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der Tat ebenfalls patriotisches Entjeßen mimben, sind von Hörern

der dortigen Forstakademie an dem auf dem Marktplass aufgestellten Das Nachspiel einer Streik­

historischen Löwen oft Verunzierungen vorgenommen, die noch heute zu sehen sind. Ende der neunziger Jahre bemalten Studierende der Forstakademie wiederholt einen Teil des Löwen mit roter Farbe. Als die Farbe entfernt war, bemalten sie immer wieder andere Teile des Löwen mit roter Farbe. Schließlich verliehen sie dem ganzen Löwen ein blendend rotes Gewand. Die Spuren der Tat find noch heute am Löwen zu erkennen. Anklage wurde erhoben. Die Studenten tamen mit geringen Geldstrafen davon. Mancher der damals so tatenlustigen Jünglinge gehört vielleicht zu denen, die jetzt in der Heuchelei eines Entseßens über die völlig be­jeitigte Aufschrift am Kaiser- Friedrich- Denkmal lebhaft

mittun.

Die ohne Vergleich dastehende ungeheuerlich hohe Strafe des Tendenzurteils ist ein Zeichen für die immer größer werdende Zuspigung der Klassengegensäße. Sie hat das eine gute, daß sie die Empörung über die heutigen Zustände auch bei Hunderttausenden wachrufen wird, die noch heute der So­zialdemokratie leider fernstehen.

Der Proteststreik in Italien  .

Rom  , 9. Juni.  ( Privattelegramm des Vorw.") Um Mitternacht proklamierte der Parteivorstand den Generalstreif im ganzen Lande. Er erstreckt sich, so weit sich bis jetzt übersehen läßt, außer über Ancona   und Rom  auch über Bologna  , Neapel  , Mailand  , Florenz  , Turin   und eine große Zahl anderer Städte. In Ancona   ist die Lage ernst, sogar Mangel an Lebensmitteln macht sich fühlbar,

storben.

metelei.

Mülhausen   i. E., 9, Juni.( Eig. Ber.)

In wenigen Wochen ist ein Jahr vorüber, daß Mülhausen  i. E. bzw. die Vorortgemeinde Dornach der Schauplak ernsthafter Zusammenstöße zwischen Bevölkerung und Polizei gewesen, infolge des am Bau des Nordbahnhofes bei der ausführenden Firma Julius Berger in Berlin   ausgebrochenen Streikes der Erdarbeiter, denen der ortsübliche Lohn vorenthalten war. Die damaligen polizeilichen Anordnungen haben den Widerspruch der Arbeiterschaft wie der Bevölkerung hervorgerufen und die Folge waren allabendliche große Voltsansammlungen, bei denen durch Schüffe der Polizei oder Gendarmerie

wurden.

zwei Menschenleben vernichtet

der Mißhandlung und des unzulässigen Waffengebrauchs erhoben, unter Anführung einer Anzahl krasser Einzelfälle. Einzelnen von ihnen wird Betrunkenheit vorgeworfen und in einem Falle die Veranstaltung eines Streiches, wobei Schuhleute in 3ivil den agent provocateur gespielt hätten.

Ueber den Verlauf der auf mehrere Tage berechneten Ver­handlung werden wir berichten.

Politische Uebersicht.

Aus dem Abgeordnetenhause.

Nach einer Pfingstpause von zwei Wochen nahm das Dreiflaffen­parlament am Dienstag feine Arbeiten wieder auf. Auf der Tages­ordnung stand zunächst die zweite und dritte Beratung des Gesetz­entwurfs über die weitere Beschäftigung von Hilfsrichtern beim Oberverwaltungsgericht. Die Regierungsvorlage will diese Be­Die Mülhauser Volkszeitung", das Organ der schäftigung noch bis zum 1. April 1917 andauern lassen, während ein organisierten Arbeiterschaft hatte an den behördlichen und polizei- Rommiffionsantrag vorschlägt, mit diesem Hilfsrichterwesen schon bis lichen Maßnahmen scharfe Stritif geübt. zum 1. April 1916 aufzuräumen. Die Konservativen beantragten Die Folge dieser Kritit war eine Anklage gegen den berant- Wiederherstellung der Regierungsvorlage in ihrer ursprünglichen wortlichen Redakteur Franz Gailer wegen Vergehens gegen die Fassung. Von unserer Seite sprach Genosse Liebknecht  , §§ 186, 200 und 74 St.-G.-B. Die Anklage wurde von dem der- der darlegte, daß die Ueberlastung der festangestellten maligen Borsteher des Polizeiwesens der Stadt Mülhausen  , Kreis- Richter, die die Regierung und die Konservativen für ihre Vorschläge direktor b. Rzewuski erhoben.

In Rom   verbot die Regierung jede Demonstration; daraufhin lehnten die Parteileitung und die Arbeiterkammer zu haben". jede Verantwortung ab, so daß die Protestbewegung sich selbst überlassen bleibt. Der Streif ist hier vollkommen. Es herrscht Brotmangel. Alle Läden sind geschlossen. Die ganze Stadt

Die Untersuchung in diesem Falle war eine recht langwierige ins Feld führten, gewiß ein sehr großer Uebelstand sei- die Heran­und gestaltete den Prozeß zu einem Monstreprozeß, der die Strafziehung von Hilfsrichtern bedeute demgegenüber aber ohne Zweifel wird. Es sind von der Staatsanwaltschaft 92 und vom Angeklagten fammer voraussichtlich vier bis fünf Tage in Anspruch nehmen ein noch weit größeres Uebel. Schließlich wurden nach längerer Debatte denn auch die konfer 47 Zeugen geladen. Den Vorsitz der Verhandlung führt Land- vativen Verschlechterungsanträge abgelehnt und die Kommissions­gerichtspräsident Pfarrius, die Auflage vertritt Staatsanwalt fassung wurde angenommen. Dapper, während Dr. Lünneburger aus Straßburg   die Den Rest der Verhandlungen füllte die erste Beratung des Ent­Verteidigung des Angeklagten übernommen hat. da die Zufuhr aus der Umgebung abgeschnitten ist. Mehrfach faßt, ist der Angeklagte beschuldigt, durch mehrere selbständige rungen im Finanzwesen vom 3. Juli des vorigen Jahres: es handelt Nach der Anklageschrift, die 20 Folioseiten Maschinenschrift um- wurfs eines Ausführungsgesezes zu dem Reichsgesetz über Mende­fam es auch zu kenden. Ein am Sonntag verwundeter Arbeiter ist ge- Mülhausen   und die ihm während des Streits am Nordbahnhof zu Gemeinden auf die erst zwei Jahre vorher beschlossene Wertzuwachs­Handlungen in bezug auf den Polizeipräsidenten von Rzewuski in sich um das bekannte Gesetz, durch das das Reich im Interesse der genannter Zeit unterstellt gewesenen Polizeibeamten und Gen- steuer verzichtete. In der Debatte ritt der freitonservative Ab­barmen nicht erweislich wahre Tatsachen behauptet bzw. verbreitet geordnete Dr. Bredt eine heftige Attade gegen die Bodenreformer und ihren Führer Adolf Damaschte. Er erklärte, das Ergebnis der Die Anklage schildert den Tatbestand der Ereignisse wie folgt: zweijährigen Erhebung der Reichswertzuwachssteuer bedeute nichts Im Juni und Juli 1913 führte die Tiefbau- Aktiengesellschaft anderes als einen großen Trümmerhaufen" der bodenreformerischen Firma J. Berger in Berlin   für die Verwaltung der Reichs­Im Interesse des Besizes verlangte der frei ist von Truppen überschwemmt. In Bologna   kommen Nach hiesigen Nordbahnhofes aus. Sie beschäftigte bis zum 9. Juni 120 fonservative Redner, daß den Gemeinden ein für alle Male eisenbahnen Erdarbeiten zur Erweiterung der Geleiseanlagen des Hoffnungen. richten über Unruhen, sonst verläuft die Streifbewegung Arbeiter, davon 77 Mülhauser und 43 Bolen. Am 9. Juni stellten eine feste Grenze nach oben bei Erhebung dieser Steuer überall ruhig und würdevoll. werden solle. Den die hiesigen Arbeiter die Arbeit ein, als sich bei der Lohnzahlung gezogen Standpunkt unserer Partei Unruhen in Florenz  . herausstellte, daß die Firma Berger nicht den hiesigen tarifmäßigen vertrat in wirkungsvoller Rede Genosse Liebknecht  . Mit Recht Rom  , 9. Juni. In Florenz   ist es im Anschluß an Protest- Streitenden verlangten die Anerkennung des hiesigen lokalen Lohn- wenige Gute, das in dem preußischen Steuersystem etwa zu finden Stundenlohn von 56 Pf. zahlte, sondern nur 40 bis 38 Pf. Die zog er aus dem Gange der ganzen Debatte den Schluß, daß das versammlungen der ausständigen Eisenbahnarbeiter zu Zusammen- tarifs, während die Firma Berger fich zwar zu einer Lohn- sein möge, niemals geschaffen worden wäre, wenn die heutige stößen gekommen. Als die Polizei einen Trupp Manifestanten erhöhung auf 45 Pf. bereit erklärte, aber weitere Konzessionen ver­gerfreuen wollte, wurde fie von der Menge mit Ziegel- und weigerte, da sie nicht dem deutschen   Arbeitgeberberbande für das Mehrheit darüber zu beschließen gehabt hätte. Besonders aus den Pflastersteinen beworfen. Die Beamten gaben darauf mehrere Baugewerbe angehöre, der den zentralen Tarifvertrag abgeschlossen Reden der konservativen Wortführer schlußfolgerte Genosse Liebknecht  , Revolverschüsse ab. Ein Polizeileutnant wurde schwer ver- hatte. Den lokalen Tarif aber habe die Firma überhaupt nicht daß die antikapitalistische Grundstimmung, die noch Anfang der lett, mehrere Beamte erlitten Verlegungen. Von den Demon- gekannt und daher ihr Angebot nicht entsprechend höher kalkuliert. neunziger Jahre, die noch zu Zeiten des Herrn Stöder, bei der stranten wurde ein junger Mann namens Boggiolini ge- Anschlusse an den Ausstand zu bewegen und sie nach dem Innern die Vorlage der Kommission für das Kommunalabgabengeſetz über­Der Streifleitung war es gelungen, die Hälfte der Polen   zum Rechten lebendig war, heute völlig verflogen sei.- Schließlich wurde tötet, zwei andere wurden leicht verlebt. Eine neu hinzu- Deutschlands   abzuschieben. Gegen die verbliebenen Arbeiter feien wiesen. tommende Abteilung Polizeibeamter   zerstreute schließlich die Menge. alsbald Bedrohungen und Gewaltakte verübt worden, so daß die In der Nähe des Bahnhofes von Fabriano   wurde ein Eisen- Arbeitsstelle unter polizeilichen Schutz gestellt wurde. Das Kom­bahnzug durch Aufreißen der Schienen zum alten ge- mando über die zur Bewachung der bestreitten Arbeitsstelle be­bracht. fohlenen Polizisten, und Gendarmen wurde dem Polizeikommissar Groppengießer übertragen. Aber troßdem seien Angriffe und Be­lästigungen gegenüber Arbeitswilligen vorgekommen und am 16./17. sowie am 22./23. Juni feien Krawalle gegen Arbeitswillige und Sabotage an den Maschinen der bestreiften Firma vorgekommen. Die Situation verschärfte sich, als die Firma Berger innerhalb der Arbeitsstelle Baraden zur Aufnahme der Arbeitswilligen er­richten ließ, weshalb sowohl vom Kreisdirektor, wie von den Bürger­meisterämtern von Pfastatt und Dornach gleichlautende Polizei­berordnungen erlassen wurden, wonach Ansammlungen im Gebiete des Nordbahnhofes verboten wurden. Die Baufirma bat ebenfalls ein Verbot gegen das Betreten des Baugeländes erlassen. Am 29. Juni fam ein Trupp arbeitswilliger Italiener, die aber die Arbeit nicht aufnahmen, sondern auf Kosten des Bauarbeiter= verbandes heimbefördert wurden.

In den Städten, in denen der Streif proflamiert worden ist, erscheinen teine Zeitungen, auch das Syndikat der Eisen bahnarbeiter von Ancona   hat den Streit beschloffen und fich dem für die Dauer des Ausstandes gebildeten Allgemeinen Arbeiterausschusse angeschlossen. Dieser Entschluß schürt die all­gemeine unzufriedenheit unter den Bahnarbei­tern, doch widelt sich der Zugverkehr auch heute ordnungsgemäß ab. Verkehrsstörungen.

Fabrino, 9. Juni. Hier ist der Generalstreit erklärt worden. Der Expreßzug von Ancona   nach Rom   fand kurz nach der Abfahrt von hier die Linie durch Steine und Balten gesperrt. 3ahlreiche Personen standen auf den Schienen. Der Zug wurde gezwungen, in den Bahnhof zurüdzukehren. Auch von den folgenden Zügen ist hier keiner eingetroffen. Gine große Menge von Ausständigen befindet sich in der Nähe des Bahnhofes. Die Telegraphenleitung längs der Eisenbahn ist an ver­

schiedenen Orten durchschnitten.

Kriegsschiffe gegen die Streikenden.

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Biermalhunderttausend Mark für den Adelstitel. Reichstagsabgeordneter Erzberger   schreibt der Märkischen ,, Vor mir die Abschrift eines Briefes, datiert vom 5. Juni 1914 und gerichtet an eine mir bekannte hochachtbare Persönlichkeit. Der Brief hat folgenden Wortlaut:

Volkszeitung":

Ich gestatte mir mit Gegenwärtigem, Ihnen die ergebene Mitteilung zu machen, daß der erbliche Adel, verbunden mit höheren preußischen Orden, für Stiftung eines Dent­mals Kaiser Wilhelms L. in Detmold   zu haben ist für einen Preis von zirka 400 Mille. Für den Fall, daß Sie sich hierfür interessieren würden, würde ich Ihnen weitere Details gern tommen lassen. Ich bemerke noch, daß dieses ein diretter feriöser Auftrag ist, welcher naturgemäß streng diskret be­handelt werden muß, und auch auf streng diskrete Weise direkt durchgeführt wird. Ich sehe daher Ihren angenehmen Nachrichten gern entgegen, ob die Angelegenheit Interesse für Sie hat und zeichne hochachtungsvoll."

Wegen der wiederholten Massenansammlungen sind die Polizei­Arbeitswilligen getroffenen polizeilichen Maßnahmen sind seit dem mannschaften abermals verstärkt worden. Die zum Schutz der 23. Juni täglich von der Volkszeitung" angegriffen worden. In Das Driginal des Briefes ist bereits dem zuständigen Staats­Nr. 151 vom 2. Juli brachte die Volkszeitung" einen Artikel, in anwalt unterbreitet worden. Es ist zu erwarten, daß nunmehr welchem von standalösen polizeilichen Maßnahmen zugunsten der gegen alle solche Titel- und Ordensschacherer rüdfichtslos vor­Firma Berger- Berlin gesprochen wird; am 4. Juli wird der gleiche gegangen wird, auch wenn der Auftrag ein direkter" ist. Die Vorwurf erhoben, als das Verhalten der Polizei an der Streif- weitere Untersuchung wird feststellen, wer diesen direkten Auftrag Ancona  , 9. Juni. Heute nachmittag ist nur der Expreßzug stelle fritisiert wird. Am 3. Juli wurde mit Bezug auf die Unter- erteilt hat. Nach meinen Informationen ist es ganz ausgeschlossen, 2 Uhr 25 Minuten nach Bologna   abgegangen. Die Züge auf funftsbaraden der Arbeitswilligen der Kreisdirektion vorgeworfen, daß der Auftrag aus Berlin   kommt. In den Residenzen einiger der Linie nach Rom   gehen bis Fabriano  , die auf der Linie nach daß sie ungefeßliche und gesundheitswidrige Maßnahmen dulde. Kleiner Fürstenhöfe scheinen sich aber 3entralen für Ordens. Am 4. Juli fam es zur ersten bedrohlichen Ansammlung nach Bologna   bis Falconara. Ansicht der Polizei, welche deren Einschreiten rechtfertigte; die schacherer gebildet zu haben." Die Kriegsschiffe Pisa  , San Giorgia und Agordat werden hier Menge wurde mit der blanten Waffe zersprengt.

erwartet.

Demonstrationen in Turin  .

Turin  , 9. Juni. Hier fand heute eine Versammlung von mehreren Tausenden Personen statt, in der Protestreden ge­halten wurden. Nach Schluß der Versammlung durchzogen die Teilnehmer die Hauptstraßen und begaben sich darauf zur Arbeiter­tammer. Auf der Höhe der Genovastraße spannten die Aus­ständigen zwei ihnen begegnenden Lastwagen mit Tabak die Pferde ab und bemächtigten sich fleiner Zigarettenfiften, mit denen sie die Fenster der Häuser und eines benachbarten Cafés einwarfen; darauf berbrannten sie die kleinen Stiften. Schließlich wurde die

Menge durch Kavallerie zerstreut.

Die Kammerdebatte.

Die beleidigten Beamten.

Der Reichsverbandsgeneral v. Liebert hat das Pech gehabt, die

Das Vorgehen der Polizei sei von der Volkszeitung" ganz be­sonders scharf fritisiert worden in dem Artikel mit der Ueberschrift " Der Triumph des Polizeisäbels" und der Behauptung, die Polizei jei gegen wehrlose Männer, Frauen und Kinder vorgegangen. Die deutschen   Beamtenvereine gegen sich aufgebracht zu haben. Er Ereignisse dieses Abends werden in einem längeren Artikel ge- fchrieb bekanntlich am 25. Mai d. J. im Tag", das sozial­schildert und der Tatbestand etwas anders dargestellt, als man demokratische Gift verbreite sich immer weiter durch die ihn im Polizeirapporte zu lesen bekam. Adern unseres Boltstörpers, es habe schon das mittlere und

Am 5. Juli sind die Polizei- und Gendarmerieaufgebote aber- untere Beamtentum erfaßt und hier hätten auch schon die des Syndikalismus Plaz   gegriffen. Diese mals verstärkt wegen der Vorgänge des vorausgegangenen Abends Ideen und auch an diesem Tage wiederholten sich die Ansammlungen. Ein Charakterisierung der Beamten wurde vorigen Sonnabend auf der sei geschossen und die Beamten der Firma Berger seien ernstlich Entrüstung zur Sprache gebracht. Der Vorsitzende, Ministerialrat Arbeiterzug sei zum Entgleisen gebracht, auf die Schuhmannschaft Tagung des Verbandes deutscher   Beamtenvereine in Hamburg   mit bedroht worden. Die Ereignisse wurden in der Volkszeitung" Entrüftung zur Sprache gebracht. Der Vorsitzende, Ministerialrat unter der Ueberschrift Blind für Vernunft und soziales Recht" Just, versicherte, man werde dem Generalleutnant v. Liebert be­wiederum, kritisiert mit dem Hinweis, daß die verkehrten Maß- deuten, daß solche Aeußerungen als Beleidigungen des Bes nahmen des Polizeipräsidenten die Erregung der gesamten Beamtenst an des aufzufassen seien. völkerung verursacht hätten. Nachdem am Sonntag Ruhe geherrscht Da ein Strafantrag gegen Herrn v. Liebert aber nicht be­hat, tam es dann am Montag zu den gefährlichsten Auftritten schlossen wurde, scheint mit dieser Erklärung die vor Entrüstung während der ganzen Dauer des Streites. Nach vielen Tausenden bebende deutsche Beamtenseele ihr Gleichgewicht wiedergefunden zu zählte die Menschenmenge, die sich hier zusammengefunden hatte, haben.

Rom  , 9. Juni.  ( Kammer.) Ministerpräsident Salandra er­tlärte in seiner Antwort auf die Interpellationen über die Zwischen fälle in Ancona  , daß er erfahren habe, die Arbeiterkammern ver­schiedener Städte hätten beabsichtigt, auf Anregung der Arbeiter­tammer in Ancona   am 7. Juni, dem Nationalfeiertag, anti- und zwar in der Hauptsache aus Neugierde, ohne irgendwelche Es wird wohl bei den meisten mittleren und unteren Beamten militaristische Kundgebungen zu veranstalten. Daher aggressive Absicht gegenüber der Polizei. Aber plöglich ertönten mit der Entrüstung auch nicht so weit her gewesen sein. Wäre ihnen habe er die Präfekten   angewiesen, diese zu verbieten. Schüsse, Steine und Flaschen seien gegen die Polizei geworfen Er worden, und diese machte von der Schußwaffe Gebrauch. Die nicht das Recht der freien Meinungsäußerung genommen, würden übernehme die volle Verantwortung für diese Anweisungen. Arbeiter Bohler und Gutknecht, die fich auch in der viele von ihnen gegen diese Behauptung des Reichsverbands= ( Lebhafter Beifall, Lärm auf der äußersten Linken.) Das Ver- Menge befanden, wurden durch Karabinerschüsse getötet, was die generals gewiß nichts einzuwenden haben, so wenig sie sonst mit bot dieser Kundgebungen sei in der Tat im gesamten Königreich Empörung der Bevölkerung noch mehr steigerte und noch am gleichen ihm zu tun haben wollen, eben weil sie in der Sozialdemokratie die ohne Zwischenfälle durchgeführt worden, außer in Ancona  . Der Abend marschierte Militär ins Streifgebiet. zuverlässigste Vertreterin ihrer Interessen erblicken. Ministerpräsident gab dann einen Bericht der Ereignisse, wie Die Vorgänge des Abends vom 7. Juli wurden von der sie am 7. Juni sich nach den bekannten Nachrichten zugetragen Volkszeitung" in einem Artikel unter der Ueberschrift Zwei Der Geistliche Rat auf dem Index. haben. Er hob hervor, daß die Carabinieri und der Polizei- Opfer wahnsinniger Polizeigemalt" in scharfer Weise besprochen. beamte, die dabei Schüsse abgegeben hatten, sich in haft be- Beleidigenden Inhaltes für den Polizeipräsidenten und die ihm Nach langem Ueberlegen nimmt jetzt die Germania  " das Bort unterstellten Polizeibeamten sind nach der Anklageschrift ferner noch fänden und zur Verfügung der gerichtlichen Bedie Artifel mit den Ueberschriften:" Nichtswürdige Komödianten", au der kirchlich- amtlichen Verrufserklärung gegen die Schrift des hörden ständen. Ein nach Ancona   gesandter Generalinspektor habe Opfer der Notwehr oder gewissenloser Bolizeibrutalität?" badischen Zentrumsführers Wader. Zunächst flammert sich das festgestellt, daß die Carabinieri geradezu einem Steinhagel Die Anflageschrift schließt mit den Worten: Die sämtlichen Zentrumsblatt daran, daß nicht die gauze Broschüre, die den Titel ausgesett gewesen seien und angefangen hatten, zu schießen, erwähnten Artikel enthalten schwere Beleidigungen des Polizei- trägt Gegen die Quertreiber" und die außer dem Aufsatz Waders nachdem mehrere von ihnen durch Steinwürfe verwundet worden präsidenten von Rzewusti in Mülhausen  , dem vorgeworfen wird, auch die Erklärung des Reichsausschusses der Zentrumspartei   vom waren. Der Ministerpräsident wies auf die Ausschreitungen hin, daß er seine Polizeiorgane einseitig in den Dienst der Interessen 8. Februar 1914 und eine Rede des Reichs- und Landtags­bie sich gestern und heute in Ancona   zugetragen hätten, sowie der Firma J. Berger gestellt habe, daß er hierbei so weit ge abgeordneten Marg über den politischen Charakter des Zentrums auf die gestrigen Stundgebungen in Rom   und wiederholte zum gangen fei, bie Belegung gesundheitswidriger Baraden durch die enthält, auf den Inder gesetzt worden sei. Denn der Vermerk in genannte Firma wissentlich zu dulden und ein gefeßliches Ein Schluß, daß er die volle Verantwortung übernehme. schreiten seiner Polizeiorgane gegen die ihre wirtschaftlichen Inter  - der amtlichen Veröffentlichung der Index- Kongregation besagt aus­Hierauf fritisierten zahlreiche sozialistische und radi- effent in zulässiger Weise verfolgenden Arbeiter und deren An- drücklich, daß nur der Wackerſche Aufsaz" Zentrum und firchliche tale Abgeordnete, daß der Ministerpräsident die Kund- gehörige zuzulassen bzw. anzuordnen. Gegen die Polizeibeamten Autorität" verboten werde. Für die allgemeine Beurteilung der gebungen für die Opfer des 7. Juni verboten habe. und Gendarmen wird der Vorwurf gefezwidrigen Einschreitens, Stellung der Römischen Kurie zu der Antiquertreiberbewegung ist