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1. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 34.

Parlamentsberichte.

Deutscher Reichstag .

Sonnabend, den 10. Februar 1894.

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11. Jahrg.

Vizepräsident von Buol: Der Redner hat von der be­rüchtigten Anordnung der Verwaltung gesprochen. Ich kann diesen Ausdruck nicht als zulässig erklären.

v. Stephan hat im vorigen Jahre felbst erklärt, daß 38 000 Post- 1 nach. Allerdings ist ganz von hinten herum auf dem Wege einer beamte unterstützt worden sind. Daraus geht hervor, daß unsere Berichtigung der Dienstanweisung die Streichung des in die unteren Postbeamten sich schwer durchschlagen, hungern und Dienstanweisung aufgenommenen Erlasses verfügt, aber kein Be 45. Sigung vom 9. Februar 1894. 1 Uhr. darben müssen, um mit ihrem Gehalt auszukommen. Dieser amter braucht davon Kenntniß erhalten zu haben. Der Erlaß Verein liegt der Verwaltung so am Herzen, daß sie un- muß auch durch einen besonderen Erlaß wieder aufgehoben Am Tische des Bundesraths: von Bötticher, von erlaubte Pressionen auf die Beamten ausübt, welche nicht mit werden: Wenn Heinrich Buße thut, muß er nach Canossa gehen! Stephan, Aschenborn. glieder sind, um sie zum Eintritt zu zwingen. Ein Ober- Aber Herr v. Stephan hat sich in den Polizeigeist so ein­Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Etats: Postdirettor in Halle hatte seine Postamts Vorsteher angewiesen, gesponnen, daß er selbst so ein fleiner Post- Bismarck geworden berathung: Poftetat. ihre dem Verein nicht angehörenden Beamten auf die Nüglichkeit ist; wie hätte er sonst einen echten und rechten Spizeldienst gegen Die Einnahmen aus Porto- und Telegraphengebühren be- desselben aufmerksam zu machen und sie zum Beitritt anzuregen. Den Postassistenten- Verband einrichten können! Käme der bürger­giffert der Etatsanschlag auf 2451/2 Millionen. Das ist ein indirekter Zwang zum Eintritt. Denn wenn ein liche Heinrich Stephan heute aus Stolp wieder und müßte als Abg Schoenlant( Soz.): Der Generalpostmeister Stephan Postamts Vorsteher seine Unterbeamten anregt, beizu Poftafsistent arbeiten, er würde nicht nur der eifrigste Freund mave vor furzem mit einem Bilde des Kaisers beschenkt, das treten, so heißt das, sie müssen par ordre de moufti des Assistenten- Verbandes, der lauteste Rufer im Streit, nicht die Unterschrift trug:" Wir leben im Zeichen des Verkehrs". beitreten. Die Listen, welche über die nicht dem Verein nur ein tüchtiger Verbändler, sondern auch der wüthendste War das eine Anerkennung für frühere Leistungen oder eine angehörenden Beamten geführt werden, find Prostriptionslisten. Sozialdemokrat auf Gottes Erdboden werden.( Große Aufmunterung für die Zukunft? Thatsächlich ist auf dem Ge. Die von Amtswegen eingeführte Lebensversicherung will nicht Heiterkeit, Unruhe bei den Nationalliberalen und Schlußrufe.) biete der Postverwaltung eine Art Versteinerung eingetreten; die recht floriren; trotzdem die Verwaltung 17 pet. der Prämien Die Ueberschußwirthschaft trifft die Unterbeamten doppelt. An Reichspost hat sich von den glücklicherweise, muß man sagen, mit zuzahlt, waren von 1867 bis Ende März 1893 nur 4927 Be- ihnen werden die Gehaltsabknapfungen zu gunsten des Militär­dem Postreservat ausgestatteten Ländern Württemberg und amte in der Lage, sich versichern zu können. Aus der Kaiser budgets vorgenommen. Reformen wollen wir allerdings. Aber Bayern überholen lassen. Es ist in Württemberg das Stadt Wilhelm- Stiftung wurden von den 65 462 M. Ginnahme nur sie werden nicht von oben kommen, sondern von unten und von porto für Briefe und Karten auf 3 und 2 Pf.; für den übrigen 2583 M. zu gunsten der Unterbeamten ausgegeben, für die sie außen. Ich erinnere an den Spruch eines Pariser Arbeiters von Berkehr das Briefporto auf 5 Pf. herabgesezt worden; in Berlin doch hauptsächlich bestimmt war, wie sie auch zum großen Theil 1874: Quand on veut dessécher un marais, on ne faut pas kostet der Brief noch immer 10 Pf. Herr v. Stephan hat das aus deren Beiträgen stammt. Aus dem Titel 38, der zu Unter- voter les grenouilles, wenn man einen Sumpf austrockenen Beispiel nicht nachgeahmt, sondern sich vielmehr in der Kölnischen süßungen für Unterbeamte und nur in Ausnahmefällen für will, muß man nicht die Frösche befragen.( Große Unruhe bei Beitung" ein Pelotonfeuer auf die Württemberger geleistet, das höhere Beamte bestimmt ist, wird ganz unverhältnißmäßig viel den Nationalliberalen und rechts. Wiederholte Schlußrufe.) diese aber sehr erfolgreich erwidert haben. Schließlich zieht sich an höhere Beamte gegeben. Hier in Berlin hat vor furzer Zeit Ich werde schließen, wenn es mir paßt, nicht wenn es Ihnen Herr v. Stephan hinter die großen Einnahme- Ausfälle zurück der erkrankte Vorsteher eines Postamts, der 4200 M. Gehalt, paßt. Ich spreche im Namen der gedrückten, hungerleidenden die eine Ermäßigung des Portos zur Folge haben würde. 900 M. Wohnungsgeld Zuschuß und 1200 M. Ortszulage Postbeamten.( Zwischenruf des Abg. von Kardorff.) Sie schreien, Die Erfahrung lehrt aber, daß die Reduktion der Postgebühren bezog, aus diesen Mitteln eine außerordentliche Unterstützung Herr von Kardorff als hungernder Landwirth, lassen Sie uns den Verkehr hebt. In Württemberg hat man das Telephon von 400 m. erhalten. War das angesichts dieser Bezüge ein schreien für die hungernden Postbeamten.( Beifall links.) Herr Abonnement von 140 auf 100 m. herabgesetzt und doch hat sich außerordentlicher Bedarfsfall"? Der vertretende Posilasfirer von Stephan hat gejagt: Gin Recht zur Unzufriedenheit haben die Zahl der Abonnenten allein in Stuttgart von 1000 auf 2200 erhielt als Vergütung für seine außerordentliche Leistung 300 M. die Leute, aber fie haben nicht ein Recht, unzufriedenheit zu in drei Jahren gehoben. Der Einwand des Generalpoftmeisters während die unteren Beamten nicht besonders für solche Dienste erregen. Dann hat anch die Postverwaltung die Pflicht, keine ist also nichts als eine statistische Sophifterei. Noch viel honorirt werden, scheinen für die höheren Beamten besondere Unzufriedenheit zu erregen. Sie find es, meine Herren, die die schlimmer stehen die Dinge auf dem sozialen Gebiet der Post: Vorschriften zu bestehen. Große Erbitterung erregt ferner unter Unzufriedenheit erregen. Fahren Sie nur so fort, wir werden verwaltung. Ist die Poſt ein Musterbetrieb" im Sinne des den Unterbeamten die Bemessung des Wohnungsgeld- Zuschuffes. ernten, was Sie fäen.( Lebhafter Beifall lints.) Kaisers? Reineswegs! Herr v. Stephan berauscht und blendet Die höheren Beamten und zum Theil auch die Assistenten er­nur mit feinen glänzenden Ueberschüssen, aber diese Ueberschüsse halten einen hinreichenden Suschuß, die Unterbeamten nur einen werden erzielt auf Kosten derjenigen Beamten, die im Range am folchen von 240 m., mit den in den Städten der Servisklasse A, tiefsten stehen und am schlechtesten bezahlt werden. In der Post- Berlin, Hamburg , Altona , Frankfurt a. M. absolut nicht auszu­Direktor im Reichs- Postamt Fischer: E3 tommt dem Herrn verwaltung kommt die großkapitalistische Wirthschaftsweise gerade fommen ist, Herr Fischer, die rechte Hand des Herrn Stephan, nicht zu, im Namen der Post- Unterbeamten zu sprechen.( Wider­so zum Ausdruck, wie in den Großbetrieben des Rheinlands. verweist großmüthig die Postbeamten auf die Aftervermiethung spruch bei den Sozialdemokraten.) Er spricht von Poststlaven, Hier wie dort Tagelöhner und Proletarier. Von 137 028 Post- von Zimmern und Schlafstellen, ein herrlicher Weg zur Lösung von Hungerlöhnen, von Mandarinenthum; wir wollen diese beamten sind nur 54 867 etatsmäßig angestellt, die übrigen sind dieser sozialen Frage, wenn man bedenkt, welchen Krebsschaden Ausdrücke nicht so tragisch nehmen, wie sie sich anhören. Die Diätare, das heißt Tagelöhner. 62 760 find Unterbeamte, die Aftervermiethung in den sozialen Zuständen der großen Worte waren ja mehr für draußen bestimmt.( Lebhafte Bu welche zum größeren Theile mit vierwöchiger Kündigungsfrist Städte bildet. ES muß unter allen Umständen noch ftimmung.) Der Erlaß wegen des Briefgeheimnisses ist 15 Jahre entlassen werden können. Fest angestellt sind davon nur 34 731, eine höhere Servistlasse zu 360 Mark eingeführt werden. alt und wurde unter einem Ausnahmegesez erlassen. Für den also die Hälfte, während noch im Jahre 1876 70 pet. Wie es einem Poftunterbeamten geht, der durch Zimmer in einem Einzelfall begangenen Mißgriff ist der betreffende Aints­fest angestellt waren. Diese große Echaar ist völlig abhängig vermiethung seine Lage verbessert, zeigt folgender Fall. Ein vorsteher sofort rektifizirt worden. Die Fälle der Post­von der Postverwaltung, sie hat nur Pstichten, keine Rechte; das Berliner Postbeamter Namens Thau wurde mitjammt seiner hoch- friminal- Statistit werden von Jahr zu Jahr geringer.( Bei System hat die Tendenz, immer mehr die Beamten durch Diätare schwangeren Frau verhaftet, weil er sich an einem eingeschriebenen fall.) Gegenwärtig tommt ein Kriminalfall auf 852, zu ersetzen, eine Lehrlingszüchterei im Großen zu erzeugen. Das Brief vergriffen haben sollte. Der Verdacht ruhte deshalb auf früher auf 196 Beamte, also eine Verminderung ist natürlich billiger und vortheilhafter für Ueberschüsse". Und ihm, weil man in seinen Händen einmal einen Hundertmark fast auf die Hälfte. Solche Thatsachen wiegen mehr diese abgerackerten, zu einer langen Arbeit im Sommer und schein gesehen hatte. Er mußte, obwohl unschuldig, 13 Wochen als einzelne drastische Fälle, die man aus Beitungs Winter verurtheilten Unterbeamten haben nicht den geringsten in Untersuchungshaft siyen; er wurde dann freigesprochen, war aber nachrichten in das Haus bringt, deren Beweiskraft Anspruch auf Urlaub. Im Sommer v. J. starb die Frau eines inzwischen aus dem Postdienst entlassen worden. Was ist aus aber nicht ganz zweifelsohne ist. Der der Unterschlagung ver Breslauer Postschaffners im Irrenhause. Der Beamte wollte dem Mann geworden? Hat man ihn wieder eingestellt? Hat dächtige Beamte, der 7 Wochen in Untersuchungshaft saß, ist seiner Frau die letzte Ehre erweisen, aber ein Urlaub wurde ihm man ihm eine Genugthuung gewährt? Oder haben in Deutsch - freigesprochen, nicht weil er unschuldig war, sondern nur weil nur unter der Bedingung bewilligt, daß er die Kosten für seinen land nur die ehrlichen Männer wie Ihring- Mahlow und Naporra das Gericht nicht die Ueberzeugung von seiner Schuld gewonnen Stellvertreter bezahle.( Hört! hört! links.) Er lebte in so Anspruch auf eine eklatante Genugthuung? Ein Postsekretär hatte.( Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ja, das ist ein großer fümmerlichen Verhältnissen, daß er die Kosten nicht auftreiben aber, der sich gegen die Vorgesetzten und gegen das Eigenthum Unterschied, den Sie aber nicht zu kennen scheinen. Gerade in fonnte, er fonnte feiner Frau die letzte Ehre nicht erweisen. Zur schwer vergangen hat und flüchtig geworden ist, wird in dem ihrer sozialen Auffassung der Dinge glaubte die Reichs Poftver­selben Beit erhielt ein Poftsekretär und ein Ober- Postfektetär in offigiösen Organ des Herrn von Stephan, der Deutschen waltung schon 1868 den Mangel der Pensionsberechtigung für Breslau einen 6 wöchentlichen Urlaub, ohne die Verpflichtung, einen Verkehrszeitung" als freiwillig ausgeschieben" gemeldet.( Hört! ihre Beamten ausgleichen zu sollen. Sie schloß Berträge mit Stellvertreter zu stellen. Ein solcher Zustand ist fulturwidrig hört! und große Heiterkeit links.) Dieses System läßt sich Lebensversicherungs - Gesellschaften und gab zu den Prämien einen und barbarisch.( Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) Die wohl am besten als der durch willkürliche Gnaden- und Ungnaden- Buschuß. Damit haben Tausende von Beamten eine Fürsorge Unterbeamten werden wie Tagelöhner bezahlt und müssen zum alte temperirte Despotismus bezeichnen.( Sehr gut! links.) für ihre Hinterbliebenen erfahren, die von allen, außer von den Theil den Tienst der Subalternbeamten, z. B. beim Sortiren Die Postaffiftenten befinden sich in einer unglückseligen Zwitter- Sozialdemokraten anerkannt werden wird.( Zustimmung rechts.) von Briefen verrichten. Der ortsübliche Tagelohn in Berlin bestellung. Man hat vielleicht geglaubt, die Leute mit dem bunten Denselben Grundsätzen entsprang der berüchtigte" Spar- und trägt 2,70 M. Herr v. Stephan speist die hier angestellten Rock oder gar einem Spieß an der Seite, über ihre traurige Borschußverein. Nicht die schlechte Lage der Post­Unterbeamten mit 250 M., die in der Posthalterei beschäftigten Lage hinwegtäuschen zu können. Aber der Spieß allein thut es beamten giebt Anlaß zu der Inanspruchnahme des Vereins. Postillone sogar mit 2,25 M. ab. Erkrankt ein solcher Beamter, dann nicht, sondern die Spieße, mit denen die Leute bezahlt werden. Denken Sie an Krankheit, an unerwarteten Familienzuwachs zeigt sich die christliche Charitas der Postverwaltung in hellstem Ungefähr 60 pCt. der Berliner Postaffiftenten, 40 pCt. der Post- 3. B. durch Zwillinge; den Schwierigkeiten, die sich auch für Lichte. Der Beamte muß sich vom Vertrauensarzte der Post assistenten in der Provinz, haben das einjährige Beugniß. Aber einen geordneten Haushalt daraus ergeben, haben wir vorbeugen untersuchen lassen, wenn er Urlaub bekommen will, einem Arzte, mögen die Leute noch so tüchtig und tenntnißreich sein, sie wollen. Der Verein besitzt jetzt ein Vermögen von 25 Millionen der im Interesse der Verwaltung nothwendig sehr vorsichtig inüffen stets Assistenten und nichts als Assistenten bleiben; ibnen Mark, eine Summe, die doch mit dem Bilde der hungernden, mit der Krankheitsbescheinigung verfährt und dem außerdem vorher wird künstlich die höhere Postkarriere verschlossen. Oberassistent, darbenden Unterbeamten etwas kontrastirt. Die Kaiser Wilhelm­die Führungsliste des betreffenden Beamten überfandt worden ist. das ist der höchste Gipfel, zu dem ein solcher Mann aufsteigen Stiftung ist 1871 mit Zustimmung des Reichstags begründet ( Hört! hört! links.) Was haben Gelenfrheumatismus und Lungen- fann. Dabei müffen die Postassistenten dieselben Arbeiten ver: worden. Was für Freistellen für Töchter höherer Beamten tatarrh mit der Konduitenliste zu thun? Da liegt der Verdacht richten, wie die Postsekretäre, aber nur diese können die höheren daraus genommen ist, wird vom Kapital genommen, wozu nahe, daß man weniger darauf sieht, ob der Wann frank ift, Staffeln ersteigen, weil sie die Söhne der Bourgeois find, jenen wir statutenmäßig berechtigt sind. Die Anklage, daß wir die sondern ob er ein unruhiger Kopf, ein Querulant, vielleicht gar bleiben die höheren Karrieren immerdar verschlossen. Win- Postunterbeamten immer weiter herunterdrücken wollen, daß wir ein Sozialdemokrat ist. Und diese armen geplagten, bemitleidens- destens der Weg zum Gefretär müßte den Assistenten und 100 000 Tagelöhner haben, ist ebenfalls hinfällig. Aus den 187 000 Be­werthen Beamten werden dann noch amtlich gebrandmarkt. In Oberassistenten eröffnet werden. Aber bei uns heißt es, amtenstellen scheiden die Post- Hilfsstellen- Inhaber, die Postagenten einem Erlasse hat der Ober- Postdirektor Griesbach in Berlin die chinesenhaft sich in Raften abschließen und" der Zopf die Postillone, die Posthalter, im ganzen etwa 37 000, aus, für Briefträger u. f. w., welche Weihnachts- und Neujahrsgeschenke der hängt uns hinten." In den Post- und Telegraphenschulen die eine etatsmäßige Anstellung gar nicht in Frage kommen kann. vom Publikum annehmen, als Pflichtvergessene gebrandmarkt und ertheilen die Ober- Posträthe und-Direktoren des Reichs- Postamts Von den übrigen sind 62 000 etatsmäßig, 38 000 nicht etatsmäßig. zur Bestrafung gezogen; Herr v. Stephan aber nimmt solche Ge- den Unterricht während ihrer Dienststunden, und da kommt man Dies Verhältniß ist nicht so günstig, wie es sein sollte, und im schente selbst an, läßt auch solche vertheilen. Der Eisenbahn - uns mit der Forderung eines neuen Direktors, eines Unter- gegenwärtigen Etat soll die erstere Zahl um 3000 vermehrt minister überweist dem Postamt 41 in der Mauerstraße für das Staasssekretärs für das Reichs Postamt! Die Herren Lehrer werden; das Verhältniß wird sich dann also erheblich beffer ge= Personal des Amts als Gratififation 500 Mart, davon erhält beziehen natürlich ihr Gehalt unverkürzt, ebenso aber auch die stalten. Unter den 38 000 Beamten befinden sich ca. 22 000 stan der Postdirektor, der doch sonst nicht zum Personal gerechnet Schüler der Post- und Telegraphenschule, ja zu Weihnachten er- dige Posthilfsboten, die früher ad nutum entlaßbar waren, jett wird, 60 Mart! In Erinnerung muß hier auch gebracht halten sie für ihre praktische Thätigkeit noch Diäten dazu von aber in ihrer Stellung sehr bedeutend gehoben worden sind. werden, daß der Vorgänger des Herrn Griesbach, Schiffmann, 8 M.! Zu derselben Zeit werden die Unterbeamten geschuh- Abg. Schmidt Elberfeld( freis. Bp.) tritt für die Herab. von der Kaufmannschaft zu seinem Jubiläum 10 000 Mart erriegelt und hart angelassen, wenn sie Geschenke aus den Händen fegung oes Briefportos und für die Erhöhung des Höchstgewichts halten und angenommen hat!( Redner bringt für die des dankbaren Bublifums entgegennehmen. So besteht auf der für einfache Briefe ein. Der vom Staatssekretär befürchtete Gin­von ihm angeführten Fälle die amtlichen Belege einen Seite Verschwendung, bei den Unterbeamten ein abscheu- nahme- Ausfall würde durch die Zunahme der Briefe wieder aus unter Angabe von Journalnummer und Aktenzeichen bei). liches Sparsystem. Der Willkür auf dem Gebiete der Gehalts- geglichen werden.

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Man fönnte einwenden, das seien Dotationen"; ich sage, es be messung würde allerdings sofort ein Ende gemacht sein, wenn Staatssekretär von Stephan: 5 Millionen würde der Aus­sid Trinkgelder, die den höheren Herren überreicht werden. das System der Dienstalterszulagen eingeführt würde; aber fall nur an den Briefen betragen, welche bis zu 20 Gramm Tie Post- Unterbeamten sind so schlecht gestellt, daß sie zu Neben- gerade aus diesem Grunde straubt sich Herr v. Stephan so sehr wiegen. Bei der allgemeinen Finanzlage können wir dieser An­gewerben greifen müssen, als Schneider, Schuster, Tischler. So gegen diese Maßnahme der Gerechtigkeit. Heute sind die Zustände regung absolut nicht Folge geben. Der Reichstag will keine neuen machen sie durch Schuld der Verwaltung dem zivilen Gewerbe ganz unerträglich, weil es ganz von dem Befinden des Leiters Steuern bewilligen und hier soll eine Einnahme aufgegeben Konkurrenz, das gilt besonders von den Bofibeamten, welche ihre der betreffenden Ober- Postdirektion abbängt, wann er die Unter- werden! Gegen den Abg. Schönlant habe ich noch zu erklären, Surgerlöhne durch Musikmachen etwas ausbessern. Daß diese beamten anstellt. Es ist keine Einheit in dem ganzen System, daß bie württembergische Regierung allerdings das Recht hatte jammervolle Bezahlung nicht viel mehr Postbeamte zur Ver- nur tadelnswerthe diskretionäre Vollmachten: Mit den Stellen zu ihren Portoermäßigungen. Die württembergischen Ein. zweiflung und zu Verbrechen führt, als thatsächlich der Fall ist, zulagen werden die Beamten der Zentralverwaltung ganz anders richtungen weisen noch eine Vielheit von Portotaren auf, welche ist eigentlich ein Wunder. Es ist aber bereits so weit bei uns bedacht als die übrigen im Lande. 1885/86 betrugen die Aus- wir allerdings nicht mitmachen wollen. Die Ermäßigung des in Deutschland gekommen, daß unsere Gerichte Boftgelder- Unter- gaben für Beamte der Zentralverwaltung aus Titel 8 pro Person Tarifs für die Benutzung der Fernsprechanlagen hat uns schlagungen u. 1. w. milder beurtheilen als andere Verbrechen. 128 M., für die übrigen Beamten aus Tit . 38 21 M. 1894/95 ist das Württemberg erst nachgemacht. Die Zahl der Orte und An­In Köln wurde ein Postgehilfe von 18 Jahren, der 2 M. Verhältniß 117: 23 M. Willkür! Diskretionäre Vollmachten! schlüsse im Reichspostgebiet ist relativ außerordentlich viel größer unterschlagen hatte, um seinen Hunger zu stillen und Absolutismus! Es ist eine alte geschichtliche Erfahrung, daß als in Württemberg und Bayern . dann 71 weil seine Unterstüßung von Hause begabte Leute, wenn sie die Macht in die Hände bekommen, sehr Abg. Schmidt- Elberfeld: Es sind im Deutschen Reich nicht eingetroffen war, freigesprochen.( Sört! links.) In leicht in die Gefahr kommen, ein kleiner Napoleon zu werden. 56 Millionen Doppelbriefe versandt worden; nach der Angabe anderen Fällen wurde zwar auf Gefängnißstrafe er Sie trennen fich dann ungern von Errungenschaften, die eigentlich des Staatssekretärs müßten also 90 pet. aller dieser Briefe fannt, aber es wurden mildernde Umstände zugebilligt unter der nicht mehr in unsere Zeit gehören. Am 6. Februar 1894 sind ein Gewicht bis zu 20 Gramm gehabt haben. Das ist nicht der Begründung, daß die zum Theil ungenügende Besoldung der Be- es gerede 15 Jahre gewesen, daß der Generalpoftmeister jene Fall. amten zur Verletzung des Eigenthums des Staates getrieben haben. berüchtigte Verfügung erlassen hat, die das Briefgeheimniß für Direktor im Reichs- Bostamt Sachße führt aus, daß nach ( Redner zitirt unter großer Ünruhe eine Reihe solcher Fälle). Die die sozialdemokratie außer Kurs segte. Drucksachen und Kreuz einer 1891 erhobenen Statistik die Zahl der Doppelbriefe bis Leute, die im Rohr fißen und Pfeifen schneiden, können darüber bandsendungen konnten auf ihren Inhalt untersucht und an 20 Gramm 45 Millionen betrug, der Ausfall würde also lächeln, aber das Elend dieser Postsklaven und Kulis schreit zum gehalten werden, verdächtige Packete sollten an das nächste 4/2 Millionen betragen. Wäre die Erhöhung des Gewichts Himmel. Eine wunderbare Einrichtung ist auch der berühmte Polizeibüreau übergeben werden. waren dieselben durchgeführt, so würde sie auch im Weltverkehr umumgänglich oder berüchtigte Spar- und Vorschußverein für die Postbeamten: Bustände, wie unter dem berüchtigten Berliner General einzuführen sein, das ergäbe einen weiteren Ausfall von es werden nicht weniger als 5 und 6 pet. Zinsen für die Vor- postmeister Nagler 1848-46, der sich nach seinem eigenen Ausspruch 1/3 Millionen. Die Zahl der Briefe von 15-20 Gramm be­schüsse berechnet, gleichwohl haben nach dem Geschäfts- hinweggesezt hatte über diesen albernen Brieferöffnungsstrupel". trug damals 6,4, die Zahl derjenigen zwischen 20 und 250 Gramm bericht für für das Jahr 1892 von den 95 000 Mit Das Sozialistengesetz ist am 1. Oftober 1890 außer Kraft ge- 6,8 aller Briefe.

M.

gliedern fich 37 734, also ungefähr 361/2 Prozent treten, dieser Erlaß aber ist noch heute nicht aufgehoben! Weber- Abg. Schmidt Elberfeld bestreitet die Richtigkeit dieser Borschüsse geben lassen im Betrage von 5045 529 M. Und Herr eifrige Postdirektoren leben denn auch heute noch diesem Erlaß Angabe.