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Nr. 139.
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31. Jahrg.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt Morinplat, Nr. 1983.
Sonntag, den 24. Mai 1914.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1984.
Montag, den 25. Mai: Flugblattverbreitung
I in Berlin , Charlottenburg , Schöneberg , Neukölln, Lichtenberg , PankowNiederschönhausen und Weißensee.
001
Volkstruz gegen Junkertruh.
Die sozialistische Einigung in England.
Wenn es nach den Absichten und Wünschen des neuen den wildesten Widerstand, wenn für die wahnivizigen Aus- London , 23. Mai. ( Privattelegramm des„ VorPolizeiministers v. Loebell und der Mehrheitsparteien der gaben für den Militarismus auch die befizenden Klassen wärts".) Im Anschluß an die Feier der Fabischen Gesellschaft Junkerkammer geht, dann können noch Jahre vergehen, bis herangezogen werden sollen? Preußen und die preußischen hat sich die Mehrheit der Mitglieder der British Sozialist die Regierung eine neue Wahlrechtsvorlage einbringt. Und unter. Wie haben die Heydebrand und Konsorten gezetert Barth durch ein Referendum für die sozialistische Einigung und die Wahlreform, die dann das Geldfackparlament unter über den Wehrbeitrag, wie haben sie seinetwegen gegen den für den Anschluß der Partei an die Arbeiterpartei ausgesprochen. Führung der Herren v. Heydebrand und Herold und unter Reichstag gewütet, wie haben sie die Regierung bestürmt, ja Der offizielle Anschluß an die Arbeiterpartei sowie die Bildung des eifriger Assistenz der Herren v. Zedlitz und Fuhrmann zu nicht wieder dem Reichstag das Portemonnaie der Besitzenden gemeinschaftlichen sozialistischen Rats wird nach der am 20. Juni sammenbrauen wird, wird ein abscheuliches Sudelgeföch sein, auszuliefern! die blutigste Verhöhnung der Wahlrechtsforderungen der ent- Sie haben ihre Gründe für ihre wilde Gegnerschaft gegen stattfindenden Vorstandssitzung erfolgen, so daß wir noch in diesem rechteten Volksmassen. jede ernsthaftere Wahlreform, diese Herren von Ar und Halm Sommer in Großbritannien eine geeinigte, wenn auch noch nicht So wird es kommen, wenn die rechtlosen und und Schlot und Grube. Zwar hat der Wehrbeitrag und der verschmolzene sozialistische Partei haben werden. Die Indepen mißachteten Drittklassigen sich nicht inzwischen energisch den Steuermoglern gewährte Generalpardon Milliarden und dent Labour Party und die Fabische Gesellschaft rühren und den herrschenden Klassen mit dem Baumpfahl Abermilliarden verheimlichter Vermögen und unzählige haben sich bekanntlich schon früher für den unter den Aufpizien des zu verstehen geben, daß sich das Volk heutzutage denn Millionen der Besteuerung entzogener Einkommen ans Tages Internationalen Bureaus gemachten Einigungsvorschlag ausgesprochen, doch nicht mehr alles gefallen läßt! licht gezogen, zwar hat sich dadurch gezeigt, daß die Reichtums- der jetzt ausgeführt wird. Das organisierta Proletarit Preußens nimmt den anhäufung der besitzenden, von der Ausbeutung der besiglosen Fehdehandschuh auf, den ihm der neue Minister des Klassen glänzend lebenden Stlassen noch viel üppiger und Innern, der Ressortminister für die Wahlreform, mit fo märchenhafter ist, als man bisher annahm aber gerade berächtlicher Gebärde hingeworfen hat. In Groß diese grausame Entlarvung des tapitalistischen Systems verBerlin speziell sammeln sich am Dienstag in zahlreichen ursacht den maßlosen Ingrimm der Ausbeuter und SteuerVersammlungen die Wahlrechtsheloten, um den ersten brückeberger!
Hehler und Stehler!
Die Verteidiger der Korruption, die durch die Affären der b. Lindenau und Dr. Ludwig and Tageslicht gefördert
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heute benutzen sie schon die
Protest gegen die empörende Rechtsverhöhnung ein- Sie wollen eben nicht entsprechend von ihrem Ueber- worden ist, fangen es so töricht wie nur möglich an, um den Standal zulegen. Denn in der Tat: welch ungeheuerliche Heraus- fluß steuern, nicht einmal für den Militarismus, der doch nur zu vertuschen. In der ersten Bestürzung waren sie noch viel forderung lag in der Erklärung des Herrn v. Loebell, daß er ihren Zwecken dienen und letzten Endes eine polizeiliche Re flüger als jetzt, wo sie sich die Geschichte überlegt haben und vernicht einmal daran denke, die Einführung des geheimen und fervetruppe gegen die unbotmäßige Arbeiterklasse sein soll. suchen, den Schaden nicht zu bessern, sondern zu bertuschen. Das direkten Wahlrechts anzustreben, und daß ihm überhaupt Sie wollen ihre alten Privilegien erhalten, worunter das mals, in der ersten lleberraschung, forderten sie schleunigste Klars nichts ferner liege, als die Geduldsprobe für die vielen Privileg.der relativen Steuerfreiheit nicht das geringste ist. legung der schmählichen Affären Millionen der Entrechteten abzukürzen! Daher auch der heilige Eifer, mit dem die Junker die Ein- fläglichsten Ausflüchte, um die Korruption zu verkleinern oder Das wagte der neue Schildträger der echtpreußischen führung fachkundiger und unabhängiger Steuerfommisjare für ganz zu verhehlen. Männer der großen Mehrheit der Wähler Preuße ns zu bieten, das Land ablehnten! Ein Akt der lächerlichsten Vertuschung war der Vorstoß im des größten deutschen Bundesstaates! Das wagte er dem Sie wollen felbst so wenig als möglich Steuern zahlen, preußischen Abgeordnetenhaus. Der freifonservative Abgeordnete werktätigen Volte Preußens zu bieten, das weiß, daß es in die Junker aber auch die Schiotbarone. Viereck richtete an den Kultusminister die bestellte Anfrage, ob Deutschland nicht ein größeres Staatsgebilde gibt, in dem direkten Steuern so niedrig als möglich halten, aber dafür die das Kultusministerium wirklich Professorentitel verkaufe. Natürlich ein auch nur annähernd so elendes Wahlrecht wie in Preußen breiten nichtbesigenden Schichten des Voltes durch Wucherzölle erklärte prompt der Kultusminister, daß das nicht der Fall wäre; existiert. Höchstens Braunschweig kann in diesem Punkte und Liebesgaben nach Herzensluft ausbeuten! Die Agrarier der famose Herr v. Lindenau sei nur einmal vor Jahren im allenfalls mit Breußen konkurrieren; aber Bayern , Württem- haben ja gerade in den verflossenen Monaten im Landtag Kultusministerium gewesen, um einem Protegé einen Titel zur berg, Baden und selbst das reaktionäre Musterland Sachsen ihr Progranum energisch entwickelt: sie wollen möglichst hohe verschaffen. Das Gesuch sei jedoch abgelehnt worden. befizen ein viel moderneres Wahlrecht als der größte Bundes- Fischzölle, Startoffelzölle, Gemüsezölle, Obstzölle, Weilchzölle für sich nichts. Denn fein Bernünftiger ist wohl so naiv gewesen. staat, der sich die Führung im Reiche anmaßt. Sogar den neben all den anderen Lebensmittelzöllen!
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Sie wollen die
Diese Erklärung des Kultusministers bedeutete schon an und
heben!
Elsaß - Lothringern, den allerjüngsten Reichsangehörigen hat Mit einem Wort: Die Junker und ihre Mitregierenden anzunehmen, daß der Herr Divisionsgeneral von Lindenau bei man für ihren Landtag das Reichstagswahlrecht eingeräumt. in Preußen wollen nach wie vor unumschränkt herrsehen und seinen Titel- Verleihungsgeschäften einfach ins KultusAber diese Elsaß- Lothringer sind auch von ihrer früheren sich in ihrem diftatorischen Regiment von den beherrschten ministerium gestiegen sei, um dort kategorisch zu fordern: Zugehörigkeit zu Frankreich her in bezug auf demo- Massen nicht dreinreden lassen. Sie wollen ihre Privilegien Ihr müßt meinem Klienten den Professortitel verleihen, denn ich fratische und stulturanſprüche verwöhnt, ihnen glaubte behaupten, sie wollen ihre durch die Tradition geheiligten An- habe mir dafür 20-30 000 Emchen blechen lassen! So plump man deshalb entgegenkommen zu müssen aber den sprüche auf die Futterkrippe des Staates nicht preisgeben. fangen es Ordensschacherer doch nicht an. Sie haben ander. preußischen Proletariern und Kleinbürgern glaubt man einen Sie wollen auch ferner das Monopol auf die Landratsstellen, weitige, einflußreichere Begünstigungs- und derartigen Stlavensinn und solche Hundedemut eingebläut auf die Ministerposten, die Posten der Regierungs- und Ober- und wenn die Staatsanwaltschaft wirklich ein Interesse daran hat, Ober- Beeinflussungsmethoden, um zum Ziele zu gelangen. zu haben, daß man sie als die Stieffinder behandeln kann! präsidenten behalten furz auf alle ausschlaggebenden Stellen Näheres über diese Methode zu erfahren, jo magsie nur AnFreilich weigert man dem preußischen Volte auch noch und alle Sinefuren des Staates. aus einem anderen Grunde jene Rechte, die ihre Brüder in Und es ist keinerlei Aussicht, daß sich die bürgerlichen flage gegen Liebknecht und den Vorwärts" er den anderen deutschen Staaten längst besigen. Man weiß, Parteien der Rechte des in die dritte Klasse der absolut Eindaß Preußen das legte und festeste Bollwert aller voltsfeind flußlosen verwiesenen arbeitenden Volfes annähmen. Die Welches Gewicht man aber auf diese ganz beiläufige lichen Truppolitit im Reiche ist, und dies Zwing- uri will Haltung der Parteien am letzten Montag mußte ja auch dem Erklärung des Kultusministers legte, auf die zu erwidern man nicht preisgeben. man nachher durch brutale Schlußmacherei unseren Genossen LiebAber gerade darum muß die Gutgläubigsten die Binde von den Augen reißen. 3wingburg so lange berannt werden, bis sie kapituliert! Herr Friedberg sprach für die Nationalliberalen, aber er legte necht schmählicherweise verhinderte, beweist die Kreuz- ZeiDenn wo bleiben alle verfassungsmäßigen und gesetzlichen sich viel mehr für Bewilligung der Freifahrkarten für die Ab- tung", die unter der sensationellen Ueberschrift:" Der anRechte des Volkes, besonders aber des Proletariats, jo lange geordneten ins Zeug, als für eine Wahlreform. Ja, er geblich täufliche Professorentitel" einen langen Speech über fie Breußen für die große Mehrheit der deutschen Reichs- empfahl der Regierung eine baldige gemäßigte" Wahlreform diese abgekartete Komödie verzapft und so tut, als sei nun Liebangehörigen auf administrativem Wege oder durch seine damit, weil sie sonst leicht mehr gewähren müsse, als gut sei! tnecht mit seinen Enthüllungen widerlegt! preußischen Justizorgane einfach estamotieren lassen kann? Ebenso kennzeichnend war die Haltung des ZentrumsMan ist wirklich zu unvorsichtig. Wer wirklich die Korruption Bas nützt es, wenn im Reichstage alle Anschläge auf das rebners Herold. Die Uebertragung des Reichstagswahlrechts haßt und bekämpft, der darf doch nicht so töricht auf die EntStoalitionsrecht abgeschlagen werden, sich aber einfach der gab er völlig preis, dagegen trat er für eine Wahlreform in ich ste Mittel benußen, um das dokumentarisch und unimüller dieser Korruption losschlagen und jedes lächer preußische Polizeiminister herausnehmen kann, durch An Interesse des Mittelstandes" ein eine Schwenkung, die widerleglich bewiesene Vorhandensein der Korruption weisungen an seine Polizeibehörden das Streifpostenstehen die Zentrumspresse eifrig mitmacht. unmöglich zu machen! Was nußt es, wenn die Reichsbehörden Also dem Mittelstand will man allenfalls einige Rechte abzuleugnen! Das aber tut die Kreuz- Zeitung ", das füheine" loyale" Auslegung des Reichsvereinsgesetzes zusagen, einräumen, aber die Mehrheit des Volkes, ie Arbeiter, sollen rende Organ der Konservativen! die preußischen Behörden aber auf solche Versprechungen einfach in der alten niederträchtigen Rechtlosigkeit verbleiben! pfeifen, die proletarische Jugendbewegung niederhegen und die Eine Handvoll Junker beansprucht das Recht, die erste freien Gewerkschaften durch eine den reaktionären Herrschafts- führende Rolle in Preußen zu spielen. Eine Handvoll Groß interessen willfährige Justiz für politisch erklären lassen?! tapitalisten erhebt nächst den Krautjunkern den nachdrückOhne Niederringung, Modernisierung und Demokrati - lichsten Anspruch darauf, auf die Gesetzgebung des größten deutu entkräften. fierung Preußens geht es im Reiche. feinen Schritt mehr schen Bundesstaates einen maßgebenden Einfluß auszuüben! Dabei muß das Organ des Herrn Dertel zugeben, daß Herr Die Zabern- Affäre schmählichen Angedenkens hat Aber der Kern und die Masse des Volkes, die Arbeiter. Dr. Ludwig die Behauptungen Liebknechts nur bekräftige, das nur zu drastisch bewiesen. Wo sich eine freie Regung klasse, soll recht- und einflußlos, soll ein Spielball der Launen daß er nur ein„ Eingeständnis" feiner Schuld ablege. geltend macht, da fährt die Faust preußischer Junker und der der Ausbeuterklassen bleiben! Säbel der preußischen Soldateska dazwischen.
borwärts.
Und von wem gehen die wildesten Kriegstreibereien, die abenteuerlichsten Rüstungshegereien aus? Bon Preußen und jeinen aktiven und abgehalfterten Generalen. Und wer leiftet
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lungen am Dienstag die passende Antwort auf solch unerArbeiter, Wahlrechtsheloten, gebt in den Massenversammhörten Hohn! Die zweite Etappe der Wahlrechtsbewegung beginnt!
Formiert die Sturmkolonnen zum Wahlrechtskampfe!
Mehr noch freilich blamiert sich die Deutsche Tages3eitung", das offizielle Organ des Bundes der Landwirte, das veröffentlicht, um die neueste Enthüllung des Herrn Liebknecht pomphaft einen Brief des so schwer blamierten Dr. Ludwig
Trotzdem bietet die Deutsche Tageszeitung" alle Künste ihrer verbandes zu folgern, daß hier doch nur ein Fall des Titel. agrarischen Rabulistit auf, um aus dem jämmerlichen Schuld
bekenntnis des zweiten Geschäftsführers des Reichs
schachers vorliege und daß dieser eine Versuch zudem mißglückt fei. Er ist mißglüdt aber doch nur, weil der betreffende Reflektant die von Herrn Ludwig geforderten 40 000 Mart nicht bezahlen wollte!