denn diese— darunker auH Trimborn— haben aus der Wert-'steigerung des Bodens Millionen eingeheimst. Geradezu lustig ist/daß der christliche Redner sich auch über die große Zahl der Haus-besitzer im Rathause beschwerte und Beseitigung des Hausbesitzer-Privileges forderte. Dabei haben die christlichen Gewerkschaften beijeder Stadtverordnetenwahl in Köln noch mehr schwarzeHausbesitzer wählen helfen als überhaupt vorgeschriebensind. Im Kölner Rathause sitzen unter bl Stadtverordneten nochkeine 5 NichtHausbesitzer. Man könnte es den Zentrumschristengönnen, daß sie nun mit ihren eigenen Ruten gezüchtigt werden,wenn nicht auch die sozialdemokratischen Arbeiter die Hiebe fühlten.Natürlich war die ganze Versammlung nur Theater; im Rat-hause rühren die Vertreter der christlichen Gewerkschaften keinenIfinger zu einer gründlichen Wohnunosreform, und bei der nächstenVahl werden die christlichen Gewerkschafter wieder HauSagrarierund Spekulanten ins Stadtverordnetenkollegium wählen wie immer.Eine interessante Nachwahl.London, 22. Mai.(Privattelegramm des,,V o r w ä r t s".) Dia durch den Tod des vor zirka dreiWochen verstorbenen Vizepräsidenten der Bergarbeiter-sörderation H a r v e y erforderliche Nachwahl in Nordost-Terbyshire fand gestern statt. Dieser erhielt 6469, der LiberaleKonservativen geendet. Dieser erhielt 6469, der Liberale6l'ö und ein Ka n d i d at der Arbeiterpartei3669 Stimmen. Der Wahlkreis gehörte bisher der Arbeiter-vartei, doch konnte sein bisheriger Vertreter nur dem Namennach zur Partei gerechnet werden, in Wirklichkeit war er einLiberaler.Diese Niederlage wird sich für die Arbeiterpartei vielleichtals ein Segen herausstellen, da sie mehr als alles andere dieUnHaltbarkeit der jetzigen Zustände in manchen von Berg-arbeitern vertretenen Kreisen dargetan hat. Der Wahlkampfkvar vielleicht einer der heftigsten, den die Arbeiterpartei jegeführt hat. Die Liberalen wollten durchaus der Arbeiterparteidas Mandat abnehmen und stellten zu diesem Zwecke einenGrubenbesitzer als Kandidaten auf. Doch auf der liberalen�eite war nicht der Kandidat der Hauptmacher, sondernder liberale Millionär und Grubenmagnat Markhain, derdas Grubengebiet um Derbyshire als sein unumschränktesFürstentum betrachtet. Schatzkanzler Lloyd Georgeunterstützte diesen Herrn wacker. Er richtete an ihn folgendeBotschaft:„Ich beklage die Spaltung der fortschritt-schrittlichen Kräfte in Nordost-Terbhshire. Rur dieReaktionäre freuen sich und haben Nutzen davon. Aber ich bindurchaus nicht überrascht, daß die Liberalen gegen die Zumutungprotestiert haben, einen Kandidaten zu unter st ützen,der durch ein demütigendes Gelübde gebundenist, nie an einer liberalen Tribüne zu er-scheinen. Nie ist von einem liberalen Kandidaten verlangtworden, nicht auf einer Tribüne mit einem Arbeitervertreterzu erscheinen. Liberale würden die Forderung eines solchen Ver-sprechens als eine unberechtigte Einmischung in die AktionS»freiheit ihres Vertreters betrachten und darin eine Be-leidigung einer ehrenwerten Gruppe vonMännern sehen, mit der sie im Unterhauseoft mit Stolz bei der Förderung von Reformen,d i t die Wohlfahrt de» Volkes zum Ziele haben.�zusammenarbeiten.<!ch Hab«, eine solche Weigerung.die Kanzeln mit einander auszutauschen, seies in der Religion oder in der Politik, stets als dieschlimmste Form sektiererischer Intoleranzbetrachtet."Diese Botschaft wirb historisch bleiben. Hier haben wirÜblich einmal de« wahren Lloyd George. LloydGeorge als Politiker, dessen Lebensaufgabe darin besteht, dieUnabhängigkeit der Arbeiterpartei zu ver-Nichten und die Arbeiterklasse dauernd anden Liberalismus und Radikalismus zuUsseln. Das„demütigende Gelübde", wovon Lloyd GeorgeWelt, ist übrigens schon seit Jahren abgeschafft. Was dieArbeiterpartei von ihren Kandidaten verlangt, ist einzig und! allein, daß sie Arbeiterparteiler und keine LiberalenI!em sollen. Und die Arbeiterpartei ist fest entschlossen, lieberdie Hälfte ihrer Mandate zu verlieren, als sie mit der GnadeUnd unter den Bedingungen des Liberalismus zu behaupten.Tie Wahl wird wahrscheinlich die Beziehungen zwischenArbeiterpartei und Liberalismus weiter verschärfen.der Kampf um f>omerule.Die Opposition erringt die Vertagung.London, 21. Mai. In der heutigen Sitzung de» Unterhauses�ilte der Premierminister ASq uith mit, daß die Zusatzbill zurHvmerulebill dem Oberhause zugehen werde, gab aber keinenZeitpunkt für ihre Einbringung an und lehnte es auch ab,über ihren augenblicklichen Stand zu berichten. Diese MitteilungenKefen bei der Opposition die größte Mißstimmung hervor, und"ls der Antrag auf Beginn der dritten Lesung der Bill gestelltb>urde, beantragte Robert Cecil sofortige Vertagung der■■Watung. Unter lebhaftem Beifall der Opposition erklärte er,Handlungsweise der Regierung stelle eine vorsätzliche Be-teidigung des Hauses dar. und die Regierung schiebe die Be-'onntnwchung der Zusatzbill deshalb hinaus, weil sie nicht sicherW. daß die Vorschläge, wenn sie dem Hause in ihrer Gesamtheitborlägen, die Zustimmung der Majorität finden würden. Währendbie Lage in Irland so kritisch sei, fahre die Regierung mit ihrersenden parlamentarischen Taktik des StimmensuchenS fort undErhalt« sich gegen die schraklichen Gefahren, denen das Land ausgesetzt sei, gleichgültig.Premierminister A S q u i t h erwiderte, die Homerulebill sei?wc weise und staatsmännische Maßnahme und die Tatsache, daßW Regierung Zusätze vorgeschlagen habe, sei nicht al» Anerken-*ung dafür aufzufassen, daß die Bill unvollkommen oder unge-�cht sei. Die Regierung sei bereit, ihre Bemühungen um ein«ikiedliche Beilegung der Streitpunkte fortzusetzen und alle Bor-ichläge wohlwollend in Erwögung zu ziehen, aber die Voraus-ietzuidg für ein solches Vorgehen der Regierung sei, daß sie sichein festes und freie» Urteil über die Gesamtheit der Vorschläge°e� Hauses bilden könne, und aus diesem Grunde schlage sie vor,•�ß die Zusatzbill dem Oberhause zugehe, dort in beliebiger WeiseWaten, mit Zusätzen versehen und erweitert werde, und dannUnterhause zurückkehre, ii» das letzte und entscheidende Wortüber die Angelegenheit gesprochen werden müßte. Bonar Lawgffff die Regierung heftig an und erklärt«, daß Redmond der Re-Tierung nicht erlaube, die Zusatzbill zu fördern, eh« nicht dieHomerulebill die dritte Lesung passiert habe.Der Antrag auf Vertagung wurde sodann mit MS gegen 176Bimmen abgelehnt, und die Debatte über die Homerulebill sollte�eginnen. Der Sprecher erteilt« dem Unionisten Campbell� Wort. Sobald Campbell sich erhoben hatte, fing die ganzeOpposition an. unausgesetzt leise vor sich hin zu murmeln: Ver.**ten, pertagen!Nachdem die Rufe„Vertagen" mehrere Minuten lang ange-dauert hatten, erhob sich der Sprecher und erklärte: Wenn dieOpposition Campbell nicht anhören will, so will ich Bonar Lawfragen, ob es mit seiner Zustimmung geschieht, daß diese Kund-gebung hier stattfindet.(Lauter Beifall bei den Ministeriellen,die Opposition ruft:„Was für ein Recht haben Sie, danach zufragen?" und zu Bonar Law gewendet:„Antworten Sie nichtdarauf!") Bonar Law erhebt sich und antwortet dem Sprecher:Ich will nicht kritisieren, was Sie, Herr Sprecher, als Ihre Pflichtbetrachten, aber ich kenne die meinige und diese ist, nicht zuantworten!(Lauter Beifall bei der Opposition.)Darauf erhob sich der Sprecher und erklärte: Ich habeBonar Law aufgefordert, mich bei der Aufrechterhaltung derOrdnung zu unterstützen. Wenn er dies nicht tun will, so bleibtmir nicht» andere» übrig, als die Sitzung bis morgen zu ver»tagen. Der Sprecher verließ dann unter ohrenbetäubendemLärm der Opposition das HauS. A S q u i t h und die Ministeriellenblieben noch einige Zeit im Hause, während die Mitglieder derOpposition sie mit höhnenden Zurufen bedachten. Sodann standAsquith auf uno verließ das Haus, während die Ministeriellensich von ihren Plätzen erhoben, in stürmischen Beifall ausbrachenund mit ihren Taschentüchern winkten.London, 22. Mai. Die heutige Sitzung deS Unterhauses warweniger wichtigen Geschäften gewidmet. Die g e st r i g e nZwischenfälle wurden nicht erwähnt.Die Vorgänge in Manien.E s s a d Pascha ist auf einem italienischen Schiffe nachNeapel abgereist und dort bereits angekommen. Vor seinerFreilassung unterzeichnete er ein Protokoll, in dem er sichverpflichtete, sich in die inneren und äußeren AngelegenheitenAlbaniens nicht mehr einzumischen.Nachträglich werden gegen Essad neue Anschuldi-gungen erhoben. Einem Telegramm auS Durazzozufolge hat ein Angestellter Essads die Anzeige erstattet, daßdieser vier Leute gedungen, mit Bomben auS-gerüstet und nach Durazza entsandt hätte, um auf denSurften am 19. Mai ein Attentat zu machen. Eineatrouille wurde auf das Gut Essads in der Nähe von Siakabkommandiert, welche mehrere verdächtige Personen ver-hastete und Gewehre und Munifton mit Beschlag belegte.Die Untersuchung gegen Vertrauensleute Eflad Paschas, diedes Hochverrats verdächtig sind, dauert fort und hat täglichweitere Verhaftungen zur Folge.In Durazzo herrscht Ruhe. Die Nationalisten habenüberall starke Wachtabteilungen aufgestellt. Die gelandete»MarinedetachementS werden weiterhin auf ihrem Posten be-lassen.Eine Leibvach«.Durazzo, 22. Mai. Au« Skutari sind nntrr Führung dreierGeistlichen 130 katholische Malissoren hier eingetroffen,um sich dem Fürsten al» Wache zur Verfügung zu stelle«. Sieverbrachten die Nacht im fürstlichen Palai».Die Aufständischen haben Tirana besetzt.Rußlanö.%«»»«schlojicve» Deputierte».Petersburg, 21. War.' itz.eHer heutigen Abendsitzung derReichsduma erschienen- zum ersten Male wieder die 21 Depu-tierten, die wegen Obstruktion ausgeschlossen worden waren. DerArbeiterführer KerenDkh, der im Namen der Ausgeschlossenensprach, griff die Haltung der Regierung und det Majorität heftigan und erläutert« die Gründe der Obstruktion. Der Rednerwurde vielfach durch erregte Zwischenrufe von Seiten der Rechtenund des Zentrum« unterbrochen und mehrfach von dem Präsi-deuten zur Ordnung gerufen, der ihm schließlich das Wortentzog. Fünf ander« Deputiert« von der äußersten Linkenversuchten vergeblich die Erklärung der Sozialisten und der Ar-beiterpartei fortzusetzen. E» wurde ihnen vom Präsidenten so-fort das Wort entzogen. Die Veröffentlichung desstenographischen Bericht» über die Erklärung deräußersten Linken ist von dem Präsidenten verboten worden.Der Marinemini st er hat eine geheim« Gesetzesvorlagebetreffend Gewährung eines Kredit» von hundert MillionenRubel zur Verstärkung der Flotte des Schwarzen Meere»eingebracht.Ms Industrie und Handel.Abwehrmaßnahme« gegen den russische« Getrcidezoll.Der Bezirkseisenbahnrat Berlin-Siettin hat auf Antrag derLandwirtschafttkammer Posen einen Beschluß gefaßt, der alsGegenmaßnahme gegen die Einführung de» russischen Getreide- undMehlzolleS zu betrachten ist. Zurzeit werden Getreide, Hülsen-früchte, Mühlencrzeugnisse, Malz usw. auf der Eisenbahn zubilligen AuSnahmetarifen befördert, wenn diese agrarischen Pro»dukte„nach den Seehäfen zur Ausfuhr nach außerdeut-schen Ländern" gehen. Diese letztere Beschränkung soll ausWunsch des Bezirkseisenbahnrate» fallen, d. h. die Geireidebeförde-rung z. B. von Ostdeutschland nach Westdeutschland soll ebenfallszu den billigeren Preisen vorgenommen werden. Durch den russi-schen Getreidezoll wird es nämlich der deutschen Landwirtschaft,die bisher dank de» Einfuhrscheinsystems und der günstigen Au».fuhrtarife etwa 360000 Tonnen Roggen und Mehl nach Rußlandabsetzte, wesentlich erschwert, weiter deutschen Roggen in Rußlandeinzuführen. Damit der Ueberschuß an Roggen nun leichter nachWestdeutschland befördert werden kann und nicht in Ostdeutschlandzu„einer Deroute auf dem Getreidemarkt" führt, wünschen dieAntragsteller die Ausdehnung der billigen Ausfuhrtarife auch aufden Jnlandverkehr. Früher hat sich der LandeSeisenbahnrat fürganz Preußen und die Regierung gegen diese Ausdehnung erklärt.Aber es ist angesichts de» russischen Beschlusses nicht ausgeschlossen,daß die Regierung jetzt dem Antrage der Agrarier folgt.Eigenartige Preisfestsetzung. Wie die„Pharm. Zeitung" inNr. 38 mitteilt, liefert die Fachingen. Gesellschaft ihrbekanntes Mineralwasser an Aerzte für 9 Pf. die Flasche. DenHändlern schreibt die Gesellschaft einen Verkaufspreis von 46 Pf.für die Flasche vor. Bei einem Bezüge von mindestens 20 Flaschendarf ein« Preisermäßigung von 6 Pf. gewährt werden. Zu diesemPreise liefert die Gesellschaft ebenfalls direkt an Private. Händler,die billiger verkaufen, werden vom Bezüge ausgeschlossen. Wieweiter behauptet wird, beziehen manche Konsumenten das Wasservon bekannten Aerzten natürlich viel billiger als vom Händler.Die Praxis der Gesellschaft rechtfertigt den Verdacht, daß sie durchdie nach Trinkgeldgeben aussehende Bevorzugung der Aerzte einebillige und wirksame ReName für ihre Waren schaffen will.— DieMineralquellen sind schon längst ein kapitalistische? Ausbeutung«-objekt geworden. Riesengewinne fließen daraus den Aktionärenzu. Die Quellen sollten ein Wohltat sür die leidende Menschheitsein— aber sie sind nur eine Wohltat für die Profitmacher. ArmestTeufeln» die nicht in der Loge sind, die Kosten für eine Badereisezu«schwingen, bleibt meisten« auch die Wohltat versagt, zu Hauseeine gute Trinkkur machen zu können.Englische Schiffahrtsfuslvu. Die Betriebsgemeinschast zwischenH a p a g und Lloyd, die in England große? Aufsehen erregthat, findet jetzt dort ein Gegenbeispiel. Wie aus London gemeldetwird, haben die beiden Schiffahrtsgesellschaften, hie P e n i n s u l a rand Oriental Steamship Company und die BritishJndia Company, ein Uebereinkommen geschlossen, sich mitein-ander zu vereinigen, und zwar mittels Aktienaustausches. Diebeiden Gesellschaften werden ihre Betriebe getrennt fortführen,aber Verwaltungsräte von jeder werden dem PerwaltungSrat deranderen beitreten. Wenn diese Vereinigung vollzogen sein wird,werden die � Interessen der beiden Unternehmungen in jeder Hinsichtidentisch sein. Die Vereinbarungen werden den Ganeralversamm-lungen beider Gesellschaften zur Bestätigung vorgelegt werden.Der Gtahltrust in China. Amtlich wird jetzt in Abredegestellt, daß der chinesische Marineminister mit dem Bethlehem-Stahltrust eine« Vertrag über den Bau eines Schiffsdocks undandere öffentliche Arbeiten in Futschau abgeschlossen$abt, und daßan die chinesische Regierung ein Vorschuß bon 2 Millionen Dollarin Gold gezahlt worden sei.Letzte Aachrichten.Schwere Anklagen gegen die serbische Regierung.Sofia, 22. Mai.(Meldung der Agence Bulgare.) In derSobranje richtete der demokratische Abgeordnete Naumow eineAnfrage an den Minister des Aeutzern über die Nieder-metzelungvon Mazedoniern, die in die serbische Armeeeingereiht werden sollten. Raumow. der sich selbst nach Belgrad be-geben hatte, erklärte, er habe dort festgestellt, daß trotz der amt-liehen Ableugnungen Ministerpräsident Paschitsch selbst zugegebenhabe, es seien Fälle vorgekommen, daß mazedonische Rekruten sichgeweigert hätten, den Eid zu leisten. Seine aus verschiedenenQuellen gesammelten Informationen hätten unumstößlich fest-gestellt, daß zahlreiche Mazedonier dafür, daß sieihre Nationalität nicht verleugnen wollten,mit dem Tode bestraft worden seien.Minister des Aeußern Radoslawow erwiderte, die serbischeRegierung stelle die gemeldeten Vorgänge in Abrede, und«S seischwierig, sicheres darüber zu erfahren. Aber die serbische Re-gierung, die gerne ihre neuen Gebiete von ausländischen.Kor-respondenten besuchen lasse, werde vielleicht eine Untersuchungunter Beteiligung von Vertretern der auSländisehe» Presse veranstalten, um die Gerüchte zu zerstreuen.Lärmende Austritte der Suffragette».London, 22, Mai. Während einer Matinee in Hi« MajesthsTheatre, welcher der König und die Königin beiwohnten, versuchtenheute einige A n häng« rinnen de? Frau enpi m m r e ch i seine Kundgebung zu veranstalten. Eine Frau ries wiederholtmit gellender Stimme:„Du russischer Zar!" Eine andere band sichan ihrem Sessel fest, behauptete ihren Sitz 20 Minuten lang undschrie:„Laßt Frau Pankhurst frei!" Die Ruhestörerinnen wurdenentfernt. Im ganzen wurden sieben Frauen und zwei Männer au»„His MajestyZ Theatre" gewiesen. Draußen wurden die Ruh«.störer von der Menge sehr feindlich empfangen, und nur die Gegen-wart eines starken■Polizeiaufgebots schützte sie vor Mißhandlungen."Snf-bs». Polizeigericht. wobü, die Suffragetten gebracht wurden.spielten sich unbeschreiblich geloalftatige Auftikktc ab. Alle Ver-'hafteten verfolgten dieselbe Taktik, beschimpften die Polizei, leistetenihr Widerstand, weigerten sich, die Anklagebank zu betreten, warfensich auf die Erde, wo sie liegen blieben und mit den Schutzleutenrangen. Schließlich wurden sie aufgehoben und auf die Anklage-dank getragen, wo sie sich wie toll gebärdet«. In der Dow Streetwarf eine Frau mit einem Stiesel nach einem Friedensrichter; erfing ihn lächelnd auf.Gestern abend explodierte in einer Kirche in Edinburghein« Bombe und zertrümmert« die. Fenster; auch wurde der Ver-such gemacht, in Leicester ein Schloß zu verbrennen. Me dieseGewalttätigkeiten werden mit einer weitverbreitete» Lerschwörungin Verbindung gebracht._Die New Norkcr Polizeikvrrvptlv«.New York, 22. Mai. Im Wiederaufnahmeverfahren ist der ehe-ntaligc Polizeileutnant Becker, der seinerzeit wegen Ermordungdes Dpielhaliers Rosenthal verurteilt worden war, neuerlichschuldig befunden worden.Verhängnisvolle Karbidexplosion.Remscheid, 22. Mai. In der Nähe der städtischen Müllkippefanden mehrere junge Bursehcn eine Büchse, die Reste von Karbidenthielt. Plötzlich erfolgte eine Explosion. Drei der jungenLeute im Alter von etwa 16 Jahren erlitten soschwereBrand-wunden, daß sie dem Krankenhause zugeführt werden mußten.Schwere Zechenunfälle.Bochum, 22. Mai. Auf der Zeche„Freie Vogel" bei Hoerde er-eignete sich heute morgen eine schwerer Unfall. Der MaschinistOtto Ratz war mit der Reparatur der Dampfleitung besehäftigt,als die Leitung plötzlich explodierte. Ratz wurde von dem aus-strömenden Dampf derart verbrüht, daß der Todauf der Stelle eintrat. Er hinterläßt Frau und Kinder.Auf der Zeche„Recklinghausen II" erlitt ein Heizer dadurch lebens-gefährliche Brandwunden, daß sich auf ihn heiße Wassermassen er-gössen. Der junge Mann starb unter furchtbaren Schmerzen.Millionennnterschlagungen bei einer kroatischen Sparkasse.Agram, 22. Mai. Die handelsgerichtliche Prüfung der Büchccder Karlstädter Sparkasse ergab, daß Bücher undBilanzen seit mehr als zwanzig Jahren ge-fälscht wurden. Der bisher ermittelte Fehlbetrag beläuft sichauf sechs Millionen Kronen. Durch diesen Krach isteine ganze Reihe kleinerer Provinzanstalten in Mitleidenschaft gc-zogen. Der leitende Direktor Karl Hermann und sein Stell-Vertreter D u tz m a n n wurden verhaftet,Schwerer Unfall bei einem Straßenrennen.Rom, 22. Mai. Ein schwerer Unglücksfall hat sich währenddes Straßenrennens Mailand— Plaozicnza ereignet. Durch dasknaietrnde Geräusch eines Motors wurden die Pferde eine« Wagen»scheu und gingen durch. Der Kutscher verlor vollständig die Ge-walt über die Tiere und das Gefährt saust« plötzlich in eine Gruppevon Rennfahrern, die sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheithatten bringen können. 30 der Teilnehmer an dem Straßen-rennen wurden zu Boden geschleudert; fünf von ihnen habenschwere Verletzungen erlitten.___Großfeuer in einer Konstantinopler Kaserne.Konstantinoprl, 22. Mai. Heute brach in der großen Kasernevon Taschkischla im Stadtteil Per« ein Brand au». Ei« Flügel derKaserne wurde eingeäschert. Mehrere Soldaten erhieltenVerwundungen. Eine Matrosenabteilung de» deutschenKreuzers„Goeben" beteiligte sich bei der Löschung deS Brande«,wobei zwei Unteroffizier« und drei MatrosenschwereVerletzungen erlitten. Die Ursache des Brandessoll in unvorsichtigem Umgehen mit einem Samovar zu suchen sein.