Die Lebenserinnerungen von Hans „Lumpi“ Lemp (1928-2014) beschreiben den Werdegang und die politischen Erfahrungen eines besonders originellen Bundestagsabgeordneten. Er organisierte Events, lange bevor dafür in Bonn und Berlin eigene Agenturen mit ansehnlichen Honoraren beauftragt wurden. Zu denken ist an seinen fantasievollen Protest gegen die für die Landwirte seines Wahlkreises zu niedrigen Eierpreise, als er 1971 ein Legehuhn namens „Eggi“ in seinem MdB-Büro im „Langen Eugen“ hielt; oder daran wie er Helmut Schmidt öffentlichkeitswirksam Holzpantinen schenkte, damit er – gerade zum Bundeskanzler gewählt – immer einen festen politischen Stand habe; oder wie Lemp im Jahr 1975 im Deutschen Bundestag die erste Rede auf Plattdeutsch seiner oldenburgischen Heimat hielt. Unvergessen ist auch, wie er sich nach einem heftigen Verkehrsunfall im April 1972 schwer verletzt im Rollstuhl zur Abstimmung über das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt ins Parlament mühte, um seinen Kanzler und Parteivorsitzenden in dieser eminent wichtigen Situation nicht hängen zu lassen.

Bei allem Humor und aller Freude an der überraschenden Aktion ging es Hans „Lumpi“ Lemp immer um ernste Anliegen, für die er mediale Aufmerksamkeit zu wecken gedachte. Häufig ist ihm das gelungen, und er hat auf diese Weise politische Fortschritte erreicht. Ohne Frage hat sich Lemp mit seinem lebendigen Verständnis seiner Abgeordnetentätigkeit und nicht zuletzt durch seinen Einsatz auf kommunaler Ebene um die Demokratie verdient gemacht.