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Nr. 134. 31. Jahrgang.
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Montag, 18. Mai 1914.
Jaurès : So Monsieur Chauvin. Nach dieser Operation wird dir das Stänkern etwas vergehen. Die jenseits des Rheins werden es mit deinem teutonischen Zwillingsbruder ebenso machen. Dann werden wir vor Euch Teufelspack Ruhe bekommen.
Neue Ballade von Winkelkräh.
Es sprach der Fürst von Winkelkräh:
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Mein ist der Wald, so weit ich seh!
Der Tannen Grün, der Buchen Pracht
find nur für Mich allein gemacht!
Das edle Wild, der flinke Has, sie alle dienen Meinem Spaß! Mein ist der Wald, so weit ich seh! Ich bin der Fürst von Winkelkräh!- Wohl hatten sich in schwachen Stunden die Ahnen Mein bereitgefunden dem Plebs des Lands zu permettieren in Unfrem Wald zu promenieren,
und Luft zu schnappen, zu spazieren; das hat ein End! Wir refüsieren!"
Und der Gedanke ward zur Tatl Der Winkelfräher Kammerrat
bracht Schilder an im ganzen Wald:
Dero Privatweg! Böbel, halt!"
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Die Untertanen, brave Leut',
genügsam, voll Zufriedenheit,
Die nahmen diese Schickung still
als eines Mächt'gen weisen Will';
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Doch sprach der Landtag:' s duhd uns leid, ' s is ääne lngesedslichgeid!" Und drob der adlige Minister: .Rechd habd'r, aber schweigen mißd'r.-" Der Landtag faßte nun ein Herz: „ Es duhd uns leid doch, ohne Scherz, das Waldverbot, es hemmt wie nie de deire Fremden- Industrie!"
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Ja, selbst die Sozis fallen ein:
" Die Wege, die sind allgemein!
Der hohe Fürst zieht zwei Milliönchen
aus unsrem Wald,- ein nett Portiönchen!
Da gönn er doch dem kleinen Mann, daß er im Wald spazieren fann"
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Ra, turz und gut,' s gab wirklich Streit
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.'s is gääschen de Gefedslichgeid"
so murmelte in dumpfem Groll
der Landtag, banger Sorgen boll;
und der Minister, hochgerecht, ber- lündigte! Und er tat recht!
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Und seufzt:' s war nischt zu machen da gegen die Kamarilljaja"
Nun blüh'n im Wald von Winkelfräh Wegweiser auf, so weit ich seh--
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Wegweiser, ach, die keine sind!. Denn liest mal ein verirrtes Kind
die Aufschrift, hoffend, daß das Schild ihm von der Gegend gäb' ein Bild
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so liest es nur: Plebs, pad dich! Schrumm! Der Weg ist Dero Eigentumm!"
Baden, mit einer schmußigweißen Binde und hellgestreifter Weste. Er war früher einmal in Amerifa gewesen.
Aber ich wollte ja von den beiden anderen Leuten erzählen. Um vier Uhr morgens riß uns eine überlaute elektrische Schelle aus dem Schlaf. Das hieß sofort aufstehen, sich waschen und das Haus räumen. Wir fünfzig Mann im Saal erhoben uns fast gleichzeitig, mit uns alle die siebenhundert in den vierzehn Sälen an den Seiten des Ganges . Wir falteten unsere Drelldecken zusammen und legten sie nach Vorschrift ans Fußende des Lagers. Dann gingen wir zu den Waschbecken. Es schellte noch einmal durch das ganze Haus. Das war das Zeichen, daß wir am Schalter der Küche anzutreten hatten. Dort bekam jeder ein altbackenes Brötchen und einen Becher mit heißer Kaffeebrühe, fünf Minuten später standen wir wieder an der frischen Luft: das Tor wurde sofort hinter uns geschlossen. Einige kleine Trupps blieben noch beisammen, gerade so lange, als es dauerte, bis die wenigen, die im Besize einer Zigarette oder eines Zigarrenjtummels waren, sich Feuer geben lassen fonnten. Dann verschwanden alle wie spurlos in den kahlen, rein gefegten Straßen. Der Morgen war kalt und sonnig.
Vielleicht wäre ich damals unter die Räder gekommen, wenn mich ein heilsamer Schreck nicht zur Besinnung gebracht hätte. Ich war wieder mit dem Kohlenmann zusammen. Der Kleine Zweimal schlief ich im Asyl. Da man dort nach dem Namen nicht lief wie ein Hündchen bald hinter uns, bald vor uns her und gefragt wird, so ging ich ruhig hin, aber öfter als dreimal darf schwenkte seine langen Arme mit den großen Händen. Wir verman nicht tommen. Mit zwei andern Leuten war ich am zweiten spürten Hunger. Auf einmal war der Kleine verschwunden. Wir dieser Abende unter den letzten gewesen, die man eingelassen hatte. beiden gingen langsamer, doch ohne uns nach ihm umzusehen. Nach Ueber unsern Drahtbettstellen standen die Nummern 691, 692, 693. einer Weile war er wieder bei uns. Unter seiner Jade hielt er Der eine war ein kleiner Knirps, ein Tischlergeselle. Wir einen weißen, mit blauen und roten Sternchen zierlich gejtidien waren vor dem Einschlafen miteinander bekannt geworden. Er Sack voll frischer warmer Brötchen.„ Wenn das einer sicht!" mcinte hatte uns, die wir mit den Gesichtern ihm zugewendet dalagen, zugeflüstert, daß er seinem Vater fortgelaufen sei. Vor ein paar Tagen sei er aus Werneuchen gekommen und seitdem in der Stadt umhergezogen. Zulegt mit einem alten Kerl, einem früheren Metzgermeister. Uebrigens habe er vor, Schiffsjunge zu werden. Wir sollten doch morgen mit ihm nach Hamburg gehen. Darüber war er mit einem vergnügten Gesicht eingeschlafen und hatte angefangen zu schnarchen.
Der andere, im Bett Nummer 691, hatte mir erzählt, er sei früher Lederarbeiter gewesen und sei jetzt Kohlenträger. Er stand bis obenhin voll Jammer. Er habe eine Stellung, aber er getraue sich nicht mehr hinzugehen, weil er mit einem Kollegen in Streit geraten sei. Außerdem habe er seinen ganzen Lohn in der Kneipe gelassen, er könne seiner Wirtin das Schlafgeld nicht bezahlen. " Ich gehe mit nach Hamburg ," sagte er.„ Gebt bloß auf mich acht, daß wir in keine Kneipe kommen. Alles, nur das nicht!"
der Kohlenmann erschrocken. Aber der Kleine verteilte rasch die Portionen und schob das leere Säckchen durch einen Gartenzaun. Dann, während wir gemächlich, fauend weitergingen, meinte er: Das muß für eine größere Familie gewesen sein."
Wir gingen quer durch die ganze Stadt bis zur Jungfernheide. Draußen legten wir uns ins Gras; der Tau war schon geschwunden, die Sonne machte, warm. Gegen Mittag, als es anfing, heiß zu werden es war im August, sezten wir uns an den Kanal und betrachteten die Kähne, die vorüberzogen. Auch Angler saßen da, und indem wir ihnen zusahen, verging die Zeit.
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Als endlich die Schatten länger wurden, wurde es uns plötzlich klar, daß wir eilen müßten, um zeitig ins Asyl zu kommen, denn es wurde schon um sechs geschlossen. Es war noch so schön hier draußen. Da machte der Kleine den Vorschlag, entweder hier draußen im Freien zu übernachten oder in die Stadt zu gehen. Die Majerne am Alexanderplatz sei im Abbruch. Dort könnten wir Quartier beziehen. Er hatte schon einmal dort geschlafen.
Ich hatte den beiden am Abend ein Beispiel geben können, das ihnen Eindruck machte. Beide hatten in ihren Schuhen schlafen Wir überlegten nicht lange. Wir konnten nicht mehr den ganzen wollen, denn es kam vor, daß einem hier in der Nacht die Schuhe gestohlen wurden. Ich aber hatte meine Schuhe ausgezogen und Abend hier draußen bleiben und eine endlose kalte Nacht. Der die beiden unteren Bettpfosten hineingefeht. Das machten sie mir Kohlenmann fürchtete zwar, die Polizei werde uns in der Stadt ausnach. Ich hatte diesen guten Rat selber erst am Abend vorher in heben. Aber das sagte er erst, als wir schon unterwegs waren. Es diesem Asyl von einem alten Kerl erhalten, der neben mir auf war ziemlich weit bis zum Alexanderplatz . Doch wir wollten die seinem Bett gesessen hatte und seine Stiefel mit nassem Zeitungs- Straßen sehen mit ihren blinkenden Läden, den Elektrischen, den papier sorgfältig pußte und sie dann auf die beschriebene Art in Wagen und Gäulen, wenn wir auch mitten in dieser großen lebenSicherheit brachte. Er war ein alter ehemaliger Herrschaftsdiener, digen Lichterbewegung nichts als drei sehr bedenkliche Fußgänger mit Medaillén auf der Brust, mit Bartstoppeln auf den eingefallenen waren.