht mehrmals, die Be- merkung al» nicht persönlich zu unterdrücken, wa» große Erregung hervorruft und ihm eine scharfe Zurückweisung feiten« Ledebour  » zuzieht.) Mit der Verdrehung meiner Worte hat der Staat»- sekretär Solf hier nur schlechte Advokatenmanieren eingeführt. Präs. Kaempf: In einer persönlichen Bemerkung dürfen Sie auf«inen Angriff nicht mit einem Gegenangriff antworten.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Abg. Frhr.». Rechenberg(Z.): Ich habe die wirtschaftlichen Berhältnisie der Duala geschildert, wie ich fie kannte. Ich konnte nicht vermuten, daß sie in dem halben Jahre, seit ich fort bin, einen so völligen Umschwung er- fahren haben, wie ihn der Staatssekretär schildert.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Der Etat und die Resolutionen werden gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Hierauf vertagt sich da» Hau» auf Donnerstag 11 Uhr.(Kleine Etats, Handelsvertrag mit Japan  , Etat des Auswärtigen Amt  » und des Reichskanzlers.) Schluß»U8 Uhr._ Rosa Luxemburg  über Militarismus unö /lrbeitertlasse. Der sechste Kreis hatte zu Dienstag eine öffentlich« Ver­sammlung nach denGermania-Sälen" einberufen. Der Zustrom war ungeheuer. Schon lange vor 8 Uhr sind die Räume abgesperrt worden, denn der gewaltige Versammlungsraum sowohl, wie die geräumigen Galerien und die Bühne waren besetzt, soweit sich irgend ein Fleckchen darbot. Bald drängten sich die Mafien auch auf der Straß« in weitem Umkreise. Sie all« konnten keinen Einlaß mehr finden und wollten nun wenigstens die Ankunft der Referentin erwarten. Diese erschien auch wenige Minuten nach �8 Uhr, von der vielhundertköpfigen, harrenden Menge mit stürmischem Jubel begrüßt. Willig wurde ihr ein Weg durch die lebendige Mauer gebahnt. Auch im Saal wurde ihr ein begeisterter Empfang bereitet. Genossin Luxemburg   führt« dann etwa folgende« au«: Vor noch nicht einer Woche hat der berufene Vertreter de« deutschen   Militarismus, F a l k e n h a h n, im Reichstage erklärt, wenn man sich künftig auf da« deutsche Militär nicht mehr so verlafien könnte, wie da« früher der Fall war, dann könne ihm die ganze Kultur gestohlen bleiben. In diesem Wort ist der Geist de» heutigen MilitariSmu« trefflich charakterisiert. Und mein lieber Staatsanwalt in Frankfurt   hat das große Wort gesprochen: Ein Sozialdemokrat, der gegen.Krieg und Militarismus agitiert, muß auf lange Zeit in» Gefängnis gesperrt werden, denn das sei ein Attentat auf de« Lebensnerv de» Staates. Also der blinde Gehorsam de« Soldaten ist der Lebensnerv des Staate«; wenn aber der Soldat anfängt über die Zweckmäßigkeit der Befehle nachzudenken, statt al» blinde» Werkzeug allen Befehlen von oben Gehorsam zu leisten, dann wird es um den Lebensnerv geschehen sein und die Herrlichkeit des heutigen MtlitärstaateS bricht zusammen. Man bezeichnet den unbedingten sklavischen Gehorsam als den Lebensnerv deß Staates. Dagegen ist man unbesorgt um die Nahrungsmittelversorgung de» darbenden Volke«. Seit Jahrzehnten regt sich in den Massen de» deutschen Volke» der Hunger näch Bildung und Wissen. DaS ist eine Frucht unserer Aufklärungsarbeit. Aber die herrschenden Klassen denken nicht daran, die Volksschulen auszugestalten, denn die Volksschulen sind ja nicht der Lebensnerv de« Staates. E« sind keine Sozialdemo- kraten, die das sagen, sondern wohlbestellte Vertreter de« heutigen Klassenstaates. Staatsanwalt wie Kriegsminister haben uns aber auch vorgeworfen, schlechte Patrioten zu sein, und speziell auf meiner kleinen Person lastet das Odium, heimatlos zu fein. Wenn jemand das Recht hat, das Wort Vaterland im Munde zu führen, dann sind wir eS. Wir, daS arbeitende Volk, durch dessen Hände die gesamte Gesellschaft erhalten wird. Freilich sind wir nicht der Meinung, daß all« Völker gegeneinander wie reihend« Bestien zum Sprunge bereit stehen müssen, und daß der schließlich recht behält, der die größten Leichenhiigel auftichtet. Wir glauben vielmehr, daß e» den Interessen der Menschheit besser entspricht, daß alle Völker ohne Unterschied der Rasse, der Sprache und de« Glauben? in völligem Frieden und in Freundschaft miteinander leben und in der Erfüllung von Kulturaufgaben wetteifern. Wir geben uns natürlich nicht der Täuschung hin, dieses Ideal könne verwirklicht werden, solange der Kapitalismus noch besteht. Darin unterscheiden wir uns auch von den bürgerlichen Friedensfreunden, die, kaum von der Berner Konferenz heimgekehrt, in Frankreich   wie in Deutschland   für die ungeheuersten Militärvorlagen stimmten, die je erlebt wurden. Damit, daß wir sagen, solange der Kapitalismus herrscht, find Kriege unvermeidlich, wollen wir keineswegs da» Volk wehrlos machen. Im Gegenteil wollen wir ja gerade den ge- samten wehrfähigen Männern die Waffe in die Hand geben. Dann wird allerdings auch die Entscheidung über Krieg und Frieden in der ehrlichen Hand de» Volke« ruhen. Handelte es sich bei den Bestrebungen de« heutigen Militari». mus wirklich um die Verteidigung des Vaterlandes, dann brauchte man nicht da» verwerfliche System der Soldatenmiß. Handlungen. Oder glaubt ein Mensch im Ernst, der malträ- tierte Soldat werde mit besonderer Begeisterung in den Kampf ziehen? Die Mißhandlungen gehören zum eisernen Bestand der militärischen Erziehungsmethoden. Sie find nötig, willenlose Sklaven au» den Soldaten zu machen, die sich zu jedem Verbrechen kommandieren lassen, die sich gebrauchen lassen, jene Scheußlich- leiten zu begehen, die wir im Chinafeldzug, in dem Kampf gegen die Herero erleben mußten. Sie find aber auch nötig, damit der Soldat, ohne mit der Wimper zu zucken, bereit ist, auf seine Arbeitsbrüder, auf Vater und Mutter zu schießen. Von welcher Seite wir also den Militarismus betrachten, wir müssen dem Frankfurter   Staatsanwalt recht geben: da« Militär ist der Lebensnerv des heutigen Staates. Und gerade gegen diesen müssen wir unsere ganze Kraft richten. Macht man un? auch zum Vorwurf, daß wir die Entscheidung über Krieg und Frieden in die Hände des Volkes legen wollen, obwohl davon nichts in der Verfassung stünde, so antworten wir darauf mit den trefflichen Worten unseres Meisters Lassalle  : Die wirkliche Verfassung ... das sind die totsächlichen Machtverhältnisse. Und die arbeitenden Massen haben die Macht, wenn sie sie nur zu gebrauchen wissen. Es wird kein Krieg mehr stattfinden, sobald die Massen erilären: Wir wellen keinen Velkermerd! Lächerlich aber ist eS, zu glauben, wir würden etwa bis eine halbe Stunde vor Beginn der Schlacht warten, um dann den Soldaten am Aermel zu zupfen und ihm zu sagen, er solle nicht schießen. Wir wissen, daß das Herz de? Arbeiters die Ideale des Friedens mit der ganzen Menschheit nicht verraten wird, auch wenn der Proletarier des Königs Rock trägt. Wie der kluge Landmann beginnen wir deshalb frühzeitig mit der Aussaat. Der Militarismus jedoch und die herrschenden Klassen haben den Glauben an sich selbst verloren. Taraus erklärt sich die Angst vor unserer Agitation. Der Militarismus und der auf ihm auf- gebaute heutige Staat sind eben durch und durch morsch. Wir aber sind die moralische Macht. Und die Verfolgungen, denen wir ausgesetzt sind, sichren uns immer neue Massen zu. Mit zehnfacher Lust und Freude müssen wir in den Kampf ziehen, wenri� solche aufklärenden Worte, wie die des Kriegsministers und des Staats- anwaltes fallen. Die Ausführungen waren vielfach von lebhaftem Beifall be- gleitet worden, und als die Rednerin geendet hatte, brach geradezu ein Sturm der Zustimmung loS. Nach einem anfeuernden Hin- weis des Genossen S t ä f f l e r auf die Notwendigkeit des organi- satorischen Zusammenschlusses stimmte die Versammlung in ein begeistertes Hoch auf die Sozialdemokratie ein. Erneute Ovationen wurden dann der Genossin Luxemburg   beim Verlassen des Saales dargebracht. Ihr war von Genossinnen ein herrlicher Fliederstock überreicht worden. Auch auf der Straße wurde sie von nicht endenwollendem Jubel umwogt, bis fie davonfuhr. Mus Industrie unö tzanöel. Die Angst vor der Salinovelle. Die Erhöhung der Kaliabgaben von 60 auf 80 Pf. pro Doppel- zentner und die Abführung von 45 Pf. pro Doppelzentner al? Kalisteuer an die Reichskaff« wie sie die Kaligesetznovelle der Regierung plant hat die Kaliinteressenten in so große Aus- regung versetzt, daß sie selbst eine Einschränlung der Neugründun» gen vornehmen wollen, um ein gesetzliches Eingreifen zu verhindern. Von 168 Werken, die zum Kalishndikat gehören, haben sich 136 Werke in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch zu einer fverwilligen Bindung verpflichtet. Der wesentliche Inhalt de» Bindungsvertrages geht nach der .Post" dahin, daß die Vertragschließenden verpflichtet sind, bis zum 31. Dezember 1818 neue Kaliwerke außer den besonders im B i n d u n g S v e r t ra ge vorgesehenen Anlagen nicht zu beginnen und bei einem nicht gebundenen Unternehmer sich weder zu beteiligen, noch dasselbe geldlich oder technisch mittelba: oder unmittelbar zu unterstützen. Auch eine Veräußerung von Feldern und Beteiligungen darf nur unter Vorbehalt der Bin- dung erfolgen. Ausgenommen ist lediglich Ersatz für durch elemen- tare Ereignisse erliegende Unternehmungen. Untersagt ist serner Teilnahme an irgendeinem ausländischen Kalifabrikations-Unter» nehmen. Bei ausländischen Kalibergwerks-Unternehmungen dür- fen sich Vertragschließende nur unter Ausschließung des Weit- bewerbs mit dem Kalishndikat beteiligen. Für Verletzungen des Vertrages sind Konventionalstrafen bis 1 Million Mark vorgesehen. Es kann gar keinem Ztveifel unterliegen, daß dieser Vertrag seinen Zweck, einer weiteren Vergeudung von Kapital und Arbeit in volkswirtschaftlich völlig überflüssigen Neugründungen zu wehren, nicht erfüllen wird. Die Zeit der Bindung ist viel zu kurz, auch läßt der freiwillige Vertrag zu viel« Ausnahmen zu. Ganz abgesehen davon, daß noch nickst alle Werke sich zur Ein- schränkung verpflichtet haben wer bürgt dafür, daß nicht zurzeit außerhalb des Syndikat« stehende Finanzgruppen neue Werke ins Leben rufen werden? Ein« gesetzliche Neuregelung wird also durch diese freiwillige Bindungsaktion keineswegs überflüssig. Nach d«m Geschäftsberichte de« KalifyndikateS für daS Jahr 18lS hat der Absatz wieder nicht unerheblich zugenommen. Der Gesamtabsatz an reinem Kali belief sich im Jahr« 1813 auf 11,10 Millionen Doppelzentner gegen 10,08 Millionen Doppelzentner im Jahr« vorher. Besonder» bemerkenswert ist die verhältnismäßig starke Zunahme des Absatzes in Deutschland   selbst und des Exports nach den Bereinigten Staaten. Allerding» hat der Export nach den Vereinigten Staaten die Höhe de? Jahres 1811 noch nicht erreicht. Er betrug im Jahre 1811 2,51 Mill. Doppelzentner, im Jähre 1813 2,48 Millionen Doppelzentner. Der Absatz in Deutschland   fft von 5,26 Millionen Doppelzentner im Jahre 1812 auf 6,04 Millionen Doppelzentner im Jahre 1813 gestiegen. Wenn also«ine recht an- sehnlich« Zunahme de» Absätze» zu konstatieren ist, so muß doch ge- sagt werden, daß dies« Zunahme in gar keinem Berhältni« zu der Werksvermehrung in der Gegenwart und in der Zukunft steht. Der Außenhandel der Vereinigten Staate»»an Amerika   im Jahre 1813 betrug in der Einfuhr 1783(im Borjahre 1818) Millionen Dollar, in ber Ausfuhr 2484,2(2383,1) Millionen Dollar. Mithin eine Abnahme der Einfuhr um rund 25, ein« Zunahme der Ausfuhr um 85,1 Millionen. Auf die einzelnen Warengruppe» verteilten sich dies« Summen: a«« Ausfuhr Pfiff. Doll. Mill. Doll. Rohmaterialien zu Fabri- Leb�nsnsttteh'rvh: Tiere zur LeteSeiaanzoder. Wo) w�e verarbeitet... 188.4(11.06»,.) 324.8(13.07»,.) Halbfabrikat«.....»40.6<18.88«/.) 387.2(15.88» Sabrikate. verbrauchsferttg 418,4(23,06»/) 780,2(31,41%) .' 1*3( 0,88%) 8,1( 0,32%) Auslandtsche Waren.. 35.7( 1,44%) 1793(100,00»,«) 2484,2(100,00%, Dies« Zahlen zeigen, wie die Union fich au« einem Siohstoffe au4*.!in£'1*! einführende« Agrarstaat zu einem Industriestaat entwickelt Hai Bei rohe« Lebensmitteln und Tieren überwiegt bereits die Einfuhr, während bei verarbeiteten Lebensmitteln und Rohmaterial, en zur Fabrikation noch ein erheblicher Ausfuhr- Uberschuß besteht,«m größten ist der SuSfuhtübenchuß jedoch bei Den Fttdninten. Winifttr 8. 8wb«a als Aufsicht»»««. Die Rheinische Metall- waren- und Maschinenfabrik läßt durch dieDüsseldorser Zeitung" bekannt machen, daß der jetzige preußffche Minister de» Innern v. �oedell infolge seiner Ernennnng zum Minister au» dem Auf- -«»scheidet.»«kfionär wird er feldftverftändlich blechen.