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Nr. 145.

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dis id ipfu wa 31. Jahrg.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. zeile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pig.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pig. Etellengesuche und Schlafstellenan­zeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Big. Worte über 15 Buch staben zählen für zwei Borte. Juferate für die nächste Nummer müssen bis 5 1hr nachmittags in der Erpedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin "

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 1983.

Der Vorstoß

der Reaktion.

Als die letzte Reichstagswahl das gewaltige Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmenmacht gezeigt hatte, da er flärten wir hier, daß das historisch Bedeutsame nicht gewesen sei die Verhinderung der konservativ- flerifalen Majorität, so erfreulich dies auch war, und schon gar nicht die Herstellung einer Linksmajorität", die mehr in der Arithmetit als in der Politik eriſtierte. Das wirklich geschichtlich Bedeutsame war die Stärke der Sozialdemotratie wie im Volfe, so im Reichstage, und von dieser Tatsache, nicht von der Verschiebung innerhalb der bürgerlichen Parteien, erwarteten wir weitergehende Wirkungen.

Sonnabend, den 30. Mai 1914.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morinplatz, Nr. 1984.

rungen. Deshalb der Polizeifrieg gegen unsere Jugend- ministers erfüllt, dann wird je de Kritik an militärischen organisationen und diese ganze Mobilmachung der Mißständen unmöglich! Verwaltung gegen alle gewerkschaftlichen, politischen und Diese Anklagen sind aber gerade in ihrer Häufung außer fulturellen Bestrebungen der Arbeiterklasse. Noch wagt man ordentlich charakteristisch. Es liegt System darin. Der Kantyf sich nicht an ein offenes und ehrliches Ausnahmegesek. Aber gegen unsere Partei soll mit allen Mitteln, die dem Staate um jo mehr List und Tüde verwendet man darauf, das, was zur Verfügung stehen, aufgenommen werden. Die Regierung man nicht gefeßlich haben fann, außer und gegen das Gesek will die Provokation der Arbeitermassen, sie will die bürger­auf dem Wege der Verwaltung durchzuführen. Und damit lichen Parteien in diesem Kampfe vereinigen, um alle Reform­auch nicht ein 3ng fehle, kommen dazu die politisch en bestrebungen niederzuhalten, die bedrohte Stellung der Verfolgungen unserer Redner und unserer Presse. Junker, der regierenden konservativen Schicht aufs neue zu sier. fämpft, wie sichs gebührt, der neue Herr im Striegs- befestigen. ministerium, der Herr v. Falfenhayn im Vorkampf. Töricht wäre es, wenn die Arbeiter diese Situation nicht. Seit Zabern ist ihm mächtig der Stamm geschwollen. Staum beachten wollten, und noch törichter, wenn sie sich dabei auf vergeht mehr ein Tag, an dem nicht neue Beleidi- etwas anderes verließen, als auf ihre eigene raft. Die gungsflagen, die dieser Herr veranlaßt, erhoben wer- Tatsache, daß die Sozialdemokratie ein Drittel des deutschen Und diese bleiben nicht aus. Gar kurz war die Zeit, in den. Die Offiziersbeleidigungen haben die Kronprinzen- Volkes umfaßt, lastet auf allen bürgerlichen Barteien mit, der der Liberalismus die ausschlaggebende Stellung, die ihm beleidigungen abgelöst. Eben wieder hat der Kriegs- erträglicher Bucht. Das treibt sie immer wieder zusammeser im Reichstage zugefallen war, zu nußen versucht hat. Wie minister gegen unseren Kollegen Dr. Meyer zwei der Sammelruf der Regierung findet deshalb stets die ein Märchen aus längst verklungenen Tagen klingt heute die neue Strafanzeigen erstattet. In dem einen Hörer. Aber gefährlich dünkt uns diese Taktik der Regini­Stunde, daß Nationalliberale so viel politische Selbständigkeit Fall handelt es sich um die Mitteilung eines Soldaten- für uns nicht. Daß Opfer fallen werden, ist ja möglich n gehabt haben, um für Bebel und Scheidemann als Präsidenten briefes in unserer Montagsnummer vom 30. März, den schreckt uns nicht. Aber daß durch diese neue Aera der Ve zu stimmen. Bald zeigte es sich, daß unsere Auffassung, daß schon die Mannheimer Boltsstimme" veröffentlicht hatte. Er folgungen etwas anderes erzielt werden sollte als eine be die Klassengegensätze in Deutschland zu groß geworden sind, enthält eine durchaus der Wahrheit entsprechende Schilderung schleunigte Radikalisierung der Massen, das um den bürgerlichen Parteien den Lurus allzu scharfer des Stajernenlebens. Von einer Beleidigung ist feine Rede. sollte den Urhebern dieser Heze eigentlich auch klar sein. Kämpfe unter ihnen selbst zu gestatten, wieder einmal Recht Tut nichts, der Sozialdemokrat muß verbrannt werden. Was bilden sich denn unsere Gegner eigentlich ein? Un­bekommen sollte. Zwar gelang es noch, zu verhüten, daß die Ebenso unbegreiflich ist die andere Anklage, die in einer wirf aufhaltsam schreitet der Sozialismus durch die Welt, von neuen Steuern für die ungeheuerliche Heeresvermehrung den lich harmlosen Umdichtung des bekannten Soldatenliedes Erfolg zu Erfolg, von Sieg zu Sieg. Und diese armseligen Besiglosen auferlegt wurde. Aber schon hier sonderten sich die Soldatenleben, das heißt luftig sein" in der Montagsnummer preußischen Bureaukraten wollen mit ihren Polizisten, Staats­Nationalliberalen ab und schlossen mit dem Zentrum ein Rom - vom 4. Mai gleichfalls eine Beleidigung der Unteroffiziere anwälten, Landräten und Richtern gerade dem stärksten promiß. und Offiziere finden will Armeekorps Halt gebieten? Seitdem gab es für die Nationalliberalen fein Halten Wir sind in der letzte Beit in unserer Selbstzenfur sehr mehr. Die tonjervative Heke gegen das Koalitionsrecht er- streng gewesen. ber dog diefen Beiträgen eine Beleidi­reichte rasch ihren politischen Bwed. Die Scharfmacher gegung gefunden werden bas baben wir uns nicht träu­unte wannen innerhalb der Partei die Diftatur. Der Kampf gegen men lassen! Bern die 3 die Intentionen des Kriegs­die Sozialdemokratie wurde als wichtigste und dringendste Aufgabe nationalliberaler Politit profiamtert. Ste Bor bedingung für die Sammlung der bürgerlichen Parteien, für das Ideal der Bethmann- Politik war ge­geben.

lind für die nötige Stimmung, um diese Parole zur Durchführung zu bringen, sorgt jetzt die Regierung, indem sie ihrerseits und auf ihre Art den Kampf gegen die Sozial­demokratie in den Mittelpunkt der inneren Politik zu stellen bersucht.

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Nein, wenn etwas sicher ist, so ist es das schmähliche Ende dieser neuen Verfolgungsära. Unseren Gegnern wird sie schaden, in uns aber neuen Kampfeszorn und neue Kampfes­luft entzünden!

Dampferkatastrophe in Kanada .

700 Personen ertrunken.

An der Stelle der Katastrophe ist der Lorenzoftrom 18 Kilo

Während der zehn Minuten, die zwischen dem Zusammenstoß

Wieder einmal hat sich eine furchtbare Schiffstatastrophe abgespielt. An der meerarmartig ausgearteten Mündung des meter breit und 200 Meter tief. Lorenzoftromes in den kanadischen Gewässern des Atlantik ist der Ozeandampfer, Emprez of Ireland" durch den Zusammenstoß mit einem Kohlendampfer zum Sinfen gebracht worden.

Der Augenblick ist günstig. Nationalliberale, Konser bative und Zentrum sind die Träger der herrschenden Wirt­schaftspolitit. Diese trot Teuerung und schlechter Stonjunktur aufrechtzuerhalten, ist ihr oberstes Ziel und heißester Wunsch. Die ersten Meldungen über den entsetzlichen Unfall führten Vor dieser Gemeinsamkeit treten ihre übrigen Differenzen weit das Sinken des Schiffes auf den Zusammenstoß mit einem zurück. Dazu kommt, daß alle drei Parteien in der inneren Politik fein anderes großes Ziel mehr haben; der Kampf gegen Eisberg zurück. Diese Meldung hat sich jedoch als unrichtig jeden Fortschritt, also der Kampf gegen die Sozialdemokratie, herausgestellt. Ebenso auch die spätere Meldung, daß es ge­ist ihr einziges Programm. Und den Nationalliberalen kommt lungen sei, die Passagiere in der Mehrheit zu retten. dieser Kampf zur leberwindung des Kazenjammers in ihren eigenen Reihen ganz besonders gelegen.

Die Regierung ihrerseits proflamiert den Stillstand auf allen Gebieten als ihr einziges Programm. Keine Aenderung der Wirtschaftspolitik, Schluß mit der Sozialpolitik, Demütigung des Reichstags des gleichen Wahlrechts, teine Wahlreform in Preußen, feine Ablenkung durch irgendwelche politische Aufgaben von dem einzigen Ziel: Sammlung der bürger­lichen Barteien gegen die Sozialdemokratie.

Deshalb muß die Wahlreform aufgegeben werden, die die drei Parteien untereinander veruneinigen könnte. Was fümmert die Regierung Seiner Majestät das verpfändete Rönigswort. An den Galgen der Minister", der das Reichstagswahlrecht auf Preußen übertrüge, dekretiert ein Herrenhausjunker und Herr v. Loebell gelobt Gehorsam. Sonst fann man uns nicht scharf genug einprägen, daß nicht die Wähler, nicht die Parlamente, sondern der Kaiser und König die Politik der Regierung bestimme. Aber was ein Königs wort gilt, wenn es gegen den Junkerwillen geht, das sehen wir jetzt an dem Schicksal der Wahlreform. Wenn aber die Herren Monarchisten sonst so sehr die Macht ihres Königs preisen, dann dürfen sie sich wahrlich nicht wundern, wenn auch diesmal die Massen sie und ihren König beim Worte nehmen. Für das Schicksal der Wahlreform bleibt ihnen nicht nur das preußische Parlament, nicht nur die Regierung, sondern auch die Monarchie ver­antwortlich. Und wenn sich die patentierten Monarchisten darüber beklagen, so ist das nur Heuchelei und Gaufelei. Ihr monarchistisches Geschrei ist nur ein plumpes Manöver, die Aufmerksamkeit des Volkes von der Nichteinlösung des Ver­sprechens abzulenten.

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Die letzte Nachricht besagt:

Montreal , 29. Mai. Die Meldung eines hiesigen Blattes, wonach alle an Bord des gesunkenen Dampfers Zuruckgelegte Route der Geplante Empreß of Ireland Schauplatz der Katastrophe.

50

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100

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300

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und dem Sinken des Dampfers lagen, fonnten 350 Personen in Rettungsbooten über Bord gebracht werden. Annähernd 700 Personen fanden jedoch den Tod in den Wellen. Nach den Erzählungen Geretteter sollen sich furchtbareSacпeи an Bord abgespielt haben.

Der gesunkene Dampfer

hatte 14.000 Registertonnen. Er entwickelte bei 18 500 Pferdekräften eine Geschwindigkeit von 20 Knoten und war für 432 Passagiere erster Klasse, 328 Passagiere zweiter Klasse und 846 Passagiere dritter Klasse eingerichtet. Die Canadian Pacific Eisenbahn­gesellschaft hat dem Reuterschen Bureau mitgeteilt, daß der

CANADA

Nabesippo

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West Cliff

Anticost

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Miramichi B.

Fundy- B.

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* Der Schauplatz der Empreß of Ireland" Katastrophe.

9792

Und aus derselben Quelle entspringt der Wunsch der Konservativen, die Nationalliberalen durch die Sammlung endgültig in ihre Gefolgschaft zurückzuführen. Deshalb haben sie nicht geruht, als bis die Regierung eine neue Aera Der Verfolgungen gegen die Sozialdemokratie be­gonnen hat. Den Dummen im Lande soll die Partei der Arbeit wieder einmal als der Ausbund alles Bösen vor Augen gestellt werden. Deshalb der Kampf gegen den Terrorismus, das verlogene Geschrei gegen die Schwachen, erhoben von den Das Schiff, mit dem es zusammenrannte, war der nor Stärksten der Starfen. Deshalb die Erklärung der Gewerk­Der Dampfer Empreß of Ireland" befand sich auf der Fahrt wegische Dampfer Storstad. Er befand sich auf der schaften, der Arbeitersportvereine zu politischen Organi- nach Liverpool Er hatte girta 1000 Passagiere an Bord. Der Fahrt nach Quebec . Offenbar trug er bei der verhängnisvollen sationen, auch dies unter einem of fenkundigen Wort. Zusammenstoß erfolgte bei bruch, unter Beiseiteschiebung feierlicher Regierungserklä dichtem Nebel,

,, Empres of Ireland" gewesenen Personen gerettet wären,| Dampfer Empreß of Ireland" 78 Passagiere erster, 210 zweiter bewahrheitet sich nicht. Die Zahl der Ertrunkenen und 490 dritter Klasse an Bord hatte. Die Besatzung zählt wird auf 678 geschäst. Unter den 350 geretteten Per- 413 Köpfe, so daß sich im ganzen 1191 Personen auf dem sonen befinden sich 12 Frauen. 22 Gerettete erlagen nach Schiffe befanden. ihrer Landung ihren Verlegungen.

M

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Katastrophe teine schweren Beschädigungen davon, gelang es ihm doch, mit rund 400 Geretteten in Rimonsti zu landen