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Nr. 154. 31. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt

Gewerkschaftliches.

Die Sonntagsruhe.

Dienstag, 9. Juni 1914.

Obermeister Rahardt, der ein derartiges Vorgehen für un- sich die Polizei sehr stark. Bei Beginn des Streiks wurde die Gen­zulässig erklärte. darmerie verstärkt. Wiederholt wurden Streitposten von ihren Pläßen Eine am Sonntag abgehaltene Versammlung der Kistenmacher verwiesen. Die Gendarmen beriefen sich bei ihrem Vorgehen auf ließ denn auch keinen Zweifel darüber, daß sie diesen provokatori- eine Verfügung des Landrats von Osterode . Auf keinen Fall werden lichen Maßnahmen entsprechende Gegenmaßregeln entgegensegen die Streifenden aber auf das Recht des Streikpostenstehens verzichten. werde. Die Bedingungen der Unternehmer wurden in der Dis- Auf Beschuldigung eines Streifbrechers wurde ein Streikender zu fussion als völlig undiskutabel bezeichnet. Es sei unerhört, jest in fünf Tagen Gefängnis verurteilt. Trotz aller dieser Verfolgungen der Beit der Teuerung mit solchen Abzügen zu kommen, wie sie in lassen sich die Streifenden nicht beirren. Die von den Streitbrechern dem Gegentarife enthalten seien. Ein Redner erklärte, daß die Ab- fertiggestellten Produkte sind derart, daß die Unternehmer nicht viel züge mehr als 20 Proz. betragen würden. Freude daran haben. Die Unternehmer verbreiten das Gerücht, der Die Versammlung erflärte in einer Reſolution, die einstimmig Verband habe nicht genügend Mittel, um die Streifenden zu unter­angenommen wurde, daß sie ihre Kommission beauftragt, bei einstüßen. Mit diesem Schwindel werden sie aber nicht viel Geschäft tretenden Verhandlungen den Arbeitgebern zu erklären, daß von machen können. abfolut keine Rede sein könne, vielmehr von den Arbeitern eine Ver­einer Verschlechterung der bestehenden Lohn- und Arbeitsbedingungen befferung derselben erwartet wird. Die Resolution spricht ferner aus, daß die Arbeiter im Notfalle auch nicht vor einem Kampfe

Du sollst den Feiertag heiligen, fagt ein christliches Gebot. Da nach müßte die Kirche die eifrigste Verfechterin des Sonntagsruhe­gedankens sein. Wie schaut nun aber ihre Haltung in dem gegen­wärtigen Kampfe um die handelsgewerbliche Sonntagsruhe aus? Das zeigt ein Vorgang in der Diözesanversammlung der Ephorie Großenhain in Sachsen , über den die Handlungsgehilfen- Zeitung" berichtet. Da sprach ein Pastor Jagsch über die Sonntagsruhe. Er danfte u. a. der Staatsregierung für das große Verständnis, das sie dieser Frage entgegengebracht hat. Aber ganz zufrieden war dieser Herr mit den gegenwärtigen Zuständen doch nicht. Sonntags- zurückschrecken. entheiligung ist es, so führte er aus, wenn Lehrlinge am Sonntag bis kurz vor Gottesdienst beschäftigt werden, wenn am Karfreitag, unserem größten Feiertag, Kuchen gebacken werden, wenn Ver­einsbeiträge gerade während des Gottesdienstes tassiert werden und ähnliches mehr. Weiter wetterte er gegen die Abhaltung von Tanzfestlichkeiten am Sonnabendabend. Auch an die kühnen Fliegeroffiziere richtete der gute Mann die Bitte, ihre Flüge nicht gerade zur Stunde des Sonntagsgottesdienstes aus­zuführen. Nach einer längeren Aussprache wurde von der Ver­sammlung eine Entschließung angenommen, in der es heißt:

Achtung, Steinarbeiter!

Die Arbeiter der Taunus- Quarzit

Glaserstreit in Jena . Da ein Glasermeister in Jena 25-30 Bautischler in den bürgerlichen Blättern des Rheinlands sucht, find auch verheiratete Kollegen auf das Angebot( Fahrgeld wird ver gütet) hineingefallen. Jeder Kollege nehme hiervon Kenntnis und spare das Fahrgeld. Zuzug von Bautischlern und Glasern ist streng fernzuhalten. Die Streifleitung. Verband der Glaser. Zahlstelle Jena . um die Durchführung des Tarifs geführt wird, zeigt auch jetzt noch Der Malerstreit in Koblenz , der von der Arbeiterorganisation die gleiche Situation. Die Unternehmer machen außerordentlich:

werke Köppern , Homburg v. d. H. haben wegen Lohndifferenzen die Arbeit eingestellt. Die Gesellschafter weigern sich, den Arbeitern eine kleine Lohnerhöhung zu geben. Der Lohn der Arbeiter beträgt im Jahresdurchschnitt 950 bis 1050 m., in diesem Jahre jogar nur 17 M. wöchentlich. Zuzug nach den Saalburg - Taunus- Quarzit- Anstrengungen, Arbeitswillige zu beschaffen. Bis jetzt ist es den werken ist fernzuhalten.

Deutsches Reich .

Aussperrung der niederschlesischen Glasarbeiter. Sie( die Versammlung) bittet die königl. Staatsregierung, auch Die von den Unternehmern angekündigte Aussperrnng ist ein weiterhin die strenge Durchführung der bestehenden getreten. Ihre Ursache ist, wie wir schon am 28. Mai mitteilten, Sonntagsbestimmungen nach dem Gesetz vom 10. Sep- die von den Glasarbeitern in Rauscha gestellte Forderung auf geringe tember 1870 im Interesse nicht nur der Kirche, sondern des ge- Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit von 91%, auf 9 Stunden. samten Volkes zu veranlassen. Dazu erscheint aber dringend er- Besonders ist es die letztere Forderung, gegen die sich die Unter­forderlich, daß die durch Gesetz vom 5. Oktober 1910 erlassenen Ab- nehmer sträuben. Ausgesperrt sind rund 3000 Arbeiter in den ver­änderungen der§§ 6-8, wonach Tanzmusik und Vergnügungen an schiedenen Orten der niederschlesischen Glasindustrie. Es ist möglich, Vorabenden zu Sonn- und Festtagen bis 2 Uhr morgens gestattet daß die Aussperrung auch auf die Provinzen Brandenburg , Sachsen find, zurückgezogen werden. Diese Aufhebung der genannten Para- und Rheinland ausgedehnt wird. graphen zu erbitten, erscheint der Diözesanversammlung ernste Gewissenspflicht."

Gipsarbeiterstreik in Osterode am Harz .

Mit

Streifenden gelungen, die herangezogenen Arbeitswilligen wieder zur Abreise zu veranlassen. An die Streifenden sind einige Unter­nehmer herangetreten und boten ihnen den geforderten Lohn von 50 Pf. Jedoch lehnten die Streifenden dieses Ansinnen ab; ihr Verlangen ist die Anerkennung des Tarifvertrages.

Achtung, Steinfeger und Berufsgenossen! In Biesenthal bei Eberswalde befinden sich die Steinfeger in einer Abwehrbewegung. Der Steinfegmeister Paul Thomas versucht unter Tarifbruch wesent­ Die Arbeitszeit soll durch liche Verschlechterungen durchzusetzen. Verkürzung der Ruhepausen, sogenannte 15- Pausen, um eine Stunde verlängert, der Stundenlohn um 11 Pf. pro Stunde gekürzt werden. Thomas beruft sich bei seinem arbeiterfeindlichen Verhalten auf einen Beschluß der Eberswalder Steinfeger- Junung. Wir bitten deshalb, jeden Zuzug nach dem Bezirk der genannten Innung fern­zuhalten. Verband der Steinfeger und Berufsgenossen. Ausland.

Das war alles, was die Herren zu fordern haben! Es ist Seit fünf Wochen stehen die Gipsarbeiter im Streit. ihnen Gewissenspflicht, zu fordern, daß die Tanzvergnügungen an feltener Erbitterung wird dieser Kampf geführt. 1911 war es dem Vorabenden der Festtage untersagt werden, aber sie können es Fabrifarbeiterverband gelungen, für drei Betriebe mit 80 Arbeitern Die dänischen Gewerkschaften im Jahre 1913. mit ihrem Gewissen vereinbaren, wenn Angestellte und Arbeiter nicht einen Tarif abzuschließen. Die Tariflöhne waren den Betriebs- Der dänischen Landeszentrale der Gewerkschaften tvaren mur Sonntag vormittags, sondern auch Sonntag mittags und so- verhältnissen angepaßt und schwankten zwischen 26 und 36 Pfennig. Gude 1913 wie der soeben erschienene Jahresbericht angibt gar Sonntag abends zur Arbeit angehalten werden. Sie wettern Den Höchstlohn bekam aber nur ein kleiner Teil der Arbeiter. Der 51 Verbände und 5 lokale Vereine mit zusammen 114 698 Mit­dagegen, wenn sich jemand am Karfreitag seinen Osterkuchen bäckt, durchschnittliche Stundenlohn betrug 31 Pfennig. Der alte Tarif gliedern angeschlossen. Die Schiffsheizerorganisation ist im Berichts­aber die hohen Herren finden es ganz in der Ordnung, wenn z. B. war am 30. April 1914 abgelaufen. Obwohl die Unternehmer jahre aus der Landeszentrale ausgeschieden, und der Verband der die Bädergesellen gezwungen werden, an den Feiertagen, auch am während der Tarifzeit manchmal die größten Schwierigkeiten machten, Kupferschmiede wurde wegen unbezahlter Schulden ausgeschlossen. waren die Arbeiter bereit, wenn irgend möglich, einen neuen Tarif Angeschlossen hat sich im Berichtsjahre der Verband der Vers Karfreitage ihre Arbeit zu verrichten und wenn die Ladenangestellten abzuschließen. Am 1. Februar 1914 wurde der Tarif gekündigt und sicherungsfunktionäre. Die Mitgliederzahl der dänischen Gewerk­die Backwaren den ganzen Sonntag hindurch feilzubieten haben. ein neuer Tarifentwurf an sechs Betrieben mit 140 Arbeitern ein schaften ist demnach im Berichtsjahre um 7631 Mitglieder Welche Heuchelei, welches Pharisäertum! Soziale Gesinnung von gereicht. gestiegen. Außerhalb der Landeszentrale stehen 18 Ver­diefen Leuten zu fordern, auf den Gedanken wird wohl so leicht nie­bände mit 35 929 Mitgliedern und 10 lokale Vereine mit 2260 Mit­mand kommen. Die evangelischen Geistlichen geben an Anpassungs­gliedern, so daß insgesamt 38 089 Mitglieder den Organisationen fähigkeit an die Forderungen des Unternehmertums, wie dieses Bei­angehören, die sich der gewerkschaftlichen Landeszentrale nicht an­geschlossen haben spiel zeigt, den Zentrumspfaffen nichts nach.

Berlin und Umgegend. Differenzen im Kiftenmachergewerbe.

Die Unternehmer der Kistenbranche haben die letzte Maifeier zum Anlaß genommen, um gegen den Tarif vorzugehen. Ste fündigten den am 31. August d. J. ablaufenden Tarif und unter­breiteten einen von ihnen einseitig ausgearbeiteten und erheblich berschlechterten Zarif, von dem sie erklärten, daß sie ihn am 15. Juli einzuführen gedächten. Gegen ein solches, allen tariflichen Gepflogenheiten widersprechendes Verfahren wandte sich selbst der

ist wie der eine

Kleines Feuilleton.

mit

ein

Die Unternehmer erklärten den Tarif für unannehmbar; bei Erfüllung der Forderung müßten sie ihre Betriebe schließen. Sie verwiesen, da sie organisiert sind, die Arbeitervertreter an den Sekretär des Unternehmerverbandes. Die mit diesem geführten Verhandlungen waren ohne jeden Erfolg. Als dann die Arbeiter in den einzelnen Betrieben durch Kommissionen verhandeln ließen, machten die Unternehmer Angebote, die direkt aufreizend waren. In einzelnen Betrieben wurde ein Pfennig Lohnzulage geboten. Troß der Bemühungen der Verbandsleitung, auf friedlichem Wege zum Ziele zu lommen, fam es zum Streit.

"

Unter den außerhalb der Landeszentralen stehenden Verbänden befindet sich auch ein Verband der Landarbeiter mit 40 Filialen und 1300 Mitgliedern. Dieser Verband hat bisher die Agitation als seine wesentliche Aufgabe angesehen, aber es ist ihm auch in mehreren Fällen gelungen, die wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder erfolgreich wahrzunehmen. Auch in der Erteilung von Rechtsauskunft hat der Verband den Landarbeitern zu dienen versucht.

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Notizen.

ek.

Rund 100 Arbeiter stehen im Streit. Die Unternehmer be tamen nach einigen Tagen Streifbrecher, Italiener und Hamburger. Die Lohn- und Tarifbewegung erstreckt sich im Berichtsjahre auf Die Streitbrecher bekommen einen Lohn, der für örtliche 37 Verbände und einen Lokalverein mit zusammen 106 825 Mitgliedern. Verhältnisse einzig dasteht. Die Brucharbeiter erhalten 6 M. An den Lohnbewegungen beteiligt waren 28 998 Mitglieder, darunter Tagelohn garantiert, und die Mühlenarbeiter 3,50 M. bei boller 7668 an Arbeitseinstellungen. Erfolge wurden erzielt für 25 889 Koft und freiem Logis. Auch bei diesem Streit engagiert| Mitglieder und zwar für 22 324 Mitglieder ohne Arbeitseinstellung. Schulbuchbetrachtung als roh erscheinen. Hartleben war Melodie Konzertmeister Julius Thornberg wunderbar weich und ein unglüdlicher Mensch und unglückliche Menschen sind farbig auf seiner Geige erklingen ließ, und endlich der wilde ehrwürdig. Walkürenritt. Die Philharmoniker, obgleich nur an 60 Mann starf, Was uns empört, ist lediglich das elende Klischee vom spielten glanzvoll unter ihrem Dirigenten, der mit genialischer dionysisch- feligen" Hartleben , mit dem die liebe Oberflächlich Feuerkraft die Polyphonie der Wagnerschen Mufit aufleuchten ließ. Der Theaterpascha. Nach viertägiger Verhandlung ist der feit wieder einmal hantiert. Sollen literarische Biographen denn Ohr und Herz mächtig hingegeben, lauichten die Hörer ergriffen und Direktor des Münchener Boltstheaters Ernit Schrumpf moralisch ewig aus Feigheit und Lüge zusammengefeßt sein? Man brauchte erhoben, um hernach mit einem Beifall ohne gleichen zu danken. berurteilt worden. Der Redakteur des Neuen Wegs", Johannes nur, wie der Verfasser dieser Zeilen in München einige Tage mit, Eins der nächsten Konzerte im Saale der Neuen Welt wird Körner, den er wegen Beleidigung verflagt hatte, wurde frei ihm durchzukneipen; man brauchte nur den bescheidensten Blick hinter Instrumental- und Chorwerke von Beethoven , darunter die neunte gesprochen und sämtliche Kosten wurden dem Kläger Schrumpf auf die Kulissen seines Lebens zu werfen, um zu wissen, daß er einen Sinfonie, bringen. Bemerft sei noch, daß das Philharmonische erlegt. In der Schlußverhandlung hat bereits die immer posierende schmerzensvollen Leidensweg durchmachen mußte. In seinem Tage- Orchester von jest an in jeder Woche zwei bis drei Konzerte gibt. Münchener Theatererzellenz v. Poffart das erlösende Wort gesprochen, buch" flagt er über die dunklen Tage", die ihn heimgesucht Beginn: Punkt acht Uhr abends. das bei allen Aufdeckungen ähnlicher Unerhörtheiten so sicher hätten; er berichtet von furchtbaren Angstgefühlen beim dieser Theaterdirektor, Erwachen und sehnt das Amen in der Kirche: sich danach, sich in dem Schoß seiner einen seinem Personal Ton im Verkehr und Frau einmal gründlich auszuweinen. Daß sein angeborener reicher als sei Art bevorzugte, feine Bühne Bordell, Humor das Leiden mit einem versöhnenden Schimmer überflog, ist Das Museum des Lebenden. Neben der Kunst sei selbstverständlich krankhaft veranlagt". In dem Prozeß richtig. Aber dionysische Selig feit?" berühmt zu werden, ist auch die andere, berühmt zu bleiben, heut­wurde festgestellt, daß Schrumpf den Proben gelegentlich durch die Wahrheitsliebende Menschenfreunoe und Mediziner haben über zutage besonders entwickelt. Der Drang, Zeitgenossen zu Heroen zu Reitpeitsche Tempo" zu verleihen suchte, daß er das Temperament diese Art dionyfischer Seligkeit" ihre eigenen Gedanken. Hartlebens stempeln und zu verewigen, muß, abgesehen von der Reklame, die der Schauspielerinnen mit Vorliebe persönlich erprobte und daß menschliches Dasein und künstlerische Leistung erscheinen uns um so man damit auch für sich selbst machen kann, etwas Berauschendes er zum mindeſten in seinen Ausdrücken gegenüber den von ihm ab- tiefer, wenn man in diesem Punkt eine ungeschminkte Sprache redet. an sich haben. Ein Weingroßhändler in Frankfurt a. M. hat zum hängigen Künstlern und Künstlerinnen durchaus den frassesten Die gestohlene Gioconda. Der halb raffinierte, halb tindische bevorstehenden 50. Geburtstag des Komponisten Richard Strauß Naturalismus bevorzugte. Dieser Mann, der den Münchenern tünstlerisch übrigens einiges geboten haben soll, verband offenbar Italiener , der seinerzeit die Gioconda stahl, ist zu einer Gefängnis- alldorten ihm zu Ehren ein Museum gestiftet, in dem nun der die brünstige Baschaherrlichkeit, wie sie vor 100 und 150 Jahren an strafe verurteilt worden. Wir wissen alle noch, daß der Diebstahl Strauß- Kult und die Strauß- Narretei eine offizielle Heimstätte Deutschlands Sereniffimustheatern sehr im Schwange war, ziel- damals eine internationale Sensation war und wir begreifen das haben wird. bewußt mit den robusten Reitstiefelallüren des ostelbischen Junkertums. natürlich vollständig. Dagegen ist uns die kalte Gleichgültigkeit Das Recht, nach dem er die Rechte seiner Künstler maß, war offenbar nicht begreiflich, mit der die Welt andauernd einem barbarischen das preußische Gesinde recht, das ja immer noch einen Wirbel Kunstdiebstahl zuſieht, der millionenmal verworfener ist als der des Italieners. im Rückgrat der preußischen Kultur bildet. Tag für Tag werden ungezählte Hunderttausende in der Nacht Uns deucht jedoch, daß, wenn dieser Direktor krankhaft ver­anlagt" war, sein Personal, das sich die Rollen mit der Reitpeitsche einer Armut festgehalten, in die nie ein segensreicher Strahl der In jammervoller Weise wird unausgesetzt einblauen oder aus der Hand schlagen ließ, das zwischen widerlichen Kunst hineinfällt. Zärtlichkeiten und brutalen Beschimpfungen hin und hergetrieben Millionen nicht nur die Gioconda, sondern die Kunst überhaupt ge- Hoffentlich wird von diesen in ihrer Feinheit, Kraft und drama­wurde, ebenfalls an einem frankhaften Mangel an Scham und stohlen, ohne daß die damals Entrüsteten den Schlaf ihrer Nächte Umgekehrt: sie verlangen für die bürgerliche Grimm litt. Oder aber welche unerhörten sozialen Zustände müssen bedroht fühlten. in der Betätigung des Lebens noch immer herrschen, die dem Gesellschaft, die diesen verworfenen Diebstahl vollzieht, historische Menschen doch das Höchste, die Kunst, vermitteln soll, wenn sich und, wenn sie besonders blasphemisch aufgelegt sind, sogar gott Künstler um des elenden Brotes willen so erniedrigen! Daß der ähnliche Ehrwürdigkeit. Wie sagte doch Hebbel in einer biffigen Stunde von der bürger­Theaterdirektor Schrumpf auch in seiner Einschätzung der ganzen Kultur unserer Zeit durchaus logisch war, erhellt aus der Be- lichen Gesellschaft? Wenn dir das verworfenste deiner Mitglieder merkung, die er an eine Tausend- Mart- Spende für die Pensionskasse Auge in Auge gegenüberſtände: es wäre nicht so schlecht wie du. deutscher Journalisten und Schriftsteller geknüpft haben soll: Du hast das Amt zu rauben und zu schänden. der braune Lappen sei eine Erkenntlichkeit dafür, daß die Presse die Lügen gegen ihn" nicht verbreitet habe..

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- Glebogt als Jllustrator. Slevogts neueste Ju­ Benvenuto strationsschöpfungen zur Goetheschen Uebersetzung von Cellinis Selbstbiographie erscheinen soeben bei Bruno Cassirer in Berlin . Der Künstler hat in vier Jahren dazu über 300 Driginal­lithographien in zwei Ausgaben beigesteuert. Das von Slevogt an­gewandte lithographische Verfahren ist für Deutschland neu: es ist die Tuichlithographie, die mit sehr feinen Tönen zu wirken imstande tischer Verve gleich hervorragenden Bildchen auch einmal eine Aus­gabe zu volkstümlichen Preisen erscheinen. -Holbergs Wiedererstehen. Freitag, den 12. d. M., bringt das Königliche Schauspielhaus in Dresden Holbergs Komödie Der Mann, der keine Zeit hat" in der Neuübersetzung und Bearbeitung von Karl Morburger zur Erstaufführung. Das gleiche Stück, ſowie" Die Wetterfahne und Erasmus Montanus" sind von Reinhardt als erste Stücke seines schon vor längerer Zeit angekündigten Holberg - Zyklus für die nächste Spielzeit erworben worden, und das Deutsche Volkstheater in Wien wird Seld Ulysses auf Jthafa" zur Aufführung bringen. - Eine Gedächtnistafel für den Dichter Heinrich Die Volkskonzerte des Philharmonischen Orb. Kleist, die der Königsberger Goethebund unter finanzieller artiges an fleinen und selbst an größeren Bühnen noch immer ge- chest ers unter Leitung Camillo Hildebrands haben nun Mithilfe der Stadt geftiftet und die Professor Bauer- Königsberg schehen kann. Die Schauspieler werden dadurch immer wieder die bittere Wahrheit erkennen müssen, daß ihre Masse nichts anderes auch wieder eingefegt. Etwa Dritthalbtausend Hörer, zumeist Ar- hergestellt hat, wurde in Königsberg enthüllt. ist als Proletariat, und von den Mächtigen auch nicht anders ein- beiter, füllten am Eröffnungsabend den großen Musiksaal der am Hause Löbenichtsche Langgasse 12 angebracht worden, in dem geſchäzt wird. Deshalb bleibt auch ihnen nur der Kampf mit den selbewußte gibungen in impofanter Beweis sowohl für die v. Kleiſt einige ſeiner beſten Werte verfaist und und fie Bildungsarbeit in unseren Reihen als für den zur Kunst Ein Flugzeug für- 60 Passagiere. Russen werden ihn am erfolgreichsten auch Schulter an Schulter mit Arbeitertlasedängenden und organic disziplinierten Geiſt der iſt es anscheinend vorbehalten geblieben, ben tettet. Den Ruſſe woran die herrschenden Gewalten Preußens lernen Konstruktion eines Riesenflugzeuges zu unternehmen. Aus Moskau dem gesamten übrigen Proletariat führen! tönnten, wenn sie dessen fähig und willens wären. Das Programm tommt die Nachricht, daß der russische Flugzeugkonstrukteur Sikorski Der satirische Verächter des dieses Eingangskonzerts war ausschließlich Werken Richard Wagners gegenwärtig ant dem Bau eines gewaltigen Flugzeuges ar Der dionysische Otto Erich. Drei Stücke aus den volkstümlichen Meistersingern beitet, das nicht weniger als 60 Passagiere aufnehmen soll. Philisteriums wäre in diesen Tagen 50 Jahre alt geworden, und entnommen. die bürgerliche Bresse bringt aus diesem Anlaß allerhand rosenrote gingen voran. Ihnen folgte das unfagbar schöne Siegfried- Joya, Sikorski hat seit einiger Zeit den Bau von Riesenflugzeugen zu vent pleje artifel dem ursprünglich reich talentierten dann der Einzug der Götter in Walhall ( Rheingold), die Tannhäuſer- einer Art von Spezialität gemacht; in Fliegerkreisen ist er durch die Dichter gelten, sind sie uns durchaus sympathisch und auch dem Duverture, gewissermaßen als Ruhepunkt Träume", einer der herr- Konstruktion eines Aeroplans bekannt geworden, das als das größte Berhängnis des Menschen gegenüber würde uns jede moralische lichen fünf lyrischen Gesänge an Mathilde Wesendond, dessen und stärkste Flugzeug gilt, das bisher gebaut wurde.

Man wußte auch schon vor dem Münchener Prozeß, daß der­

Artikel.

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Musik.

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Die Tafel ist