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steigerten Crholungsbcdurfnis im späteren Lebensalter ent- sprechend, eine Verlängerung des Urlaubs nach LOjähriger Tätigkeit neu eingeführt worden. Dabei wurde, um eine allzufrühe Erreichung dieses Urlaubs hintanzuhalten, die Vollendung des 45. Lebensjahres zur Bedingung gemacht. Neu ist auch die Verlängerung des Urlaubs nach der Amts- tätigkeit für solche Personen, welche eine nur im vorgerückten Alter erreichbare städtische Stellung einnehmen. Hoffentlich enthält die neue Ordnung keine Verschlechte- rungen, sondern Verbesserungen. Eine solche wäre allerdings in einer Verlängerung des Urlaubs zu sehen, denn 3 Tage Urlaub ist doch eigentlich keiner. Aus der städtische« Waiseupflege. Die nach dem Stande vom 31. März 1914 stattgehabte Zählung der in der Waisenpflege befindlichen Berliner Kinder hat einen Bestand von 9478 Waisenkindern und 65 Pfleglingen des aus Stiftungsmitteln unterhaltenen Kinder- asyls ergeben gegen 8819 Waisenkinder und 69 Asylkinder am 1. April 1913. Die Waisenkinder haben also um 659 zugenommen, eine Zahl, die sich auf 299 ermäßigt, wenn man berücksichtigt, daß von den neuaufgenoinmenen Kindern 366 der Waisenverwal- tung durch die Armendirektion überwiesen worden waren, also sich schon vor der Aufnahme in öffentlicher Pflege be- funden hatten. Außer diesen Kindern sorgte die Waisenverwaltung für 516 junge Leute, die in der Lehre, 353, die im Dienst waren, für 11 erwerbsunfähige, bereits eingesegnete Kinder: für 7 ältere Kinder, die eine höhere Ausbildung aus StiftungS - Mitteln erhalten: für 7 junge Leute, die ein Stipendium aus der Brunöhler Stiftung beziehen, also insgesamt für 894 be- reits eingesegnete Pfleglinge. Wie Fürsten wohne». Der ehemalige Statthalter der Reichslande, Fürst Wedel, hat in Berlin dauernd Wohnung genommen und im Hause Pariser Platz 2 eine Wohnung bezogen. Dieselbe umfaßt rund SO Zimmer, in die in 38 Möbelwagen die Möbel und Ausstattungsgegenstände aus dem Etatthaltevpalais in Etratzburg übergeführt wurden. SV Zimmer für«ine fürstliche Familie! Man halt« folgende Rotiz aus Spandau gegenüber: Eine wohnungslose Familie, ein Arbeiter mit Frau und acht Kindern, hat im städtischen Armenhause vorüber- gehend Aufnahme gefunden; er sollte mit den Seinen auch in den Räumen der früheren Munitionsanstalt untergebracht werden, weigerte sich aber, in diese» Gebäude überzusiedeln, weil sich darin nur«in Kochherd befindet, der von alle« Familien benutzt werden muß." Und da gibt es noch so unzufriedene Elemente wie die Sozial- demokraten es sind, die solche Zustände ungesund finden I Unfälle im Berliner Osthafen. Mit der erfreulichen EntWickelung des Verkehrs im Berliner Osthafen scheint leider auch die Unfallgefahr für die dort beschästig- ten Arbeiter zu steigen. Sind doch allein in der Zeit von Anfang April bis 14. Mai d. I. nicht weniger als fünf Unfälle zu ver- zeichnen, wobei Arbeiter durch bowegliche Lasten oder maschinelle Einrichtungen verletzt wurden. Anfang April verunglückte ein Ar- beiter am Kran 13 er erlitt einen Beckenbruch. Ende April wurden einem Arbeiter am Kran 11 vom Kohle»- greiser drei Finger abgequetscht. Anfang Mai ereignete sich«in weiterer Unfall am Kran IL, wo einem Arbeiter beim Führen beb Greifers ein Glied vom Finger abgequetscht wurde. Einige Tag« später verunglückte an demselben Krau«in ande- rer Arbeiter dadurch, daß er vom Greifer au die Wand gedrückt wurde. Er erlitt einen Beinbruch. Zwei Tage später, am 14. Mai, ist wiederum ein Arbeiter durch «inen Kran verletzt worden, doch konnten wir bislang noch nicht feststellen, welche Art der Verletzung vorlag. Alle diese Unfälle ereigneten sich in den hellen Tagesstunde«. Welche Perspektiven eröffnen sich den Arbeitern da, wenn erst mal Nachtarbeit zur Bewältigung des Berkehr» erforderlich sein sollte. Es ist dringend notwendig, festzustellen, ob auch alle Maß- nahmen zur Verhütung von Unfällen getrosten find. Wirksame Unfallverhütung ist wichtiger als Unfallentschädigung! Anständige" Behandlung. Einen häßlichen Vorfall konnte man Freitagnacht auf dem Gchlesischen Bahnhof beobachten. In dem dort um 11 Uhr 20 Min. eintreffenden Stadtbahnzuge, der dort sein Endziel hat, waren zwei Arbeiter eingeschlafen. Als der eine infolge Trunkenheit nicht sofort das Kupee verließ und dies auch trotz Aufforderung Vicht tat, packten ihn mehrere Bahnfccamte an den Schultepn und warfen ihn buchstäblich aus dem Zuge hinaus. Auf dem Perron blieb er dann mit dem Gesicht nach unten liegen. Daß ihm dabei keine Verletzung zugestoßen ist, kann eigentlich wundernehmen. Auf die von den zahlreichen Passagieren ausgestotzenen Entrüstungs- rufe drohte der diensttuende, äußerst schneidig auftretende Sta- tionsassistent mit Feststellung der einzelnen Personen. Statt nun die Betrunkenen einfach laufen zu lassen, mutzte auch noch dem Ge- setze Genüge geschehen. Sie wurden, weil sie ihr Ziel überfahren hatten, unter nicht gerade sanftem Händedruck nach dem Stations- bureau gebracht und dann ebenfalls liebenswürdigerweise aus dem Bahnhofe entfernt. Wir glauben sicher, wenn der Eingeschlafen« ein Passagier zweiter Klasse oder ein besser Gekleideter gewesen wäre, wäre man anders mit ihm verfahren; so waren es einfache Arbeiter. Vom Teck des Omnibus abgestürzt. Gestern nachmittag 2 Uhr stürzte der 25 Jahre alte Schaffner Karl Nistch, Schönebcrger Str. 30, der neuen Autobuslinie b l a u g e l b vom Deck des Wagens, wo er gerade mit Billett- ausgeben beschäftigt war, in der Neuen Rotzstraßc über das Ge- länder auf das Stratzenpflaster und schlug mit dem Kopfe auf. Der Schaffner wurde in bewußtlosem Zustande nach der Rettungsstelle Am Spittelmarkt gebracht, wo ein« Gehirnerschütterung und schwere äußere Verletzungen festgestellt wurden. Von dort aus wurde der Verunglückte nach der Charitc gebracht. Von der Zkraftdroschke getötet. Van einer.Kraftdroschke überfahren und getötet wurde Freitag abend gegen 7 Uhr der 27 Jahre alle Kaufmann Reinhold Konrad. Ms er gegen 7 Uhr die Voh- und Wilhelmsttatzc mit seinem Zweirad kreuzte, faßte ihn die Kraftdroschke 1A. 7650 und schleuderte ihn mit solcher Wucht auf das Pflaster, daß er sich einen Schädel- bruch zuzog. Der Verunglückte wurde von dem Wagenführer mit der Droschke nach der Unfallstation in der Kronenstraße gebracht. Hier konnten aber die Aerzte nicht mehr helfen, er war schon tot. Derschwindelfreie" Obermaat, über deffen Streiche und Tod Mir berichteten, ist jetzt festgestellt worden. Der Mann heißt in der Tat Logt, mit Vorname» Otto, war aber nicht Obermaat, sondern fahnenflüchtiger Matrose. Er stammte aus Leipzig und war 24 Jahre all. Vogt brannte vor einem Jahr von der ersten Matrosendivision in Kiel durch und war seitdem verschwunden. Wo er sich die ganze Zeit über herumgetrieben hat, weiß man noch nicht. Kleine Nachrichte». Auf dem Wege zur Arbeit vom Tode überrascht wurde gestern morgen der Schlosser Hans Redmaun aus der Berlichingenstr. 14, ein Mann von 3g Jahren. Auf dem Bahn- hos Beusselsttatze brach er plötzlich zusammen und verschied, wahr» scheinlich am Herzschlag, auf der Stelle. An der Ecke der Ber- liner und Eisenbahnstraße in Schöneberg wurde eine in ZeitungS- Papier gewickelte Kindesleiche gefunden. In einem Cafe der Friedrichstadt vergiftet hat sich gestern früh ein Mann, dessen Per- sönlichkeit nicht bekannt ist. Der Unbekannte ist etwa 40 45 Jahre alt und scheint dem Mittelstande anzugehören. Er trug einen braungrauen Anzug. In seinen Kleidertaschen fand man eine Brille und einen Kneifer, aber- keinen Pfennig Geld. Bewegungsspiele im Freien für die arbeitende Jugend Berlins finden statt: Spielplatz an der Bremer Straße: Mittwochs und Freitags, abends von 79 Uhr. Humboldthain (Rasenspielplatz): Montags und Donnerstags, abends von 79 Uhr. Schillerpark(Rasenspielplatz): Mittwochs 79 Uhr abends. Sonntags 48 Uhr nachmittags. Falkplatz(Rasenspiel­platz): Mittwochs 79 Uhr abends. Treptower Park (Rasenspielfläche VH): Mittwochs 79 Uhr abends. S-nntagS 28 Uhr nachmittags. Tempelhofer Feld: Mittwochs und FreitagS 7 9 Uhr abends. Friedrichshain (Rasenspielplatz): ab Montag, den 18. Mai: MontagS und Mittwoch» 79 Uhr abends; ab Sonntag, den 14 Juni: Sonntags nachmittags 3« Uhr. Alle jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen find dazu ein« geladen. Für Spielgelegenheit ist reichlich gesorgt. Die Arbeiter- eitern werden ersucht, ihre schulentlassenen Söhne und Töchter auf diese Bewegungsspiele aufmerksam zu machen. Vorortnachrichten. Neukölln. Die gefährliche» Jugendibeale. Am Freitag sollte die Neuköllner Jugend in einer unpolitischen Versammlung einen Vortrag über Jugendideale hören. Das Thema hat zwar mit Politik nichts zu tun, nichts destoweniger bietet es der Jugend eine reicheOuelle von Belehrung. Allein wenn man bedenkt, mit welcher Begeisterung einst Johann Gottlieb Fichte die Jugend mit hehren Idealen zu erfüllen strebte, wird man das Thema nicht hoch genug einschätzen können. Der preußischen Polizei schweben an- scheinend grauenhaste Schreckbilder vor Augen, wenn sie von Jugend. idealen reden hört. Entgegen allem Recht und Gesetz verbot sie ei». fach die unpolitische Jugendversammlung. Die heilige Hermandad hat sich nach dieser Mission sicher schlafen gelegt in der Meinung, die Jugend und den Staat vor den gefährlichen Idealen bewahrt zu haben. Doch die Jugendlichen machten die Zusammenkunft trotz der Polizeiaktion möglich. Etwa 700 Jugendlich« lauschten bald darauf den Ausführungen eines Freundes der Jugend über das obige Thema. Sache der Arbeiter»llern muß e« innner und immer wieder sein, ihre Jugend mit dem Geiste der modernen Zeit zu er- füllen, um sie so zu bewahren vor den schädlichen Einflüssen der Reaktionäre und Finsterlinge. ThOrlotte«»«»». Eine» prächtigen Verlauf nahm eine im Volkshan» für die West- Nchen Vororte veranstaltete Versammlung der arbeitenden Jugend. Die Versammlung wies einen Besuch auf, wie er nur bei besonderen Anlässen zu verzeichnen ist. Den beiden Rednern de» Abend», der Frau Dohm-Schuch und dem Reichstagsabgeordneten Dr. Cohn, die in eindringlichen Worten auf die große Bedeutung de? Zu­sammenschlusses der arbeitenden Jugend hinwiese«, wurde stür- Mischer Beifall gezollt. Die Charlottenburger Liedertafel hatte die Versammlung mit dem Liede Liodeslust eingeleitet und mit dem Liede FrühlingSstürm« beschlossen. Ohne Zweifel wird diese echt proletarische Jugendkundgebung, die von der Polizei unbehelligt blieb, ans die Besucher einen nachhaltigen Eindruck hinter lassen. Köpenick . I» der letzten Stadwemdnetensitzmlg wurde zunächst der an Stelle des Genosse Weber zum Stadtverordneten gewählte Genosse Otto Nickel in fein Amt eingeführt. Weiter nahm die Ver- sammlung Kenntnis'von den Maßnahmen des Magistrats betr. die Eröffnung der Badeanstalt am Langen See, Kolonie Wenden- schloß. Danach wird die Badeanstalt zur Verpachtung auSgeschrie- ben. Sollte jedoch ein zu niedriges Pachtgebot abgegeben werden, so soll die Verwaltung eventuell in eigener Regie erfolgen. Zum Brandenburgischen Städtetag am 25. und 20. Mai in Guben wurde u. a. auch der Genosse Woick delegiert. Tempelhof -Mariendorf . Bolkschor. Getragen von der Erkenntnis, daß nur in der Stärke die Macht liegt, haben sich die GesangvereineFreie Sänger- schaft Tempelhos",Männerchor Mariendorf" sowie derFrauen- und Mädchenchor Tempelhof" zu einem gemeinschaftlichen Chor zu- sammengeschlossen. Die Vereinigung, die den NamenVolkschor Tempelhof-Mariendorf" angenommen hat, tagt vom 1. Juni bei Fritz Salein(früher Gratzl) in Marienbors, Chausseestr. 305. Die Uebungsstunden finden statt: Frauen- und Mädchcnchor jeden Mon- tag von 911 abends, Männerchor jeden Donnerstag von 9 11 Uhr abends. Der Verein hat eS sich zur Aufgabe gemacht, sich ganz in den Dienst der Arbeiterbildungsbestrebungen zu stellen. Er appel- liert daher an alle ihm bisher fernstehenden Freundinnen und Freunde dieser Bestrebungen, durch zahlreichen Beitritt den Zu- sammenschluß zu unterstützen. Britz . Das schamlose Treiben eines anscheinend anormal veranlagten kräftig gebauten Mannes bildet seit längerer Zeit eine Gefahr für die Frauen und Mädchen, die die Rungiusstraße passieren. So wurde am Freitagabend gegen 6 Uhr wiederum eine Frau aus der Jdealsiedelung. als dieselbe mit dem Kinderwagen und zwei Kindern die Teltow 'analbrücke passierte, von dem entblößten Manne über- fallen. Der Unhold ging so gewaltsam zu Werke, daß der Kinder- wagen umgeworfen und die Kinder auf den Straßendamm fielen. Der Frau gelang es mit Aufbietung aller Kraft sich des Unholds zu erwehren. Geklagt wird darüber, daß die Ortspolizei gerade in jener Gegend mit ihrem Schutz völlig versagt. Wir müssen an» nehmen, daß die Polizei nach Kenntnis des für Frauen und Kinder gleich gefährlichen Treibens eines solchen Unholdes für den weil- gehendsten Schutz Sorge trägt. Marienfelde . In der letzten Gemeindcvertretersitzung teilte der Gemeinde- Vorsteher mit, daß der Wehrbeitrag im Ort 91 518 M. beträgt. Es sei eine Vermögenszunahme von 2 300 000 M. zu verzeichnen. Bei der Abnahme der neugepflasterten Dorfstraße stellte sich bei 20 Untersuchungen 17mal heraus, daß die Arbeit nicht vertragsgemäß ausgeführt ist. Die Straßenbaufirma Worch u. Co. soll aufgefordert werden, die Straße bedingungsgemäß herzustellen.- Bei der Be- ratung über die Reparatur des Armenhauses beantragte der Ber- treter Gericke, vorher die Gesundheitskommission zu hören. Der Vorsteher war der Ansicht, daß die» nicht zweckmäßig wäre, weil die Kommission wahrscheinlich die Meinung habe, daß das Armen- Haus überhaupt' nicht bewohnbar sei; auch dürfe das Armenhaus nicht so sehr komfortabel ausgebaut werden, da sonst der Zuzug von armen Leuten zu erwarten wäre. Man beschloß schließlich, die Reparatur dem Unternehmer Feuerstack für den Betrag von 1155 M. zu übertragen. Ferner wurde beschloffen, einen Arbeitsnachweis für Dienstpersonal einzuführen. In das Kuratorium der Höheren Schule wurden die Vertreter Fabrikbesitzer Caspary, Direktor Spiller und Kanzleirat Rohloff gewählt. Pfarrer Richter, der hierzu auch vorgeschlagen war, blieb in der Minderheit. Schmargendorf . I» der Mitgliederversammlung de« WahlvereinS wurde an Stelle des Genossen Busse, der den Ort Verlasien hat. Genosse Jrmisch als Kassierer gewählt. Zur Kreisgeneralversammlung wurden die Genossen Reck u. Schmidt delegiert. Unter Verschiedenem wurde beschlossen, die Agitation für den Konsum endgültig im Juni vorzunehmen. Hohen-Schönhausen. Die Bedeutung des Kinderfchutzes" lautete das Thema, welches Genossin Demmning in einem einstündigen Vortrag in der gut besuchten Mitgliederversammlung der hiesigen Bezirksorgani- sation behandelte. Auf den folgenden Frauenleseabenden wird ein Vortragszyklus abgehalten werden über:Die Frau und der Sozialismus". Referentin ist Genossin Demmning. Der nächste Frauenleseabend findet am Dienstag, den 9. Juni, abends 8% Uhr, im Lokal des Genossen Fritz Reyher, Berliner Str. 98, statt. Netnickendorf. Bei der am Freitag stattgefundenen Wahl der Gewerbe» gerichtsbei sitzer wurden gewählt von den Arbeitueh» m e r n die Kandidaten des GewerkschaftskartellZ, die Genossen Scharff, Feh, Ladner und Lorenz. Bei der A r b e i t g e b e r w a h l siegte im 3. Bezirk der Genosse Tost und in den anderen beiden Bezirken die bürgerlichen Gegner. Schönow (Kreis Niedcrbarntm). Laut Beschluß der Gemeindevertretung soll das Straßenland in der Friedrich, und Wiesen straße von den Anliegern an die Gemeinde aufgelassen werden. In dem am Freitag veröffentlichten Gemeindebericht war irrtümlich von einer Friedrich-Wilhelmstraße die Rede. Wittenau -Borfigwalde. Mit der Gründung eines Frauen- und Mädchenchor» wird sich eine am Dienstag, den 19. Mai, abends SVi Uhr, in denBorsig- walder Festsälen" stattfindende öffentliche Versammlung oeschäftigen. Stimmbegabte und sangeskundige Frauen und Mädchen der Ar- beiterklass«, die Mitglieder des Gesangvereins werden wollen, sowie alle Freunde des ArbeitergesangeS werden zu dieser Versammlung freundlichst eingeladen. Sitzungstage der Stadt- und Gemeindevertretungen. Mariendorf . Dienstag, den 19. Mai. nachmittags 5 Uhr, in der Aula des ResormrealgymnasiumS. Kaisersttatze 17/20. Tegel . Montag, den 18. Mai, nachmittags S Uhr, im Rathaus«. Tempelhof . Montag, den 13. Mai, nachmittags Sst, Uhr, im GemeindefitzungSzimmer, Dorfstt. 42. Dies« Sitzungen find öffentlich. Feder Gemeindeangchöttge be- rechtigt, ihnen als Zuhörer beizuwohnen. Jngendveranstaltunge». KöPeniA. Segen Beerdigung de» Genossen Gustav Heinrich fällt die Spielpartte der Jugend nach Pfcrdebucht aus. Rnderverek»Kollegia- begeht heute 17. Mai sein diesjähriges An- rudern, verbunden mit der Eiowcihuuq seines neuen BöstShanses: Gäste willtommen. Bootshaus: Tieswerder bei«paydan. Gerichtszeitung. Bestraster Aberglauben. Die Tatsache, daß Angehörige der gebildeten Stände es einer ungebildeten Zigeunerin möglich gemacht hatten, sie mit Hilfe eines.Wahrsagertricks" zu betrügen, kam in zwei Verhandlungen zur Sprache, welche die Berufungs- strafkammer beschäftigten. Angeklagt wegen Betruges war ni dem ersten Falle die Zigeu- nerin Albertm« Laubinger. Die Angeklagt«, welche mit Spitzen handelt, kam eines Tages zu einer Frau D die in einem Vorort eine kleine Villa besitzt. Als die listige Zigeunerin durchblicken ließ, daß sie auch in der Kunst des Wahrsagens bewandert sei, war glei. h Frau D. Feuer und Flamme, einmal einen.Blick in die Zukunft" zu tun. Auf Anordnung der L. mußte sie ihr sämtliches Geld, welches sie im Hanse hatte, herbeiholen und aus einem Tisch aus- breiten. Nachdem die braune Dame mit dem üblichen Hokuspokus das ZauberwortBdrncadabra" ausgesprochen hatte, setzte sie die Geldstücke zu allen möglichen geheimnisvollen Figuren zusammen. Bei dem Unsinn, den sie nunwahrsagte", spielte, wie gewöhnlich, ein blonder junger Mann, ein Brief u. a. ein« Rolle. Nachdem sich die Zigeunerin dankend und knixend entfernt hatte, kamen der D. doch Bedenken. Sie zählte ihr Geld nach und entdeckte das Fehlen eines Zehnmarkstückes. Die Zigeunerin wurde eingeholt und ihr das Geldstück wieder abgenommen. Das Schöffengericht hatte die Angellagte zu 5 Tagen Gefängnis verurteilt. Di« Strafkammer beließ es bei dieser milden Strafe mit der Begründung, daß eigent- lich auch diejenigen Leute, die in dem Zeitalter der Aufklärung noch auf einen derartigen Mumpitz hineinfallen, auf die Anklagebank gehörten. Auch in dem zweiten Falle handelte eS sich um eine Zigeunerin namens Anita Weiß, die eine alte Dame und deren Tochter um mehrere hundert Mark geprellt hatte. Die Angeklagte wurde eines Tages in Schildhorn mit der Rentiere F. bekannt. Im Laufe des Gesprächs kam die W., nachdem sie gesehen hatte, daß die Tochter mehrere Warzen an den Händen hatte, darauf zu sprechen, daß sie auch in der Heilkunst erfahren sei und insbesondere lästig« Warzen entfernen könnte. Sie wurde daraufhin von den beiden Frauen nach ihrer Wohnung bestellt, wo die Zigeunerin einen schwarzen Zwirnsfaden mit so viel Knoten versah, wie Warzen vorhanden waren. Dieser Faden wurde dann unter allerlei Hokuspokus ver- bräunt. Als die Warzen nicht weggingen, mußte Frau F. ihr ganzes Geld in einen Steinguttopf tun, nachdem die Zigeunerin das Geld selbst in ein mit geheimnisvollen Zeichen bedecktes Papier einge- wickelt hatte. Die Warzen waren nicht verschwunden, dagegen aber die Zigeunerin und mit ihr die angeblich in das Papier eingewickelten 327 Mk. Das Gericht vrurteilte die Angeklagte zu 3 Monate» Ge- fängniS. Man sieht, formale Bildung schützt vor Dummhett nicht. Die Leiden eine« StiesikinbeS. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte hatte sich gester» eine Frau Ida Wolf, geb. Bcllach, wegen Kiudesmißhandlung zu ver- autworten. Die im 40. Lebensjahr stehende Frau wurde beschul- digt, ihr jetzt achtjähriges Stiefkind Dora mehrere Jahre hindurch fortgesetzt schwer mißhandelt zu haben. Diesbezügliche Beobach- tungen waren schon im Jahre 1911 gemacht worden, als die Ehe- laute Wolf im Hause Wiesenstr. 60 wohnten. Nachdem sie später in das Haus Kolberger Str. 17 gezogen waren, wurde auch hier be- merkt, daß die kleine Dora Schlimmes zu erdulden hatte. Tie Kinderschutzkommifsion macht«, sobald sie Kenntnis davon erhielt, die ersten Ermittelungen und bei einer Besichtigung des Kinde» wurde der Verdacht einer groben Ueberschreittmg des Züchtigung»,