beitgeber und Arbeitnedmer sind j« B Stellvertreter zu nähten.b) Die Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer und derenStellvertreter werden von den Arbeitgeber- bezw. Arbeitnehmer-Beisitzern des Gewerbegerichts in getrennten Versamm-lungen aus der Zahl der Berliner Arbeitgeber und Arbeit-nehmer der einzelnen Jndustriegruppen gewählt. Die Wahlerfolgt auf die Dauer von einem Jahre. c) TerMagistrat ernennt alsdann den Vorsitzenden und dessen StellaVertreter.§ 3. Die Sitzungen des Ausschusses werden nach Bedürfnißvon dem Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter berufen. EineSitzung muß einberufenlwerden, wenn von K Mitgliedern eindiesbezüglicher Antrag eingebracht ist. Der Ausschuß rst beschluß-fähig, wenn alle Mitglieder geladen waren und mindestens 14derselben, d. h. je 7 Arbeitgeber und 7 Arbeitnehmer zugegensind. Wenn ein Mitglied am Erscheinen behindert ist, hat derBorsitzende(bezw. sein Stellvertreter) einen der Stellvertreterherbeizuziehen, und ist das nicht mehr angängig, dann muß dasjüngste der anwesenden Mitglieder der betreffenden Gruppe fürdie betreffende Sitzung ausscheiden. Tie Beschlüffe des Ausschuffes werden mit Stimmenmehrheit gefaßt. Bei der Beschlußfassung muß unter den Mitgliedern die gleiche Anzahl Arbeit-xeber und Arbeitnehmer vertreten sein.§ 4. Der Arbeitsnachweis besteht aus einer männlichen undweiblichen Abtheilung. Die Führung der Arbeitsvermittelungs-Geschäfte geschieht von Arbeitern, welche in öffentlicher Versamm-lung der einzelnen Jndustriegruppen zu wählen und von derStadt anzustellen sind.Z 5. Ter Ausschuß hat die Geschäftsordnung des ArbeitsNachweises festzusetzen.§ 6. Tie Kosten für die Errichtung und Unterhaltung desArbeitsnachweises trägt die Stadt Berlin.§ 7. a) Ter Arbeitsnachweis stellt im Falle eines Aus.staudes seine Thätigkeit für die betreffende Branche ein; jedochhaben die streitenden Theile innerhalb 2 Tagen(d. h. vomfolgenden Tage an) das Einigungsamt des Gewerbegerichts an-zurufen und dasselbe auf dem schnellsten Wege zu entscheiden.d) Geschieht das Anrufen des Einigungsamies nur einseitig undweigert sich die Partei der Arbeitnehmer, so tritt der Arbeits.Nachweis nach der unter a) besagten Zeit sofort wieder in Thätig-keit. e) Beide Parteien haben sich dem Urtheil des Einiguugsamtes zu unterwerfen, widrigenfalls das Einigungsamt über dieweitere Thätigkeit des Arbeitsnachweises zu bestimmen hat.ä) Tie Verhandlungen des Einigungsamtes sind öffentlich. DasUrtheil ist öffentlich bekannt zu machen, e) Tritt das Einigungsamt in Thätigkeit, so sind jedes Mal aus dem Ausschüsse desZlrbeitsnachweises noch je 3 Arbeitgeber und 3 Arbeitnehmer mitgleichen Rechten, wie die übrigen Mitglieder des Einigungs-amts hinzuziehen.Tie satte, zahlungsfähige Moral hat in einem ihrer„angesehensten" hiesigen Organe, dem„Berliner Tageblatt",wieder einmal glänzend Zcugniß von sich und ihrem Ruhm ab.gelegt. Drei Berliner Sladträlhe, die Herren Böhm, Friede! undHeller sind auf Beschluß des Magistrats in den drei Nächtenvom 29. Januar bis 1. Februar in einer für sie gewiß sehr an-strengenden Arbeit thätig gewesen. Sie haben in diesen Nächteneine Personalstatistik über diejenigen Elemente veranstaltet, ausdenen sich die Obdachlosen am hiesigen Orte zusammen setzen.Man geht natürlich fehl in der Vermuthung, daß den Magistratbei diesem Beschluß etwa ein rein statistisches Interesse oder gardie menschliche Liebe für die Aermsten der Armen geleitet habe.Nein, soweit sind wir noch nicht. Die Ursache zu dieser Arbeitwar die für den Magistrat auffällige Thatsache, daßungefähr 14 Tage, nachdem strenge Kälte geherrscht, beiverhältnißmäßig gelinder Witterung ein unvermutheter. plötzlicherAndrang zum nächtlichen Obdach der Stadt stattgefunden hat.Auch soll den Magistrat immer noch ernsthaft die Frage gequälthaben, ob es auch rathfam sei, das Obdach und die mit ihm ingewisser Verbindung stehenden Wärmehallen sofort oder wenigstensrm Spätherbst dieses Jahres erheblich zu vergrößern. Und wassonst noch die Ursache war, werden wir weiter unter sehen.Welches Resultat haben nun die magistratlichen Bemühungengehabt? Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daßdie erhaltenen Daten recht niederschmetternd auf unsere in derNothstandssrage bekanntlich von einem unverwüstlichen Opti-mismus beseelten Stadtväter eingewirkt haben. Anders ist� dasklägliche Zeug nicht recht zu erklären, das das offenbar offiziösinspirirte Mosse'sche Organ seinem Publikum auftischt. Dianerwartet eine, soweit rn der kurzen Zeit möglich, sich aufZahlenmaterial stützende Uebersicht und man hat beim Durchlesen des Artikels die unerwartete Gelegenheit, denHang zur Romantik bei den Leuten zu bewundern, dieihre Beobachtungen in die Spalten des Tageblatts stießenließen. Die alte Zeit der Vehme und der Vendelta mit ihrenauf allen Wegen in grimmer Tücke geheiinnißvoll gesperrtenFäden taucht wieder vor uns auf und das effektvolle Gebildewird nur um so interessanter, als es sich über dem im Hohlspiegel gar grimmig anzuschauenden Todtenkopf der heutigenGesellschaft, dem Anarchismus schaucrvoll aufthürmt. Denn derdienstbeflissene Geschichtcnträger vom„Berliner Tageblatt" läßtdie drei Weisen, dre drei Nächte hintereinander das Gespenstder Roth beschworen haben, so etwas vom Masseninstinkt derObdachlosen läuten hören, der aber alsbald umschlägt in dasstumme Gehorchen aus eine dumpfe Parole, die von außen herin das Asyl hineingetragen wird.„Es giebt nicht blos Polizei-spitze!" heißt es im Tageblatt„sondern auch Anarchistenspitzel,die Führer draußen werden von allen Vorgängen im Innerndes Obdachs auf das Genaueste unterrichtet, und gewisse Ob-dachlose agiren, das hat sich allen Beobachtern ausgedrängt,zeitweilig wie auf Kommando. Vor allem halten diese Leutetlettcnartig zusammen und verrathen einander nicht. Derjenige,der ausplaudern oder unter ihnen befindliche Uebelthäter ver-rathen wollte, also„der Berräther", riskirte buchstäblich seinLeben."Dieses ist der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.Neben einer Gruppe von nicht obdachlosen Leuten, die dasObdach besucht, lediglich um sich einmal körperlich zu reinigenund sich mit einem neuen Hemd zu versehen, giebt es nach demOffiziösen im Obdach eine Gesellschait, von der nicht gesagt wird,ob sie mit der vorhin geschilderten Geheimorganisation identischist, oder für sich etwa im Gegensatz zur Vendetta mit dem Tolc�im Gewände als solche milder Gattung eristirt. Wenigstens istbei ihrer Schilderung nicht direkt von Meuchelmord die Rede.Aber unheimlich genug ist auch diese Horde, denn der Magistrats-offiziöse berichtet von ihr: Es ist die Ueberzeugung von Kennernund sorgfältigen Beobachtern des Obdachs, daß diese Leute zumBesuch des Obdachs a n i m i r t werden, und zwar gerade in derZeit, wo es gilt, mit Zahlen zu paradiren und denAnschein zu erwecken, als wenn urplötzlich ein ungeheurer,noch nie dagewesener N o t h st a n d über Berlin herein»gebrochen wäre. Dies sind die eigentlich gefähr-lichen Elemente des Obdachs, sie sind die geheimer-Terroristen der übrigen, meist friedlichen Obdnchlucher,sie geben sozusagen die Tageslosung aus, der sich allesblind unterwerfen muß, sie unterhalten namentlich mitanarchistischen«reisen nach außen Verbindung; aus ihnenrekrutiren sich die sogenannten Anarchisten» Spitzel, sie er-scheinen und verschwinden je nach Bedarf spurlosvon der Bildfläche.........„.Nach diesen beiden Faschingsleistungen läßt sich ermessen,was weiter in den Bruchstücken aus der Enquete folgt. Außerdem Anarchismus hat kaum noch etwas anderes als der Soff,der Gewohnheitsioff, ein Interesse an der Erhaltung und demAusbau des städtischen Obdachs. Man richtet an eme derbO Frauen, die sich unter 3200 Männern im Obdach finden, d,eFrage nach der Ursache des gewaltigen Ueberwiegens der männ»lichen Bevölkerung im städtischen Obdach und erhält prompt dieFolgend« hocherwünschte Antwort:„Das liegt an den Männern selbst, an ihrer Unmäßigkeit,besonders am Saufen und Rauchen. Die Männer müssen allesdurch die Kehle jagen; wir Frauen helfen uns ganz anders; ob-wohl wie für den„Staat"(Putz) etwas ausgeben, haben wirdoch bis zuletzt ein Nothgröschchen; wcnns mit dem zu Ende geht,dann ist es freilich mit uns vorbei."Das Bild wäre aber unvollständig, wenn nicht dem LokalPatriotismus des Urphilisters eine tiefe Reverenz gemacht würde.Es wird angenommen, daß die Pseudo-Obdachlosen und dieechten Berliner etwa ein Sechstel derjenigen ausmachen, die dasstädtische Institut als angebliche Nothleidende aufsuchen.„Dieübrigen fünf Sechstel, heißt es, sind Nichtberliner und diese fünfSechstel sind es, die durch ihre große Zahl bei uns Auf-reg un g verursachen, die Bürgerschaft beunruhigen undden Staats- wie Stadtbehörden so lange zu schaffen machenwerden, bis es gel in gen wird, diese Elemente wenigstenszum größeren Theil, wie man in Oesterreich sagt,„a b z u-schaffen".Ausländer, Fremde, sind's zumeistDie unter uns gesät den GeistDer Rebellion, dergleichen Sünder,Gottlob, sind selten Landeskinder.Und warum kommen diese Frechlinge nach Berlin, warumverrecken sie nicht in ihren heimathlichen Gefilden unter derPeitsche des Gutsherrn? Aus reinem Uebermuth, so argumentirtder städtische Statistiker fürs Erste, und als zweiten bedeutsamenGrund führt er an, daß es den— organisirlcn Arbeitern so inihrem Kram paßt.„Bei Gelegenheit von Streiken haben die hiesigen Gewerkesolchen Leuten vernünftiger Weise abgewinkt und mit Erfolg dasHerzuströmen neuer beschäftigungsloser Massen abzuwehren ver-mocht. Warum haben dies die Führer und Leiter der Arbeiter-Bewegung diesmal, namentlich im November, nicht gethanOffenbar, weil es ihnen lieb' war, anläßlich der Debatten imReichstag, im Landtag und in der Stadtverordneten-Versannn-lung durch das Vorführen großer Mengen von Beschäftigungsllosen einen Druck auf die behördlichen Organe und die öffent-liche Meinung so kräftig wie nur irgend möglich auszuüben."Wir denken, daß diese Leistungen unseren Parteigenosseneine vollauf genügende Probe von der magistratlichen Obdachlosenstatistik gegeben haben. Es ist Faschingszeit, und warumsollte ein Magistratsosfiziöser nicht auch einmal in scheinbarernstem Gewände seinen Ulk zum Besten geben können? Hatdieser Ulk doch den angenehmen Vortheil an sich, daß er je nachBedarf von den bürgerlichen Kämpen ernst genommen und beijedem Nothstandsantrag, mit dem die verdammten Sozialdemokraten im Rothen Hause angeschleppt kommen, den Rothen alstristige Argumentation entgegengeschleudert werden kann. Wennes gegen die Sozialdemokratie geht, so ist bekanntlich nichtszu dumm, um nicht unter dem Beifallgemurmel der bürgerlichenStadtverordneten ins Feld geführt zu werden. Warum ist esunseren industriellen Haupthyänen, die die bescheidenste Forderungihrer Arbeiter mit einer Aussperrung und der frivolen Herbei-ziehung polnischer und schlesischer Streikbrecher beantworten,nicht zuzutrauen, daß sie, wie es der Magistratsoffiziöse im„Berliner Tageblatt" thut, die organistrten Arbeiter für den Zu-zug der Armee aus dem Osten verantwortlich machen? Es wirdda ein großes Hallelujah in öffentlicher Stadtverordnetensitzunggeben und die gesamnite ordnungsliebende, staatserhaltendeund ordenslüsterne Klique wird einig in der Ansichtsein, daß es ein Verbrechen gegen Staat und Ge-sellschaft wäre, auch nur einen Pfennig mehr für denorganistrten Pöbel zu bewilligen, der hungert und friertaus reiner Frivolität. Was kümmern diese Helden sich noch umsachliche Einwände, was kümmert sie der nächstliegende und derjedermann offenbare Grund, daß die strenge Kälte zwar dasElend lebendiger werden läßt, aber auf die immer weiterfressende Arbeitslosigkeit in der Industrie nur einen verhältniß-mäßig unbedeutenden Einfluß ausübt. Wer grundsätzlich taubsein will, dem ist bei alledem nicht zu helfen, und so bleibt dennnichts weiter übrig, als den bürgerlichen Stadtvcrtretern bei dernächsten Nothstandsdebatte eine fröhliche Ordnungsorgie zuwünfchen!Wahrheit oder Dlchtmig? Gestern Abend zwischen 10und 11 Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Hause Markus-straße 3 gerufen. Es brannte im Laden des Zigarrenhändlers Rochan.Ter Laden war verschlossen, man mußte durch ein Fenster steigen,um von innen zu öffnen. Während die Feuerwehrmänner sich indem ausgebrannten Laden zu schaffen machten, hörten sie vondem Keller unterhalb des Ladens Stöhnen. Der Keller ist durcheine Fallthür mit dem Laden verbunden; die Thür war zugeklapptund man fand den Ladeninhaber am Fuß der Treppe liegen miteiner Stichwunde in der Brust uyd Beulen am Kopfe. Ererklärte, von einem Manne überfallen zu sein, und wurdenach dem Krankenhause im Friedrichshain gebracht. Dortist er heute ausführlich vernommen worden. Nach seiner An-gäbe hatte er die Rollladen des Schaufensters heruntergelassenund war im Begriff, den Laden zu schließen, als ein Fremdereintrat und sich als Vetter des Rochan'schen Schwiegervaters,des Gerbereibesitzers Hensel in Kirchhain, vorstellte, der Grüßezu überbringen habe. Da R. in der That seinen Schwiegervaterin jenem Orte hat, so will er den Unbekannten zum Nähertreteneingeladen haben. Im Verlaufe eines Gesprächs soll der Fremde,der sich gleichfalls Hensel nannte, R. gebeten haben, einen Brief-umschlug mit Aufschrift zu versehen und in diesem Augenblickwill N. einen Schlag auf den Kopf erhalten und die Besinnungverloren haben. Er sei zu sich gekommen, als er die Feuerwehrim Laden vernommen habe. N. nimmt an, daß der angeblicheHensel ihn. nachdem er ihn geschlagen und gestochen, durch dasLoch der Fallthür, die er erst habe öffnen müssen, in den Kellergestoßen habe. Den Thäter beschreibt er als einenMann in den vierziger Jahren, etwa 1,75 Meter groß, mitvollem dunkelblonden Haar und Vollbart, rother gesunder Gesichts-färbe, bekleidet sei er mit grauem Ueberzieher gewesen. DieVerletzungen sind ungefährlich, so daß seine Entlassung in dennächsten Tagen bevorsteht. Von der Kopfwunde wird ärztlichangenommen, daß N. sie sich selbst beigebracht habe. Blutspurenführen nicht in den Keller.Arbeiter SchönebergS! Am Sonnabend, den 10. Februar,finden Hierselbst die Wahlen zum Gewerbegericht statt und zwarwerden dieselben in der Zeit von Nachmittags 4 Uhr bis Abends8 Uhr im kleinen Saale des Lindenparks abgehallen. Beider Bedeutung der Wahlen ist es die Pflicht der Arbeiter.mit aller Kraft für die in öffentlicher Volksversammlungnominirten Kandidaten einzutreten. Wähler ist, wer das fünf-undzwanzigste Lebensjahr vollendet hat und ein Jahr am Ortewohnt oder in Arbeit steht. Im letzteren Falle hat der Arbeitereine Bescheinigung seines Arbeitgebers beizubringen. Im übrigengenügt die Jnvaliditäts-Karle oder der Steuerzettel. Die Wahlist eine geheime. Als Kandidaten sind aufgestellt: W. B ä u m l e r,Maurer; F. M a s u ch, Klempner; L. Weißgerber, Maurer;R. Eichhorn. Stuckateur; H. Schubert, Buchdrucker;K. Sommer, Zimmermann.Wir machen die Genossen noch darauf aufmerksam, daß amFreitag eine öffentliche Volksversammlung in der Schloßbrauereistattfindet. Das Komitee.Polizeiberlcht. Am 5. d. M. Vormittag? versuchte einHandlungsgehilfe in seiner Schlafstelle in der Zionskirchstraßeich durch einen Schuß in den Hals zu tödten. Er wurde nachdem Krankenhause am Friedrichsham gebracht.— Im Erd-geschoß des Hauses Leipzigerstr. 93 fiel Nachmittags ein Bau-tisckler bei der Arbeit durch eine Oeffnung im Fußboden in denKeller hinab und zertrümmerte dort eine Spiegelscheibe. Er er-litt bedeutende Verletzungen an den Armen und Beinen undmußte nach der UniversitätS-Klinik gebracht werden.— BeimVerlassen einer Schankwirthschaft in der Kottbuser-straße fiel«in Pantinenmacher in der Trunkenheit zu Boden underlitt einen Schädelbruch, so daß seine Ueberführung nach demKrankenhause am Urban erforderlich wurde.— An der Ecke derOberwall- und Französischenstraße stieß Abends ein Geschäfts-wagen, dessen Pferd durchgegangen war. mit einer Droschke zu»sammen. Der Führer des Geschäftswagens wurde von seinemSitz herabgeschleudert und am Kopfe so schwer verletzt, daß ernach der Charitee gebracht werden mußte.— Bei der Festnahmezweier Männer, welche längere Zeit an der Ecke der Wrangel-und Manteuffelstraße groben Unfug getrieben hatten, entstandein größerer Auflauf, der von der Schutzmannschaft mitGewalt zerstreut werden mußte.— Nach 10 Uhr Abendswurde die Feuerwehr nach dem Hause Markusstraße Nr. 8gerufen, wo es im Zigarrengefchäft von Rochan brannte. DerGeschäftsinhaber wurde im Keller unter dem Laden mit einerWunde in der Brust aufgefunden und auf ärztliche Anordnungnach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht. Rochan be-hauptet, kurz vorher von einem Manne überfallen, in den Kellergestoßen und durch einen Stich in die Brust verletzt worden zusein; dieser Mann müsse auch den Laden in Brand gesetzt höben.Nach Angabe der Frau Rochan, die erst später nach Hause kam,fehlen auch etwa 600 M., die in einem Hinterzimmer in einemSchreibtisch eingeschlossen gewesen sein sollen.— In der Müller-straße 24 fand ein kleiner Brand statt.GertS, ks-�Zetkung.Wegen öffentlicher Beleidigung der Organe des KriegS-Ministeriums, speziell der Kreis-Ersatzkommisstonen, wurde derJournalist Rod. Wohlberg aus Berlin von der Strafkammerdes Landgerichts II zu 30 M. Geldstrafe verurtheilt. Er soll ineiner zu Cladow bei Spandau abgehaltenen freisinnigen Wähler-Versammlung gesagt haben, daß die Ersatzkommissionen manchesKroppzeug ausgehoben haben, welches kaum noch krauchen könne.„Ein unglaublicher Mißgriff der Sittenpolizei".Unter dieser Spitzmarke erschien in der Abendnummer des„Ber-liner Tageblatts" vom 14. Juli v. I. ein Artikel, als dessenVerfasser der hiesige Rechtsanwalt Dr. Alfred Korn angegebenwar. Es wurde darin mitgetheilt, daß eine unbescholtene Frau,welche nach erfolgter Ehescheidung genöthigt gewesen sei, eineStellung im„Krug zum grünen Kranze' anzunehmen, in derNacht zum 8. Juli ihre Wohnung bei ihrer in der Borfigstraßewohnenden verheiratheten Schwester habe aufsuchen wollen. Dasie den Hausschlüssel vergessen hatte, so versuchte sie aus derStraße durch Händeklatschen die Aufmerksamkeit ihrer Schwesterzu erregen. Nach mehreren vergeblichen Versucher, habe.sich ein lunger Mann zu ihr gesellt, der ebenfalls in dem Hausewohnte und sich erboten habe, sie mit hineinzunehiwen. ImBegriffe ihm zu folge», sei sie plötzlich von dem Kriminal-beamlen Kornowski ergriffen worden, der sich in der Nähe ver-borgen gehalten. Der Beamte habe ihr den Vorwurf gemacht,daß sie einem unsittlichen Gewerbe nachgehe und sie deshalb zurWache gebracht. Hier habe sie die Nacht über bleiben müssen.Am folgenden Morgen habe man sie nach dem Alexanderplatzgebracht, wo sie sich in Gemeinschaft mit einer großen Anzahleingelieferter Prostituirte» seitens des Physikus Dr. Litthauer einerschimpflichenUntersuchung habe unterwerfen müsse». Dann habe mansie im grünen Wagen nach der Charitee gebracht, von wo sieerst nach vier Tagen entlassen worden sei, nachdem flch heraus-gestellt habe, daß sie völlig gesund fei. Sie sei wegen der un-würdigen Behandlung dem Selbstmorde und ihr betagter Vaterdem Tode nahe gewesen. An diese Mittheilung knüpfte der Ver-sasser eine Kritik der Handlungsweise des Sittenbeamten unddes Dr. Litthauer, worin nach Auffassung der Staatsanwaltschaftschwere Vorwürfe und Beleidigungen enthalten sein sollten.Gestern standen deshalb Rechtsanwalt Dr. Korn und der Re-dakteur Harich vom„Berliner Tageblatt" vor der vierten Straf-kammer des Landgerichts I. Die Beweisaufnahme bewegte sichum die Frage, ob die der verhafteten Frau widerfahrene Be-Handlung eine gesetzmäßige war oder nicht. Der Staatsanwalttrat warm für die Beamten ein, die den vorliegenden Umständennach, Lob und nicht Tadel verdienten. Er beantragte gegenDr. Korn 1000 M. Geldstrafe, gegen Harich 3 MonateG e f ä n g n i ß. Der Vertheidiger des ersten Angeklagten, Rechts-anwalt Lipschütz, führte aus, daß die Beweisaufnahme sich imWesentlichen mit dem Inhalte des Artikels gedeckt habe, daßder Angeklagte nur von seinem Rechtsgefühl geleitet, sichder verletzten Frau angenommen habe und schließlichschon um deshalb freigesprochen werden müsse, weiler sich in Wahrnehmung berechtigter Interessen befunden habe.Der Vertheidiger des Angeklagten Harich, Rechtsanwalt Mosse,legte das Schwergewicht darauf, daß auf grund der mißlichenVerhältnisse in der Charitee die Nachprüfung der Eingeliefertennicht in der Weise vorgenommen sei. wie es als zweckmäßigerscheine.Der Gerichtshof bezeichnete daS Verhalten der Beamten fürkorrekt, hielt auch den Inhalt des Artikels für beleidigend,kam aber dennoch zu einem freisprechenden Erkenntniß. weildie Angeklagten in Wahrnehmung berechtigter Interessen ge-handelt.Soziale IteveeKSik:Achtung» Bildhauer! Die Werkstatt« Delegirten werdendringend ersucht, die ihnen zugesandten Situationsberichte aus-gefüllt im Vereinslokal, Annenstr. 16, schleunigst abzuliefern.Die Wichtigkeit der Sache macht das regste Interesse zurPflicht! DieDelegirten-Ko m Mission.An die Stellmacher Berlins und Umgegend!Kollegen! Wieder von neue», richten wir die Mahnungan Euch, unsere Versammlungen mehr als bisher zu besuchen.Immer uoch steht die große Mehrzahl der Kollegen unserer Be-wegung fremd und gleichgiltig gegenüber. Von den verheiratheten,in Berlin längere Zeit anwesenden Kollegen trifft man nurwenige, und selbst die, welche früher am eifrigsten waren, lassenan Regsamkeit nach.Kollegen! Wir fragen Euch, ist denn Eure Lebenslagenicht der Verbesserung bedürftig? Wenn ja, dann handelt danachund tretet der Organisation bei; sorgt dafür, daß es nicht nochschlechter wird. Häufig müssen wir die Klagen hören, daß dieLöhne zurückgehen, wofür aber die Arbeitszeit verlängert wird.Und doch sieht die Mehrzahl der Kollegen es nicht ein, wie demHerabsinken der Löhne Einhalt zu gebieten ist. Die HerrenMeister entschuldigen die Lohnrednktion und die Verlängerungder Arbeitszeit mit dem Hinweis ans die Konkurrenz, und so wird,trotzdem die Arbeitslosigkeit immer mehr um sich greift, dieArbeitszeit verlängert. Wir aber wollen nicht, daß den Kollegenselbst das Allern othwendigste, was zum Leben gehört, vorent-halten wird. Der Einzelne ist nicht im Stande, für sich einedauernde Verbesserung herbeizuführen, das kann nur die Ge-sammtheit und zwar im Wege einer gut geschlossenen Organi-sation. Erscheint daher alle in der Versammlung, welche amSonntag, den II. Februar, in den Arminhallen, Kommandanten-straße 20, stattfindet, in welcher über Mittel und Wege berathenwerden soll, welche wir in nächster Zeit einzuschlagen haben.Thue daher ein jeder seine Pflicht.Die Agitationskommission der Stellmacher.Zum Schreiberelend. Es sind nicht etwa blos die ge-meinen Soldaten, welche den Arbeitern in den verschiedenstenBerufen Konkurrenz bieten, indem sie Arbeiten für billigste Ent-lohnung übernehmen, sondern Unteroffiziere, Sergeanten thundas gleiche. Wie uns aus den Kreisen der Bureau-Angestellten mitgetheilt wird, soll eine nicht geringe Anzahlsolcher Militärpersonen, welche durch Abkommandirung in denverschiedeneu militärischen Bureaus thätig sind. ihre freie Zeit